Disclaimer: Mir gehört alles Tolkien und dem Rest überhaupt nix, ich verdien mächtig Geld mit der Sache und natürlich ist alles umgekehrt. Wie blöd... #schnüff#

Warnung: Spoiler!

A/N: Mal wieder ein neues Kapitel. Und ich hab noch nicht einmal allzu lange gebraucht #blinzel#

Die Reviews:

Enessa Danke ;) Reden? Wird sie schon, denk ich... aber mehr oder weniger unfreiwillig #g#

Jo Ebenfalls danke – ganz spät #g# schön, dass dir die Geschichte immer noch gefällt – auch wenn du sie schon mal gelesen hast. Und ich werd schon nicht aufhören mit schreiben, würde mir selbst gewaltig gegen den Strich gehen wenn da einfach ne Story unbeendet rumliegt #zwinker# ich brauch halt nur manchmal (oder so gut wie immer #ggg#) etwas länger.

Und ich muss mich wohl noch mal bei Ladeniel bedanken, weil sie mich durch ihre ausführliche Kritik zum Nachdenken gebracht hat und ich jetzt (glaube ich #g#) von mir behaupten kann, dass ich Méra um einiges besser kenne als vorher ;)

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Wenn Leben Tod bedeutet

Kapitel 6 – Edoras

Der Ritt durch die Strassen von Edoras hinauf zur goldenen Halle war eine bedrückend stille Angelegenheit. Aus den Eingängen ihrer Häuser heraus beobachteten die Menschen misstrauisch die fünf Fremden, ohne Gruß, ohne ein freundliches Gesicht. Auch der Empfang vor der goldenen Halle war kühl. Ein voll gerüsteter Krieger trat auf die Gefährten zu und hieß sie ihre Waffen abzulegen. Méra zog unwillig eine Augenbraue hoch und betrachtete den Menschen überheblich. Was erlaubte der sich?

„Ihr solltet Eure Waffen wirklich ablegen... erinnert Euch an das, was Gandalf auf dem Weg hierher zu Euch sagte. Von wegen geeignetem Verhalten", murmelte eine Stimme an ihrem Ohr und sie zuckte unwillkürlich zusammen, schüttelte dann jedoch ärgerlich den Kopf und machte sich daran Schwert und Dolche abzunehmen. Peinlichst genau darauf bedacht, dass ihre Waffen nicht zu Schaden kamen, überreichte Méra sie schließlich dem Krieger, nicht ohne ihn warnend anzusehen. Sollte sie auch nur irgendwo einen Kratzer oder ähnliche Beschädigungen finden, der Rohirrim wäre um einen Kopf kürzer.

„Euren Stab", sagte dieser zu Gandalf, nachdem alle anderen Waffen in seinem Gewahrsam waren, „ich muss Euch Euren Stab abnehmen."

Der Zauberer schwieg einen Moment und schüttelte dann unwillig den Kopf. „Unhöflich seid Ihr! Einem alten Manne seine Stütze nehmen zu wollen..."

„Ein Stab in den Händen eines Zauberers mag mehr sein, als sein Äußeres zeigt", erwiderte die Wache misstrauisch. Méra verzog unwillig ihr Gesicht. Wie lange wollten sie denn noch vor dieser Halle stehen bleiben und sich um einen albernen Stab streiten? Langsam wurde es unangenehm, denn ein kühler Wind zerrte unablässig an Kleidern und Haaren.

„Wir wollen niemandem hier Böses", mischte sich Aragorn ein. „Es besteht kein Anlass diesen Stab zu beschlagnahmen."

„Nun gut. Doch seid versichert, dass wir keinen Halt vor dem Gebrauch unserer eigenen Waffen machen werden, sollte irgendetwas unser Misstrauen erregen."

„Könnten wir nun vielleicht endlich eintreten? Ihr haltet uns schon lange genug hier draußen im Wind fest", murrte Méra leise. Der Rohirrim hörte sie nicht, dafür trafen sie belustigte Blicke von Aragorn, der direkt neben ihr stand, worauf sie missmutig ihr Gesicht verzog. Noch etwas, worauf er sie ansprechen konnte, noch etwas, was ihm Anlass zu neuen Fragen lieferte.

„Folgt mir." Sie war beinahe erleichtert, diese Worte zu hören und war hinter Gandalf die erste, die in die Halle trat. Schummriges Licht begrüßte sie, das bizarre Schatten warf und der Halle etwas Unheimliches verlieh. Die Stimmung war gedrückt, an den Wänden entlang standen Wachen postiert, welche die Fremden ebenso misstrauisch musterten wie die Menschen in der Stadt. Nahezu hasserfüllt waren die Blicke, und hie und da war eine geflüsterte Beleidigung zu vernehmen. Einige dunkel gekleidete Menschen hielten in ihren Tätigkeiten inne und folgten den Gefährten mit Blicken. Kein lautes Wort wurde gesprochen, bis Gandalf die drückende Stille unterbrach.

„Die Höflichkeit in Eurer Halle hat stark nachgelassen, König Théoden. Noch vor wenigen Jahren wurden Besucher weit freundlicher begrüßt, auch wenn man sie vielleicht nicht kannte."

„Warum... sollte ich Euch willkommen heißen, Gandalf... Sturmkrähe?" An der Stirnseite der Halle erkannte Méra einen alten, in einen schweren Mantel gekleideten Mann mit verfilztem Haar und kränklichem Gesicht – offenbar der König. Seine Stimme war nicht mehr als ein Krächzen und klang kraftlos und zögernd. Neben dem thronartigen Sitz des Alten regte sich nun eine dunkel gekleidete Gestalt und entpuppte sich als blasser Mann mit fettigen Haaren und einer ebenso schmierigen Stimme.

„Ja, warum sollte man Euch und Eure Begleiter – Bettler, nichts anderes – hier willkommen heißen? Zumal die Stunde Eures Kommens mehr als nur spät ist und Eure Nachricht wohl nichts anderes als Kummer bringen wird?", fragte der Mann lauernd. Seine Haltung hatte etwas von einer hinterhältigen Raubkatze, die sprungbereit war ein unschuldiges Opfer zu fassen.

„Schweigt, Schlangenzunge! Sprecht nicht von Dingen, von denen Ihr nichts wisst und geht mir aus dem Weg!", rief Gandalf drohend und hob seinen Stab. Der Mann – Schlangenzunge – wich etwas zurück, sein Gesicht zeigte Panik. Seine ängstlich funkelnden Augen huschten zu den postierten Wachen.

„Sein Stab! Nehmt ihm seinen Stab ab!", schrie er und wich weiter zurück, das Feld den Wachen überlassend, die sich nun den Gefährten näherten. Ungerührt teilte Méra einen Tritt an einen der Männer aus, auch wenn sie diese Art des Kampfes als primitiv ansah. Sie hatte es damals trotzdem erlernen müssen, aber schon längere Zeit nicht mehr trainiert. Sie war eingerostet und ihre Bewegungen langsam, aber dennoch halbwegs treffsicher. Und die Wachen schienen gar nicht auf einen Kampf auszusein...

Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie Gandalf sich dem Alten näherte und der Zwerg gerade einen Fuß auf den Rücken des am Boden liegenden Schlangenzunges stellte, was ihr ein kleines Grinsen entlockte, ehe sie sich wieder den Wachen widmete. Keiner von ihnen benutzte seine Waffen wie vorhin der Krieger am Eingang zur Halle angedroht hatte. Nun, ihr war es recht – sie bezweifelte, dass sie viele Chancen gegen einen schwertschwingenden Gegner gehabt hätte.

Ein heiseres, nahezu unmenschliches Lachen ließ Méra herumwirbeln. Verwundert musterte sie das verzerrte Gesicht des Alten, der sich in seinem Sitz aufgerichtet und zu Gandalf gelehnt hatte.

„Rohan ist mein...", keuchte er und klang so gar nicht mehr nach dem kränklichen Alten von vorhin. Gandalf antwortete nicht, sondern machte nur einen Schritt weiter nach vorne. Der Greis öffnete erneut seinen Mund um etwas zu sagen, sackte jedoch plötzlich mit einem gequälten Husten in sich zusammen. Von der Seite der Halle her kam eine in Weiss gekleidete Frau zu ihm gestürzt und stützte ihn.

Stille kehrte ein, alle starrten gebannt auf den König. Langsam hob er seinen Kopf und Méra bemerkte stirnrunzelnd, dass er plötzlich gar nicht mehr so alt wirkte. Die Jahre schienen sichtlich von ihm abzufallen und machten einem um ein Vielfaches jüngeren Mann Platz, der sich verwirrt umsah. Sein Blick fiel auf die Frau und sein Gesicht nahm einen erstaunten Ausdruck an.

„Ich... ich kenne Euch... Éowyn?"

Die Frau lächelte und half dem König aufzustehen. Er besah sich die Halle, als sähe er sie seit langer Zeit zum ersten Mal, und hielt bei Schlangenzunge inne. Dieser ließ ein klägliches Winseln hören, hatte jedoch keine Möglichkeit sich zu rühren, da noch immer der Fuß des Zwergen auf seinem Rücken platziert war. Méra grinste leicht, versteckte dann aber den verräterischen Gesichtsausdruck hinter ihrer undurchdringlichen Maske und beobachtete stumm, wie zwei Wachen Schlangenzunge packten und ihn nach draußen schleiften. In einigem Abstand folgte der König, dahinter traten neugierige Menschen vor die Halle.

Méra stand mitten unter ihnen und beobachtete desinteressiert, wie Théoden sein Schwert – irgendjemand musste es ihm gereicht haben – erhob und Schlangenzunge hasserfüllt anstarrte. Neben ihr versteckte ein kleines Mädchen sein Gesicht in den Röcken seiner Mutter und wimmerte leise. Die Frau verpasste ihr einen unsanften Klaps auf den Hinterkopf und richtete ihren Blick dann wieder erwartungsvoll auf das Schauspiel.

Doch gerade als Théoden Schlangenzunges Leben ein Ende setzen wollte, trat Aragorn dazwischen und hielt den König auf. Méra entwich ein leiser, resignierter Seufzer. Dieser Waldläufer war doch einfach unmöglich. Was mischte er sich auch überall ein? Nun hatte er es soweit gebracht, dass Schlangenzunge eine Möglichkeit zur Flucht gegeben worden war. Schon erklang Hufgeklapper und ein Pferd jagte zum Stadttor hinaus. Kopfschüttelnd drehte Méra sich um und wollte zurück in die Halle gehen, als eine Hand an ihrer Schulter sie zurückhielt.

„Kommt", sagte Legolas leise, „man hat uns Räumlichkeiten zugewiesen, bis über unsere weitere Reise entschieden ist."

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Still saß das blonde Elbenmädchen auf einem breiten Ast eines Mallornbaumes und beobachtete von dort eine Gruppe Elbenkinder in ihrem Alter. Ihr Gesicht war traurig und ein bisschen neidisch, gleichzeitig lag aber ein missmutiger Zug darauf, so als wolle sie sagen, dass ihr nur ja niemand zu nahe kommen sollte.

Ihre blauen Augen fixierten einen der älteren Elbenjungen, der gerade eine Grimasse zog, worauf alle anderen lachend und kreischend vor ihm wegrannten. Der Junge hob seine Hände und tat so, als hätte er Krallen daran, während er auf ein kleines Mädchen zutorkelte. Dieses lachte und lief ihm fröhlich quietschend davon, während ein anderer Junge rief: „Pass auf, da ist Méra, die Verrückte! Renn weg, renn weg, sie erwischt dich!"

Die Worte riefen bei den spielenden Kindern lautes Gelächter hervor. Das Mädchen auf dem Baum hingegen kauerte sich dicht an den Stamm und hoffte, dass keiner der anderen mitbekam, dass sie ihnen wieder beim Spielen zusah. Leise schniefend wischte sie sich eine Träne aus dem Gesicht und beobachtete durch die Blätter hindurch, wie der Junge, der sein Gesicht zu einer hässlichen Fratze verzogen hatte, einem anderen hinterher rannte und sein Opfer zu Boden schmiss.

„Ha! Jetzt musst du die Verrückte sein!", rief der Sieger triumphierend und ließ seine Gesichtszüge wieder normal werden.

„Aber...", versuchte es der auf dem Boden liegende, „ich..."

„Nichts da! Du musst!", sagte der Größere und richtete sich etwas auf. Er war der Anführer der Elbenkinder von Lorien und was er sagte, war Gesetz bei allen Elben unter zweihundert Jahren. Bei fast allen. „Außerdem, die Rolle passt doch besser auf dich als auf alle anderen, Schwächling! Denn nichts anderes ist auch die Verrückte. Hält sich für etwas Besseres und behauptet, sie könne mit einem Schwert umgehen. Aber vor ein paar Tagen, da war ich auf dem Übungsplatz und habe ihr zugesehen. Die konnte die Waffe noch nicht einmal mit beiden Händen aufheben!"

Lautes Gelächter und „Versagerin!"-Rufe erfüllten die Luft und das Spiel ging weiter.

„Dafür hasse ich dich, Haldir!", flüsterte das Mädchen auf dem Baum und wischte sich erneut eine Träne aus dem Augenwinkel. „Ich hasse dich, hörst du?"

Er hörte nicht, war er doch vollends damit beschäftigt, einen kleinen Jungen auszulachen, der in einer kleinen Dreckpfütze gelandet war. Das Mädchen kletterte vorsichtig von seinem Ast herunter, bemüht, den anderen nicht aufzufallen.

„He, seht mal! Da ist sie ja, unsere Verrückte! Und... nein, seht mal, sie heult!"

Erneut kam Gelächter auf und die Kinder bildeten einen Halbkreis vor dem Mädchen, Haldir in der Mitte.

„Du möchtest doch nicht etwa mit uns spielen, Méra, oder?"

Sie schüttelte den Kopf und sah weg. Natürlich würde sie gern mit den anderen spielen, aber...

„Wie gut, wir würden dich nämlich auch nicht mitspielen lassen! Verschwinde hier, du Schwächling! Du hast hier nichts verloren!"

Méra machte kehrt und rannte davon. Heiße Tränen benetzten ihre Wangen, während sie so schnell sie konnte aus der Hörweite der anderen entfloh. Die Spottrufe verfolgten sie bis zum Rand von Caras Galadhon, wo sie sich zitternd auf einem mächtigen Baum verkroch.

„Ich hasse dich, Haldir!", schrie sie und verscheuchte damit einen Vogel, der über ihr im Geäst sein Nest hatte. Es war ihr egal. „Ich hasse dich..." Ihre Stimme war nur noch ein Wimmern. Warum war sie auch so anders als die anderen Elbenkinder? Warum gehörte sie nicht dazu?

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Die Bilder ihres Traumes wurden zum dunklen Dachgebälk des Raumes, in dem die Gefährten untergebracht worden waren. Méra mühte sich, ihre Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen und wischte sich kurz über ihr Gesicht, zuckte zusammen, als sie Tränen fühlte. Langsam setzte sie sich auf und starrte auf ihre Finger. Sie hatte geweint... wie lange war es her, dass sie sich zum letzten Mal eine solche Blösse gegeben hatte? Es waren Jahrhunderte gewesen...

Eine leise Stimme riss sie aus ihren Gedanken.

„Warum hasst Ihr Haldir?"

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A/N: Das war jetzt kein Cliffhanger, oder? #unschuldig grins# Übrigens könnt ihr noch beeinflussen, wer Méra da jetzt diese Frage gestellt hat. Ich bin für alle möglichen (und unmöglichen #g#) Vorschläge offen...