Titel: Heero's Eleven
Autoren: Zanna & Laren (ZaLa)
Disclaimer: siehe Prolog

Kommentar: So, es geht weiter - leider bin ich etwas in Eile, deshalb gibts jetzt keinen langen Kommi. Viel Spaß beim lesen!


Kapitel 3

Duo saß am Steuer von Deathscythe, seinem geliebten, tiefschwarzen Cabrio und fuhr durch die nächtlichen Straßen von Hollywood. Er hätte ewig so weiter fahren können, ohne ein bestimmtes Ziel vor Augen zu haben. Zum ersten Mal seit drei Jahren fühlte sich alles wieder richtig an. Und das nur weil Heero neben ihm saß. Es schien als wenn die Welt plötzlich wieder klare Konturen und Farben hatte, alles war so gedämpft und irgendwie langweilig gewesen ohne Heero.

„Gott, bin ich gelangweilt," verkündete er dann auch, während er sich endlich innerlich auf ein Ziel geeinigt hatte und in die Richtung fuhr.

„Du siehst auch gelangweilt aus," bestätigte Heero.

Duo warf einen kurzen Blick zur Seite. Sein Freund saß völlig entspannt im Wagen, hatte seinen Ellenbogen auf die Tür gesetzt und lehnte sich mit seinem Kopf auf seine Hand. Der Fahrtwind spielte mit Heeros verwuseltem Haar. Duo saugte diesen Anblick fast gierig ein und speicherte ihn sorgfältig in seiner Erinnerung.

„Ich bin gelangweilt!" sagte Duo mit fester Stimme. Kein Wunder, in den letzten Jahren hatte es nichts gegeben, dass ihn aus dieser Langeweile hätte befreien können. Ohne Heero machte kein Job Spaß. Diese kleine Betrügerei heute Abend war zehnmal so interessant gewesen wie jeder andere Gig in den letzten drei Jahren.

Er fragte sich, wie es seinem Freund wohl im Gefängnis ergangen war. „Und wie war es im Bau? Sind meine Kekse angekommen?"

Duo stellte diese Frage bewusst flapsig. Er hoffte nur das Heero es ihm nicht vorhalten würde, dass er ihn nie besucht hatte. Kurz bevor Heero zu diesem verhängnisvollen – total schwachsinnigen – Job aufgebrochen war hatten Duo und Heero sich deswegen gestritten. Duo hielt es nicht für machbar und er hasste den Grund der Heero dazu antrieb. Mein Gott, man sollte doch annehmen das jemand so intelligentes wie Heero das auch sehen würde! Aber nein.

Sie hatten sich deswegen gestritten. Gestritten wie noch niemals zuvor ihn ihrem Leben. Und wenn man bedachte, dass sie sich kannten und zusammenarbeiteten seit sie beide ungefähr zehn waren, dann war das eine verdammt ernste Sache. Und so war Duo damals geflohen. Er wollte sich nicht mit Heero streiten und konnte einfach den Grund für diesen Streit nicht ertragen. Er war nach Europa gegangen, hatte versucht sich dort ein neues Leben aufzubauen.

Und Heero war geschnappt und relativ schnell verurteilt worden. Die Justiz hatte nur darauf gewartet ihm endlich etwas nachweisen zu können. Trotz all der bösen Worte zwischen ihnen wäre Duo sofort zu Heero geeilt um ihn zumindest so zu unterstützen. Aber er konnte nicht.

Er hatte es nicht gewagt. Er wusste dass er den Anblick eines gefangenen Heeros nicht ertragen könnte. Das hätte ihn fertig gemacht und ihn wahrscheinlich dazu gebracht etwas furchtbar dummes zu tun. Ihn wieder und wieder über seine Dummheit anzuschreien oder vielleicht sogar sein großes Geheimnis zu enthüllen. Duo schüttelte innerlich den Kopf. Und das hätte ihre Freundschaft für immer zerstört. Das konnte er einfach nicht riskieren. Ein Leben so völlig ohne Heero war farblos und langweilig. Das hatte er jetzt in den letzten Jahren auf schmerzliche Art und Weise erfahren müssen. Das würde er nicht zulassen. Er würde alles tun um ihre Freundschaft nicht zu zerstören.

Und so hatte er Heero während der letzten Jahre nicht besucht. Hatte Howards Warnung, das schließlich auch er auf diversen Verdächtigenlisten stand und er jetzt besser nicht auffallen sollte als Grund dafür vorgeschoben. Oh, er war mit Heero in Kontakt geblieben, so was in der Art. Er hatte ihm wieder und wieder Postkarten und kleine Päckchen geschickt. Aber alle ohne Absender, so dass Heero nie in der Lage gewesen war ihm zurückzuschreiben, falls der dazu je das Bedürfnis verspürt hatte. Duo hoffte nur inständig das Heero den vorgeschobenen Grund akzeptieren würde.

„Was glaubst du warum ich als erstes bei dir aufkreuze?" beantwortete Heero die Frage die Duo vor ein paar Sekunden gestellt hatte.

Duos Herz überschlug sich fast vor Freude. Heero schien ihm nicht böse zu sein. Und er war als erstes zu ihm gekommen. Das hieß, der andere wollte ihre alte Partnerschaft wieder. Duo summte fast vor Glück. Außerdem kannte er diesen Tonfall von Heero genau. Wenn er so sprach, dann hatte er einen neuen Plan. Duo konnte es gar nicht mehr erwarten davon zu hören.

Inzwischen hatten sie Duos Ziel erreicht. Das – nach seiner Meinung – beste chinesische Restaurant in der Stadt. Schnell parkte Duo Deathscythe und die beiden Männer gingen dann ohne weitere Worte hinein.

Sie ließen sich einen Tisch in einer abgeschiednen Ecke geben und bestellten schnell. Duo hatte nicht wirklich Hunger, dazu flogen die Schmetterlinge in seinem Bauch viel zu aufgeregt hin und her, aber er bestellte trotzdem sein übliches. Innerhalb weniger Augenblicke hatten sie beide dampfenden Tee vor sich stehen.

Duo hielt die Anspannung kaum noch aus. Er hatte zwar erst bis nach dem Essen warten wollen, doch er musste es jetzt wissen. „Dann erzähl mal," forderte er Heero auf.

Dieser saß ihm gegenüber, er beugte sich fast verschwörerisch nach vorne und sah Duo tief in die Augen. Duo hätte in diesem Blick versinken können, zwang sich aber sich zu konzentrieren. „Es ist knifflig."

Duo lachte beinah auf. Jeder große Plan von Heero war knifflig. Das machte die Sache ja immer so wahnsinnig interessant. Durch eine Geste forderte er Heero auf weiter zu reden.

„So was ist noch nie gemacht worden," Heeros Blick wurde immer intensiver, verbrannte Duo fast. „Es erfordert Planung und ne große Crew."

„Waffen?" fragte Duo besorgt.

„Nicht unbedingt. Schwerste Bewachung, aber die Beute…."

Duos Neugierde ließ ihn unruhig werden. Und es half auch nicht, das Heero sich so verklausuliert ausdrückte. Wenn Heero damit erreichen wollte das er Duos Aufmerksamkeit hatte, dann hatte er damit Erfolg. Duo wusste schon jetzt das er bei dem Gig mitmachen würde, egal worum es sich handelte. Aber er würde auch nicht aufhören zu fragen.

„Gegen wen geht's?"

Heero ließ sich nicht unterbrechen. „Achtstellig für jeden."

Wow. Das musste ja ein höllischer Raubzug sein. Duo spürte wie seine Hände vor Aufregung feucht wurden. „Gegen wen geht's?" wiederholte er, mit dringlicherem Tonfall.

Heero zog nur seine Mundwinkel zu seinem berühmt berüchtigten Grinsen hoch, ein Grinsen das Duo schon zu normalen Zeiten die Knie weich werden ließ. Dann hob er seine Tasse und trank einen kleinen Schluck. Danach sagte er mit einem Funkeln in den Augen, „Willst du mal wieder nach Vegas?"

Duo griff sich ebenfalls seine Tasse. „Sag bloß du willst ein Casino ausräumen?" fragte er mit belegter Stimme. Er nahm einen tiefen Schluck.

Heero schüttelte leicht den Kopf. Dann hob er seine Hand und zeigte Duo drei Finger.

Duos verschluckte sich fast, seine Augen fielen ihm beinah aus dem Kopf und er starrte ungläubig auf die drei Finger. Dann warf er einen fragenden Blick zu Heero. Der lächelte immer noch und nickte leicht, während das Strahlen in seinen Augen Duos Frage bestätigten.

Duos Herz raste. Heero wollte tatsächlich drei Casinos ausräumen? Auf einmal? Das war wahrscheinlich der aufregendste Raubzug aller Zeiten. Zumindest hatte Heero seine Zeit im Knast mit Planen verbracht. „Oooooohhhhhhhhh," gab Duo kopfschüttelnd als Kommentar zurück. Er setzte die Tasse ab, grinste sein breitestes Grinsen und starrte Heero erwartungsvoll an. Jetzt wollte er alles über diesen Raubzug erfahren.

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Zwei Stunden später stand Duo neben Heero in einem Büro und war über einen Grundriss gebeugt. Wie es der Zufall so wollte hatte das Architekturbüro das für den Bau ihres Zielgebäudes verantwortlich war hier seinen Hauptsitz. Das war sehr praktisch, so konnte Heero seine Idee genauer erläutern.

Duo beugte sich noch dichter über den Plan. Die Risszeichnung lag auf einem Leuchttisch, jede Kleinigkeit war genau zu erkennen. Es war ein Plan von einem Tresorraum. Duo strich sich überlegend über das Kinn während er versuchte alle Einzelheiten in sich aufzunehmen.

„Der Tresorraum im Bellagio," sagte Heero mit seiner absolut ruhigen Stimme.

„Hmmm," machte Duo und schaute noch mehr. „Pffffuuhhh," war sein nächster Kommentar.

„Und?" fragte Heero.

„Wenn ich das richtig deute – und davon gehe ich gern aus – dann ist das vermutlich der am schwersten zugängliche Tresorraum aller Zeiten."

Heero beugte sich auch weiter vor, stieß dabei mit Duos Schulter zusammen, was leichte Stromschläge bei dem Langhaarigen auslöste. Es war eine süße Qual dem anderen so nah zu sein. Sein Aftershave zu riechen, die Wärme seines Körpers zu spüren. Aber Duo rief sich selbst zur Ordnung und konzentrierte sich lieber wieder auf den Plan.

„Jep!" antwortete Heero in seiner gewohnt eloquenten Art.

„Du sagtest was von drei Casinos?" fragte Duo. Er sah hier nur einen Tresorraum.

Heero zeigte auf zwei Gänge die in den Tresorraum führten. „Diese Wege führen ins Mirage und ins MGM Grand. Diese beiden Casinos haben keinen eigenen Tresorraum. Jeder Cent von dort kommt hier an."

Duo fuhr die Wege auf dem Plan nach. „Das Bellagio, das Mirage und das MGM Grand. Das sind doch alles Läden von Treize Khushrenada," sagte er aufgeregt. Khushrenada war zurzeit DIE Größe in Las Vegas.

„In der Tat," erwiderte Heero.

Duo schüttelte den Kopf.

„Meinst du er hat was dagegen?" fragte Heero.

Duo blickte vom Plan auf und ertrank beinah wieder in Heeros kobaltblauen Augen. „Wäre doch möglich," gab er zu bedenken.

Heero grinste nur.

Einige Minuten später saßen Duo und Heero sich gegenüber. Duo hatte den Grundriss bis in jede Einzelheit studiert. Jetzt wollte Heero von ihm wissen was er von der Idee hielt.

So hatten sie immer gearbeitet. Einer hatte einen Plan, gab die groben Parameter an den anderen, der entwickelte seinen eigenen Plan. Und dann nahmen sie beide Ideen und packten sie zusammen zu einem endgültigen Plan. Jeder von ihnen hatte seine Stärken und Schwächen, aber zusammen waren sie unschlagbar.

„Du brauchst ein gutes Dutzend Leute, die eine Menge Jobs durchziehen," sagte Duo und rieb sich wieder mit der Hand über das Kinn. Er bemerkte wie Heero auf seine Hand starrte. Duo seufzte innerlich. Er wusste ja selbst das es nicht die intelligenteste Idee gewesen war dieses Tattoo machen zu lassen – noch dazu ein so großes das sich von seinem Unterarm bis auf seinen Handrücken zog wo es jeder sehen konnte. Aber er war betrunken gewesen und hatte über die Konsequenzen nicht nachgedacht. Zum Glück hatte Heero noch nichts zu dem Tattoo gesagt, obwohl der Blick allein Duo eigentlich schon völlig reichte.

„Und was für Leute?" hakte Heero nach.

Duo zuckte mit den Schultern. „Ganz spontan würde ich sagen, du suchst einen Bill Gates, einen Jim Brown, eine Miss Daisy, zwei Clowns und einen Joe Frasier. Nicht zu vergessen den wohl besten Alfred Hitchcock der Welt." Duo und Heero sahen sich beide lächelnd an. Sie wussten beide wer den letzten Job übernehmen würde.

„Und wer soll dir das ganze vorfinanzieren?" wollte Duo noch wissen.

Heero zeigte mit seinem Kopf zu dem Grundriss. „Wenn wir diese drei Casinos ausnehmen, dann finden wir Sponsoren," sagte er mit absolutem Selbstbewusstsein in der Stimme. „Khushrenada hat eine Lange Liste von Feinden."

Duo nickte. Das stimmte, Khushrenada hatte sich auf seinem Weg zur Spitze kaum Freunde gemacht. Aber er war auch als jemand bekannt der sein Eigentum mit aller Macht schützte und sehr rachsüchtig war. „Aber Feinde mit Kohle die nichts zu verlieren haben?" gab Duo zu bedenken.

Heero antwortete nicht sondern blickte ihn nur erwartungsvoll an. Einen Moment später kam Duo die Erleuchtung. „Ahhhh. Quatre."

„Quatre," bestätigte Heero.

Aber bevor Duo noch etwas erwidern konnte, war plötzlich ein lautes, „Hey!" zu hören und eine kräftige Taschenlampe leuchtete in ihre Richtung.

Duo und Heero hoben automatisch ihre Arme um die Augen abzudecken. „Hältst du sie bitte etwas runter, Oskar?" fragte Heero.

Der Wachmann knipste die Lampe aus. „Tschuldigung," sagte er und sah fast betreten drein. „Seid ihr hier oben durch? Habt ihr alles gefunden?"

Duo sah wie Heero den Plan zusammenrollte und hochhob. „Ja. Aber wir leihen uns die hier aus und machen davon ein paar Kopien, wenn das in Ordnung geht."

„Nehmt was ihr braucht," sagte Oskar.

Duo grinste. Es zahlte sich doch immer aus, die richtigen Leute zu kennen.

„Nett von dir," erwiderte Heero noch, dann drehte er sich um und ging in Richtung Fahrstuhl, dicht gefolgt von Duo.

Während sie auf den Fahrstuhl warteten war Duo tief in Gedanken versunken. Unruhig rieb er sich das Kinn.

Das schien auch Heeros Aufmerksamkeit zu erregen. „Was?" fragte er plötzlich.

Duo drehte sich zu seinem Freund um. Er wusste er würde bei diesem Coup mitarbeiten, er konnte gar nicht anders. Aber es gab noch Dinge die er vorher wissen musste. „Sag mir einen Grund."

Heero seufzte.

Doch Duo redete weiter. „Und komm mir nicht mit Geld." Das konnte kein Grund sein. Sicher Heero war wahrscheinlich nicht viel von seinem Vermögen übrig geblieben, nicht nachdem sich der Staat, die Anwälte und der Grund für ihren Streit sich daran bedient hatten. Aber wenn Heero wirklich dringend Kohle benötigte dann hätten sie nur ein paar von diesen kleinen Betrügereien wie heute Abend durchziehen müssen, das würde für die nächste Zeit reichen. Aber nein, Heero wollte nicht ein paar Tausender abgreifen, sondern den gefährlichsten Mann der Staaten um Abermillionen erleichtern.

„Die Frage ist also wieso?" fügte Duo noch hinzu.

Heero zuckte nur leicht mit den Schultern. „Die Frage ist 'Wieso nicht'?"

Duo starrte ihn nur an und schüttelte mit dem Kopf. Er würde hier warten bis er eine richtige Antwort bekam.

Und das schien auch Heero erkannt zu haben. Er rollte kurz mit den Augen und sagte dann. „Weil ich gestern aus dem Knast rausgekommen bin. Das waren volle drei Jahre meines Lebens. Und weil du es nötig hast Teenie-Stars am Tisch abzuzocken."

Duo grummelte bei der letzten Aussage stumm vor sich hin und wackelte mit dem Kopf.

„Und weil die Bank immer gewinnt!" Heero kam noch einen Schritt auf Duo zu, stand jetzt ganz dicht vor ihm. „Die Bank nimmt dich aus, wenn du zulange zockst. Es sei denn, du bekommst einmal ein absolutes Spitzenblatt. Dann kannst du den Spieß umdrehen."

Es war ja so klar das Heero sich auf Vergleiche aus dem Spiel zurückzog. Duo lächelte fast. Auf diese Art und Weise hatte Howard ihnen auch immer die Welt erklärt. Duo schaute Heero tief in die Augen. Dann sagte er, „Du hast diese kleine Ansprache vorher geübt, oder?"

Heero grinste leicht. „Ein kleines bisschen," gab er zu. „War ich zu schnell?"

„Nein, nein, nein," beruhigte Duo ihn. „Kam echt gut rüber. Echt klasse." Er verzog sein Gesicht zu seinem halb gequälten Grinsen. „Nur das mit den Teenies war hart."

In dem Moment kam der Fahrstuhl und öffnete sich. Duo und Heero traten fast im Gleichschritt ein. Heero drückte die Taste fürs Erdgeschoss, dann spielte er mit den zusammengerollten Plänen.

Duo grinste wieder. Er verschränkte seine Arme vor der Brust und sagte, „Ich bin ja mal gespannt was Quatre sagt." Die Fahrstuhltür schloss sich.