So, ein neues Kapitel, langsam wird es spannend, ihr Lieben. Wenn ihr also story-mäßig noch irgendwas gerne anders haben wollt, sollte ihr auch bald melden. Naja, viel Spass erstmal beim Lesen! Reviews wären sehr erwünscht!


Kapitel 24:

Der Brief, dessen Ankunft Lizzie gleichsam erwartete wie fürchtete, kam schließlich an und er enthielt nichts, was Lizzie hätte freudig stimmen können, sondern lautete, wie folgt:

Liebe Elisabeth,

ich habe deinen Brief erhalten und ebenso die Nachricht über mein künftiges Enkelkind. Ich verstehe natürlich, wie sehr du gerade in einer solchen Situation deine Familie vermissen musst. Doch ich kann und will von meiner Entscheidung, die ich zu deiner Hochzeit getroffen habe, nicht abweichen. Du wusstest, welche Folgen deine Heirat mit Mr. Darcy haben würde und hast dich dennoch nicht davon abbringen lassen. Du hast meinen Rat bewusst und stur missachtet und deshalb werde ich auch nun stur sein. Meine Entscheidung von damals ist heute noch so gültig wie zum Tag deiner Hochzeit. In meinem Haus werde, bis zu meinem Tod weder du noch dein Ehegatte noch irgendeines eurer Kinder willkommen sein. Davon weiche ich nicht ab, Elisabeth, und auch die Nachricht, dass du nun ein Kind erwartest, wird mich nicht versöhnlich stimmen. Du warst diejenige von uns beiden, die mit ihrer Familie gebrochen hat. Nun lebe auch mit dieser Entscheidung.

Liebe Grüße von deiner Mutter und deinen Schwestern,

Edward Bennet

Lizzie las den Brief ihres Vaters dreimal, bevor sie wirklich verstand, was er ihr sagen wollte. Es würde keine Versöhnung zwischen ihnen geben, niemals. Tränen stiegen ihr in die Augen und trübten ihren Blick, aber sie nahm es noch nicht einmal wahr. Jedenfalls machte sie sich nicht die Mühe, sich ihre Tränen abzuwischen. Aus einzelnen Tränen wurden mehrere, und aus mehreren Tränen wurden laute Schluchzer. So fand Georgiana nach einer Weile ihre Schwägerinnen zusammengesunken in einem Sessel und laut schluchzend. Es war nicht das erste Mal, dass Georgiana Tränen auf Lizzies Wangen gesehene hatte. Elisabeth war in letzter Zeit allgemein sehr nahe am Wasser gebaut und oft stiegen ihr Tränen in die Augen. Aber die Tatsache, dass Lizzie offensichtlich nicht wahrnahm und nicht darauf reagierte, dass sie sie ansprach, machte Georgiana mehr als nur ein bisschen Angst. War etwas mit dem Kind, von dem sie vermutete, dass Lizzie es unter ihrem Herzen trug? Elisabeth selbst gab keine Antwort und so eilte Georgiana aus dem Zimmer und zu ihrem Bruder.

„Ich wollte nicht gestört werden, ich habe zu arbeiten", begrüßte dieser sie, als sie die Bibliothek betrat.

„Lizzie", brachte Georgiana stockend hervor, während ihr nun selbst die Tränen kamen, „sie sitzt unten im Salon und weint. Sie ist völlig apathisch, William. Ich weiß nicht, was mit ihr los ist."

Dieser hatte nun den ernsten Blick Georgianas wahrgenommen und wäre auch ohne ihre Erklärungen mitgekommen. Sofort ließ er seine Papiere auf dem Schreibtisch liegen und sprang auf. „Ich werde nach ihr schauen", versprach er Georgiana und eilte dann die Treppen zum Salon hinunter.

Auch ihn schien Elisabeth erst nicht wahrzunehmen, aber als er sie mehrmals mit ihrem Namen angesprochen hatte und ihre Hand ergriffen hatte, wandte sie ihm schließlich ihren Blick zu. Sie schien eher durch ihn hindurch zu schauen als ihn wahrzunehmen, aber sie blickte ihn zumindest an.

„Was ist los, Lizzie?", rief er beunruhigt aus. Keine Antwort.

Dann fiel sein Blick auf den Brief: „Was stand in diesem Brief? Und wem ist dieser Brief überhaupt?"

Lizzie hatte nun mittlerweile wieder in die Gegenwart zurückgefunden, denn sie zog den Brief näher zu sich, als wolle sie ihn vor Fitzwilliams Blicken schützen. Dann stand sie urplötzlich auf und rannte mit den Worten: „Es ist nichts, lass mich einfach mal fünf Minuten in Ruhe!" aus dem Zimmer. Fitzwilliam lief ihr nach, während er verlangte, dass sie ihm sagte, was sie beschäftigte: „Du hast doch etwas, Lizzie, das kannst du nicht leugnen. Oder brichst du nun schon, völlig grundlos in Tränen aus? Nun sag schon: Was ist los? Du kannst doch Vertrauen zu mir haben, ich bin schließlich dein Ehemann. Also red endlich und schließ mich nicht aus deinem Leben aus!"

Aber genau das tat Lizzie, sie schlug Fitzwilliam ihre Schlafzimmertüre vor der Nase zu und schloss ab. Fitzwilliam wusste zwar, dass das ein erfolgloses Unterfangen war, wenn sie ihn ausschließen wollte. Denn schließlich gab es noch die Zwischentüre zwischen ihren Schlafzimmern und diese hatte keine Verriegelung. Aber diese zu nutzen erschien ihm nicht fair. Er wollte sich Lizzie nicht aufdrängen, er wollte, dass sie ihn von selbst aus an ihren offensichtlich schlechten Neuigkeiten teilhaben ließ. Was war es eigentlich, das sie so niedergeschlagen gestimmt hatte? War etwas mit ihrer Schwester Jane oder mit ihrem einem anderen Familienmitglied? Und wenn ja, wieso ließ sie ihn daran nicht teilhaben?

Mindestens eine Stunde blieb er vor ihrer Türe stehen und wartete, dass sie diese öffnete und ihn hereinließ, aber die Tür blieb verschlossen. Er konnte hören, wie sie darin laut schluchzte, aber sie ließ ihn nicht zu sich. Irgendwann gab er deprimiert auf. Lizzie verließ an diesem Tag nicht mehr ihr Zimmer und ließ sich auch bei den Mahlzeiten nicht blicken. Am Abend machte Fitzwilliam einen weiteren Versuch mit ihr zu reden, als er sie in ihrem Schlafzimmer aufsuchte, aber sie drehte sich im Bett von ihm weg und tat so, als würde sie schlafen. Einen Moment überlegte er einfach wieder zu gehen und sich in sein eigenes Bett zu legen, dann jedoch überwog seine Liebe zu Lizzie. Sie protestierte nicht, als er sich neben ihr niederließ, und wehrte sich auch nicht, als er sie in seine Arme schloss. Zwar zuckte sie erst zusammen und schien sich aus seinen Armen winden zu wollen, doch dann gab sie nach und rückte sogar noch ein Stück näher zu ihm. Fitzwilliam konnte spüren, wie sie immer noch weinte, aber sie antwortete auf keine seiner Fragen. Fitzwilliam war betrübt darüber. Zwar ließ es zu, dass er seine Arme um sie legte, aber trotzdem hatte sie nicht soviel Vertrauen zu ihm, ihm zu sagen, was ihr auf dem Herzen lag. Würde es ab jetzt immer so sein, fragte sich Fitzwilliam verzweifelt, während er versuchte nicht daran zu denken, wie sehr ihn das fehlende Vertrauen seiner Gattin verletzte. Er beschloss Geduld mit ihr zu haben und zu warten, bis sie auf ihn zukam mit ihrem Problem, in der Hoffnung, dass dies bald der Fall sein würde.


Am nächsten Morgen war Elisabeth schon aufgestanden, als Fitzwilliam aufwachte. Sie sei schon spazieren gegangen, so informierte ihn Mrs. Reynolds. Er sah sie erst beim Mittagessen wieder. Sie wirkte gefasster als am gestrigen Tag, aber ihre geröteten Augen sagten ihm, dass sie schon wieder geweint.

„Geht es dir besser, Elisabeth?", wollte Georgiana wissen, die auch bemerkt hatte, dass Lizzie immer noch sehr blass und traurig aussah.

„Aber natürlich", entgegnete Lizzie mit einem Lächeln, das nie ihre Augen erreichte, „Wieso sollte es mir nicht gut gehen?"

Fitzwilliam wäre bei diesen Worten am liebsten aufgesprungen und hätte seiner Frau gesagt, was er von ihrer Heuchelei hielt, aber er beherrschte sich und begnügte sich damit ihr einen ungläubigen Blick zuzuwerfen. Aber Lizzie ignorierte dies einfach und tat so, als ginge es ihr völlig gut, was Fitzwilliam mehr störte, als wenn sie wieder in Tränen ausgebrochen wäre.

An diesem Abend saßen sie zu dritt im Salon. Lizzie las in einer Ecke, während Georgiana am Klavier spielte und Fitzwilliam für sie die Notenseiten umblätterte.

„Willst du nicht vielleicht ein Duett mit mir spielen, Lizzie?", bot Georgiana ihrer Schwägerin, die nur lustlos in ihrem Buch herumblätterte.

„Nein, danke, ich will einfach nur in Ruhe lesen", erwiderte Lizzie eher barsch, so dass Georgiana schnell verunsichert den Blick auf die Tasten senkte.

Halblaut flüsterte Fitzwilliam, sowohl beunruhigt als auch verärgert von Lizzies Verhalten, seiner Schwester zu: „Mach dir nichts draus, mich behandelt sie auch nicht besser. Es geht ihr nicht gut und das muss sie natürlich jeden spüren lassen. Lass sie einfach, du hast nichts falsch gemacht."

Lizzie, die diese Worte, die eigentlich nur für Georgianas Ohren bestimmt waren, auch mitbekommen hatte, stand daraufhin abrupt auf und verließ das Zimmer. Fitzwilliam blickte ihr überrascht und verwundert nach, dann verstand er, entschuldigte sich schnell bei Georgiana und rannte seiner Ehefrau nach. Er fand sie in Tränen aufgelöst auf ihrem Bett liegend.

„Es tut mir leid, die Worte sind mir einfach so herausgerutscht, das darfst du nicht so ernst", begann er.

„Verschwinde", schrie und drehte sich wütend zu ihm um, „ich brauche dich nicht. Geh lieber wieder zu deiner geliebten, bevor sie noch einen Schock bekommt, weil du eine so ungezogene Gattin hast."

Sie brach erneut in Tränen aus und schlug ihre Hände vors Gesicht. Fitzwilliam kniete sich vor sie und ergriff ihre Hände, so dass sie ihn anschauen musste.

„Geh", flüsterte sie leise, aber ihr Ehemann schüttelte nur leicht den Kopf. „Ich werde dich sicher nicht in diesem Zustand allein lassen. Du brauchst mich jetzt."

„Braucht deine Schwester dich etwa nicht?", fragte Lizzie mit sarkastischem Unterton.

„Sicher", entgegnete Fitzwilliam ruhig, „aber du brauchst mich jetzt mehr. Ich kann dir nur noch einmal sagen, wie leid mir meine Worte von vorhin tun. Ich habe einfach nicht nachgedacht, bitte verzeih mir."

„Nein, du hast wirklich nicht nachgedacht", bestätigte Lizzie, diesmal in einem etwas versöhnlicherem Ton.

„Ich habe mir einfach Sorgen um dich gemacht und wollte mir das selbst nicht wirklich eingestehen und daher diese Worte. Es tut mir leid!"

„Das erwähntest du schon", ein kleines Lächeln erschien auf Lizzies Gesicht.

„Ja", lachte Fitzwilliam, „ich glaube, da hast du Recht. Sagst du mir nun, was du auf dem Herzen hast, bitte Lizzie, ich bin dein Ehemann, ich will wissen, was in dir vorgeht und warst du nicht diejenige, die immer so sehr darauf bestand alle Sorgen und Nöte miteinander zu teilen?"

„Da hast du wohl recht", wisperte Lizzie. Sie wirkte immer noch unentschlossen und einen Moment befürchtete William, dass sie ihm nun immer noch nicht sagen würde, was ihr solche Sorgen machte. Dann aber griff sie in ihr Nachtschränkchen und holte einen Brief heraus, den sie ihrem Gatten reichte: „Lies!"

Das tat dieser dann auch, während eine tiefe Falte auf seiner Stirn erschien: „Dein Vater spricht von einem Kind, von unserem Kind? Ist das wahr?"

Sie nickte stumm. Er drehte seinen Kopf leicht weg, damit sie nicht sah, wie sehr es ihn verletzte, dass sie ihrem Vater vor ihm von ihrem Kind berichtet hatte. Sie spürte sofort, was ihn beunruhigte, und drehte ihn wieder zu sich.

„Es tut mir leid, dass du es so erfährst, dass ich ein Kind erwarte. Ich wollte es dir schon längst, aber erst war es nie der richtige Zeitpunkt und dann wollte ich erst abwarten, was mein Vater zu schreiben hatte. Irgendwie glaubte ich, ich hätte dann vielleicht zwei gute Nachrichten zu verkünden. Und nun erfährst du es so und ich… ich wollte das nicht! Ich wollte, dass du es anders erfährst und nicht so…"

Erneut brach sie in Tränen. William schloss sie in seine Arme.

„Das ist schon in Ordnung", dabei war nichts in Ordnung. Sie erzählte ihrem Vater, dass sie ein Kind erwartete und er erfuhr nichts. Das nagte mehr an ihm als ihm lieb war, aber er wusste, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt war, sie mit Anschuldigungen zu konfrontieren.

„Denkst du, es würde etwas nützen, wenn ich noch einmal mit deinem Vater sprechen würde?", wollte er stattdessen wissen.

Sie schüttelte nur leicht den Kopf, dann plötzlich kam alles aus ihr heraus: „Er wird sowieso nicht einlenken, niemals. Für ihn gehöre ich nicht mehr zur Familie. Ich bin für ihn gestorben, aber das wäre alles nicht schlimm, wenn es nur nicht gleichzeitig dem Kind in meinem Bauch und jedem weiteren Kind gelte, dass es auch verstoßen ist. Ich könnte für mich selbst alles ertragen, aber ich will, dass mein Kind eine Familie hat. Ich will, dass mein Kind nicht nur einen Vater, sondern auch einen Großvater hat. Ich will, dass mein Kind eine wirkliche Familie hat. Ist das denn zuviel verlangt?"

„Nein", erwiderte Fitzwilliam, „Aber bedenke doch, dass dein Kind mit Georgiana und mir eine Familie hat. Es wird vielleicht keinen Großvater haben, aber wir sind auch so schon eine Familie. Unsere Kinder werden auch so glücklich sein. Es wird ihnen sicher nicht an Liebe fehlen."

„Du verstehst einfach nicht", entgegnete Lizzie wütend, „ich will nicht, dass meine Kinder in eine solche Situation hineingeboren werden. Sie hätten Georgiana, dich und mich, aber wen denn sonst noch? Deine eigene Familie war doch genauso gegen unsere Hochzeit. Deine Tante schreibt mir immer noch Briefe, in denen sie mich bittet, mich von dir zu trennen, und deine Tante und dein Onkel haben bis auf einen sehr förmlichen Brief an dich unsere Hochzeit eher ignoriert. Sie haben in all der Zeit, die ich jetzt schon deine Frau bin, nie versucht mich kennen zu lernen oder mir geschrieben. Sieh doch ein, Fitzwilliam, wir stehen völlig allein, willst du, dass unser Kind in einer solchen Umgebung aufwächst, wo es von den einen Verwandten ignoriert wird und im Haus der anderen Verwandten nicht willkommen ist."

„Du übertreibst maßlos, Lizzie", versuchte Fitzwilliam seine Ehefrau zu beruhigen, „sobald du ein Kind auf die Welt gebracht hast, wird sich die Meinung meiner Tante zu unserer Ehe sicher ändern, und meine Tante und mein Onkel ignorieren dich nicht, sondern hatten einfach noch nicht die Zeit und Gelegenheit uns zu besuchen. Außerdem dachte ich, dass du vielleicht lieber erstmal einige Zeit nur mit Georgiana und mir hier verbringen wolltest, um dich in die neue Umgebung einzufinden. Und deine Mutter wird uns sicher, sobald sie hört, dass du schwanger bist, erwünscht oder nicht erwünscht, einen Besuch abstatten und dich einweisen, wie man sich als schwangere Frau verhält."

„Du hast ja Recht, William", gab Lizzie zu, „aber es war einfach immer ein Wunsch von mir, dass mein Vater meine Kinder einmal genauso wie mich früher auf seinem Schoß halten würde, dass er sie mit Süßigkeiten verwöhnen würde und ihre Späße mit ihnen treiben würde. Verstehst du das denn nicht? Seit ich anfing, an eigene Kinder zu denken kann, war dies mein Wunsch. Ich habe dieses Bild genau vor Augen, wie mein Vater meine Tochter auf dem Schoß hält, während er den älteren Kindern eine spannende Geschichte erzählt und zwischendurch mit meinem Ehemann scherzt, und wird das niemals möglich sein."

Wieder kamen die Tränen. Fitzwilliam zog Lizzie in seine Arme und tröstete sie, bis sie schließlich ruhiger wurde und in schließlich seiner Umarmung einschlief. Nachdenklich betrachtete er seine hübsche Gattin, deren Gesicht sogar im Schlaf noch von Sorgen gequält war. Er konnte so nicht mehr weitermachen. Es musste doch einen Weg geben, Mr. Bennet umzustimmen. Er konnte einfach nicht weiter zusehen, dass seine Elisabeth so unglücklich war. Während er sie sanft streichelte, erwägte er alle Möglichkeiten, die er hatte, um Mr. Bennet umzustimmen. Kurz bevor ihn auf der Schlaf überkam, kam ihm eine Idee, eine Idee jedoch, die ihm nicht schmeckte, denn sie wäre mit einem großen Opfer seinerseits verbunden. Bevor er aber erwägen konnte, ob er diese Möglichkeit dennoch wählen sollte, fiel er in einen tiefen Schlaf.