5. Szene
Im Rosengarten.
Touga spaziert herein, bleibt hier und da mal stehen, um an den Rosen zu riechen.
T: Ich kapier's nich. Wie kann jemand, der immer wieder geschworen hat, sich niemals zu binden, so blöd sein und sich zum Affen machen, indem er sich an die erstbeste wegschmeißt. Das will in meinen Schädel nicht rein.
Utena und ich haben nach den Duellen nächtelang durchgemacht und uns erst frühmorgens in die Federn geschmissen und jetzt? Jetzt rennt sie am liebsten sofort nach dem Dinner ins Bett. Und ihre Aufmachung? Früher schlicht und einfach und man trug die Kleidung halt bis sie verschlissen war. Jetzt läuft sie am liebsten in Rüschen rum und sobald ein Riss drin ist, gleicht es einem Weltuntergang. Oh, Frauen! Ich wusste es ja gleich. Und ich beschwöre es immer wieder: Wenn ich einmal so enden sollte, erstech ich mich. Ich will ja nicht bestreiten, das es vielleicht mal dazu kommt, aber ich will doch eher sterben, als das ich so einen Idioten aus mir machen lasse.
Die Tussi ist hübsch. Ist doch nicht so wichtig. Die hat was im Kopf. Annehmbar, aber nicht zufriedenstellend. Eine andere will mit... bis zur Ehe warten. Alles schön und gut, aber bevor sich nicht alle diese Eigenschaften in einem Lebewesen vereinen, behandel ich sie alle gleich.
Kohle muss sie haben, versteht sich. Tugendhaft muss sie auch sein oder ich kann mir bei unseren Kindern nie sicher sein. Gut gebaut ist auch vorauszusetzen.
(malt einen imaginären 90-60-90 Körper in die Luft)
Sie soll gehorchen wissen, sonst will ich sie nicht. Gute Manieren, sie soll ja auch auf Anlässen mitwirken. Man muss aber auch mit ihr Reden können und Musik spielen wäre vielleicht auch nicht schlecht. Und wenn sie das alles ist, ist mir ihre Größe auch piepegal.
Och nö! Da kommen Dios, Miki und unsere Amorosa. Ich verzieh mich. (versteckt sich hinter einem Strauch mit roten Rosen)
Dios, Miki und Utena treten in den Rosengarten.
D: Bei einem so schönen Abend im Rosengarten fehlt eigentlich nur Musik.
U: Ich habe Saionji schon Bescheid gesagt, er müsste gleich kommen.
D (leise): Da hinten versteckt er sich, der Dummkopf.
U: Warten wir noch das Lied ab, dann können wir mit dem Schauspiel beginnen.
Saionji tritt in einer albernen Verkleidung als Rockstar auf. Er hat einen Ghettoblaster auf der Schulter und einen ziemlich gequälten Gesichtsausdruck.
D: Komm, Saionji. Sing für uns.
Saionji schüttelt gequält den Kopf, woraufhin ihm Dios einen heftigen Ellenbogenstoß in die Seite verpasst. Der schaltet den Ghettoblaster ein. Es erklingt Sunlight Garden.
Saionji singt irgendein Schnulzenlied (ein bisschen schief)
(Autorin: Ich denk mir noch ein schönes Lied aus.)
D: Wirklich... nett!
S: Haha!
D: Nein, ehrlich.
T: Ich würd ihn für das Geheul einen grausamen Tod sterben lassen. (In der Autopresse zerquetschen; einzementieren; mit der Kettensäge auseinander nehmen; lebendig begraben; mit dem Kabel des Ghettoblasters erdrosseln; mumifizieren ist auch nett; Haien zum Fraß vorwerfen, die sind nicht wählerisch usw.)
D: Danke für das Lied. Du kannst dich jetzt umziehen gehen, wir sehen uns dann nachher. (Saionji verschwindet)
Dios sieht sich nach Touga um, der grade versucht, sich aus dem Rosengarten zu schleichen.
D: Ach Miki, was sagtet ihr noch. Akio hat endlich Interesse an jemandem gefunden. (Touga bleibt stehen) Und dann ausgerechnet Touga.
U (leise): Damit gehört seine Aufmerksamkeit uns. (Laut) Akio und Liebe? Unvorstellbar!
M: Wem sagst du das. Und dann grade Touga.
T: Wie jetzt?
M: Was soll man davon nur halten? Aber er liegt einem mit nichts anderem mehr in den Ohren.
D: Vielleicht tut er nur so.
U: Wahrscheinlich.
M: Also, wirklich! Was ihr beide denkt. Es ist echt, glaubt es mir.
D: Und wie zeigt sich das?
U (leise): Nur zu.
M (verwirrt) Zeigen? Wie meinst du das? Anthy sagte es dir doch.
D: Und ich dachte, er wollte sich nie binden.
M: Meine Meinung, Dios.
T: Das gibt es nicht. (schleicht näher)
U (leise): Er kommt näher. (laut) Und will er es ihm sagen?
M: Nein, will er nicht. NIE!
U: Anthy sagte das auch. Erst der Spott und dann Liebe?
M: Er will ihm ja schreiben, aber wie soll man für so ein Thema Worte finden.
Seine nächtlichen Eskapaden treiben meine Stromrechnung ganz schön in die Höhe.
Er ist ja der Meinung, Touga würde so wie er in einer solchen Situation reagieren mit Spott und Hochmut nämlich.
U: Es geht ja schon soweit, dass er das Weltende, anfleht ihn zu erlösen.
M: Wie wahr. Anthy ist der Meinung, er würde sogar soweit gehen sich etwas anzutun.
(Ein Ast bricht und man sieht Touga aus einem der Bäume fallen. Alle drei schauen sich um und zucken anschließendmit den Achseln.)
D: Wir sollten es ihm sagen.
U: Wozu? Er treibt doch eh nur wieder Scherz damit.
D: Dann müsste man ihn umbringen. Akio ist so ein guter Kerl mit einem untadeligen Ruf.
U: Und überaus klug.
D: Nur nicht darin, dass er Touga liebt.
M: In ihm ringen im Moment Leidenschaft und Verstand miteinander, was will man da anderes erwarten?
D: Ich bin ja schon gekränkt, dass er mich nicht haben wollte. Ich hätte ihn sofort geheiratet. Sagen wir es Touga und er muss dann entscheiden.
M: Denkst du wirklich?
U: Anthy ist der Meinung, es ist sein Tod, denn er sterbe, wenn Touga seine Liebe nicht erwidert. Er sterbe auch lieber, als es ihm zu sagen. Außerdem will er auch sterben, bevor er Tougas Interesse an ihm erwidern würde. (Idiotie!)
M: Aber sonst ist Touga doch ein feiner Kerl oder?
D: Und gutaussehend.
U: Und hat Verstand.
D: Und witzig ist er manchmal auch.
M: Außerdem auch tapfer.
D: Wie Herkules.
M: Und gottesfürchtig?
D: Wie ein Priester! Wollen wir es ihm nicht doch sagen?
U: Vergiss es! Vielleicht sagt er es ihm ja selber.
M: Eher stirbt Akio.
D: Touga sollte sich auch ganz genau überlegen, ob er nicht doch etwas für Akio empfindet und dann vielleicht den ersten Schritt macht.
M: Ich hab Hunger und ihr?
(Alle drei entfernen sich)
U: Wehe, er verliebt sich nicht in Akio.
D: Und er ist der nächste. Das sollen Anthy, Wakaba und Shiori machen. Oh, ich hab eine tolle Idee, lassen wir doch Akio Touga zum Essen holen. (Sie verlassen den Rosengarten)
Touga kommt ziemlich angeschlagen und zerkratzt hinter einem Strauch gelber Rosen hervor.
T: Ich trau meinen Ohren nicht. Akio in mich verliebt? Und das ist auch wahr, da Anthy es gesagt hat. DAS muss erwidert! Ich werde mich nicht so verhalten, wie man es mir vorwirft und Akio hat auch alle Eigenschaften, die ich zu schätzen weiß. Ich geb ja zu, ich habe mich bis jetzt gegen das Heiraten gesträubt, aber Geschmäcker ändern sich doch, oder? Kinder hassen doch Gemüse bzw. Spinat und später sind sie meist ganz verrückt danach. Aber davon darf man sich nicht abschrecken lassen. Jeder muss schließlich einen passenden Partner finden und sich zur Ruhe setzen und warum nicht jetzt?
Die Welt muss bevölkert werden. (Autorin: Den Satz find ich einfach klasse, darum durfte er nicht fehlen.) Außerdem wollte ich ja auch Kinder haben. (Autorin: Ich weiß zwar nicht, wie das gehen soll, aber es gibt ja immer noch Adoption.)
(Will grade zur Tür hinausstürmen) Da kommt Akio. Wütend sieht er sogar noch besser aus. (Wirft sich in Pose)
Akio reißt die Tür zum Rosengarten auf.
Ak: Ich muss dir widerwillig Bescheid sagen, dass das Essen fertig ist. (dreht sich um)
T: Danke, mein lieber Akio.
Akio dreht sich erstaunt um und bekommt die zufallende Tür voll in den Rücken. („Au!" Keine Gnade!)
Ak (vorsichtig): Heißt das, du hast keinen Hunger? (fängt sich wieder) Ist ja auch egal.
Akio verlässt den Garten überstürzt und stößt mit einigen Schülern zusammen.
T: Ich muss dir widerwillig Bescheid sagen... das kann ja zweierlei bedeuten.
Ich brauche ein Foto von ihm. (seufzt)
Touga pflückt eine weiße Rose und verlässt wie in Trance den Garten.
