Titel: Heero's Eleven
Autoren: ZaLa (Zanna & Laren)
Disclaimer: siehe Prolog
Kommentar: Als Belohnung dafür daß die Kommis diesmal so schnell und so viel kamen gibts das nächste - und letzte - Kapitel jetzt schon. Und natürlich weil wir beide herzensgut sind und einfach nicht länger mit ansehen können, wie einige von euch nägelkauend und fingerauftischtrommelnd rumsitzen ('zwinker' at Sianna). Jetzt fehlt nur noch der Epilog, und dann sind wir fertig.
Kapitel 26
Heero sah zu wie die beiden Polizeibeamten, die Khushrenadas Männer gerufen hatten seine Arme nach vorne zogen und ihm Handschellen anlegten und seufzte leicht. Er hatte zwar gehofft dass es nicht dazu kommen würde, aber er hatte diese Möglichkeit leider auch nicht ausschließen können. Von Anfang an hatte er gewusst, dass die Möglichkeit bestand dass er wieder ins Gefängnis zurück müsste wenn er seinen Plan wirklich bis ins letzte Detail durchzog.
Doch das war es ihm wert gewesen.
Ein leichtes Lächeln legte sich auf Heeros Gesicht. Als er vor vier Wochen entlassen worden war hatte er zwar gehofft dass alles so ausgehen würde, aber befürchtet, dass er enttäuscht werden würde. Immerhin, damals hatten seine Chancen mehr als düster ausgesehen.
Als die beiden Polizisten ihn den Weg am Casino entlang zum wartenden Polizeiauto führten, konnte Heero nicht anders als zu denken, dass es das alles wert war. Selbst sein nun leider etwas verlängerter Gefängnisaufenthalt war es wert dass er hinterher mit dem Menschen zusammen sein konnte, den er liebte.
„Warten Sie!" riss eine weibliche, nur allzu bekannte Stimme Heero plötzlich aus seinen Gedanken. „Warten Sie! Warten Sie, das ist mein Freund!"
Die beiden Polizisten blieben stehen und drehten sich mit Heero zusammen um. Genau wie Heero vermutet hatte rannte Relena so gut es ihre Stöckelschuhe zuließen auf ihn zu, noch immer in ihr pinkes Abendkleid und den goldenen Mantel gekleidet.
„Eine Sekunde," sagte Relena an die beiden Polizisten gerichtet, dann sah sie Heero direkt an. „Heero," hauchte sie und ihre Augen schimmerten feucht.
Heero blickte Relena direkt ins Gesicht, doch noch bevor er den Mund öffnen und etwas sagen konnte erhaschte er aus den Augenwinkeln eine verschwommene Gestalt und im nächsten Moment prallte besagte Gestalt auch schon auf ihn. Lange, schlanke Arme schlangen sich um seine Taille, Lippen pressten sich auf seinen Mund und küssten Heero dass ihm Hören und Sehen verging.
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FLASHBACK
„Sag mir dass es hier nicht um sie geht!" zischte Duo. „Oder ich bin raus, ich bin sofort aus diesem Job raus!"
„Um wen?" fragte Heero.
„Relena. Treize Khushrenada," war Duos Antwort. „Du willst doch nicht den aufs Kreuz legen, der deine Freundin aufs Kreuz legt?"
„Ex-Freundin," korrigierte Heero.
„Also was ist?" Obwohl ihm doch ein winzig kleiner Stein vom Herzen fiel als Heero darauf bestand Relena seine Ex-Freundin zu nennen, so war Duo dennoch immer noch wütend. Er war wütend seit Zechs ihm Khushrenadas Freundin gezeigt und er daraufhin Relena die große Treppe im Casino hinunter schreiten gesehen hatte. Mit großen Schritten stapfte er auf eines der Schlafzimmer der Suite zu. Dies hier war eine Sache zwischen ihm und Heero, sie brauchten nun wirklich keine Zuschauer.
„Es geht nicht um sie," antwortete Heero ruhig, und als Duo sich umdrehte konnte er sehen dass der andere ihm durch die Tür ins Schlafzimmer gefolgt hatte. Den Blick nicht von Duo nehmend griff Heero nach der Tür, schob sie langsam zu und verwehrte den neugierigen Augen von Zechs, Trowa und Wufei den Einblick. „Es geht nicht ausschließlich um sie."
Duo spürte wie sich ein Messer in seine Brust bohrt. Das konnte nicht wahr sein. Das konnte einfach nicht wahr sein. Noch einmal würde er es nicht aushalten können, mit anzusehen wie Heero in den Fängen dieser Harpyie endete. Das würde er nicht überleben.
Heero stand noch immer an der Tür und sah Duo ruhig an. Duo biss die Zähne zusammen und ballte die Fäuste. Er würde jetzt nicht ausrasten. Er würde sich nicht auf Heero stürzen. Er würde nicht ausflippen. Und vor allem, er würde nicht heulen, obwohl es das war was er jetzt am liebsten tun würde.
„Warum hast du mir nie geschrieben?" fragte Heero abrupt und völlig aus dem Zusammenhang gerissen und traf Duo damit total überraschend.
„Was?"
„Warum hast du mir nie geschrieben?" wiederholte Heero seine Frage ruhig. „Als ich im Gefängnis war."
„Ich hab dir geschrieben," verteidigte Duo sich.
„Nein. Du hast mir lustige kleine Postkarten und Päckchen geschickt," erwiderte Heero. „Aber du hast mir nie geschrieben. Und du hast mir nie eine Rücksendeadresse gegeben, so dass ich dir auch niemals schreiben konnte. Warum?"
„Nun… es ging nicht!"
„Das glaube ich dir nicht," antwortete Heero und ging ein paar Schritte auf Duo zu. „Sag mir die Wahrheit. Warum, Duo?"
„Ich… ich…" stammelte Duo total in die Defensive gedrängt und machte unbewusst ein paar Schritte rückwärts, von Heero weg. Heero blieb daraufhin sofort stehen und näherte sich Duo nicht weiter. „Howard hat gesagt dass es gefährlich ist," verteidigte Duo sich erneut. „Dass die Polizei eventuell auch nach mir Ausschau hält…"
„Duo," unterbrach Heero ihn und sah ihn nur weiter ruhig an.
„Ich hatte Angst, in Ordnung?" rief Duo und warf die Arme in die Luft. „Ich dachte… nachdem wir uns so gestritten hatten… ich hab befürchtet dass du sauer auf mich bist! Und ich hatte Angst, dass wenn ich dir eine Adresse gebe, du mir schreibst dass wir keine Freunde mehr sind und ich mich nie wieder bei dir melden soll! Und das wollte ich eben vermeiden!"
„Duo," sagte Heero und machte nun doch einen kleinen Schritt auf ihn zu. „Wieso sollte ich sauer auf dich sein?"
„Weil…" Duo biss sich auf die Unterlippe und sah zur Seite. „Weil es meine Schuld ist dass sie dich geschnappt haben," sagte er schließlich leise. „Wenn wir wie immer zusammengearbeitet hätten, wenn ich dir mit dem Plan geholfen hätte statt beleidigt nach Europa abzuhauen…"
„Nein," Heero schüttelte den Kopf und packte Duo an den Schultern um ihn dazu zu bringen Heero anzusehen. „Duo, das war nicht deine Schuld. Du hattest Recht, die ganze Zeit! Ich hätte auf dich hören sollen. Wenn du mitgemacht hättest, hätten sie nur uns beide geschnappt. Es war nicht deine Schuld, und das habe ich niemals geglaubt, Duo!"
Duo blickte Heero direkt in die Augen. „Du bist mir nicht böse?" flüsterte er.
Heero schüttelte den Kopf. „Nein. Ich… ich hab dich vermisst," antwortete er leise. „Da war soviel was ich…" Heero ließ Duos Schultern wieder los und trat ein paar Schritte zurück. Er sah Duo ein paar Augenblicke an, dann sagte er, „Ich hab dir geschrieben, weißt du?"
Duo blinzelte verwirrt. „Das hast du?"
Heero nickte, dann wandte er sich ab und ging hinüber zum Bett. Überrascht stellte Duo fest, dass sie beide vorhin irgendwie in Heeros Schlafzimmer gelandet waren. Heero kniete gerade neben dem Bett und zog eine Tasche darunter hervor. Er wühlte einen Moment darin herum, dann zog er etwas heraus.
„Natürlich konnte ich dir die Briefe nie schicken," sagte Heero während er wieder aufstand und zu Duo zurückkam. „Aber ich will… ich möchte dass du sie trotzdem liest," sagte er und streckte seine rechte Hand aus.
Duo senkte seinen Blick und erkannte, dass Heero einen dicken Stapel Briefe in der Hand hielt und sie ihm hinhielt. „Jetzt?" fragte er und hob seinen Blick um Heero wieder anzusehen.
Heero nickte. „Bitte."
Duo streckte seine Hand aus und nahm Heero den Stapel aus der Hand. Ein kurzes Überfliegen der Briefe zeigte ihm, dass die Daten der ersten Briefe sehr eng beieinander lagen, so ein bis zwei Stück pro Woche, der Zeitraum zwischen den einzelnen Briefen gegen Ende hin jedoch immer länger wurde. Duo schätzte, dass er mindestens 100 Briefe in seiner Hand hielt.
Erneut hob er den Blick um Heero ungläubig anzusehen, doch der andere hatte sich inzwischen abgewandt und war zum Fenster gegangen, wo er jetzt mit dem Rücken zu Duo stand und hinaus starrte. Duo ging hinüber zum Bett, setzte sich, zog den ersten der Briefe aus dem Stapel und begann zu lesen.
Nr. 1
Duo,
ich weiß gar nicht wie ich anfangen soll. Ich schätze, inzwischen ist es wohl mehr als klar dass du mit der Einschätzung des Plans vollkommen Recht hattest. Es konnte nicht klappen, und es hat nicht geklappt. Und jetzt sitze ich hier, im Gefängnis. Eigentlich will ich nur sagen, wie Leid mir das alles tut. Ich hoffe, du bist mir nicht mehr allzu böse und kannst mir verzeihen.
Heero
Nr. 7
Duo,
Gott, du glaubst gar nicht wie sehr ich mir wünschte du wärst jetzt hier. Also nicht dass ich mir wünsche, du wärst auch im Gefängnis. Aber ich vermisse es wirklich jemanden zu haben, mit dem ich reden kann. Jemand der mich versteht. Ich hoffe nur dass du mir bald schreibst damit ich deine Adresse bekomme. So können wir wenigstens halbwegs miteinander kommunizieren.
Heero
Nr. 19
Hey Duo,
vielen Dank für deine Postkarte aus Rom. Ich bin wirklich froh dass du dich endlich bei mir gemeldet hast. Ich bin jetzt schon über drei Monate im Gefängnis, und so langsam hab ich angefangen mir Sorgen zu machen weil du dich so lange nicht bei mir gemeldet hast. Ich wusste gar nicht dass du jetzt in Europa bist. Wie ist es da so? Mit all den Museen und Kunstgalerien muss das doch fast wie im Paradies sein, oder?
Heero
PS: Du hast ganz vergessen mir eine Rücksendeadresse auf die Postkarte zu schreiben. Naja, warte ich einfach bis zur nächsten und schick dann all die Briefe die ich in den letzten Wochen geschrieben habe auf einmal.
Nr. 30
Duo,
danke für das Päckchen. Die italienischen Kekse waren der Renner hier – ich hab kaum welche abbekommen. Ich war erstaunt dass du dich überhaupt von ihnen trennen konntest – ich weiß schließlich wie sehr du alles Süße liebst. Und sie waren sogar noch erstaunlich frisch – wie lange war das Päckchen wohl unterwegs? Bist du immer noch in Rom? Oder hast du vor durch ganz Europa zu reisen? Melde dich bitte bald wieder bei mir – lass diesmal nicht ganz soviel Zeit verstreichen, ok?
Heero
PS: Du hast mir schon wieder keine Rücksendeadresse gegeben. Ich hoffe mal dass es ein Versehen war oder du im Moment keine feste Adresse hast, weil du herumreist.
Nr. 56
Hallo Duo,
ich habe heute deine insgesamt fünfte Postkarte bekommen. Und inzwischen habe ich die Hoffnung aufgegeben, dass ich irgendwann eine Adresse bekomme unter der ich dich erreichen kann. Du schreibst mir auch nie wie es dir geht oder was du machst. Bedeutet es dass ich es durch meine Dummheit und den Streit tatsächlich geschafft habe, meinen besten Freund zu verlieren? Aber warum schickst du mir dann trotzdem immer noch Postkarten und Päckchen? Ich verstehe es nicht, Duo. Bitte rede mit mir. So wie wir immer miteinander geredet haben. Ich vermisse dich wirklich, weißt du?
Heero
Nr. 72
Duo,
ich weiß es ist schon ziemlich lange her dass ich dir geschrieben habe, aber ich war ein bisschen depressiv in den letzten Wochen und war einfach nicht in der Stimmung. Aber auch wenn ich weiß dass ich diese Briefe hier wahrscheinlich niemals abschicken werde und du sie niemals lesen wirst, so habe ich dennoch beschlossen, dir weiterhin zu schreiben. Es ist fast so als würde ich tatsächlich mit dir reden, wenn ich den Stift in die Hand nehme. Ich bin jetzt schon einundhalb Jahre im Gefängnis. Mein Anwalt hat gesagt, wenn ich mich gut führe dann kann ich nach drei Jahren auf Bewährung raus. Also hab ich ungefähr die Hälfte hinter mir. Ich hoffe du kannst mir irgendwann verzeihen und mich vielleicht sogar besuchen. Ich vermisse dich. Wirklich.
Heero
Nr. 81
Duo,
gestern hat mich Howard besucht. Er hat mir erzählt dass du schon seit drei Monaten wieder in den USA bist. Aber trotzdem habe ich noch immer nichts von dir gehört, kein Besuch, kein Anruf, kein Brief. Noch nicht einmal eine Postkarte. Ich kann gar nicht beschreiben wie weh das tut. Habe ich dich wirklich so sehr verärgert? Habe ich dich wirklich so sehr gegen mich aufgebracht? Wenn ja dann tut es mir leid. Ich vermisse dich, Duo. Mit jedem Tag der vergeht vermisse ich dich mehr. Ich hätte niemals gedacht dass ich dich so sehr vermissen würde oder dass diese Entfremdung zwischen uns so wehtun könnte. Ich wünschte du wärst hier damit ich mit dir reden kann. Ich wünschte du wärst hier damit ich dir sagen kann wie sehr mir alles Leid tut. Ich wünschte du wärst hier damit ich dich nicht so sehr vermissen würde. Damit nicht jeder Atemzug so wehtun würde. Damit ich dich–
Nr. 85
Duo,
ich weiß gar nicht wie ich anfangen soll, und deshalb ist es vielleicht ganz gut dass du mir nach all der Zeit immer noch keine Rücksendeadresse gegeben hast. Denn wenn ich diesen Brief tatsächlich abschicken müsste, hätte ich wohl nicht den Mut dir das jetzt zu sagen.
Ich liebe dich.
Bisschen überraschend, nicht war? Glaub mir, für mich war es das auch. Aber nicht wie du vielleicht meinst. Was mich so sehr überrascht hat war die Tatsache, dass ich so lange gebraucht habe um es zu begreifen. Du warst schon immer der wichtigste Mensch in meinem Leben, nur war mir bis jetzt nicht bewusst wie wichtig. Vielleicht hat dieser Gefängnisaufenthalt tatsächlich etwas Gutes. Ich hatte Zeit um nachzudenken. Und zum ersten Mal ist mir aufgefallen, dass das einzige Thema worüber ich ständig nachdenke du bist. Ich höre oder sehe etwas Ungewöhnliches und denke sofort: ‚Das muss ich Duo erzählen.' Oder ich habe eine Idee und mein erster Gedanke ist: ‚Was würde Duo davon halten?' Und das war schon immer so, seit ich dich kenne. Du bist das erste woran ich denke, wenn ich aufwache. Und das letzte bevor ich einschlafe. Und selbst in meinen Träumen sehe ich ständig nur dich. Ich vermisse dich, Duo, ich vermisse dich so sehr.
Heero
Nr. 101
Mein liebster Duo,
ich weiß, diese Anrede ist vielleicht ein bisschen voreilig, immerhin weiß ich ja noch gar nicht ob du genauso für mich empfindest wie ich für dich, aber in meinen Gedanken bist du genau das. Mein Liebster. Meine Liebe. Mein Duo. Jetzt sieh dir das an. Ich klinge schon wie ein fünfzehnjähriges verliebtes Schulmädchen. Wahrscheinlich würdest dich halb tot lachen wenn du dass hier lesen könntest. Aber eigentlich schreibe ich gar nicht um hier mein Herz auszuschütten – das hab ich in den letzten Briefen weiß Gott oft genug getan – sondern um dir von meinem Plan zu erzählen. Es ist eine große Sache. Riesig. Aber ich denke, es ist machbar – wenn du diesmal an meiner Seite bist. Das erste was ich tun werde wenn ich hier rauskomme, ist nach dir zu suchen und dir meinen Plan zu erzählen. Ich hoffe sehr du wirst mich nicht abweisen.
Du hast es wahrscheinlich schon lang gemerkt – dieser ganze Plan dient hauptsächlich dazu mit dir wieder Kontakt aufzunehmen. Ich weiß einfach nicht wie ich es sonst tun soll – oder ob du überhaupt wieder Kontakt zu mir haben willst. Deine Postkarten kommen zwar immer noch in unregelmäßigen Abständen, aber sie sind so nichts sagend wie eh und je. Wenn ich mit diesem Plan zu dir komme, dann nähere ich mich auf bekanntem Terrain. Das ist etwas was wir schon so oft zusammen gemacht haben – so dass keine unangenehmen Gefühle aufkommen können.
Dein Heero
Nr. 121
Mein liebster Duo,
in drei Tagen komme ich endlich raus. Die Bewährungsanhörung ist hervorragend gelaufen. Ich kann dir gar nicht sagen wie aufgeregt ich bin. Bald werde ich dich wieder sehen. Ich hoffe so sehr, dass wir zumindest unsere alte Freundschaft wieder aufnehmen können. Und vielleicht… vielleicht sogar mehr als das. Das alles hängt von dir ab, Duo, ich werde nehmen was auch immer du bereit bist mir zu geben. Nur bitte, schließe mich nicht komplett aus deinem Leben aus wie in den letzten drei Jahren. Das könnte ich nicht ertragen. Ich vermisse dich noch immer, aber hoffentlich nicht mehr lang.
In Liebe,
Heero
Duo faltete den letzten Brief zusammen und starrte blicklos auf den Stapel Papier den er in Händen hielt. Heero hatte ihn vermisst. Heero liebte ihn. Heero hatte es ihm geschrieben, wieder und wieder. Mit jedem Brief den Duo gelesen hatte war es deutlicher und deutlicher geworden. Langsam hob Duo den Kopf und blickte Heero, der immer noch am Fenster stand, ungläubig an. „Heero?" sagte er mit zitternder Stimme.
Heero drehte sich zu ihm um. „Jetzt weißt du es also," sagte er mit einem nervösen kleinen Lächeln.
Duo kämpfte sich zitternd auf die Beine. „Ist… ist das wahr?" hauchte er. „Du… du liebst mich?"
Heero nickte. „Ja. Ich liebe dich." Er lächelte wieder nervös. „Und? Was… was sagst du dazu?"
Duo schüttelte den Kopf um ihn wieder klar zu kriegen. Das alles war so plötzlich über ihn hereingebrochen dass ihm die Situation ein völlig unrealistisches Gefühl gab. „Du meinst es wirklich ernst?" fragte er noch immer ungläubig. „Das ist kein Spiel, oder…"
„Nein!" Heero war mit zwei riesigen Schritten an Duo herangetreten und packte ihn an den Schultern. „Gott, nein! Ich würde niemals Scherze über so etwas machen! Ich würde niemals mit deinen Gefühlen spielen!"
Duo blickte völlig benommen in Heeros Augen, die ihn mit einem fast wütenden Blick fixierten.
„Die Frage ist jetzt – wie SIND deine Gefühle?" Heeros intensiver Blick lag besorgt auf Duos Gesicht.
Die Sorge und Unsicherheit die Duo in den unglaublich blauen Augen sehen konnte waren schließlich das was ihn überzeugte. Heero liebte ihn wirklich! Mit einem freudigen Jauchzer warf er sich auf Heero, schlang ihm die Arme um den Hals und küsste ihn stürmisch.
Heero, der zunächst ein wenig überrumpelt zu sein schien, blieb es nicht lange. Er schlang nun seinerseits die Arme um Duo und öffnete bereitwillig die Lippen, um Duos Zunge Einlass zu bieten. Als sie sich schließlich viele, erregende Minuten später wieder voneinander trennten waren beide atemlos.
„Ich schätze mal das heißt dass du nicht abgeneigt bist, oder?" fragte Heero und drückte Duo enger an sich.
„Ich liebe dich, Heero," flüsterte Duo und presste winzige Küsse überall auf Heeros Gesicht. „Ich liebe dich so sehr. Ich hatte solche Angst. Ich–"
Bevor Duo weiter sprechen konnte verschloss Heero ihm den Mund erneut mit einem Kuss. Den Rest der Nacht – was davon noch übrig war – verbrachten die beiden auf dieselbe Art und Weise. Sie lagen auf dem Bett, hielten sich in den Armen und redeten – immer wieder unterbrochen von Liebesbeteuerungen, streichelnden Händen und beruhigenden Küssen.
FLASHBACK ENDE
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Heero hob die gefesselten Hände und legte sie um Duos Gesicht, um den Langhaarigen so noch näher an sich zu ziehen. Duos Lippen waren einladend geöffnet, und seine Zunge lockte Heeros in ihr Reich. Heero ließ sich nicht lange bitten und ergriff Besitz von Duos oh so köstlichem Mund.
„HEEEEEEEEEEEEROOOOOOOOOO!" durchdrang eine kreischige Stimme irgendwann Heeros Benommenheit. Mit einem kleinen Seufzer löste er seine Lippen von Duos Mund, ließ seine Hände jedoch wo sie waren. Auch Duo öffnete zwar langsam die Augen, ließ Heero jedoch nicht los. Als Heero den verschleierten Blick in Duos violetten Augen bemerkte konnte er sich nicht zurückhalten und presste noch einen schnellen, kurzen Kuss auf die vollen, vom küssen geschwollenen Lippen.
„Heero, ich verlange eine Erklärung!" kreischte Relena. „Was soll das?"
Heero drehte den Kopf und blickte seine Ex-Freundin kalt an. „Wonach sieht es denn aus? Ich habe Duo geküsst."
„Aber… Aber…" stammelte Relena. „Aber du willst doch wieder mit mir zusammen sein!"
„Wann bitteschön hab ich das gesagt?" Heeros Stimme stand seinem Blick in Kälte in nichts nach.
„Du hast gesagt du willst mit der Person zusammen sein, die du liebst!" Relena wedelte aufgeregt mit ihrer Handtasche.
„Und wie kommst du darauf dass du diese Person bist?" fragte Heero.
„Aber… Aber… Was ist mit Treize?" rief Relena. „Du hast doch all das hier nur abgezogen um mich von Treize zurück zu gewinnen! Damit ich ihn verlasse und zu dir zurückgehe!"
Heero lächelte kühl. „Relena, du warst schon immer viel zu sehr von dir selbst eingenommen. Aber in einem Punkt hast du Recht – ein Grund warum ich hierher gekommen bin ist der, dass ich wollte dass du Khushrenada verlässt. Du bist ziemlich vorhersehbar, Relena. Ich wusste genau, wenn ich dir nur einen Anreiz gebe der groß genug ist, dann verlässt du ihn. Und wie ich dich kenne hast du auch sämtliche Brücken hinter dir abgebrochen, hab ich Recht?" Als Relena bei diesen Worten rot anlief lächelte Heero spöttisch. „Ich wusste genau was ich tue. Betrachte es als meine Rache."
Relena schnappte nach Luft. Zum ersten Mal seit Heero sie kannte schienen ihr die Worte zu fehlen. Heero warf ihr einen letzten Blick zu, dann wandte er sich von ihr ab.
„Heero," flüsterte Duo als Heero ihn wieder direkt anblickte.
Heero lächelte ihn beruhigend an. „Es ist alles ok, Duo."
„Aber…" begann Duo, doch Heero küsste ihn erneut kurz.
„Das war's. Fahren wir," sagte einer der beiden Polizisten.
Duo blinzelte, so als müsste er Tränen unterdrücken. Dann schluckte er und sagte, „Wie lange bist du weg?"
Die Polizisten griffen nach Heeros Armen und zogen ihn von Duo weg. Nur zögerlich löste der Langhaarige seinen Griff.
„So drei bis sechs Monate," antwortete Heero auf Duos Frage. Dann schoben die beiden Polizisten ihn auf die Rückbank des Wagens, schlugen die Tür zu, stiegen selbst ein und fuhren los. Das letzte was Heero sehen konnte war Duo, der mit wehendem Zopf noch immer an derselben Stelle stand und ihm hinterher blickte.
