Disclaimer: Mir gehört alles! Tolkien und dem ganzen Rest überhaupt nix, ich verdien mächtig Geld mit der Sache und natürlich ist alles umgekehrt. Wie blöd... #schnüff#

Warnung: Spoiler!

A/N: Ich will hier gar nicht viel sagen – alles, was mir so auf dem Herzen liegt, könnt ihr am Schluss lesen.

Wenn Leben Tod bedeutet

Kapitel 19 – Der Phönix aus der Asche

Die Dunkelheit lichtete sich und Méra trieb zurück in den Ozean des Schmerzes. Sie wollte sich winden, dem Schmerz entkommen, doch sie wurde festgehalten. Da waren Hände, überall, die sie gnadenlos in einer starren Position hielten, während ihre Wunden brannten wie Feuer...

Ganz langsam kam die Dunkelheit zurück und der Schmerz verschwand wieder. Méra hiess sie willkommen und liess sich bereitwillig fallen...

Endlose Stunden, Tage, Jahre trieb sie in der Dunkelheit, manchmal näher am Erwachen, manchmal in unmittelbarer Nähe des Todes, der seine Finger gierig nach ihr ausstreckte. Wie gerne hätte sie sich in seine Hände begeben, wie gerne hätte sie sich ihm hingegeben... doch etwas hielt sie mit aller Kraft zurück, hielt sie ausser Reichweite des Todes.

Und mit der Zeit trieb sie immer weiter von ihm weg, in eine Richtung, die sie keinesfalls einschlagen wollte. Etwas zog sie in Richtung Leben... ein Leben, das sie nicht mehr leben wollte. Doch so sehr sie sich sträubte, es gelang ihr nicht, zurück in die Nähe des Todes zu kommen. Die Dunkelheit verschwand, der Schmerz kam zurück... doch diesmal nur dumpf und in einem erträglichen Masse. Sie spürte ihren Körper wieder, der sich kraftlos und krank anfühlte. Sie war müde... so unendlich müde...

Wortfetzen drangen an ihr Ohr, sie hörte Stimmen, die ihr entfernt bekannt vorkamen. Doch sie wollte nichts hören... nichts fühlen...

„Ich glaube, sie erwacht." „Bist du dir sicher?" „Ja. Sie öffnet die Augen."

Stille kehrte ein und Méra blinzelte verwirrt. Geblendet schloss sie ihre Augen wieder – der Raum, in dem sie lag, war viel zu hell...

„Schliesst die Vorhänge."

Das Licht, welches durch ihre Lider fiel, wurde erträglicher und schliesslich öffnete sie die Augen. In ihrem Blickfeld tauchten Gesichter auf... bekannte Gesichter.

„Aragorn?", wollte sie fragen, doch ihre Stimme versagte. Jemand tröpfelte Wasser auf ihre Lippen und sie trank es erleichtert.

„Willkommen zurück in der Welt der Lebenden, Méra", sagte Aragorn und lächelte schwach. Méra sah ihn verwirrt an.

„Zurück?", krächzte sie, ihre Stimme gehorchte ihr noch immer nicht recht. Legolas' Gesicht erschien in ihrem Blickfeld.

„Dein Geist war sehr lange auf Wanderschaft – drei Wochen, wenn ich mich nicht irre", sagte er ernst.

„Ich bin... nicht gestorben?", fragte Méra und räusperte sich. Eine eiskalte Hand schloss sich um das, was ihr Herz sein musste, und drückte unbarmherzig zu. Es war noch immer nicht vorbei?

„Wäre auch eine Schande gewesen, eine Heldin einfach so sterben zu lassen", brummte jemand und Méra sah den Zwerg ans Fussende ihres Bettes treten. Sein Gesicht drückte widerwillige Anerkennung aus.

„Eine Heldin ist sie in der Tat", sagte Gandalf und trat ebenfalls an ihr Bett, auf dem Gesicht ein breites Lächeln. „Doch wohl eher gegen ihren Willen...", sein Blick wurde ernst, als er Méra musterte. Diese schloss für einen Moment die Augen.

Es war nicht vorbei. Sie lebte... sie lebte, obwohl der Hieb des Trolls sie hätte töten müssen... niemand überlebte das. Niemand, schon gar nicht sie...

„Warum lebe ich noch?", fragte sie und öffnete ihre Augen wieder. Die Gesichter ihrer Gefährten wirkten betroffen, als sie den anklagenden Unterton in Méras Stimme vernahmen. „Warum?"

„Kurz nachdem der Troll dich erwischt hat, war die Schlacht vorbei. Frodo hat es geschafft, den Ring zu zerstören – Sauron fiel", begann Aragorn. „Gandalf konnte einen Zauber sprechen, der die Blutung deiner Wunden gestoppt hat... hier in den Häusern der Heilung hat man dich anschliessend gepflegt."

„Nicht irgendwer", warf Legolas ein, „Aragorn selbst hat sich um dich gekümmert."

„Es war das mindeste, was ich tun konnte." Aragorns Blick wurde ernst. „Meine Schuld ist dadurch jedoch noch lange nicht getilgt. Falls du irgendeinen Wunsch haben solltest, Méra..."

Sie nickte schwach, nicht fähig zu mehr. Gandalf und Aragorn – wie hätte es anders sein können. Wie hätten sie sich nicht einmischen können... noch nicht einmal sterben liessen sie sie.

„Vielleicht sollten wir Méra jetzt alleine lassen. Sie braucht noch viel Ruhe, ehe sie wieder in ihrer alten Form ist", sagte Gandalf. Die Gefährten nickten und gingen bis auf Aragorn alle aus dem Raum, in dem Méra lag.

„Ich möchte dir danken", sagte er. „Dafür, dass du bereit warst, dein Leben für meines zu geben."

„Es war so vorherbestimmt", antwortete Méra müde, „doch es war auch vorherbestimmt, dass ich sterben sollte... warum habt ihr mich gerettet?"

„Man lässt seine Freunde nicht einfach sterben", erwiderte Aragorn und lächelte flüchtig. „Schlaf noch ein bisschen..."

xXxXxXx

Méras Aufenthalt in den Häusern der Heilung zog sich in eine beinahe unerträgliche Länge. Nicht zuletzt, weil Méra um keinen Preis wieder ins Leben zurückwollte... ein Leben, das ohne Zweifel genauso trostlos und verzweifelt sein würde, wie dasjenige vor der letzten Schlacht.

Stundenlang lag sie in ihrem Bett, dachte die selben Gedanken immer wieder – und verfluchte Aragorn und Gandalf dafür, dass sie sie gerettet hatten. Und sie fragte sich immer wieder, warum die Prophezeiung sich nicht erfüllt hatte... Galadriel hatte doch gesehen, wie sie starb. Hatte der Spiegel gelogen? Hatte er etwas gezeigt, was nicht eintreffen würde? Und was würde sie nun machen mit ihrem Leben, das ohne die Prophezeiung keinen Sinn, keinen Zweck mehr hatte?

Doch so oft sie sich diese Fragen stellte, diese Gedanken dachte, sie fand keine Antworten. Als sie die Häuser der Heilung das erste Mal verliess, war es, als betrete sie eine Welt, in der für sie kein Platz war. In Minas Tirith nahm das normale Leben wieder seinen Gang, unter Aragorns Herrschaft – der inzwischen zum König gekrönt worden war – hatte der Aufbau der vom Krieg zerstörten Stadtteile begonnen.

Jeder hatte etwas zu tun, jeder ging einer sinnvollen Beschäftigung nach... nur Méra stand da, auf der Schwelle der Häuser der Heilung, und sie wusste nicht, was sie nun mit ihrem Leben anfangen sollte. Sie hatte immer nur für diese Prophezeiung gelebt, hatte damit gerechnet, dass sie sterben würde, wenn sich diese erfüllte, und hatte sich keine Gedanken um ein Nachher gemacht. Weshalb auch?

Und nun... nun fühlte sie sich so verloren wie noch nie. Noch nie war ihre Existenz sinnloser gewesen... sie taumelte etwas, als sie die Stufen von den Häusern der Heilung hinunterging. Noch immer hatte sie Schmerzen, die von ihrer Wunde herrührten, doch es war erträglich. Es waren so nichtige Schmerzen im Gegensatz zu dem, was sich in ihrem Inneren abspielte...

Ihre Schritte trugen sie zur Mauer des innersten Ringes. War diese vor der letzten Schlacht noch stark besetzt, so waren nun keine Wachen darauf zu sehen – etwas, das Méra nur allzu recht war. Denn noch während sie auf dem Weg zur Mauer gewesen war, hatte sich ein Entschluss in ihr gefestigt.

Man hatte ihr den Tod nicht gegönnt... doch sie war nicht auf andere angewiesen, die sie krampfhaft im Leben zurückhalten wollten. Sie hatte den Tod gesehen, hatte seine sanften Berührungen gespürt und nun schien er ihr so viel freundlicher als ihr sinnloses Leben. Sie wollte den Tod um jeden Preis – niemand konnte sie zurückhalten. Niemand würde da sein, wenn sie sich von der Mauer stürzen würde... niemand.

Die Wunde an ihrer Seite schmerzte, als sie mühsam auf die Mauer kletterte. Doch Méra achtete nicht darauf – bald würde sie ohnehin keine Schmerzen mehr haben.

Ein kühler Wind zerrte an dem Kleid, das man ihr in den Häusern der Heilung gegeben hatte. Sie war zu müde gewesen, um bequemere Kleidung zu verlangen, und so flatterte der helle Stoff ungestüm um ihren Körper. Méras Blick wanderte über die Stadt zu ihren Füssen. Die weissen Dächer der Häuser glänzten im Licht der Morgensonne, sie lockten... den Aufprall auf diesen Dächern würde sie ganz bestimmt nicht überleben.

„Méra..."

Die leise Stimme ließ sie wanken, doch sie fiel nicht, noch drehte sie sich um, um den Sprecher anzusehen. Sie konnte noch immer springen, wenn er ihr zu nahe kam...

„Willst du es wirklich so enden lassen?"

„Vielleicht. Ich hoffe, du hast nicht vor, mich daran zu hindern", gab sie leise zurück, wissend, dass der andere jedes Wort genau verstand.

„Es ist deine Entscheidung. Aber jetzt, wo alles vorbei ist, müsste ich behaupten, dass es die größte Dummheit ist, die du machen könntest."

Méra antwortete nicht, ließ ihren Blick über die Ebene vor der Stadt schweifen.

„Hast du dir schon einmal gewünscht fliegen zu können?", fragte sie, ihre Stimme brach. „Hast du dir schon einmal gewünscht, die Last dieser Welt fallen zu lassen und einfach zu schweben?"

„Wer tut das nicht", war die Antwort, sie klang beinahe sanft. „Und mir ist auch klar, dass du noch immer eine grosse Last auf deinen Schultern trägst. Und dass du nicht verstehen kannst, was geschehen ist... doch es wäre wirklich schade, wenn du nun dein Leben einfach so wegwerfen würdest, wo Gandalf und Aragorn doch so sehr darum gekämpft haben. Du hast Freunde, Méra – wir werden dich dieses Leben nicht alleine leben lassen."

„Ich habe nie gewollt, dass sie um mein Leben kämpfen...", sie zitterte. Es war so kalt... „Ich wollte nie leben. Es wird nun nicht anders sein als damals, als..." Ihre Stimme brach.

„Hör auf in der Vergangenheit zu leben. Das bringt nur Schmerz... fang noch einmal neu an, Méra. Auch du kannst das... du hast Freunde, wir werden dir helfen."

„Das klingt viel leichter, als es ist", sagte Méra bitter. „So viel leichter... aber ich kann nicht einfach loslassen."

„Doch, das kannst du. Es ist wie wenn du nun springen würdest... nur auf die andere Seite, ins Leben. In ein neues Leben. Ein anderes, besseres."

Sie schrak zusammen, als warme Finger sich um ihr Handgelenk schlossen. Sie wankte, verlor beinahe den Halt, doch schliesslich stand sie wieder fest da.

„Ich dachte, du wollest mich nicht hindern", sagte sie und versuchte, sich dem Griff zu entziehen.

„Das werde ich auch nicht. Ich will dir sogar behilflich sein... wieder hinabzusteigen", erwiderte der andere und das Lächeln klang aus seiner Stimme.

„Ich frage mich, ob du jemals um eine Antwort verlegen bist", murmelte Méra kaum hörbar und drehte sich nun langsam um. Der andere lachte leise und half ihr von der Brüstung hinunter. Schliesslich standen sie sich gegenüber, Méra leicht zitternd in ihrem dünnen Kleid, die den Blick ihres Gegenübers beständig vermied.

„Ein seltsamer Anblick", sagte Legolas leicht grinsend und streifte den Ärmel ihres Kleides. „Man könnte direkt den Eindruck erhalten, dass du tatsächlich eine Frau bist."

Méra schenkte ihm einen verächtlichen Blick und drehte sich wieder zur Brüstung um. Für eine Weile kehrte Schweigen ein.

„Ich frage mich schon lange...", murmelte Méra schliesslich, „warum ich nicht gestorben bin. Die Prophezeiung... sie ist doch so klar." Ihre Hände lagen zitternd auf der Mauer. „Und ich sah sie sterben... aber noch lebe ich."

Legolas trat neben sie und nun erwiderte sie seinen Blick fest. Sie wusste, die Verzweiflung sprach aus ihren Augen, vermischt mit der Verwirrung und dem Schmerz. Sie wusste, dass sie Legolas in diesem Moment ihre Seele offenbarte... aber sie hatte nicht die Kraft, es zu verhindern. Und eigentlich war es doch gleich, was er sah... es war nicht von Belang, gegen wen sie ihre Seele nun noch schützen wollte, schliesslich lag sie schon lange in Trümmern und all die Masken, die sie sich gebaut hatte, waren nach und nach zerbröckelt. Sie waren nie ein guter Schutz gewesen.

„Ja, du lebst noch...", sagte der andere Elb schliesslich nachdenklich, „aber die Prophezeiung hat sich dennoch erfüllt. Sag mir, bist du noch dieselbe wie an jenem Tag, als wir nach Caras Galadhon kamen?"

„Ich bin nicht anders als damals", murmelte sie, die Hände zu Fäusten geballt. „Es hat sich nichts geändert..." Nur ist mein Leben noch sinnloser geworden, dachte sie bei sich.

„Oh doch, das hat es. Damals hättest du nicht so mit mir gesprochen. Damals hättest du keine einzige Gefühlsregung gezeigt und mich, wenn ich dir auch nur etwas zu nahe gekommen wäre, mit deinem Schwert bedroht. Und nun sieh dich an. Du sprichst mit mir, ohne Barrieren, die du dir selbst auferlegt hast. Du trägst keine Masken und du lässt Nähe zu... ist es nicht so?"

Méra schwieg und sann über seine Worte nach. Gewissermassen hatte er Recht... damals hätte sie mit niemandem gesprochen, hätte sich selbst noch nicht einmal eingestanden, wie schwach sie war. Sie hätte sich gegen jeden abgeschottet, der ihr zu nahe gekommen wäre... doch nun, nun hatte sie die Kraft dafür nicht mehr, brauchte sie auch gar nicht zu haben. Sie gab es nur ungern zu, aber sie hatte sich verändert auf der Reise nach Minas Tirith... nicht zuletzt durch ihre Gefährten.

„Die alte Méra ist gestorben", fuhr Legolas fort. „Und aus den Bruchstücken ihrer Seele ist eine neue Méra gestiegen wie der Phönix aus der Asche..."

E N D E

A/N: Hat jemand es erwartet? Geahnt? Oder hab ich euch alle überrascht mit diesem Ende? Wie auch immer, ich hoffe, es ist der Geschichte würdig...

Nach mehr als zwei Jahren ist WLTB nun endlich fertig, und ich habe noch ein paar Dankes loszuwerden: An meine beiden wundervollen Betas, die mich immer wieder zum Weiterschreiben bewegt haben, besonders an Silivren, ohne die diese Geschichte ein völlig anderes Ende hätte. Und an meine genialen Reviewer, ohne deren tolle Kommentare ich schon lange aufgegeben hätte. Danke!

Und bevor ich euch jetzt mit dieser Geschichte ein für alle Mal in Ruhe lasse, möchte ich noch mal auf die Homepage von WLTB verweisen. Dort findet ihr nämlich jetzt auch die drei ersten des Endes von WLTB – geht und vergleicht auf traumtaenzerin. nureintraum. net/ ff/ wltb/ (Leerzeichen entfernen)

Vielen Dank noch mal an alle, die mitgelesen haben!
Eure Berendis