Titel: Heero's Eleven
Autoren: Zanna & Laren (ZaLa)
Disclaimer: siehe Prolog
Kommentar: So, auch von uns beiden gemeinsam noch ein kleines Kapitelchen bevor wir uns endgültig in den Urlaub verabschieden. Damit ihr die zwei Wochen gut übersteht und die Entzugserscheinungen nicht zu schlimm werden. ;-)
Kapitel 10
Zechs nahm einen weiteren Karton in Empfang den Duo ihm zuschob und legte ihn auf den Stapel zu den anderen. Sie waren inzwischen bei der vierten Aufgabe angekommen, die Heero bei ihrer ersten Besprechung angesprochen hatte: dem Bau.
„Wir brauchen einen exakten, funktionstüchtigen Nachbau des Tresorraums," erklärte Heero während er weiter die Lieferungen auf einer Liste abhakte, die Duo entgegennahm und an Zechs weiterreichte.
„Um zu trainieren?" fragte Duo.
„So was in der Art," antwortete Heero mit einem winzigen Anheben der Mundwinkel, und Duo reagierte auf dieses Lächeln mit einem Grinsen und einem wissenden Nicken. Anscheinend hatte er aus Heeros Aussage mehr herausgelesen als nur das gesagte.
Zechs sah von einem zum anderen. Er verspürte fast so etwas wie Neid. Heero und Duo kannten einander so gut, dass sie den anderen auch ohne Worte verstanden. Ein Resultat ihrer jahrelangen Partnerschaft, ganz offensichtlich. Und Zechs bewunderte es. Das war Teamarbeit. Und er wollte unbedingt Teil dieses Teams sein, wollte dazugehören.
Doch er sah ein, dass das nicht so einfach geschehen würde. Zuerst würde er sich erst einmal beweisen müssen. Würde zeigen müssen, dass man sich auf ihn verlassen konnte und dass er seiner Aufgabe gewachsen war. Er konnte es kaum noch erwarten seine erste Aufgabe erteilt zu bekommen.
Klar, er hatte ja auch im Moment etwas zu tun, sie alle arbeiteten zusammen am Nachbau des Tresorraums, anders wäre es in dieser kurzen Zeit auch kaum zu schaffen. Sally feilte an irgendwelchen Metallteilen, Quatre und Trowa standen an einem Tisch über die Baupläne des Tresors gebeugt, während Hilde und Noin sich ein Rennen mit den Gabelstaplern lieferten. Zechs schüttelte leicht den Kopf. Wie diese beiden es geschafft hatten in das Team aufgenommen zu werden war ihm unverständlich.
Offenbar nicht nur ihm, denn im Hintergrund konnte er Dorothy fluchen und auf die beiden Zwillinge schimpfen hören. Zechs grinste leicht. Dann fiel sein Blick auf Wufei. Wufei trug ein Brett auf seinem Kopf auf das insgesamt neun Eimer Farbe gestapelt waren. Zechs warf ihm einen bewundernden Blick zu, aber wie immer ignorierte Wufei ihn einfach.
Zechs seufzte. Wie gesagt, er hatte auch jetzt etwas zu tun. Aber dennoch war es nicht dasselbe als wenn er eine Aufgabe ganz allein zu erledigen hätte.
„Wir brauchen die Codes, Zechs," sagte Heero in diesem Augenblick.
Zechs blickte von seiner Aufgabe auf und sah Heero an. Offenbar waren sie nun bei Aufgabe fünf: Spionage.
„Vom einzigen Kerl der alle drei hat," fügte Heero hinzu.
Zechs stutzte. „Wie? Khushrenada?"
Heero nickte. „Werd zu seinem Schatten."
„Moment, Moment," rief Zechs, „Ich darf mich nur an ihn ranhängen?"
„Du musst erst laufen ehe du kriechst," bestätigte Heero.
Zechs stutzte erneut. Irgendwas an diesem Satz war komisch.
Offenbar war das Duo auch aufgefallen, denn erhielt kurz in seiner Arbeit inne, sah zu Heero und Zechs hinüber und machte eine kleine Kreisbewegung mit seiner rechten Hand. „Umgekehrt."
Zechs seufzte. Es führte wohl kein Weg daran vorbei. Er hatte eine Aufgabe für sich allein gewollt, und jetzt hatte er eine. Er würde sich also an Khushrenada ranhängen und alles herausfinden was es über diesen herauszufinden gab. Er würde Duo und Heero über jede einzelne Sekunde berichten können. Und dann würde auch er endlich ein richtiges Mitglied des Teams sein!
„Tja, es tut mir leid, aber 18 500 pro Stück ist das beste Angebot das ich Ihnen machen kann."
Quatre lächelte sein Gegenüber leicht an. Er, Hilde und Noin waren gerade dabei sich um die sechste Aufgabe zu kümmern: Transport. Quatre hatte sich sofort freiwillig für diese Aufgabe gemeldet. Zum einen war schließlich er derjenige der das Geld zur Verfügung stellte, also machte es auch Sinn dass er derjenige war der sich um die Beschaffung der Transportmittel kümmerte.
Und zum anderen würde sein fast kindlich unschuldiges Aussehen ihm bei den Verhandlungen nur helfen. Das tat es immer. Und dieser Gebrauchtwagenhändler wäre im Gegensatz zu all den Big Business Haien mit denen Quatre sonst zu tun hatte ein Kinderspiel.
„Verstehe, verstehe. Klar," sagte Quatre und warf einen beiläufig wirkenden Blick hinaus auf den Hof auf dem sich Hilde und Noin gerade mit einem der Transporter vergnügten. Natürlich folgte der Gebrauchtwagenhändler seinem Blick – und sofort wandelte sich sein Gesichtsausdruck von überheblich zu besorgt. Offenbar gefiel es ihm gar nicht dass Hilde und Noin auf einem der Wagen rumwippten und so dessen Stoßdämpfer ausführlich testeten.
„Das sind ein paar tolle Transporter die Sie da haben," sagte Quatre und grinste innerlich.
„Ja, das ist die Top-Kategorie," sagte der Händler, den Blick noch immer besorgt nach draußen gerichtet. Quatre schmunzelte. Der Händler wirkte als ob er Quatre im nächsten Moment bitten würde, seine aufmüpfigen Gören doch endlich zur Räson zu bringen.
„Ok," Quatre seufzte. „Danke für Ihre Zeit, Mr…?"
„Oh, äh, Denham," sagte der Händler. „Billy Tim Denham." Der Mann ergriff Quatres ausgestreckte Hand und schüttelte sie enthusiastisch.
„Ja," sagte Quatre und grinste jetzt leicht. „Denham wie die Jeans."
„Ja, ganz recht," erwiderte der Händler und grinste zurück. „Genau wie die Jeans." Er lachte einmal kurz und wollte seine Hand wieder zurückziehen, doch Quatre festigte seinen Griff um Denhams Hand nur noch. Der Händler stutzte leicht und das Grinsen wich einem verwirrten Blick.
„Mann, haben Sie schöne Hände," sagte Quatre und sah kurz auf ihre Hände hinab. „Nehmen Sie Feuchtigkeitscreme?"
„Wie bitte?" Der Händler klang absolut verblüfft.
„Ich hab echt schon sämtliche Marken durch," sagte Quatre mit einem leichten Kopfschütteln, „Ich hab's sogar schon ein Jahr mit parfümfrei versucht. Also meine Schwester, die verwendet… ähm…" Quatre brach ab, tat so als müsse er nach dem Wort erst suchen und schnipste dabei mit seinen Fingern. Dabei ließ er die Hand des Autohändlers nicht ein einziges Mal los. „… äh… Aloe Vera! Mit einem geringen Lichtschutzfaktor."
„Ja," sagte der Autohändler und versuchte erneut seine Hand freizubekommen. „Verstehe."
„Und wenn wir konsequent wären müssten wir alle mit Handschuhen ins Bett," fuhr Quatre fort und ließ sich von den Bemühungen des Mannes gar nicht erst aus der Fahrt bringen. „Aber nach meinen Erfahrungen ist das oft sehr hinderlich für meine zwischenmenschlichen Aktivitäten, verstehen Sie?" Quatre warf dem Mann einen verschwörerischen, leicht lasziven Blick zu und streichelte mit seinem Daumen leicht über die Hand, die er noch immer mit eisernem Griff festhielt. Zu seinem Amüsement spürte er, wie der Autohändler anfing zu schwitzen.
„Ich bekomm auch Hautreizungen von Kampfer," plauderte Quatre fröhlich weiter. Mann, das machte echt Spaß! Heero und Duo hätten sich ruhig schon früher mal an ihn wenden können! Quatre hatte schon beinahe vergessen wie lustig es damals im Internat gewesen war als sie zusammen seine versnobten Mitschüler aufs Kreuz gelegt hatten. „Deshalb bin ich nicht so heiß auf traditionelle Heilmittel und so." Quatre streichelte erneut mit seinem Daumen über Denhams Hand und blickte ihm tief in die Augen.
„Ah ja, verstehe," haspelte Denham. „Ich sag Ihnen mal was. Wenn Sie bereit sind bar zu zahlen, kann ich mit dem Preis noch etwas runtergehen, sagen wir… 17…" Quatre verstärkte den Griff leicht und trat noch etwas näher an den Händler heran. „… 16 000! Für jeden."
„Nein!" rief Quatre gespielt ungläubig.
„Doch Sir," versicherte Denham.
„Das tun Sie?"
„Oh ja, Sir!"
„Mann, das wär was!" sagte Quatre und lächelte den Autohändler leicht an. „Die wussten warum sie mich zu Ihnen schicken!"
„Oh, tatsächlich!" rief Denham und schien zu überlegen, wer genau Quatre denn jetzt zu ihm geschickt und ihn damit in diese für ihn schreckliche Situation gebracht hatte. „Also, das freut mich natürlich sehr!" fügte der Händler mit einem erzwungenen Lachen hinzu.
„Das wussten die genau," sagte Quatre, ebenfalls lachend und ließ nun endlich die inzwischen schweißnasse Hand des Händlers los.
Der Mann zog seine Hand zu sich und konnte sich offenbar gerade noch davon abhalten, sie beschützend an seine Brust zu ziehen. „Gut, also, ich hol dann mal den Papierkram. Und… und… und ich komm gleich wieder. Sie warten hier am Tisch, ok?"
„Tun Sie das," erwiderte Quatre breit lächelnd.
„Danke," sagte der Mann und wandte sich ab um in seinem Büro zu verschwinden. Sobald sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte erlaubte Quatre sich endlich ein breites Grinsen. Das hatte WIRKLICH Spaß gemacht!
Howard stand auf einem kleinen Podest im Geschäftsraum des teuersten Herrenausstatters von Las Vegas und betrachtete sich in einem riesigen Spiegel. Der Anzug den er trug war grau und hatte den perfekten Sitz, den nur maßgeschneiderte Kleidung hatte. Mit einer Hand strich er bewundernd über den Stoff während einer der beiden Schneider an seinem anderen Arm noch die letzten Kleinigkeiten am Ärmel absteckte.
„Das ist ein schönes Material," sagte Howard während er sich erneut einen bewundernden Blick zuwarf.
„Importierte Seide, Howard," warf Heero ein, der zusammen mit Quatre ein Stück weiter hinten auf einem Sofa saß. Nachdem Quatre erfolgreich die Transporter besorgt hatte, hatten sie sich der nächsten Aufgabe zugewandt.
„Naja," Howard nickte. „Wirklich schön."
„Gentlemen," wandte Heero sich plötzlich an die beiden Herrenausstatter, „würden Sie uns entschuldigen? Es dauert nicht lange."
Die Schneider nickten stumm und verließen den Raum. Heero stand auf, ging langsam zu Howard und stellte sich neben ihn vor den Spiegel.
„Traust du dir das auch wirklich zu, Howard?"
Howard versteifte sich kurz, dann drehte er seinen Kopf in Heeros Richtung und warf ihm einen scharfen Blick zu. „Wenn ich diese Frage noch einmal von dir höre, Heero, wirst du am Morgen darauf nicht mehr aufwachen!"
Heero erwiderte den Blick für eine Sekunde ohne das Gesicht zu verziehen, dann drehte er sich zu Quatre um und flüsterte im besten Bühnenflüsterton, „Das heißt wohl 'ja'." Dann ging er wieder zurück zum Sofa und setzte sich.
Howard entschloss sich dazu, Heeros letzten Satz einfach zu ignorieren – eine Taktik die sich im Umgang mit Heero und Duo nur all zu oft bewährt hatte – und straffte seine Schultern.
„Mein Name ist Lyman. Zerga," sagte Howard und versuchte seiner Stimme einen kalten, überlegenen Tonfall und gleichzeitig einen unbestimmbaren slawischen Akzent zu geben. „Mein Name ist Lyman Zerga. Mein Name ist… Lyman Zerga." Nach dem dritten Versuch nickte Howard zufrieden. Jawohl, so klang es gut, so würde es gehen. Er war nun bereit als Lyman Zerga in Treize Khushrenadas Hotel einzuchecken.
