Disclaimer: Mir gehört alles! Tolkien und dem ganzen Rest überhaupt nix, ich verdien mächtig Geld mit der Sache und natürlich ist alles umgekehrt. Wie blöd... #schnüff#
Warnung: Spoiler!
A/N: Hallöchen liebe Leute! Wisst ihr, was heute für ein Tag ist? Genau heute vor zwei Jahren hatte ich morgens im Bett die Idee zu dieser Geschichte und noch am selben Tag habe ich zu schreiben begonnen. Irgendwie unglaublich, dass es WLTB schon so lange gibt... aber was ich noch unglaublicher finde, sind die mittlerweile über 1000 Hits und die bald 100 Reviews. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie happy es mich macht, wenn ich sehe, dass das Interesse an der Geschichte so gross ist (zumindest für meine Verhältnisse hier auf der Seite ;)
Zur Feier des Tages gibt es Kapitel 17 für euch ;) mit dem Teil hab ich wirklich gekämpft und was ihr hier nun vor euch habt, ist Version 3. Ich hoffe, dass sich das lange und mühsame Überarbeiten gelohnt hat...
Übrigens: ein riesiges Danke an all meine lieben Reviewer! Ich glaube, ohne euch hätte ich keine zwei Jahre durchgehalten... #verteilt Kekse an alle#
Wenn Leben Tod bedeutet
Kapitel 17 – Zu spät
Méra sah Aragorn ungläubig an. Zeit? Er wollte Zeit schinden, indem er sie alle in den Tod führte?
„Der Plan ist Wahnsinn", sagte da auch der Zwerg, der pfeiferauchend auf der Treppe sass, die zum Thron hinaufführte. „Also kein Grund, weshalb man ihn nicht ausführen sollte", fügte er mit einem schiefen Grinsen an.
„Wenn es uns gelingt, dann gewähren wir Frodo und Sam einen freien Weg. Sauron wird blind sein für das, was sich innerhalb seines Landes tut, wenn er mit uns beschäftigt ist..."
„Das ist verrückt, Aragorn", wiederholte Gandalf müde, doch er schien sich geschlagen zu geben. Méra war, gelinde gesagt, verwundert. Seit wann gab Gandalf so einfach Ruhe? Seit wann beharrte er nicht auf dem, was er als das Beste ansah? Nun, vielleicht lag es daran, dass Aragorn, seit sie in Minas Tirith eingetroffen waren, um einiges königlicher wirkte als noch auf der Reise, das musste selbst Méra zugeben. Und vielleicht war selbst Gandalf von dem langen Kampf erschöpft...
„Éomer?" Aragorn wandte sich an Rohans König. Dieser schien für einen Moment die Möglichkeiten abzuwägen, die er hatte.
„Rohan wird dich begleiten", erwiderte er schliesslich. Aragorn nickte dankbar und wandte sich an Gandalf.
„Und du?"
„Natürlich", antwortete der alte Mann, doch er schien nicht allzu glücklich mit seiner Entscheidung. Méra verkniff sich ein Grinsen.
„Legolas, Gimli? Was ist mit euch?"
„Du erwartest doch nicht, dass wir faul hier in Minas Tirith sitzen bleiben", brummte der Zwerg und Legolas nickte zustimmend mit dem Kopf.
„Nicht wirklich", antwortete Aragorn mit einem schmalen Lächeln, dann wandte er sich an Méra. „Und du?"
Sie warf ihm einen abschätzigen Blick zu. „Was erwartest du?", fragte sie nur. Aragorn nickte seufzend, straffte sich dann jedoch. „In drei Tagen marschieren wir zum schwarzen Tor."
xXxXxXx
Drei Tage später war Méra schon früh wach. Eine seltsame Unruhe hatte sie ergriffen und so verliess sie den Raum, den man ihr zugeteilt hatte, und ging hinaus auf die Mauer des obersten Stadtringes. Es war der Morgen des Aufbruchs, der Morgen des Beginns dieses halsbrecherischen Unternehmens, auf das sie alle sich in den vergangenen Tagen vorbereitet hatten.
Ein leiser Seufzer entkam ihren Lippen und verhallte ungehört im lauen Morgenwind. Es ging nun alles so schnell... die Zeit bewegte sich mit nahezu rasender Geschwindigkeit auf eine Schlacht zu, von der Méra ahnte, dass es die allerletzte sein würde – für sie. Wie viele Opfer das Heer der Menschen zu beklagen haben würde, wollte sie nicht wissen... es würden zu viele sein, und wer wusste, ob überhaupt jemand Aragorns verrückten Plan überleben würde.
Verrückt, ja... das war er, dieser Plan. Sie selbst zweifelte mittlerweile auch an ihrem Verstand – oft genug hatte sie sich in den letzten zwei Tagen gefragt, ob sie nicht vielleicht doch in Minas Tirith bleiben sollte. Doch was für eine Wahl hatte sie schon...
Es war die Prophezeiung die sie dazu zwang, ihre Gefährten zu begleiten. Es war ihre Aufgabe, auch wenn der Gedanke an die kommende Schlacht Unbehagen in ihr aufsteigen liess. Diese eine Schlacht würde alles entscheiden... alles.
Und diese Schlacht würde das Ende der Prophezeiung bringen, das spürte sie so unmissverständlich wie sie das Wispern des sanften Windes hörte, der mit ihrem noch offenen Haar spielte.
„Bald...", flüsterte sie, unhörbar für die Wachen, die etwas entfernt von ihr auf der Mauer postiert waren. „Bald ist es vorbei... was würdest du sagen, wenn du es wüsstest?"
Méras Augen brannten, doch sie gestattete den Tränen nicht zu fliessen. Tränen waren ein Zeichen von Schwäche... Schwäche, die sie nicht zeigen durfte. Es war immer so gewesen... sie hatte versucht stark zu sein und all ihre Ängste und Zweifel zu verdrängen, nur um vielleicht einmal ein Lob von ihrer Mutter zu erhalten. Doch scheinbar war sie nie stark genug gewesen...
xXxXxXx
Himiels Lippen verzogen sich zu einem dünnen Strich, als der Kopf ihrer Tochter über der Leiter, die zu ihrem Talan führte, auftauchte. Dem Kopf mit den reichlich zerzausten Haaren folgte ein Körper, der in dreckige und stellenweise zerrissene Kleider gehüllt war.
„Du hast dich schon wieder mit den Jungen gebalgt", presste Himiel hervor und Méra senkte beschämt die Augen. „Geh und wasch dich!", befahl Himiel. Méra kletterte mit hängenden Schultern hinüber auf ein anderes Flett, auf dem ein großer Kübel mit Wasser bereitstand.
Mit verkniffenem Gesichtsausdruck beobachtete Himiel genau, wie Méra sich wusch, und hin und wieder wies sie sie unerbittlich auf vergessene Stellen hin. Schließlich legte Himiel die Stickerei, an der sie bis zum Auftauchen ihrer Tochter gearbeitet hatte, zur Seite und stand auf. Sie ging hinüber zu einer Truhe, in der sie Méras Kleidungsstücke aufbewahrte, und suchte ein helles Kleid heraus. Unwirsch warf sie es ihrer Tochter zu, doch diese konnte es nicht fangen und so landete es auf dem Flett.
„Wag es nicht, das hier auch so dreckig zu machen!", forderte Himiel und setzte sich wieder. Doch sie nahm ihre Arbeit nicht wieder auf, sondern schloss ergeben die Augen. Ihre Tochter... sie hatte noch nie eine Elbin gesehen, die so tollpatschig war. Méra schien die Anmut, die jedem des schönen Volkes von Geburt an gegeben war, schlichtweg nicht zu besitzen.
Auf dem Trainingsplatz, wo sie für ihre Bestimmung vorbereitet wurde – Himiels Lippen pressten sich beim Gedanken an die Prophezeiung noch ein Stück fester aufeinander – machte sie sich wohl nicht besser. Zum wiederholten Male fragte Himiel sich, weshalb ausgerechnet ihre Tochter von dieser Prophezeiung betroffen war. Weshalb ausgerechnet ihre Tochter so hatte missraten müssen...
Was hatte sie getan, um das zu verdienen? Nicht genug, dass ihr geliebter Mann am Tage der Geburt ihrer Tochter bei einem Orküberfall ums Leben gekommen war, nein – ihre Tochter war alles, nur das nicht, was sie sich je von ihrem Kind erhofft hatte.
Als Himiel ihre Augen wieder öffnete, sah sie direkt in das traurige und reuevolle Gesicht Méras.
„Verzeih, Mutter", hauchte sie, die Überreste des Kleides, das sie ruiniert hatte, in den Händen. Doch Himiel nahm dem Mädchen das Kleid nur wortlos aus den Händen und würdigte sie keines Blickes mehr – sie ertrug es nicht, ihre Tochter zu lange anzusehen...
xXxXxXx
Bewundernd beobachtete Méra ihre Mutter, wie sie mit geübten Handgriffen an ihrer Stickerei arbeitete. Sie zauberte mit Nadel und Faden zwei wunderschöne Vögel auf ein weißes Tuch, das einmal ein Kleid geben würde – doch Méra wusste, es war nicht für sie.
Zwar fertigte ihre Mutter auch Méras Kleider selbst an, doch diese waren einfach und ohne Schmuck, manchmal sogar so sorglos gemacht, dass die Nähte bald aufgingen. Méra hatte sich damit abgefunden, wie sie sich mit so vielem abfand, was sie nicht ändern konnte.
Doch was sie nach wie vor nicht begriff – nicht begreifen wollte – war das Verhalten ihrer Mutter. Kein anderes Elbenmädchen, das sie kannte, wurde so von ihrer Mutter behandelt. Alle schienen sie geliebt zu werden, nur Méra... Méra wurde gehasst.
Dabei gab sie doch ihr Bestes, um ihrer Mutter zu gefallen. Da sie wegen der Prophezeiung nicht so wie andere Mädchen Sticken und Nähen, sondern den Kampf mit allen möglichen Waffen erlernte, gab sie dort ihr Bestes. Und sie konnte behaupten, dass sie sich gar nicht so schlecht machte – nur ihre Mutter schien es nicht zu interessieren.
Noch nicht einmal war Himiel am Rande des Übungsplatzes aufgetaucht um ihr beim Kämpfen zuzusehen, so wie es die Väter jener Jungen taten, die ebenfalls dort trainierten. Überhaupt schien es Himiel nicht zu interessieren, was Méra tat – sonst hätte sie gefragt, was mit Méras Kleid passiert war, das sie an diesem Tag verschmutzt und zerrissen nach Hause gebracht hatte.
Dann hätte Méra ihr erzählen können, dass ein paar der Jungen vom Übungsplatz ihr nach dem Training aufgelauert und sie beschimpft hatten. Sie hatten Dreck nach ihr geworfen und Méra hatte sich gewünscht, sie hätte ihre Trainingskleider anbehalten und sich nicht umgezogen, denn die waren ohnehin schmutzig.
Méra war vor den anderen geflohen, doch sie hatten sie schnell eingeholt und sich in einem Kreis um sie versammelt. Manche der Jungs hatten sie geschupst und sie wollte möglichst schnell vergessen, was sie so alles zu ihr gesagt hatten. Méra wusste, sie war verhasst bei den Elbenkindern, ganz einfach darum, weil sie anders als sie war, aber es schmerzte doch jedes Mal aufs Neue, wenn sie sich alle möglichen Schimpfwörter und Beleidigungen anhören musste.
Wie sehr wünschte sie sich, ihre Mutter hätte sie einmal in den Arm genommen und sie getröstet, doch das geschah nie... und so verschloss Méra den Schmerz tief in sich drin, wo er mit jedem Tag, den sie in Furcht vor Ablehnung – sei es von ihrer Mutter oder von anderen Elbenkindern – verbrachte, nur noch wuchs und er zu einem beängstigenden Monster namens Hass wurde.
xXxXxXx
„Ich hätte alles getan...", Méras Worte wurden erneut vom Wind davongetragen, ungehört. Ihre Lippen verzogen sich zu einem bitteren Lächeln. „Nun ist es dafür zu spät."
„Wofür ist es zu spät?"
Méra drehte den Kopf ein wenig und erblickte Aragorn, der neben sie getreten war.
„Für alles", erwiderte sie ausdruckslos, den Schmerz, den die Erinnerung gebracht hatte, wieder verschliessend.
„Für vieles, ja", antwortete er, sein Blick schweifte in die Ferne. „Zu viel. Aber ändern können wir es nicht."
„Was willst du?", fragte Méra ohne auf seine Wort einzugehen.
„Darf ich nicht einfach so neben dir stehen?", fragte er zurück, sah sie noch immer nicht an.
„Ich kenne dich mittlerweile gut genug um zu wissen, dass du das nicht ohne Grund tust", antwortete sie trocken. Aragorn mass sie mit einem langen Blick, dann nickte er kurz.
„Du hast Recht", sagte er. „Ich bin tatsächlich nicht ohne Grund hier."
„Mach es nicht zu spannend", spöttelte sie. Er lächelte schmal, doch seine Augen blieben ernst.
„Komm nicht mit uns zum schwarzen Tor", forderte er. Méra verzog ihr Gesicht und schenkte ihm einen abschätzigen Blick.
„Wofür hältst du mich? Für einen Angsthasen, der im letzten Moment davonrennt?"
„Es wird die letzte Schlacht sein, Méra – und du brauchst mir nicht zu sagen, was das bedeutet", beharrte er. „Ich will nicht, dass du für einen anderen stirbst."
„Erstens ist das mit der Prophezeiung wohl meine eigene Sache und zweitens sagt niemand, dass es die letzte Schlacht sein wird", erwiderte sie kalt. Aragorn schüttelte den Kopf und fasste sie bei den Schultern. Méra wollte sich ihm entwinden, doch er liess es nicht zu.
„Hör mir zu, Méra", begann er eindringlich, „es ist dein Leben und du sollst darüber entscheiden können! Du, nur du! Nicht irgendjemand sonst."
Er lockerte seinen Griff und Méra schlug unwirsch seine Hände weg. „Damit hättest du vor zweitausendfünfhundert Jahren kommen müssen – jetzt ist es zu spät."
xXxXxXx
A/N: So, das war das Geburtstagskapitel. Das nächste wird bald folgen... ich hoffe, ihr lasst mir bis dahin ein Review da ;)
