Jetzt oder nie Kapitel 4
Bei Lucas:
„Nun erzähl mal. Was ist mit dir und dieser Nicole?", wollte Lucas von Orlando wissen, nachdem sie einen schönen Platz in einem Pub gefunden und sich was zum trinken bestellt hatten.
„Zwischen mir und Nicole läuft nichts. Ehrlich. Sie ist ganz nett, aber für meinen Geschmack zu schüchtern. Echt nicht mein Fall. Wie sieht es bei dir aus? Irgendein hübsches Mädchen in Sicht?"
„Ne nix, aber das ist auch nicht schlimm. Ich bin sowieso die meiste Zeit auf der seaQuest, da wäre es nicht gerade einfach eine Beziehung zu führen. Es sei den, ich finde irgendwann mal die Richtige, aber die ist noch nicht in Sicht."
„Gefällt es dir noch immer auf der seaQuest? Du machst das jetzt immerhin schon fast ein Jahr."
„Spaß macht es mir immer noch. Es gibt immer neue Herausforderungen und dort gibt es die neuste Technik. Außerdem kann ich dort auch der Wissenschaft nachgehen. Auf der seaQuest gibt es ein Wissenschaftsteam, dass alles mögliche aus dem Ozean erforscht. Es bringt Abwechslung und es passiert fast jeden Tag etwas neues und aufregendes."
„Klingt wie ein Traumjob. Wie sind die Leute da? Ist es nicht komisch, dass du der jüngste an Bord bist. Vermisst du es denn nicht, dass niemand in deinem Alter da ist?"
„Die Leute sind nett.", sagte Lucas einsilbig.
Orlando bemerkte sofort, dass irgendetwas nicht stimmte. „Ist alles ok?"
„Naja... eigentlich nicht."
„Was ist denn los?"
„Also, dass war so..."
Bei Nathan und Kristin:
Frustriert lies sich Kristin am Küchentisch nieder. „Wir haben ihn nicht gefunden. Was sollen wir denn jetzt machen? Es ist draußen bereits dunkel. Was soll Lucas denn jetzt so ganz allein machen und wo soll er schlafen?"
Nathan setzte sich neben Kristin und nahm ihre Hände in seine. „Beruhige dich bitte. Lucas ist nicht dumm und das weißt du. Er wird nicht irgendwo unter einer Brücke schlafen. Hast du schon vergessen, dass er ein Genie ist? Er findet einen guten Schlafplatz und er hat eine gute Menschenkenntnis. Er weiß, wem er vertrauen kann und wem nicht. Es wird ihm nichts passieren."
Kristin musste kurz lächeln, als Nathan sie daran erinnerte, dass Lucas ein Genie war. Mit Sicherheit wusste Lucas, was er zu tun hatte und bestimmt hatte er schon eine Übernachtungsmöglichkeit gefunden. Dennoch machte sie sich unglaubliche Sorgen. So große Sorgen, dass ihr die Tränen kamen. Nathan zog sie in seine Arme und wiegte sie ein wenig hin und her.
„Ich mach dir jetzt einen Tee und dann wirst du was kleines essen. Danach gehen wir ins Bett und versuchen ein wenig zu schlafen. Und morgen suchen wir noch bis Mittag nach Lucas und wenn wir ihn dann nicht gefunden haben, dann informieren wir die Polizei, aber wir werden sie darum bitten das ganze nicht an die große Glocke zu hängen. Ich will nicht, dass das alles an die Medien geht und seine Eltern von jemand anderem erfahren, dass wir keine Ahnung haben wo ihr Sohn ist. Außerdem werden wir noch auf der seaQuest anrufen und fragen, ob Lucas dort ist. Ok?"
„Alles bis auf das Essen. Ich glaub nicht, dass ich irgendetwas runterbekomme."
„Versuch es bitte."
„Na gut."
Bei Lucas:
„... und jetzt bin ich hier.", endete Lucas seine Erklärung über die letzten Stunden.
„Glaubst du denn wirklich, dass sie es böse gemeint hat und dich los werden wollte?"
„Eigentlich ist sie nicht so. Sie war sonst immer um mich besorgt und hat sich um mich gekümmert. Das alles passt nicht zu ihr, aber vielleicht hat sie mir immer nur etwas vorgespielt und konnte mich nie wirklich leiden."
„Warum sollte sie das tun?"
„Weil sie an den Captain ran will. Der Captain mag mich wirklich. Wir verstehen uns gut und ich weiß, dass ich ihm wichtig bin. Wenn sie sich nicht gut mit mir verstehen würde, dann wäre sie bestimmt beim Captain abgeschrieben. Und wenn sie das nicht will, wovon ich mal ausgehe, da sie ständig an ihm dran hängt, muss sie sich mit mir verstehen."
„Glaubst du wirklich, dass es so ist?"
„Was soll ich denn sonst glauben?"
„Ich weiß nicht. Vielleicht, dass sie gestreßt war und du in einem ungünstigen Moment gestört hast."
„Ja, weil sie sich gerade wieder an den Captain ran machen wollte."
„Lassen wir das lieber. Was willst du jetzt machen?"
„Keine Ahnung. Ich bezweifle, dass ich wieder zurück auf die seaQuest kann. Ich weiß, dass der Captain das gern will, aber ich kann nicht wieder mit dem Dr. zusammenarbeiten und durch meine Arbeit würden wir uns andauernt über den Weg laufen. Rausgeschmissen wird sie sicherlich nicht, also muss ich wohl gehen. Leider hab ich keine Ahnung, was ich stattdessen machen soll. Vielleicht sollte ich nochmal ein Studium machen. Da müsste ich mir allerdings erst mal überlegen, was ich studieren will. Außerdem werd ich auch noch mit meinen Eltern darüber reden müssen. Mein Vater will bestimmt wieder, dass ich in seine Firma einsteige. Ich muss also etwas finden, was so überzeugend ist, dass er nicht will, dass ich bei ihm einsteige. Die seaQuest war perfekt, aber das wird jetzt wohl ausfallen."
„Rede erst mal mit dem Captain, bevor du dich entscheidest und bevor du deinen Vater anrufst."
„Vielleicht hast du recht. Er macht sich bestimmt Sorgen, weil er nicht weiß wo ich bin. Ich werd ihn anrufen und ihm sagen, dass es mir gut geht und er sich keine Sorgen machen soll."
„Weißt du ich hab hier eine kleine Wohnung. Wenn du Lust hast, dann kannst du auch bei mir schlafen. Ich hab eine Couch, die man ausziehen kann und meinetwegen kannst du so lange bleiben wie du willst. Ich würde mich freuen."
„Danke. Das wäre echt toll. Ich kann mir das Hotelzimmer zwar leisten, aber irgendwie kann ich es nicht leiden in solchen unpersönlichen Zimmern zu schlafen."
„Gut, dann können wir gleich losgehen und deine Sachen aus dem Hotel holen und dann rufst du den Captain an."
