So, ihr Lieben, das letzte Kapitel, nun kommt nur noch ein Epilog. Viel Spass beim Lesen und Rückmeldungen sind sehr erwünscht!


Kapitel 29:

Am nächsten Morgen wachte Elisabeth zuerst auf, zunächst fiel es ihr schwer, sich zu orientieren, wo sie wahr, aber dann erinnerte sie sich an den letzten Abend und alles, was passiert war. Sie seufzte leise und ihr Blick fiel auf ihren Gatten. Er sah so friedlich aus und doch schien ihr gestriger Streit und die Herausforderungen der letzten Tage noch schwer auf ihm zu lasten. Sie betrachtete, wie er sich im Schlaf hin und her wand, während sie ihn beruhigend und zärtlich streichelte. Sie hatte nicht häufig Gelegenheit ihn beim Aufwachen zu beobachten, da er meist derjenige von ihnen beiden war, der zuerst aufwachte, und so genoss sie die Möglichkeit ihn im Schlaf zu kosen, die ihr dieser Morgen bot, sehr. Ihre Finger strichen durch sein Haar und über seinen entblößten Oberkörper und langsam begannen sich andere Gefühle in ihr zu regen als nur die der Zärtlichkeit und sie begann zu hoffen, ihr Gatte würde bald aufwachen. Sie begann ihre Liebkosungen zielstrebig dazu einzusetzen, ihren Gatten zu wecken, und beobachtete zufrieden, wie er sogar im Schlaf auf ihre Berührungen reagierte. Aber er schlief immer noch fest zu Lizzies großem Missfallen, so dass Lizzie ihre Bemühungen noch verstärken musste, und tatsächlich deuteten seine unruhigen Bewegungen an, dass er bald aufwachen würde. Er ergriff sogar Lizzies Hand, die seinen Oberkörper streichelte und murmelte halb im Schlaf: „Lizzie." Ein Schmunzeln erschien auf deren Gesicht und sie sagte leise zu sich selbst: „Dann erkennst du also doch noch deine Frau, was?" Liebevoll lehnte sie sich noch näher zu ihm und küsste seinen Mund, erst nur leicht, aber kurz darauf leidenschaftlicher. Sie spürte, wie er ihre Küsse erwiderte, erst eher instinktiv und noch halb schlafend und dann immer entschlossener. Als er sie schließlich mit sich zog und sich auf dem Boden so drehte, dass er nun auf ihr lag, wusste Lizzie, dass ihr Ehemann wach war.

Dieser war tatsächlich aufgewacht und spürte nun all die Folgen seines gestrigen Alkoholkonsums: hämmernde Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit und die schnelle Bewegung hatte zusammen mit der Drehung diese Effekte nur verstärkt. Er verzog schmerzhaft das Gesicht und ließ sich mit einem Stöhnen zurück in seine ursprüngliche Position fallen. Woher kamen nur diese Kopfschmerzen, doch dann nahm er seine Umgebung wahr und die Erinnerung an den gestrigen Abend kehrte zurück.

„Fitzwilliam, was ist los?", fragte Lizzie alarmiert. Wenn ihr Gatte einen Verführungsversuch so abrupt abbrach, war etwas nicht in Ordnung mit ihm. Beunruhigt blickte sie ihren blassen Gatten an. Diesem war sein eher schwächlicher Zustand deutlich peinlich und er murmelte nur: „Nichts."

Doch Lizzies stetiger und ernster Blick zwang ihn schließlich dazu einzugestehen, was mit ihm nicht stimmte: „Ich denke, ich hatte gestern ein Glas Brandy zuviel."

Lizzie lachte leise und erhob sich. „Wohin willst du?", fragte ihr Ehemann, während er mit seinen Augen jeder Bewegung Lizzies folgte und sich frustriert wünschte, dass er keinen Kater hätte, so dass er jetzt tun konnte, was er eigentlich beim Aufwachen vorgehabt hatte. „Ich mache Frühstück", erwiderte Lizzie lächelnd, während sie sich ihr Kleid über den Kopf zog.

„Ich habe keinen Hunger", entgegnete Fitzwilliam leise und verdrießt, denn wenn er Lizzie schon nicht in der Weise nahe sein konnte, wie er es vorgehabt hatte, so hätte er sich doch zumindest gewünscht sie länger in seiner Nähe zu haben. Er wollte Streicheleinheiten und kein Frühstück, was aller Voraussicht sowieso nicht den Weg in seinen Magen finden würde. Doch bevor er dies als Argument gegen ein Frühstück nennen konnte, war Lizzie schon aus dem Zimmer verschwunden.

William lehnte sich zurück und schloss die Augen, leider minderte das seine Kopfschmerzen nur sehr wenig, aber es half zumindest ein bisschen. Mit der Ruhe begannen seine Gedanken zu kreisen, er begann den gestrigen Abend zu rekapitulieren, ihren Streit, die Versöhnung, alles und die alte Frage kam wieder auf: „Sollte er Elisabeth bei sich behalten oder gehen lassen?" Sie behauptete bei ihm bleiben zu wollen und das war auch, was er sich wünschte, aber war es nicht selbstsüchtig von Elisabeth zu erwarten, dass sie ihre Familie für ihn aufgab. Sie schien es ihm jetzt nicht übel zu nehmen, aber was wäre, wenn sie es ihm später einmal vorhielt? Er wusste, er könnte nicht damit leben, sie durch seinen Egoismus unglücklich gemacht zu haben, aber machte es sie glücklich, wenn er sie gegen ihren Willen von hier fortschickte?

Bevor er zu einer Antwort auf diese Fragen fand, war Lizzie auch schon wiedergekommen mit einem großen Tablett in den Händen. Fitzwilliam musste zugeben, dass es ein ganz besonderes Gefühl war von seiner Gattin bedient zu werden, wenn er auch keinen Hunger hatte und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. Sie lächelte zurück, kniete neben ihm nieder und stellte das Tablett auf dem Boden ab.

„Trink das!", sie hielt ihm ein Glas mit einer durchsichtigen Flüssigkeit hin, „das wird dir helfen" Er setzte sich etwas auf, nahm ihr das Glas ab und trank. Es schmeckte bitter und er verzog das Gesicht. Lizzie lachte hell auf.

„Du musst es leer trinken, wenn es helfen soll", wies sie ihn an.

Ihr Gatte blickte sie nur durchdringend an und fragte misstrauisch: „Was ist das?"

„Ein Hausrezept gegen Kater", meinte sie leichthin und fuhr fort, „und nun trink."

Fitzwilliam trank pflichtschuldig das Glas aus und stellte es dann ab. Er glaubte sich tatsächlich besser zu fühlen, wenn es auch nur Einbildung sein konnte, wie er sich zugestand.

Lizzie reichte ihm eine Tasse mit Kaffee, während sie sich selbst ein Brötchen schmierte. „Du leidest heute gar nicht an Morgenübelkeit", bemerkte Fitzwilliam verwundert.

Lizzie blickte auf und schmunzelte: „Stimmt, aber das kann auch noch kommen, manchmal beginnt das erst nach oder beim Frühstück, und tja, es wäre ja auch schlimm, wenn es uns beiden schlecht. Wie sollte ich dich dann pflegen?"

„Ich bin nicht krank", wehrte William ab, „und ich brauche auch nicht so umsorgt zu werden. Ich hatte schon öfter einen Kater und kann damit umgehen."

Aber kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, wurde ihm auch schon klar, dass es zwar stimmte, doch er die liebevolle Fürsorge seiner Gattin nicht hätte missen wollen.

„Jedoch muss ich zugeben, dass es geradezu schön ist etwas verkatert zu sein, wenn du dich so fürsorglich um mich kümmerst." Er streckte seine Arme nach ihr aus und zog sie näher zu sich. Lizzie machte keinen Widerstand geltend und wandte ihre Aufmerksamkeit ohne weiteres Zögern von ihrem Brötchen ab und ihm zu. Das würde ein guter Morgen werden, beschloss Fitzwilliam im Stillen.


Gerade hatte er Elisabeths Oberkleid entfernt und wollte sie auch nun ihrer restlichen Kleidung entledigen, da hörten sie Stimmen auf dem Flur: „Ich weiß nicht, wo Mr. und Mrs. Darcy sind, ich habe sie heute noch nicht gesehen, Mr. Bennet."

Erschrocken hielten Lizzie und William inne. William war der Erste von beiden, der wieder seine Sprache fand. „Zieh dich an, Lizzie, sofort! Und geh zu deinem Vater", befahl er seiner Gattin, während er sie leicht von sich wegschob.

„William, was soll das? Mein Vater und Mrs. Reynolds werden sicher nicht hier hereinkommen und so können wir einfach das machen, was wir sowieso vorhatten und später meinen Vater begrüßen. Außerdem was will er überhaupt hier? Hast du mit ihm abgesprochen, dass er mich hier abholen kann? Wenn ja, dann solltest du dich eher anziehen und ihm sagen, dass eure Vereinbarung geplatzt ist."

„Nein, und nichts ist geplatzt", erwiderte William kühl, „und nun zieh dich an."

Lizzie zog sich wieder an und beobachtete dann William, der hastig dasselbe tat.

„Geh schon!", wies er seine Frau an, „ich möchte nicht, dass dein Vater hier hereinkommt und uns so findet."

„Wieso nicht?", fragte Lizzie ungewollt bissig, „wir sind verheiratet, unser Eheleben ist unsere Sache und mein Vater hat damit nichts zu tun."

„Er würde sofort wissen, dass ich unsere Vereinbarung nicht eingehalten habe und sich nicht mehr mit dir versöhnen und nun geh!"

„Du weißt, dass ich unter solchen Vorraussetzungen keine Versöhnung mit meinem Vater erreichen möchte, William, also hör bitte auf, davon zu reden", entgegnete Lizzie gereizt. Wieso verstand William immer noch nicht, dass sie keine erzwungener Versöhnung mit ihrem Vater wollte? Sie stand auf und wartete darauf, dass ihr Ehemann sich entschuldigte oder sie zumindest zurückrief. Dieser sagte aber nur, in einem herrischen Ton: „Geh endlich, Lizzie!"

Sie tat, wie ihr geboten wurde, während es in ihr brodelte. Kurz bevor sie bei der Türe angekommen war, ging diese auf und herein kamen Mrs. Reynolds und Mr. Bennet.

„Vielleicht ist Mr. Darcy schon am Arbeiten, ich habe hier Geräusche her gehört…", erklärte Mrs. Reynolds ihrem Begleiter gerade und hielt dann plötzlich inne, als Lizzie vor ihr stand.

„Elisabeth", rief Mr. Bennet verwundert aus. Zunächst nahm er nur seine Tochter wahr, sie war angezogen, sah aber irgendwie etwas unordentlich aus, ihr Haar war offen und offensichtlich nicht gekämmt und ihr Kleid war irgendwie verrutscht. Hatte sie etwa bis eben noch geschlafen? Und wenn ja, in der Bibliothek?

„Guten Tag, Vater", begrüßte Lizzie ihn und lächelte ihn derweil krampfhaft, an in der Hoffnung so seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und nicht auf ihren Ehemann, der immer noch auf dem Fell vor dem Kamin hockte und nicht zu wissen schien, ob es besser sei, schnell aufzuspringen oder sich unauffällig zu verhalten.

Dieses Unterfangen Lizzies war nur leider erfolglos, denn Lizzies unechtes und krampfhaftes Lächeln sagte ihm sofort, dass etwas nicht stimmte, und ein Blick durch den Raum sagte ihm auch sofort, was es war. Seine Stirn zog sich in tiefe Falten.

„Es ist nicht so, wie Sie denken, Mr. Bennet", versuchte Mr. Darcy nun seiner Gattin aus der Klemme zu helfen, aber die hochgezogenen Augenbrauen und der entgeisterte Blick, mit dem ihm sowohl Lizzie als auch Mr. Bennet musterte, sagte schon genug. Eine unangenehme Stille kehrte ein und Mrs. Reynolds, die nicht genau wusste, ob sie die Situation witzig oder peinlich finden sollte, verabschiedete sich schnell mit einer kurzen Entschuldigung.

So blieben nur noch Mr. Bennet, Mr. Darcy und Elisabeth übrig, die sich gegenseitig beobachteten und darauf warteten, dass ein anderer die Stille endlich durchbrechen würde.

Wieder ergriff Fitzwilliam, der mittlerweile aufgestanden und näher getreten war, das Wort: „Mr. Bennet, bitte, was Sie hier sehen, es ist alles meine Schuld. Lizzie kann nichts dafür, ich habe nur… diese eine Nacht noch, ich habe sie gebeten, noch diese Nacht bei mir zu bleiben, aber das hat jetzt ein Ende… ich hätte sie noch heute zu Ihnen geschickt, bitte, bestrafen Sie Elisabeth nicht für meine Fehler, ich werde Ihnen hoch und heilig versprechen, sie nie wieder anzurühren. Sie will sich mit Ihnen versöhnen, wirklich!"

„William!", erbost blickte Lizzie zu ihrem Gatten. Was erzählte er da? Sie hatten sich gestern doch geeinigt, dass sie hier in Pemberley blieb und nun setzte er sich wieder über ihre Entscheidung hinweg.

„Mein Ehemann hat hier etwas falsch verstanden, Papa, ich werde nicht mit dir nach Longbourn kommen, wenn es also deine Intention war, mich dorthin zu holen, kannst du sofort wieder abreisen. Und was du hier mitbekommen hast, war genauso in meinem wie auch in Williams Sinne, bevor du jetzt wieder anfängst meinen Gatten mit deinen beleidigenden Vorwürfen zu beschimpfen."

William war entsetzt von Lizzies Worten. Verstand sie denn nicht, dass sie mit diesem Verhalten die Versöhnung mit ihrem Vater sozusagen unmöglich machte? Sollten denn alle seine Bemühungen umsonst gewesen sein.

„Lizzie, sprich nicht so mit deinem Vater", wies er seine Gattin zurecht, „sie meint es nicht so, Mr. Bennet, nehmen Sie ihre Worte nicht so ernst, bitte!"

Er trat näher und spürte wieder den Schwindel und die Kopfschmerzen.

Lizzie wollte spitz etwas darauf entgegnen, bemerkte dann aber seine Blässe. „Ist alles in Ordnung, William?", fragte sie zärtlich.

Dieser nickte leicht und meinte fast lautlos, aber umso eindringlicher: „Rede bitte mit deinem Vater, Lizzie!"

Lizzie nickte und wandte sich dann wieder Mr. Bennet zu: „Du siehst, du kommst zu einer eher ungelegenen Zeit, vielleicht kannst du mich ja schnell aufklären über den Grund deines Besuches, damit ich mich wieder um meinen Gatten kümmern kann."

Mr. Bennet schaute seine Tochter halb überrascht an, sie war so kühl zu ihm geworden, es fiel ihm fast schwer zu glauben, was ihm sein Schwiegersohn vor einigen Tagen erzählt hatte, dass sie unglücklich war, weil er sie verstoßen hatte. So wirkte es eher auf ihn, als hätte sie kein Interesse an ihm oder an einer Versöhnung mit ihn.

Eher unsicher erwiderte er: „Lizzie, ich bin hierher gekommen, um mich mit dir zu versöhnen."

„Ich will keine Versöhnung, die an Bedingungen geknüpft ist. Wenn du gekommen bist, weil du glaubst, ich wäre bereit meinen Ehemann zu verlassen, kannst du sofort wieder gehen!", antwortete sie unwirsch und wollte sich schon wieder herumdrehen. Für sie war das Gespräch hiermit erledigt.

„Ich habe nicht vor Bedingungen zu stellen", fuhr Mr. Bennet zu Lizzies Verwunderung fort, „Ich habe festgestellt, dass ich falsch gelegen habe, Mr. Darcy liebt dich entgegen alle meine Vermutungen und Befürchtungen, das habe ich bemerkt, als er vor drei Tagen zu mir kam und mir anbot, dich freizugeben. Ich habe noch nie einen Mann gesehen, der bereit war so etwas für seine Gattin zu tun, sie gehen zu lassen anstatt sie festzuhalten. Ich habe Sie immer für einen egoistischen, besitzergreifenden Mann gehalten, Mr. Darcy, aber ich lag falsch, ich war derjenige, der besitzergreifend gehandelt hat, weil ich nicht bereit war, Elisabeth mit Ihnen gehen zu lassen. Es tut mir leid, ich hatte Unrecht, Lizzie, ich habe mich von meinen Vorurteile Mr. Darcy gegenüber und von meiner väterlichen Eifersucht leiten lassen und nicht erkannt, wie sehr ich dich damit verletzt habe. Kannst du mir verzeihen?"

Lizzie blickte zu ihrem Vater auf, wie lange hatte sie auf diese Worte von ihm gewartet, und nun, dass er sie gesagt hatte, wusste sie nicht, was sie sagen sollte. Tränen standen ihr in den Augen. „Danke, Papa", diese Worte waren mehr ein Bewegen der Lippen, aber ihr Vater verstand sie und nahm seine Tochter in die Arme. Mr. Bennet war dankbar, dass ihm Lizzie verzieh. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie ihm so bald verzeihen würde, umso dankbarer war er dafür, dass sie nun ihre Arme um ihn schlang und anscheinend schon vergessen zu haben schien, was er ihr angetan hatte.

Nach einigen Minuten lösten sie sich voneinander und fast zeitgleich fiel ihr Blick auf Mr. Darcy, der sich von ihnen entfernt hatte und aus dem Fenster starrte. Lizzie, die wusste, dass er das immer tat, wenn er sehr erregt war, wusste sofort, wie sein Verhalten zu deuten war, während Mr. Bennet unsicher und fragend seinen Schweigersohn musterte.

Leise wandte sich Lizzie ihrem Vater zu: „Würde es dir etwas ausmachen, wenn du uns einen Moment allein lassen würdest? Du kannst dich ja runter ins Frühstückszimmer setzen, wo Georgiana gewiss gerade frühstückt. Wir kommen dann später nach!"

Mr. Bennet nickte verständnisvoll, es war ihm irgendwie klar, dass Mr. Darcy ihm nicht so schnell verzeihen konnte, wie es seine Tochter tat. „Ich werde gerne die Bekanntschaft mit deiner Schwägerin vertiefen, zumal ich bei eurer Hochzeit kaum ein Wort mit Miss Darcy gewechselt habe, und ein zweites Frühstück wäre auch nicht zu verachten", meinte er und mit einem Lächeln zu seiner Tochter verschwand er aus dem Zimmer.

Kaum hatte ihr Vater den Raum verlassen, trat Lizzie näher zu Fitzwilliam, sie konnte sehen, wie seine Schultern bebten, auch wenn sie nicht wusste, aus welchem Grund er so erregt war. War er wütend auf ihren Vater? Sie legte ihm leicht die Hand auf die Schulter und fragte: „William, was beschäftigt dich?"

„Ich weiß es nicht", brachte dieser hervor, „ich kann es nicht erklären, vielleicht solltest du mich besser allein lassen.

„Ich will dich aber nicht allein lassen", erwiderte Lizzie, während sie sanft ihren Gatten zu sich drehte. Dieser kämpfte mit den Tränen.

„Was macht dich traurig?", wollte Lizzie wissen, während sie zärtlich durch sein Haar strich.

„Ich weiß es nicht, Lizzie, ich kann es nicht sagen, nur diese letzten Tage, sie waren schrecklich für mich. Ich dachte, ich würde dich verlieren, und als du dich bereit erklärtest bei mir zu bleiben, habe ich mich neben aller Freude schuldig gefühlt, weil ich wusste, dass es dazu führen würde, dass eine Versöhnung mit deinem Vater nicht möglich wäre. Ich war bereit alles zu tun, damit du glücklich wirst, ich war sogar bereit dich gehen zu lassen, ich hätte es tatsächlich getan, und nun kommt dein Vater und sagt, er würde sich auch so mit dir versöhnen ohne Forderung, es ist zu schön, um wahr zu sein, und ich warte eigentlich nur darauf, dass er es wieder zurückzieht, denn er hasst mich doch, jedenfalls hat er das vom ersten Tag unserer Verlobung getan: Ich kann nicht glauben, dass er es ernst meint, Lizzie, ich wünschte, ich könnte es, für uns beide, aber ich kann es nicht. Und wenn er wirklich seine Meinung über mich geändert hat, wieso fällt ihm das erst jetzt ein, nachdem ich in den letzten Tagen die Hölle auf Erden erlebt habe, er hätte es mir doch schon in Longbourn sagen können, dass er keine Forderung stellen würde. Stattdessen lässt er mich durch die Hölle gehen, er lässt mich hierher zurückkehren mit der Entscheidung dich wegzuschicken, ich weiß einfach nicht, ich sollte ihm dankbar sein und ich bin es auch, aber andererseits bin auch wütend auf ihn, weil er es soweit hat kommen lassen."

Lizzie verstand, was ihr Ehemann meinte, denn in gewisser Weise, war das auch ihr erster Gedanke gewesen, nur sie kannte ihren Vater eben besser und wusste, ob er etwas ernst meinte oder nicht, während Fitzwilliam immer noch zweifelte.

Sie nahm ihren Gatten in die Arme und beschwichtigte ihn leise: „Mein Vater meint es ernst, William, darum musst du dir keine Sorgen machen. Er ist genau wie ich, wenn er erstmal erkennt, dass er falsch gelegen hat, dann macht er es auch gut und er wird sicher nicht wieder in eine feindselige Haltung verfallen. Er ist ein bisschen so wie ich, er brauchte eben auch länger, um deine guten Eigenschaften zu erkennen. Und ich verstehe durchaus, wie schwierig es für dich sein muss, zu glauben, dass er nach den letzten Tagen und eurer Vereinbarung, auf die du dich nur aus Liebe zu mir eingelassen hast, plötzlich von Versöhnung ohne Forderungen spricht. Aber ich denke mir, er hat einfach erst nach eurem Gespräch verstanden, wie falsch er dich eingeschätzt hat und dass er heute, kaum drei Tage später, hier aufgetaucht ist, zeigt, dass er nicht lange nach dir von Longbourn losgefahren sein kann. Also bitte, bist du bereit dich auch mit ihm zu versöhnen? Es würde mir viel bedeuten."

Fitzwilliam blickte ernst hinunter zu seiner Gattin und strich ihr beruhigend über die Wangen: „Oh, Lizzie, ich bin natürlich bereit mich mit ihm zu versöhnen und ihn in unserem Haus willkommen zu heißen, auch wenn es mir schwerer fällt als dir, es ist auch weniger Wut auf deinen Vater, was ich gerade fühle, ich habe nur so sehr damit gerechnet dich zu verlieren, vor allem, als dein Vater heute morgen hier auftauchte, dass es mir nun, wo ich eigentlich beruhigt sein kann, schwer fällt, zu glauben, dass du hier bleibst und mich nicht verlässt. Es ist, als ob die Angst, die ich seit Tagen gefühlt habe, nun erst richtig hervorbricht, wo ich keine Angst mehr haben müsste, wo alles sich geregelt hat und ich eigentlich glücklich sein müsste. Ich weiß auch nicht, ein Teil von mir befürchtet immer noch, dass du mich verlässt."

„Aber ich verlasse dich nicht", entgegnete Lizzie, „jetzt nicht und auch später nicht, in guten wie in schlechten Tagen, erinnerst du dich? Das war mein Versprechen und das halte ich auch. Und nun komm her!"

Sie zog ihren Ehemann sanft zu sich hinunter und küsste ihn zärtlich. Seine Reaktion darauf war ebenso stürmisch wie leidenschaftlich, als er sie näher an sich zog und ihren Kuss intensivierte. Er brauchte jetzt die Bestätigung ihrer Liebe und seine Finger wanderten über ihren Körper, als würde er jetzt mehr damit rechnen als die ganzen Tagen zuvor, dass sie ihn verließe, dabei hatten sie ja nun endlich den Segen ihres Vaters und sie hatte ihm versprochen bei ihm zu bleiben, aber irgendwie konnte er dies noch nicht glauben und suchte Bestätigung in ihren Küssen. Lizzie ließ das gerne mit sich machen, sie war emotional an einem Punkt, wo auch sie körperliche Zuneigung sehr nötig hatte, aber nach einigen Minuten inniger Umarmung und heißer Küsse erinnerte sie sich an ihren Gast. Langsam löste sie sich von Fitzwilliam und zog ihre Kleidung wieder zurecht.

„Es tut mir leid, William, aber ich denke, ich sollte mich fertig machen und hinunter zu meinem Vater gehen."

Ein leises Aufstöhnen machte deutlich, dass William hiervon nicht wirklich begeistert war. Er versuchte sie mit einigen Küssen auf Hals und Nacken, wo sie wie er wusste, dass sie sehr anfällig für Zärtlichkeiten war, umzustimmen, aber es half wenig. Sie schob ihn leicht von sich weg, so dass er schließlich seine Niederlage eingestand: „Ich kann dich wohl doch nicht daran hindern, aber versprich mir, Liebste, dass du mir heute Nacht keinen Widerstand leistest, oder ich muss dich mit Gewalt hier festhalten!"

Lizzie lachte auf: „Oh, der Herr wollen also schon zu Gewalt als Mittel greifen. Wenn mein Vater das hörte, würde das seine gerade revidierte Meinung von dir sicher wieder ins Gegenteil verkehren. Aber ich bin ja ein mitfühlender Mensch und wenn Sie brav sind, Mr. Darcy, werde ich Ihnen schon heute Mittag zeigen, wie groß meine Achtung trotz ihres unschicklichen Benehmens für sie ist. Mein Vater macht nämlich jeden Mittag einen Mittagsschlaf und deine Schwester kann ich sicher davon überzeugen die Armen in unserer Nachbarschaft zu besuchen. Und wenn das alles nichts hilft, sieh einmal hinaus, es verspricht ein warmer Sommertag zu werden. Vielleicht kann man ja auch draußen in der Natur ein ungestörtes Plätzchen finden."

William lachte nun auch laut auf: „Wer hat nun unschickliche Gedanken, meine Liebe?", fragte er neckisch und gespielt bestürzt, woraufhin Lizzie nur noch lauter lachte, denn sie hatte schon bemerkt, wie Williams Augen angesichts einer solchen Aussicht begeistert zu blitzen begonnen hatte.

„Bis später, mein Herr", bemerkte sie halb frech, halb liebevoll, während sie sich von ihm abwandte und zur Tür ging. Bevor sie aber völlig außer Reichweite war, zog William sie noch einmal zu sich und flüsterte ihr ins Ohr: „Ich wüsste da einen Platz, an dem wir sicher ungestört sind, Lizzie, und ich weiß auch schon ganz genau, was ich dort mir dir machen werde und sei versichert, dann lass ich dich nicht so schnell wieder weg." Lizzie wurde hochrot, sie hatte es eigentlich eher scherzhaft gemeint, aber nun gab es kein Zurück mehr, obwohl eigentlich wollte sie auch nicht zurück, die Vorstellung mit William in der freien Natur gefiel ihr irgendwie. Sie würde sich nur bemühen müssen, während des Frühstücks mit Georgiana und ihrem Vater nicht ständig zu erröten.

Sie ging weiter zur Tür, als hätte sie Fitzwilliams Worte nicht gehört, drehte sich aber auf der Türschwelle noch einmal um und lächelte ihn mit ihrem schönsten Lächeln an: „Ich freue mich auf heute Nachmittag!"

Dann war sie verschwunden und William blieb allein zurück, er war ein bisschen verwirrt angesichts allem, was in diesem Zimmer seit gestern Abend passiert war und ließ den gestrigen Abend und den heutigen Morgen Revue passieren. Er wusste noch nicht genau, wie er mit Mr. Bennets plötzlichen Versöhnungsversuch umgehen sollte, aber er wusste, dass sich alles geben. Das hatte ihm Lizzie Lächeln eben gezeigt, alles würde gut werden. Der Anfang zu einer Versöhnung mit Mr. Bennet war gemacht, alles Weitere würde sich geben. Und er hatte Lizzie, sie würde bei ihm bleiben, und, während er langsam die Bibliothek verließ und sich auf dem Weg in sein Schlafzimmer machte, wo er gedachte erst einmal ein entspannendes Bad zu nehmen, er stellte sich genüsslich vor, an welches schöne Fleckchen Erde er heute Nachmittag seine Gattin zu entführen gedachte.


Hat euch diese Geschichte gefallen oder eher net? Jetzt, wo ich endlich das Ende geschrieben habe, erwarte ich Rückmeldungen von euch, sonst bekommt ihr keinen Epilog, naja, so ist es jetzt auch net, würde ja nie jemanden erpressen, aber tja, ein paar Meinungen zu der Story wären durchaus erwünscht! Und danke für Mitlesen und Mitfiebern alle denen, bei denen ich weiß, dass sie das hier treu gelesen haben und die auch manchmal ihre Meinungen dazu kundgetan haben.

Besonders auch Tanja: Wenn sie nicht wäre, wäre das Ende viel länger und völlig anders geworden. Aber okay, mehr net von mir. Freut euch auf den Epilog (und schreibt Reviews)! ;-)