Titel: Heero's Eleven
Autoren: Zanna & Laren (ZaLa)
Disclaimer: siehe Prolog
Kommentar: Ok, obwohl ihr es eigentlich nicht verdient habt (so wenig Kommis 'schnief') gibts trotzdem heut schon das nächste Kapitel. Allerdings ist als nächstes wieder Laren dran mit schreiben, und ob sie so brav sein wird wie Zanna... 'g' (Laren möchte hiermit klarstellen, dass sie IMMER brav ist.) Wir wünschen euch trotzdem viel Spaß beim lesen!
Kapitel 15
„Du bist auf der Schwarzen Liste." Trowa wippte ein wenig auf den Zehenspitzen, wandte seinen Blick aber trotz aller Nervosität nicht von Heero ab. Auch wenn er normalerweise Konfrontationen aus dem Weg ging und sie vermied wo es nur ging, so bedeutete es nicht dass er sich nicht durchsetzen konnte wenn es sein musste.
Heero saß auf einem der Barhocker die vor der kleinen Bar standen, den Ellbogen auf den Tresen gestützt, starrte auf das Blatt Papier hinab, das Trowa ihm gereicht hatte, blieb aber stumm. Wie schon die ganze Zeit, seit Trowa sie direkt am Aufzug überfallen hatte. Seitdem hatte Heero kein einziges Wort geäußert, er hatte einfach nur sein Jackett ausgezogen und sich schweigend angehört was Trowa zu sagen hatte.
„Das heißt," fuhr Trowa mit seiner Erklärung fort, „sobald du einen Fuß in das Casino setzt, beobachten sie dich. Wie die Geier. Geier mit Videokameras."
Endlich hob Heero den Blick und sah zu Trowa auf. „Das ist ein Problem," bestätigte er.
Eine Weile war es still im Raum, nur das Geräusch des laufenden Fernsehers im Hintergrund war zu hören.
„Howard," durchbrach Duo schließlich die Stille genervt, „kannst du den ausmachen?"
„Ich mache ihn aus wenn ich Lust dazu hab," erwiderte Lyman Zerga in seinem dicken Osteuropäischen Akzent.
„Howard!" Duo hörte sich schon mehr als genervt an, und zum ersten Mal seit Trowa ihn kannte hörte er ihn seine Stimme erheben.
„Ist schon aus, schon aus!" rief Howard und erhob sich vom Sofa um sich zu den anderen umzudrehen. Trowa schüttelte leicht den Kopf. Anscheinend schien sich Howard wirklich tief in seine jeweiligen Rollen hineinzuversetzen wenn er sie selbst in der Sicherheit ihrer privaten Suite weiterspielte. Wahrscheinlich war das der Grund dafür, dass er so gut war.
Duo, der sich von Heero das Blatt gegriffen hatte um ebenfalls einen Blick hinein zu werfen, warf es nun zur Seite und fragte, „Hast du eine Erklärung dafür?"
„Nein," erwiderte Heero, sah Duo dabei aber nicht an.
„Ach hör doch auf!" sagte Zechs ungläubig. Alle Blicke richteten sich auf Zechs und selbst Heero hob den Kopf und sah ihn erstaunt an.
„Er ist Khushrenadas Freundin nachgestiegen," erklärte Zechs. „Die zwei haben sich vorgestern Abend gestritten." Auf Heeros ungläubigen Blick hin fuhr Zechs fort, „Ich war an dir dran.
„Wer hat dich darum gebeten?" Heero hörte sich mehr als unerfreut an.
„Ich!" sagte Duo. Geschocktes Schweigen von allen Seiten war die Antwort auf diese Aussage. „Ich hatte Bedenken dass du Relena nachstellst."
„Wer ist Relena?" warf Trowa verwirrt ein und warf Quatre, der die ganze Szene bis jetzt stumm vom Sofa aus verfolgt hatte einen fragenden Blick zu. Doch Quatre sah nicht zu ihm rüber sondern verfolgte besorgt den Schlagabtausch zwischen Heero und Duo.
„Meine Freundin," erklärte Heero.
„EX-Freundin!" warf Duo fast wütend ein.
„Relena ist hier?" fragte Howard ungläubig und fast entsetzt.
Wieder herrschte für einen Moment Stille im Zimmer. Trowa sah abwechselnd von einem zum anderen. Anscheinend ging es hier um eine ältere Sache – denn es war offensichtlich dass weder Zechs noch Trowa selbst wussten worüber gesprochen wurde, während Heero, Duo und Howard nur zu genau Bescheid zu wissen schienen.
„Tut mir leid," durchbrach Duo schließlich das Schweigen. „Aber meine Angst dass dich das fertig macht war ja wohl begründet." Heero wandte den Blick von Duo ab und schüttelte leicht den Kopf, so als könnte er nicht glauben was er gerade gehört hatte.
„Du bist raus, Heero," sagte Duo mit ernster Stimme.
„Er ist raus?" Quatre sprang vom Sofa auf.
„Ja!" rief Duo und sah zu Quatre hinüber. „Oder wir blasen gleich alles ab! Seine Beteiligung gefährdet uns alle!"
„Das ist nicht deine Entscheidung," sagte Heero mit ruhiger Stimme.
„Du hast sie mir aufgezwungen," erwiderte Duo mit nicht ganz so ruhiger Stimme, den Blick wieder auf Heero gerichtet. „Indem du Relena über uns stellst, zwingst du mich!"
„Das ist MEIN Job!" Jetzt erhob auch Heero die Stimme.
Duo schüttelte den Kopf. „Nicht mehr."
„Halt, halt, halt!" rief Quatre aufgeregt. „Er kann nicht einfach raus! Wer soll den Tresorraum öffnen?"
Duo seufzte und drehte sich zu Zechs um. „Zechs, schaffst du das?"
Zechs zögerte einen Moment. Er schien sich wirklich unwohl zu fühlen, so als wäre diese ganze Szene seine Schuld. Dann seufzte er und nickte. „Sicher."
„Erledigt," sagte Duo mit einem Blick in Quatres Richtung. „Sag den anderen dass sich der Plan geändert hat. Der Vorhang geht um sieben hoch." Dann stand er auf und ging aus dem Raum, ohne Heero noch eines Blickes zu würdigen.
Heero blickte ihm stumm hinterher, dann stand er auf und verließ das Zimmer ebenfalls – nur am gegenteiligen Ende.
„Relena ist jetzt mit Khushrenada zusammen?" fragte Howard leise im Hintergrund. „Aber... all dieses Pink... das beißt sich doch furchtbar mit seiner Haarfarbe!"
Trowa warf dem alten Mann einen ungläubigen Blick zu. War das etwa seine größte Sorge? Duo hatte Heero soeben aus dem Team geworfen und ihren gesamten Plan umgestellt, und Howard sorgte sich darum ob Khushrenadas Haarfarbe mit der Kleidung seiner Freundin harmonierte?
Plötzlich öffnete sich die Tür und Sally stürmte hinein. „Uff, ich hasse diese Idioten vom..." sie brach ab und sah sich fragend im Zimmer um, als sie die gedrückte Stimmung bemerkte. „Was ist los?"
Howard sah zu ihr hinüber. „Relena ist hier."
„Was?" Sally warf die Tür hinter sich zu.
„Und nicht nur das, offenbar stellt Heero ihr nach und ist dadurch auf Khushrenadas Schwarzer Liste gelandet. Duo hat ihn deswegen aus dem Team geworfen." Howard ließ sich schwer auf das Sofa fallen.
„Dieser Vollidiot!" Sally warf die Arme in die Luft. „Wie kann er nur? Nach allem was diese Schlange ihm angetan hat ist er immer noch hinter ihr her? Ich hätte ihm mehr Intelligenz zugetraut! An Duos Stelle hätte ich ihn nicht nur aus dem Team sondern auch noch aus dem Fenster geworfen!" Sie warf sich neben Howard auf das Sofa und schüttelte ungläubig den Kopf.
„Sally?" fragte Quatre. „Was ist da los? Was ist mit Relena? Und was hat sie Heero angetan?"
Trowa wandte seinen Blick gespannt zu der blonden Frau, ebenso wie Zechs. Offenbar war dieser genauso gespannt auf die Geschichte die hinter dieser ganzen Szene steckte wie Trowa.
Sally seufzte. „Wie du ja weißt war Relena Heeros Freundin. Drei Jahre lang. Sie ist ein absolut geldgeiles Miststück..."
„Wem sagst du das," murmelte Quatre.
„... nur dass Heero das nie gesehen hat. Egal was er ihr auch geschenkt hat, es war nie genug. Und wegen ihr ist er letztendlich auch im Knast gelandet."
„Was?" fragte Zechs. „Heeros Freundin? Aber ich dachte, er und Duo…"
„Was meinst du damit dass sie schuld daran ist dass Heero im Knast gelandet ist?" unterbrach Quatre Zechs mit einem gefährlichen Unterton in der Stimme.
„Relena wollte mehr Geld, wie immer," erwiderte Sally. „Schmuck, teure Klamotten, ein schickes Auto, tolle Reisen, das war alles was sie interessierte. Und Heero sollte es ihr beschaffen, wie war ihr egal. Ich bin mir sicher dass sie wusste womit Heero sich seinen Lebensunterhalt bestritt, aber solange er nicht davon redete war es ihr egal. Jedenfalls, dieser letzte Coup, bei dem Heero geschnappt wurde. Er hat ihn allein durchgeführt."
„Allein?" warf Trowa ruhig ein. Bis jetzt hatte er immer den Eindruck gehabt dass Heero und Duo immer zusammen arbeiteten. Aber andererseits machte es Sinn. Hätte Heero mit Duo zusammengearbeitet bei seinem letzten Coup, dann wäre Duo sicherlich auch verhaftet worden.
„Ganz genau!" Diesmal war es Howard der antwortete. „Heero hat Duo von seinem Plan erzählt, so wie er es immer tut, doch Duo hat ihm davon abgeraten. Er hat ihm gesagt, dass es zwar machbar wäre, dass sie die Ware hinterher aber niemals loswerden würden. Normalerweise hätte Heero auf Duo gehört, aber diesmal..." Der alte Mann seufzte schwer und schüttelte den Kopf. „Anscheinend hat Relena ziemlich viel Druck auf Heero gemacht. Jedenfalls wollte er den Plan nicht aufgeben. Duo und Heero haben sich damals richtig schlimm in die Wolle gekriegt, der Streit von heute ist fast ein Witz dagegen. So laut hab ich die beiden noch niemals vorher schreien hören. Irgendwann war es Duo schließlich genug, er hat gebrüllt dass er sich weigert bei diesem Schwachsinn mitzumachen, und wenn Heero es unbedingt will, soll er es doch allein durchziehen."
Howard schwieg für einen Moment, dann fuhr er fort, „Ich schätze mal, Duo hat gehofft dass Heero es sich anders überlegen würde und den Coup abbrechen würde. Immerhin haben die beiden IMMER zusammengearbeitet, niemals getrennt. Aber Heero hat es sich nicht anders überlegt. Er ist los und hat das Ding allein versucht."
Wieder herrschte eine Sekunde Schweigen, in der Howard stumm den Kopf schüttelte, während Sally traurig zu Boden blickte. Nachdem es den Anschein machte dass Howard weiterhin nur schweigen würde, hob schließlich Sally den Kopf und erzählte weiter. „Duo ging daraufhin nach Europa. Heero wurde geschnappt als er die Ware beim Hehler verkaufen wollte. Und Relena hat die empörte, betrogene Freundin gespielt und sich von Heero getrennt." Sie seufzte und schüttelte auch den Kopf. „Ich hätte wirklich mehr von Heero erwartet."
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„Wo lässt du deine Hände?"
Zechs überlegte für einen Moment. Wo sollte er seine Hände denn lassen? Eine Hand brauchte er um den Aktenkoffer zu halten, doch wohin mit der anderen? Vielleicht sollte er den Koffer mit beiden Händen halten?
„Nicht gut," Duo schüttelte den Kopf.
Zechs seufzte auf. Da er jetzt Heeros Rolle übernehmen sollte, hatte Duo ihn hier rein geschleift um mit ihm zu üben. Klar, Zechs war ein überragender Taschendieb, aber für Heeros Rolle musste er außerdem auch noch gut schauspielern können. Er durfte auf keinen Fall nervös erscheinen oder sonst irgendwie Verdacht erregen. Und so kam es dass Duo gemütlich auf einem der Barhocker saß und Knabberzeug in sich hineinstopfte, während Zechs wie ein artiger Schüler herausgeputzt in Anzug und Krawatte vor ihm stand und sich begutachten ließ.
„Lass die Krawatte," sagte Duo, als Zechs sich nervös an den Kragen griff. „Sieh mich an."
Zechs gehorchte.
„Ok," machte Duo, nickte anerkennend mit dem Kopf und warf sich eine Erdnuss in den Mund. Zechs schüttelte innerlich den Kopf. Wie konnte Duo nur so ruhig sein? Vor nur einer halben Stunde hatten er und Heero sich total zerstritten, und hier saß Duo wieder völlig gelöst, fast fröhlich und schaufelte Erdnüsse in sich hinein als wäre nichts gewesen! Zechs konnte das nicht begreifen.
Überhaupt war diese ganze Geschichte absolut unverständlich für ihn. Die ganze Zeit über hatte er gedacht dass Heero und Duo weitaus mehr waren als nur Partner und Freunde. So wie die beiden miteinander umgegangen waren, wie sie sich praktisch ohne Worte zu verstehen schienen, fast wie ein altes Ehepaar – war es da ein Wunder dass Zechs angenommen hatte, die beiden wären tatsächlich ein Paar? Garantiert nicht.
Und dann musste er erfahren, dass dem überhaupt nicht so war, im Gegenteil, Heero hatte sogar jahrelang eine Freundin gehabt, der er sogar immer noch hinterher trauerte, obwohl sie ihn derart kalt abserviert hatte! Zechs ging es da genauso wie Sally, er hätte Heero eigentlich mehr Intelligenz zugetraut.
„Ich frag dich was," fuhr Duo in seinem Unterricht fort. „Du musst überlegen. Wo siehst du hin?"
Zechs blickte nachdenklich auf den Boden.
„Nicht gut," sagte Duo. „Wenn du runter siehst heißt das, du lügst."
Zechs richtete seinen nachdenklichen Blick an die Decke.
„Nach oben heißt, du kennst die Wahrheit nicht. Benutz keine Schachtelsätze wenn's auch einfach geht. Zappel nicht rum. Sieh dein Gegenüber an, aber starr nicht. Sei präzise, aber bleib vage, sei witzig, aber bring ihn nicht zum lachen," ließ Duo eine Regel nach der anderen auf Zechs hinunterprasseln. „Er soll dich nett finden, aber sofort vergessen sobald du ihm aus den Augen gehst."
Zechs schluckte nervös. Mann, das waren wirklich eine Menge Regeln. Und all das sollte er sich in der kurzen Zeit merken können? Unmöglich. Zechs spürte wie ihm der Angstschweiß auf die Stirn trat. Andererseits konnte das auch an der Perücke liegen. Duo hatte beschlossen dass Zechs' eigene silberblonde Mähne zu auffällig für einen kleinen Beamten war, und da er von ihm nicht verlangen wollte sein langes Haar abzuschneiden – ein Thema über das man mit Duo sicherlich nicht diskutieren brauchte, bedachte man dessen meterlangen Zopf – hatte er Zechs einfach eine Perücke aufgesetzt. Ein teures Stück, Echthaar, sah absolut natürlich aus, aber man hatte das Gefühl als würde man mit einer Pudelmütze auf dem Kopf rumlaufen.
„Und das Wichtigste," erklärte Duo, „was immer du tust, du darfst unter keinen Umständen –"
„Duo!" rief Trowa aus dem Nebenzimmer.
„Ja?" antwortete Duo.
„Kannst du dir das hier mal ansehen?"
„Klar!" Duo sprang von seinem Barhocker und verschwand mit ein paar schnellen Schritten aus dem Zimmer.
Zechs konnte ihm nur völlig verwirrt hinterher starren. Was? Was? Was war das Wichtigste? Verdammt, Duo konnte doch jetzt nicht einfach abhauen, ohne ihm diese wichtigste Regel gesagt zu haben! Zechs stöhnte auf. In diesem Moment wünschte er sich mehr als alles andere dass er niemals dieses verdammte Flugticket nach Las Vegas benutzt hätte.
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Howard schnürte sich die eleganten Schuhe, dann richtete er sich auf. Nur noch ein paar wenige Handgriffe und er wäre wieder komplett in der Rolle des Lyman Zerga versunken. Rasch erhob er sich von dem Bett auf dem er gesessen hatte – nur um sich gleich darauf wieder darauf sinken zu lassen. Verdammt, jetzt war ihm doch für eine Sekunde leicht schwindlig geworden beim aufstehen! Howard rieb sich leicht die Stirn.
„Howard?" rief Duo von der Tür aus.
Howard blickte auf und ließ die Hand, die soeben noch seine Schläfen massiert hatte übergangslos über seinen Kopf streichen. Nach allem was heute schon geschehen war musste er Duo jetzt nicht auch noch damit einen Grund zur Sorge geben.
Duo sah ihn eine Weile stumm an, dann sagte er, „Showtime."
Howard nickte, dann stand er langsam vom Bett auf. Duo warf ihm noch einen letzten prüfenden Blick zu, dann verschwand er von der offenen Zimmertür. Howard seufzte kurz, dann ging er hinüber zum großen Spiegel. Er schlüpfte in das Jackett und schloss es vorne. Dann blickte er sich ins Gesicht und holte die Persönlichkeit von Lyman Zerga hervor.
Ein paar energische Bewegungen mit dem Kopf, und aus dem Spiegel blickte im der kalte, kalkulierende Blick des osteuropäischen Waffenhändlers entgegen. Perfekt. Howard atmete noch ein paar Mal tief ein, um seine schwere Atmung zu beruhigen, dann nickte er.
„Ok. Es kann losgehen."
