Disclaimer: Mir gehört alles! Tolkien und dem ganzen Rest überhaupt nix, ich verdien mächtig Geld mit der Sache und natürlich ist alles umgekehrt. Wie blöd... #schnüff#

Warnung: Spoiler!

A/N: Es war ein langer, harter Kampf, den ich und auch das Kapitel nicht ohne Blessuren überstanden haben – aber schlussendlich hat die Autorin triumphiert #lol# und für euch gibt's einen neues Kapitel – was heisst, dass wir dem Ende immer näher kommen.
Vielen lieben Dank für eure tollen Kommis – leider hatte ich nicht die Zeit, alle zu beantworten, aber ich hab alle gelesen und mich über alle sehr gefreut! Da mittlerweile selbst ich begriffen habe, dass man die Kommis nicht mehr in den Kapiteln beantworten darf – blöde Richtlinie –, werd ich das in Zukunft also auch, falls Zeit vorhanden, per Mail oder so beantworten. Also an alle Nicht-Angemeldeten: Bitte lasst eure Mail da, wenn ich euch zurückschreiben soll!
So, und nun lasse ich euch in Ruhe das Kapitel lesen ;)
eure 'dis

Wenn Leben Tod bedeutet

Kapitel 15 – Himiels Abschied

Méra wirbelte zeitgleich mit den anderen dreien herum und hielt überrascht die Luft an. Der Anblick, der sich ihr bot, war beängstigend... hinter einem selbstzufrieden grinsenden Totenkönig reihte sich ein nicht enden wollendes Heer aus blassen Gestalten, unter deren unhörbarem Kriegsgeschrei und dem Stampfen ihrer Füsse die Erde bebte.

„Ich hätte nicht damit gerechnet, dass Ihr Euch ohne jegliche Rückendeckung in die Schlacht stürzen wollt – noch dazu gegen eine solche Übermacht", meinte der Totenkönig und sein grinsender Mund entblösste eine Reihe von fauligen Zähnen.

„Ihr habt euch also entschieden?", fragte Aragorn misstrauisch, nachdem er seine Sprache wiedergefunden hatte. Das Gesicht des Totenkönigs wurde ernst und er nickte, während er auf das Heer hinter sich deutete.

„Wir sind den lebenden Tod müde... schon so lange. Wir kämpfen für Euch, wenn Ihr uns anschliessend gehen lasst."

„Ich verspreche es Euch", sagte Aragorn fest, dann drehte er sich um und warf einen Blick auf die brennende Siedlung, aus der noch immer panische Schreie erklangen. „Euer erster Auftrag", verkündete er. Der Totenkönig nickte und setzte sich in Bewegung, mit ihm das ganze Heer. Als wären da kein Mensch, kein Zwerg und keine zwei Elben gestanden, marschierten sie einfach durch die vier Gefährten hindurch.

Méra schauderte, ihr wurde übel. Es war ein schreckliches Gefühl wie die Toten durch sie hindurchstürmten: es war, als hätte jemand einen Topf voller eisig kaltem Schleim über ihrem Kopf ausgekippt, sie in ein nicht enden wollendes Bad aus Kälte und unangenehmen Empfindungen getaucht.

Sie atmete auf, als die letzten der Toten endlich in der brennenden Siedlung verschwunden waren und entsetzte Schreie verkündeten, dass es den Piraten nun an den Kragen ging. Beinahe bedauerte sie diese Menschen etwas, denn ein solcher Untoter war ganz bestimmt nicht der Anblick, den sie mit in den Tod hätte nehmen wollen.

„Aragorn!", knurrte der Zwerg und machte unruhig ein paar Schritte. „Du willst doch nicht etwa die ganze Arbeit denen überlassen!"

„Natürlich nicht, Gimli", sagte Aragorn und lächelte schwach. „Auch für dich sind genug da." Der Zwerg verzog sein runzliges Gesicht zu einer erfreuten Grimasse und rannte so schnell es seine kurzen Beine erlaubten, den Toten nach. Méra schüttelte spöttisch lächelnd den Kopf.

„Typisch Zwerg", murmelte sie und zog ihr Schwert. „Aber warum nicht... die nutzlosesten sollten schliesslich zuerst fallen."

Aragorn warf ihr einen scharfen Blick zu, doch Méra übersah in grosszügig. Doch das schon beinahe boshafte „Typisch Méra" konnte sie dennoch nicht überhören, als Aragorn an ihr vorbeiging.

xXxXxXx

Als die Morgendämmerung anbrach, stand Méra am Bug eines Schiffes und liess sich den Fahrtwind ins Gesicht wehen. Es war eine angenehme Erholung nach der doch recht kräftezehrenden Schlacht in der Nacht, denn nachdem die Piraten den ersten Schock überwunden hatten, setzten sie sich hartnäckig zur Wehr. Doch das Heer der Toten hatte den praktischen Vorteil, dass es nicht getötet werden konnte, und so hatten die Freibeuter keine Chance gehabt.

Nun fuhr eine Flotte von schwarzen Schiffen den Anduin hinauf in Richtung Minas Tirith, besetzt mit dem Heer der Toten und den vier Gefährten. Ob sie noch rechtzeitig ankommen würden, um die Schlacht um Gondors Hauptstadt noch zum Guten wenden zu können, stand jedoch in den Sternen geschrieben. Dementsprechend nervös wanderte Aragorn auf dem Deck des Schiffes hin und her, unverständliche Dinge murmelnd und dann und wann die Rudernden zu Eile anspornend.

Méra grinste leicht, als sie beobachtete, wie Aragorn sich schliesslich selbst auf eine Ruderbank setzte und zu rudern begann, und drehte sich wieder weg. Sie schloss die Augen und genoss für einen Augenblick den kühlen Wind, der über ihr Gesicht fuhr, die Anstrengungen und den Schmutz der letzten Nacht wegwischte, und liess ihre Gedanken wandern.

Ob ihre Mutter wohl auch so am Bug ihres Schiffes gestanden hatte, als sie in den Westen gefahren war? Hatte sie dabei an ihre Tochter gedacht, die sie in Mittelerde zurückliess? War sie froh gewesen, dass sie ihr ungeliebtes Kind bei anderen lassen konnte, sich nicht länger darum kümmern musste? Oder hatte sie vielleicht getrauert um ihre Tochter, die sie nie wieder sehen würde? War ihr bewusst gewesen, dass in Mittelerde nur der Tod auf Méra wartete?

Die Elbin seufzte kaum hörbar und öffnete ihre Augen wieder. Nein, ihre Mutter war bestimmt froh gewesen, endlich gehen zu können... endlich nicht mehr ihre verhasste Tochter um sich zu haben, dieses unnatürliche, verrückte Kind – Méra. Wahrscheinlich hatte sie nicht einen Gedanken an Méra verschwendet... sie war wohl nur ein abgeschlossenes Kapitel in der Geschichte des Lebens ihrer Mutter geworden.

Er schmerzte noch immer, stellte Méra fest, dieser Gedanke an den Abschied ihrer Mutter, der eigentlich gar keiner gewesen war. Dieser letzte Blick aus den Augen, die Méra so abgöttisch geliebt hatte und die ihr doch niemals etwas zurückgegeben hatten...

xXxXxXx

„Du hörst schon auf?", fragte Meledir ein bisschen erstaunt und sah zu, wie Méra ihr Schwert zurück in die Scheide schob.

„Ja", gab sie kurz angebunden zurück. Sie mochte ihren neusten Lehrer und Trainingspartner ebenso wenig wie alle anderen vor ihm, auch wenn er sich sichtlich Mühe gab, freundlich zu ihr zu sein. Er war doch ein Heuchler, genau wie alle anderen...

„Weshalb?", wollte er wissen und trat zu ihr.

„Deshalb", knurrte sie und wandte sich zum Gehen. „Wir machen morgen weiter."

„Méra...", sie überhörte sein Rufen grosszügig. Ihre Schritte führten sie in Richtung Stadttor. Von überall her schienen ihr Blicke zu folgen und manch ein Elb begann hinter ihrem Rücken leise mit anderen zu tuscheln, doch sie achtete nicht darauf. Zu sehr war sie mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt, als dass sie ein Ohr für das Geschwätz anderer gehabt hätte.

An diesem Tag sollte sich ein Elbenzug zu den Grauen Anfurten aufmachen, wo einige Schiffe warten würden, um sie nach Valinor zu bringen. Unter jenen Elben, die den Weg nach Westen antraten, würde auch Méras Mutter sein. Méra hatte erst vor einigen Tagen von Himiels Plänen erfahren und noch nicht einmal von ihr selbst, sondern von Galadriel, die höchst überrascht davon gewesen war, dass Méra offensichtlich von nichts gewusst hatte.

Seitdem rang sie mit sich selbst, fragte sich, ob sie mit ihrer Mutter reden sollte. Seit Méra ein eigenes, kleines Flett am Rande der Stadt besass, weil ihre Mutter sie nicht länger bei sich haben wollte, hatte sie kein Wort mehr mit ihr gesprochen – und mittlerweile war das gut zweihundert Jahre her. Doch das eiserne Schweigen zwischen ihr und Himiel frass an ihr... trotz allem, was Himiel ihr je vorgeworfen hatte, trotz all den Dingen, die sie zu Méra gesagt hatte, konnte diese ihre Mutter nicht hassen.

Denn trotz allem liebte Méra Himiel über alles, trotz allem konnte und wollte sie nicht die Hoffnung aufgeben, dass ihre Mutter vielleicht eines Tages einsehen würde, dass Méra nichts für all das konnte... und dass sie alles gegeben hätte, wenn die Prophezeiung unausgesprochen geblieben wäre.

Doch nun wollte Himiel in den Westen segeln, schien sich nicht einmal von Méra verabschieden zu wollen. Méra würde in Mittelerde zurückbleiben... und niemals die Möglichkeit haben, nach Westen zu segeln und ihre Mutter wiederzusehen.

Méra sah sich suchend um, als sie an den Stadttoren ankam. Viele Elben hatten sich dort versammelt, jene die gehen wollten und jene, die diese verabschieden wollten. In einer kleinen Gruppe von Elben entdeckte sie schliesslich ihre Mutter, die sich mit einigen von ihren Freunden unterhielt. Sie stand mit dem Rücken zu Méra und so bemerkte sie ihre Tochter nicht.

Méra selbst blieb stehen, wo sie gerade war, und starrte den Rücken ihrer Mutter an. Sie fürchtete sich davor, jetzt dort hinüber zu gehen und ihrer Mutter entgegenzutreten – und sie hasste sich dafür. Sie schalt sich stumm einen Feigling, doch sie rührte sich dennoch nicht von der Stelle.

Elben gingen an ihr vorbei, rempelten sie an, doch sie bewegte sich kaum von der Stelle. Eine seltsame Lähmung hatte von ihr Besitz ergriffen, hinderte sie daran, auch nur einen Schritt in die Richtung ihrer Mutter zu machen – nagende Furcht...

Schliesslich formierte sich der Zug, die ersten Elben traten bereits ihren Weg aus der Stadt hinaus an. Nun war es wohl zu spät... sie hatte die letzte Chance, sich mit ihrer Mutter zu versöhnen, einfach so vertan. Sie war zu feige... aber es war auch so lange her, dass sie das letzte Mal mit Himiel geredet hatte. So lange...

Méra seufzte unhörbar und machte einen Schritt auf das Stadttor zu. Ständig beobachtete sie dabei ihre Mutter, die sich nun ebenfalls in den Zug einreihte. Himiels Blicke wanderten dabei über die Menge, die sich versammelt hatte, um den Gehenden Lebwohl zu sagen, und blieb schliesslich an Méra hängen. Die Wärme in den blauen Augen ihrer Mutter verschwand sofort und Méra schluckte unwillkürlich.

Da war sie wieder, die ihr altbekannte Kälte, der Hass, die Verachtung... sie schauderte und drehte sich schnell weg, bahnte sich mit den Ellenbogen einen Weg durch die Menge. Weg, nur weg...

xXxXxXx

Méra seufzte leise. Das Bild ihrer Mutter, wie sie Caras Galadhon verliess, war vor ihren Augen wieder lebendig geworden. Nie hatte sie diesen letzten Blick vergessen, der ihr so viel gesagt hatte und all ihre Hoffnungen auf eine Versöhnung gnadenlos zerstört hatte. Doch nicht nur das... Himiels Abschied hatte für Méra bedeutet, dass es nichts mehr gab, wofür sie leben konnte. Dass es niemanden mehr gab, der ihr wichtig war, dem sie etwas beweisen wollte.

Gut und gerne fünfhundert Jahre war es her, dass Méra aufgehört hatte, zu leben. Dass sie aufgehört hatte sich anzustrengen, weil sie ihrer Mutter nicht mehr beweisen musste, dass auch sie etwas konnte. Dass auch sie etwas wert war.

Meras Hände verkrampften sich. Wenn sie ein bisschen mehr Mut gehabt hätte damals... nur etwas weniger feige gewesen wäre... es hatte nur so wenig gefehlt. Nicht mehr als ein Lidschlag der ewigen Zeit, doch sie hatte ihre letzte Möglichkeit einfach so in den Wind geschlagen.

„Hätte, wäre, wenn...", murmelte Méra und strich sich unruhig die Haarsträhnen aus dem Gesicht, die der Wind aus ihrem Zopf gezerrt hatte. „Nun ist es zu spät... leb wohl, Mutter", flüsterte sie. „Ich hoffe, du bist ohne mich ein bisschen glücklicher geworden."

„Mit wem sprichst du?", fragte da plötzlich eine Stimme dicht hinter ihr. Méra erschrak unwillkürlich etwas, doch sie fasste sich schnell wieder.

„Mit niemandem", antwortete sie scharf. Legolas trat neben sie an die Reling. Sein Blick ging in die Ferne und sein Gesichtsausdruck war seltsam wehmütig.

„Möwen", sagte er und deutete in den Himmel, wo einige weisse Vögel kreisten. „Das Meer ist so nah..."

Méra folgte den Vögeln mit ihrem Blick. Ein rauhes Krächzen drang an ihre Ohren und berührte etwas tief in ihr – es war, als würde unter den Trümmern ihrer Seele ein dumpfer Ton erwachen, der sich in ihrem ganzen Körper ausbreitete und ein beklemmendes Gefühl in der Gegend verursachte, wo ihr Herz sein musste. Ein lange vergessenes Sehnen nach den weissen Stränden einer ihr fremden Welt, in der man sie mit offenen Armen empfing...

„Es sind nur Vögel", sagte sie harsch, nachdem sie sich wieder gefasst und das Sehnen mühsam gebannt hatte. „Und was ist schon das Meer..."

„Spiel dir nichts vor, Mera", sagte Legolas leise. „Ich weiss, dass du es ebenso spüren kannst... diese Unruhe, das Verlangen, dem Ruf der Möwen zu folgen. Die Sehnsucht nach Valinor..."

„Valinor ist weit weg", erwiderte Méra. „Und ich für meinen Teil habe anderes zu tun, als mich nach unerreichbaren Ländern zu sehnen, die ich sowieso nie zu Gesicht bekommen werde."

xXxXxXx

A/N: Tja, das war's wieder. Darf ich auf ein Review hoffen? Vielleicht auch einmal von meinen (laut Statistik) 67 SchwarzleserInnen? Ich würde mich sehr freuen, wenn ich hören würde, wie euch die Geschichte gefallen hat... und wie ich mich eventuell noch verbessern könnte! Also, habt ein bisschen Mut... ich beisse nicht #g#