Disclaimer: Mir gehört alles! Tolkien und dem ganzen Rest überhaupt nix, ich verdien mächtig Geld mit der Sache und natürlich ist alles umgekehrt. Wie blöd... #schnüff#

Warnung: Spoiler!

A/N: So, nächstes Kapitel ist da – und ich hab noch nicht mal sooo lange gebraucht, oder? #g# Vielen Dank für die Reviews an alle... ich hab mich über jedes einzelne gefreut!

Und jetzt muss ich noch ein bisschen Werbung in eigener Sache machen: WLTB hat seit kurzem eine eigene Homepage – schaut doch mal vorbei: traumtaenzerin. nureintraum. net/ ff/ wltb/ (einfach die Leerzeichen entfernen...) Da findet ihr eine Menge Dinge über und zu WLTB. Würde mich freuen, wenn ich ein paar von euch dort sehen würde... und jetzt lass ich euch das Kapitel lesen. Viel Spaß!

Wenn Leben Tod bedeutet

Kapitel 18 – Alles hat ein Ende

Am Abend des achten Tages nach dem Abmarsch von Minas Tirith schlug das Heer des Westens sein letztes Lager auf. Eine seltsame Unruhe hatte die Krieger ergriffen und keiner schien auch nur an Schlaf denken zu wollen. Dennoch war es unüblich still im Lager – nur hier und dort wurde flüsternd ein Gespräch geführt. Doch die meisten der Männer starrten gedankenverloren in die Lagerfeuer.

Méra hatte sich abseits des Lichtscheins ins trockene Gras gesetzt und beobachtete von dort die Männer. Manch ein Gesicht war ein Bild von Angst und Méra bemitleidete die Männer. Sie konnte verstehen, wie sie sich fühlten – verängstigt, unsicher, voller Sehnsucht nach dem Erwachen aus diesem bösen Traum.

Doch sie selbst wusste nur zu gut, dass es aus diesem Alptraum kein Erwachen gab – es war die bittere Wahrheit, der niemand entfliehen konnte. Am besten fand man sich damit ab, denn es hatte keinen Sinn, gegen das Schicksal anzukämpfen – etwas, was Méra schmerzhaft am eigenen Leib erfahren hatte.

Sie hatte es schon lange aufgegeben, etwas an ihrem Schicksal ändern zu wollen. Es war hoffnungslos, vergebens. Dennoch hatte sie nicht verhindern können, dass die Frage nach dem Weshalb immer wieder auftauchte – besonders auf diesem Ritt zum schwarzen Tor. Die meiste Zeit hatte sie schweigend verbracht, hatte die selben Gedanken immer wieder gedacht, sich immer wieder die selben Fragen gestellt.

Weshalb sie? Weshalb nicht irgendjemand anderes? Und wenn es unbedingt hatte sie sein müssen, weshalb hatte sie nicht wenigstens ein halbwegs normales Leben führen können? Weshalb hatte sie leiden müssen? Hätte nicht alles anders kommen können?

Sie hatte keine Antworten auf diese Fragen gefunden, wusste auch, dass es sie wohl gar nicht gab. Aber war es nicht gleichgültig? Sie konnte ihre Vergangenheit jetzt nicht mehr ändern, dafür war es viel zu spät. Und die ihr prophezeite Zukunft war nun in greifbarer Nähe... der Tod.

Es wurde Zeit, dass sie sich mit der Tatsache abfand, dass die zweitausendfünfhundert Jahre ihres Lebens nichts gewesen waren als eine grosse Verschwendung. Es wurde Zeit, dass sie einsah, dass ihr Leben auf einen einzigen Zweck reduziert worden war und dadurch jeglichen Sinn verloren hatte – und dass sie daran nichts mehr ändern konnte. Nun wartete der Tod, und das war es doch, was sie immer gewollt hatte.

„Erlösung...", murmelte sie und spielte gedankenverloren mit einer Haarsträhne, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatte. Tod. Er war so nah, dass sie das Gefühl hatte, ihn anfassen zu können, wenn sie nur die Hand ausstreckte. Das Ende... sie schauderte leicht, als eine neue Frage sich ihr aufdrängte. Wollte sie wirklich sterben? Wollte sie nicht auch leben können, so wie alle anderen?

„Dafür ist es jetzt zu spät", wies sie sich selbst leise zurecht. Es hatte keinen Zweck, jetzt über solchen Fragen zu grübeln...

„Ich wusste nicht, dass du Selbstgespräche führst", unterbrach Legolas ihre Gedankengänge. Méra wandte sich zu ihm um und warf ihm einen ungnädigen Blick zu, während er sich neben sie ins Gras setzte.

„Es gibt viel, was du über mich nicht weisst", erwiderte sie kühl.

„Wahrscheinlich schon", antwortete er ruhig. „Du machst es einem auch nicht gerade leicht, etwas über dich herauszufinden."

„Warum sollte ich?"

„Vielleicht, um nicht immer ganz so einsam zu sein?", fragte er behutsam. Méra warf ihm einen halb ungläubigen, halb ärgerlichen Blick zu.

„Wer sagt dir, dass ich einsam bin?"

„Das sieht man dir an", erwiderte er mit einem kleinen Lächeln. „Wenn man nur genau genug hinsieht."

Méra schnaubte, antwortete jedoch nicht. Für eine Weile herrschte Schweigen, dann ergriff Legolas wieder das Wort. „Hast du Angst vor morgen? Vor deiner letzten Schlacht?"

Méra erstarrte. Hatte er seine Worte mit Absicht so gewählt? Wusste er etwas? Oder war es nur ein Zufall? „Weshalb sollte es meine letzte Schlacht sein?", erwiderte sie schliesslich vorsichtig.

„Es ist die letzte entscheidende Schlacht in diesem Krieg", erklärte er, „alles was danach kommt, ist unbedeutend. Es ist nur naheliegend, dass es hier für dich enden wird."

„Woher willst du das wissen?"

„Die Prophezeiung", sagte er nur, so als würde das alles erklären. Méra erstarrte. Woher wusste er...? „Aragorn hat mir davon erzählt", fügte er an, als hätte er ihre Frage gehört. „Er hat sich viele Gedanken darüber gemacht... es beunruhigt ihn."

„Aragorn", zischte Méra und ballte ihre Hände zu Fäusten. „Dieser... er sollte nicht davon wissen. Weder er, noch du, noch sonst irgendjemand!"

„Wahrscheinlich nicht", erwiderte er ruhig. „Aber spielt das jetzt noch eine Rolle?"

Méra blieb ihm eine Antwort schuldig. Im Grunde hatte er Recht, es spielte keine Rolle mehr.

„Hast du Angst?", fragte er schliesslich.

„Weshalb sollte ich?", antwortete sie bitter. „Es ist das, worauf man mich zweitausendfünfhundert Jahre lang vorbereitet hat. Es ist das, wofür ich gelebt habe."

„Nur dafür?" Legolas' Stimme klang erstaunt. „Hattest du keine anderen Ziele?"

„Ich hatte keinen anderen Zweck", berichtigte sie ihn. „Es ist wohl auch besser so – nun habe ich nichts zu verlieren."

„Doch. Du hast Freunde zu verlieren", widersprach er. Méra schüttelte den Kopf.

„Freunde? Lüg nicht", erwiderte sie und lächelte bitter. „Tu nicht so, als wäre ich mehr für euch, als eine Last, die es zu ertragen gilt."

„Du bist mehr, auch wenn du es uns nicht gerade leicht machst", sagte Legolas ruhig. „Wir waren zu lange zusammen unterwegs, als dass du noch eine Fremde sein könntest. Und eine Last warst du nie."

„Lüg nicht", wiederholte Méra und stand auf. „Morgen ist es vorbei – dann seid ihr mich endlich los."

xXxXxXx

Der Morgen der letzten Schlacht zog grau und kühl herauf. Am Himmel jagten sich die schwarzen Wolken und ihre Schatten legten sich düster auf die Gemüter des Heeres, das sein Nachtlager abbrach und dem schwarzen Tor entgegenzog.

Die Schritte der Fusssoldaten waren langsam und schleppend und selbst die Pferde schienen zu spüren, dass sie ihre Reiter einer grausamen und hoffnungslosen Schlacht entgegentrugen, denn sie alle sträubten sich und bewegten sich nur widerwillig.

Méras Sinne waren an diesem Morgen seltsam geschärft. Sie nahm ihre Umgebung mit einer ihr bisher unbekannten Genauigkeit war, registrierte jeden verdorrten Grashalm und jedes Sandkorn auf der trockenen Erde.

Sie sah die Wolken am Himmel vorbeiziehen und jede einzelne Form prägte sich in ihr Gedächtnis ein, ebenso wie die Angst und Verzweiflung auf den Gesichtern der Krieger. Sie hörte das verängstigte Flüstern, das manche von ihnen austauschten, und sie sah die Tränen, die einzelne weinten.

Ihr eigener Körper jedoch fühlte sich taub an, leblos, und es schien ihr, als hätte ihr Geist sich davon getrennt und sich in die Luft erhoben, von wo aus er nun alles genau beobachtete – so, als wolle er ein letztes Mal sehen, ein letztes Mal hören, ein letztes Mal spüren.

Jegliche Gedanken an ihr Schicksal waren ausgelöscht, als sie wie in einem Traum in dem grossen Heer mitritt, ohne das schwarze Tor zu sehen, das nun langsam vor ihnen auftauchte. Doch sie hörte das Schweigen, welches sich bei diesem Anblick über dem Heer ausbreitete, und sie kehrte in ihren Körper zurück, als der Zwerg dieses Schweigen brach.

„Wir sind da", sagte er zu niemand bestimmten, doch es war, als hätte er damit den Beginn der letzten Schlacht verkündet.

Das Heer bezog auf einer kleinen Anhöhe Stellung. Angesichts des riesigen Tores wirkte es beinahe lächerlich klein und einmal mehr wurde die Aussichtslosigkeit dieses Unternehmens sichtbar.

Méra liess ihren Blick über das Heer schweifen und sie blieb an einem jungen Mann hängen, der sich verzweifelt an seinen Speer klammerte. In seinen hoffnungslosen Augen glänzten Tränen und er schien hart um seine Fassung zu kämpfen. Die Angst schwebte wie ein bedrohlicher Schatten über ihm, verdunkelte den Tag noch mehr. Sie wandte sich ab und wünschte ihm stumm jenes Glück, das sie nicht haben würde – zurückzukehren, an einen Ort, an dem sie willkommen war. Lebend, unversehrt.

Sie blieb an ihrem Platz, als Aragorn, Gandalf, Legolas, Gimli und Éomer auf das Tor zuritten, obwohl Aragorn ihr einen auffordernden Blick zugeworfen hatte. Schweigend beobachtete sie, wie Saurons Gesandter zum Vorschein kam. Es war eine Gestalt so hässlich wie der schlimmste Alptraum und Méra schauderte, als die verzerrte Stimme an ihre Ohren wehte.

Sie straffte sich, als Aragorn der Gestalt schliesslich den Kopf abschlug und unmittelbar danach das schwarze Tor sich zu öffnen begann. Aragorn und seine Begleiter ritten zurück zum Heer, während in einer Staubwolke ein Heer sichtbar wurde – ein riesiges Heer, um ein Vielfaches grösser als das der Menschen.

Ein verängstigtes Murmeln kam unter den Kriegern auf, viele machten ein paar Schritte rückwärts, so als wollten sie noch fliehen. Doch es war schon lange zu spät, das wussten sie alle. Es gab keine Hoffnung auf einen Sieg – nicht gegen diese Übermacht. Doch als die Hoffnungslosigkeit wie eine Flutwelle über dem Heer zusammenschlug, erhob Aragorn seine Stimme.

„Männer! Ich sehe in euren Gesichtern die selbe Furcht, die auch mich verzagen liesse! Und wer möchte es euch verdenken, angesichts dieses Feindes. Doch denkt an das, wofür ihr kämpft, denkt an jene, die ihr zurückgelassen habt und die angsterfüllt auf eure Rückkehr warten! Denkt an sie und kämpft für sie, kämpft für unsere Zukunft!"

Das verängstigte Murmeln wandelte sich zu einem lauteren Raunen. „Es mag ein Tag kommen, da wir alle Freundschaft und Liebe vergessen, doch dieser Tag ist nicht heute! Denn heute kämpfen wir, und ich bitte euch alle: haltet stand, Menschen des Westens!"

Ein tosender Schlachtruf erhob sich, und auch Méra stimmt unwillkürlich mit ein. Und dann war sie da, diese gefürchtete Schlacht...

Von allen Seiten her brandeten Feinde auf die kleine Insel verzweifelter Menschen ein und Méra hörte bald auf zu zählen, wie viele Orks sie schon getötet hatte. Es waren einfach zu viele...

Neben sich sah sie Menschen sterben und sie fühlte instinktiv, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis keiner mehr übrig sein würde. Auch wenn Aragorn, Gandalf oder Éomer noch so verzweifelt kämpften...

Méra hielt mitten in einem Schwertstreich inne, als sie den Troll sah, der Aragorn niederriss. Vor ihren Augen spielte sich plötzlich eine merkwürdige Szene ab – sie selbst lag an Aragorns Stelle, blutüberströmt und dem Tod nahe... und da begriff sie.

Begriff plötzlich, für wen sie sterben sollte. Begriff aber auch, dass, wenn sie Aragorn rettete, sich alles zum Guten wenden würde – denn wie sonst sollte sie das Schicksal des nächsten Zeitalters bestimmen können?

Sie blinzelte und das Bild von ihr verschwand. Die Erkenntnis hatte nicht länger gebraucht als den Bruchteil einer Sekunde und im nächsten Moment kämpfte Méra sich zu Aragorn durch. Der Troll hatte sich bedrohlich über ihm aufgebaut und holte mit einer grossen, mit eisernen Stacheln bestückten Keule aus, um den Menschen ins Jenseits zu befördern.

Mit einem lauten Schrei schlug Méra nach dem Arm des Trolls und fügte ihm eine tiefe Wunde zu, aus der schwarzes Blut quoll. Die Keule verfehlte Aragorn um ein Haar und bohrte sich tief in den Boden. Der Mensch rappelte sich auf und für einen Moment begegnet Méra seinem Blick. Auch in seinen Augen spiegelte sich Erkenntnis, doch Méra wurde sofort von dem Troll abgelenkt.

Dieser fixierte sein neues Opfer wutentbrannt und hieb mit der Keule nach ihr. Méra wich dem Schlag aus und versuchte, dem Troll eine weitere Wunde zuzufügen – was ihr zum Verhängnis wurde. Sie unterschätze die Geschwindigkeit des Trolls und so war sie nicht flink genug, um dem zweiten Schlag auszuweichen...

Ihre Welt explodierte in Schmerz, als sie mit voller Wucht getroffen und durch die Luft geschleudert wurde. Der Atem wurde aus ihren Lungen gepresst und sie landete irgendwo am Boden.

Sie konnte das Blut spüren, das aus einer klaffenden Wunde an ihrer Seite rann und sich über den Boden ergoss. Dieser wurde im selben Moment von einem gewaltigen Beben erschüttert und panische Schreie wurden laut.

Doch Méra hörte sie nur noch aus weiter Ferne. Sie trieb in einem Meer aus Schmerz und wünschte sich nichts mehr, als dass es endlich enden mochte...

„Méra!" Es war Aragorns Gesicht, das über ihr auftauchte und sie für einen Moment am Wegdriften hinderte. „Nun ist es also tatsächlich so weit gekommen", sagte er und in seiner Stimme klang grosses Bedauern mit.

„Es ist...", Méra hustete gequält. „Es ist gut so. Alles hat ein Ende, Aragorn...", sie holte mühsam Luft, „selbst diese Welt. So auch nun mein Leben... genau, wie es mir vorbestimmt war."

Die Dunkelheit kam näher und der Schmerz verebbte langsam. Méra fühlte sich erleichtert – es war vorbei. Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie langsam davon trieb. Das Ende... sie konnte es nun, da es gekommen war, endlich akzeptieren. Eine angenehme Ruhe umfing sie und nur von ganz weit weg hörte sie, wie jemand ihren Namen rief.

xXxXxXx

A/N: #räusper# nun ist es also so weit, die Prophezeiung hat sich erfüllt – arme Méra... aber das war ja zu erwarten. Die Geschichte hat also gehalten, was sie versprochen hat, und ist zu ihrem unvermeidlichen Ende gekommen.

Tja, wenn ich gemein wäre, dann würde ich die Geschichte wohl tatsächlich hier enden lassen... aber da ich gerade meine netten fünf Minuten habe, verspreche ich euch noch ein 19. Kapitel – bis dann! #winkt und macht sich aus dem Staub#