So, endlich bin ich mal wieder zum Schreiben gekommen. Also, gibt's mal wieder zwei neue Kapitel. Es wird leider wieder trauriger, aber ein Happy End ist schon in Planung. Achja, und ne Review wäre sicher erwünscht, wenn ihr das hier lest.


Kapitel 22:

Die nächsten Wochen waren für Fitzwilliam und Elisabeth Darcy sowohl von Glück als auch von Traurigkeit geprägt. Beide genossen sehr die gemeinsame Zeit, die sie nun hatten, das Eheleben und alles, was dazu gehörte. Und dennoch waren beide nicht ganz glücklich. An Lizzie nagte das Heimweh, das sie noch nie so sehr verspürt hatte wie in dieser Zeit. Sie war schon früher weit weg von daheim gewesen, aber nun war es etwas anderes. All die Tränen, die sie als kleines Mädchen schon vergossen hatte, als sie einmal für ein halbes Jahr bei den Gardiners untergekommen war, waren für sie nicht so schlimm gewesen wie die Situation, in der sie sich jetzt befand. Denn damals hatte sie trotz allem gewusst, dass sie zurückkehren würde nach Longbourn, nun wusste sie, dass sie nicht mehr zurückkommen durfte. Longbourn war für sie Vergangenheit, ihre Zukunft war Pemberley. Doch so sehr sie sich Mühe gab mit dem Darcy-Anwesen vertraut zu werden und so sehr sie es auch schon auf den ersten Blick geliebt hatte, es war nicht Longbourn und würde Longbourn nie ersetzen können.

Mit ihrem Ehemann sprach Lizzie selten über ihr Heimweh, aber Fitzwilliam bemerkte dies auch ohne, dass Lizzie ihm davon erzählte. Es deprimierte ihn, dass er Lizzie nicht das geben konnte, was ihr so sehr fehlte. Auch Lady Catherine de Bourgh ließ ihnen keine wirkliche Ruhe, denn sie schrieb mal dem einen, mal dem anderen der beiden über ihre Meinung zu dieser Ehe, was Lizzie und Fitzwilliam aber zu ignorieren lernten. Lizzie versuchte so glücklich zu sein wie möglich und William versuchte ihr das Leben auf Pemberley so angenehm zu machen wie möglich, aber er konnte ihr ihre Familie nicht ersetzen und sie konnte nicht vergessen, was zwischen ihr und ihrem Vater vorgefallen war. Und so scheiterte Fitzwilliam bei den Versuchen sie aufzumuntern ein ums andere Mal, aber sie waren in der ersten Zeit dennoch zufrieden mit ihrem Leben und miteinander.

Aber dann waren die Flitterwochen vorbei, Fitzwilliam hatte geschäftliche Verpflichtungen, die er nicht aufschieben konnte, und die Zeit, die er mit seiner Ehefrau verbringen konnte, verringerte sich. Zwar kam Georgiana nach Pemberley und somit hatte Lizzie eine Gefährtin, mit der sie ihre Tage verbringen konnte, aber Georgiana war nicht wie Jane oder eine andere von Lizzies Schwestern. Sie war extrem schüchtern und wusste nicht genau, wie sie mit Elisabeth umgehen sollte. Normalerweise wäre Georgianas Schüchternheit kein Problem für Lizzie gewesen. Sie war ein Mensch, der eigentlich sehr geübt darin war, neue Bekanntschaften zu schließen, aber ihre eigene Situation, das quälende Heimweh, das sie vor Fitzwilliam und Georgiana ohne Erfolg zu verbergen suchte, all das machte sie selbst zu einer zurückgezogeneren Persönlichkeit als sie es je zuvor gewesen war.

Wäre Georgiana albern und aufgeweckt gewesen, hätten die beiden Frauen vielleicht schneller Zugang zueinander gefunden. Aber Georgiana traute sich nicht, einen Schritt auf Lizzie zuzumachen und Lizzie selbst hatte neben all den inneren Kämpfen, die sie mit sich selbst ausfocht, weder Kraft noch Lust viele Bemühungen um Georgianas Freundschaft zu machen. Da war das Anwesen, das sie lernen wollte zu führen, da war Fitzwilliam, dem sie nicht zeigen wollte, wie sehr sie eigentlich litt, sie hatte keine Inclination auch vor Georgiana zu schauspielern und deren Mitleid wollte sie erst recht nicht und so zog sie sich zurück und überließ Georgiana sich selbst. Georgiana, die merkte, wie Lizzie sich nach einigen Freundschaftsversuchen zu Anfang zurückzog, glaubte, es sei das Beste Lizzie in ihrem Heimweh um ihre Familie allein zu lassen und wagte es nicht, viel mit Lizzie zu reden oder deren Freundschaft zu suchen. Hätte sie ihre Schüchternheit überwunden und mehr als nur die üblichen Höflichkeiten mit Lizzie ausgetauscht, hätte sie Lizzies Freundschaft sicher erringen können und dieser Trost spenden können, aber sie tat es nicht und Lizzie bat nie um Georgianas Freundschaft oder ihr Mitgefühl.

Fitzwilliam konnte die fehlende Vertrautheit zwischen seiner Ehefrau und seiner Schwester nicht ignorieren, aber er glaubte und hoffte, dass die Intimität zwischen Georgiana und Lizzie mit der Zeit wachsen würde. Doch das passierte nicht, jedenfalls zunächst nicht. Als Fitzwilliam wieder von einer Reise nach London, die aus geschäftlichen Gründen notwendig geworden war, zurückkam, war es allein Georgiana, die noch im Salon auf ihn wartete. Lizzie, so erfuhr er von seiner Schwester fühlte sich nicht gut und war schon zu Bett gegangen. Sein erster Impuls war zu seiner Ehefrau zu eilen und zu sehen, wie es ihr ging, aber Georgiana hielt ihn zurück: „Fitzwilliam, ich würde gerne meine Tante und meinen Onkel auf Matlock besuchen. Denkst du, das wäre möglich?"

Fitzwilliam erfragte natürlich, was seine Schwester bewog einen solchen Wunsch zu hegen und erfuhr zwischen den Zeilen – denn es offen auszusprechen traute sich Georgiana nicht - , dass sie sich in Lizzies Gesellschaft nicht wohl fühlte. Fitzwilliam spürte Wut auf Elisabeth in sich aufsteigen. Er liebte sie sehr und versuchte beständig ihr zu helfen, sich auf Pemberley einzuleben, aber dass sie seine Schwester abweisend behandelte, das war etwas, worüber er nicht einfach hinwegsehen würde.

„Ich werde mit ihr reden", versprach er seiner Schwester, eine tiefe Falte auf der Stirn.

„Nein, Bruder, das will ich nicht, ihr geht es schon nicht gut", bat Georgiana, die nicht wollte, dass Fitzwilliam und Lizzie wegen ihr Streit hatten, aber Fitzwilliam blieb resolut: „Es geht ihr nicht gut, das weiß ich wohl, aber das ist kein Grund dich abweisend und kühl zu behandeln. Ich werde mit ihr sprechen." Damit verließ er das Zimmer.

Er fand seine Gattin in ihrem Schlafzimmer, wo sie es sich mit einem Buch im Bett gemütlich gemacht hatte. „Fitzwilliam", begrüßte sie ihn erfreut und überrascht, „Du bist schon zurück!" Sie hatte erst am nächsten Tag mit seiner Rückkehr gerechnet und war verwundert und froh ihn schon früher bei sich zu haben. Sie hatte gelernt die einsamen Nächte, die sie auf Pemberley verbrachte, wenn Fitzwilliam wieder einmal nach London reisen musste, zu fürchten. Dann kam zu dem Heimweh nach Longbourn noch Sehnsucht nach ihrem Gatten hinzu. Eine gefährliche Mischung, die ihr schon die eine oder andere schlaflose und tränenreiche Nacht beschert hatte. Dankbar, dass er ihr eine weitere solche Nacht erspart hatte, lächelte sie ihn an. Doch er erwiderte ihr Lächeln nicht, sondern meinte kühl und ernst: „Elisabeth, ich muss mit dir reden. Es ist wichtig."

Lizzie setze sich im Bett auf. „Was war bloß los?", fragte sie sich im Stillen, während ihr schon die schlimmsten Szenarien durch den Kopf gingen. „Fitzwilliam, sag bitte, was los ist", bat sie, leicht erblasst, was man aber aufgrund ihrer allgemeinen Blässe nicht wirklich bemerkte. Wäre Fitzwilliam nicht so wütend gewesen, hätte er sicher wahrgenommen, wie erschöpft seine Ehefrau aussah, aber so begann er ohne weitere Schonung seine Kritik an Lizzies Verhalten kundzutun. „Elisabeth, was hast du mit meiner Schwester gemacht?", fragte er erbost.

„Nichts", entgegnete Lizzie verblüfft. Sie hatte Mühe zu verstehen, worauf Fitzwilliam hinauswollte. Dann jedoch verstand sie. „Meine Schwester erzählt mir, sie fühlt sich hier nicht mehr wohl und möchte gerne meine Tante und meine Onkel besuchen. Hast du da irgendeine Erklärung für?"

„Was habe ich mit deiner Schwester zu schaffen?", wollte Lizzie wütend wissen. Es ärgerte sie, dass Fitzwilliam sie für das Verhalten Georgianas verantwortlich machte.

„Das sollst du mir sagen", erwiderte Fitzwilliam sauer, „meine kleine Schwester ist völlig verunsichert und möchte nur noch hier weg, von ihrem eigenen Zuhause. Also, sag mir nicht, alles ist in Ordnung zwischen euch."

„Ich habe nichts gemacht, was deine Schwester verletzt haben könnte. Ich war vielleicht nicht ganz umgänglich, weil ich mich in letzter Zeit etwas unwohl fühlte, aber ich habe Georgiana nicht beleidigt oder mit ihr gestritten oder irgendetwas anderes getan, was ihr Verhalten begründen würde." Lizzie hatte sich aufgesetzt und stützte sich mit den Händen auf dem Bett auf.

„Nein, so kommst du mir nicht davon, Elisabeth, denkst du, ich habe die Kühle, mit der du meine Schwester behandelst, nicht bemerkt? So kannst du deine eigenen Schwestern gerne behandeln, sie haben es sowieso nicht besser verdient, aber meine Schwester ist es nicht gewöhnt, dass man so mit ihr umgeht. Also bitte, versuch wenigstens freundlich zu ihr zu sein oder wir bekommen großen Ärger miteinander."

„Ich war von Anfang an freundlich und entgegenkommend zu deiner Schwester", Lizzies Stimme wurde ungewollt lauter, „sie war diejenige, die auf keine Freundlichkeit einging und irgendwann war es mir zu anstrengend mich weiter um sie bemühen. Wenn ihr an meiner Freundschaft liegt, soll sie auf mich zukommen."

„Meine Schwester ist sehr schüchtern und das weißt du genau!", entgegnete Fitzwilliam erhitzt, „und nur weil es dir nicht gut geht, musst du nicht auch noch jedem anderen das Leben schwer machen. Wir nehmen beide Rücksicht auf dich, aber irgendwann musst du auch einmal dein Heimweh überwinden und dich damit abfinden, dass du nun hier dein Zuhause hast. Ich erwarte wirklich nicht viel von dir, nur lass deine Stimmungsschwankungen nicht an Georgiana aus. Hast du mich verstanden?"

„Ja", Lizzies Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, Tränen glänzten in ihren Augen, sie hätte gerne laut zurück geschrieen, aber dazu fehlte ihr die Kraft. Sie drehte sich von Fitzwilliam weg und zog die Decke über ihren Kopf. Ihr war elend zumute. Sie hatte so lange auf ihn gewartet, sich so gefreut ihn zu sehen und er schalt sie nur. Sie war müde und enttäuscht und ihr Kopf schmerzte. Sie rollte sich zusammen und biss in ihre Hand, um nicht laut loszuschluchzen. Es war ihr erster richtiger Streit und sie hatte weder die Kraft es mit ihm auszudiskutieren noch seine Kritik anzunehmen. Sie hörte immer noch seine Worte im Ohr: „aber irgendwann musst du auch mal dein Heimweh überwinden und dich damit abfinden, dass du nun hier dein Zuhause hast." Verstand er denn nicht, was es bedeutete sein Zuhause und seine Familie zu verlieren? Ihr Vater hatte sie verstoßen, und er sagte, sie solle es einfach so vergessen. Was dachte er sich nur dabei?

Fitzwilliam schwankte, als seine Ehefrau sich einfach so unter den Laken verkroch, ob er sich entschuldigen sollte und noch einmal in Ruhe mit ihr über die ganze Sache reden sollte oder es einfach dabei belassen sollte. Er entschied sich, erschöpft von der Reise, für Letzteres, entkleidete sich und wusch sich und legte sich dann neben Lizzie ins Bett. Er machte keinen Versuch mehr mit ihr zu reden, wünschte ihr keine Gute Nacht und nahm sie auch nicht in seinen Arm. Das lag aber auch daran, dass er, kaum hatte er sich hingelegt, eingeschlafen war.

Lizzie hingegen konnte nicht schlafen. Leise weinte sie, damit ihr Ehemann sie nicht hörte. Selten war sie so verzweifelt gewesen wie jetzt, selbst in den vielen einsamen Nächten, in denen sie Fitzwilliam so sehr vermisst hatte. Nun lag er zwar neben ihr und war ihr dennoch so fern, dass sie hätte heulen können, und dabei hatte sie sich so sehr auf seine Rückkehr gefreut. Sie hatte ihm doch sagen wollen, was sie schon eine Weile vermutet hatte, aber jetzt sicher wusste: Sie war schwanger. Von ihm. Sie bekamen ein Kind zusammen, und er begrüßte sie mit Kritik und Anschuldigungen. Sie liebte ihn und er behandelte sie so kalt. Sie hatte alles für ihn aufgegeben und er achtete ihr Opfer gering. Sie schluckte einen weiteren Schluchzer herunter, während sie am ganzen Körper zitterte. Zum ersten Mal, seit ihrer Hochzeit bereute sie ihre Entscheidung und das tat weh. Sie war gewillt gewesen jedes Opfer für Fitzwilliam auf sich zu nehmen, aber als sie nun sah, dass es ihm offensichtlich nichts bedeutete, was sie für ihn aufgegeben hatte, machte sich Verzweiflung in ihr breit. Sie konnte nicht zurück und vorwärts konnte sie auch nicht. Jeder Weg schien ihr versperrt. Mit diesem traurigen Gedanken schlief sie schließlich in einen tiefen, traumlosen und dennoch unerholsamen Schlaf.

Kapitel 23:

Als Fitzwilliam Darcy am nächsten Morgen aufwachte, war Elisabeth schon aufgestanden. Er war etwas enttäuscht, denn eigentlich hatte er noch mit ihr über ihr Gespräch am gestrigen Abend reden wollen, aber auch so war er zufrieden. Er würde nachher noch genug Zeit haben, mit Elisabeth zu reden. Beim Frühstück war er zunächst mit Georgiana alleine. Diese wagte kaum mit ihm zu reden, denn sie befürchtete, dass es Streit zwischen ihrem Bruder und Elisabeth wegen ihr gegeben hatte. Doch Fitzwilliams ruhige Art ließ sie vermuten, dass es nicht zu einer großen Auseinandersetzung gekommen war. Aber sie war trotzdem beruhigter, als Lizzie sich zu ihnen gesellte und sie beide mit einem Lächeln begrüßte: „Guten Morgen Fitzwilliam, guten Morgen Georgiana."

Die beiden hießen sie ebenso freundlich willkommen, obwohl sich bei Fitzwilliam auch etwas Verwunderung in seine Stimme mischte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Elisabeth nach ihrem Gespräch gestern besonders gut auf ihn zu sprechen, aber sie schien sich seine Worte offensichtlich zu Herzen genommen zu haben. Denn an diesem Morgen kamen Lizzie und Georgiana wirklich miteinander ins Gespräch. Georgiana gab das aufmunternde Lächeln ihres Bruders Mut etwas aus sich herauszugehen und Lizzie schien sich nach dem gestrigen Gespräch ihr Benehmen gegenüber Georgiana überdacht zu haben, was Fitzwilliam freute. Er beobachte erfreut, wie die beiden Frauen, die er am meisten liebte, so ungezwungen miteinander umgingen. Er hatte sich schon überlegt, wie er Lizzie für ihr Verständnis, das sie seiner Bitte gestern Abend entgegengebracht hatte, belohnen könnte, als diese nach einer Frage Georgianas, ob sie nicht gemeinsam einen Spaziergang machen würden, plötzlich aufsprang und aus dem Zimmer rannte.

Fitzwilliam war so verwundert über Elisabeths ungewöhnliches Verhalten, dass er erst zweimal blinzeln musste, bis er es glaubte, dass es seine Ehefrau war, die völlig grundlos einfach aus dem Frühstückszimmer gerannt war. Georgiana war ähnlich verblüfft und verunsichert von Lizzies Verhalten: „Willst du ihr nicht nachgehen, Fitzwilliam? Vielleicht geht es ihr nicht gut. Sie wirkte so blass."

„Nein", erwiderte dieser finster, „sie wird ihr Verhalten schon noch erklären und wenn nicht, ist das auch nicht wichtig. Wir werden jetzt einfach weiter essen und uns nicht von ihrem Verhalten stören lassen."

„Bruder, vielleicht ist sie...", Georgiana brach hier ab, unsicher, wie sie die Vermutung, die sie in Bezug auf Lizzies ungewöhnliches Verhalten hegte, ihrem Bruder mitteilen sollte.

„Was ist sie?", fragte dieser eher unwirsch, empört über das unhöfliche Benehmen seiner Gattin.

„Nichts", entgegnete Georgiana schnell und wandte sich wieder ihrem Essen zu. Wenn es stimmte und Lizzie ein Kind erwartete, wie sie insgeheim vermutete, würde Fitzwilliam dies schnell genug selbst herausfinden.


Nach dem Frühstück zog sich Fitzwilliam in seine Bibliothek zum Arbeiten zurück und Georgiana machte den vorgeschlagenen Spaziergang allein. Lizzie hatte sich von der Morgenübelkeit, die sie vom Tisch hatte aufspringen lassen, wieder etwas erholt und suchte nun ihren Gatten auf. Sie wollte noch einmal mit ihm über Georgiana reden und natürlich auch die fröhliche Nachricht weitergeben, die sie zu verkünden hatte. Ohne Anzuklopfen trat sie in die Bibliothek.

„Ich habe gesagt, ich will nicht gestört werden", war die Antwort Fitzwilliams auf das Öffnen der Tür. Er schaute nicht einmal hoch. Lizzies Mut begann sie zu verlassen, so hatte sie es sich nicht vorgestellt, ihm zu sagen, dass sie schwanger war. Dennoch meinte sie mit ruhiger und bestimmter Stimme: „Ich bin es!"

Fitzwilliams Kopf schnellte in die Höhe: „Elisabeth, mit dir wollte ich sowieso reden. Gut, dass du da bist."

Lizzie verwirrte die Unpersönlichkeit, mit der er sie ansprach etwas, aber sie war froh, dass er Zeit für sie hatte, und rechnete nicht mit seinem Zorn, deshalb wurde sie von den folgenden kühlen Worten vollständig überrollt: „Ich dachte, wir hätten uns gestern geeinigt, wie du in Zukunft mit meiner Schwester umgehst. Aber anstatt dass du dein Verhalten änderst, benimmst du dich heute so. Was sollte denn diese Aktion beim Frühstück, dass du plötzlich aus dem Zimmer gerannt bist?"

„Mir ging es nicht gut", verteidigte sich Lizzie. Sie hatte nicht mit Anschuldigungen gerechnet und schon wieder hörte sie nur Kritik von ihrem Gatten. Sie verkrampfte ihre Hände ineinander und hoffte, dass Fitzwilliam sie verstehen würde. Dieser aber verstand nichts.

„Du bist nicht die Einzige in diesem Haus. Georgiana und ich sind wirklich bereit, Rücksicht auf dich zu nehmen, aber ein solches Verhalten wie heute morgen dulde ich nicht. Es ist nicht höflich einfach ohne ein Wort vom Tisch aufzustehen."

„Mir ging es nicht gut!", Lizzies Verzweiflung begann sich in Wut zu wandeln, „deshalb bin ich aufgestanden. Und es wäre nett von dir das zu verstehen!"

„Georgiana und ich fühlen uns auch nicht immer wohl, aber du hättest dich wenigstens entschuldigen können, bevor du urplötzlich aus dem Zimmer rennst", argumentierte Fitzwilliam.

„Mir ging es plötzlich nicht gut, versteh das doch, William, ich konnte einfach nicht länger im Zimmer bleiben", schrie Lizzie empört auf, „aber ich sehe, du willst mich nicht verstehen. Demnächst werde ich alleine frühstücken, wenn ich euch nicht willkommen bin." Mit diesen Worten drehte sie sich um und stürmte aus dem Raum. Kaum hatte sie die Tür hinter sich zugeschmissen, kamen auch schon die Tränen. Fitzwilliam hatte ihr nicht einmal zugehört. Sie war ihm schon jetzt gleichgültig. Die Tränen verschleierten ihre Augen. Dieses Anwesen war nicht ihr Zuhause und würde es nie sein und zurück konnte sie auch nicht mehr. Sie war gefangen in diesem Haus, in dieser Situation und in dieser Ehe, die sie selbst gewählt hatte. Sie erinnerte sich an die Worte Lady Catherines am Abend ihres Hochzeitstages in London. Sie hatte nie geglaubt, dass es wahr sein könnte, doch nun begann sie zu fürchten, dass es vielleicht doch wahr war und sie für den Rest ihres Lebens in einer unglücklichen Ehe ohne Liebe gefangen war. Der Gedanke daran wollte ihr das Herz brechen, doch so schnell wollte sie nicht aufgeben. Vielleicht war dies ja nur eine Phase ihrer Ehe, die wieder vorbeigehen würde. Trotzdem überwand sie allen ihren Stolz und schrieb an diesem Abend an ihren Vater. Sie schrieb nichts von dem Streit mit Fitzwilliam, aber so sehr sie sich auch noch immer im Recht glaubte, sie bat um Vergebung und sie erzählte ihm, was sie Fitzwilliam noch nicht hatte sagen können, nämlich dass sie schwanger war.


Diese Nacht kam Fitzwilliam nicht zu seiner Ehefrau und sie machte sich auch nicht die Mühe ihn aufzusuchen. „Was sollte das denn auch helfen?", fragte Lizzie sich. Vor allem aber hatte sie Angst vor weiterer Kritik durch ihren Gatten. Sie konnte seine Anschuldigungen und Zurückweisungen einfach nicht länger ertragen. So tat sie so, als sei es nichts Ungewöhnliches, dass sie getrennt schliefen, aber das war es. Es war das erste Mal, dass sie getrennt schliefen seit ihrer Hochzeit, obwohl Fitzwilliam auf Pemberley anwesend war. Und so machte keiner der beiden wirklich ein Auge zu.

Am nächsten Morgen erschien Elisabeth nicht am Frühstückstisch. Fitzwilliam hatte schon damit gerechnet und wunderte sich nicht. Er war nur enttäuscht darüber, dass Lizzie ihre Drohung wahr gemacht hatte, doch im Gegensatz zu gestern war er bereit einzusehen, dass sie sich beide nicht richtig verhalten hatten. Auch Lizzies bleiche Gesichtsfarbe an diesem Tag machte ihm klar, dass es nichts brachte, ihr zu grollen. Sie liebten sich doch beide, da musste es möglich sein, ein solches Missverständnis aus der Welt zu räumen. So suchte er am Abend Elisabeth in ihrem Schlafzimmer auf, um mit ihr über die Ereignisse der letzten Tage zu reden.

„Es tut mir leid", begann er, „dass ich dich gestern und vorgestern so kritisiert habe. Ich hätte dir zumindest zuhören sollen, aber du verstehst sicher, dass es mir wichtig ist, dass auch meine Schwester sich bei uns wohl fühlt. Das ist aber kein Grund, dein Wohlbefinden völlig zu übergehen. Ich wäre dir dankbar, wenn du versuchen würdest, dich mit Georgiana anzufreunden, und bin bereit dir dabei zu helfen, aber ich sehe auch ein, dass ich dich nicht zwingen kann und es nichts bringt, wenn ich mich in die ganze Sache einmische. Kannst du mir verzeihen?"

Lizzie nickte nur stumm, sie war dankbar, dass Fitzwilliam sich entschuldigt hatte, wusste jedoch nicht genau, was sie erwidern sollte. Seine Worte von gestern hallten noch immer in ihren Ohren wider. Sie konnte ihm vergeben, aber vergessen konnte sie nicht so schnell. Das Gefühl, dass er sie nicht verstand, blieb bestehen. Er konnte ihren Schmerz einfach nicht nachvollziehen. Sie überlegte ihm von dem Kind zu erzählen, aber dann ließ sie es bleiben. Vielleicht würde ihr Vater ja auf ihr Versöhnungsangebot eingehen und dann hätte sie zwei gute Nachrichten zu verkünden und dann wäre ihre ständige melancholische Stimmung vielleicht auch endlich vorbei.

Fitzwilliam war froh, dass Lizzie ihm offensichtlich seine bösen Worte vergab und ihn in ihrem Bett willkommen hieß, aber sein Glück war getrübt, denn sie blieb weiterhin stumm. Sie redete von unwichtigen Dingen, aber er erkannte, dass sie ihm verschwieg, was ihr tatsächlich auf der Seele lag. Das verletzte ihn gleichsam wie es ihn betrübte. Hatte sie denn kein Vertrauen mehr zu ihm?

Diese Frage sollte ihn in den nächsten Tagen noch mehr quälen. Hatte sie sich bisher an seiner Schulter ausgeweint, so war das nun vorbei. Nun verbarg sie ihren Schmerz noch mehr als zuvor vor ihm. Das hatte sie vorher auch schon getan, aber da hatte sie ihm wenigstens einen kleinen Einblick in ihre Seele gegeben, jetzt schien es, als trüge sie ständig eine Maske, selbst, wenn sie alleine waren, wenn sie miteinander im Bett lagen, war sie nicht ganz sie selbst. Es schien, als hätte irgendjemand über Nacht seine Gattin ausgetauscht, Elisabeth schien ihm plötzlich völlig fremd.

Auch vom Frühstück blieb sie weiterhin fern und sie war blasser geworden. Er fürchtete, sie sie sei krank, denn er bemerkte, dass sie sich immer öfter übergab, aber auf seine besorgten Nachfragen entgegnete sie nur, er solle sich keine Sorgen machen. Fitzwilliam maqchte sich aber Sorgen, große Sorgen sogar, und er begann sich verletzt immer mehr von seiner Gattin zurückzuziehen und vergrub sich in Arbeit, um seine Sorgen um Lizzie zu vergessen. Er mied immer mehr Lizzies Gesellschaft, weil er dort seine Sorge um sie nicht ignorieren konnte und wandte sich mehr seiner Schwester zu.

Lizzie bangte währenddessen, ob sie Antwort von ihrem Vater auf ihren Brief bekommen würde und was er schreiben würde. Mehr als einmal wünschte sie sich, ihrem Vater keinen Brief geschrieben zu haben, denn nun würde sich zeigen, ob er ihr vergeben konnte oder nicht und sie fürchtete die Antwort auf diese Frage mehr als nur ein bisschen. Sie war soweit gegangen, um seine Vergebung zu betteln. Wenn er sie nun zurückstieß, wusste sie nicht, was sie noch tun konnte. Ihren Stolz hatte sie aufgegeben, so konnte sie sich nicht einmal mehr daran festhalten. Sie liebte Fitzwilliam sehr, aber je mehr sie darüber nachdachte, desto klarer wurde ihr, dass sie nicht nur einen Vater für ihr Kind wollte, sondern sich auch wünschte, dass ihr Kind einen Großvater hatte. Sie nahm in ihren Befürchtungen und Sorgen kaum wahr, wie Fitzwilliam und sie sich immer mehr von einander entfernten. Es geschah einfach so, ohne, dass sie es groß bemerkte.