So, ich habe dieses Kapitel dann doch nochmal verändert. Irgendwie war mir nicht wohl dabei, es so naja... doch sehr anregend zu belassen, so nun hier die gekürzte Version von Kapitel 21. Viel Spass beim Lesen!
Kapitel 21:
Lizzies verlorener Blick, nachdem er sie auf dem Bett abgesetzt hatte, hätte eigentlich schon fast gereicht, um Darcy zum Bleiben zu bewegen. Und als diese mit leiser, aber eindringlicher Stimme: „Bitte William, bleib bei mir", war es ihr unmöglich zu gehen. Er streichelte beruhigend ihre Wange und nahm sie in seine Arme. Erst als er merkte, wie sehr sein Körper auf Lizzies Nähe reagierte, stand er mit einem Seufzer auf. Er sollte besser gehen, solange er noch konnte.
„Bleib hier, bitte", Lizzie hielt seinen Arm fest und blickte ihn flehend mit großen braunen Augen an. Es brach ihm das Herz sie verlassen zu müssen, aber er konnte nicht bei ihr bleiben, nicht, wenn er sich so wenig unter Kontrolle hatte, wie es gerade der Fall war. Er machte sich sanft von ihr los: „Du solltest besser versuchen zu schlafen."
„In meinem Hochzeitskleid?", fragte sie ihn verwirrt und mit einem kleinen ironischem Lächeln.
„Natürlich nicht", entgegnete er. Sie war ja noch völlig bekleidet, das fiel ihm jetzt erst wieder wirklich auf. Wo war denn ihre Zofe überhaupt?
„Und?", Lizzie musterte ihn mit fragendem Blick, „ich kann das Kleid nicht alleine ausziehen. Es ist hinten zugeknöpft."
Jetzt fiel Fitzwilliam Darcy ein, wieso Lizzies Zofe nirgendwo zu finden war. Er hatte sie weggeschickt in der Annahme, dass seine Lizzie heute niemanden beim Auskleiden brauchen würde außer ihm. Er verfluchte seine eigene Dummheit, aber wie hatte er auch wissen können, dass Lady Catherine auftauchen würde und seine Gattin so beschimpfen würde, dass er sich nicht einmal mehr traute, daran zu denken, das mit ihr zu tun, was er eigentlich vorhatte.
Nur wer half jetzt Lizzie beim Auskleiden, wenn nicht ihre Zofe? Ihre Augen waren auf ihn fixiert. Fitzwilliam seufzte und widmete sich der Aufgabe, die keinesfalls besonders schwierig war und ihn doch mehr Anstrengung kostete als manche schwere körperliche Arbeit. Sein Puls beschleunigte sich, während er mit zittrigen Fingern ihr Kleid aufknöpfte, und das Blut schoss ihm in den Kopf. Er war nur froh, dass Lizzie ihn nicht sehen konnte. Endlich hatte er alle Knöpfe aufgeknöpft und half Lizzie das Kleid über den Kopf zu ziehen. Nur im Unterkleid hatte sie noch eine größere Wirkung. Er wusste, wenn er jetzt nicht ging, würde er gleich über sie herfallen, und das war so ziemlich das Letzte, was er ihr nach diesem anstrengenden Tag antun wollte. Wieder wollte er aufstehen und gehen, aber Lizzie hatte andere Pläne. Sie streckte ihm ihre Beine hin. Er zog fragend die Augenbrauen hoch, sie nickte auf ihre Füße, an denen sie immer noch Schuhe trug. Er begann langsam zu glauben, sie mache das mit Absicht, aber ihr Blick war völlig ernst und sie wirkte immer noch so erschöpft, dass er auch diesen Wunsch nicht abschlagen konnte. Er legte ihre Füße in seinen Schoß und begann die Schuhe aufzubinden. Dann zog er ihr langsam und behutsam die Strümpfe aus. Er bemerkte, wie sein Atem stockender wurde, als er mit seinen Händen über ihre nackten Beine strich. Er musste dieses Zimmer sofort verlassen, wenn er tatsächlich bei seinem Vorhaben bleiben wollte, Lizzie in dieser Nacht ihre Ruhe zu lassen. Entschlossen stand er auf und verabschiedete sich mit rauer Stimme von ihr. Für dieses Verhalten hatte er es echt verdient zum Heiligen gemacht zu werden, sagte er sich und hoffte nur, dass Lizzie seine Selbstbeherrschung und sein Opfer auch angemessen zu würdigen wusste.
Diese hatte aber immer noch nicht vor ihn gehen zu lassen: „William, ich möchte, dass du heute Nacht bei mir bleibst." Ihre Stimme war leise, als sie dies von ihm erbat, doch bei Fitzwilliam lief jetzt das Fass über. Mit rauer Stimme und lauter als er vorgehabt hatte, fuhr er sie an: „Lizzie, Herrgott, wenn du nicht willst, dass ich auf der Stelle über dich herfalle, dann schick mich sofort fort. Ich kann das nicht, hörst du, ich schaffe es einfach nicht bei dir zu bleiben und dich nicht anzurühren. Bitte versteh das!" Damit wandte er sich zur Tür.
Das leise Schluchzen seiner Frau brach ihm fast das Herz, aber was konnte er denn schon tun? Schließlich war er auch nur ein Mann.
Als er schon die Tür geöffnet hatte, hörte er Lizzie leise und traurig sagen: „Das will ich doch auch gar nicht, Fitzwilliam. Ich will, dass du mich berührst, ich dachte, das wüsstest du mittlerweile."
Fitzwilliam drehte sich zu seiner Gattin um: „Aber nicht so, Lizzie, ich will dir nicht wehtun und du bist sowieso schon so erschöpft und wir sind beide aufgebracht. Ich denke, es ist besser, wir verschieben das auf morgen Nacht, in Ordnung?"
Lizzie blickte ihn nachdenklich an: „Nein, das ist nicht in Ordnung, ich bin deine Ehefrau, Fitzwilliam, ich möchte an deinem Leben teilhaben, deine Gefühle mit dir teilen und du verbannst mich schon in der ersten Nacht aus deinem Bett. Ich bin vielleicht müde, aber nicht so müde, dass es mir egal wäre, ob du bei mir bist oder nicht. Und William, ich will in jedem Sinne deine Gattin sein und nicht nur auf dem Papier. Ich will einen Grund haben deiner Tante morgen triumphierend ins Gesicht sehen zu können, weil eine Annullierung der Ehe dann nicht mehr möglich sein wird. Wieso verstehst du das denn nicht?"
Fitzwilliam schloss die Tür wieder und trat zurück zu Lizzie ans Bett. Zärtlich küsste er ihre Stirn, während er sich neben ihr niederließ: „Ich wollte dich nicht verletzten, Elisabeth, ich wollte dir nur etwas Ruhe gönnen."
„Das weiß ich, aber ist dir je der Gedanke gekommen, dass Ruhe, zumindest Ruhe von dir, nicht das war, was ich anstrebte?", fragte sie mit einem leichten Lächeln zurück.
„Ich wagte nicht, es für möglich zu halten", erwiderte er leise, während er seine Lippen von ihrer Stirn zu ihrem Mund herabwandern ließ. Er küsste sie leidenschaftlicher als er vorgehabt hatte, aber Lizzie erwiderte seinen Kuss mit mindestens ebensoviel Leidenschaft, so dass ihm fast völlig der Atem stockte. Erneut wurde ihm klar, was für eine wunderbare Frau er geheiratet hatte, was er ihr zwischen zwei Küssen auch schnell zuflüsterte.
Lizzie selbst war von den Gefühlen, die Williams Berührungen und Küsse in ihr weckten, überrascht. Sie hatte zwar in den letzten Tagen ihre Verlobung schon einige Erfahrungen damit gesammelt, nicht zuletzt bei ihrem nächtlichen Besuch in Darcys Schlafgemach, aber dennoch war ihr damals nicht so zumute gewesen, wie ihr jetzt zumute war. Sie schob die Aufregung auf ein bisschen darauf, dass sie nun im Gegensatz zu damals wusste, dass William nicht nach ein paar Küssen aufhören würde. Das wurde ihr besonders deutlich, als dieser ihr nun auch das Unterkleid auszog. Ihre Wangen wurden hochrot und im ersten Moment versuchte sie ihren Körper vor ihm zu verdecken.
Fitzwilliam bemerkte natürlich ihren Abwehrmechanismus und löste sich etwas von ihr und setzte sich auf. „Es tut mir leid, Lizzie, ich gehe das alles falsch an, ich weiß", brachte er mühsam hervor, während er noch um Luft rang und sich zwang sie nicht zu unverhohlen anzustarren, auch wenn ihn ihr nackter Anblick fesselte.
„Nein", entgegnete Lizzie, „mir tut es leid, ich bin es einfach nicht gewohnt, dass jemand mich so sieht. Aber es ist nicht so, dass du etwas falsch machst. Es ist nur alles so ungewohnt."
Darcy nickte und schwieg. Einen Augenblick lang kämpfte er mit sich selbst, dann sagte er mit belegter Stimme: „Soll ich vielleicht doch besser gehen?"
Das wollte sie ja nun auch nicht, aber dennoch hatte sie plötzlich einen ganz trockenen Hals und war schrecklich aufgeregt. Sie wollte, dass er ging, aber auch dass er blieb. Ihr Wunsch, dass er bei ihr blieb, überzog. Leicht schüttelte sie den Kopf, während das Blut in ihre Wangen strömte und sie rot färbte. Ihre Hände zitterten. William bemerkte ihre Aufregung und griff nach ihren Händen und streichelte sie zärtlich. „Ich werde dir nicht wehtun, Lizzie, das verspreche ich dir. Es könnte sein, dass es einen kurzen Moment schmerzhaft ist, aber danach nicht mehr, ja? Und wenn du Angst hast, wir können immer noch aufhören. Ich würde dich zu nichts zwingen, das weißt du doch."
Sie schüttelte leicht den Kopf und brachte dann stockend hervor: „Ich habe keine Angst… es ist nur alles so ungewohnt… ich habe so was noch nie gefühlt… noch nie gemacht… ich weiß auch nicht William… was mit mir los ist… bitte sei vorsichtig mit mir."
Eine einzelne Träne rann über ihre geröteten Wangen. William wischte sanft mit dem Daumen die Träne weg. „Ich werde es ganz langsam angehen lassen, liebste Lizzie", versprach er ihr und besiegelte sein Versprechen mit einem kurzen zärtlichen Kuss auf ihre Lippen.
Am nächsten Morgen war Lizzie zuerst wach. Einen kurzen Augenblick fragte sie sich, wo sie sei, aber dann fiel ihr alles wieder ein. Sie schaute zu ihrem immer schon schlafenden Gatten. Zärtlich strich sie ihm eine Locke aus der Stirn, er sah so friedlich aus, wenn er schlief, und sie fühlte einen Moment lang nur völliges Glück. Dann erinnerte sie sich an die ganzen Schwierigkeiten, die sie überwunden werden mussten, damit sie so glücklich sein konnten und selbst jetzt in einem Augenblick vollständiger Zufriedenheit war ihr bewusst, was sie verloren hatte, als sie sich für William entschieden hatte. Nein, sie bereute ihre Entscheidung nicht, aber sie wusste, sie würde erst dann richtig glücklich sein können, wenn sie sich auch mit ihrem Vater wieder versöhnt hatte. Aber in diesem kurzen Moment genoss sie nur das Aufwachen neben ihrem frischvermähltem Gatten und wehrte alle traurigen Gedanken ab. Sie waren endlich zusammen und das zu erreichen, war alle Hürden, die sie bisher genommen hatten, wert gewesen. Sie konnte ja nicht wissen, dass noch weitere Hürden auf sie warteten.
