Kapitel 6:

Doch Lizzies schlimmsten Befürchtungen sollten wahr werden. Denn Mr. Bennet blieb weiterhin blind für die Liebe, die seine Lieblingstochter für Mr. Darcy empfand, und entschlossen in dem, was er vorhatte, nämlich Mr. Darcy auszuzahlen und so jede Verpflichtung, die er oder seine Familie diesem Mann gegenüber hatten, aufzuheben. So ließ sich Mr. Bennet nach seiner Ankunft auf Pemberley ohne irgendeine weitere Verzögerung zu Mr. Darcy führen. Diesen fand er in der großen Bibliothek von Pemberley.

Darcy saß an seinem Schreibtisch und war damit beschäftigt einige geschäftliche Briefe zu schreiben. Eigentlich hätte er diese geschäftlichen Verpflichtungen selbst übernehmen sollen, aber sein Arzt hatte ihm für eine weitere Woche jede längere Reise verboten und da seine Schwester unnachgiebig darauf bestand, dass er den Anweisungen seines Arztes folgte, war er auf Pemberley geblieben, wenn auch nur sehr unwillig. Die Geschäfte, die er in London hatte tätigen wollen, waren von einer Art, dass er sie nicht unbedingt seinem Verwalter anvertrauen wollte. Aber mehr noch als der Wunsch sich selbst um seine geschäftlichen Angelegenheiten zu kümmern, war der Wunsch nach Abwechslung. Denn obwohl Darcy sowohl Pemberley als auch das Zusammensein mit seiner Schwester sehr schätzte, war er im Moment nicht in der Stimmung länger dort zu verweilen.

Die Ruhe, zu der er aufgrund seines Reitunfalls gezwungen worden war, hatte ihm Zeit zum Nachdenken gegeben, Zeit, die er nicht haben wollte, denn je mehr Zeit er hatte, desto mehr Zeit verbrachte er auch damit an Elisabeth zu denken und sich zu wundern, ob sie ihn vielleicht immer noch liebte, ihn mittlerweile vergessen hatte oder ihn tatsächlich - wie ihr Vater es ihm gesagt hatte - wirklich nie geliebt hatte. Auch in diesem Augenblick waren seine Gedanken wieder bei ihr. Er dachte daran, wie glücklich er mit ihr gewesen war, wie erfüllt sein Leben wäre, wenn er jetzt mit ihr verheiratet wäre, sie immer an seiner Seite hätte. Bei diesen Gedanken stöhnte er unwillig auf. Es brachte doch nichts weiter an sie zu denken, er hatte sie ein für alle Mal verloren und er musste endlich wieder an etwas anderes denken, sich auf andere Dinge konzentrieren. Er hatte schließlich auch noch geschäftliche Verpflichtungen. Wenn er erst einmal wieder gesund war, würde es soviel für ihn zu tun geben, dass er gar keine Zeit mehr hätte an sie zu denken. Dann würde es ihm endlich möglich sein, sie aus seinem Kopf, seinen Gedanken und seinem Herzen zu verbannen. Sein Blick fiel auf den Brief, den er gerade schrieb, und er las dort zu seinem größten Erstaunen "Liebste Elisabeth" anstatt den Namen seines Geschäftspartners.

"Das darf doch nicht wahr sein", entfuhr es ihm. Schnell zerknüllte er den Brief und stemmte sich hoch, um zu dem nächstliegenden Schrank zu humpeln, um sich eine Flasche Scotch und ein Glas zu holen. Darcy wusste, dass es nichts half seinen Schmerz mit Alkohol zu bekämpfen. Das hatte er schon oft genug versucht und nie hatte es geholfen, aber die Hoffnung denselben wenigstens für ein paar Stunden zu betäuben, war genug, um sich ein großes Glas Scotch einzuschenken und es mit einem Schluck zu leeren.

Genau in diesem Moment betrat Mr. Bennet die Bibliothek. Mr. Darcy starrte seinen Gast vollkommen geschockt an. Hatte der Alkohol etwa schon seinen Verstand benebelt. "Mr. Bennet?", brachte er mit bebender Stimme hervor. Es war mehr eine Frage als eine Begrüßung. "Guten Tag, Mr. Darcy", entgegnete ein angesichts des Bildes, was er vor sich sah, amüsierter Mr. Bennet. Denn wer hätte gedacht, dass Mr. Darcy so dem Alkohol zusprach, dass er offensichtlich Mühe hatte einen Bekannten wieder zu erkennen. Welch ein Glück, dass ich ihm nicht meine Zustimmung gegeben habe, dachte Mr. Bennet erleichtert.

Mr. Darcy kämpfte währenddessen um seine Selbstbeherrschung und hoffte, dass Mr. Bennet nicht schon bemerkt hatte, wie sehr ihn dessen Besuch aus der Bahn geworfen hatte. Doch es fiel ihm schwer seine Anspannung angesichts dessen, was Mr. Bennet mit ihm besprechen wollte, zu verbergen. Was konnte Mr. Bennet nur von ihm wollen, fragte er sich ungeduldig. Hatte er etwa seine Meinung bezüglich ihm und Lizzie geändert? Darcy wagte kaum dies zu hoffen und dennoch ließ allein der Gedanke an diese Möglichkeit ihn nicht mehr los. Wenn es wahr war, war er der glücklichste Mensch auf der Erde.

"Mr. Bennet, sagen Sie mir, was verschafft mir die Ehre Ihres Besuches?", wollte Darcy ungeduldig von seinem Gast wissen. "Ich denke, Ihre Schwester hat Sie sicherlich über unseren Besuch informiert," entgegnete Mr. Bennet. "Unseren Besuch?", erkundigte Darcy sich perplex, "Ist Elisabeth etwa auch hier?" Er war schon halb auf dem Weg zur Tür, als Mr. Bennet antwortete: "Nein, meine Tochter ist nicht mitgekommen. Wir hielten dies angesichts der Umstände beide für weniger sinnvoll." Enttäuschung breitete sich auf Darcys Gesicht aus, doch er versuchte seine Gefühle unter Kontrolle zu bringen. "Bitte", er wies Mr. Bennet an Platz zu nehmen, "erzählen Sie mir, auf welche Umstände Sie Bezug nehmen und was Sie von mir wollen." Mr. Bennet setzte sich und begann mit folgenden Worten: "Ich habe nun endlich erfahren, warum meine Tochter Sie heiraten wollte." "Ach, wirklich?", erwiderte Darcy und blickte Mr. Bennet erwartungsvoll an. Eigentlich hatte er sich wie Mr. Bennet niederlassen wollen, aber nun war er zu aufgeregt, um an einer Stelle zu bleiben und so durchschritt er den Platz zwischen den Bücherregalen, während er sich auf seinen Stock stützte. Hatte Elisabeth ihren Vater doch noch davon überzeugt, dass sie ihn liebte? Und war Mr. Bennet tatsächlich hierher gereist, um ihm diese Botschaft zu bringen und ihm seine Zustimmung für seine Verlobung mit Elisabeth zu geben.

"Ja", entgegnete Mr. Bennet, "meine Tochter hat mir endlich gesagt, welche Rolle Sie in der Heirat Lydias gespielt haben und mir war natürlich sofort klar, dass das der Grund ist, wieso meine Tochter Ihren Heiratsantrag angenommen hat. Sie fühlte sich Ihnen verpflichtet, nachdem Sie soviel für unsere Familie getan haben." "Das hat Elisabeth Ihnen tatsächlich erzählt?", fragte Darcy mit wilder Entschlossenheit noch mehr herauszufinden, "Sie hat Ihnen von meiner Hilfe bei der Verheiratung Ihrer jüngsten Tochter erzählt und dies als Grund für die Annahme meines Heiratsantrages genannt?" Mr. Darcy hatte mittlerweile innegehalten und blickte Mr. Bennet durchdringend an, während er auf die alles entscheidende Antwort wartete. Es konnte doch nicht nur Dankbarkeit gewesen sein. Es musste noch einen zweiten Grund geben, wieso Elisabeth ihn angenommen hatte. Es musste ihn einfach geben.

Darcy wusste, dass er sich sozusagen an einen Strohhalm klammerte, aber er war nicht bereit die Hoffnung so schnell aufzugeben, Elisabeth so schnell aufzugeben. Aber Mr. Bennets Antwort ließ jegliche Hoffnung, die er sich bis dahin noch gemacht hatte, zugrunde gehen: "Mr. Darcy, es tut mir leid Ihnen dies zu sagen, aber ich weiß sicher, dass meine Tochter Ihnen gegenüber keine anderen Gefühle hegt als Dankbarkeit. Und so sehr ich auch froh bin über das, was Sie für unsere Familie getan haben, ich könnte es nicht ertragen, dass meine Lizzie einen Mann nur aus Dankbarkeit und Verpflichtung heiratet."

Mr. Bennet wusste schon, während er diese Worte aussprach, dass es nicht ganz stimmte, dass Lizzie keine Gefühle neben Dankbarkeit für Mr. Darcy hegte. Denn obwohl Mr. Bennet der festen Überzeugung war, dass seine Lizzie Mr. Darcy nicht liebte, er hatte doch feststellen müssen, dass sie durchaus mehr als nur Dankbarkeit für diesen Mann empfand. Aber das musste Mr. Darcy nicht wissen, fand Mr. Bennet. Denn auch wenn Lizzie ihre Meinung über Mr. Darcy geändert hatte, glaubte er nicht, dass sie ihn so gern hatte, um ihn auch ohne die Dankbarkeit, die sie ihm wegen seiner Hilfe mit Lydia schuldig waren, anzunehmen. Und da Mr. Darcy anscheinend fest entschlossen war seine Tochter zu heiraten und Mr. Bennet ihr eine Ehe ohne gegenseitige Liebe ersparen wollte, hielt er es für besser, Mr. Darcy nicht zu sagen, dass er in der Achtung seiner Tochter zumindest gestiegen war.

Mr. Darcy hätte dies sicher ein bisschen anders gesehen. Mr. Bennets Worte zerstörten jedes Fitzelchen Hoffnung, das er sich bis dahin noch gemacht hatte. Unfähig die Worte in ihrer ganzen Bedeutung zu begreifen, starrte er sein Gegenüber eine Weile nur an. Darcy hatte damit gerechnet, dass das endgültige Wissen, dass Lizzie nichts für ihn empfand, auch eine äußere Reaktion bei ihm auslösen würde, aber so war es nicht. Nichts passierte. Er schrie nicht, hatte nicht das Verlangen irgendetwas an die Wand zu schmeißen oder zu weinen. Er blieb vollkommen ruhig und gefasst, er war nicht einmal dazu fähig Trauer oder Wut zu empfinden. Alles, was er spürte, war tiefe Leere. Er hatte das verloren, was ihm am meisten auf der ganzen Welt bedeutete. In diesem Moment wurde ihm deutlich, dass er nie wieder eine Frau so lieben würde wie Elisabeth, dass Elisabeth tatsächlich die einzige Frau war, die er sich als seine Ehefrau vorstellen konnte. Mit dieser Erkenntnis bröckelte seine Selbstbeherrschung nach und nach von ihm ab und er spürte, wie seine Hände zu zittern begannen.

Schnell griff Darcy nach der Scotchflasche und füllte sich hastig ein neues Glas ein. "Auch einen Drink?", fragte er Mr. Bennet. Seine Stimme bebte und er hasste sich dafür nicht Herr seiner Emotionen zu sein. "Nein", erwiderte Mr. Bennet mit leicht tadelndem Tonfall. "Er muss mich für einen Säufer halten", dachte Darcy und hielt tatsächlich einen Augenblick inne, bevor er das Glas an seinen Mund führte. Dann aber wurde ihm erneut bewusst, dass es nun ja gleichgültig war, was Mr. Bennet von ihm hielt, da er dessen Tochter sowieso nicht heiraten würde, und so kippte er ungeachtet des Eindrucks, den dies auf Mr. Bennet machen würde, den Scotch mit einem Schluck hinunter.

Der Alkohol brannte in seiner Kehle und verbreitete ein wohlig-warmes Gefühl in seinem Magen. Er errang wieder die Kontrolle über sich selbst, fühlte sich bereit weitere Details zu erfahren. Der Alkohol gab ihm sogar den Mut - und die Unvernunft- noch weitere Fragen über die Gefühlslage, in der sich seine Herzensdame befand, zu stellen. "Mr. Bennet, ich sehe es natürlich genau wie Sie, dass Ihre Tochter sich nicht verpflichtet fühlen sollte, mich zu heiraten. Das war nie meine Absicht. Aber ich darf doch sicher fragen, was genau Sie so sicher macht, dass Ihre Tochter mich nur aus Verpflichtung heiraten wollte. Woher kann ich wissen, dass das, was Sie mir hier sagen, wirklich den Gefühlen Ihrer Tochter entspricht?"

Mr. Bennet legte den Verlobungsring, den seine Tochter ihm mitgegeben hatte, vor Mr. Darcy auf den Schreibtisch und fragte mit sarkastischem Unterton: "Überzeugt Sie das, Mr. Darcy?" Darcy starrte den Ring eine Sekunde lang an und berührte ihn dann, als wolle er sich überzeugen, dass der Ring tatsächlich dalag und nicht nur eine Halluzination war. "Ja, das überzeugt mich!", entgegnete er tonlos. Auch der letzte Rest Hoffnung - von dem er nicht einmal wusste, das er ihn besaß - war nun verloren. Er stützte sich mit beiden Händen auf dem Schreibtisch auf, als brauche er diesen Halt. Und in diesem Moment brauchte er ihn wirklich. Er spürte, wie sich alles um ihn zu drehen begann und der Alkohol langsam seine Wirkung zeigte.

Kapitel 7:

Darcy wandte sich um und humpelte zum Fenster. Er wollte nicht, dass Mr. Bennet die Tränen sah, die ihm in die Augen getreten waren. "Es wäre nett, wenn Sie mich allein lassen könnten, wenn es nichts weiteres gibt, was Sie noch mit mir besprechen wollen", sagte er zu seinem Gast ohne sich umzudrehen. Doch entgegen seiner Erwartung verließ Mr. Bennet nicht das Zimmer, sondern warf ein: "Da gäbe es noch etwas, was ich gerne mit Ihnen besprechen würde. Sie können sich gewiss denken, was es ist." "Nein, das kann ich nicht", erwiderte ein leicht verärgerter Mr. Darcy. Was wollte Mr. Bennet denn jetzt noch von ihm? War es nicht genug, dass er ihm jede Hoffnung genommen hatte? Musste er ihn jetzt auch noch weiter mit irgendwelchem Kleinkram belästigen?

"Es geht um Lydia und Wickham", begann Mr. Bennet. "Und?", fragte Mr. Darcy verdutzt. Er verstand nicht, was Mr. Bennet ihm über Wickham und Lydia sagen wollte. Mit den beiden war doch alles geklärt oder brauchten sie etwa wieder Geld von ihm, weil Wickham wieder Schulden gemacht hatte.

"Ich würde gerne wissen, wie viel Sie dafür ausgegeben haben, dass Wickham meine Tochter heiratet, und Ihnen den Betrag zurückerstatten." Darcy drehte sich abrupt um und starrte Mr. Bennet an. "Sie brauchen mir den Betrag nicht zurückerstatten, Sie sind mir nichts schuldig. Ich habe es allein für Elisabeth getan." "Ich will Ihnen das Geld aber zurückzahlen. Denn ich möchte nicht, dass meine Tochter Ihnen gegenüber in irgendeiner Weise verpflichtet ist, " entgegnete Mr. Bennet ruhig. "Das denken Sie also von mir?", fragte Mr. Darcy geschockt und erbost, "Sie denken, ich habe Ihrer Familie nur geholfen, damit Elisabeth daraufhin sozusagen verpflichtet ist, mich zu heiraten? Glauben Sie mir, das war niemals meine Intention! Ich habe Ihre Tochter niemals dazu gedrängt, mich zu heiraten und ich würde so etwas auch nie tun. Ich liebe Ihre Tochter und wollte ihr nur weiteren Schmerz ersparen. Das war der einzige Grund, wieso ich Mr. Wickham dazu überredet habe, Ihre jüngste Tochter zu heiraten."

"Ich glaube Ihnen ja, dass Sie uns aus edlen Motiven geholfen haben," versuchte Mr. Bennet Mr. Darcy zu beschwichtigen, "aber ich weiß, dass meine Tochter sich Ihnen dennoch verpflichtet fühlt und möchte deshalb nicht, dass wir weiter in Ihrer Schuld stehen. Was Sie für uns getan haben, kann man nicht mit Geld vergelten, doch lassen Sie mich Ihnen wenigstens Ihre Ausgaben zurückzahlen."

"Wieso?", wollte Mr. Darcy verwundert wissen, "ich brauche das Geld nicht. Ich habe Wickham sozusagen aus der Portokasse bezahlt. Und meinetwegen braucht Ihre Tochter nicht zu wissen, dass Sie mir das Geld nicht zurückgezahlt haben. Es wird mir ein Trost sein, wenigstens das für sie getan zu haben."

"Ein Trost oder ein Druckmittel?", fragte Mr. Bennet scharf, "Wieso wehren Sie sich so dagegen von mir Geld anzunehmen, wenn es Ihnen, wie Sie ja behaupten, nicht darum geht, dass Elisabeth Ihnen gegenüber verpflichtet ist und bleibt? Erklären Sie mir dies doch bitte, ich sehe nämlich keinen Grund, wieso Sie mein Angebot Ihnen Ihre Ausgaben zurückzuzahlen nicht annehmen sollten?"

Mr. Darcy wurde es langsam leid sich mit Mr. Bennet über Geld zu streiten und antwortete gereizt: "Ein Grund ist, dass alles meine Schuld ist, weil ich es für unter meiner Würde hielt, öffentlich zu machen, was ich von Wickhams Charakter wusste. Ein anderer Grund ist die Befriedigung etwas für Ihre Tochter getan zu haben, Elisabeth helfen zu können. Ich bitte Sie inständig, mir das nicht wegzunehmen. Und ein weiterer Grund ist die Tatsache, dass es mir nichts ausmacht diesen Betrag zu entbehren, Sie aber, da Sie eine Familie zu ernähren haben, Schwierigkeiten haben werden, das Geld aufzutreiben. Daher frage ich Sie: Wieso belassen wir es nicht einfach dabei?"

Mr. Bennet betrachtete Mr. Darcy nachdenklich. "So tief stehen wir also in Ihrer Schuld?", bemerkte er mehr zu sich selbst als zu Mr. Darcy, "Nein, Mr. Darcy, wenn die Summe so hoch ist, wie ich langsam beginne zu vermuten, muss ich darauf bestehen, Ihnen dieselbe zurückzuzahlen. Also, wie viel bin ich Ihnen genau schuldig?"

Mr. Darcy, der nicht bereit war, Mr. Bennet die Summe bezahlen zu lassen, wand sich bei dieser Frage und entgegnete abwehrend: "Mr. Bennet, ich will wirklich nicht, dass Sie sich verpflichtet fühlen, mir irgendetwas zurückzuerstatten. Ich trage die Verantwortung für das, was passiert ist, und es ist nur gerecht, dass ich auch die Kosten dafür auf mich nehme. Sie sind mir nichts, wirklich nichts schuldig. Wenn hier irgendjemand irgendwem was schuldig ist, dann bin ich das, denn Ihre Tochter hat mir erst gezeigt, wie man richtig lebt und was wahre Liebe bedeutet. Und selbst wenn sie mich niemals heiratet, bin ich ihr doch ewig unendlich viel dafür schuldig, dass sie mich sozusagen zum Leben erweckt hat. Ich brauche Ihr Geld nicht und ich will es auch gar nicht."

Doch Mr. Bennet blieb starrsinnig: "Wie viel?" "Ich weiß die genaue Summe auch nicht," wich Darcy einer konkreten Antwort aus. "Natürlich wissen Sie, wie viel es Sie gekostet hat, dass Wickham meine Tochter heiratet. Stellen Sie sich doch nicht dumm. Also, wie viel? Wie viel bin ich Ihnen schuldig?" "Dreitausend Pfund", antwortete Darcy unwillig.

"So wenig?", kommentierte Mr. Bennet ironisch, "und Sie glaubten tatsächlich, dass wir so am Hungertuch nagen, dass wir Ihnen diesen Betrag nicht erstatten können? Natürlich kann ich Ihnen das Geld nicht aus der "Portokasse" bezahlen, aber in einer angemessenen Zeit wird es mir schon möglich sein, Sie für Ihre Dienste zu entgelten. Also, wann genau wollen Sie das Geld zurückhaben?"

"Es eilt nicht", erwiderte Darcy, während er verkniffen auf die Tür hinter Mr. Bennet starrte. Musste dieser Mann ihm echt alles nehmen, was ihm etwas wert war? Konnte er denn nicht verstehen, wie viel es ihm bedeutete, wenigstens etwas für Elisabeth getan zu haben und nun nahm er ihm auch noch das. "Mr. Darcy, Sie brauchen mich nicht zu schonen", erklärte Mr. Bennet geschäftsmäßig, "Sagen Sie einfach ganz ehrlich, bis wann Sie das Geld benötigen und ich werde Ihnen die Summe bis dahin erstatten."

Darcy spürte Wut in sich emporsteigen. "Okay," dachte er sich erzürnt, "Sie haben es nicht anders gewollt, Mr. Bennet!" Laut sagte er mit deutlicher Herablassung: "Mr. Bennet, ich brauche das Geld überhaupt nicht zurück! Ich verdiene das Dreifache im Jahr! Denken Sie tatsächlich, dass es mich in irgendeiner Weise "betrifft", ob Sie mir die dreitausend Pfund zurückzahlen oder nicht. Meine Schwester hat eine zehnmal so große Mitgift! Verstehen Sie endlich, Mr. Bennet, ich brauche Ihr Geld nicht und ich will es auch nicht! Ich würde es nie anrühren. Aber wenn es Ihnen schon so wichtig ist, Ihre eingebildeten Schulden bei mir zu bezahlen, können Sie Wickham auch die tausend Pfund zahlen, die ich ihm jährlich dafür versprochen habe, dass er Ihre Tochter nicht wieder verlässt. Oder erschöpft das die Möglichkeiten Ihres Geldbeutels?"

Die Herablassung in Darcys Stimme verärgerte Mr. Bennet. Er wusste, dass er Wickham nicht tausend Pfund pro Jahr zahlen konnte, vor allem, da sein eigener Jahresverdienst gerade einmal zweitausend Pfund betrug und er von diesem Geld auch noch seine Familie ernähren musste. Dennoch entgegnete er, provoziert durch Darcys Worte: "Nein, das erschöpft die Möglichkeiten meines Geldbeutels nicht und ich werde Ihnen die Summe noch innerhalb des nächsten halben Jahres zurückzahlen. Früher geht es nicht, da ich auch noch eine Familie zu ernähren habe, aber Sie bekommen Ihr Geld so schnell wie möglich zurück. Ich werde dafür an anderen Stellen Geld einsparen müssen, doch bedenken Sie: Meine Tochter ist mehr wert als alles Geld und Gold der Welt und damit Sie nicht einem so arroganten Snob wie Ihnen zu Dank verpflichtet ist, würde ich sogar Longbourn verkaufen. Auf Wiedersehen, Mr. Darcy!"

Mit diesen Worten drehte Mr. Bennet sich um und verließ die Bibliothek, bevor Mr. Darcy, der sich mittlerweile für sein herablassendes und arrogantes Verhalten schämte, sich entschuldigen konnte. "Mr. Bennet, ich habe mich Ihnen gegenüber…", begann er, aber als er sah, dass sein Gesprächspartner schon das Zimmer verlassen hatte, hielt er inne.

Er ließ sich an seinem Schreibtisch nieder und fing an unterdrückt zu schluchzen. "Elisabeth", war alles, was er hervorbrachte. Er fühlte sich hilflos, er, der sonst immer eine Lösung für jedes Problem hatte, wusste nicht mehr weiter. Er hasste dieses Gefühl der Machtlosigkeit und schnell wandelte sich sein Schmerz in Wut, Wut über sich selbst, seine Schwäche, Wut aber auch auf Elisabeth, die ihm dies angetan hatte. "Wieso hast du mir das angetan, Elisabeth?", schrie Darcy voller Wut und Schmerz, während er sein Glas an die Tür schleuderte, wo es mit einem berstenden Laut zerschellte.

Georgiana, die mittlerweile von Mr. Bennet Elisabeths Brief ausgehändigt bekommen und auch gelesen hatte, verstand gleich, was zwischen Mr. Bennet und ihrem Bruder vorgefallen sein musste, und eilte hoch in die Bibliothek um ihrem Bruder beizustehen. "Fitzwilliam, lass dich nicht von dem entmutigen, was Mr. Bennet gesagt hat. Lies diesen Brief, dann verstehst du alles!" versuchte sie ihn aufzumuntern. Darcy blickte seine Schwester mit ausdrucklosem Blick an. "Von was für einem Brief sprichst du eigentlich, Georgiana?", fragte er mit tonloser Stimme. "Von Miss Bennets Brief", sprudelte es nur so aus Georgiana heraus, "In dem Brief erklärt sie, wieso sie nicht mitgekommen ist und …" Darcys Gesichtsausdruck hatte sich, sobald Elisabeths Name gefallen war, verdunkelt. Jetzt unterbrach er seine Schwester unwirsch: "Georgiana, ich will nichts von Miss Bennet oder ihrem Brief hören, verstanden?" "Aber, " begann Georgiana unsicher. Schließlich wusste sie ja, wie wichtig es war, dass ihr Bruder erfuhr, dass Miss Bennet ihn immer noch liebte, doch ihr Bruder ließ keinen Widerspruch zu. Kühl wand er ein: "Georgiana, ich wäre sehr froh, wenn du mich jetzt allein lassen würdest. Wäre das vielleicht möglich? Und kein Wort mehr über Miss Elisabeth Bennet! Unsere Verlobung ist nun endgültig gelöst und ich möchte Miss Bennet so schnell wie möglich vergessen, verstehst du?"

Georgiana verstand sehr wohl. Traurig schaute sie ihren Bruder an. Er würde ihr nicht glauben, wahrscheinlich nicht einmal zuhören, wenn sie ihm erzählte, was Miss Bennet in ihrem Brief geschrieben hatte. Er würde es wahrscheinlich selbst dann nicht glauben, wenn er den Brief mit eigenen Augen sah. Er schien sich dafür entschieden zu haben, Elisabeth Bennet zu vergessen und das würde er auch tun. Nichts konnte ihn mehr davon überzeugen, dass diese junge Frau noch Gefühle für ihn hegte, nicht nach allem, was vorgefallen war. Und als Georgiana den Ring auf dem Schreibtisch liegen sah, begann sie zu verstehen, wie verletzt er sein musste. So sehr Georgiana es für die beiden bedauerte, es schien, als gäbe es keine Möglichkeit mehr, dass Miss Bennet und ihr Bruder ihre Missverständnisse klärten. Georgiana hoffte nur, dass es ihrem Bruder wirklich möglich war, Elisabeth Bennet zu vergessen. Sie könnte es nicht ertragen ihn immer so niedergeschlagen zu sehen, wie er in den letzten Wochen gewesen war. Sie schlich mit hängenden Schultern aus dem Zimmer. Sie wusste ja, dass ihr Bruder zu stolz war, sich von ihr trösten zu lassen. Es war besser ihn in seinem Schmerz allein zu lassen.

Mr. Bennet hatte übrigens von der Verzweiflung, in die er Mr. Darcy mit seinen Worten, vor allem seine letzten Worten, gestürzt hatte, nichts mitbekommen. Sobald er die Bibliothek verlassen hatte, hatte er sich auch von Miss Darcy verabschiedet, der er bei dieser Gelegenheit den Brief seiner Tochter aushändigte, und war abgereist. Er war immer noch empört über das herablassende Verhalten, das Mr. Darcy ihm gegenüber an den Tag gelegt hatte, und war in gewisser Weise froh, diesem arroganten Mann, der anscheinend glaubte, dass man mit Geld alles kaufen könnte, eins ausgewischt zu haben. Denn dass es Mr. Darcy nicht kalt ließ, was er über Elisabeth gesagt hatte, hatte Mr. Bennet bemerkt. Doch wenn er gewusst hätte, wie sehr seine Worte Mr. Darcy getroffen hatten, und verstanden hätte, dass es diesem Mann keineswegs darum ging, seine Tochter mit seiner Hilfeleistung in eine Ehe zu drängen, sondern er sie völlig selbstlos liebte, hätte Mr. Bennet sich dafür geschämt, dass er Mr. Darcy verschwiegen hatte, dass sich die Meinung seiner Tochter über ihn gebessert hatte und seine Tochter für ihn zwar vielleicht keine Liebe, aber zumindest mehr als nur bloße Dankbarkeit empfand. Aber Mr. Bennet hatte die Gefühle von Mr. Darcy genauso falsch gedeutet wie die Gefühle seiner Tochter und war daher eher zufrieden und froh darüber, wie er es geschafft hatte, dem großen Mr. Darcy zu zeigen, dass man mit Geld nicht alles bekommen konnte. Das Einzige, was Mr. Bennet wirklich Sorge machte, war die Frage, wie er das Geld auftreiben würde, was seine Familie Mr. Darcy schuldete. Er beschloss seinen Schwager Mr. Gardiner deswegen um Rat zu fragen. Denn selbst, wenn es Mr. Bennet unangenehm war, Verwandte um Geld zu bitten, bei Mr. Darcy Schulden zu haben, war ihm noch um einiges unangenehmer.