So, nun endlich wieder ein neues Kapitel voin mir. Bald kommt hoffentlich auch das Ende, naja, muss mal gucken, wenn ich morgen nicht dazu komme, wird es wegen dem Kongress am WE schwierig, aber da ihr ja auch keine Reviews schreibt, kann ich mir mit dem Schreiben auch etwas Zeit lassen. ;-) Viel Spass beim Lesen jedenfalls!


Kapitel 28:

Fitzwilliam Darcy hatte schon mehr als die Hälfte der Brandyflasche geleert, als Elisabeth ihn in der Bibliothek aufsuchte. Er blickte von seinen Papieren auf, als sie die Türe öffnete. „Lizzie", stieß er überrascht hervor. Seine Augen folgten Elisabeth, wie sie näher an seinen Schreibtisch trat.

„Ich habe mich entschieden, Fitzwilliam", erklärte Elisabeth. Fitzwilliam zuckte zusammen und schüttete sich ein weiteres Glas Brandy aus. Er schaute Lizzie nicht an. Er konnte es nicht ertragen, dass sie sah, wie sehr es ihn verletzte, dass sie ihn verließ.

Mit gezwungener Ruhe fragte er: „Und? Wie hast du dich entschieden, Elisabeth?"

Elisabeth umrundete den Schreibtisch und stand nun neben ihm. „Ich bleibe bei dir, William, ich bin deine Ehefrau, ich werde dich nicht verlassen", flüsterte sie.

Fitzwilliam konnte zunächst seinen Ohren nicht trauen, sie verließ ihn nicht, sie liebte ihn und er konnte wieder glücklich sein. Dann aber wurde ihm aber wieder klar, dass dies Elisabeth nicht glücklich machen würde. Er regte sich nicht, blickte sie auch nicht an und sagte betont kühl: „Das dulde ich nicht, Elisabeth, du wirst gehen."

„Wieso Fitzwilliam?", rief diese erregt aus, „liebst du mich nicht mehr? Habe ich dir irgendetwas getan, dass du mich von hier verbannen willst? William, ich liebe dich, hörst du denn nicht oder bedeutet es dir nichts mehr? Ich kann und werde dich nicht verlassen. Du kannst mich nicht zwingen zu gehen."

„Natürlich kann ich dich zwingen", entgegnete Fitzwilliam mit bebender Stimme, „ich bin dein Ehemann, du musst mir gehorchen und ich sage, du gehst. Du gehörst zu deiner Familie."

Er war mittlerweile aufgestanden und blickte seine Gattin durchdringend an. Er hatte nicht mit ihrer Sturheit gerechnet. Wenn sie sich so wehrte zu gehen, würde sie ihm den Abschied gewiss nicht leichter machen. Er wünschte, sie könnte einfach bei ihm bleiben, aber das wäre nicht richtig. Sie würde niemals auf Pemberley glücklich werden können, nicht solange sie und ihr Vater sich nicht versöhnt hätten. Und das war nur möglich, wenn sie ihn verließ. Also musste sie gehen. Und wenn nötig, würde er sie auch zu ihrem Glück zwingen.

Lizzie verstand nicht, dass Fitzwilliam sie fortschicken wollte. Jeder seiner Blicke sagte ihr, dass er sie liebte, aber wieso wollte er sie dann gegen ihren Willen fortschicken. Wusste er denn nicht, dass sie ihn liebte und ohne ihn niemals glücklich sein würde? Was war bloß geschehen, dass er sie plötzlich von sich stieß?

Sie wusste es nicht, aber sie wusste eins: Sie würde nicht gehen, nicht solange nicht eine wichtige Frage, die sie hatte, beantwortet war: „Liebst du mich noch, William? Willst du mich aus Liebe gehen lassen oder weil du mich nicht mehr ertragen kannst?"

Es wäre so leicht zu lügen, schoss es Fitzwilliam durch den Kopf, dann würde sie gewiss gehen und sich nicht weiter gegen ihr Glück wehren, aber er sagte dennoch die Wahrheit. Leise und stockend brachte er hervor: „Aus Liebe", während seine Augen einen Punkt hinter Lizzie fixierten und er blinzelte, um die Tränen zu vertreiben, die ihm ungebeten in die Augen stiegen.

„Dann bleibe ich!", meinte Lizzie eigenwillig.

Innerlich stöhnte Fitzwilliam auf, er hatte es gewusst, wieso hatte er nicht einfach gelogen? Doch er würde nicht nachgeben, er straffte die Schultern, bereit Lizzie zu überzeugen zu ihrem Vater zu fahren, während ein stechender Schmerz sich in seiner Brust ausbreitete. Sie würde gehen, er wusste es. Wenn sie jetzt noch zweifelte, würde er ihre letzten Zweifel vertreiben. Er würde sie glücklich machen und sich selbst unglücklich.

„Du wirst fahren, ich habe das mit deinem Vater vereinbart. Nichts, was du sagst, kann das ändern", seine Stimme war kühl und geschäftsmäßig, aber Lizzie hörte das leise Zittern darin.

Sie trat einen Schritt näher zu ihm. „Ich bleibe hier, William. Du kannst mir so oft du willst befehlen, dass ich nach Longbourn fahre, aber ich bleibe hier. Mein Vater und du, ihr könnt gerne alle Vereinbarungen treffen, die euch belieben, aber das heißt nicht, dass ich mich mit diesen Vereinbarungen einverstanden erklären muss. Meine Entscheidung ist schon lange gefallen. Ich habe mich mit unserer Heirat für dich entschieden und bei dieser Entscheidung bleibe ich. Nichts, was du sagst, wird mich davon überzeugen dieses Haus zu verlassen. Würdest du mich nicht mehr lieben, würde ich es erwägen, aber da dem nicht so ist, werde ich hier bleiben."

„Ich liebe dich nicht!", schrie William ihr ins Gesicht, „das wolltest du doch hören oder? Nun habe ich es gesagt, wirst du jetzt gehen?"

Tränen liefen über Lizzies Wangen: „Hör doch auf damit, du verletzt uns beide mit solchen Lügen!"

„Es sind keine Lügen, ich liebe dich nicht mehr und ich will, dass du gehst!"

Kaum waren diese Worte aus seinem Mund gekommen, bereute er sie auch schon. Er musste zusehen, wie sich Elisabeth verletzt von ihm abwandte. Nun würde sie endgültig gehen, das wusste er und es brach ihm das Herz. Nun würde sie ihn nicht nur verlassen, sondern ihn auch noch hassen. Wieso hatte er nur so etwas gesagt? Wieso nur?

Plötzlich wurde ihm klar, dass er nicht mehr damit leben konnte, dass sie glaubte er liebte sie nicht. „Lizzie, es tut mir leid, es stimmt nicht. Natürlich liebe ich dich, aber ich kann es nicht länger ertragen, dass du so unglücklich bist, deshalb habe ich diese Vereinbarung mit deinem Vater getroffen."

Sie drehte sich langsam um und blickte ihn forschend an, immer noch standen Tränen in ihren Augen. Bemüht beherrscht fragte sie: „Wieso sagst du dann so etwas? Denkst du, derartige Worte verletzen mich nicht? Denkst du, ich sei gefühllos, oder welche Erklärung hast du sonst für dein Verhalten?"

„Ich will nur, dass du glücklich wirst." Die Worte hingen einen Moment in der Luft.

„Und du glaubst, dass ich ohne dich glücklich werde, William? Zweifelst du so sehr an meiner Zuneigung? Ich liebe dich und ich werde sicherlich nicht glücklicher sein, wenn du mich tatsächlich nach Longbourn schickst. Und nun, nenn mir nur einen Grund, wieso ich dich verlassen sollte!"

„Deine Familie", entgegnete er, „du wirst niemals ohne sie glücklich werden, jedenfalls nicht, so lange du dich nicht mit deinem Vater versöhnt hast."

„Das stimmt vielleicht", erwiderte Lizzie ruhiger, „aber das heißt nicht, dass ich dafür unsere Ehe aufgeben würde. Die Versöhnung mit meinem Vater ist mir sehr wichtig, aber ich bin nicht bereit dafür unsere Ehe zu opfern."

„Aber ich bin es", entgegnete Fitzwilliam kühl und bestimmt, „ich werde es nicht länger dulden, dass du wegen mir unglücklich bist. Du wirst nach Longbourn fahren."

Lizzie trat erregt einen Schritt näher zu ihm: „Und glaubst du, du wirst mich damit glücklicher machen, dass du mich auch noch verstößt?"

„Ich verstoße dich nicht, ich gebe dich frei. Und wenn ich dich gehen lasse, wird zumindest mein schlechtes Gewissen endlich Ruhe geben: Ich werde unglücklich sein, ja, aber der Gedanke, dich dadurch glücklicher zu machen, der Gedanke, dass ich damit zumindest teilweise, das Unrecht wieder gutmache, das ich dir angetan habe, als ich zustimmte, dich gegen den Willen deines Vaters zu heiraten, dies alles wird mir Trost sein. Und wenn du erst einmal deine Familie wieder siehst, wirst du verstehen, wieso ich mich so entschieden habe. Du weißt es nicht, aber jeden Tag belastet mich deine Melancholie mehr und mir wird mit jedem Tag deutlicher, dass deine Traurigkeit allein meine Schuld ist. Ich hätte dich unter den gegebenen Umständen nicht heiraten dürfen, nicht heiraten sollen! Hätte ich mich richtig verhalten, hätte ich mich verhalten wie ein Gentleman, dann müssten wir beide nun nicht so leiden. Alles Unglück ist allein meine Schuld, weil ich nicht bereit war auf dich zu verzichten! Nun muss ich dies auf die schwierigere Art lernen!", stieß Fitzwilliam mit bebender Stimmer hervor.

„Das alles hättest du dir vorher überlegen sollen, bevor du mich zu deiner Gattin gemacht hast. Nun sind wir aneinander gebunden, William, in Freud und in Leid, und ich habe weder die Kraft noch den Wunsch diese Bindung zwischen uns wieder zu lösen. Du kannst sagen, was du willst. Ich werde auf Pemberley bleiben, bei dir. Ich liebe dich und ich weiß, dass du auch mich liebst, unabhängig von deinen Worten und deinem Handeln derzeit."

Bei diesen Worten war Lizzie noch näher an ihn herangetreten, so dass ihre Gesichter nun kaum mehr 30 Zentimeter voneinander entfernt waren. Fitzwilliam musste schlucken, als er ihm mehr als deutlich bewusst wurde, wie sich Lizzies Brust erregt hob und senkte. Am liebsten hätte er sie auf der Stelle in seine Arme gerissen, verdammt, er liebte und begehrte sie in diesem Moment mehr als jemals zuvor. Um Selbstbeherrschung ringend schloss er einen kurzen Moment die Augen, nur ein Mandra im Kopf: „Bleib stark, Fitzwilliam, bleib stark!"

Elisabeths Stimme holte ihn wieder zurück in die Gegenwart: „Ich werde hier bleiben, das ist mein letztes Wort, wenn du wirklich willst, dass ich gehe, wirst du mich mit Gewalt dazu zwingen müssen."

William öffnete wieder die Augen und blickte in Lizzies herausfordernde Augen. Er fühlte sich müde und abgeschlagen. Er wollte sich nicht streiten, vor allem, da er sich in seinem Herzen ja genau das wünschte, aber er erwiderte trotzdem kampfbereit und bestimmend: „Du wirst gehen, Elisabeth. Ich bin dein Ehemann und dies ist meine Entscheidung."

„Ich gehe nicht und du kannst mich auch nicht zwingen." Sie hob ihren Kopf streitlustig zu ihm hoch und versuchte ihn mit ihren Augen zum Aufgeben zu bewegen.

Aber noch hatte er die Kraft gegen Elisabeth und sein eigenes Herz anzugehen: „Du gehst, und das ist mein letztes Wort!"

„Nein, ich gehe nicht!"

Sie schrie ihm diese Worte richtiggehend entgegen, einige Tränen der Wut hatten sich ihren Weg über Lizzies Wangen gebahnt. Mittlerweile waren ihre Gesichter kaum noch eine Hand weit voneinander entfernt, Fitzwilliam roch den wohltuenden Geruch von Rosenwasser, den seine Gattin zu verbreiten pflegte. Seine Willenskraft begann zu bröckeln und er begann sich zu besinnen, ob denn ein Streit mit Elisabeth, der ihrer beiden Gemüter nur erhitzen würde, wirklich sinnvoll gewesen war. Doch er blieb rigoros, er wollte diese Auseinandersetzung gewinnen.

„Du gehst; Elisabeth." Die Worte kamen kühl, eiskalt. Überrascht stellte er fest, dass Elisabeth diesmal keine Antwort gab. Erstaunt blickte er sie an. Diese musterte ihn mit einem mitleidigen Blick, der ihm das Herz erweichte. Er wollte sie küssen, jetzt, auf der Stelle. Er neigte leicht den Kopf.

„Oh, William, siehst du nicht, was du dir antust, du zitterst ja sogar", Lizzies Wangen waren erneut feucht, aber dieses Mal weinte sie nicht um sich selbst, sondern um ihn. Erst jetzt nahm Fitzwilliam wahr, dass sein ganzer Körper bebte und, oh, nein, Tränen liefen seine Wangen hinunter. Schnell versuchte er diese abzuwischen, sie vor Elisabeth zu verbergen, aber diese ergriff seine Hände zärtlich. „Ruhig", flüsterte sie, während sie ihm aus der einen Hand das Brandyglas nahm, das er immer noch fest umklammert hielt. Sie streichelte seine Hände liebevoll und fragte nach einer kurzen Stille leise und sanft: „Soll es jetzt immer so sein, William? Willst du dich nun jede Nacht betrinken? Oh, William, was ist denn bloß los mit dir? Ist das deine Taktik mit meinem Weggang, den du offensichtlich schon fest geplant hast, umzugehen? Oh, nein, William, das kann ich nicht dulden, ich werde dich nicht verlassen, nicht in dieser Verfassung, du solltest dich sehen, du siehst so erbärmlich aus. Bitte versprich mir, dass du nie mehr soviel trinkst wie heute!"

Nun brach Fitzwilliams Selbstbeherrschung zusammen. „Ich verspreche es dir, aber geh nicht!", Fitzwilliams Worte waren kaum mehr als das Bewegen der Mundwinkel, aber Lizzie nahm sie wahr. Sie blickte fragend zu ihm hoch, dann lächelte sie. „Niemals", erwiderte sie und blickte ihm dabei fest in die Augen. In diesem Augenblick war Fitzwilliam auf einmal alles andere gleichgültig, ihm war gleichgültig, was er sich vorgenommen und welche Vereinbarung er mit Mr. Bennet getroffen hatte, nur noch eins war ihm wichtig: Er liebte Elisabeth und, bei Gott, er würde sie nicht gehen lassen, nicht an diesem Abend und auch nicht morgen früh. Leidenschaftlich zog er sie zu sich und küsste sie stürmisch auf den Mund, sie gab sofort nach. Ihre Arme schlangen sich um seinen Hals und für ihn schien ein Traum in Erfüllung zu gehen. Sie liebte ihn und zwar so sehr, dass sie bei ihm zu bleiben bereit war.

Der Weg zum Bett war ihnen beiden zu weit, William ließ sich einfach nur zurück auf seinen Schreibtischstuhl fallen und zog Lizzie mit sich. Dass ein Schreibtischstuhl sich für Aktivitäten, wie Elisabeth und William es im Sinn hatten, nicht unbedingt eignete, war ihnen beiden einerlei. Erst als der Stuhl ihrer beider Bewegungsfreiheit allzu sehr einschränkte, verlagerten sie ihren Standort auf ein Fell vor dem Kaminfeuer. Dort liebten sie sich, leidenschaftlich und innig.

Danach fiel Fitzwilliam, der im Laufe des Abends mehr als einen Brandy zuviel gehabt hatte, sofort in einen tiefen Schlaf. Elisabeth war noch etwas länger wach und konnte über alles, was passiert war in Ruhe nachdenken. Sie war erschrocken, dass Fitzwilliam offensichtlich glaubte, dass er sie ziehen lassen müsste. Wie kam er nur auf die Idee, dass sie von ihm wünschte? Und hatte er eventuell doch Recht? Sie liebte ihren Ehemann, das war ihr mehr als klar und sie würde auch bei ihm bleiben, aber wäre sie wirklich hier auf Pemberley geblieben, wenn Fitzwilliam verlangt hätte, dass sie ginge? Diese Frage ließ ihr keine Ruhe, denn tief in ihrem Herzen wusste sie, dass der Wunsch nach Versöhnung mit ihrem Vater doch größer war als sie sich eingestehen konnte und wollte.

Sie hoffte bloß, dass dieses Thema zwischen ihr und Fitzwilliam nun endgültig ausdiskutiert sei. Sie wusste, wie sehr es William zu schaffen machte und sie wusste auch etwas, was dieser nicht wusste, dass seine Hartnäckigkeit an ihrer Entscheidung zu bleiben zumindest gerüttelt hatte. Sie hatte zwar keine Zweifel daran, dass sie das Richtige tat, aber sie wusste auch, dass sie so oder so nie mehr so glücklich und zufrieden sein könnte, wie sie es einmal früher gewesen war. Aber es half nichts darüber zu klagen. Sie musste sich mit ihrer Situation abfinden. Sie liebte William und sie würde ein Kind mit ihm bekommen, das musste ihr genug sein, wenn sie auch nur annährend so etwas wie Glück erleben wollte. Und sie war bereit sich mit diesem Glück zweiter Wahl abzufinden. Sanft strich sie ihrem schnarchendem Ehemann die Locken aus dem Haar, er sah so friedlich aus, wenn er schlief. Leicht küsste sie seine Stirn, sie würde ihn nie mehr verlassen, soviel stand fest. Und ihrem Vater würde sie es nicht gestatten sich zwischen sie zu stellen, nein, sie hatte denselben sogar schon fast vergessen, er war ihr gleichgültig geworden. Sie würde ihn nicht wieder sehen und damit hatte sie sich abgefunden. Sie konnte ja nicht wissen, dass sie ihm noch schneller als gedacht wieder gegenüber stehen würde.