1703 Zulu
National Naval Medical Center
Bethesda, Maryland
Mac tigerte genervt den Krankenhausflur auf und ab. Sie wartete bereits seit 47 Minuten auf die Ergebnisse ihres jährlich vom Militär vorgeschriebenen Gesundheitsschecks.
Sturgis, der ebenfalls auf seine Untersuchungsergebnisse wartete, beobachtete seine Kollegin amüsiert. „ Mac, jetzt setz dich endlich. Du machst mich ganz verrückt. Es ist doch nur ein ganz gewöhnlicher Test. Oder hast du Angst, dass etwas nicht in Ordnung ist? " Er warf Mac einen fragenden Blick zu. Sie war stehen geblieben, sah Sturgis genervt an. „ Nein, aber ich habe besseres zu tun, als hier dumm herum zu sitzen und darauf zu warten, dass mir der Arzt sagt, dass alles in Ordnung ist. Erstens hätte er das telefonisch tun können, zweitens ist das vielleicht eine Sache von 2 Minuten und drittens stapeln sich auf meinem Schreibtisch im Hauptquartier die Akten, die ich noch bis heute Abend bearbeitet haben muss." Sie hatten ihren Blick wieder von ihrem Kollegen abgewandt, ging weiter, ungeduldig den Flur auf und ab.
Sturgis beobachtete sie neugierig, hielt es jedoch für besser, sie nicht mehr anzusprechen. Er ahnte, dass hinter der Nervosität und Reizbarkeit seiner Kollegin mehr steckte, als sie zugeben wollte. Mac war seit dem vorgetäuschten Tod von Webb nicht mehr wieder zu erkennen. Sie hatte oft krank gewirkt, schien unglücklich und deprimiert zu sein. Er vermisste sogar die ständigen, kleinen Streitereien zwischen Harm und Mac, die für die beiden, eher eine Art von Flirten zu sein schienen. Wenn er genauer darüber nachdachte, verhielt sich auch Harm anderes als früher. Es hatte zwar schon immer eine gewisse, sexuelle Spannung zwischen den beiden gegeben, doch in letzter Zeit kam es ihm vor, als wolle Harm sie gar nicht mehr aus den Augen lassen. Er hatte ihn noch nie so besorgt um Mac gesehen, wie im Moment. Sogar im Gerichtssaal schien er auf Macs Zustand Rücksicht zu nehmen, war bei Verhandlungen, bei denen er gegen sie antrat, weniger aggressiv als sonst. Sturgis wusste zwar nicht genau, was sich zwischen seinen beiden Kollegen abspielte, doch er war sich sicher, dass sie etwas zu verbergen versuchten, was entweder ihr privates Verhältnis oder Macs gesundheitlichen Zustand betraf.

Colonel MacKenzie, der Doktor erwartet sie. " Die stimme der Sprechstundenhilfe hatte Sturgis aufgeschreckt. Er blickte Mac nach, die zielstrebig das Zimmer des Arztes betreten hatte.
Guten Tag Colonel. Nehmen sie bitte Platz. " Dr. Miller saß an seinem Schreibtisch und deutet auf den Stuhl vor sich. Er warf kurz einen Blick in Macs Krankenakte und sah seine Patientin dann etwas beunruhig an. „ Wie fühlen sie sich, Colonel? " „ Gut Sir " , sie rutschte nervös auf ihrem Stuhl hin und her. „ Warum, stimmt etwas nicht." Der Arzt lehnte sich in seinen Sessel zurück und faltete die Hände über seinem Bauch. „ Nun ja Colonel, ihr Blutwerte beunruhigen mich ein bisschen. Sie müssen sich wirklich mehr schonen und … " „ Ja ich weiß schon: Weniger Stress, mehr Schlaf und eine ausgewogene Ernährung. ", unterbrach ihn Mac. Es war genau das, was sie jedes Jahr zu hören bekam und doch nicht in die Tat umsetzten konnte.
Dr. Miller sah seine Patientin eindringlich an. „ Colonel, sie sollten das nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ihr Verhalten kann nicht nur ihren gesundheitlichen Zustand verschlechtern, sondern … "
Dr. Miller wurde durch das Klingeln seines Telefons unterbrochen. Mac lehnte sich in ihren Stuhl zurück und beobachtet ihren Arzt. Was hatte er gemeint? Er hatte so ernst geklungen. Vielleicht war sie krank? Ihr war es wirklich in den letzten Tagen nicht besonders gut gegangen. Sie hatte sich kraftlos gefühlt und sogar mit Kreislaufproblemen zu kämpfen gehabt. Aber sie hatte das auf Schlafmangel zurückgeführt, es nicht besonders ernst genommen. Doch bei allem, was sie dieses Jahr alles erlebt hatte, würde es sie nicht wundern, wenn das Leben noch mehr schlechte Neuigkeiten für sie bereithielt. Obwohl sie sich fragte, was jetzt noch kommen konnte. Die einzige Steigerung wäre wohl nur noch eine tödliche Krankheit, dachte sie sarkastisch.
Mac sah aus dem Fenster, sie war nun doch beunruhigt. Sie hatte genug von schlechten Nachrichten, doch es fiel ihr schwer, bei all den negativen Erfahrungen, positiv zu denken.
Dr. Miller hatte den Hörer aufgelegt und widmete sich wieder seiner Patientin. „ Entschuldigen sie Colonel, das war ein Notfall. Aber jetzt bin ich wieder voll und ganz für sie da. Also, wo war ich stehen geblieben? Ach ja, ihre Blutwerte. Colonel, ich denke, ich muss da mal ein ernstes Wort mit ihnen reden. "