„Albus, komm sofort herein, das Essen wird kalt."

„Ja, Mutter."

Der schlaksige, große Junge wurde von der gellenden Frauenstimme von seinem Untersuchungsobjekt abgelenkt und hob kurz den Kopf. Der Bowtruckle nutzte diesen Moment der Unaufmerksamkeit sofort und war auf und davon ehe Albus auch nur blinzeln konnte. Er seufzte traurig. Es hatte ihn zwei Tage gekostet einen Bowtruckle im angrenzenden Wald zu fangen.

Der Bowtruckle seufzte auch - allerdings vor Erleichterung. Dieses komische Kind hatte ihn in einem unachtsamen Moment gefangen, als er gerade ein Feenei herangeschafft hatte. Und dann hatte er die letzten fünf Stunden damit verbracht ihn abzumessen, herumzubiegen, zu zeichnen und (das eindeutig allerschlimmste) er hatte ihn katalogisiert und ihm mit einem schwarzen Stift einen Punkt auf den Kopf gemacht. Alle seine Freunde würden ihn nun auslachen!

Die Frau erklomm leise Stufe für Stufe. Vorsichtig, da sie in der Düsternis des Stiegenhauses nicht viel sehen konnte. Nach jedem Schritt hielt sie lauschend inne. Im zweiten Treppenabsatz schlich sie sich an eine massive Holztüre mit mehreren Riegeln und Schlössern heran. Mit offenem Mund legte sie ein Ohr an die Tür. Nach einigen Minuten in denen sie keinerlei Geräusch zu vernehmen schien begann sie so leise wie möglich die Schlösser zu öffnen. Dann riss sie die Türe auf und schrie laut „HA! Glaubst du etwa, dass ich dir die Strafe erleichtere wenn du plötzlich so brav und still bist, du mieser kleiner – wo steckst du denn?"

Ungläubig stand sie mitten im Zimmer und konnte ihren vermaledeiten Sohn nirgends entdecken.

Plötzlich schnaubte sie wütend. „Du willst verstecken spielen, gut ich finde dich schon und dann werde ich es am Abend deinem Vater erzählen. Du weißt was das heißt?"

Sie grinste triumphierend. Aber als nach dieser Verkündung noch immer niemand auftauchte wurde sie wirklich wütend. Vor Wut rasend sah sie unter das Bett und in den Kleiderschrank – ohne Erfolg.

Als sie zum Fenster stürzte, das weit offen stand, kletterte ein kleiner Junge, vielleicht sieben Jahre alt, leise vom Schrank und schlich seelenruhig auf Zehenspitzen aus dem Raum in dem die Frau ihm noch immer den Rücken zukehrte und die Hausmauer nach Fluchtmöglichkeiten absuchte.

Grinsend nahm er zuvor noch den Zauberstab aus der Tasche ihres weiten Morgenmantels und schloss leise die Tür hinter sich. Mit der Ruhe eines Wiederholungstäters schloss er alle Vorhängeschlösser und drehte zuallerletzt den Schlüssel im Schloss.

Das laute hämmern und die Schreie die nun seltsamerweise aus seinem Zimmer drangen ignorierte er vollkommen, während er fröhlich pfeifend die Treppe hinunterhopste.

In der Eingangshalle begegnete er einem anderen, etwa vierjährigen Jungen.

„Sirius weißt du wo Mummy ist?" fragte dieser mit quengelnder Stimme.

Sirius Black, der in seinen Gedanken schon in der Winkelgasse bei seinem kleinen Einkaufsbummel war konzentriert sich nun auf das Finden einer richtigen Antwort für seinen kleinen Bruder.

„Eigentlich könnte Sie im Keller sein." sagte er nach reiflicher Überlegung.

Dann verließ er federnden Schrittes das Haus.

Es war ihm sehr wichtig nicht zu lügen.