Disclaimer: Mir gehört alles! Tolkien und dem ganzen Rest überhaupt nix, ich verdien mächtig Geld mit der Sache und natürlich ist alles umgekehrt. Wie blöd... #schnüff#

Warnung: Spoiler!

A/N: Hey, wir haben Jubiläum! Zehn Kapitel WLTB und ich hab noch immer Leser... #staun# zur Feier des Kapitels musstet ihr auch nicht sooo lange warten (ich hab es noch am selben Abend wie Nr. 9 beendet – man lese und staune!).

Zu den Reviews:

Liderphin: Ich liebe deine Reviews! Aber... das weißt du ja schon, nicht? #knuddl#

rhabarber: Ein Spoiler weist ganz einfach darauf hin, dass wichtige Fakten aus dem Original verraten werden... z.B. der Ausgang einer Schlacht (ich kann ja sooo gut erklären #seufz#)

Enessa: Ach, der Junge kam dir bekannt vor? #pfeif# Ich glaube aber nicht, dass es der selbe war... #g#

Morenka: Hm... meine Muse hab ich seit geraumer Zeit nicht mehr gesehen #g# aber ich hoffe für uns beide, dass die mal schnell wieder zurückkommen...

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Wenn Leben Tod bedeutet

Kapitel 10 – Tausend und keine Träne
Gewidmet Liderphin, für ihre wunderbaren Kommentare

Es herrschte eine trostlose, verzweifelte Stimmung in der Burg, während von draussen das siegessichere Geschrei der Feinde hereindrang. Mitten zwischen wenigen gehetzten Soldaten, die mit allem, was sie fanden, das Tor verriegelten, stand Théoden, das Gesicht ein einziger Ausdruck der Fassungslosigkeit und Verzweiflung. Sein Blick war ins Leere gerichtet, die Hände zu Fäusten geballt. Ein König, der eingesehen hatte, dass alles vorbei war und sein Land nur so kurz vor dem Fall stand.

Méra empfand beinahe so etwas wie Mitleid, als sie Théoden so betrachtete. Ein gebrochener, alter Mann, der doch eigentlich in seine goldene Halle gehörte und weise über sein Volk regieren sollte. Aber solcherlei Zeiten waren nun wohl endgültig vorbei...

Zwischen den Soldaten lief Aragorn hin und her, leise vor sich hinmurmelnd und hin und wieder das Schmuckstück um seinen Hals betastend. Plötzlich blieb er stehen und wandte sich an den König.

„Sagt, gibt es nicht einen Weg, auf dem man die Frauen und Kinder hier wegbringen könnte?"

Schweigen folgte auf diese Frage, bis ein Soldat schliesslich antwortete.

„Es gibt einen Gebirgspfad, aber sie werden nicht..."

„Schickt sie sofort auf den Weg, los!"

Méra sah kopfschüttelnd dem Soldaten hinterher, der aus der Halle verschwand. Es brachte nichts... das Tor würde nicht mehr lange halten. Bereits jetzt zeigten sich deutliche Risse in dem schwachen Holz.

„Wozu?", fragte Théoden plötzlich heiser. „Wozu, wenn wir Menschen doch nichts gegen so viel Hass und Stärke ausrichten können? Es ist vorbei... wir sind verloren."

„Nein! Ihr könnt nicht aufgeben! Nicht, wo so viele Eurer Männer ihr Leben liessen, um dieses Land zu verteidigen!"

„Sie starben mit der kleinen Hoffnung auf den Sieg. Uns bleibt nichts mehr, als die Gewissheit, dass es nun zu Ende ist", sagte Théoden klar. Sein Blick war nach wie vor auf einen ungewissen Punkt in der Ferne gerichtet.

„Ihr könnt jetzt nicht aufgeben! Nicht so! Ihr könnt nicht so Eurem Untergang entgegensehen... sagtet Ihr mir heute nicht einmal, Ihr wolltet Eure Männer ein Ende vollbringen lassen, an das sich jeder erinnern könnte? Dann tut, was Ihr versprochen habt! Lasst diese Nacht in die Geschichte eingehen, so dass sich jeder an Rohans glorreichen Untergang erinnern wird!" Aragorns Stimme war immer lauter geworden und hatte die Aufmerksamkeit aller auf sich gezogen. „Lasst Pferde herbringen! Reitet! Reitet und sterbt wie ein wahrer König Rohans!"

Théoden fasste Aragorn für einen Moment ins Auge, dann drehte er sich zu seinen Männern um.

„Er hat Recht!", rief er mit neuer Kraft in der Stimme. „Bringt Pferde her! Lasst uns reiten, lasst uns reiten und mit Heldenmut dem Tod entgegensehen!"

„Es ist sinnlos", warf Méra ein. Aller Blicke richteten sich auf die Elbin, die völlig ruhig an eine Säule gelehnt dastand. „Wozu noch dem Feind in die Arme reiten, wenn wir sowieso alle sterben?"

„Es bleibt Euch überlassen, ob Ihr mit uns reitet", sagte Aragorn ruhig. „Falls Ihr es nicht tut, dann wünsche ich Euch, dass Euer Sterben schnell vorbei sein wird... denn das ist es doch, was Ihr fürchtet, nicht wahr?"

Méra verzog wütend ihr Gesicht. Er wagte es, sie vor allen bloss zu stellen? Nun, wenigstens würde niemand lange genug Zeit haben, um gross darüber nachzudenken...

Energisch packte sie die Zügel eines der herbegebrachten Pferde und schwang sich – mit einiger Mühe – in den Sattel. Die Tür knackte bedrohlich, das Stampfen der Uruk-hai draussen wurde immer lauter.

„Zieht eure Schwerter, Eorlingas!", rief Théoden und trieb sein Pferd an, als die Tür mit einem lauten Krachen aufsprang. „Reitet!"

Méra trieb ihr Pferd an und ritt den anderen hinterher – die kleine Gruppe, die den verzweifelten Ausfall wagte, umfasste nicht mehr als fünfzehn Reiter. Dennoch hatten sie eine solche Überraschungskraft, dass sie die ersten Orks problemlos nieder ritten und bis auf den Dammweg hinauskamen. Dort erwartete sie eine brodelnde Masse von Feinden, eine Masse, gegen die dreissig Reiter niemals eine Chance haben würden.

Neunundzwanzig, korrigierte Méra sich in Gedanken, als vor ihr ein Krieger mit einem lauten Schrei vom Pferd stürzte. Achtundzwanzig, siebenundzwanzig...

Ein helles Wiehern liess alle, sogar die Orks, innehalten. Auf einer Hügelkuppe nicht weit von Schlachtfeld entfernt, erschien ein weisser Reiter. Gandalf... und hinter ihm tauchte ein Krieger in voller Rüstung auf, den Méra nicht erkannte.

„Éomer!", rief Théoden erleichtert aus, als hinter dem Krieger weitere auftauchten und sich bald eine Truppe gut gerüsteter Reiter in vollem Galopp auf das Schlachtfeld zu bewegte. Und mit dem Trupp kam die Sonne, welche die Orks blendete und sie behinderte. Und vielleicht kam in den letzten Verteidigern der Hornburg auch noch ein Fünkchen Hoffnung auf...

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Das schmerzerfüllte Stöhnen verletzter Männer erfüllte die Halle, der Geruch nach Blut umfing alles. Méra unterdrückte den aufkommenden Brechreiz und konzentrierte sich auf die junge Frau, die gerade ihre Wunden versorgte. Ohne eine Miene zu verziehen liess sie die Prozedur über sich ergehen, ergriff aber danach sofort die Flucht.

Erleichtert atmete sie die frische Luft ein, als sie, noch immer leicht hinkend, auf die Mauer stieg. Unten auf der Ebene trugen Krieger die Leichen zusammen. Qualmende Haufen entlang der Mauer verkündeten die vielen Opfer, die diese Schlacht gefordert hatte. Rohan war in der vorangegangenen Nacht um viele Männer ärmer geworden...

Sie warf einen kurzen Blick auf den Hof hinter der Mauer hinab, der erfüllt war von trauernden Frauen und Mädchen, die um ihre Männer, Söhne und Brüder weinten. Ein Bild der Verzweiflung...

Méra drehte sich wieder um. Um sie würde nie jemand trauern, wenn sich einmal ihr Schicksal erfüllte... fröstelnd schlang sie die Arme um ihren Oberkörper und wandte ihren Blick in die Ferne. Nie... nie hatte es jemanden gegeben, nie. Sie war immer alleine gewesen, hatte keine Freunde und keine Liebe gekannt.

Stahlblaue Augen blitzten hasserfüllt und gleichzeitig unendlich traurig auf, als das Bild einer blonden Frau, die Méra zum Verwechseln ähnlich sah, über dem Horizont aufstieg. Eine Frau, die ihre eigene Tochter gehasst hatte wie nichts sonst auf dieser Welt... gehasst für etwas, wofür diese Tochter nicht das wenigste konnte.

Méra schüttelte sich und vertrieb den Gedanken. Es war nicht gut, jetzt wehmütig zu werden und an Elben zu denken, die diese Gestade längst verlassen hatten.

„Ah, Méra. Wie geht es dir?"

Sie schrak unwillkürlich zusammen, drehte sich jedoch nicht zum Sprecher um, antwortete auch nicht.

„Was ist nur mit dir geschehen?", fragte Gandalf bekümmert und trat neben sie an die Mauer.

„Nichts", erwiderte Méra kühl. Es ging ihn nichts an, nein, ihn nicht. Auch wenn er immer meinte, sein Rat wäre für alle wertvoll. Auch wenn er immer meinte, alle müssten ihm erzählen, wie ihr Seelenleben aussah. Auch wenn er immer meinte, dass er von allen der wichtigste sei und alle ihn bräuchten. Nein.

„Du solltest dich etwas mehr öffnen", riet er ihr. „Es tut dir nicht gut, wenn du alles immer nur in dich hineinfrisst."

„Ich fresse nichts in mich hinein."

„Doch, Méra, schon immer. Du meinst, dir fehlt jemand, zu dem du offen sein kannst, aber du vergisst mich. Ich werde dir immer zuhören."

„Und mir natürlich immer bereitwillig Rat geben, den ich nicht gebrauchen kann. Den ich überhaupt nicht will! Wann begreifst du endlich, Gandalf, dass ich dich nicht brauche! Dass ich auf eigenen Füssen stehe und niemanden nötig habe, der sich um mich sorgt!", fauchte Méra, noch immer ohne ihn anzusehen. „Ich brauche keinen dummen alten Zauberer, der meint, er wisse alles besser und ganz besonders, was ich nötig habe! Und ich brauche ganz bestimmt niemanden, der mir sagen will, wie ich mit meinem Schicksal umgehen soll!"

„Doch, ich glaube, du brauchst jemanden. Ganz einfach, weil du noch nie jemanden hattest."

„Und das ist auch gut so! Ich bin es nicht wert, Gandalf, begreif es endlich! Ich bin und war es nie. Und noch vor dem Ende dieses Krieges wird mein Leben ausgelöscht und niemand wird sich je an mich erinnern. Ich habe es akzeptiert, verstehst du? Und genau deshalb brauche ich niemanden!"

„Du belügst dich selbst, mein Kind", sagte Gandalf väterlich und legte eine Hand auf ihre Schulter. Méra schüttelte sie ab.

„Nein, das tue ich nicht. Und selbst wenn, was ginge es dich an? Mein Leben ging dich überhaupt noch nie etwas an, aber du hast dich immer eingemischt. Gandalf der Grosse darf sich nämlich überall einmischen, nicht wahr?"

„Galadriel war es, die mich um diese Einmischung gebeten hat", erwiderte er ruhig.

„Galadriel hat sich ebenso ungefragt eingemischt wie du. Ihr beide habt mein Leben zerstört, und dafür hasse ich euch!" Méra holte kurz Luft. Es war das erste Mal, dass sie so etwas aussprach... „Habt ihr euch eigentlich nie gefragt, was diese verfluchte Prophezeiung für mich bedeutet? Und eure Einmischung, eure Einmischung, die alles zerbrochen hat? Ihr habt geglaubt, ihr tut etwas Gutes, indem ihr mich so ausgebildet habt, dass jeder in Lorien sich vor mir gefürchtet hat. Aber ihr habt nur Zerstörung gebracht... sonst nichts."

„Das war uns bewusst, mein Kind. Aber wir konnten es nicht ändern... es ist wichtig, dass du die Prophezeiung erfüllst."

„Das ich weiss längst. Aber ich... ich bin nicht wichtig, nicht wahr?"

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Als Méra etwas später alleine in der kleinen Kammer sass, die man ihr zugewiesen hatte, tat sie etwas, was seit Jahren nicht mehr wirklich vorgekommen war: sie weinte. Sie weinte, wie sie es noch nie getan hatte, weinte um ihr zerstörtes Leben und die ganzen Flüche, die sie immer verfolgt hatten. Sie weinte um ein Kind, das im Alter von vielleicht zehn Jahren gestorben war und nur eine glücklose Hülle zurückgelassen hatte, die nun in einer Schlacht um die andere kämpfte und ihrem sicheren Tod entgegensah.

Sie weinte um eine Mutter, die mit einem solchen Kind gestraft worden war – ein Kind, verflucht und nicht normal, eine Missgeburt, ein Unglück.

Sie weinte um einen Vater, den sie nie gekannt hatte, weil er auf dem Weg zu seiner neugeborenen Tochter getötet worden war – getötet, weil er in der Vorfreude auf sein Kind nicht wachsam gewesen und einem Hinterhalt zum Opfer gefallen war.

Sie weinte um alles, wofür sie schon tausend und keine Träne vergossen hatte.

Es war bereits Nacht, als die stummen Schluchzer immer weniger wurden und Méra sich aus ihrer verkrümmten Haltung auf dem unbequemen Bett aufrichtete. Ein halbblinder, kleiner Spiegel an der Wand zeigte ihr rotgeweinte Augen und ein hässliches Gesicht. Und es schien ihr, als stünde irgendwo in der Dunkelheit hinter ihr ein Schatten, der aus einem höhnisch aufgerissenen Mund lachte und lachte...

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Die Nachtluft strich kühl über Méras Gesicht und trocknete die letzten Tränenspuren, als sie erneut auf die Mauer hinaufstieg. Sie war verlassen, abgesehen von den Wachen. In der Luft hing der unangenehme Geruch der verbrannten Leichen, die Haufen am Fusse der Mauer qualmten noch immer. Sie war nicht dort gewesen, als die Menschen eine Andacht gehalten hatten, doch sie hörte, wie einige Wachen etwas entfernt von ihr darüber sprachen.

Unwillkürlich versteifte sie sich, als sie Schritte hörte, die ganz klar auf sie zukamen. Liess man sie denn nie alleine?

„Wo wart Ihr, als die Andacht gehalten wurde?"

„Das geht niemanden etwas an." Ihre Stimme klang belegt, wofür sie sich selber verfluchte.

„Man hat nach Euch gefragt."

„Man?"

„Théoden. Er wollte Euch danken. Dafür, dass Ihr gekämpft habt."

„Ich habe nicht für ihn gekämpft", erwiderte sie scharf.

„Wofür dann?"

„Das geht niemanden etwas an."

„Doch. Uns geht es etwas an, Eure Gefährten. Wir haben ein Recht darauf zu wissen, warum Ihr mit uns reist."

„Nein, das habt Ihr nicht. Niemand, auch nicht Ihr, Aragorn. Und mögt Ihr noch so sehr die Hoffnung der Menschenwelt sein oder wie auch immer Ihr Euch betiteln wollt." Er überhörte den Seitenhieb und drehte sie mit sanfter Gewalt zu sich um. Sein Gesicht war ernst.

„Ihr mögt das so sehen. Doch wir können uns Eurer Loyalität nie sicher sein, wenn wir Eure Ziele nicht kennen. Wir müssen wissen, wofür Ihr kämpft."

„Ihr dürft Euch sicher sein, dass ich auf nicht auf des Feindes Seite stehe."

„Aber steht Ihr auf unserer? Wenn Ihr einfach so zuseht, wie Euresgleichen stirbt, wenn Ihr es doch mit Leichtigkeit verhindern könntet?"

Méra zog eine Augenbraue hoch.

„Wovon sprecht Ihr?", fragte sie scharf.

„Warum hast du ihn sterben lassen?"

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A/N: #vorsichtig umguck# Ich hoffe, niemand hängt mich für diesen Cliffhanger... aber das nächste Kapitel kommt #schwör#