Kapitel 13:
An diesem Nachmittag, nachdem Darcy gegangen war, informierte Lizzie ihre Mutter und ihre Schwestern von ihrer Verlobung. Mrs. Bennet war natürlich hellauf erfreut und brach in Begeisterungsstürme aus. Auf einmal war Lizzie ihre liebste Tochter und dass diese von zu Hause weggelaufen war, war das vernünftigste auf der Welt, wenn es dazu gedient hatte, Mr. Darcy zu gewinnen. Kittie und Mary schienen eher unbewegt von der Verlobung ihrer Tochter und Mr. Bennet sagte kein Wort dazu, sondern warf seiner Tochter nur einen ernsten Blick zu, der bedeuten sollte: „Du hast dich also endgültig entschieden, dann lebe auch mit den Folgen!"
Lizzie ließ sich aber von dem Blick ihres Vaters nicht aus der Ruhe bringen. Sie war sich ihrer Entscheidung sicher und daran würde die Ablehnung ihres Vaters gegenüber ihrem Verlobten sicher nichts ändern. Das Einzigste, was sie bekümmerte, war, dass ihr Vater vielleicht, wenn er bemerkte, dass seine Erpressungsversuche nichts gebracht hatten, noch zu anderen Methoden greifen würde, um sie und Fitzwilliam auseinander zu bringen. Doch es schien nicht so auszusehen, als wollte er sich in ihre Verlobung einmischen. Das Einzige, was er an diesem Abend noch zu der Verlobung seiner Tochter bemerkte – und das auch nur auf Drängen von Mrs. Bennet – war, dass Geld und Besitz nicht alles sei und er seiner Tochter einen anderen Ehemann gewünscht hätte. Daraufhin begann Mrs. Bennet natürlich laut zu protestieren und die vielen Vorteile dieser Verbindung aufzuzählen. Lizzie konnte zwar bei den Vorteilen nicht hundertprozentig mit ihrer Mutter übereinstimmen, aber sie war froh, dass wenigstens eins ihrer Elternteile hinter dieser Verlobung stand.
Als sie abends im Bett lag, sann sie noch einmal über das nach, was am Tag passiert war. Nein, sie bereute ihre Entscheidung nicht, aber es fühlte sich so komisch an, wenn sie daran dachte, dass sie sich mit dieser Entscheidung endgültig von ihrem Vater lossagte. Sie hatte ihn immer so sehr geliebt. Schon als kleines Mädchen war sie die Einzige gewesen, der er es vergeben hatte, wenn sie ihn in der Bibliothek störte. Sie war ihm immer willkommen gewesen und nichts konnte sie tun, dass ihn gegen sie einnahm, und nun sollte sich das alles ändern, nur weil sie einen Mann heiratete, den er nicht für geeignet hielt. Nun würde sie bald nicht nur in seiner Bibliothek unwillkommen sein, sondern auch hier in Longbourn, in ihrem Zuhause. Dieser Gedanke schmerzte, doch sie versuchte nicht mehr daran zu denken. Wenn ihr Vater erst erkannte, was für ein guter Mann Mr. Darcy eigentlich war, würde er sicher einlenken. Sie schloss die Augen und versuchte an Darcy zu denken. Sie erinnerte sich daran, wie er ihren Fuß untersucht hatte und daran, wie er sie das erste Mal geküsst hatte, an den liebevollen Blick, mit dem er sie immer bedachte, und da war ihr klar, dass sich alle Traurigkeit für ihn lohnte. Um dieses Strahlen immer wieder in seine Augen zu bringen, würde sie alles tun. Sie würde ihn nicht verlassen, sie konnte es einfach nicht. Nein, ihr Herz hatte schon lange diese Entscheidung für sie gefällt, bevor sie sich bewusst für Mr. Darcy und gegen ihren Vater entschieden hatte. Jetzt gab es kein Zurück mehr und sie wollte auch nicht mehr zurück. Ihre Zukunft lag vor ihr und sie würde jetzt nicht zögern.
Am nächsten Tag kamen dann Mr. Darcy und Jane und Mr. Bingley zum Dinner. Die Kühle, mit der ihr Vater Mr. Darcy behandelte, führte Lizzie hier erneut den Konflikt, in dem sie steckte, vor Augen. Vor allem bei der Freundlichkeit und Vertrautheit, mit der Mr. Bennet Bingley behandelte, war es hart zu sehen, wie kühl und abweisend ihr Vater Mr. Darcy gegenüber war. Es tat ihr geradezu weh, wie wenig sich die beiden Männer, die sie am meisten liebte, verstanden. Ihr Verlobter sah, in welcher Zwickmühle sich Lizzie befand, und versuchte es ihr leichter zu machen und auf ihren Vater zuzugehen, aber Mr. Bennet ließ es einfach nicht zu und forderte Mr. Darcy mit seiner Unfreundlichkeit geradezu heraus. Es war, als wollte er den Verlobten seiner Tochter dazu provozieren ausfallend zu werden. Das gelang ihm zwar nicht, aber es zerrte deutlich an den Nerven von seiner Tochter und ihrem Verlobten. Und als Mr. Bennet dann auf die höfliche Frage Mr. Darcys nach dem Hochzeitstermin, nur antwortete, es sei ihm völlig egal, wann sie heirateten, eine lange Wartezeit sei aber wohl weniger zu empfehlen, denn schließlich sei es schon zu näheren Kontakten gekommen, konnte Mr. Darcy nicht mehr an sich halten. „Sie urteilen sehr schnell, Mr. Bennet", rief er empört aus, „ich habe Ihre Tochter immer mit Anstand behandelt, aber wenn Sie daran zweifeln, kann ich wohl auch nichts dagegen machen. Aber ich will Sie nicht noch weiter beunruhigen. Ein Monat wird wohl Ihrer Frau reichen, um die Hochzeit vorzubereiten und ich habe kein Problem damit, Ihre Tochter möglichst bald zu heiraten." Damit verließ er ohne ein weiteres Wort den Raum.
Mrs. Bennet schimpfte Mr. Bennet für sein unhöfliches Verhalten gegenüber Mr. Darcy, wo dieser doch so freundlich gewesen war ihre Elisabeth als seine Frau zu wählen, und vor allem dafür, dass sie nun wegen seinen Worten nur einen Monat Zeit hätte, die Hochzeit vorzubereiten. Lizzie begnügte sich indes damit ihrem Vater nur einen wütenden Blick zuzuwerfen und lief dann Mr. Darcy hinterher. „Es tut mir leid", begann sie, als sie ihn draußen eingeholt hatte. Er dreht sich zu ihr um. „Nein, mir tut es leid", entgegnete er, „ich hätte mich nicht so von deinem Vater provozieren lassen dürfen. Kannst du mir verzeihen?"
„Natürlich Fitzwilliam", erwiderte sie und drückte seine Hand liebevoll, „du kannst doch nichts dafür, dass mein Vater sich so benimmt. Ich wünschte er würde dich höflicher behandeln, aber das ist wohl nicht möglich."
Darcy sah die Traurigkeit in den Augen seiner Verlobten und fragte leise: „Willst du, dass ich gehe? Lizzie, du musst es nur sagen." Lizzie schaute langsam zu ihm hoch, sie wusste, dass er mit seinen Worten mehr meinte, als nur, ob er für heute gehen sollte. Sie schüttelte leicht den Kopf, Tränen in ihren Augen. „Halt mich einfach nur fest, Fitzwilliam, bitte!", flüsterte sie. Er schloss sie in seine Arme und hielt sie fest. Es tat ihm weh, sie so leiden zu sehen, aber was konnte er machen? Wenn er ging, würde es ihr dann besser gehen? Würde das irgendetwas zwischen ihr und ihrem Vater ändern? Er konnte es nicht glauben, aber andererseits vielleicht war er einfach nur selbstsüchtig wie Mr. Bennet gesagt hatte, vielleicht war es wirklich besser für sie, wenn er ging und damit nicht weiter zwischen ihr und ihrem Vater stand. Aber dann spürte auch wieder ihre Arme um seinen Körper und wie sie sich an ihn lehnte. Konnte er sich da einfach so von ihr trennen? Tat er ihr nicht Schlimmeres an, wenn er erst der Grund für eine Entfremdung zwischen ihr und ihrem Vater war und sie dann wieder verließ? Und außerdem konnte er es überhaupt übers Herz bringen sich von ihr zu trennen, sie aus eigenem Willen wieder zu verlassen? Sein Herz sagte Nein, also würde er bei ihr bleiben. Zusammen würden sie das durchstehen. Er wusste, er konnte ihr ihren Vater nicht ersetzen, aber nun, wo sie sich für ihn entschieden hatte, würde er alles tun, damit es ihr gut ging.
Sanft beugte er sich zu ihr hinunter und flüsterte ihr leise zu: „Lizzie, ich liebe dich, ich weiß, das hilft dir gerade wenig, aber ich will nur, dass du es weißt. Ich stehe zu dir, egal, was passiert, hörst du?"
Lizzie lächelte leicht zu ihm hoch: „Danke Fitzwilliam." Darcy beugte sich noch tiefer zu ihr herunter und küsste sie sanft. Er wollte ihr eigentlich nur einen kurzen Kuss geben, schließlich standen sie direkt vor ihrem Elternhaus. Aber Lizzie zog ihn weiter zu sich herunter und intensivierte ihren Kuss. Sie strich zärtlich durch seine dunklen Locken und wisperte Worte der Liebe gegen seine Lippen. Für Fitzwilliam war das genügend Anreiz sie noch näher an sich zu ziehen und seine Hände über ihren Rücken gleiten zu lassen. Genau in diesem Augenblick trat Mr. Bennet aus dem Haus. „Mr. Darcy", rief er verärgert aus, woraufhin sich dieser schnell von seiner Verlobten löste. Lizzie schnappte nach Luft, sowohl vor Erschrecken über das plötzliche Auftauchen ihres Vaters als auch, weil sie Luft nach Darcys Küssen mehr als nötig hatte, und wurde puterrot.
„Mr. Darcy, kommen Sie bitte mit", bat Mr. Bennet mit kühler Wut. Dieser tat wie im geboten war und ließ seine konsternierte Verlobte zurück.
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„Was sollte das, Mr. Darcy?", fragte Mr. Bennet erbost, sobald sich die Tür zur Bibliothek hinter ihnen geschlossen hatte.
„Ich habe meine Verlobte geküsst. Wollen Sie mir das etwa verbieten?", entgegnete Darcy ähnlich verärgert.
„Ja, genau, das würde ich gerne tun", erwiderte Mr. Bennet kühl, „ich weiß natürlich, dass ich Sie schwer dazu zwingen kann, aber ich würde es begrüßen, wenn meine Tochter ihre Unschuld nicht schon vor der Hochzeit verliert und würde sie daher bitten von solchen Gesten Abstand zu nehmen."
Mr. Darcy musste sich sehr zusammenreißen, seine Empörung ob einer solchen Mutmaßung zu verbergen. „Sie glauben also tatsächlich, ich würde Ihre Tochter mit so wenig Respekt behandeln, sie schon vor unserer Hochzeit in mein Bett zu holen? Da muss ich Sie leider enttäuschen, Mr. Bennet, ein solcher Lüstling bin ich nicht, auch wenn es Ihnen offensichtlich gefällt mich als einen solchen zu sehen. Ich liebe Ihre Tochter und würde niemals etwas tun, um sie zu verletzen oder ihren Ruf und ihre Tugend zu gefährden."
„Dann haben Sie sicher nichts dagegen bis zu ihrer Hochzeit von Küssen und Umarmungen Abstand zu nehmen, oder?", wollte Mr. Bennet provozierend von seinem Gegenüber wissen.
Darcy ballte wütend seine Fäuste, blieb aber ansonsten ruhig, als er in kühlem Ton antwortete: „Nein, damit habe ich kein Problem, Mr. Bennet, wenn Sie das wünschen. Haben Sie mir sonst noch etwas zu sagen?"
Mr. Bennet verneinte dies und Mr. Darcy verließ das Zimmer. Seine Wut auf Mr. Bennet war groß, aber er wusste, dass er sich den Respekt dieses Mannes nur damit verdienen konnte, wenn er trotz aller Provokationen ruhig blieb und ihm gehorchte. Wenn er jetzt Mr. Bennets Anweisungen folgte, vielleicht würde dann dieser Mann seine Meinung über ihn ändern und Lizzie nicht verstoßen. Entschlossen alles zu tun, um Lizzie wieder mit ihrem Vater zu versöhnen, trat er wieder zu seiner Verlobten hinaus, die vor dem Haus auf ihn gewartet hatte.
„Was ist los?", fragte Lizzie besorgt, „Was hat mein Vater gesagt? Er hat doch nicht unsere Verlobung wieder aufgelöst."
„Nein", erwiderte Darcy, während er Lizzie beruhigend seinen Arm auf die Schulter legte, „er will nur, dass ich mich demnächst etwas mehr zusammenreiße."
„Inwieweit?", erkundigte sich Lizzie verdutzt.
„Keine Küsse, keine Umarmungen, auf dass deine Unschuld geschützt werde", entgegnete Mr Darcy mit deutlich sarkastischen Unterton.
„Das kann er doch nicht ernst meinen", erwiderte Lizzie geschockt und fragte dann nach einer kurzen Pause, „und was hast du gesagt, Fitzwilliam? Du hast doch nicht etwa vor, seinen Anweisungen zu folgen? Ich meine, wir sind verlobt."
„Ja, wir sind verlobt", meinte dieser daraufhin deutlich erregt, „aber wir sind noch nicht verheiratet und er ist dein Vater. Natürlich werde ich tun, was er von mir verlangt."
Lizzie blickte ihren Verlobten verwundert und enttäuscht an. „Das meinst du nicht ernst; oder?"
„Natürlich," entgegnete Darcy, „wie soll ich sonst die Akzeptanz deines Vaters erlangen. Wenn ich seine Wünsche einfach ignoriere, wird ihn das sicher nicht für mich einnehmen. Und da ich nicht will, dass er dich nach unserer Hochzeit wie eine Fremde behandelt, halte ich es für wichtig, jetzt jede Forderung, die er an mich stellt, zu erfüllen."
„Und wenn er dich bittet, mich zu verlassen, wirst du das auch tun? Wirst du dann unsere Verlobung lösen?", fragte Lizzie wütend.
„Nein, natürlich nicht", verteidigte sich ihr Verlobter, „aber Lizzie, versteh doch bitte, dass ich bei solchen Kleinigkeiten lieber deinem Vater gehorche als mich mit ihm anlege."
„Dass wir uns nun einen Monat weder küssen noch umarmen noch sonst irgendwelche Zärtlichkeiten austauschen können, ist also eine Kleinigkeit?", empörte sich Lizzie.
„Lizzie, bitte reg dich nicht auf", versuchte Mr. Darcy seine Verlobte zu beruhigen, „es ist natürlich keine Kleinigkeit und denkst du, mir wird es nicht schwer fallen, aber es ist eine Kleinigkeit verglichen damit, dass dein Vater vorhat dich nicht mehr zu sehen, sobald du mich heiratest. Das war, was ich meinte."
„Ich verstehe schon", erwiderte Lizzie, „aber du wirst mit deinem Verhalten meinen Vater nicht umstimmen können, das ist, was ich denke, und es wird somit völlig umsonst sein, nur eine weitere Sache, mit der mein Vater uns das Leben schwer macht."
Darcy strich sanft über Lizzies Gesicht. „Das kann man aber nicht wissen, oder?", argumentierte er, „und wir werden ja bald den Rest unseres Lebens miteinander verbringen, da ist doch diese kurze Zeit unserer Verlobung nicht so entscheidend, oder?"
Lizzie lächelte ihn versöhnlich an, es widerstrebte ihr aber immer noch, dass Fitzwilliam sich einfach so mit Mr. Bennets Forderung abgefunden hatte. Sie wusste, ihr Vater wollte sie nur provozieren und sie auseinander bringen und seine Forderung, dass sie sich nicht küssten und umarmten, diente auch nur diesem Ziel und hatte keineswegs den Grund in der Sorge ihres Vaters um ihre Tugend. Sie verstand einfach nicht, wieso Fitzwilliam das nicht erkannte, und hatte gleichzeitig Angst davor, was ihrem Vater in dieser Hinsicht noch einfallen würde. Welche Steine würde er ihnen noch in den Weg legen?
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Zu Lizzies Verwunderung schien Mr. Bennet nicht gewillt die Hochzeit zwischen ihr und Mr. Darcy zu vereiteln, denn in den nächsten Tagen war er zwar gegenüber ihnen beiden unfreundlich und kühl, aber machte keinerlei Versuche sie auseinander zu bringen. Die Hochzeitsvorbereitungen liefen völlig normal ab und das Einzigste, was Lizzie zur Verzweiflung brachte, war, dass ihr Verlobter nie auch nur ein bisschen von der Forderung Mr. Bennets abwich. Nicht einmal, wenn sie völlig allein waren, ließ er solche kleinen Zärtlichkeiten zu, so dass Lizzie ihn mit ihrem Verhalten manchmal geradezu herausforderte. Doch Mr. Darcy blieb stark durch seine jahrelang trainierte Selbstbeherrschung. Er mochte sich manchmal zu ihrem Mund herabbeugen, aber bevor sich ihre Lippen berühren konnten, hatte er sich auch schon wieder zurückgezogen. Lizzie frustrierte dies sehr, doch alle Diskussionen mit ihrem Verlobten halfen nichts. Fitzwilliam war davon überzeugt, dass es wichtig war Mr. Bennets Wünsche zu achten, und Lizzie blieb nichts anderes übrig als das zu akzeptieren. Nachts lag sie jedoch oft wach und sehnte sich nach Liebesbeweisen von ihrem Verlobten, während sie darüber nachsann, ob ihr Vater ihren Verlobten jemals akzeptieren würde. Es war alles so verworren: Ihr Verlobter behandelte sie so distanziert und die Ablehnung ihres Vaters gegenüber demselben wurde auch nur von Tag zu Tag größer. Nicht konnte sie tun, das ihren Vater umgestimmt hätte, und auch das Verhalten Fitzwilliams, der immer um Höflichkeit bemüht war, bewegte ihren Vater nicht zum Einlenken. Lizzie war verzweifelt. Es schien ihr, als würde sie auf der Stelle gehen, als wären alle ihre Bemühungen um Versöhnung umsonst. Sogar ein erneuter Krach zwischen ihrem Vater und ihrem Verlobten wäre ihr lieber gewesen als dieses ständige Auf-der-Stelle-Treten.
Kapitel 14:
An einem Nachmittag in dieser ersten Woche ihrer Verlobung sprach sie mit Jane über ihre Gefühle bezüglich ihrer Verlobung und der Ablehnung ihres Vaters.
„Was soll ich nur tun?", fragte sie ihre Schwester, „Fitzwilliam und ich könnten so glücklich sein, aber Papas Ablehnung ist wie ein dunkler Schatten über unserer Beziehung. Es kommt mir so vor, als würde er uns ständig beobachten und selbst wenn er nicht da ist, ist er dadurch anwesend, dass Fitzwilliam sich total zurücknimmt in seinem Verhalten mir gegenüber. Es kommt mir so vor, als kenne ich weder meinen Vater noch meinen Verlobten mehr richtig. Es ist unerträglich, Jane. Es ist einfach nur unerträglich. Ich kann es jetzt schon nicht mehr erwarten, dass diese Verlobungszeit endlich zu Ende ist und gleichzeitig fürchte ich diesen Augenblick, denn ab dann bin ich für Vater eine Fremde."
Jane legte den Arm um ihre Schwester und tröstete diese: „Ich denke, du siehst das viel zu negativ, du bist Papas Lieblingstochter, er wird sicher nicht wegen Mr. Darcy mit dir brechen. Das denkst du nur, weil er nicht ganz so begeistert ist von deiner Wahl eines Ehemanns."
„Nicht ganz so begeistert?", rief Lizzie ungläubig aus, „Papa verabscheut Fitzwilliam und hat mir angekündigt mich zu verstoßen, sobald ich meinen Namen in Darcy ändere. Das ist mehr als nicht ganz so begeistert von etwas zu sein."
Das musste auch Jane zugeben, aber sie konnte dennoch nichts Schlechtes von ihrem Vater denken und meinte deshalb: „Aber Lizzie, das meint er doch nicht ernst. Das hat er sicher nur gesagt, weil er denkt, dass Fitzwilliam nicht der richtige Mann für dich ist, aber spätestens bei deiner Hochzeit wird er einlenken, dich um Vergebung bitten und daraufhin ein gerngesehener Gast auf Pemberley sein. Er muss sich nur einfach damit abfinden, dass du wirklich heiratest und dein Zuhause verlässt, doch sobald er sich damit abgefunden hat, wird eure Beziehung wieder wie vorher sein."
Lizzie lachte bitter auf: „Du kannst das gerne glauben, wenn dich das glücklich macht. Ich werde mich keinen Illusionen hingeben." Mit diesen Worten stand sie auf und verließ ihre Schwester.
Auf dem Weg nach Longbourn traf sie ihren Verlobten, der einen Ausritt gemacht hatte. Als, er sie sah, lenkte er sein Pferd in ihre Richtung und blieb schließlich dort mit seinem Pferd stehen. „Guten Tag, Elisabeth, hier bist du also, da ist es ja klar, dass ich dich auf Longbourn nicht finde." Er stieg ab und lief neben ihr her.
Ihre Schweigsamkeit verunsicherte ihn. „Was ist los?", wollte er beunruhigt wissen.
„Meine Schwester", erklärte Lizzie, „ich habe sie eben besucht. Ich hatte mir einen Rat von ihr erhofft, aber sie erzählt mir nur in ihrer Naivität, dass Papa seine Worte nicht so gemeint hat und dass unsere Beziehung wieder wie früher wird. Dabei weiß ich doch selbst am besten, dass es niemals wieder wie früher wird. Alles hat sich geändert, seit ich von hier weggelaufen bin, nein, schon vorher, seit ich dich lieben gelernt habe. Ich weiß nicht, was ich noch tun soll, Fitzwilliam. Es kommt mir so vor, als wäre alles aus den Fugen geraten. Bitte Fitzwilliam, halt mich einfach nur fest, ja?" Sie blickte ihn bittend, fast flehend an.
Fitzwilliam zögerte. „Natürlich", dachte Lizzie erbost, „er kann mich ja nicht in die Arme nehmen, das ist gegen die Regeln meines Vaters und er ist doch so darauf bedacht, meinem Vater zu gehorchen." Ärgerlich drehte sie sich weg und wollte weggehen. Was half es ihr mit Fitzwilliam zusammen zu sein, wenn dieser sie nicht einmal tröstete, wenn sie ihn darum bat? Sie konnte auch gut alleine mit der Situation fertig werden.
Doch bevor sie sich entfernen konnte, hielt sie Fitzwilliam fest und zog sie in seine Arme. Im ersten Moment dachte sie zynisch, dass er wohl nicht damit rechnete hier ihrem Vater zu begegnen und es deshalb wagte, sie in die Arme zu nehmen, dann aber ließ sie sich einfach nur von seinen Armen umfangen und lauschte auf seinen stetigen, beruhigenden Herzschlag. Es war so gut zu wissen, dass er zu ihr stand, egal, was passierte. Sie wünschte sich nur, dass er ihr seine Zuneigung häufiger so zeigen würde, dann wäre die ganze schwierige Situation vielleicht leichter für sie zu ertragen.
Einige Zeit standen die beiden reglos da, bis Fitzwilliam sich langsam von seiner Verlobten löste. „Geht es dir jetzt besser?", fragte er fürsorglich. Lizzie nickte.
„Ich muss dir etwas gestehen", begann er, während sie sich gemeinsam auf den Weg nach Longbourn machten, „ich habe heute einen Brief bekommen und muss morgen geschäftlich nach London. Das wollte ich dir mitteilen, als ich eben nach Longbourn geritten bin."
Lizzie sagte einen Moment nichts und fragte dann: „Du reist dann direkt von London nach Pemberley weiter, oder?"
Fitzwilliam nickte. Er wusste, dass er Lizzie damit keine Freude machte, wenn er sie so kurz nach ihrer Verlobung wieder allein ließ, doch er wusste, es musste sein. Er wollte noch einige Vorbereitungen für Lizzies Ankunft in Pemberley treffen und auch sonst wollte er viele Dinge lieber noch vor seiner Hochzeit regeln als danach. „Ich verspreche dir aber spätestens eine Woche vor der Hochzeit wieder bei dir zu sein", versicherte er ihr.
Lizzie lächelte schwach und blickte auf den Boden. Er wusste, sie war enttäuscht. Sie hätte vor ihrer Hochzeit lieber noch mehr Zeit mit ihm verbracht.
„Wenn dir das nicht passt, sag es", forderte er sie, „und wenn dir das alles zu schnell geht mit unserer Verlobung, können wir unsere Hochzeit auch verschieben. Ich will dir gerne noch Bedenkzeit einräumen, falls du diese brauchst. Ich habe kein Problem damit und deine Mutter wird wohl auch eher froh darüber sein."
„Nein", erwiderte Lizzie entschlossen, „wir verschieben die Hochzeit nicht. Du hast zwar Recht, mir geht das alles zu schnell mit unserer Hochzeit, aber einerseits werde ich ganz sicher meinem Vater nicht diese Genugtuung gönnen sie zu verschieben. Für ihn käme das nämlich so ziemlich einer Auflösung unserer Verlobung gleich. Und andererseits will ich diese schreckliche Verlobungszeit endlich hinter mich bringen. Es liegt nicht an dir, Fitzwilliam, dass ich unsere Verlobungszeit als unerträglich empfinde, aber es ist dennoch so. Ständig beobachtet uns mein Vater, ob er nicht einen Fehler in deinem Verhalten finden kann. Am laufenden Band provoziert er dich und mich ignoriert er fast völlig. Ich habe Angst davor zu heiraten, vor allem nach den Drohungen meines Vaters, dass ich für ihn ab dann nicht mehr als seine Tochter gelte, aber diese Zeit des Abwartens auf eine Veränderung in seiner Einstellung zu dir halte ich auch nicht mehr viel länger aus. Wenn wir geheiratet haben, ist wenigstens unsere Beziehung endlich offiziell, dann kann er uns nicht mehr auseinander bringen, dann gehören wir vor Gott und der Welt zusammen. Dann brauchen wir uns nicht mehr verstecken, dann kannst du mich endlich in deinen Armen halten, egal wer zuschaut und egal, wo wir sind. Ach Fitzwilliam, um das zu erreichen würde ich dich auch schon morgen heiraten."
Überwältigt starrte Fitzwilliam seine Verlobte an: „Es freut mich, dass du dir deiner Gefühle für mich so sicher bist, aber ich denke dennoch, dass wir unsere Hochzeit lieber verschieben sollten, wenn es dir auch nur ein bisschen zu schnell geht. Ich will dir alle Zeit der Welt geben, dich darauf vorzubereiten und darüber nachzudenken, ob du es wirklich möchtest."
„Ich möchte es wirklich", entgegnete Lizzie, „Ich bin mir sicher in meiner Entscheidung. Ich finde es nur schade, dass du so schnell abreist und ich allein die Ablehnung meines Vaters und die hysterischen Anfälle meiner Mutter durchstehen muss."
„Das tut mir auch leid", erwiderte Fitzwilliam, „aber ich komme, sobald wie möglich nach Netherfield zurück. Das verspreche ich dir." Der liebevolle Blick in seinen Augen unterstrich die Ernsthaftigkeit in seinen Worten.
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Am nächsten Tag kam Mr. Darcy bei den Bennets vorbei, um von Lizzie Abschied zu nehmen. Diese sah durchaus unglücklich darüber aus, dass ihr Verlobter Hertfordshire so schnell wieder verlassen musste und auch Mrs. Bennet war enttäuscht. Nur bei Mr. Bennet konnte man, wenn man genau hinsah, ein selbstzufriedenes Lächeln erkennen. Ihm konnte sein zukünftiger Schwiegersohn gar nicht früh genug abreisen und als Mr. Darcy sich dann verabschiedete, beobachte er das Pärchen sehr genau, so dass ihm Mrs. Bennet ungehalten zuzischelte: „Lass den beiden doch ein bisschen Privatsphäre, so dass sich Mr. Darcy richtig von Lizzie verabschieden kann."
„Man weiß nie, was Männer wie er sich herausnehmen, wenn man sie nicht im Auge behält und sie sind immerhin noch nicht verheiratet", entgegnete Mr. Bennet, woraufhin Mrs. Bennet wieder ins Haus ging, während sie darüber jammerte, dass ihr Ehemann mit seinem Verhalten Mr. Darcy noch vollständig vertreiben würde.
Lizzie und Mr. Darcy verabschiedeten sich in der Zeit etwas entfernt von den anderen voneinander.
„Ich werde dich vermissen", meinte Lizzie leicht bekümmert. Sie hatte nicht vorgehabt ihrem Verlobten seine Abreise schwer zu machen, aber als er nun tatsächlich abreiste, fiel es ihr nicht leicht ihn gehen zu lassen.
„Ich bin bald wieder zurück", versicherte Darcy ihr, während er sanft ihre Wange streichelte, seine Hand aber unter dem Blick von Lizzies Vater schnell wieder zurückzog.
Lizzie bemerkte es und erkannte auch den Grund für sein Verhalten. Leise flüsterte sie: „Bitte Fitzwilliam, hör auf dich wegen meinem Vater zu verstellen. Verabschiede dich nur heute einmal richtig von mir!" Dabei streckte sie ihm bittend und erwartungsvoll ihre Lippen entgegen, doch Fitzwilliam ignorierte ihre Geste und ergriff stattdessen ihre Hand und küsste diese. Die Enttäuschung war deutlich in Lizzies Augen zu lesen, ihr Verlobter versuchte sie mit seinen Augen zu besänftigen, aber Lizzie war wütend und keineswegs gewillt ihm diese Zurückweisung einfach so zu vergeben. Fitzwilliam erkannte, dass er mit seinem streng sittsamem Verhalten den Zorn seiner Herzensdame auf sich gezogen hatte, wusste aber auch, dass er ihr unter den Augen ihres Vaters unmöglich seine Liebe auf die Weise zeigen konnte, die sie von ihm erwünschte. Als kleinen Beweis seiner Zuneigung drehte er ihre Hand herum und küsste auch die Handinnenfläche.
Diesmal war sein Kuss mehr als nur eine billige Höflichkeitsfloskel. Die Berührung der Lippen ihres Verlobten auf ihrer Haut löste bei Lizzie ein flaues, aber angenehmes Gefühl im Magen aus. Sie schaute zu ihm hoch, nun ohne auch nur einen Hinweis der Missbilligung, sondern mit einem Ausdruck tiefster Liebe. Als Mr. Darcy den liebenden und sehnsüchtigen Blick seiner Verlobten wahrnahm, hielt er es für an der Zeit zu gehen. Er wusste, wenn er nur noch einige Sekunden länger in ihre hübschen und erwartungsvollen Augen blickte, würde er schwach werden und sie direkt vor Mr. Bennet küssen, wobei der Kuss, der ihm vorschwebte, mehr war als nur ein kurzer Abschiedskuss.
Er ließ langsam ihre Hand los. „Auf Wiedersehen, Liebste", flüsterte er. Mit diesen Worten drehte er sich um und stieg auf sein Pferd. Nach einem letzten Blick auf Elisabeth ritt er davon.
Lizzie blieb reglos vor dem Haus stehen und starrte ihm hinterher. Sie vermisste ihn schon, während er noch in Sichtweite war und fragte sich, wieso es ihr trotz des Wissens, dass sie bald Mann und Frau sein würden, so schwer fiel, sich auch nur für kurze Zeit von ihm zu trennen. Die Tiefe ihrer Liebe zu ihm erschreckte sie fast schon. Es war schwer sich vorstellen, dass ihre Liebe zu ihm so schnell so sehr gewachsen war und es machte ihr auch etwas Angst. Noch im Herbst hatte sie geglaubt, sie könnte auch gut damit leben, wenn er nicht aus London zurückkam und, wie seine Tante es wünschte, seine Cousine heiratete, und mittlerweile fühlte sie sich schon völlig verlassen, wenn sie nur zwei Wochen von ihm getrennt war.
„Kommst du auch endlich wieder herein, Lizzie?", riss sie die Stimme ihrer Mutter aus ihren Gedanken, „Mr. Darcy wird sicher nicht schneller zurückkommen, wenn du draußen auf seine Rückkehr wartest. Außerdem holst du dir bei der Kälte draußen nur den Tod, also komm endlich rein."
Jetzt erst wurde Lizzie bewusst, dass sie fror, und sie wandte sich zum Gehen. Ihre Mutter hatte nicht oft Recht, aber es stimmte tatsächlich, dass es nichts brachte länger draußen zu stehen und hinter ihrem schon längst hinter einer Biegung verschwundenen Verlobten herzustarren. Wie aus einem Reflex heraus wischte Lizzie sich übers Gesicht und bemerkte, dass ihre Wangen feucht waren. Sie hatte offensichtlich geweint, obwohl sie das selbst nicht wirklich wahrgenommen hatte. Das würden zwei lange Wochen, stellte sie im Stillen fest, als sie das Haus betrat.
