Anmerkung von Tasha: Da nun die Entscheidung gefallen ist, kommt hier das letzte Kapitel dieser FF. Ich würde mich über ein Abschlussresümee sehr freuen. Viel Spaß!
Die Sommerferien hatten nicht mehr lange auf sich warten lassen. Genzo hatte weiter fleißig Deutsch gepaukt und nach etlichen Vokabeln auch endlich die Satzstellung einigermaßen drauf.
„Genzo, dein Sprachgenie depremiert mich!", beklagte sich Herr Mikami oft scherzhaft, da er als Erwachsener mit dem Lernen wesentlich mehr Probleme hatte als der Junge.
Genzo saß in seinem Zimmer auf gepackten Koffern und dachte nach. Er hatte es ziemlich lange vor sich hergeschoben seinen Mannschaftskameraden diese Entscheidung mitzuteilen. Schließlich hatte er Taros Abreise, von der ja alle vorher gewusst hatten, genutzt, um reinen Tisch zu machen. Seine Mitschüler waren äußerst geschockt gewesen, doch als Tsubasa mitteilte, dass er bleiben und nicht nach Brasilien gehen würde, hatte sich die Stimmung wieder gehoben. Für Genzo war es ein etwas komisches Gefühl gewesen. Zwar wollte er seine langjährigen Kameraden nicht niedergeschlagen sehen, aber dass das Bleiben von Tsubasa sie so zu entschädigen schien, hatte ihn schon nicht kalt gelassen.
‚Tja, wir müssen alle unser Leben weiterleben.', dachte er. ‚Egal wo und wie.'
In diesem Moment rief Herr Mikami ihn herunter, da sie nun zum Flughafen fahren wollten. Genzo nahm seine Koffer und den Rucksack und lief die Treppe hinunter. Schwerer als der Abschied von seinen Freunden war der von Kagome. Sie blieb erstmal hier und würde das Haus instand halten, bis Genzo vielleicht mal in den Ferien kommen würde.
„Mach doch nicht so ein betrübtes Gesicht!", versuchte sie ihn zu trösten. „Es wird dir in Deutschland sicher gefallen und wenn du dann in der Profiliga spielst, wirst du wahrscheinlich kaum noch an das kleine Nankatsu denken."
„Ich werde immer an dich und Nankatsu denken.", wiedersprach Genzo und umarmte sie ein letztes Mal. „Bis bald!"
Auch Herr Mikami verabschiedete sich noch von Kagome, dann gingen sie raus, wo das Taxi schon auf sie wartete und sie zum Flughafen fuhr.
Auf der Fahrt sah Genzo schweigend aus dem Fenster. Das alles würde er nun hinter sich lassen müssen. Warum fiel ihm das nur so schwer? Ein seltsames Gefühl machte sich in ihm breit.
‚So als hätte ich irgendetwas vergessen zu erledigen.', dachte er, doch ihm fiel nichts ein, was er vergessen haben könnte.
Einen letzten Blick warf Genzo auf Nankatsu zurück und als er den alten Schrein auf dem Berg sah, musste er lächeln. Da hatte alles angefangen. Damals, als Tsubasa seinen Fußball mit der Herausforderung von da oben direkt bis in seinen Garten geschossen hatte.
‚Erst danach habe ich angefangen Fußball für die Mannschaft zu spielen.', dachte Genzo. ‚Erst danach wurde ich eigentlich ein richtiger Kapitän für meine Mannschaft.'
Er fuhr merklich zusammen, als das Taxi plötzlich bremste und Genzo bemerkte, dass sie den Flughafen schon erreicht hatten. Weiter schweigend nahm er sein Gepäck aus dem Auto und folgte Herrn Mikami, nachdem dieser den Fahrer bezahlt hatte, an den Schalter. Sie gaben ihr Gepäck auf und Genzo hörte erst wieder richtig hin, als die Flughafen-Angestellte sagte:
„Wir haben leider eine kleine Verzögerung, ich müsste sie bitten noch in der Wartehalle Platz zu nehmen. Es wird sich um eine Zeit von höchstens 30 Minuten handeln."
„Machen wir.", antwortete Herr Mikami. „Vielen Dank."
„Bitte sehr. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Flug."
Herr Mikami besorgte noch schnell Getränke für sie beide und dann setzten sie sich in die Wartehalle mit Blick auf die Anzeigetafel.
„Herr Mikami," fragte Genzo schließlich, „wie läuft das nun eigentlich genau, wenn wir in Deutschland sind? Wo werden wir denn wohnen?"
„Gestern hat mich der Verband noch einmal angerufen und alles bestätigt.", antwortete Herr Mikami. „Vorübergehend wohnen wir in einem Apartment, dass der internationale Fußballverband in der Nähe seiner Station in Hamburg zur Verfügung stellt. Dort können wir auf unbestimmte Zeit bleiben und dann umziehen, wenn wir etwas Annehmbares gefunden haben."
„Mal sehen. Ich kann mir das noch gar nicht richtig vorstellen."
„Na, das wirst du schon noch, wenn wir da sind.", lachte Herr Mikami und warf einen erneuten Blick auf die Anzeigetafel. „Ah, nur noch ein paar Minuten! Ich denke, dann machen wir uns schon mal langsam auf den Weg zu unserem Startplatz."
Genzo nickte, als es sich hinter ihm irgendwie nach Trubel anhörte, doch bevor er sich umdrehen konnte, hörte er schon:
„Wakabayashi!"
Genzo fuhr herum. Diese quietschige, nervtötende Stimme, das konnte doch nur einer sein...
„Ishizaki!"
In der Nähe von Ryo wurden die Menschen auseinander gedrängt und die ganze Mannschaft, allen voran Tsubasa, kamen auf ihn zugelaufen.
„Genzo, Gott sei Dank!", rief Tsubasa, bevor er vor ihm zum Stehen kam. „Wir hatten schon Angst, wir erwischen dich nicht mehr!"
„Was macht ihr denn hier?", fragte Genzo verwirrt. „Und wie seid ihr überhaupt hergekommen?"
„Wie? Na, mit dem Bus natürlich!", rief Kisugi.
„Und was wir hier machen?", setzte Izawa fort. „Meinst du, wir lassen dich gehen, ohne uns richtig zu verabschieden?"
„Deshalb seid ihr ganz hergekommen?", fragte Genzo.
Die Umstände, die sie sich gemacht hatten, waren ihm doch schon irgendwie peinlich.
„Deshalb und um dir das hier zu geben."
Tsubasa zog Genzos altes Shutetsu-Trikot aus der Tasche, auf dem alle unterschrieben und ihre Glückwünsche hinterlassen hatten.
„Leute, das ist ja..."
Genzo schluckte. Er fand keine Worte dafür.
„Jetzt musst du uns aber was versprechen.", zwinkerte Taki.
„Ja, nämlich das du uns in Deutschland alle Ehre machen wirst!", kreischte Ryo.
„Aber mach sie nicht zu fertig.", grinste Kisugi. „Sie sollen ja nicht schon mit Angst vor uns losfahren, wenn wir mal gegen sie spielen."
Mit einem Nicken gab Genzo das Versprechen. Sie hatten also doch an ihn gedacht.
„Viel Glück, Genzo."
Tsubasa legte ihm die Hand auf die Schulter.
„Wir glauben an dich. Du packst das schon."
„Ich gebe mein Bestes.", versprach Genzo. „Und ich werde bestimmt nicht vergessen euch zu schreiben. Darauf habt ihr mein Wort."
Das Jubeln der Mannschaft war die Antwort darauf. Genzo verabschiedete sich noch von jedem einzeln, gab Shingo noch mit auf den Weg, dass er sehr gut wäre, er müsse nur an sich glauben, und verschwand dann mit einem letzten Winken im Gang zum Flugzeug.
Nachdem die Maschine gestartet war, zog Genzo das Trikot aus seinem Rucksack und sah es sich nun genauer an. Erst jetzt fiel ihm zwischen den Einzelunterschriften ein größerer Schriftzug auf, den, wahrscheinlich damit es einfach schöner aussah, Fane gemacht haben musste.
WIR GLAUBEN AN DICH! WIR WISSEN, DU BIST DER BESTE! ALLES GUTE UND VIEL ERFOLG IN DEUTSCHLAND! DEINE FREUNDE AUS NANKATSU
Genzo lächelte und sah nun ohne ein störendes Gefühl im Magen in die Zukunft.
‚Ich danke euch, ... Freunde.'
