Titel: Heero's Eleven
Autoren: Zanna & Laren (ZaLa)
Disclaimer: siehe Prolog

Kommentar: Wir wissen, es hat etwas gedauert bis es hier wieder weiterging, aber wir haben diese Story nicht vergessen. Zur Zeit arbeiten Laren und ich grade an einem echt großen Projekt das bis spätestens Sonntag fertig werden muß und von dem wir nicht wissen ob wir es überhaupt schaffen, und deshalb wird es wohl bis Ende der Woche definitiv nichts anderes mehr von uns geben. Aber wir dachten uns, um die Wartezeit etwas zu überbrücken gibts jetzt wenigstensdieses kleine Kapitelchen. :-)


Kapitel 9

Duo stand vor dem Crazy Horse Too, einem der vielen Striplokale in Las Vegas und wartete auf Charmaine. Charmaine war eine der Tänzerinnen in diesem Club, und zufälligerweise auch noch die Frau, in die einer der beiden Haustechniker des Bellagio gerade bis über beide Ohren verliebt war.

Gut, zugegeben, ganz so zufällig war das ganze nicht, immerhin hatte Sally den Techniker in ihrer Mittagspause belauscht und so herausgefunden dass dieser für die Tänzerin schwärmte. Danach galt es nur noch alte Kontakte zu aktivieren um so an die Tänzerin heranzukommen. Wie es der Zufall – schon wieder – so wollte hatte sich herausgestellt, dass Howard Charmaines Mutter kannte – woher und wie gut genau, damit wollte er allerdings nicht herausrücken.

Wie auch immer. Duo zuckte kurz mit den Schultern, lehnte sich mit der Hüfte an sein Cabrio und zog einen Lolli aus seiner Tasche. Er wickelte das bunte Papier ab und steckte ihn sich genüsslich in den Mund. Hm, lecker. Duo schloss die Augen und schob den Lolli von einer Backe in die andere.

Nach einem kleinen Trinkgeld aus Quatres Tasche hatte sich Charmaine sofort bereiterklärt ihnen behilflich zu sein. Gerade in diesem Moment müsste sie damit beschäftigt sein, den Haustechniker so sehr zu becircen, dass dieser gar nicht bemerken würde, wie sie ihm die Sicherheitskarte klaute.

Duo schüttelte den Kopf. Manche Männer waren aber auch wirklich zu dumm. Da glaubte dieser Kerl tatsächlich die Geschichte von der armen, hart arbeitenden Studentin, die nur in diesem Stripschuppen jobbte, um Geld für ihr Medizinstudium zu verdienen – und dass nur weil die Tänzerin in einer durchsichtigen Schwesterntracht rumlief. Zumindest war das die Geschichte die der liebeskranke Mann seinem Kollegen im Pausenraum erzählt hatte und die Sally belauscht hatte. Was für ein Glück dass er selbst nicht so leichtgläubig und dämlich war!

Duo seufzte auf und schüttelte den Kopf. Schön wär's. Klar, er war nicht so dämlich was die meisten Leute betraf – nur wenn es um Heero ging kannte er keine Vernunft. Da hatte er geglaubt er hätte schon vor Jahren mit der Sache abgeschlossen, alle alten Gefühle begraben da sie ja doch niemals erwidert würden, und was war? Heero musste nur auftauchen und ihn anlächeln mit diesem winzigen, kaum sichtbaren Hochziehen seiner Mundwinkel, und um Duo war es geschehen. Er war wirklich nicht besser als der liebeskranke Kerl dort drinnen.

Aber immerhin, auch wenn er nicht darauf hoffen konnte dass Heero jemals dasselbe empfand, so hatte er wenigstens seine Freundschaft. Und auch wenn er sich in den letzten Jahren eingeredet hatte, dass alles ok war, so war er doch froh, dass er seinen Heero endlich wiederhatte. Duo schnaubte kurz. Sein Heero. Genau das war schon immer das Problem gewesen. Seit dem Tag als Howard diesen stillen, in sich gekehrten Jungen bei sich aufgenommen hatte, hatte Duo ihn als sein Eigentum betrachtet. Und ihn mit niemandem teilen wollen.

Und für eine Zeitlang hatte es auch so ausgesehen, als wäre Heero damit zufrieden nur Duos bester Freund zu sein. Sie beide hatten eine Menge zusammen erlebt, waren ständig miteinander losgezogen – auch wenn Duo Heero meistens erst zu jeder Aktivitäten überreden musste, die nichts mit einem Coup zu tun hatten. Es war schon fast Ironie dass es dann auf einem dieser von Duo erbettelten Ausflüge geschehen war dass Heero jemanden kennen gelernt hatte. Jemand der anfing eine Menge seiner Zeit zu beanspruchen. Zeit, die sonst Duo mit ihm verbracht hatte.

Duo seufzte erneut. Damals war es auch gewesen als er herausgefunden hatte, was er wirklich für Heero empfand. Das seine Gefühle sehr viel tiefer gingen als nur reine Freundschaft. Das er Heeros Liebe wollte. Doch es war bereits zu spät gewesen, Heero hatte jemand anderes gefunden. Duo weigerte sich noch immer den Namen dieser Person auch nur zu denken – er hatte ihn schon damals nur dann ausgesprochen wenn es gar nicht anders ging, und nach seinem großen Streit mit Heero hatte er sogar aufgehört von dieser Person als 'Person' zu denken. Wenn er überhaupt an sie dachte, dann meistens als 'es'.

Aber so einfach er jetzt auch über diese Person spotten konnte, so konnte er dennoch nicht verleugnen, dass sie den Platz in Heeros Leben inne gehabt hatte, den Duo sich mehr als alles auf der Welt gewünscht hatte. Egal wie oft er sich danach auch dafür verflucht hatte, er war dafür verantwortlich dass 'es' Heero kennen gelernt hatte, weil er Heero erst dazu überredet hatte, mit ihm in diese Disco zu gehen.

Die darauf folgenden drei Jahre waren für Duo die Hölle gewesen. Ständig mit anzusehen, wie 'es' Heero immer mehr und mehr für sich beanspruchte, jede Sekunde an ihm klebte und nichts mehr für Duo übrig ließ. Und dabei war es nicht einmal so, dass 'es' Heero wirklich geliebt hätte. Es war eine Mischung aus Besitzanspruch, Egoismus und Habgier gewesen, die diese Person bei Heero gehalten hatte. Duo hatte es gewusst, von Anfang an, aber Heero...

Heero war vollkommen blind gewesen. Duo wusste nicht ob Heero 'es' geliebt hatte oder nicht – Heero hatte es ihm nie erzählt und er wollte es auch gar nicht wissen, SO masochistisch veranlagt war er dann doch nicht. Denn solange er nichts genaues wusste, konnte er sich das einreden was ihm lieber war. Aber er hatte dieser Person dennoch ständig in allem nachgegeben. 'Es' hatte alles bekommen was 'es' wollte – eine neue Wohnung, schicke Kleider, Geld, Schmuck.

Und irgendwie hatte 'es' wohl geahnt dass Duos Gefühle für Heero über reine Freundschaft hinausgingen. Oder 'es' hatte Duo einfach nur keine Zeit mit Heero gönnen wollen. Wie auch immer, ständig war 'es' Heero in den Ohren gelegen, Duo doch endlich loszuwerden, Heero würde ihn nicht brauchen, er wäre doch nur ein Klotz am Bein.

Aber glücklicherweise hatte Heero niemals auf diesen Wunsch gehört. Auch wenn er ihn nicht liebte, so war ihm Duos Freundschaft doch wichtig gewesen. Duo wusste nicht was er getan hätte, wenn Heero sich von ihm abgewendet hätte. Das hätte er nicht verkraftet.

In diesem Moment öffnete sich die Tür des Stripschuppens und Charmaine kam heraus. Duo stieß sich erleichtert von seinem Wagen ab – er war wirklich froh dass die Tänzerin gerade jetzt herausgekommen war und ihn so von seinen düsteren Gedankengängen abgelenkt hatte.

Mit einem triumphierenden Lächeln kam Charmaine auf Duo zu und reichte ihm die Karte. Duo nahm die Karte entgegen, schob Charmaine noch einmal Hundert Dollar zu und nuschelte, „Danke, Charmaine. In einer Stunde bring ich sie zurück." Duo steckte die Karte in seine Jackentasche, nahm den Lolli kurz aus seinem Mund, sagte, „Grüß deine Mom von mir," und steckte den Lolli dann wieder zurück.

„Grüß sie selbst," erwiderte Charmaine. „Ihr Auftritt ist in fünf Minuten." Damit wandte sie sich ab und verschwand wieder im Club.

Duo blieb völlig perplex stehen, den Lolli bewegungslos im Mund haltend und sah ihr verdattert hinterher. Das kam jetzt etwas unerwartet. Doch dann schüttelte er leicht den Kopf, wie um ein ungewolltes Bild zu vertreiben und ging zu seinem Wagen. Er öffnete die Fahrertür, setzte sich ans Steuer und gab dem Bündel Luftballons, das auf der Beifahrerseite befestigt war noch einen spielerischen Stups bevor er losfuhr.

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Spencer Edwards stand auf seinem üblichen Posten vor der Eingangstür zum Sicherheitsbereich des Bellagio. Sein Job war vielleicht nicht gerade einer der spannendsten – immerhin hatte er nichts anderes zu tun als in der Uniform des Sicherheitspersonals vor der Tür Wache zu schieben – aber er wurde gut bezahlt. Und er hatte die Möglichkeit sich hochzuarbeiten. Bald würde er vor den Bildschirmen im Überwachungsraum sitzen, und irgendwann würde er es sogar bis zum Casinomanager geschafft haben.

Aber noch war es nicht soweit. Noch musste er sich hier brav Abend für Abend die Beine in den Bauch stehen. Spencer seufzte. Ihm wäre im Moment wirklich jede Ablenkung recht. In diesem Moment wurde er über seinen Knopf im Ohr von einem der Männer im Überwachungsraum kontaktiert.

„433," erklang die gelangweilte Stimme seines Kollegen, „Sie haben an der Eingangskamera Nordwest 052 ein Hindernis vor der Optik."

Spencer richtete seinen Blick in die angegebene Richtung. „Hab verstanden, ich seh's." Dann stieß er sich von seinem Platz an der Tür ab und ging direkt darauf zu, die Augen immer auf das riesige Bündel Luftballons gerichtet, das an der Decke hing und so die Kamera verdeckte.

Unter den Luftballons standen zwei junge Frauen, die offenbar gerade in ein hitziges Streitgespräch verwickelt waren.

„Pass doch auf, Kindchen!"

„Nenn mich nicht Kindchen, Schätzchen!"

„Nenn mich nicht Schätzchen, Tussi!"

„Nenn mich nicht Tussi, Hirni!"

„Nenn mich nicht Hirni!"

„Ich hab dich aber grade Hirni genannt!"

Spencer versuchte es einige Male die beiden Frauen zu unterbrechen, doch es war zwecklos. Sie hörten ihm gar nicht zu. Spencer seufzte tief. Warum nur geriet ausgerechnet er immer an die Idioten?

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Trowa beobachtete wie der Sicherheitsmann seinen Posten an der Tür verließ. Das war sein Signal. Gekleidet wie einer der Haustechniker und mit der geklauten Sicherheitskarte versehen machte er sich auf den Weg zur Tür und versuchte so zu wirken, als gehöre er zum Personal.

An der Tür angekommen schob er die Sicherheitskarte in den dafür vorgesehenen Scanner und wie erwartet sprang das kleine Licht von rot auf grün um und die Tür öffnete sich. Trowa betrat den dahinter liegenden Flur und zog die Tür hinter sich ins Schloss. Schritt eins war geschafft.

Schritt zwei beinhaltete, den Raum mit den Computerservern zu finden. Trowa zog die Handschuhe aus, die er bis eben getragen hatte und warf einen kurzen Blick auf die Innenfläche seiner linken Hand. Es war wirklich ironisch – er war ein Genie bei allem was Computer betraf, aber er konnte sich so etwas simples wie den Lageplan des Casinosicherheitsbereiches nicht merken. Deshalb hatte er sich den Plan auch auf die Handinnenfläche skizziert.

Der Skizze folgend fand er auch bald den Raum mit den Servern. Hier war er endlich in seinem Element. Mit einem winzigen Lächeln machte er sich an die Arbeit.

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„Ma'm! Bitte entfernen Sie sofort die Ballons!" Spencer hatte seine resoluteste Stimme aufgesetzt. Doch die Ballonbotin ignorierte ihn immer noch.

„Du hast mich blöd angemacht!"

„Na und, du hast mich angerempelt!"

„Du warst mir im Weg!"

„Ich liefere hier lediglich meine Ballons aus!"

„Ladies!" versuchte Spencer wieder einzuwerfen. Doch das Ergebnis blieb das gleiche. Eine der Frauen fing jetzt sogar an zu lachen.

„Sie ist der Ballonbote!" Die Frau lachte als wäre das etwas furchtbar komisches. „Ballonbote!"

„Findest du das komisch?" fragte die Ballonbotin empört.

„Ja!" rief die andere Frau immer noch lachend. „Ballonbote!"

„Du spuckst mir ins Gesicht!" rief die Ballonbotin und tat so, als müsse sie sich vor der feuchten Aussprache ihrer Gegnerin schützen. Spencer seufzte tief. Das würde ein wirklich hartes Stück Arbeit werden.

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Duo hatte sich inzwischen wieder zu Heero in ihrem temporären Hauptquartier gesellt. Ein kleines Grinsen huschte über sein Gesicht als er daran dachte. Ob Treize Khushrenada es wohl zu schätzen wüsste, dass die Leute, die sein Casino ausnehmen würden sich ausgerechnet in einer der Suiten seines Hotels eingenistet hatten?

Wie auch immer, sie hatten die Suite gemietet und etliches Equipment hierher geschafft. Glücklicherweise gehörte das Bellagio zu den teuersten Hotels, da war es nicht ungewöhnlich wenn die Gäste ihre Hotelzimmer mit eigenen Dingen ausstaffierten. Direkt vor dem Sofa hatten sie eine ganze Reihe an Bildschirmen aufgebaut, über die sie durch die angezapften Sicherheitskameras des Hotels alles im Auge behalten konnten.

Noch waren die Bildschirme schwarz, aber Heero saß trotzdem schon davor und starrte gebannt darauf, als könnte er dort irgendetwas sehen. Duo schloss sich ihm an. Eine ganze Weile starrten sie nur schweigend auf die leeren Bildschirme, dann erhellte sich ein Bildschirm nach dem anderen und zeigte Bilder der Sicherheitskameras.

„Und wir sind auf Sendung," sagte Duo zufrieden.

„Wie kann man einen Flur nur in der Farbe streichen?" fragte Heero und blickte ungläubig und beinahe fassungslos auf den rechten Bildschirm.

Duo folgte seinem Blick. „Es heißt Ocker würde beruhigen," warf er sarkastisch ein.

„Hn," war Heeros einziger Kommentar dazu.

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Zufrieden mit sich selbst verließ Trowa den Serverraum. Dort drin hatte alles wie am Schnürchen geklappt, er hatte Kabel angezapft, Verbindungen gelegt, Sender angebracht und alles immer wieder auf einem kleinen tragbaren Fernseher überprüft. Auch wenn es nicht so aussah, aber die Arbeit war anstrengend, in dem Serverraum war es außerdem auch noch sehr warm und so war ihm der Schweiß in Strömen das Gesicht hinuntergelaufen.

Aber das machte nichts, denn immerhin hatten sie jetzt Zugriff auf etliche Systeme des Casinos, und das war schließlich das Einzige das zählte. Trowa lief den Gang entlang und nickte einem Sicherheitsmann zu, der ihm entgegen kam.

„Hi," grüßte der Mann.

Trowa blinzelte. Oh Gott, der Mann hatte ihn angesprochen, was sollte er jetzt tun? Wenn er nichts sagte, dann wäre es verdächtig, aber vielleicht wäre es ja noch verdächtiger wenn er doch etwas sagen würde? Antworten oder nicht antworten? Antworten oder nicht antworten? Trowa gab sich einen mentalen Ruck und bevor er wieder anfangen konnte mit sich selbst zu diskutieren sagte er schnell, „Gut, danke." Nur um sich im nächsten Moment am liebsten selbst zu treten.

Der Sicherheitsmann warf ihm einen merkwürdigen Blick zu, sagte aber nichts weiter und Trowa machte dass er so schnell wie möglich von dort wegkam. Gott, warum nur war er immer so tollpatschig wenn es um solche Dinge ging? Konnte er nicht einmal etwas sagen, was an der Stelle auch hinpasste? Aber nein, er plapperte stattdessen einfach immer irgendwelchen Müll daher, der so überhaupt nicht in den Kontext passte. Klasse, echt toll gemacht. Kein Wunder dass er so gut wie nie sprach.

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„Ich muss Sie bitten die Ballons runterzuholen," sagte Spencer, und nun war nicht nur sein Tonfall äußerst bestimmt, nein, er hatte auch noch seinen besten entweder-Sie-tun-was-ich-Ihnen-sage-oder-Sie-werden-es-bereuen-Blick aufgesetzt. Und oh Wunder über Wunder, es schien zu wirken!

„Was wollen Sie?" fuhr die Botin ihn an. „Ich hol sie runter!" Sie griff nach den Bändern der Ballons und zog das Bündel zu sich hinab. „Auf die wartet nämlich ein irrsinnig wichtiger Kunde, ich kann mich nicht noch länger mit euch Zirkustieren rumschlagen." Und mit diesen Worten marschierte sie davon.

Spencer seufzte kurz erleichtert auf, dann wandte er sich an die andere Frau. „Ma'm! Bitte gehen Sie weiter!" forderte er sie auf, und nachdem ihre Gegnerin nicht mehr anwesend war folgte auch sie widerstandslos Spencers Aufforderung.

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Trowa kam an eine Weggabelung und blickte erst nach links, dann nach rechts. Von wo war er noch mal gekommen? Verdammt, warum sahen diese Gänge auch alle gleich aus? Aber er hatte ja noch seine kleine Skizze auf der linken Handinnenfläche, alles kein Problem. Doch als er einen kurzen Blick darauf war, musste er feststellen, dass die Skizze völlig verwischt und verlaufen und einfach nicht mehr lesbar war.

Mit Entsetzen erinnerte Trowa sich daran, dass er sich vorhin im Serverraum den Schweiß von der Stirn gewischt hatte. Mit seiner linken Hand! Verdammt! Wieso hatte er denn nicht aufgepasst? Aber er war so vertieft in seine Arbeit gewesen, dass er gar nicht darauf geachtet hatte. Und das war jetzt das Ergebnis!

Ok, ganz ruhig. Trowa versuchte sich zu beruhigen. Es war doch ganz einfach, ein Entscheidung zwischen links oder rechts. Eine Chance von 50 Prozent dass er die richtige Richtung wählen würde. Links? Oder Rechts? Links? Rechts? Links? Rechts!

Entschlossen wandte Trowa sich nach rechts and marschierte forschen Schrittes den Gang entlang. Doch schon nach wenigen Metern wurde ihm klar, dass er noch nicht in diesem Teil des Sicherheitsbereiches gewesen war. Also doch links. Trowa drehte sich um und marschierte mit genauso forschen Schritten wie vorher den Weg wieder zurück und dann weiter in die andere Richtung.

Und hier kannte er sich wieder aus, an diesen Teil des Sicherheitsbereiches konnte er sich erinnern. Jawohl, und da vorne war ja auch schon die Ausgangstür! Er hatte es geschafft! Trowa gestattete sich ein winziges, erleichtertes Lächeln. Gleich hätte er es hinter sich und wäre hier raus.

„Hey! Moment mal!"

Trowa zuckte leicht zusammen, drehte den Kopf ein wenig und warf einen schnellen, unauffälligen Blick über seine Schulter. Verdammt, das war der Sicherheitsmann von eben! Hatte er etwa doch irgendwas bemerkt? Trowa beschleunigte seine Schritte ein wenig.

„Augenblick!" rief der Mann wieder und Trowa konnte hören, dass auch er seine Schritte beschleunigte.

Inzwischen war Trowa kurz davor zu rennen – wenn das nur nicht zu auffällig gewesen wäre! So konnte er nur so tun als würde er den anderen Mann nicht hören und hoffen, dass er die Tür vor dem Sicherheitsmann erreichte.

„Hey! Augenblick!"

Hastig schob Trowa die Sicherheitskarte in den Schlitz und wartete ungeduldig, bis das grüne Lämpchen aufleuchtete. Dann griff er schnell zur Tür und zog sie auf. Doch bevor er sie vollends öffnen und hindurchschlüpfen konnte hatte der Sicherheitsmann ihn erreicht und hielt die Tür mit einer Hand fest.

„Hey!" rief er und sah Trowa leicht verwundert an. Trowa erstarrte und wagte es nicht seinen Blick zu heben. „Das ist von Ihnen," fuhr der Sicherheitsmann fort und streckte Trowa irgendwas entgegen.

Endlich hob Trowa den Blick – und spürte wie die Anspannung von ihm abfiel. Der Mann hielt seinen kleinen tragbaren Fernseher in der Hand. Anscheinend hatte Trowa ihn vorhin im Serverraum vergessen.

„Oh, Dankeschön," sagte Trowa und nahm das Gerät entgegen.

„Wie ist denn der Empfang mit diesen Dingern?" fragte der Mann neugierig.

Trowa lächelte leicht. „Ausgezeichnet," antwortete er und konnte gerade noch ein hysterisches Kichern unterdrücken.

Der Sicherheitsmann nickte ihm freundlich zu. „Alles Gute," wünschte er, dann hielt er Trowa die Tür auf.

„Danke," hauchte Trowa und machte, dass er hinaus kam.

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Ein paar Stockwerke höher, in einem der Hotelzimmer, stießen Heero und Duo die angehaltene Luft erleichtert wieder aus. Die letzten Sekunden waren einfach nervenaufreibend gewesen. Hier zu sitzen, Trowa in dieser kritischen Situation zu sehen und ihm nicht helfen zu können – das war furchtbar gewesen.

„Ufffff," machte Duo und warf sich rückwärts in die Polster der Couch.

„Pfffffff," ließ Heero die Luft entweichen und fuhr sich mit der Hand durch seine Haare. Eine Sekunde lang schüttelten sie beide nur ungläubig die Köpfe, dann sagte Heero, „Na ja."

„Ja," war Duos Antwort.

Sally, die die beiden aus dem Hintergrund beobachtet hatte, schüttelte leicht den Kopf. Obwohl sie die beiden schon so lange kannte war es ihr immer noch ein Rätsel wie sie sich verständigten. Sie war sich sicher, dass die beiden mit diesen drei Worten gerade ganze Romane ausgetauscht hatten. Aber außer ihnen beiden verstand diese Art von 'Geheimsprache' niemand. Sally schüttelte noch einmal den Kopf. Wann würden diese beiden Idioten nur endlich begreifen, dass sie einfach perfekt füreinander waren?