Titel: Heero's Eleven
Autoren: Zanna & Laren (ZaLa)
Disclaimer: siehe Prolog
Kommentar: Hah, erwischt! Wir sehen jetzt ganz genau wie oft die neuen Kapitel angeklickt werden. Da offenbar jede Menge Leute das gelesen haben, wir aber kaum nen Kommi bekommen haben, müssen wir davon ausgehen das euch die Geschichte entweder nicht gefällt oder ihr einfach nur zu faul seid um nen klitzekleinen Kommi zu hinterlassen. 'schnief'
Spaß beiseite, wir wollen nicht so sein wie manch andere Autoren und die Leser erpressen, um an Reviews zu gelangen (so nach dem Motto 'mindestens fünf Kommis sonst gibts kein neues Kapitel'), aber wir wollen ehrlich wissen ob es sich überhaupt lohnt diese Geschichte weiterzuschreiben, oder ob wir uns lieber mehr auf LYSAS konzentrieren sollen. Also, sagt uns das, ok?
Kapitel 2
Duo stand auf dem Parkplatz vor dem billigen Club in einer der weniger guten Gegenden von Hollywood und wartete auf einen seiner Klienten. Obwohl 'Klienten' vielleicht nicht unbedingt das beste Wort dafür war. Vielmehr Opferlämmer. Die man gehörig ausnehmen konnte. Aber das mussten die anderen ja nicht unbedingt wissen, oder?
Er nahm einen weiteren Bissen von seinem Burito und leckte sich anschließend die Finger sauber. Wo blieb dieser Junge nur? Obwohl Duo gar nicht mal um so vieles älter war – eigentlich waren sie sogar alle im selben Alter, wie Duo mit Erstaunen feststellte – hatte er immer das Gefühl als würde er sich mit einer Horde Kindergartenkinder abgeben. War er jemals so unendlich jung und dumm gewesen? Duo bezweifelte es ehrlich.
„Hey Duo! Duo, wie sieht's aus, Mann?"
Duo drehte den Kopf zur Seite und lächelte leicht, als Topher – sein derzeitiger 'Schützling' – auf ihn zukam. Duo beendete seine Mahlzeit und ging dann mit Topher zusammen auf den Club zu. Glücklicherweise waren sie nicht darauf angewiesen den Vordereingang zu benutzen – aus irgendeinem Grund schien es zur Zeit gerade schick zu sein, Partys in billigen Striplokalen zu feiern, und so strömte die High Society (oder wer sich dafür hielt) geradezu in diesen Club. Entsprechend lang war die Schlange vor dem Eingang.
Gefolgt von Topher wandte Duo sich der kleinen Seitengasse zu, in der sich der Hintereingang des Clubs befand. So mussten sie zwar durch die Küche gehen, kamen aber trotzdem sehr viel schneller – und ungestörter – hinein als durch den Vordereingang.
„Ich hab da mal ne Frage," sagte Topher als Duo die Tür öffnete und vor ihm in die Küche des Clubs trat, „Sind Sie eigentlich ne Aktiengesellschaft?"
Duo macht ein Geräusch das eine Mischung aus Lachen und abfälligem Schnauben war und schüttelte leicht den Kopf. Wie kamen diese Idioten immer nur auf diese Ideen?
„Schön, ok," sagte Topher, der ihm wie ein übereifriges Hündchen hinterherlief, das dringend die Aufmerksamkeit seines Herrchens erregen wollte, „wenn nicht dann denken Sie mal drüber nach. Ich hab mit meinem Berater geredet. Und er…"
„Bernie," warf Duo ein. Er hatte schon mehr als genug von Bernie gehört. Topher hatte offenbar die Absicht, jede einzelne von Bernies 'Weisheiten' mit Duo zu teilen – ob Duo es nun wollte oder nicht.
„Nein, nicht Bernie," antwortete Topher. „Mein Finanzberater. Eigentlich," Topher stutzte kurz, „heißen beide Bernie."
Duo rollte mit den Augen.
„Jedenfalls sagte der mir, dass man das was wir tun… gewissermaßen… als Recherche für einen zukünftigen… Gig oder so was… voll von der Steuer absetzen könnte. Aber die Sache ist die," Topher packte Duo am Arm um ihn festzuhalten, „und das ist echt VOLL bescheuert, aber…"
Duo blieb stehen, warf seinen Zopf über die Schulter nach hinten und sah Topher nun direkt an.
„Ich müsste Sie per Scheck bezahlen," beendete Topher seine kleine Ansprache, blickte Duo erwartungsvoll an und kaute dabei cool auf einem Zahnstocher herum. Zumindest nahm Duo an das es cool wirken sollte.
Duo seufzte innerlich auf, trat etwas zurück um eine der Kellnerinnen des Clubs vorbeigehen zu lassen und verschränkte die Arme. Dann blickte er Topher einfach nur an.
„Mann," sagte Topher, verstummte aber wieder.
Duo blickte ihn weiterhin an. Mit einem sarkastischen Blick der besagte, „Sonst noch Wünsche?"
„Dann…" fing Topher wieder an, änderte jedoch angesichts Duos Blick schnell was er sagen wollte, „Oder Sie kriegen einfach weiter Cash."
Duo nickte anerkennend, drehte sich um und ging weiter durch die engen Gänge des Personals auf den öffentlichen Bereich des Clubs zu.
„Ja dann," Topher räusperte sich, „kriegen Sie einfach weiter Cash," wiederholte er sich und folgte Duo.
Der Clubraum war vollgestopft mit edel gekleideten Menschen, die Gläser mit alkoholischen Getränken hielten und versuchten sich über die laute Musik hinweg zu unterhalten. An einer Wand, direkt hinter der Bar, waren eine Art Schaukästen angebracht, in denen mehr oder weniger leicht bekleidete Frauen sich auf eine Weise verrenkten, die anatomisch eigentlich fast unmöglich sein sollten. Duo bahnte sich, gefolgt von Topher, seinen Weg durch die Menge zu dem kleinen privaten Zimmer im hinteren Teil des Clubs, das extra für ihn reserviert war. Es zahlte sich eben aus wenn man den Barmann kannte.
In dem Zimmer, das von der anderen Seite direkt an die Schaukästen anschloss, befand sich ein runder Tisch, und die anderen 'Opferlämmer' erwarteten sie bereits. Topher wurde lautstark von Shane, Josh und Barry begrüßt, während Holly sich wie immer etwas zurückhielt.
Duo schüttelte innerlich den Kopf. Obwohl die fünf Schauspieler genau wie er ebenfalls mindestens Mitte Zwanzig waren benahmen sie sich doch vielmehr wie die Teenager, die sie in diversen Fernsehserien und –filmen darstellten. Mit einem leisen Seufzer ließ er sich an dem runden Tisch nieder, mit dem Rücken zu den Schaukästen und dem Blick zur Tür des Zimmers. Zwei der Jungs nahmen jeweils neben ihm Platz, während Holly sich ihm direkt gegenüber setzte.
„Ok," sagte Duo und begann die Karten geschickt zu mischen, „wir beginnen mit Five Card Draw. Ihr wisst doch noch was Five Card Draw ist?"
„Oh ja."
„Klar."
„Total."
„Logo."
Duo schüttelte erneut innerlich den Kopf als Jungschauspieler 1-4 sofort zustimmten, und das mit einem Tonfall der klar machte, das die vier eigentlich nicht die geringste Ahnung hatten, wovon Duo gerade sprach. War es da ein Wunder dass es Duo oft schwer fiel diese Kids auseinander zu halten? Er musste sich manchmal gewaltig zusammenreißen um sich überhaupt an ihre Namen zu erinnern.
„Wer will geben?" fragte Duo und blickte kurz in die Runde. „Josh?"
„Ja," antwortete Josh und griff sich den Kartenstapel, den Duo ihm hinlegte. Sofort begann er die Karten auszuteilen – rechts herum.
„Josh," sagte Duo mit leidender Stimme. Gott, wie oft hatte er das schon erwähnt? Merkten diese Kids sich denn nie etwas? Wie schafften sie es nur den Text für ihre Rollen auswendig zu lernen?
„Ja?" merkte Josh sofort auf und sah Duo erwartungsvoll an.
„Links rum. Man gibt links rum."
Josh schaute etwas betreten auf den Tisch hinab und Duo seufzte lautlos.
„Shane?" richtete Duo seine Aufmerksamkeit schließlich auf einen der anderen, der schon die ganze Zeit ungeduldig mit seinen Karten auf den Tisch klopfte.
„Karte," sagte Shane bestimmt und blickte Josh auffordernd an, ohne jedoch eine seiner Karten beiseite zu legen.
Duo starrte ihn eine Sekunde lang ungläubig an, dann sagte er mit einem Kopfschütteln, „Das ist kein Black Jack."
„Oh Alter!" rief Topher aus und fing dann an zu lachen, so als könnte er nicht glauben wie jemand einen so dummen Fehler machen konnte. Die anderen schlossen sich ihm an, und Duo musste Shane zugute halten, dass er nicht etwa sauer oder beleidigt war, sondern gutmütig mit den anderen mitlachte. Immerhin etwas.
Duo richtete seine Aufmerksamkeit der anderen Seite des Tisches zu. Barry saß vornüber gebeugt da und starrte in seine Karten, als wollte er sie dadurch zwingen das Blatt zu werden das er haben wollte.
„Das Blatt anstarren nützt nichts," sagte Duo. Barry blickte auf und sah Duo um Hilfe bittend an. „Du hast was du hast," war der einzige Rat, den Duo ihm geben konnte.
„Ok, noch mal von vorne," seufzte Duo irgendwann später – Stunden später wie es ihm schien – sammelte die Karten ein und mischte erneut. Dann gab er den Stapel wieder an Josh, der sofort damit begann die Karten auszuteilen.
„Josh. Lins rum. Links. Links. Links." Vielleicht brachte es ja was, wenn man es nur oft genug wiederholte?
„Links rum," sagte Josh schnell und hob verteidigend die Hände. „Ja weiß ich. Ich krieg das hin."
Duo rollte mit den Augen, sagte jedoch nichts dazu. „Die Dame setzt," sagte er schließlich und wandte sich an Holly. „Immer schön dranbleiben."
„Hm," machte Holly, ließ ihre Hand einen Moment unentschlossen über ihrem Stapel Chips kreisen und entschied sich schließlich für einen Einsatz. „Blau," sagte sie und warf den Chip in die Mitte des Tisches.
„Blau," wiederholte Duo. „Das ist ein Fünfziger."
„Soll ich – mitgehen?" fragte Shane und hielt den Fünfziger kurz hoch, bevor er ihn auf Duos Nicken hin ebenfalls in die Mitte des Tisches warf.
„Shane geht mit," sagte Duo.
„Ich geh mit," wiederholte Shane stolz.
„Was soll's," sagte Topher und warf auch einen Fünfziger-Chip in die Mitte. „Is doch eh bloß Kleingeld!" Die fünf Kids am Tisch begannen zu lachen.
„Wie du setzt musst du entscheiden," wandte sich Duo an Topher, „Hauptsache die glauben das du deine Gründe hast."
„Ja, danke Mann," sagte Topher, immer noch auf diesem nervigen Zahnstocher kauend.
Duo streckte die Hand aus und schob Tophers Blatt, das dieser mit weit ausgestreckten Händen vor sich hielt ein Stück zurück, näher an Topher ran. Wieso drehte der Junge nicht gleich einfach die Karten um, damit jeder sie sehen konnte?
„Schon klar, schon klar," sagte Topher und hielt seine Karten endlich so, dass niemand einen Blick hinein werfen konnte.
„Gut, wie viele?" fragte Josh, der Kartengeber.
„Vier!" sagte Barry bestimmt und legte vier seiner Karten ab.
Duo konnte ihn nur ungläubig anstarren. „Du nimmst keine vier," sagte er kopfschüttelnd. „Du willst passen."
Barry starrte ihn an. „Ich will passen?"
„Genau."
Barry warf einen unsicheren Blick in die Runde, dann beugte er sich leicht zu Duo. „Ist das gut?"
„Leg hin," sagte Duo, beugte sich vor, nahm Barry die letzte Karte aus der Hand und legte sie zu den anderen vier auf den Tisch.
„Was soll das?" fragte Barry.
„Du bist raus," antwortete Duo.
„Ok, der Geber nimmt drei," murmelte Josh vor sich hin und das Spiel – wenn man es so nennen konnte – ging weiter.
Nachdem jeder – außer Barry – seinen Einsatz gemacht hatte und sehen wollte, drehte Shane hocherfreut seine Karten um.
„Shane, du hast drei Pärchen," sagte Duo.
„Ja," sagte Shane und sah noch einmal stolz auf sein Blatt hinab.
„Es gibt hier nur fünf Karten!" sagte Duo eindringlich. „Wie kann man mit fünf Karten drei Pärchen haben?"
„Eine war vielleicht für mich," warf Holly ein.
„An mir lag's nicht," sagte Josh, der Kartengeber.
„Leute! Leute! Leute!" rief Topher über das nun entstandene Stimmengewirr.
Die vier anderen verstummten und sahen ihn an.
„Lauter rote!" rief Topher triumphierend und legte sein Blatt offen auf den Tisch. Dann lachte er stolz und ließ sich von den anderen, die alle ganz begeistert davon zu sein schienen, gratulieren.
Duo saß auf seinem Platz und konnte nur resigniert auf Tophers Blatt starren. Lauter rote. In der Tat. Genauer gesagt, zwei Karos und drei Herzen. Duo griff sich sein Glas mit Whiskey, nahm einen Schluck und hielt es sich anschließend an die Schläfe. Vielleicht könnte das kühle Glas ja die aufkommenden Kopfschmerzen ein wenig betäuben.
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Etwas später saß Duo an der Bar, immer noch sein Glas Whiskey in der Hand und starrte blind auf die Tänzerinnen in ihren Glaskäfigen. Nach Tophers 'Sieg' eben hatten sich die Kids gar nicht mehr beruhigen können und so hatte Duo eine kurze Pause angeordnet. Und weiß Gott, er selbst hatte sie jetzt dringend nötig.
Wieder hielt er sich das Glas an die Schläfe, aber wie vorhin schon half es nicht im Geringsten gegen die Kopfschmerzen. Duo seufzte. Wie hatte er nur so tief sinken können?
Wie hatte sein Leben nur so den Bach runter gehen können? Oh nicht das die Kids nicht nett wären oder so was. Nein, Duo hätte sie sich sogar sehr viel arroganter und verwöhnter vorgestellt – die allgemeine Vorstellung die man von Hollywoodschauspielern eben so hatte. Aber trotzdem sehnte Duo sich geradezu danach sich endlich mal wieder mit einem Erwachsenen zu unterhalten! Die Tatsache dass die 'Kids' nicht einen Tag jünger waren als er selbst ignorierte Duo einfach mal. Es ging hier schließlich auch mehr um die geistige Reife.
Nein, es war einfach die Herausforderung die Duo fehlte. Diese Kids auszunehmen war fast schon zu einfach. Das war als würde man einem Baby den Schnuller klauen. Oder einem Hundebaby den Kauknochen. Viel zu einfach. Wann hatte er das letzte Mal eine wirkliche Herausforderung gehabt? Wie lange war es jetzt her?
Duo seufzte. Drei Jahre. Es war jetzt drei Jahre her. Genauer gesagt, drei Jahre, zwei Monate und sechs Tage. Aber wer zählte schon mit. Seit dieser Idiot… Duo riss sich gewaltsam aus diesen Gedanken. Es hatte keinen Sinn darüber nachzudenken. Es hatte schon damals keinen Sinn gehabt, und es hatte jetzt noch viel weniger. Aber nichtsdestotrotz konnte er den kleinen Funken Ärger nicht unterdrücken, den er immer verspürte wenn er daran dachte. Warum nur hatte er es gemacht? Warum hatte dieser Idiot nicht auf ihn gehört? Alles nur wegen…
„Wie läuft das Spiel?" rief ihm der Barkeeper über die Musik zu und riss Duo so aus seinen Gedanken.
Duo nahm einen letzten Schluck Whiskey und reichte dann das Glas zum Auffüllen hinüber. „Sie stellen sich nicht besonders schlau an," antwortete er und nahm das volle Glas Whiskey entgegen.
Der Barkeeper sah ihn an als hätte er verstanden und fragte dann, „Was?"
Duo rollte mit den Augen. „Ich fange was mit deiner Frau an," rief er dann etwas lauter.
Der Barkeeper lächelte, nickte und sagte, „Klasse!"
Duo grinste breit, prostete dem Barkeeper zu und nahm einen Schluck. Vielleicht wenn er sich noch zwei oder drei von diesen hinter die Binde kippte, vielleicht wäre der Rest des Abends dann einfacher zu ertragen.
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Fünf Minuten später machte Duo sich wieder auf zurück in das Hinterzimmer. Die Kids müssten sich inzwischen auch wieder beruhigt haben, es konnte also weitergehen. Gerade als er sich unter einem Vorhang hindurchduckte hörte er eine neue Stimme. Eine bekannte Stimme. Eine nur allzu vertraute Stimme, deren Klang sein Herz sofort schneller schlagen ließ.
„Das ist schwer, oder? Den Sprung zu schaffen? Vom Fernsehen zum Film?"
Ungläubig betrat Duo das Zimmer vollends, doch nach außen hin ließ er sich nichts anmerken.
„Nich für mich, Alter," sagte Topher großspurig und lachte.
„Hört ihn euch an!" sagte Barry und lachte mit.
„Oh hey, Duo" rief Topher als er Duo endlich bemerkte. „Wir haben hier noch nen Spieler." Er deutete auf den Mann neben sich. „Wenn das für Sie klargeht."
Doch Duo bekam Tophers Worte kaum mit. Seine gesamte Aufmerksamkeit war auf den Neuankömmling gerichtet, der gerade den Kopf hob und ihn mit einem unlesbaren Gesichtsausdruck ansah. Dunkelbraunes, zerzaustes Haar und die unglaublichsten blauen Augen die Duo jemals gesehen hatte. Ohne den Blick von dem Neuankömmling zu nehmen nickte Duo leicht, sorgfältig darauf bedacht seinen eigenen Gesichtsausdruck ebenso unlesbar zu halten wie sein Gegenüber.
Zufrieden mit Duos Reaktion übernahm es Topher alle vorzustellen und schon bald saßen sie alle zu einer neuen Runde Poker um den Tisch. Diesmal entschied sich Duo auch mitzuspielen, statt wie zuvor einfach nur Beobachter zu sein.
„Was machen Sie beruflich, Mr. Yuy, wenn ich fragen darf," fragte Duo nebenbei nachdem er die Karten verteilt hatte.
„Warum sollten Sie nicht fragen dürfen?" antwortete ihm dieser und blickte ihn direkt an. „Zwei Karten."
Duo warf dem ihm direkt gegenüber sitzenden Mann einen kurzen Blick zu, dann gab er ihm die gewünschten Karten.
„Ich komm frisch aus dem Gefängnis," beantwortete der Neuankömmling schließlich Duos erste Frage.
Die fünf Jungschauspieler schienen bei diesen Worten kurz zu erstarren. „Echt?" fragte Topher schließlich ungläubig.
„Wieso waren Sie im Gefängnis?" fragte Josh, der nicht ganz so verblüfft zu sein schien wie Topher.
„Weil ich gestohlen hab," war die sachliche Antwort.
„Sie haben gestohlen?" fragte Topher neugierig. „Was denn so? Juwelen…?"
„Aztekischen Kopfschmuck," warf Duo mit einem kurzen sarkastischen Blick auf sein Gegenüber ein. „Hochzeitsmasken."
Shane nickte abwägend den Kopf. „Und? Bringt so was Kohle? Diese az-tek-ischen…" Er stolperte über das offenbar schwierige Wort.
„Hochzeitsmasken," ergänzte der Neuankömmling. „Es geht."
„Lass dir nichts erzählen," widersprach Duo und verteilte die geforderten Karten an die anderen Spieler. „Die bringen nen Haufen Kohle wenn du es schaffst sie zu verschieben." Er blickte seinem Gegenüber für eine Sekunde direkt in die Augen.
„Ich nehm eine," sagte Duo dann, nahm sich eine Karte und fuhr dann direkt an Shane gewandt fort, „Das schafft nur keiner."
„Mein Hehler hat ziemlich zuversichtlich gewirkt," warf Yuy ein, die Augen niemals von Duo nehmend.
„Wer Bargeld klaut braucht keinen Hehler," griff Duo die alte Diskussion wieder auf und erwiderte den Blick.
„Manchen fehlt es eben an Weitsicht."
„Vermutlich allen in Zellenblock E," erwiderte Duo und warf Heero einen herausfordernden Blick zu. Seltsam, auf einmal waren die Kopfschmerzen verschwunden.
Heero seufzte kurz, nahm die Herausforderung aber offenbar an. „Ich setze 500 Dollar."
„Gut," sagte Duo, dann wandte er sich an die fünf Schauspieler, von denen er für einen kurzen Moment fast vergessen hatte, dass sie noch mit am Tisch saßen. „Wie heißt die wichtigste Lektion im Poker?"
„Setz nie auf den…" begann Barry zögernd.
„Nein," wurde er von Topher unterbrochen, „Lass deine Gefühle zu Hause."
„Ganz genau, Topher," lobte Duo und verspürte fast so etwas wie Stolz. Topher hatte ihm tatsächlich einmal zugehört – und es sich auch noch gemerkt!
„Neue Lektion," verkündete Duo laut in die Runde. „So nutze ich einen Bluff aus," er deutete kurz auf die 500 Dollar die Heero in die Tischmitte geworfen hatte. „Also bei soviel Geld so früh im Spiel würde ich sagen er hat höchstens ein paar Bildkarten auf der Hand." In dem Blick mit dem Duo Heero bedachte lag sowohl Herausforderung als auch Sarkasmus. Doch statt ihn zu erwidern senkte Heero den Blick auf den Tisch.
Duo sah ihn noch einen Moment lang an, dann wandte er sich ab. „Barry?"
Barry seufzte tief, spielte eine Weile unsicher mit den Karten in seiner rechten und den Chips in seiner linken Hand und sagte dann, „Ok, also… Ich steig aus." Damit legte er seine Karten mit dem Kartenrücken nach oben auf den Tisch und sah sich erwartungsvoll und vollkommen zufrieden mit sich selbst um.
„Ok," sagte Duo und wandte sich dem nächsten zu. „Josh?"
„Keine Sorge, ich bin dabei," antwortete Josh. „Ich bringe Ihre 500," er legte die Chips auf den Haufen in der Mitte, „und ich erhöhe um weitere 500 von meinem Haufen."
„Das ist ein sehr stattlicher Einsatz, Josh," sagte Duo. „Aber pass auf, ihn zu früh hochzutreiben wäre ein Fehler. Wir wollen ihn bei der Stange halten." Wieder warf er Heero diesen halb herausfordernden, halb sarkastischen Blick zu, und diesmal erwiderte Heero ihn. Wenn auch immer noch mit völlig unlesbarem Gesichtsausdruck.
„Holly?" wandte Duo sich schließlich an die einzig weibliche Mitspielerin.
„Ich geh mit," sagte sie.
„Du gehst mit?" Duo zog eine Augenbraue hoch.
„Ja," sagte Holly und warf die erforderlichen Chips in die Mitte.
„Ich geh auch mit," sagte Duo und seine Chips landeten ebenfalls auf dem immer größer werdenden Haufen.
„Ich auch," Shane schloss sich ihnen an.
„Ihre 500," sagte Heero und warf die Chips in die Mitte, holte dann ein Bündel Geldscheine aus seiner Jackentasche und warf es ebenfalls auf den Tisch, „Und noch 2000."
Duo stieß einen leisen Pfiff aus. „Leute, überlegt's euch," gab er den vier anderen Mitspielern zu bedenken. „Ist ein Haufen Geld. Aber ich bleib drin," wieder warf er Heero einen herausfordernden Blick zu, „Er will sich bloß aus seinem Bluff rauskaufen."
Für einen Moment starrten sie sich nur an, beide herausfordernd, beide leicht sarkastisch, dann riss sich Duo von Heeros Blick los.
„Josh?"
„Zwei," sagte Josh und legte die 2000 Dollar in Chips auf den Tisch.
Holly stöhnte, stieg jedoch nicht aus. „Ich geh mit," sagte sie und warf die Chips in die Mitte.
„Ich auch," sagten Shane und Topher und vergrößerten den Einsatz immer mehr.
„Dann lassen Sie mal sehen," sagte Duo und alle Augen richteten sich auf Heero.
Heero blickte die anderen kurz an, dann griff er nach seinen Karten. „Ich weiß ja nicht was vier Neunen wert sind, aber das Ass ist glaub ich recht hoch," sagte er, während er sein Blatt umdrehte.
„Alter," sagte Barry mit Bewunderung in der Stimme. Die anderen schwiegen. Und Heero sah Duo über den Tisch hinweg an, mit einem winzigen Lächeln im Gesicht, eigentlich nur ein leicht hochgezogener Mundwinkel.
„Danke für den Tipp mit dem Bluff," sagte Josh sarkastisch, doch Duo registrierte es nur am Rande.
Offenbar war den Kids nun das Geld ausgegangen – oder sie hatten keine Lust mehr – denn sie standen auf, schnappten sich ihre Jacken und verließen mürrisch das Hinterzimmer. Duo stand ebenfalls auf und folgte Topher durch den Club hinaus auf die Straße.
Vor dem Club wurde Topher sofort von einer Horde Fans angefallen, und Duo machte das er etwas Abstand gewann. Dann spürte er wie sich ihm jemand näherte, und als er den Kopf drehte erkannte er Heero, der die letzten Geldscheine wegsteckend lächelnd neben ihn trat.
Duo erwiderte das Lächeln, drehte sich um und ging zu seinem Wagen. Und ganz wie in alten Zeiten verstand Heero ihn auch ohne Worte und folgte ihm.
