Die schier unerträgliche Einsamkeit des lonesome riders
Alle Ordensmitglieder, die aufgetrieben werden konnten, trafen
sich im Grimmauld Platz Nummer 12.
Ich saß abseits in
einer Ecke, denn ich fühlte mich hier nicht zugehörig. Was
sollte ich überhaupt hier? Spezial- Training. Schön und
gut, aber die Lagerbesprechungen musste ich deswegen doch nicht mit
verfolgen!
Letztes Jahr wäre es mein größter Wunsch
gewesen hier zu sitzen und gespannt zu verfolgen, wie sie Fallen für
Voldemort stellten.
Aber seit Sirius' Tod...es schmerzt. Keiner weiß,
wie das ist, wenn alle Welt erwartet, dass man den mächtigsten
Zauberer vernichtet.
Ich weiß, dass viele hier auch Familie im
Kampf gegen den dunklen Lord verloren hatten, aber auf niemanden
lastete dieser Fluch einer Prophezeiung:
Entweder stirbst du oder der
Böse. Toll, was für Aussichten oder Chancen hatte ich
überhaupt? Ein minderjähriger Zauberer, dessen Familie
ausgerottet und Freunde im Koma in der Klinik lagen.
Echt, der
perfekte Held, dramatisch, tragisch und...verdammt noch mal, das ist
zum Kotzen!
Ich hasse mein Leben.
Während Harry in Gedanken Selbsthass und Trauer verarbeitete, begann die Besprechung.
"Dürfte ich um Ruhe bitten?"
Dumbledore schaute in die Runde. Als alle schwiegen, fuhr er
fort.
"Wie ihr seht, ist Harry nun auch anwesend, da es ja
meistens um ihn und seine bevorstehende Aufgabe geht, hielt ich es
für angemessen, ihn endlich einzuweihen."
Was redet
der alte Kauz da eigentlich? Er redet jetzt doch nur so, um Mitleid
zu heucheln! All die Jahre ließ er mich in einem Scheinzustand,
als hätte ich eine Wahl, aber in Wirklichkeit, wusste doch
dieser senile alte Sack doch längst, dass ich mein Leben geben
müsste, um alle zu retten.
Wütend funkelte ich aus meiner
Ecke in Richtung Dumbledore.
"Voldemort hat seine größte
derzeitige Truppe in Schottland postiert und wartet auf den Beginn
des neuen Schuljahres. Wahrscheinlich erhofft er sich, dass Harry ihn
suchen würde. Aber.." Lupin wurde von Snape
unterbrochen.
"Der dunkle Lord hofft nicht", begann
dieser düster "er weiß, dass Potter seinem
angeborenen Heldensyndrom- Gen nicht wieder stehen kann und deshalb
wartet er siegessicher auf..."
"Sev, ich war noch nicht
fertig." Sagte Lupin freundlich, aber bestimmt." Ich war
gerade dabei..."
"Deine langen Reden bringen uns auch
nicht weiter, Moony, wir müssen handeln oder es wird zu spät
sein.
Wenn wir etwas gegen die wachsende Zahl an Todessern..."
Snape redete sich in Rage, doch Dumbledore bedeutete ihm ruhig zu
bleiben.
"Severus. Sobald Harrys Ausbildung.."
Ab da hatte ich leine Lust mehr zu zuhören. Was interessierte mich, was mit meiner Ausbildung war. Ich musste sie so oder so durchstehen, weder würde Voldemort sich freiwillig ergeben noch würde Ich das alles sowieso überleben. Ohne viel Aufmerksamkeit zu erregen verschwand ich aus dem Raum. Unbemerkt verschwinden konnte ich wenigstens, aber bei meinem "Kampf" würde mir das sicher leine Lorbeeren einbringen :-)
Die nächsten paar
Tage waren einfach nur träge und langweilig, denn wieder einmal
schien keine Zeit zu vergehen. Nur Erwachsene um mich herum, die
entweder nur mit sich selbst beschäftigt waren(das war mir ja
auch recht), aber die andere Sorte machte sich dauernd Sorgen um
meinen fast autistischen Zustand.
Was erwarteten die denn?
Sollte ich
etwa vor Freude hüpfen, dass ich einen übermächtigen
Gegner besiegen musste, sonst würde die Welt in eine nie da
gewesene Finsternis stürzen? Bin ich Spiderman, Superman, Batman
oder sonst wer?
Nein ich Harry Potter, der dämlicherweise
überlebte!Erst langsam begriff ich, was für eine riesen
Verantwortung auf mir lag, was für ein Erwartungsdruck das war
und diese unendliche Last begann mich langsam zu zerquetschen.
Lupin
bemühte sich in den ersten Stunden, in denen er mir die schwarze
Magie näher brachte, sich zusammen zu reißen, doch ich
konnte seinen Schmerz deutlich spüren. Er vermisste
Sirius.
"Also, zuerst möchte ich dir eine kleine
Einleitung zu schwarzer und weißer Magie geben."
Na solange es nicht wieder damit endet, dass Voldemorts und mein Schicksal schon seit anbeginn der Zeit feststeht. Dieser Sarkasmus wurde langsam mein Markenzeichen, irgendwie färben die kleinen Gefechte mit Malfoy nach all den Jahren doch ab.
"Ganz am Anfang war die
Finsternis, undurchdringliche Schwärze. Also nur eine Masse, die
zwar Wärme ausstrahlte und pulsierte, aber nur für sich
selbst existierte. Doch dann kam das Licht und zerstörte die
Vollkommenheit, die Einheit und Perfektion der Finsternis. Die
Dunkelheit konnte ihre Macht nicht länger aufrechterhalten und
musste sich mit dem blendenden Weiß vermischen oder aufgeben
und sich ganz weit in die tiefste Ritze verziehen. So entstanden die
Gegensätze: schwarz und weiß. Das ist auch der Grund,
warum schwarze Magie so anziehend wirkt, sie ist nun mal die
ursprünglichere Magie. Sie ist weder alt noch jung, denn sie
existierte schon immer. Doch sobald weiße Magie ihren Weg
kreuzt, verliert sie ihre vollkommene Kraft und könnte sogar
endgültig besiegt werden."
Wow, das klang zwar wie "Es
war einmal vor langer Zeit" aber trotzdem irgendwie spannend.
"Und wie geht's jetzt weiter? Ich meine, dann hätte
Voldemort doch schon längst besiegt werden können, oder?"
Irgendwo war doch ein Harken!"Tja, so einfach ist das leider
nicht Harry..."
Ich hätte es mir denken können,
jetzt hänge ich am Harken!
"Die Magie, die wir alle hier
praktizieren, ist die so genannte ,graue Magie'."
"Und
was hat das jetzt mit Voldemort und mir zu tun?"
"Voldemort
ist so etwas, wie die Reinkarnation der ursprünglichen schwarzen
Finsternis, die gerne wieder ihren Platz in der Welt beanspruchen
würde, um es nett auszudrücken."
"Und ich?
Welche Rolle spie...Nein! Jetzt sag nicht, dass..."
"Doch,
es tut mir Leid, aber durch die Prophezeiung und Voldemorts Zeichen
(er deutete auf Harrys Narbe) ist es sicher, dass du die
Reinkarnation der weißen Magie bist."
Das war also ein weiterer Grund warum mich Voldemort nicht so einfach als Baby töten konnte.
"Und was genau bedeutet das jetzt für
mich?"
"Dass du zuerst einmal die wirkliche Macht
Voldemorts kennen lernst und dann deine eigene, die noch tief in dir
schlummert."
"Aber ich dachte, alle Magie die wir
benutzen ist ,graue Magie'? Wie willst du mir dann..."
Lupin
lächelte "Ja, selbst Dumbledore könnte dir schwarze
Magie nicht zeigen, aber du weißt doch was ein Denkarium ist,
oder?" Mit einem Zwinkern schwang er seinen Zauberstab und ein
Tisch erschien, auf dem eine schwere Mamorschale lag, aus der Nebel
aufstieg und sich in Strudeln bewegte.Lupin trat einen Schritt auf
den Tisch zu und berührte den Nebel mit seinem Zauberstab, wobei
er die Augen schloss, um sich zu konzentrieren.
Nach einer Weile
öffnete er sie wieder und bezeichnete Harry an die Schale ran zu
treten und hinein zu sehen.
"Action." meinte Lupin mit
einem grimmigen Grinsen.
