So, ich hatte heute mal Zeit zum Schreiben und so wieder ein neues Kapitel für euch. Wünsche euch viel Spass beim Lesen. Werde hoffentlich bald updaten, auch wenn ich internetmäßig diese Woche kleine Probleme habe, aber ich werde, wenn ich Zeit habe weiterschreiben und sobald wie möglich dann auch die neuen Kapitel online stellen.
Kapitel 25:
Fitzwilliam schaute sich im ganzen Haus um, doch nirgendwo war Elisabeth zu finden. Ihr Kleiderschrank war leer, sie war fort. Irgendwie hatte er das sofort verstanden, als sie an diesem Morgen nicht neben ihm im Bett lag, aber er hatte es nicht glauben wollen. Das ganze Anwesen hatte er nach ihr abgesucht, laut hatte er ihren Namen gerufen, aber sie war weg. Fitzwilliam redete sich ein, sie würde bald wiederkommen, sie sei nur für eine begrenzte Zeit fort, wusste aber in seinem Herzen, dass sie nie mehr zurückkehren würde. Sie war endgültig fort und er war allein. Einsamkeit und Verzweiflung begannen sich in seinem Herzen breit zu machen. Er rief wieder und wieder ihren, doch sie war nicht da. Sie war einfach nicht mehr da!
Fitzwilliam Darcy schreckte schweißgebadet hoch. Im ersten Moment glaubte er sein Alptraum sei Wirklichkeit, dann aber nahm er wahr, dass dies nicht die Realität war und seine Ehefrau noch ruhig neben ihm schlief. Er fuhr sich über die Augen, um den Alptraum völlig zu vergessen.
Dann jedoch fiel ihm etwas wieder. Plötzlich wusste er wieder, welche Idee er gestern Abend noch gehabt hatte bezüglich einer Versöhnung zwischen Elisabeth und ihrem Vater und er seufzte leise auf. Dieser Versöhnungsversuch würde ihn nämlich viel kosten, mehr als er bereit war zu geben. Denn nachdem er jegliche Möglichkeit einer Versöhnung zwischen Lizzie und ihrem Vater abgewägt hatte, war ihm klar geworden, dass Mr. Bennet sich nur in einer Situation mit seiner Tochter wieder versöhnen würde, wenn sie nicht mehr seine Frau war. Zwar hatte er nicht vor sich von ihr scheiden zu lassen, aber das wäre von Mr. Bennet sicher auch nicht erwünscht, es würde sicher reichen, wenn er Mr. Bennet aufsuchte und diesem vorschlug, dass Lizzie wieder bei ihrer Familie leben sollte und er die Rechte, die er als Ehemann eigentlich gegenüber ihr hätte, aufgab. Es wäre immer noch viel Überzeugungsarbeit bei Mr. Bennet zu leisten, aber es wäre einen Versuch wert. Die Frage, die Fitzwilliam Darcy nun beschäftigte, war, ob er bereit wäre, Mr. Bennet diesen Vorschlag zu machen. Er liebte Elisabeth und er wollte sie glücklich sehen und er wusste, sie war derzeit nicht glücklich, aber andererseits konnte er sich einmal mehr vorstellen, wie sein Leben ohne sie aussehen würde. Sein Leben würde trist und leer sein, aber könnte er es ertragen mit dem Wissen zu leben, dass er für sein eigenes Glück das Glück seiner Gattin geopfert hatte.
Sein Blick schweifte auf die schlafende Elisabeth, die sogar im Schlaf sorgengeplagt und blass aussah. Was sollte er bloß tun? Sollte er alles tun, damit Lizzie und ihr Vater sich versöhnen konnten, in dem Wissen, dass er dann alles verlor, was ihm lieb und teuer war? Oder sollte er mit Lizzies Melancholie und ihrem Heimweh leben, wohlwissend, dass es eventuell eine Möglichkeit gegeben hätte sie und ihren Vater zu versöhnen?
Bevor diese Gedanken und Fragen ihn weiter beschäftigen konnten, stand er auf, machte sich fertig und machte einen langen Ausritt, bei dem er versuchte zu vergessen, was ihn seit gestern Abend auf der Seele lag, aber es wollte nicht gelingen. Kaum hatte er eine Minute vergessen, welche Entscheidung vor ihm lag, kehrten seine Gedanken wieder zu diesem Thema wieder zurück.
Beim Frühstück war Lizzies bleiche Erscheinung wie eine Anklage an ihn und er brachte kaum einen Bissen herunter. Ständig dachte er: „Du könntest sie wieder glücklich machen, nur du bist zu egoistisch dazu! Du willst sie für dich haben und machst sie damit unglücklich!" Krampfhaft versuchte er diese Stimme in seinem Kopf ignorieren, sie hatte sich doch für ihn entschieden, er hatte sie nicht gedrängt und sie wäre sicher auch nicht glücklich, wenn sie von ihm getrennt wäre.
Doch dann fragte die Stimme in seinem Kopf leise: „Bist du dir da ganz sicher? Sie liebt ihre Familie sehr, schließlich war es ihr wichtiger ihrem Vater von eurem Kind zu berichten als dir. Denkst du nicht, sie wäre bei ihren Eltern glücklicher als bei dir? Und sie hat ihre Entscheidung zwar eigenständig getroffen, aber auch sehr übereilig? Und waren deine Küsse und Umarmungen damals nicht auch eine Art Beeinflussung? Sie war damals nun mal sehr verliebt, da tut man alles für den geliebten Menschen, aber glaubst du tatsächlich, sie würde sich noch einmal für dich entscheiden?"
Fitzwilliam wehrte mit seiner Hand diese unliebsamen Gedanken ab, was Lizzie, die neben ihm am Tisch saß, nicht verborgen blieb.
„Was ist los, Fitzwilliam? Geht es dir nicht gut?", erkundigte sie sich.
„Mir geht es sehr gut, danke", log er, „ich muss nur einige wichtigen geschäftlichen Briefe schreiben. Entschuldigt mich bitte."
Mit diesen Worten floh er aus dem Raum, während ihm Georgiana und Lizzie konsterniert nachblickten.
Hatte Fitzwilliam erwartet, dass er an seinem Schreibtisch mehr Ruhe finden würde, so hatte er sich getäuscht. Auf keinen der Geschäftsbriefe, die er zu erledigen hatte, konnte er sich konzentrieren. Seine Gedanken waren nur bei Elisabeth. Er sah sie wieder vor sich, weinend und am Boden zerstört, und er war nicht bereit etwas dagegen zu unternehmen. Erneut kamen Schuldgefühle in ihm auf und verzweifelt schlug er seine Hände vors Gesicht. Er konnte sie nicht gehen lassen, aber er konnte auch nicht ertragen sie noch länger so unglücklich zu sehen. Was sollte er bloß tun? Was konnte er überhaupt tun? Er fühlte sich völlig hilflos.
Am Abend hatte Fitzwilliam sich endlich zu einer Entscheidung durchgerungen. Er würde das Richtige tun, er würde Mr. Bennet aufsuchen und diesem den Vorschlag machen, dass Elisabeth wieder auf Longbourn leben sollte. Er würde alles daran setzen Lizzie mit ihrem Vater zu versöhnen. Das war das, was ihm sein Herz gebot. Er wusste, er würde ohne Elisabeth verloren sein, aber er ebenso genau wusste er auch, dass er es nicht länger ertragen könnte, sie so unglücklich zu sehen. Er würde sie mit ihrem Vater versöhnen und sich damit zufrieden geben, sie wieder glücklich gemacht zu haben, selbst wenn es ihn selbst unglücklich machen würde. Die Zeit, die er seit ihrer Hochzeit schon mit Lizzie hatte verbringen dürfte, würde etwas sein, worauf er zurückblicken könnte. Sie würde nicht mehr ihm gehören, aber er könnte sich zumindest sagen, dass sie einmal die Seine gewesen war. Diese nicht mal zwei Monate würden immer die schönsten zwei Monate seines Lebens sein, auch wenn er ab nun sein Leben ohne sie verbringen würde.
Dennoch war er niedergeschlagen und fühlte sich ausgelaugt. Er beschloss noch morgen nach Longbourn zu reisen, bevor ihn seine Entschlossenheit verließ. Er wusste, es würde die schwerste Sache sein, die er je getan hatte, die Frau, die er liebte, seine geliebte Gattin wieder zurück in die Obhut ihres Vaters zu geben. Er würde allen Mut, den er hatte, dafür brauchen. Müde stieg er die Treppe zu seinem Schlafzimmer hoch. Einen Moment überlegte er sogar, Lizzie in dieser Nacht nicht aufzusuchen, da ihm das sicher seine Abreise morgen noch schwerer machen würde. Aber er wusste auch, wenn er diese Nacht - ihre letzte gemeinsame Nacht, wenn Mr. Bennet seinen Vorschlag annahm, - nicht mit ihr teilte, würde er es sein Leben lang bereuen. So öffnete er mit klopfendem Herzen die Zwischentür zum Schlafzimmer seiner Gattin.
Lizzie wartete schon auf ihn. „Was hast du denn so lange in der Bibliothek zu tun gehabt? Du warst ja noch nicht einmal beim Abendessen anwesend und dein Mittagessen hast du dir auch dorthin bringen lassen? Gibt es irgendwelche Probleme, die zu lösen hattest, Fitzwilliam?"
Dieser schüttelte leicht den Kopf, sein Mund war völlig ausgetrocknet und rau. „Es gab kein Problem, ich hatte nur viel zu tun", erklärte er leicht stockend. Er glaubte, Lizzie müsste seine Lüge sofort bemerken, aber sie nickte nur und meinte lächelnd: „Dann musst du ja sehr erschöpft sein, du Armer!"
Er erwiderte ihr Lächeln so gut es ging, obwohl es sich falsch anfühlte auch nur ein Lächeln vorzutäuschen. Langsam trat er an ihr Bett, dann jedoch übermannte ihn sein Verlangen und bevor er sich auch nur halb auf der Bettkante niedergelassen hatte, küsste er sie leidenschaftlich und besitzergreifend.
Lizzie löste sich leicht von ihm und rückte von ihm ab, sie schien ihn offensichtlich etwas aufziehen zu wollen, was er an dem kessen Blick sah, den sie ihm zuwarf. Doch wenn er etwas heute nicht ertragen konnte, war es, dass sie ihn auf die Folter spannte. Mit einem Satz hatte er sie ergriffen und aufs Bett gedrückt. Erneut küsste er sie leidenschaftlich, während seine Hände unter ihr Nachthemd wanderten. Doch sie schob ihn wieder etwas von sich weg, als er seine Lippen von ihren löste, um nach Luft zu schnappen. „Ich finde es ja sehr aufregend, wenn du so stürmisch bist, Fitzwilliam, aber was hast du es denn so eilig? Wir haben schließlich alle Zeit der Welt, also lass es uns doch etwas langsamer angehen." Sie musterte ihn halb amüsiert, aber auch ein bisschen überrumpelt, so dass Fitzwilliam sofort wusste, dass er es zu schnell angegangen war.
„Es tut mir leid, Lizzie", entschuldigte er sich für sein ungestümes Verhalten, während er sanft ihren Hals streichelte, „aber es nun einmal so: Wir haben nicht alle Zeit der Welt! Deshalb würde bin ich so ungeduldig. Ich wollte morgen…"
Hier brach er ab, es war besser ihr nichts von seinem Vorhaben nach Longbourn zu erzählen, er wusste, sie würde ihn überzeugen nicht zu fahren, und das wollte er nicht. Er hatte seine Entscheidung getroffen und sich schwer genug damit getan. Es würde nichts bringen, diese jetzt noch vor Lizzie verteidigen zu müssen, so sagte er stattdessen: „Ich muss morgen wieder einmal nach London, Lizzie, deshalb…"
„… musst du heute noch einmal genießen, was du in London nicht haben wirst", vollendete Lizzie seinen Satz lachend, „Du bist wunderbar süß. Wirst du mich denn in diesen paar Tagen so sehr vermissen oder hast du etwa vor, länger wegzubleiben?"
„Ich werde nicht lange wegbleiben", entgegnete Fitzwilliam, „aber ich vermisse dich dennoch jede Nacht, die ich von dir getrennt bin." Fast wären ihm bei diesen Worten Tränen in die Augen gestiegen.
„Mir geht es ähnlich", meinte Lizzie lächelnd, „und ich muss zugeben, ich bin beruhigt, dass es so ist, denn dann muss ich jedenfalls nicht befürchten, dass du eine Mätresse in London hast."
Fitzwilliams Stirn zog sich bei solchen Worten in Falten. „Ich habe keine Mätresse, allein der Gedanke daran ist abstoßend", sagte Fitzwilliam lauter als beabsichtigt. Doch Lizzie lachte nur: „Das weiß ich doch, William, es war nur ein dummer Scherz, vergiss es einfach und komm her. Wenn du morgen früh nach London fährst, sollten wir unsere Zeit besser nutzen als mit Reden." Mit diesen Worten zog sie ihn zu sich hinunter und küsste ihn.
In dieser Nacht liebte Fitzwilliam Darcy seine Gattin gleich mehrmals, er konnte einfach nicht genug von ihr kriegen. Der Gedanke, dass er ab dem morgigen Tag diese Nähe zu ihr nicht mehr genießen würde, war ihm unerträglich und er versuchte die Sehnsucht, die er schon jetzt nach ihr hatte, obwohl sie noch in seinen Armen lag, mit Küssen und Umarmungen zu verringern. Er musste sich sehr bemühen nicht loszuheulen, nachdem er mit ihr geschlafen hatte. So wie in dieser Nacht würde er sie nie wieder halten, dieser Gedanke verfolgte ihn. Es war ihm zumute als lastete eine schwere Last auf seiner Brust, so dass er kaum atmen könnte. Das blieb auch Lizzie nicht verborgen.
„Ist alles in Ordnung, Fitzwilliam?", fragte diese mehr als einmal, aber er wehrte nur ab und meinte, er wäre nur müde und hätte keine Lust morgen nach London zu fahren. Sie witzelte, dass er sie ja bald wieder sehen würde und nicht so ein Drama daraus machen sollte. Er lachte mit ihr und meinte, er sei wohl schon völlig liebeskrank, aber in seinem Herzen wusste er, dass es mehr als das war und dass dieser Abschied mehr sein würde als nur eine kurze Trennung. Wenn alles gut ging, würde sie, wenn er zurückkam nach Pemberley, nicht mehr seine Frau sein, jedenfalls nicht mehr in dem Sinne, in dem er sie seine Frau nennen wollte. Dann würde sie ihn verlassen und er würde völlig allein sein. Er hatte große Angst vor der Einsamkeit, die er dann zu ertragen hätte, aber er tat es für sie und so war es nicht umsonst.
Als Lizzie schließlich in seinen Armen einschlief, war er gleichsam enttäuscht, weil er sie nun nicht noch einmal lieben konnte wie es eigentlich sein Wunsch gewesen war, und gleichsam erleichtert, denn nun musste er seine Tränen und seine Niedergeschlagenheit nicht mehr vor ihr verbergen.
Während ihm einzelne Tränen die Wangen hinunterliefen, ließ er noch einmal seine Hände über jeden Millimeter von Elisabeths Körper gleiten. Er wollte sich genau einprägen wie sie sich anfühlte, denn nun würde er nur noch davon träumen können. Sogar im Schlaf reagierte sie auf seine Berührung. Wieso mussten sie nur schon wieder getrennt werden? Es war einfach nicht fair. Es war so ungerecht und falsch.
Verzweifelt zog Fitzwilliam seine Gattin zu sich und hielt sie fest in seinen Armen. Diese eine Nacht würde er sie noch einmal bei sich haben und er würde keine Sekunde verschwenden. Irgendwann übermannte ihn aber auch der Schlaf und er schlief ein, immer noch beide Arme fest um seine Elisabeth geschlossen.
