Titel: Heero's Eleven
Autoren: Zanna & Laren (ZaLa)
Disclaimer: siehe Prolog
Kommentar: Wow, wir haben nen Heiratsantrag gekriegt! Wir sind echt geschmeichelt, Peru, aber wir müssen dankend ablehnen. Wir haben nämlich schon lang beschlossen, das wir nur Keanu heiraten 'gggg'. Und wie sollen wir das verstehen, ihr kennt das Plotbunny noch nicht? Nach so vielen Kapiteln? Oder wollt ihr es etwa persönlich kennenlernen? Mutig, mutig, können wir da nur sagen. :-) Aber sollten wir es demnächst tatsächlichirgendwann mal schaffen unsere Seite endlich online zu stellen, dann könnt ihr dort all unsere Bunnys persönlich kennenlernen. Aber vorsicht, einige von ihnen beißen!
Kapitel 7
Zechs kaute auf seinem Bleistift und war vollkommen in das Skript in seiner Hand vertieft. Zumindest sah es nach außen hin so aus und das war auch genau der Eindruck den Zechs erwecken wollte. Er wirkte wie einer der vielen Studenten in Chicago – Rucksack, Jeans, dicker Schal, abgetragener Anorak, Baseball-Cap – und das war ihm nur recht. Schließlich wollte er nicht dass eines seiner Opfer am Ende noch misstrauisch würde. Oder sich an ihn erinnern konnte.
Den Kopf immer noch über das Skript gebeugt stieg Zechs zusammen mit der üblichen Menschenmenge um diese Zeit in die U-Bahn. Die öffentlichen Verkehrsmittel gehörten zu seinen liebsten Jagdgründen, schließlich konnte man nirgends sonst so eng an fremde Menschen gepresst stehen oder sie anrempeln wie dort, ohne dass es Verdacht erwecken würde. An manchen Tagen machte er fast nichts anderes als den ganzen Tag mit der U-Bahn kreuz und quer durch die Stadt zu fahren und dabei seine Fähigkeiten als Taschendieb unter Beweis zu stellen.
Sein Opfer für diese Fahrt hatte er sich bereits am Bahnsteig ausgesucht – ein Geschäftsmann der völlig vertieft in den Börsenteil seiner Zeitung war. Zechs hatte sich absichtlich beim Einsteigen so platziert, dass er von den in die Bahn strömenden Menschenmassen automatisch direkt vor sein Opfer geschoben wurde – immerhin machte er das jetzt schon lang genug und hatte die entsprechende Erfahrung um so was völlig natürlich aussehen zu lassen. Nichts wäre auffälliger als sich durch den überfüllten Wagon direkt zu seinem Opfer zu kämpfen.
Die ersten zwei Stationen über verhielt sich Zechs absolut ruhig. Nur nicht zu früh zugreifen, das war ein Fehler den Anfänger oft machten. Sollte sein Opfer aussteigen bevor er bereit war, nun, dann hatte es eben nicht sein sollen. Aber er würde nichts überhasten und sich dadurch erwischen lassen!
Und dann war seine Chance endlich gekommen. Kurz bevor die U-Bahn an der dritten Haltestelle hielt schlug er zu. Gerade als der Wagen sich rumpelnd in eine Kurve legte und eigentlich jeder der Fahrgäste durchgeschüttelt und aneinandergeschubst wurde ließ er seine rechte Hand unauffällig in der Innentasche des Geschäftsmannes verschwinden und mit dessen Brieftasche wieder hervorkommen.
Sofort entschuldigte er sich hastig bei seinem Opfer dafür dass sie beide aneinandergerumpelt waren – er hatte genau den richtigen Ton von uninteressierter Höflichkeit in seiner Stimme – und wie erwartet nickte der Geschäftsmann nur und sah nicht einmal von seiner Zeitung auf. Und auch Zechs senkte seinen Kopf wieder und vertiefte sich scheinbar in sein Skript.
So manch einer hätte sich jetzt sofort von seinem Opfer entfernt. Aber nicht Zechs. Seiner Meinung nach war auch das ein typischer Anfängerfehler. Sofort nach einem Fischzug wegzulaufen, in der Angst sonst erwischt zu werden – nichts könnte sicherer dazu führen, dass genau das passierte. Und so blieb Zechs wo er war, an den Geschäftsmann gepresst in der U-Bahn, und erst als der Wagen an der Haltestelle hielt ließ er sich zusammen mit all den anderen Menschen aus dem Wagon schieben.
Zufrieden mit sich selbst lief Zechs langsam über den Bahnsteig in Richtung Ausgang. Er hatte genau das richtige Tempo drauf – nicht zu langsam aber auch nicht zu schnell. Wie ein Student zu seiner nächsten Vorlesung lief er zielstrebig, aber ohne zu rennen. Denn auch das würde nur Aufmerksamkeit erregen. Um ihn herum eilten die anderen Fahrgäste ihren nächsten Zielen entgegen, schoben sich an ihm vorbei wenn er ihnen nicht schnell genug lief und achteten alle überhaupt nicht auf ihn. Gut. Das war genau das was Zechs wollte.
Erst als er zwei Straßen von der Haltestelle entfernt war steckte Zechs seine Hand in seine Jackentasche um die gestohlene Brieftasche hervorzuholen. Doch seine Tasche war leer. Verblüfft blieb Zechs mitten auf der Straße, die er gerade überquert hatte, stehen und wühlte mit seiner Hand sorgfältiger in der Tasche. Doch da war noch immer nichts.
Halt doch, etwas war da. Erstaunt zog Zechs seine Hand hervor und starrte auf die kleine, weiße Visitenkarte. 'Netter Fischzug' stand darauf geschrieben, und direkt darunter 'Emmit's Pub'. Immer noch erstaunt drehte er die Karte um –verdammt noch mal wer hatte ihn beobachten können, ohne dass es ihm auffiel – und warum hatte derjenige nichts gesagt sondern stattdessen dann ihn beklaut? Wer auch immer es war, er musste verdammt gut sein wenn Zechs ihn nicht entdeckt hatte. Und als er den Namen auf der Visitenkarte las, wurde ihm klar warum er nichts bemerkt hatte.
Heero Yuy. Oh ja, er hatte schon von Heero Yuy gehört, wenn ihn auch noch niemals persönlich getroffen. Sein Vater schwärmte immer begeistert von Heero Yuy, jedes Mal wenn Zechs wieder einmal etwas dummes angestellt hatte. Heero Yuy, der von einem der besten Taschendiebe – einem engen Freund seines Vaters übrigens – ausgebildet worden war, und der nach dessen Tod von Howard Bloom aufgenommen und zum Trickbetrüger ausgebildet worden wäre. Worin er ebenfalls brillant war, wie sein Vater mit einem Seitenblick zu ihm immer hinzufügte.
Wenn Zechs jetzt daran dachte, wie gekonnte Heero Yuy ihn, einen Meister des Fachs, beklaut hatte, dann blieb ihm wohl nichts übrig, als seinem Vater im Stillen recht zu geben. Wenn Heero Yuy, ohne in Übung zu sein, eine so sichere und flinke Hand hatte, was wäre dann erst wenn er seine Karriere als Taschendieb weiterverfolgt hätte?
Jedenfalls reichte das alles aus um Zechs' Neugierde zu wecken. Es war vielleicht nicht besonders schlau sich mit jemandem zu treffen, der einen bei einem Fischzug ertappt hatte, aber offensichtlich wollte Heero Yuy ihn treffen. Sonst hätte er nicht seine Karte hinterlassen. Und Heero Yuy genoss einen gewissen Ruf in ihren Kreisen – er und sein Partner sollten die besten auf ihrem Gebiet sein. Also würde Zechs sich zumindest einmal anhören was er zu sagen hatte.
Es war nicht besonders schwer Emmit's Pub zu finden – er befand sich nur zwei Straßen weiter von der Haltestelle. Zögernd betrat Zechs das Lokal, blieb im Schatten der Tür stehen und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Noch war nicht viel los im Pub, nur zwei einsame Gäste standen am Tresen, und nur einer der Tische war besetzt.
Sofort wanderte Zechs Blick zu dem Mann der am Tisch saß. Die beiden Gäste am Tresen hatte er sofort ausgeschlossen, sie waren eindeutig Bauarbeiter die ihre Pause hier im Pub verbrachten – offenbar das übliche Klientel dieser Bar. Der Mann am Tisch jedoch war anders. Er war offenbar zumindest Teilweise asiatischer Abstammung – was zum Namen 'Yuy' ja nur passen würde – gut gekleidet, und blickte ihn direkt an.
Zechs stieß sich von der Tür ab und kam zögernd näher. Auch wenn er fast sicher war dass das hier keine Falle war, so würde er dennoch vorsichtig sein. Man wusste ja schließlich nie.
Heero Yuy sah ihm erwartungsvoll und mit einem kleinen ironischen Grinsen entgegen. „Hallo Zechs," sagte er und hielt die inzwischen schon zweimal geklaute Brieftasche hoch. „Wem gehört die?"
Zechs blieb vor dem Tisch stehen, sah kurz auf die Brieftasche und dann wieder zu Yuy. „Wer sind Sie?" fragte er. Auch wenn er genau wusste wer sein Gegenüber war, so musste das doch nicht heißen, dass er das dem anderen auch gleich mitteilte. Sollte Yuy ruhig denken er wüsste mehr und wäre im Vorteil.
„Ein Freund von Bobby Peacecraft," antwortete Heero. Dann griff er in seine Innentasche, holte ein paar Papiere heraus und knallte sie auf den Tisch. „Sag ja oder nein. Sofort."
Zechs warf ihm einen langen, prüfenden Blick zu, dann setzte er sich schließlich auf den Stuhl direkt gegenüber von Heero. „Was ist das?" fragte er und versuchte einen genaueren Blick auf die Papiere zu werfen, was aber nicht gelang da Heero noch immer seine Hand drauf liegen hatte.
„Ein Flugticket," antwortete Heero. „Ein Jobangebot."
Zechs senkte kurz den Blick auf seine Hände, dann sagte er, „Ich finde Sie sind ziemlich vertrauensselig." Immerhin, auch wenn er selbst schon von Heero Yuy gehört hatte, so war er doch sicher, das dieser noch niemals etwas von ihm gehört hatte. Auch wenn er einer der besten Taschendiebe war – Zechs war in dieser Hinsicht völlig unbescheiden, schließlich war das nur die Wahrheit – so war er dennoch weitgehend unbekannt. Man musste schon ein großes Ding drehen bevor man bekannt wurde in ihrer Branche, und bisher hatte Zechs das noch nicht geschafft.
„Bobby hält sehr viel von dir," antwortete Heero.
Ah, das machte schon eher Sinn. Offenbar war Heero mit seinem Jobangebot zuerst an Bobby Peacecraft herangetreten – das war immerhin ein Name der in der Branche wohlbekannt war. Und da Bobby zur Zeit beschäftigt war – er und seine Frau feierten ihren 25. Hochzeitstag mit einer zweiten Hochzeitsreise – hatte er Heero dann an Zechs verwiesen. „Väter sind halt so," antwortete Zechs.
Zum ersten Mal seit dem Beginn ihrer Unterhaltung schlich sich Überraschung in Heeros Gesicht. Aha, offenbar hatte Zechs mit seiner Annahme recht gehabt. „Er hat's Ihnen wohl nicht erzählt," sagte er mit einem resignierten kleinen Seufzer. „Ich soll mit seinem Namen nicht hausieren gehen," fügte er erklärend hinzu.
Sein Vater war in dieser Hinsicht sehr rigoros. Eigentlich hatten seine Eltern gar nicht gewollt, dass ihr einziges Kind in deren Fußstapfen trat – weshalb Zechs auch erst als Teenager damit angefangen hatte, seinen Eltern nachzueifern. Und nach einigem hin und her hatte Bobby schließlich nachgegeben und angefangen Zechs auszubilden. In einer Sache war er jedoch nicht umzustimmen. Zechs sollte sich seinen eigenen Namen machen, aufgrund seiner eigenen Fähigkeiten und nicht weil er der Sohn des berühmten Bobby Peacecraft war. Was auch mit ein Grund dafür war, warum Zechs den Namen 'Marquise' benutzte.
„Wenn du den Job machst," erwiderte Heero, „kann er mit deinem Namen hausieren gehen."
Das erweckte jetzt definitiv Zechs' Interesse. Vielleicht sollte er sich dieses Angebot ja zumindest mal anhören. Er hob den Blick und sah Heero neugierig an.
„Wenn nicht," fuhr Heero fort, „finden wir jemanden der nicht ganz so gut ist und du kannst weiter Börsenmakler befummeln." Er drehte sich halb zur Seite, streckte seine Hand zum Barkeeper um dessen Aufmerksamkeit zu erregen und rief, „Könnt ich die Rechnung bekommen?"
Als er sich wieder zurückdrehte hatte Zechs das Flugticket bereits in der Hand und studierte es eingehend. Heero sah verblüfft hinab auf seine Hand unter der das Ticket bis eben noch gelegen hatte und dann wieder hinauf zu Zechs. „Das war dein bester Zugriff – bis jetzt," sagte er mit Respekt in der Stimme.
Zechs hob den Blick. „Las Vegas, ja?"
„Amerikas Spielplatz," bestätigte Heero.
Zechs sah sein Gegenüber noch eine Sekunde prüfend an, dann verzog er einen Mundwinkel zum Grinsen. Oh ja, er würde sich dieses Jobangebot definitiv einmal anhören.
Trowa schulterte seine leichte Reisetasche und ließ sich von den drängenden Menschenmassen aus der Gepäckabfertigung schieben. Er hatte keine Ahnung wie es jetzt weitergehen sollte. Alles was ihm gesagt worden war, war dass er nach Vegas kommen sollte wenn er Interesse an einem neuen Job hätte, und dann war ihm das Flugticket in die Hand gedrückt worden. Und da Trowa im Moment sowieso nicht besonders glücklich mit seinem alten Job war – diese Typen vom FBI waren doch alles Vollidioten, und die Mafia abzuhören war auf lange Sicht nicht wirklich gut für seine Nerven – hatte er sich gedacht, ‚Was soll's!' und war ins Flugzeug gestiegen. Doch was nun?
Doch offenbar hatten seine Gastgeber daran gedacht, denn weiter vorn konnte er einen Mann in irgendeiner Livree sehen, der mehrere Namensschilder hochhielt – unter anderem auch ein Schild mit seinem Namen. Schweigend schloss sich Trowa der Gruppe an, die sich nach und nach um den Mann gescharrt hatte, und wie es aussah waren sie nun komplett, denn der Mann stellte sich ihnen allen als 'Rashid' vor und scheuchte sie anschließend nach draußen, wo eine große Limousine auf sie wartete.
Nachdem er ihr Gepäck in den geräumigen Kofferraum der Limousine gepackt hatte, setzte sich Rashid hinter das Steuer und fuhr los. Trowa hatte einen Platz an einem der Fenster ergattert und starrte neugierig aus dem Fenster. Er war noch niemals zuvor in Las Vegas gewesen, und wer wusste schon ob er dieses Jobangebot annehmen würde? Es konnte gut möglich sein dass er in ein paar Stunden bereits wieder im Flugzeug zurück nach Los Angeles sitzen würde, und so wollte er wenigstens so viel von der Stadt zu sehen bekommen wie möglich.
Seine Mitreisenden allerdings hatten Las Vegas entweder schon gesehen oder waren nicht sonderlich interessiert an der Stadt. Da waren diese beiden Frauen, beide schwarzhaarig, die sich ständig stritten. Und über die dämlichsten Kleinigkeiten noch dazu. Trowa hätte die Familienähnlichkeit dieser beiden gar nicht gebraucht, um zu wissen dass diese beiden offenbar Schwestern waren.
Die dritte Frau ihrer Gruppe war das genaue Gegenteil der anderen beiden. Groß, blond, mit einem aristokratischen Aussehen und der dazugehörigen Arroganz unterhielt sie sich angeregt mit dem alten Mann über irgendwelche Jobs die dieser in der Vergangenheit offenbar erledigt hatte – und dabei mehr (und mit einer Kreativität) Schimpfwörter benutzte als Trowa jemals in seinem gesamten Leben gehört hatte.
Und somit blieben nur noch zwei weitere Mitglieder ihrer Gruppe übrig – ein großer blonder Mann, dessen Haarfarbe so hell war dass sie fast silbern wirkte, und der die ganze Fahrt über krampfhaft versuchte, mit dem Chinesen, der ihm direkt gegenübersaß, ins Gespräch zu kommen. Doch der Chinese tat so als würde er ihn nicht verstehen, ignorierte den blonden Mann und starrte mit finsterem Gesichtsausdruck zu Boden.
Trowa erlaubte sich ein kleines Lächeln. Wer auch immer auf die Idee gekommen war, diese bunte zusammengewürfelte Gruppe aufzustellen, musste wirklich durchgeknallt sein. Oder einen wirklich komplizierten Plan haben, für dessen Ausführung er genau diese Charaktere benötigte. Was den Planer nicht wirklich weniger durchgeknallt machte.
Schließlich schienen sie endlich am Ziel angekommen zu sein. Rashid bog in die Einfahrt einer riesigen Villa ein und hielt direkt vor der Haustür. Trowa wartete gar nicht darauf bis Rashid die Limousine umrundet hatte und ihm die Tür aufhalten konnte, sondern kletterte sofort aus dem Wagen. So kam es dass er der Erste war der vor der Tür stand und die Klingel betätigte, während die anderen sich lose um ihn gruppierten.
Dann öffnete sich die Haustür und gab den Blick frei auf das Innere des Hauses. Direkt an der Tür stand ein junger Mann mit kurzem, weizenblondem Haar, aquamarinblauen Augen. Er hielt einen Drink in der Hand und lächelte sie an. Nicht weit hinter ihm konnte Trowa eine Frau mit zwei blonden Zöpfen erkennen, die ihnen neugierig entgegensah.
Der junge Mann, der offenbar die Tür geöffnet hatte zog ironisch eine Augenbraue hoch, ließ seinen Blick langsam über ihre ganze Gruppe wandern und kam schließlich wieder auf Trowa zu ruhen. „Jungs, gab's für euch ne Gruppenermäßigung oder was?" fragte er mit amüsiertem Unterton in der Stimme, bevor er die Tür weiter öffnete und sie alle hereinbat.
Nur kurze Zeit später fand sich Trowa zusammen mit allen anderen im großen Garten der Villa wieder. Die beiden Männer die ihn in Los Angeles angesprochen hatten – Heero und Duo – hatten jeden vorgestellt, und es gab reichlich zu essen und zu trinken. Offenbar sollte erst einmal die Atmosphäre etwas gelockert werden bevor es zum geschäftlichen Teil des Abends kommen sollte.
Neugierig ließ Trowa seine Augen wandern. Wufei Chang hatte es sich mit verschränkten Beinen auf dem Ein-Meter-Sprungbrett des Swimmingpools gemütlich gemacht und bastelte ein kompliziertes Kartenhaus aus einem Set Spielkarten. Er wirkte völlig konzentriert und schien nicht darauf aus zu sein, sich mit irgendjemandem zu unterhalten. Zechs, wie der blonde Mann hieß, der schon in der Limousine versucht hatte mit Wufei ins Gespräch zu kommen, saß nicht weit von diesem entfernt auf einer Liege und beobachtete das Treiben des Chinesen interessiert.
Hilde, eine der beiden dunkelhaarigen Frauen, unterhielt sich leise mit Sally – der blonden Frau mit den Zöpfen – während sich ihre Schwester Noin Howard als Gesprächspartner ausgesucht hatte. Trowa stand genau wie die beiden direkt am Buffet und so konnte er ihre Unterhaltung mit anhören.
„Howard," fragte Noin gerade, „bist du öfter mal in Utah?"
Howard warf ihr einen perplexen Blick zu und meinte dann – sehr trocken und sarkastisch, wie Trowa fand – „Nicht so oft wie ich's gern hätte."
Noin nickte beifällig, so als hätte sie seinen Sarkasmus gar nicht gehört. „Zieh dir das ruhig rein," antwortete sie ernsthaft. „Du hast was mormonisches an dir. Ich denke du kämst da gut klar."
Howards Blick war jetzt eindeutig spöttisch, doch er nickte nur und meinte, „Ich werd ein Auge drauf werfen." Dann wandte er seinen Blick erleichtert auf Heero, der sich ihnen eben näherte und drehte sich leicht von Noin weg.
„Ladies, Gentlemen," sagte Heero laut, damit ihn auch jeder hörte. Sofort verstummten alle Gespräche und jeder wandte sich Heero zu. Auch Trowa drehte sich um, um Heero besser sehen zu können.
„Willkommen in Las Vegas." Heero machte eine Pause und wartete, bis auch Duo, der sich mit Dorothy unterhalten hatte, zu ihm hersah. „Haben alle gegessen?" fragte er. Auf das allgemeine Nicken antwortete er, „Gut. Sind alle nüchtern?" Auf diese Frage gab es nicht ganz so viele positive Antworten, doch das schien Heero nicht wirklich zu stören.
„Das muss reichen," fuhr er fort und ließ seinen Blick langsam über die gesamte Gruppe wandern. „Bevor wir anfangen: noch hängt hier keiner mit drin. Was ich euch vorzuschlagen habe ist äußerst lukrativ und äußerst gefährlich. Sollte sich jemand seinen Freizeitspaß anders vorstellen, greif ruhig zu, esst euch satt, einen schönen Rückflug und nichts für ungut." Heero machte eine kleine Pause. „Andernfalls folgt mir." Damit drehte er sich um und marschierte direkt ins Haus.
Duo, Howard, Hilde, Noin, Wufei, Zechs, Sally und Dorothy folgten ihm sofort, doch Trowa zögerte. Eigentlich war er sich ziemlich sicher dass er bei diesem Job mitmachen wollte, und doch...
„Du bist Trowa Barton, oder?"
Trowa drehte den Kopf und sah dass Quatre, der blonde junge Mann der ihnen die Haustür geöffnet hatte, ebenfalls zurückgeblieben war.
„Aus Los Angeles," fügte Quatre noch hinzu.
Trowa nickte. „Ja."
„Ist nett da," Quatre lächelte. „Gefällt's dir?"
Trowa zuckte mit den Schultern. Die Stadt an sich gefiel ihm schon, nur der Job den er dort gehabt hatte...
„Du bist dir wohl noch nicht sicher, ob du bei diesem Job mitmachen willst, oder?" fragte Quatre und legte den Kopf leicht schief.
Trowa hob überrascht eine Augenbraue. Er hätte nicht gedacht dass er so leicht zu durchschauen war, antwortete aber nichts darauf.
Doch Quatre lächelte einfach noch breiter und meinte, „Glaub mir, dieser Job wird dir gefallen. So eine Herausforderung bekommt man selten. Und es ist ja nicht so als würde dich dein alter Job in LA wirklich herausfordern, oder?"
Trowa sah ihn eine Weile prüfend an, dann schüttelte er leicht den Kopf. Nein, sein Job beim FBI forderte ihn ganz sicher nicht. Das war Kinderkram. Und es langweilte ihn. Doch das hier... Das versprach interessant zu werden. Wenn Quatre recht hatte, sogar sehr interessant.
„Na komm," sagte Quatre und deutete mit dem Kopf zur Villa. „Lass uns reingehen." Dann drehte er sich um und schlenderte langsam zum Haus. Trowa sah ihm kurz nach, und gab endlich dem Verlangen zu lächeln nach. Irgendetwas an Quatre weckte in ihm den Wunsch dazu – und das wo Trowa eigentlich eher selten jemanden anlächelte, schon gar nicht wildfremde Menschen die er gerade mal eine halbe Stunde kannte. Immer noch lächelnd nahm er einen letzten Schluck, stellte dann seinen Drink ab und folgte Quatre ins Haus.
