Titel: Heero's Eleven
Autoren: Zanna & Laren (ZaLa)
Disclaimer: siehe Prolog
Kommentar: Hihi, wir sind echt stolz daß wir es tatsächlich geschafft haben euch so richtig zu verwirren ('zwinker' waffi). Das war natürlich genau unsere Absicht. 'g' Und es erstaunt uns doch wieviele aufgrund unserer Adaption des Films jetzt losgezogen sind um sich den zu besorgen. Vielleicht sollten wir mal mit George Clooney und Brad Pitt über einen prozentualen Anteil der Einnahmen sprechen - wo wir doch so gute Werbung machen. 'kicher'
Kapitel 19
Heero sah wie die beiden Schränke die Tür hinter sich schlossen. Jetzt war er mit dem Riesen allein im Raum. Er schüttelte noch einmal kurz den Kopf, dann stemmte er sich von dem Tisch gegen den er sich gelehnt hatte ab, holte tief Luft und sagte, „OK."
In genau dem Moment holte der Riese mit einer unglaublichen Geschwindigkeit aus und traf mit seiner Faust direkt in Heeros Gesicht.
„Aaahhh!" schrie Heero, während er von der Wucht des Schlages um die eigene Achse gedreht wurde. Er sah sogar Sterne, so genau hatte der Treffer gesessen. „Verdammte Scheiße!" rief er laut und schlug mit voller Wucht gegen den Metalltisch, damit die zwei Wachhunde es draußen auch sicher hören konnten.
Dann drehte er sich zu dem Riesen um und sagte in Zimmerlautstärke, „Bulldog, das kommt erst später!" Dabei gestikulierte er wild mit den Händen. Sein Kopf dröhnte vor Schmerz.
Der große Mann war ganz dicht an ihn heran getreten und versuchte ihm beim Aufrichten zu helfen. „Entschuldigung Heero. Das hatte ich vergessen," sagte er mit Bedauern in der Stimme und schaute Heero mit großen Hundewelpenaugen an.
Heero seufzte. Bulldog war wirklich eine Seele von Mensch, aber den Verstand hatte er nicht gerade mit Löffeln gefressen. Heero tätschelte Bulldog beruhigend die Schulter. Er wollte schließlich verhindern dass sich der Riese jetzt unnötige Vorwürfe machte – und dadurch vielleicht noch mehr von ihrem Plan vergaß. „Ist schon gut Bulldog," fügte er noch vorsichtshalber hinzu.
Dann beugte sich Heero vor, fasste die Tischkante mit beiden Händen an und schob den Tisch in eine Ecke des Raumes. Wie praktisch dass seine Entführer ihm diese 'Einstiegshilfe' mitgeliefert hatten. Er hätte sonst mit Bulldog Räuberleiter spielen müssen. Obwohl, das wäre auch kein Problem gewesen. Der Riese würde locker Heero und eine zweite Person stemmen können.
„Wie geht's deiner Frau?" fragte Heero nach während Bulldog wie ein getretener Hund neben ihm her ging.
„Schon wieder schwanger," nuschelte der große Mann.
Heero konnte ein kurzes Lächeln nicht unterdrücken, obwohl das schrecklich weh tat. Aber der Gedanke an Bulldog und seine Horde Kinder war wirklich erheiternd. „Na ja, das kommt vor," beruhigte Heero.
Nach zwei weiteren Schritten hatten sie die gewünschte Ecke erreicht. Heero blickte kurz nach oben. Jawohl. Genau wie die Gebäudepläne es vorhergesagt hatten, befand sich direkt über ihm eine Deckenplatte die man zur Seite schieben und dadurch freien Zugang zur Zwischenetage bekommen konnte. „Fangen wir an," sagte Heero. Er stützte sich mit einem Arm bei Bulldog ab und stellte seinen rechten Fuß auf den Tisch. Bulldog reagierte sofort und half ihm beim Hochhieven.
Heero stöhnte noch einmal laut – damit das Publikum vor der Tür nicht gelangweilt wurde. Außerdem überdeckte er damit die leichten Geräusche die die Platte beim öffnen verursachte. Nach wenigen Sekunden war der Weg für Heero frei. Jetzt konnte es wirklich losgehen.
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Quatre saß in der riesigen Menschenmenge und beobachtete das wahnsinnige Treiben. Er konnte echt nicht fassen, wie viel Zuschauer von diesem Boxkampf angelockt wurden.
Er selbst machte sich aus diesem Sport überhaupt gar nichts. Besonders nicht aus Schwergewichtsboxen. Die Athleten waren für seinen Geschmack viel zu aufgepumpt um ästhetisch zu sein und zwei Männern dabei zuzusehen wie sie sich gegenseitig zu Brei schlugen war auch nicht sein bevorzugtes Hobby.
Aber dieser Weltmeisterschaftskampf war DIE gesellschaftliche Attraktion des Jahres. Jeder der etwas war in Las Vegas – oder sich zumindest dafür hielt – war anwesend. Es wäre sicher jemandem aufgefallen wenn Quatre Raberba Winner fern bleiben würde. Und wenn man bedachte was sie heute noch so alles vorhatten konnte Quatre es sich nicht leisten auf so eine Art und Weise aufzufallen.
Außerdem hatte seine Anwesenheit noch einen anderen Vorteil. Nicht nur, dass er gesehen wurde, nein er konnte auch wunderbar beobachten. Er saß genau einen Stuhl und eine Reihe hinter Treize Khushrenada. Ihm würde nichts entgehen was sein Opfer heute tat.
Quatre lächelte leicht vor sich hin. Er freute sich mit jeder Faser seines Körpers darauf, es Treize heimzuzahlen. Der Mann hatte seinen Vater mit unsauberen Geschäften ruiniert. Und dabei hatte sein Vater Las Vegas praktisch mitbegründet. Ohne ihn wären die Casinos niemals so erfolgreich geworden. Und er hatte es sicher nicht verdient von so einem Emporkömmling in die Ecke gedrängt zu werden.
Wenn es denn wenigstens ein fairer Kampf gewesen wäre – Quatres Vater war schon immer ein Sportsmann gewesen – dann hätte er es sicher akzeptieren können zu verlieren. Er hätte es immer noch nicht gemocht, aber er hätte es akzeptiert. Aber so wie Khushrenada sein Imperium zerstört hatte ging es Quatres Vater viel zu nah. Es hatte ihm praktisch das Herz gebrochen.
Und in Quatre den unbändigen Wunsch auf Rache genährt. Oh sicher, es ging ihm nicht schlecht. Sein Vater war nie ein Dummkopf gewesen und so hatte er immer auf eine strikte Trennung des Familienvermögens und des Geschäftsvermögens geachtet. Selbst in den schlimmsten Zeiten hatte er das Familienvermögen nicht angetastet. Es hätte sicherlich den Untergang auch nur um ein paar Monate verzögert. Und so hatte er zumindest dafür gesorgt dass seine Familie immer noch unsagbar reich war.
Unsagbar reich aber ohne Macht. Quatre hatte nach dem Tod seines Vaters monatelang überlegt wie er es seinem Feind am besten heimzahlen konnte. Aber ihm war nichts geschicktes eingefallen. Doch dann waren Heero und Duo bei ihm vorbeigekommen. Mit diesem absolut wahnsinnigen Plan. Quatre lächelte wieder bei diesem Gedanken. Es hatte überhaupt keine Frage gegeben, dass er sich bei dieser Sache beteiligen würde.
Und zum Glück hatten Heero und Duo auch gar nichts dagegen gehabt ihn nicht nur als Geldgeber zu benutzen, sondern ihn auch aktiv mitmachen zu lassen. Und die letzen Wochen waren ein einziger Spaß gewesen. Es war fast wie eine Droge nach der man süchtig werden konnte. Kein Wunder dass seine zwei besten Freunde auch nicht davon lassen konnten.
Und noch etwas hatte dieser Coup gebracht. Quatre hatte Trowa kennen gelernt. Schon beim ersten Blick auf diesen schweigsamen und schüchternen Technikfreak hatte Quatres Herz schneller geschlagen. Und es schien Trowa ähnlich zu gehen. Zwar hatten sie in den letzten Wochen nicht viel Zeit gehabt diese Gefühle zu erforschen, aber gestern hatte Quatre den anderen gebeten nach dem Coup noch ein paar Wochen bei ihm zu bleiben. Trowa hatte noch nicht zugesagt, hatte sich noch bis zum Ende des Coups Bedenkzeit ausgebeten, aber Quatre war sich sicher, dass der andere zustimmen würde. Er hoffte es, denn nur so würden sie die Zeit haben diese Gefühle tiefer zu ergründen.
Quatre konnte gar nicht sagen, was er mit größerer Spannung erwartete. Das Gelingen ihres Coups, oder Trowas Antwort.
Plötzlich brach unbändiger Jubel aus. Quatre reckte seinen Hals und konnte sehen wie die zwei Box-Kontrahenten in den Saal traten. Was für ein Schauspiel. Über den einen – wahrscheinlich dem amtierenden Weltmeister – wurde von einem Helfer ein riesiger Gürtel gehalten. Quatre schüttelte bei diesem lächerlichen Schauspiel den Kopf.
Er konnte auch sehen, wie sich Treize zu seiner Begleitung beugte und ihr etwas ins Ohr flüsterte. Wie auf Kommando errötete die Frau. Quatre knurrte innerlich. Es hätte ihm gar nichts ausgemacht, diese Schnepfe nie wieder zu sehen. Aber manche Dinge konnte man einfach nicht ändern. Zumindest sah es so aus.
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Zechs ging ruhig und bestimmt den Gang entlang. Dabei hatte er einen vollkommen erhabenen Gesichtsausdruck aufgelegt. Er wusste, selbst wenn ihm jemand auf seinem Weg begegnen sollte, würde der über seine Anwesenheit nicht einmal nachdenken, solange er nur so wirkte als würde er auch wirklich hierher gehören.
Der Gang zog sich beinah endlos in die Länge. Zechs hatte schon drei Kreuzungen passiert. Das Casino war nicht nur in den öffentlichen Räumen wie ein Labyrinth angelegt sondern auch hier. Und jeder Flur glänzte in einem vollkommen neutral-langweiligen Beige. Duo und Heero hatten schon recht, wie konnte man einen Flur nur so anstreichen? Der Innenarchitekt gehörte ausgepeitscht.
„Du bist gleich da Zechs," flüsterte in dem Moment Trowa direkt in sein Ohr. Zechs nickte unmerklich. Er hatte es auch schon gesehen. Gleich da vorne war der Aufzug den er erreichen musste.
Dann stand er davor und drückte auf einen grüne Taste. Als sich der Aufzug mit einem freundlichen 'Pling' öffnete flüsterte Trowa, „Videoeinspielung ab jetzt."
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Im Kontrollraum war völlige Panik ausgebrochen. Das „Ruft einen Arzt" vom Casinomanager hallte noch durch den Raum, als die Angestellten sich auch schon überschlugen. Das fehlte allen noch, wenn einem der VIP Gäste hier im Herzen des Casinos etwas zustoßen würde.
Der Casinomanager kniete am Boden und beugte sich über den Gast. „Mr. Zerga?" rief er fragend. Der alte Mann war vollkommen rot im Gesicht, Schweißperlen liefen an seiner Haut herunter, er zitterte und schien keine Luft zu bekommen.
Mr. Walsh fluchte leise. Das fehlte ihm wirklich noch, dass der neueste 'Geschäftsfreund' von Mr. Khushrenada unter seiner Obhut starb. Der Casinomanager kannte sich nicht besonders gut mit Erster Hilfe aus, aber bei dem Alter des Mannes befürchtete er es mit einem Herzanfall zu tun zu haben.
Einer der Wachmänner war an seine Seite gesprungen. In Windeseile hatte er sich das Jackett ausgezogen und es zusammen gefaltet. „Sir, legen Sie das unter seinen Kopf. Wir sollten ihn in die stabile Seitenlage bringen."
Mr. Walsh nickte zustimmend. „Fühlen Sie seinen Puls," wies er seinen Angestellten noch an. Dann warf er einen raschen Blick über seine Schulter. „Wurde der Notfall schon gemeldet?"
Doch gerade als er diesen Satz zu Ende gesprochen hatte, hörte er wie ein anderer Wachmann in sein Headset sprach. „Wir brauchen sofort einen Arzt in der Überwachungszentrale. Hier ist ein Mann ohnmächtig zusammengebrochen."
Das beruhigte den Casinomanager. Er wusste, dass innerhalb kürzester Zeit Hilfe erscheinen würde. Jetzt musste Mr. Zerga nur noch so lange durchhalten.
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Die Fahrstuhltüren schlossen sich hinter Zechs. Schnell drückte er die Stopp-Taste damit der Fahrstuhl sich gar nicht erst in Bewegung setzen konnte. Der interne Sicherheitsalarm der eigentlich dadurch ausgelöst worden wäre, war durch eine von Trowas Spielereien unterdrückt worden. Kein Servicetechniker würde besorgt nachfragen wieso denn das Not-Aus betätigt wurde.
Schnell setzte Zechs seinen Aktenkoffer ab. Dann drehte er sich zur Rückwand des Fahrstuhls. Er griff nach links oben und klappte das Gitter das die Beleuchtung schützte herunter. Gleich würde er in den Fahrstuhlschacht klettern der hinunter in den Tresorraum führte. Ein Kinderspiel. Zumindest hatte Duo ihm das versichert.
Zechs blickte wieder nach oben. Jetzt musste er nur noch die Halteplatte mit den Leuchtstoffröhren nach oben wegklappen. Aber das war etwas außerhalb seiner Reichweite – und dass obwohl er so groß war. Doch das konnte Zechs nicht aufhalten. Er umklammerte eine Haltestange die vom Boden bis zur Decke des Fahrstuhls führte. Mit Schwung zog er sich nach oben und stieß dann mit seiner freien Hand die Platte weg. Jetzt war der Weg frei.
Zechs ließ die Haltestange los und sprang auf den Boden zurück. Rasch beugte er sich nach unten um den wichtigen Aktentenkoffer zu holen. Er hob ihn hoch, über seinen Kopf und wollte ihn zuerst durch das Loch in der Decke schieben.
Als Zechs seinen Blick dem Koffer folgen ließ, bekam er den Schreck seines Lebens. „Ach du Scheiße!" rief Zechs. Mit einem lauten Plumps landete er mit seinem Hintern auf den Boden des Fahrstuhls. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er ungläubig nach oben und versuchte zu begreifen, wieso ihm dort Heeros Gesicht entgegen blickte.
Heero verzog kaum eine Miene. Aber seine Augen glitzerten gefährlich. Er musste direkt auf dem Dach liegen, denn er hatte fast seinen gesamten Oberkörper über das Loch gebeugt. „Dachtest du allen Ernstes, ich würde nur Däumchen drehen?" fragte Heero in dem Moment nonchalant.
Zechs wurde etwas ärgerlich. „Hast du mir nicht vertraut?" fragte er aufgebracht. Er wusste natürlich, dass er in der Gruppe den Ruf des Greenhorns hatte. Und es stimmte, er hatte noch nie bei einem großen Coup mitgemacht. Aber das hieß doch noch lange nicht, dass er seine Aufgaben nicht erledigen konnte. Außerdem war er sowieso ein besserer Taschendieb als Heero. Davon war er überzeugt.
„Jetzt vertrau ich dir," erklärte Heero mit trockener Stimme. Dann streckte er seinen Arm nach unten in die Fahrstuhlkabine und schnalzte mit den Fingern.
Zechs seufzte. Die Sache gefiel ihm zwar nicht, aber ändern konnte er in diesem Moment sowieso nichts mehr. So schnell es ging rappelte er sich auf und reichte den Koffer in Heeros wartende Hand.
Heero nahm den Koffer und hievte ihn auf das Dach. Dann drehte er sich zurück und langte wieder nach unten. „Komm schon," befahl er.
Zechs ergriff die ausgestreckte Hand und ließ sich von dem anderen ebenfalls nach oben ziehen.
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Der zweite Boxer war jetzt ebenfalls in die Arena stolziert. Das Publikum war seit Minuten nur noch am Jubeln und Klatschen. Quatre fand das Schauspiel immer abwegiger.
Selbst Treize Khushrenada war aufgestanden und applaudierte den Kämpfern. Als ob er irgendjemandem wirklich so einen Respekt zollen würde. Quatre schüttelte den Kopf.
Die zwei Kontrahenten hatten sich inzwischen im Ring aufgestellt. Sie hüpften auf und ab und ließen sich von dem Schiedsrichter noch einmal über die Regeln belehren. Vielleicht musste das bei jedem Kampf wiederholt werden, weil sich Boxer die Gehirne und ihr Erinnerungsvermögen zu Brei schlugen, überlegte sich Quatre gehässig.
Er wusste dass er die ganze Sache viel zu streng betrachtete. Wahrscheinlich lag es daran, dass er in diesem Moment viel lieber woanders wäre. Er fieberte einer viel spannenderen Sache entgegen. Dagegen verblasste der Zirkus der hier veranstaltet wurde aber gewaltig.
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Forsch, aber nicht übereilt, schritt Duo durch die große Eingangshalle des Casinos direkt auf den Eingang der in die nichtöffentlichen Bereiche führte zu. Dabei schlenderte die dickbäuchige braune Tasche die er in der rechten Hand hielt hin und her.
Mit der linken Hand rückte er noch einmal die große Hornbrille die er trug zurecht, dann trat er die letzten Schritte auf den Wachmann zu. Mit einem vollkommen professionellen Gesichtsausdruck sprach er den Mann an:
„Hier braucht jemand einen Arzt?"
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Heero und Zechs hatten sich inzwischen am Fahrstuhl vorbei an dessen Unterseite durchgeschlagen. Es waren zwar nur ein paar Meter, aber mit all den Kabeln und Rohren die ihnen im Weg waren, hatten sie doch ca. 5 Minuten gebraucht.
Sich mit Armen und Beinen an irgendwelche Metallstangen klammernd die an den Wänden des Schachtes angebracht waren hielten sie einen Moment inne. Bevor sie hier runtergeklettert waren hatte Heero die Aktentasche oben auf dem Dach des Fahrstuhls geöffnet. Mit einer raschen Handbewegung hatte er das Oberteil entfernt, dass zur Tarnung mit diversen Papieren und Stiften gefüllt war – Utensilien die ein Mitarbeiter der Glücksspielkommission halt benötigte.
Darunter befand sich das wirklich wichtige. Magnethaken und Seilwinden. Zechs war beim Anblick ihrer Ausrüstung eines sofort bewusst geworden. Es schien von langer Hand geplant gewesen zu sein, dass er hier nicht allein arbeitete. Denn es waren zwei Ausrüstungen vorhanden.
Zechs hatte den anderen sehr erstaunt angesehen. Wie kam diese zweite Ausrüstung in den Koffer? Bevor es den großen Streit gab, hatte die Planung vorgesehen dass Heero den Part des Kommissionsangestellten übernahm. Er hätte allein daran gearbeitet in den Tresorraum zu gelangen, und Zechs hätte mit den anderen in ihrem Hauptquartier auf den nächsten Einsatz gewartet. Es gab keinen Grund für zwei Ausrüstungen. Außerdem, hatte nicht Duo den Koffer präpariert?
Aber ein Blick auf Heero, der sich schon seines Anzugs entledigt hatte und damit beschäftigt gewesen war die Ausrüstung an seinem schwarzen Kletteranzug anzubringen brachte Zechs dazu diese Frage erst einmal zurück zu halten. Er sollte sich besser beeilen.
Schnell nestelte mit fahrigen Fingern an seinem Kletteranzug – sie hatten ihre Ausrüstung kostengünstig direkt vom Hersteller bekommen der normalerweise die Polizei belieferte – und befestigte alle Utensilien an seinem Körper.
Doch seine Neugierde kehrte zurück. „Wie bist du hierher gekommen?" fragte er.
Heero machte dieses typische Halblächeln und sagte ruhig, „Indem wir einem Freund eine Million von der Beute abtreten."
„Und was ist mit Duo? Und eurem Streit? Und… und… und... Was sollte das bedeuten?"
Jetzt grinste Heero breit und Zechs meinte sogar ein Lachen zu hören. „Moment mal, war das alles nur ein Fake? Wieso habt ihr das gemacht?" fragte er aufgebracht.
Heero wurde kurz ernst. „Uns wurde klar dass Treize mich wahrscheinlich erkennen würde. Wegen Relena. Deshalb die Planänderung."
„Das erklärt aber noch nicht den Streit," begehrte Zechs auf.
„Nun," sagte Heero gedehnt. „Wir wollten testen wie du dich unter Stress anstellst."
„Wieso tut ihr mir das an?" stöhnte Zechs auf. Er hatte sich richtig Sorgen wegen des Streits gemacht. „Wieso weiht ihr mich nicht ein?"
„Ist doch sonst langweilig," erklärte Heero. Dann zog er sich die Lederhandschuhe über. „Dann mal los."
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Howard lag auf dem Rücken. Sein Kopf war etwas nach hinten gebeugt, der Mund offen. Duo kniete über ihm und machte eine 'Herzmassage'. „Los komm schon, atme!" befahl Duo während er so auf den Brustkorb drücke, dass es nach viel aussah, dem armen Howard aber trotzdem nicht die Rippen brach. Sie hatten diesen speziellen Part ihres Planes wieder und wieder getestet. Schließlich musste alles so echt wie möglich aussehen. Sie hatten immerhin ein großes und gebanntes Publikum. Die Wachmänner und der Casinomanager standen ganz dicht bei ihnen.
„Komm schon! Atme! Atme, verdammt!" schrie Duo aufgebracht. Dann beugte er sich noch einmal vor und versuchte es mit Mund zu Mund Beatmung. Langsam wurde dieses Schauspiel ziemlich anstrengend, der Schweiß lief ihm schon von der Stirn.
Im Hintergrund bekam er mit, wie zwei weibliche Sanitäter eine Bahre zum Eingang des Überwachungsraums schoben. Endlich, jetzt konnte er das Schauspiel beenden. Er setzte sich seufzend auf und wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn. Dann blickte er nach unten auf Howard und sagte mit Bedauern in der Stimme, „Tut mir leid! Wir waren zu spät." Er nickte Noin zu, das Signal, dass sie Howard auf die Bahre legen sollten.
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Mit Ehrfurcht blickte Zechs in den Schacht der zum Tresorraum führte. Überall konnte er Laserstrahlen sehen, die sofort für Alarm sorgten, falls sie unterbrochen wurden.
Er holte tief Luft, dann beugte er sich so weit es ging in den Schacht und brachte seinen Magnethacken an der Unterseite des Aufzugs an. Er konnte sehen, dass Heero es auf der anderen Seite des Schachtes genauso machte. Sie arbeiteten fast parallel.
Der Hacken war gesichert und Zechs zog die Halteleine von dort zu seinem Klettergurt. Unsicher schaute er zu Heero herüber. „Das wird doch halten, oder?" vergewisserte er sich.
„Mal sehen," sagte Heero. Im nächsten Moment hatte er sich auch schon über die Tiefe gehangelt und ließ den Stahlträger los. Er hing jetzt nur noch an dem so unendlich dünn aussehenden Seil über der fast bodenlosen Tiefe. „Hah!" sagte er, und das Geräusch hallte den ganzen Schacht herunter.
Zechs zögerte noch für eine Zehntelsekunde, dann tat er es dem anderen nach. Er wusste dass das Seil ihn halten würde, trotzdem schloss er für einen Moment die Augen.
Heero fasste sich an sein Ohr und sagte dann, „Trowa, es kann losgehen!"
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Hilde und Noin schoben die Bahre auf der Howard unter einer Decke lag mit schnellem Schritt durch die Casinohalle. Duo der dicht hinter ihnen ging, sprach leise in sein Mikrophon, „Trowa, es kann losgehen!"
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Trowa saß in der Zentrale und beobachtete alle Geschehnisse auf den Monitoren. So etwas spannendes hatte er noch nie erlebt. Beide Teams hatten gemeldet dass sie soweit waren, jetzt wurde es Zeit für das Ablenkungsmanöver.
„Dorothy, es kann losgehen," sagte er in das Mikrophon.
„Noch eine Minute, Chef," meldete die Frau zurück.
Trowa konnte nicht fassen, dass die Blondine so ruhig bleiben konnte. „Wir haben keine Minute mehr. Wufei erstickt!" erklärte er.
„Dann wär's besser mich nicht vollzuschwallen, oder?"
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Doro schüttelte den Kopf. Verdammt, sie hatte hier Präzisionsarbeit zu leisten, da konnte sie keine aufgeregte Mutterhenne gebrauchen.
So, alles war richtig eingestellt. Sie hatte den Transporter mit dem Pinch zu einem Panoramaparkplatz gefahren, von dem aus man den besten Blick auf die Lichtermetropole hatte. Doro grinste gehässig. Wie es Las Vegas wohl gefallen würde, gleich ohne Strom dazustehen?
Sie schaltete den Pinch ein und stellte sich in Position. Und dann, als der Pinch genügend vorgeglüht war, betätigte sie den Schalter. Das Gerät summte und brummte und glühte immer mehr und mit einem lauten Knall flogen plötzlich die Funken und das Dach des Transporters wurde weggeschleudert. Und ein paar Sekunden später, gingen in der Stadt der Tausend Lichter alle Lichter aus.
