Ich weiß, es hat ziemlich gedauert gomen, aber ich hab den Überblick verloren! armekleinestudentinsei
Hoffe trotzdem, dass mich ein paar noch nicht aufgegeben haben. Viel Spaß!
Tasha
Genzo merkte sehr schnell, dass ihn dieses Gespräch mit Frau Akiyama sehr gelockert hatte. Er fühlte den Druck sein Vorhaben durchzusetzen nicht mehr so stark bei sich und konnte sich nun wieder voll und ganz auf sein Training konzentrieren. Auch Herrn Mikami schien das zu verwundern, doch er freute sich still darüber, dass Genzo diese Phase anscheinend hinter sich hatte und sagte nichts dazu.
‚Es war wirklich richtig, dass ich mit Frau Akiyama gesprochen habe.', dachte Genzo. ‚Jetzt kann ich wenigstens wieder richtig trainieren ohne dieses hässliche Gefühl im Magen.'
Mit dieser Vorfreude traf Genzo ein paar Nachmittage später zu Hause ein. Er packte seine Schultasche in die Ecke, zog sich um und lief runter ins Wohnzimmer, wo er auf Kagome traf.
„Kagome, wissen Sie wo Herr Mikami ist?", fragte Genzo.
„Er wartet im Garten auf dich.", antwortete Kagome, doch sowohl ihr etwas trauriger Tonfall als auch ihre Miene gefielen Genzo überhaupt nicht.
Normalerweise war Kagome immer fröhlich, höchstens mal ein bißchen aufgebracht, aber dieses besorgte Gesicht machte Genzo nervös. Er konnte sich nur an eine Situation erinnern, in der Kagome schon einmal so geschaut hatte.
Damals war er 6 oder 7 Jahre alt gewesen. Beim Joggen durch's Gelände hatte er sich bei einem Sturz eine tiefe Wunde zugezogen, doch weder ihr noch Herrn Mikami etwas gesagt. Die Wunde hatte sich entzündet und er hatte hohes Fieber bekommen. Heute wusste er, dass er damals eine Zeit lang in Lebensgefahr geschwebt hatte. Er selbst konnte sich an kaum etwas erinnern, da er vom Fieber zu geschwächt gewesen war. Aber dieser besorgte Blick von Kagome war das Bild, das Genzo immer wieder in den Kopf kam, wenn er daran dachte.
‚Was kann denn bloß passiert sein?', dachte Genzo nervös und fühlte wieder eine Schwere in seiner Magengegend. ‚Sie würde nicht so schauen, wenn nichts ernstes wäre.'
„Danke, Kagome.", erwiderte er jedoch kurz und lief raus in den Garten.
Dort stand Herr Mikami, ihm den Rücken zugewandt. Als er nicht reagierte, räusperte sich Genzo.
„Herr Mikami?"
Sein Trainer warf einen kurzen Blick über die Schulter, doch das, was Genzo durch die Sonnenbrille in den Augen erkennen konnte, ließ ihn wie unter einem Schlag zusammenzucken. Es war nicht direkt nur Wut, sondern auch eine Art von Enttäuschung. Für einen Moment hatte Genzo das Gefühl, als wäre er des Verrats beschuldigt worden.
„Wie war's in der Schule, Genzo?", fragte Herr Mikami ganz unvermittelt, jedoch weiterhin ohne Genzo anzusehen.
„Tja," antwortete Genzo verwirrt, „normal eigentlich. Nichts besonderes, normal eben."
„Und wie läuft es in Englisch?", fragte Herr Mikami nun schon eine Spur schärfer.
„Gut. Sehr gut sogar. Frau Akiyama hat mir heute sogar ein englisches Buch geliehen, weil sie glaubt, dass ich das schon zu verstehen schaffe."
„Aha.", kam es von Herrn Mikami.
Dann drehte er sich blitzschnell um und sah Genzo mit strengem Blick an.
„Dann verstehe ich nicht, warum sie heute Vormittag hier angerufen hat."
„Sie hat was?", fragte Genzo. „Und warum?"
„Ich hoffte, dass könntest du mir sagen.", antwortete Herr Mikami immer noch in einem Ton, der Genzo nicht geheuer war. „Sie sagte mir am Telefon nur, dass sie ein Gespräch mit deinen Eltern am kommenden Wochenende hat vereinbaren können und mich gebeten bei diesem Gespräch doch bitte auch anwesend zu sein. Wenn es dabei nicht um deine Leistungen in Englisch geht, von denen ich weiß, dass sie gut sind, worum, Genzo, geht es dann?"
Während der letzten Worte war Herr Mikami lauter geworden und einen Schritt auf Genzo zu gekommen. Diesem dämmerte jetzt plötzlich, was los war. Frau Akiyama hatte ein Treffen mit seinen Eltern ausgemacht, um mit ihnen über den Umzug zu sprechen.
‚Wie dumm war ich eigentlich?', ohrfeigte sich Genzo gedanklich. ‚Ich hätte wissen müssen, dass Herr Mikami früher oder später ins Spiel kommt.'
Bei diesem Gedankengang sah Genzo zu seinem Trainer auf. Herr Mikami stand immer noch mit verschränkten Armen vor ihm und sah ihn reichlich aufgebracht an.
„Nun, Herr Mikami," begann Genzo vorsichtig, „ich denke, sie hat Sie weniger als Englisch- sondern eher als Vertrauenslehrerin angerufen."
„Als Vertrauenslehrerin?", wiederholte Herr Mikami und gab Genzo durch eine gereizt-irritierte Tonlage zu verstehen, dass er nicht ganz verstand.
„Nun, ich war bei ihr.", gestand Genzo. „Ich habe mit ihr darüber gesprochen, dass ich nach Deutschland will und sie gebeten mit Mutter und Vater zu sprechen, damit sie vielleicht doch noch zustimmen."
„Du hast was?", fragte Herr Mikami, dem nun anscheinend endgültig der Geduldsfaden gerissen war. „Wir hatten das doch geklärt. Warum ziehst du jetzt Leute mit rein, die das nichts angeht?"
„Sie ist meine Vertrauenslehrerin!", fuhr nun auch Genzo zur Wut auf. „Sie ist objektiv und kann sicher besser darüber urteilen als irgendjemand anders."
„Das ist eine Sache zwischen dir, deinen Eltern und mir.", erklärte Herr Mikami wütend. „Da hat sich niemand einzumischen und ich denke auch, dass das kaum jemand besser beurteilen kann."
„Klar kann sie!", schrie Genzo nun den Tränen nahe. „Meine Eltern glauben sich alles rausnehmen zu können, obwohl sie kaum etwas von mir wissen. Ich kann dagegen nichts tun, weil ich ja nur ein kleines, unwissendes Kind bin, und Sie und Kagome sind einfach zu feige!"
„Genzo, das nimmst du zurück!"
Drohend baute sich Herr Mikami vor ihm auf.
„Nein, tu ich nicht!", schrie Genzo ihn an. „Ich bin's euch allen anscheinend nicht wert. Ihr könnt mich doch alle mal!"
Damit drehte er sich um und rannte durch's Wohnzimmer, durch den Flur, aus der Haustür und einfach nur noch weg. Wohin war ihm egal, einfach nur weg. Vorhin hatte er geglaubt, die Augen von Herrn Mikami hätten ihm Verrat vorgeworfen, dabei war er es doch, der nach Strich und Faden von allen verraten worden war.
