So, schon wieder ein neues Kapitel, habe grade etwas Zeit und da dachte ich: Ich schreibe die Story mal eben zu Ende, das Ende ist das hier noch nicht, aber wir nähern uns demselben in schnellen Schritten. Reviews sind sehr erwünscht, übrigens! Viel Spass beim Lesen und regt euch nicht zu sehr auf. Ich verspreche euch, alles endet letzlich gut!
Kapitel 26:
Am nächsten Morgen fiel es Fitzwilliam Darcy sehr schwer aufzustehen, er zögerte seinen Abschied von Elisabeth sogar noch hinaus, indem er noch eine halbe Stunde länger bei ihr im Bett liegen blieb. Dann aber war es Zeit und er wusste, er musste sich langsam fertig machen, wenn er heute noch nach Longbourn reisen wollte. Lizzie schlief immer noch friedlich und irgendwie war es Fitzwilliam nur recht. Der abschied fiel ihm schon schwer genug und irgendwie wusste er, dass es noch schwieriger wäre, wenn Lizzie wach wäre. Andererseits bereute er es auch, dass er nicht noch einmal mit ihr sprechen konnte.
Er machte sich fertig und beobachte sie dabei, wie sie sich im Schlaf von einer Seite des Bettes auf die andere wälzte. Er wusste, sie würde bald aufwachen und beeilte sich. Er wollte sie nicht noch aufwachen sehen. Er wusste, sobald sie ihn mit ihren verschlafenen Augen anblicken würde, wäre es um ihn geschehen und er würde nicht mehr wegreisen können. Sanft küsste er noch einmal ihre Stirn und ihren Mund, dann verließ er ohne einen weiteren Blick auf sie das Zimmer. Tränen standen ihm in den Augen. Hätte er sich auch nur umgedreht, er hätte seinen Entschluss zu gehen sicher nicht aufrechterhalten können.
Genauso hastig wie er Lizzie verlassen hatte, verließ er eine halbe Stunde später auch Pemberley. Auf der Fahrt nach Longbourn versuchte er seine Gedanken beständig darauf zu richten, was er mit Mr. Bennet besprechen würde. Er legte sich seine Worte zurecht und übte sogar, was er sagen würde, nur um nicht die ganze Zeit an seine Gattin zu denken, an die Art, wie sie ihre Nase gekräuselt hatte, als er sie zum Abschied geküsst hatte, oder daran, wie ihn gestern Nacht ihre Zuneigung gezeigt hatte. Er wusste, wenn er jetzt länger darüber nachdachte, würde er sofort wieder umkehren und das wollte er schließlich. So versuchte er verzweifelt seine Gedanken auf andere Dinge zu richten, was leider eher weniger erfolgreich war.
Die eine Nacht, die er in einem Gasthaus auf dem Weg nach Longbourn verbrachte, sollte eine der schrecklichsten Nächte seines Lebens werden. Er konnte nicht schlafen und wälzte sich von einer Seite des Bettes auf die andere. Sobald er die Augen schloss, sah er Elisabeth und nichts vertrieb das Bild seiner lächelnden Gattin. Nicht einmal Alkohol vertrieb dieses Bild und als er am nächsten die Reise fortsetzte, war er weniger ausgeruht als am Abend zuvor.
Glücklicherweise kam er schon am Nachmittag dieses Tages auf Longbourn an, so musste er zumindest nicht noch eine Nacht in einem Gasthaus verbringen. Nun jedoch lag eine schwierigere Aufgabe vor ihm als eine einsame, lange Nacht in einem Gasthaus hinter sich zu bringen. Er musste mit Mr. Bennet reden und das war sicher keine Aufgabe, auf die er sich freute.
Mrs. Bennet begrüßte ihn freundlich, aber sehr überrascht und fragte zugleich beunruhigt, ob es Lizzie denn gut ginge. Diese Frage konnte Mr. Darcy mit Ja beantworten. Auf weiteren Klatsch mit Mrs. Bennet ließ er sich aber gar nicht erst ein und meinte zugleich, er müsste wegen einer geschäftlichen Frage Mr. Bennet sprechen, woraufhin ihn Mrs. Bennet in die Bibliothek schickte.
Vor der Tür zur Bibliothek blieb Fitzwilliam Darcy einen Augenblick stehen. Er wusste, wenn er nun durch diese Tür ging und das mit Mr. Bennet besprach, was er sich vorgenommen hatte, würde sein Leben nie mehr so sein wie es bis jetzt gewesen war. Er wusste aber, er musste gehen, also gab er sich einen Ruck, klopfte an die Tür und betrat das Zimmer.
Mr. Bennet war sehr überrascht, als Mr. Darcy die Bibliothek betrat. „Was bringt Sie denn nach Longbourn, Mr. Darcy?", fragte er.
„Ich bin gekommen, um mit Ihnen über eine wichtige Angelegenheit zu sprechen", erklärte Mr. Darcy rasch. Es war ihm wichtig dieses Gespräch so bald wie möglich hinter sich zu bringen.
„Aha", entgegnete Mr. Bennet, „lassen Sie mich raten: Sie sind wegen meinem Brief an Elisabeth gekommen, sie verlangen, dass ich ihre Ehefrau mit mehr Respekt behandle und außerdem wollen Sie mich zwingen mich mit meiner Tochter auszusöhnen, ist es nicht so?"
„In gewisser Weise", antwortete Mr. Darcy, „ich weiß natürlich, dass ich Sie nicht zwingen sich wieder mit Elisabeth zu versöhnen, aber ich will Ihnen gerne ein Angebot machen, das Ihre Meinung zu diesem Thema eventuell verändern wird."
„Sie wollen mich doch nicht mit Geld kaufen, oder Mr. Darcy?", spottete Mr. Bennet, „ich meine, Sie müssten mittlerweile wissen, dass man mich nicht kaufen kann und dass Ihr Vermögen bei mir keinen Eindruck hinterlässt. Also gehen Sie besser lieber wieder, es gibt nichts, was mich überzeugen könnte, mich mit Elisabeth auszusöhnen."
„Das denke ich nicht, Mr. Bennet, wenn ich das so formulieren darf", erwiderte Mr. Darcy kühl, „und seien Sie versichert: Mein Angebot hat nichts mit Geld zu tun. Es ist vielmehr so, ich würde mich bereit erklären…" Er wusste plötzlich nicht mehr, wie er die Worte aussprechen sollte, wegen deren er nach Longbourn gekommen. Eine Weile schritt er im Raum auf und ab und suchte nach den richtigen Worten, dann begann er: „Sie haben gesagt, Elisabeth würde unglücklich bei mir werden. Sie hatten Recht, sie ist unglücklich, sie hat Heimweh und es lastet schwer auf ihr, dass Sie sie verstoßen haben. Ich kann ihre Traurigkeit nicht länger ertragen, deshalb bin ich gekommen, um Ihnen Ihre Tochter …zurückzugeben." Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, blickte Fitzwilliam Darcy auf den Boden, nervös drehte er seinen Ehering und wartete auf Mr. Bennets Worte.
Diese waren kalt und zynisch: „Sie haben also jetzt schon genug von Elisabeth und wollen sie wieder loswerden. Ich wusste es doch, es ging Ihnen nur darum sie in Ihr Bett zu bekommen und nun wollen Sie sie wieder loswerden. Ich hatte die ganze Zeit Recht und nun wagen Sie es auch noch hierher zu kommen und mir so einen Vorschlag zu machen."
Mr. Darcy hob seinen Kopf und blickte Mr. Bennet zornig an. Wütend und unkontrolliert entgegnete er: „Mr. Bennet, Sie haben Unrecht, wenn Sie denken, dass ich hierher gekommen bin, um meine Gattin wieder loszuwerden. Wenn es nur danach ginge, was ich wöllte, stände ich jetzt sicher nicht vor Ihnen. Ich liebe Elisabeth, mehr als mein Leben, ich will nicht, dass sie mich verlässt und wieder zu Ihnen zurückkehrt, aber wie kann ich sie lieben und gleichzeitig zusehen, wie sie fast vor Heimweh vergeht? Elisabeth gehört zu Ihrer Familie und Ihre Familie sind nun einmal Sie. Bitte machen Sie dies nicht schwerer für mich als es sowieso schon ist. Lassen Sie sie wieder zu sich zurückkehren und versöhnen Sie sich mit ihr! Um mehr bitte ich ja gar nicht, ich will nur, dass Lizzie glücklich wird."
Darcy fuhr sich über die Augen, um einige ungebetene Tränen zu verscheuchen. Mr. Bennet betrachtete den Mann, der dort vor ihm stand, völlig verwirrt. Hatte er das gerade richtig verstanden? Mr. Darcy behauptete Elisabeth zu lieben und wollte dennoch, dass sie ihn verließ. Das entbehrte jeder Logik.
„Mr. Darcy, ich verstehe immer noch nicht ganz. Sie behaupten Elisabeth zu lieben und wollen dennoch, dass sie zurück nach Longbourn zieht? Verzeihen Sie, wenn ich neugierig bin, aber Sie haben keine Geliebte oder so und meine Tochter und Sie haben sich auch nicht gestritten und Sie wollen trotzdem nicht mehr mit Lizzie zusammenleben? Wieso und was genau habe ich damit zu tun?", erkundigte sich Mr. Bennet ruhig. Mr. Darcy war eher weniger ruhig. Erneut begann er aufgeregt im Raum herumzulaufen, während er sprach: „Nein, Mr. Bennet, ich habe mich nicht mit Elisabeth gestritten und eine Geliebte habe ich auch nicht, aber es ist einfach so: Ich kann nicht länger zusehen, wie traurig Elisabeth ist. Sie war einmal ein so fröhlicher, lebensfroher Mensch und nun scheint Traurigkeit ihr ständiger Begleiter zu sein. Ich will meine Ehefrau wieder lachen sehen, ich will nicht, dass sie weiter so traurig sein muss, und deshalb bin ich hierher gekommen, um mit Ihnen zu sprechen. Elisabeth wünscht sich nichts mehr als dass sie sich wieder mit ihr versöhnen. Das ist ihr größter Wunsch, ich denke, sie bereut sogar mich geheiratet zu haben, auch wenn sie mir das niemals sagen würde. Nun habe ich beschlossen, dass ich das nicht länger ertragen möchte, sie so unglücklich zu sehen, und mache Ihnen daher den Vorschlag, sie aufzugeben, wenn Sie dann bereit wären sich mit ihr zu versöhnen."
„Sie wollen also meine Tochter als Ihre Gattin verstoßen und denken ihr damit einen Gefallen zu tun?", fragte Mr. Bennet verwirrt und leicht erbost. Er verstand immer noch nicht, was Mr. Darcy genau von ihm wollte. Er verstand nur, dass Mr. Darcy Lizzie verstoßen wollte und das konnte er nicht gutheißen.
„Nein, natürlich nicht", erwiderte Darcy rasch, „Lizzie würde meine Gattin bleiben, sie würde nur wieder bei Ihnen wohnen und ich würde auf alle ehelichen Rechte verzichten, Lizzie stände wieder völlig unter Ihrem Schutz und Ihrer Obhut, würde aber offiziell meine Frau bleiben."
„Und Sie würden sich dann eine Mätresse nach Pemberley holen und meine Tochter zum Gespött der Leute machen?", fragte Mr. Bennet zornig.
„Nein, niemals", versicherte Mr. Darcy seinem Schwiegervater, „ich liebe Elisabeth, wie könnte ich ihr so etwas antun? Außerdem könnte keine Frau sie ersetzen?"
„Dann werden Sie sich also den Rest Ihres Lebens in Enthaltsamkeit üben oder wollen Sie Longbourn immer dann besuchen, wenn Sie nach etwas Zuneigung verlangen?", spöttelte Mr. Bennet mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Ich wäre bereit enthaltsam zu leben, wenn das Ihre Forderung wäre", entgegnete Mr. Darcy. Sobald er diese Worte aussprach, wusste er, dass was er hier versprach eigentlich völlig unerfüllbar war. Er hatte eigentlich gehofft, dieses Problem anders zu lösen, zwar konnte er es sich nicht vorstellen eine andere Frau als Elisabeth in seinem Bett zu haben, doch sich schon damit abgefunden, dass es so sein würde. Natürlich gab es keine Frau, die Lizzie ersetzen könnte und eine Mätresse in sein Heim zu holen, das stieß ihn ab, aber schließlich gab es noch andere Möglichkeiten sich als Mann außer Haus Befriedigung zu verschaffen. Aber wenn es die Bedingung war, dass er völlig enthaltsam lebte, damit Mr. Bennet seinem Vorschlag zustimmte, würde er auch diese Forderung erfüllen. Er hätte ehrlich gesagt allem zugestimmt, was Mr. Bennet ihm vorschlagen hätte können, wenn es nur am Ende zu einer Versöhnung zwischen Mr. Bennet und Elisabeth kam.
Mr. Bennet musterte verwundert seinen Schwiegersohn, er konnte nicht umhin das Angebot Mr. Darcys mit Argwohn zu betrachten, aber die Bereitschaft Mr. Darcys jegliche Forderung, die er stellte, zu erfüllen, überzeugte ihn dann doch von der Ernsthaftigkeit Mr. Darcys. Er nickte: „In Ordnung, Mr. Darcy, wir haben eine Abmachung, Sie bringen Elisabeth in den nächsten Tagen nach Longbourn, dann werde ich mich mit ihr versöhnen und sie hier aufnehmen. Sie können Sie ab und an besuchen, damit es keine Gerüchte gibt und ansonsten halten Sie sich an Ihre Versprechungen mir gegenüber. Ich will nicht hören, dass Sie meiner Tochter irgendwie Kummer bereiten. Vielleicht setzen wir noch einen Vertrag auf, der regelt, was passiert, wenn Sie sich nicht an Ihre Abmachung halten. Ich halte Sie zwar für einen Mann von Ehre, der sein Wort hält, aber ich will dennoch lieber sicher gehen."
Mr. Darcy nickte. Er war einverstanden, er war nur froh, dass Mr. Bennet einer Versöhnung mit Elisabeth zugestimmt hatte.
Als er Longbourn am frühen Abend wieder verließ, fühlte sich Fitzwilliam Darcy völlig zerschlagen. Die Einigung mit Mr. Bennet war dann zwar nicht so schwer gewesen, aber es war ihm dennoch nicht leicht gefallen, sich mit Mr. Bennet auf all diese Dinge zu einigen, die ihn dann aus dem Leben Elisabeths fast vollständig verbannen würde. Aber es war alles geregelt und er war froh darüber. Nun war sein einziger Wunsch zurück nach Pemberley zu reisen und zu schlafen. Schlafen konnte er schon in der Kutsche. Er war zwar sonst nicht so der Mensch, der in Kutschen schlafen konnte, aber die Anspannung und die wenig erholsame letzte Nacht ließen ihn dann doch ein bisschen schlafen, wenn auch weniger als er sich gewünscht hätte. So war er am nächsten Morgen verspannt und immer noch müde, aber das machte auch wenig aus, denn seine Laune war allgemein schon schlecht und ob er nun Schlaf bekommen hatte oder nicht, war ihm nun auch völlig gleichgültig. Auch die nächste Nacht kehrte er nicht in einem Gasthaus ein. Er wollte keine Zeit vergeuden, fast hätte er sich sogar selbst in den Sattel gesetzt, weil er die Zeit zum Nachdenken, die er auf der langen Reise hatte, kaum ertragen konnte. Dies ließ er dann aber doch bleiben, jedoch bereute er es ein ums andere Mal, wenn er wieder auf die Uhr schaute und nur eine halbe Stunde vergangen war ohne dass sie in Sichtweite ihres Ziels gekommen waren.
Hatte Fitzwilliam es vor dem Gespräch noch geschafft den Gedanken an Elisabeth zu verdrängen, so war ihm dies jetzt eher unmöglich. Immer wieder sah er seine Ehefrau vor sich und musste daran denken, dass er nun kein Recht mehr auf sie hätte. Sie gehörte nun wieder zu der Familie ihres Vaters. So war auch der Gedanke an seine Heimkehr nach Pemberley mehr Tortur als irgendetwas sonst, denn dann würde er ihr von seiner Vereinbarung mit ihrem Vater berichten müssen, dann müsste er sie gehen lassen, und. der Gedanke daran jagte ihm mehr als nur einen Schauer über den Rücken.
