Titel: Heero's Eleven
Autoren: Zanna & Laren (ZaLa)
Disclaimer: siehe Prolog
Kommentar: Tja, wie schon erwähnt, dieses Plotbunny ist gar böse und zwingt uns dazu, die Geschichte schnell voranzutreiben und zu schreiben. Deshalb gibts jetzt schon das nächste Kapitel. Bißchen kurz zwar, aber dafür kams ja so schnell, ne. :-)
Kapitel 6
Duo lehnte an einer Wand und beobachtete lächelnd die Menge. Als er in St. Petersburg, Florida angekommen war hatte er erst gar nicht versucht Howard in dessen Wohnung aufzusuchen. Es war Sonntagvormittag, da konnte sich sein Mentor nur an einem Ort aufhalten.
Und richtig, genau in diesem Moment trat ein untersetzter älterer Mann, gekleidet in ein schreiendes Hawaiihemd und beigefarbene Mütze an den Schalter und platzierte seine Wetten. Dabei kreuzte er diverse Sachen in einer zusammengefalteten Zeitung an.
Duos Lächeln wurde breiter. Er freute sich wirklich darauf Howard wieder zu sehen und hoffte inständig das dieser auch bei ihrem Coup mitmachen würde. Howard hatte ihnen schließlich alles beigebracht, es würde sich komisch anfühlen wenn er nicht bei ihrem größten Schlag mitmachen würde. Ganz davon abgesehen das sie ihn und seine Talente auch wirklich brauchten.
Für einen kurzen Moment schwelgte Duo in Erinnerungen. Er war ungefähr sechs oder sieben gewesen als dieser komische Mann ihn auf der Straße aufgelesen hatte. Das Leben mit Howard war aufregend gewesen und um vieles besser als alles was er bis dato gekannt hatte. Er brauchte sich keine Sorgen mehr um sein Essen oder seinen Schlafplatz zu machen und moralische Bedenken wegen der Gaunereien hatte er sowieso noch nie empfunden.
Howard war sogar mehr als ein reiner Mentor für ihn gewesen. Er hatte nie so etwas wie Familie kennen gelernt und so war Howard zu seinem Vaterersatz geworden. Das ging sogar soweit, dass Duo vor Eifersucht fast Anfälle bekommen hatte, als Howard ein paar Jahre später verkündete das er den Schützling eines Kollegen der gerade gestorben war bei sich aufnehmen würde. Duo hatte geschrieen und geschmollt und prophezeit das er den anderen Jungen garantiert nicht würde ausstehen können.
Und dann hatte er sich praktisch beim ersten Blick in diesen stillen, viel zu ernsten Jungen verliebt. OK, vielleicht nicht wirklich verliebt, schließlich war er noch viel zu jung gewesen um zu wissen was das bedeutete, aber er hatte sich sofort zu Heero hingezogen gefühlt. Sie waren schnell Freunde geworden und standen sich seitdem so nahe wie Brüder – nein, eigentlich näher. Sie verstanden sich wortlos und waren die perfekten Partner in ihrem Geschäft.
Darum war für Duo fast eine Welt zusammen gebrochen als sie sich vor drei Jahren so sehr gestritten hatten. Als Heero zum allerersten Mal nicht auf ihn gehört hatte und dafür so grausam bestraft worden war. Duo war froh das sie jetzt wieder zusammen waren und er schwor sich das er alles in seiner Macht stehende tun würde damit niemals wieder etwas zwischen sie kommen könnte. Dazu hatte er Heero viel zu sehr vermisst.
Howard schien inzwischen alles erledigt zu haben und trat vom Wettschalter zurück. Dann schlenderte er in Richtung der Zuschauerränge.
Duo stieß sich von der Wand ab, schob seine Sonnenbrille wieder zurecht und folgte Howard langsam. Auch er trug eine zusammengefaltete Wettzeitung bei sich.
Ein paar Momente später hatte er Howard eingeholt. Dieser saß auf einer Bank in der Sonne und schälte gemütlich eine Orange. Duo ging zu der Bank und beugte sich nach vorne so dass sich seine Hände auf der Rückenlehne abstützten.
Bevor er selber was sagen konnte begann Howard zu reden während er weiter die Orange schälte, „Ich hab dich schon gesehen. Am Sattelplatz, kurz vor dem zweiten Rennen. Du standst am Männerklo während ich am Wettschalter war."
Duo schmunzelte innerlich, er hatte nichts anderes erwartet. Aber er machte bei dem Spiel mit und sagte erstmal gar nichts. Statt dessen hob er seine gefaltete Zeitung und tat so als würde er darin lesen.
„Du warst heute Früh noch nicht mal wach, da hab ich dich schon gesehen," grummelte Howard.
Duo lachte jetzt offen und legte die Zeitung weg. „Wie geht's, Howard?" fragte er.
Howard machte einen sekundenkurzen Blick zur Seite, dann sagte er, „Ging mir nie besser. Und dir? Das Tattoo war eine wirklich dumme Idee."
Duo seufzte, ging aber nicht darauf ein. „Wozu die Orange?" lenkte er ab.
„Mein Arzt sagt das ich Vitamine brauche."
„Und wieso nimmst du dann keine Vitamine?" fragte Duo erstaunt.
Howard hielt tatsächlich inne und schaute auf. „Soll das etwa ne Sprechstunde werden?" begehrte er zu wissen.
Duo richtete sich auf und stupste Howard leicht mit der Zeitung an die Schulter an. „Komm mit, ich hab Logenplätze."
Einige Minuten später saßen sie gemeinsam auf den angekündigten Logenplätzen. Duo hatte sich auf dem Weg nach oben noch schnell einen großen Becher Eis mit Früchten geholt und mümmelte es genüsslich. Bei einem so sonnigen Tag musste man einfach Eis essen.
„Ist Heero draußen?" fragte Howard.
Duo leckte an seinem Löffeln. „Ja, seit ein paar Tagen."
„Und hast du es ihm schon gesagt?"
Duo blickte seinen Mentor erstaunt an. „Was gesagt?"
„Verkauf mich nicht für dumm. Früher oder später wirst du es Heero erklären müssen."
Duo schüttelte so heftig seinen Kopf, dass sein Zopf dabei hin und her wippte. „Ich hatte während der letzten Jahre meinen besten Freund verloren, Howard. Das werde ich nicht noch mal riskieren."
Howard sah ihn mit unlesbarem Blick an. „Ich mein immer noch das du reinen Tisch machen solltest. Das wird sonst früher oder später zu neuen Problemen führen."
„Mir reicht es sein Freund zu sein. Mehr brauch ich nicht."
„Lügner!" erklärte Howard.
Duo erwiderte nichts daraufhin. Für die nächsten Minuten saßen sie einfach nur nebeneinander und beobachteten wie die Hunde für das nächste Rennen in die Arena geführt wurden. Duo hatte sich wieder sein Eis geschnappt, aber irgendwie schmeckte es nicht mehr ganz so gut wie noch vor wenigen Sekunden.
Doch dann begann Howard wieder zu reden. „Willst du es mir nun erzählen? Oder soll ich sofort nein sagen und wir sind fertig damit?"
Duo wackelte etwas mit seinem Kopf während er unmotiviert in seinem Eisbecher stocherte. „Howard du bist der Größte. Du bist ein Halbgott. Was willst du?"
„Gar nichts," kam es grummelnd von Howard. „Ich wohn in einer schönen Maisonettewohnung. Ich habe eine Einbauküche und einen Goldfisch," er seufzte kurz. „Ich habe eine Bekannte die ich sehr schätze. Sie verkauft Damenunterwäsche bei Macy's. Ich habe mich geändert."
Duo musste stark an sich halten um nicht laut aufzulachen. In dem Moment ertönte das Startsignal des Rennens und die Hunde rasten hinter den mechanischen Hasen hinterher.
„Typen wie wir ändern sich nicht, Howard," verkündete Duo. „Wir behalten unseren Biss oder wir schlaffen ab. Wir ändern uns nicht." Das war einer von Howards beliebtesten Sprüche – einer seiner Grundsätze – und Duo hätte sich nie gedacht das er einmal seinen Mentor daran erinnern müsste.
„Den Schmus kannst du dir sparen," erwiderte Howard und verfolgte gespannt die laufenden Hunde.
Duo beugte sich dicht zu dem anderen Mann. „Ist das dein Hund, der da ganz weit hinten?" zog er seinen Freund auf.
Howard schüttelte sich ein wenig und zeigte in die Richtung zur Arena. „Der kommt schon noch. Das weiß jeder der davon Ahnung hat."
Duo schmunzelte. Howard war einer der begnadetsten Gauner die er kannte, aber Glück beim Wetten hatte er noch nie gehabt. Aber solange es ihm Spaß machte.
Duo war fertig mit dem Eis und stellte den Becher zur Seite. Er wischte sich die Hände sauber und lehnte sich gemütlich in den Sitz zurück.
„Werde ich jetzt wenigstens mal wie ein Erwachsener behandelt und erfahre was ihr plant?" grummelte Howard.
Duo grinste. Er wusste genau das er den anderen jetzt an der Angel hatte. Howard würde dem Plan niemals widerstehen können. Er beugte sich wieder zur Seite und flüsterte Howard zu was sie planten. Dann legte er ihm ein Flugticket in den Schoß. Anschließend klopfte er Howard freundschaftlich auf die Schulter und stand auf. Aus den Augenwinkeln konnte er erkennen wie Howards Hund mit großem Abstand als letzter über die Ziellinie rannte.
Howard stöhnte und hielt sich den Bauch – so als wenn er Schmerzen hätte. Aber Duo bemerkte das der alte Mann dabei das Flugticket nicht losließ. Heero würde sich freuen, Howard war dabei.
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Ein paar Stunden später war Duo wieder zurück in Las Vegas. Er und Heero hatten sich in eine Bar zurückgezogen. Duo hatte einen kleinen Jet Lag und hatte es sich so richtig gemütlich gemacht. Er hatte seine beiden Arme auf der Theke verschränkt und seinen Kopf darauf gebettet. Regungslos starrte er auf einen Fernseher hinter der Bar in dem gerade ein Werbespot für einen bevorstehenden Boxkampf hier in Las Vegas gezeigt wurde. Es war ein Megaereignis und würde in etwas mehr als zwei Wochen im MGM Grand stattfinden.
„Howard ist Nummer zehn. Zehn reichen, oder nicht?" fragte Heero.
Duo reagierte nicht. Dazu war er auch viel zu k.o.
Ein paar Momente später fragte Heero. „Willst du noch einen mehr?"
Wieder keine Reaktion.
Heero seufzte. „Du willst noch einen mehr."
Stille.
„Wir holen uns noch einen mehr."
Diesmal blinzelte Duo zumindest mit seinen Augenlidern – zu mehr war er zur Zeit einfach nicht in der Lage. Nicht das Heero das hätte sehen können. Aber es machte gar nichts, Heero hatte ihn auch so verstanden. So wie es sich für Partner gehörte.
