So, ihr Lieben, ich kam gestern endlich mal wieder zum Schreiben und so nun endlich Kapitel 20 für, diesmal ist es echt Kapitel 20. Wenn ihr Ideen oder Anmerkungen dazu habt oder zu der Fortsetzung der Geschichte, nehme ich die gerne entdecken.

Viel Spaß beim Lesen!

Kapitel 20:

Lizzie war sehr müde, als sie endlich in London ankamen. Ihre Reise hatte sich aufgrund eines gebrochenen Rades um zwei Stunden verzögert, und so war es schon entsprechend spät und sie entsprechend erschöpft. Am liebsten wäre sie gleich ohne Essen ins Bett gegangen, aber Darcy bestand darauf, dass sie noch gemeinsam aßen, bevor sie sich zurückzogen.

„Lass mich nur schnell Mrs. Jones Bescheid geben, dann ist sicher schon innerhalb der nächsten Viertelstunde für uns der Tisch gedeckt. Und du willst ja auch nicht das Abendessen auslassen. Schließlich haben wir heute Mittag nur eine kurze Mahlzeit auf der Reise eingenommen und du hast sicher Hunger. Außerdem soll dein Vater mir schließlich nicht vorwerfen können, dass du, sobald du meine Frau bist, nichts Richtiges mehr zu essen bekommst", meinte Fitzwilliam und war dann verschwunden. Lizzie ließ sich lächelnd auf ein Sofa im Salon nieder. Tatsächlich hatte sie Hunger, aber sie hatte zu einer so späten Stunde niemandem mehr Mühe machen wollen und wäre auch ohne Essen ins Bett gegangen.

Sie lehnte sich nach hinten und schloss einen Moment die Augen. Sie döste einen kurzen Augenblick ein, aber dann wurde ihr kurzes Nickerchen durch das geräuschvolle Schließen der Tür unterbrochen. Sie blickte hoch, überrascht, dass ihr Ehemann schon so schnell von Mrs. Jones zurückgekehrt war. Doch vor ihr stand nicht Fitzwilliam, sondern Lady Catherine de Bourgh, deren Gesichtsausdruck nichts Gutes verhieß.

„Lady Catherine, was wollen Sie hier?", fragte Lizzie verwundert.

„Was ich hier will, fragst du. Das ist ja wohl klar", erwiderte Lady Catherine harsch, „ich will natürlich diese Hochzeit zwischen Ihnen und meinem Neffen wieder rückgängig machen. Wie ich sehe, seid ihr grade erst angekommen, also wird es nicht schwer sein, die Ehe zu annullieren..."

„Wenn Sie mit Ihrem Neffen sprechen wollen, sind Sie hier falsch. Er ist gerade zu Mrs. Jones gegangen, um sie zu bitten, uns eine Mahlzeit vorzubereiten", unterbrach Lizzie Lady Catherine. Sie war jetzt zu müde für einen Streit mit Darcys besserwisserischer Tante.

Doch Lady Catherine blieb stur stehen und entgegnete kühl: „Ich wollte mit Ihnen reden, Miss Bennet…."

„Mrs. Darcy", verbesserte Lizzie sie, aber Lady Catherine fuhr ungerührt fort: „Mein Neffe hat sie nun also geheiratet, und Sie glauben Ihr Ziel erreicht zu haben, aber ich sage Ihnen: Sie liegen falsch. Sie kennen die Männer nicht: Sobald Mr. Darcy genug von ihrem hübschen Gesicht und ihrem schönen Körper hatte, wird er bemerken, was Ihnen an Erziehung und gesellschaftlichem Umgangsformen fehlt. Dann wird er auf Sie und Ihre Familie herabschauen. Vielleicht werden Sie Glück haben und er wird sich damit begnügen sich eine Mätresse zu nehmen und darüber taktvoll schweigen, aber wahrscheinlicher ist, dass Sie und Ihre Kinder dann in ein einsames Cottage verbannt, um die Schande zu vergessen, die er mit der Heirat mit Ihnen über die Familie gebracht hat. Und wenn Sie ihm keinen Erben schenken, wird er sich auf jeden Fall von Ihnen scheiden lassen. Denken Sie nicht, dass er davor zurückschrecken würde. Mr. Darcy ist genau wie jeder andere Mann von Welt und braucht einen Erben. Wenn Sie ihm den nicht schenken können, wird es eine andere tun und Sie werden ruiniert sein. Wollen Sie das wirklich, Miss Bennet? Wollen Sie das sich selbst und Ihrer Familie antun? Ich kann es kaum glauben. Also hören Sie sich mein Angebot an: Ich werde Ihnen 5.000 Pfund Mitgift versprechen, wenn Sie diese Ehe annullieren. Bisher hat sich Ihre Hochzeit noch nicht herumgesprochen. Sie können es sich also noch anders überlegen, und mit dem Geld, das ich Ihnen anbiete, werden Sie sicher bei Ihrem zweiten Versuch eine fast ebenso gute Partie machen. Was meinen Sie dazu, Miss Bennet?"

Zunächst saß Lizzie nur schweigend da, sie konnte nicht glauben, was Lady Catherine de Bourgh ihr hier angeboten hatte. Es war zu unglaublich. Fast war ihr, als befände sie sich in einem Albtraum, aber es war die Wirklichkeit. Erbost sagte sie schließlich: „Ihr Angebot, Lady Catherine beleidigt mich zutiefst. Was Sie auch darüber denken möchten, ich heirate Ihren Neffen nicht wegen seiner gesellschaftlichen Stellung oder seinem Reichtum. Ich liebe Fitzwilliam und Sie könnten mir Ihr ganzes Vermögen anbieten und ich würde immer noch ablehnen. Denken Sie, wenn ich mich sogar mit meinem eigenen Vater zerstritten habe, um Fitzwilliam zu heiraten, würden mich Ihre 5.000 Pfund zu dem Annullieren der Ehe bewegen, vor allem wenn ich weiß, dass Fitzwilliam das Doppelte dieses Betrages in einem Jahr verdient. Aber was viel wichtiger ist, ich weiß, dass nicht nur ich Fitzwilliam von ganzem Herzen liebe, sondern er auch mich liebt, und zwar nicht nur wegen meinem reizenden Gesicht oder meiner guten Figur. Er liebt meinen Charakter und würde sich niemals von mir trennen. Also hören Sie mit Ihren Lügengeschichten auf, Lady Catherine!"

Lizzie hatte kaum bemerkt, wie sie aufgestanden war und in der Hitze des Gefechts einige Schritte auf Lady Catherine zugemacht hatte, nur standen sie kaum noch einen Meter voneinander entfernt und starrten sich wütend an.

„Aha, dann hat Ihr Vater also auch gesehen, was Sie selbst nicht sehen wollten, dass Sie mit dieser Heirat jeglichen Anstand und Ehrgefühl verraten, dass mein Neffe viel zu hoch in der Gesellschaft steht als eine dahergekommene, verarmte Landadelige wie Sie zu heiraten", antwortete Lady Catherine mit Verachtung und Hochmut.

„Da irren Sie sich, Lady Catherine", diese Worte schrie Lizzie schon fast heraus, „mein Vater glaubt nicht, dass ich Mr. Darcy zu gut für mich ist, sondern dass ich zu gut für ihn bin. Er glaubt genau wie Sie, er hätte nicht den Takt dafür mich mit Respekt und Freundlichkeit zu behandeln, dass er mich schlecht behandeln oder verlassen würde, aber ich weiß, dass Fitzwilliam mich liebt und dass ich ihn liebe. Daran können weder mein Vater noch Sie etwas ändern. Ich liebe ihren Neffen und wir sind verheiratet, finden Sie sich endlich damit ab!"

Lady Catherine zog zornig die Augenbrauen zusammen: „Sie zu gut für meinen Neffen, dass ich nicht lache. Man muss sich ja für Darcy schämen, dass er in eine solche Familie eingeheiratet hat. Aber glauben Sie mir und Ihrem Vater, es wird nicht lange halten, mein Neffe wird noch innerhalb des ersten Jahres bereuen Sie geheiratet zu haben und dann werde Sie traurig sein, soviel dafür geopfert zu haben. Denn wenn Sie Ihre eigene Familie verloren, nehmen Sie bloß nicht an, Darcys Familie und Freunde würden Sie mit offenen Armen aufnehmen. Sie werden kritisiert werden, wo Sie auch hinkommen und niemals dazugehören, und wären Sie hundert Jahre mit meinem Neffen verheiratet. Also nehmen Sie mein Geld und werden Sie glücklich damit. Ich wäre sogar bereit Ihnen noch mehr zu geben, wenn Sie darauf bestehen. Dann wird auch Ihr Vater Sie wieder in seine Arme schließen. Sie werden auf jeden Fall nicht mit leeren Händen heimkehren, Miss Bennet."

„Ich heiße nun Mrs. Darcy, akzeptieren Sie das endlich, Lady Catherine", schrie Lizzie Darcys Tante nun wie eine Furie an, „und nein, ich will Ihr Geld nicht. Ich will keine Annullierung, ich liebe Ihren Neffen und ich werde diese Ehe nicht lösen. Verstehen Sie das bitte endlich!"

Mittlerweile hatte besagter Neffe den Raum betreten, unbemerkt von Lady Catherine und Elisabeth, die nur einander aufgebracht fixierten. Lady Catherine, die glaubte, dass sie nun, wo Miss Bennet schon anfing zu schreien, diese sicherlich weichkochen konnte, fuhr fort: „Hören Sie doch auf von Liebe zu reden, Miss Bennet, oder glauben Sie tatsächlich daran? Mein Neffe hat Sie doch nur geheiratet, weil sie ein süßes Lächeln haben und ein paar sanfte Kurven vorzuweisen haben. Wenn Sie das für Liebe halten, halte ich Sie für sehr dumm. Sie haben das Privileg ein paar Monate sein Bett zu wärmen, aber mehr auch nicht. Denken Sie etwa, es hätte vor Ihnen keine Frauen gegeben, mit denen er intim gewesen wäre. Viele von ihnen intelligenter, angesehener und hübscher als Sie. Sie sind nichts besonders, meine Liebe, außer, dass er sie geheiratet hat, um Sie ins Bett zu bekommen und die anderen nur seine Mätressen waren. Aber sein Interesse an Ihnen wird nicht länger andauern als sein Interesse an diesen Frauen. Ein paar Monate, vielleicht ein Jahr und Sie sind ihm langweilig. Sie werden schon sehen."

Lizzie, die bisher auf alle Beleidigungen Lady Catherines etwas hatte entgegen können, wusste nun nicht mehr, was sie sagen sollte. Auf einmal wurde ihr alles zuviel. Sie hatte Kopfschmerzen, ihr war müde und schwindelig zumute und sie wollte einfach nur noch, dass diese Frau aufhörte solche Dinge über ihren Gatten zu behaupten. Unvermutet für sie selbst und Fitzwilliam und Lady Catherine brach sie in Tränen aus. Die ganze Anspannung der letzten Tage, der schwere Abschied von Longbourn, all der Herzschmerz und die Ungewissheit brachen nun in heftigen Schluchzern aus ihr hervor.

Darcy machte schnell einige Schritte auf seine Gattin zu und zog sie in seine Arme. „Es ist alles gut, Lizzie, meine Tante wird sofort gehen", versprach er ihr tröstend, dann wandte er sich an Lady Catherine. Seine Stimme war kalt wie Stein: „Lady Catherine, bitte verlassen Sie mein Haus, ich dulde niemanden hier, der Elisabeth und mich beleidigt und meine Gattin zum Weinen bringt. Und wenn Sie nicht sofort gehen, lasse ich einen Diener rufen und Sie persönlich auf die Straße zerren."

„Ich gehe ja schon", erwiderte Lady Catherine, „Aber denk daran, Neffe, du machst einen großen Fehler, und Sie auch, Miss Bennet. Sie werden noch zu bald sehen, wie sich meine Worte bewahrheiten." Dann verließ sie erhobenen Hauptes das Haus der Darcys.

Darcy seufzte, während Lizzie immer noch schluchzte und offensichtlich nicht einmal mitbekommen hatte, dass Lady Catherine sie verlassen hatte. Sie klammerte sich an ihren Gatten wie eine Ertrinkende. Die einzigen Worte, die sie hervorbrachte, waren: „Sag, dass das nicht wahr ist, bitte."

„Es ist nicht wahr", beruhigte sie Fitzwilliam, „natürlich hatte ich vor dir auch schon Frauenbekanntschaften, aber du bist etwas Besonderes, ich würde nie daran denken, dich durch eine andere zu ersetzen. Du bist einzigartig, das Liebste, was ich habe. Ich könnte nicht leben ohne dich."

Lizzie nickte leicht als Zeichen, dass sie verstanden hatte und vergrub ihren Kopf tiefen in seiner Schulter. Egal was passierte, er war da und das gab ihr Kraft.

Als sie sich etwas beruhigt hatte, hob sie leicht den Kopf zu ihrem Gatten, so dass sie sich in die Augen blicken konnte und flüsterte leise: „Bring mich bitte ins Bett, Fitzwilliam."

Dieser nickte nur, der tränenverschleierte Blick Lizzies sagte ihm, dass es keinen Sinn hatte, sie zu bitten noch auf das Abendessen zu warten, das Mrs. Jones ihnen zubereiten wollte. Er würde sie einfach nur in ihr Zimmer bringen, sich dann leise entfernen, etwas essen und hoffen, dass sie sofort einschlafen würde. Ihre Erschöpfung war zumindest groß genug.

Sanft hob er sie auf seine Arme und trug sie die Treppen zu ihrem zukünftigen Schlafzimmer hoch. Es war genau, wie in seinen Träumen, aber eines war anders: Anstatt gutgelaunt, leidenschaftlich und frisch verliebt, war die Frau in seinen Armen erschöpft, traurig und müde. Ihr standen immer noch Tränen in den Augen. Das war nicht die Hochzeitsnacht, die er sich für Lizzie und sich gewünscht hatte. Er war wütend und frustriert, aber auch entschlossen, dass nicht an Elisabeth auszulassen. Was konnte sie denn für das unmögliche Verhalten seiner Tante?

Er beschloss, sofort wieder zu gehen, wenn er Lizzie auf ihrem Bett abgesetzt hatte. Er wusste nicht, wie er handeln würde, wenn er seine Gattin in ihrer Hochzeitsnacht in ihrem neuen Schlafzimmer, in ihrem neuen Bett sah. Dieser Versuchung fühlte er sich nicht gewachsen. Allein der Gedanke an daran und an das, was hätte sein können, trieb ihm das Blut durch die Adern. Doch er würde stark bleiben, Lizzie zuliebe.