„Sie sind sich Ihrer Sache ja sehr sicher, Mister Potter.", sagte Delacour ruhig. Der Mann war im Gegensatz zu den meisten anderen nicht geflohen. Er war noch immer an Ort und Stelle. Harry konnte es ihm nachvollziehen. Nach dem Sturz des französischen Ministers war er in der perfekten Position, dessen Amt zu übernehmen. Wenn er dafür nur im Land blieb. Doch da er noch immer seine Stellung hielt, war er sich seiner Sache wohl sehr sicher. Es war immerhin ein halbes Jahr, seitdem Hogwarts gestürzt worden war.
„Sie waren ja schließlich auch nicht sonderlich subtil.", erwiderte Harry. Und subtil war Delacour ja wirklich nicht gewesen. Alle Dinge, die eingetreten waren, hatte er vorher mit klaren Worten angedeutet. Subtil war anders.
„Normalerweise ist es natürlich wahr. Politiker pflegen, einen etwas indirekteren Ansatz zu wählen. Allerdings, wie Sie sicher auch gehört haben, erfordern besondere Ereignisse nun mal besondere Maßnahmen.", erklärte Delacour.
„Und die besonderen Ereignisse haben sie anscheinend voraus gesehen.", schloss Harry.
Es ist nicht so gekommen, wie er erwartet hatte. Es ging zu schnell., hallte die Stimme durch seinen Kopf.
„Mister Potter, man hält sich nicht so lange im Geschäft, wie ich es tue, ohne mit gewissen Umständen im Vorfeld rechnen zu können."
„Man hat es gemerkt, als Sie aktiv die verzauberten Galleonen gemieden haben und als Sie mir sehr deutlich gesagt haben, dass Sie erwarten, dass die Feldzauber fallen. Doch Sie dachten, dass es zunächst mit England anfängt, oder? Dass derselbe Schutz sowohl von Frankreich als auch von Deutschland weggerissen werden würde, damit konnten Sie nicht rechnen.", widersprach Harry. Doch irgendwie schien Delacour bei der Erwähnung von Frankreich weniger nervös als bei der von Deutschland.
Lief es am Ende doch auf Nurmengard hinaus? Die alte Festung stand dort und beherbergte ein, laut allem, was Harry bisher wusste, sehr gefährliches Wesen. Von dem Gefängnis ging nun wohl eine größere Gefahr aus, wo es darum keine Feldzauber mehr gab.
„Wenn Sie glauben, dass ich eigennützige Motive habe, dann haben Sie durchaus Recht. Doch Sie müssen bedenken, dass ich letztendlich nicht nur Politiker, sondern auch Familienvater bin. Außerdem… ist es nicht fair?", fragte Delacour.
Harry blickte auf.
„Jahrhunderte alte Seelen, die sich für die Feldzauber geopfert haben, um der Welt Sicherheit zu geben. Es ist doch nur gerecht, ihnen für ihre Dienste zu danken und sie zu entlassen.", erklärte Delacour.
Harry runzelte die Stirn. Auf der einen Seite bekam er dieses Stückchen Information, was die Gestalt und das Bewusstsein der Magie anging, und von dem Eide und Schwüre verbindlich gemacht wurden, und auf der anderen Seite… War wie Magie funktionierte manchmal einfach dumm. Der Feuerkelch, dass er Dobby befreien konnte, … Es waren einige Dinge.
„Ein Dienst, der nicht nur die Bevölkerung geschützt hat. Wie viele sind seit dem Fall der Schutzzauber zu Ihnen gekommen? Wie viele Familien?", fragte Harry nun.
„Ein paar. Hauptsächlich Verwandte, aber auch befreundete Familien, die durchaus den Schutz dieser Mauern zu schätzen wissen.", antwortete Delacour.
Irgendwie glaubte Harry dem Mann nicht, dass er das aus Herzensgute tat. Vielleicht versuchte er ja, von der Situation zu profitieren, doch Harry konnte ihm unmöglich etwas nachweisen. Zumal es vielleicht doch egal war. Wen interessierte es, aus welchen Motiven Delacour gute Dinge tat, solange er gute Dinge tat?
„Mister Potter, wenn Sie Hilfe bei Evakuierungsarbeiten benötigen, stelle ich unsere Dienste ebenfalls gerne zur Verfügung.", sprach Delacour weiter, „Immerhin ist der Weg aus England teilweise lang. Und in Frankreich ist es nicht immer einfach."
„Durch Frankreich, Monsieur Delacour. Die Schüler sollten so weit weg von Voldemort sein wie es irgend möglich ist.", erwiderte Harry. Er wusste, dass er auf keinen Fall Delacour einen Hinweisgeben durfte, wo die Schüler sich befanden, und da sie relativ nah dran waren, tat Harry am besten so, als seien sie weit weg.
„Wirklich so weit? Mon Dieu. Wie schafft es die Zentrale, eine solche Strecke abzusichern. Soweit ich weiß, arbeiten dort gerade mal eine dreistellige Anzahl an Unsäglichen, oder irre ich an dieser Stelle?"
Delacour versuchte abzuschätzen, wo die Schüler waren. Es war wohl ein solches Mysterium, dass alle ihnen zu folgen versuchten. Das war etwas Gutes, da es wohl hieß, dass der dunkle Lord ebenfalls keine Ahnung hatte. Die Zentrale hatte ganze Arbeit geleistet und Harry musste zugeben, dass Dumbledore die Operation perfekt geplant hatte.
„Die Zentrale in Straßburg. Es gibt verbündete Organisationen. Zu denen zählt zum Beispiel die AAW, oder auch die Zentrale in Sankt Petersburg.", erklärte Harry.
„Unsäglicher Potter, die Wende in Europa ist noch nicht so lange her, und ich an Ihrer Stelle würde den Russen ein gewisses Maß an gesunder Skepsis entgegen bringen. Der kalte Krieg wurde auf dem Rücken von so manchem Zauberer ausgetragen.", warf Delacour ein.
„Was Sebastian so prüde zu sagen versucht: Wir haben, wie alle, ein hohes Interesse daran, dass die Schüler einem guten neuen zuhause zu kommen.", platzte die Stimme von Joanne Delacour in den Raum hinein, welche zuletzt noch Lehrerin in Verteidigung gewesen war, „Wie unsere vergangenen Erfahrungen mit der Zentrale zeigen, müssen wir Acht geben, dass die Schüler in einem Jahr nicht als Soldaten nach England zurück kehren."
„Ihr Pazifismus in allen Ehren, doch die Unsäglichen machen sich zur Aufgabe, zu schützen und greifen nicht in solche Dinge ein. Die Schüler werden in Sicherheit gebracht und niemand wird ihnen irgendetwas aufzwingen. Wenn sie Fragen haben, wenden sie sich doch an Professor Dumbledore.", schloss Harry und wandte sich zum Gehen um.
„Normalerweise würden wir so nicht vorgehen, allerdings hatten wir in diesem Fall keine Wahl. Die Schüler waren wichtiger als das Dorf.", sprach Thomas ruhig, „Außerdem waren auch innerhalb von 15 Minuten Unsägliche in Hogsmeade."
„Ganze fünf Minuten zu spät. Es sind Menschen gestorben, als die Dementoren plötzlich von überall kamen und uns angefallen haben.", bellte Aberforth mit rauer Stimme zurück.
„Weiß man, wie viele insgesamt verloren wurden?", fragte Hermine nun und die drei Erwachsenen wandten sich um. Aberforth bedachte sie abschätziger Blicke.
Sie waren ein wenig älter gewesen, als sie die Gabe der anderen Welt erhalten hatten. Sie waren älter, und dennoch hatte einer von ihnen die Prüfung nicht bestanden und sich der dunklen Seite zugewandt.
Natürlich war der Bruder des Professors nicht gerade freundlich ihnen gegenüber gestimmt.
„Zu viele. Was nützen genaue Zahlen. Es sind Menschen, die gestorben sind.", knurrte Aberforth, „Manche lernen das auf die harte Weise."
„Was wir tun müssen ist herausfinden, wie viele Seelenfänger Voldemort geschaffen hat. Da diese zwar mit ihm verbunden sind, allerdings sich selbst stabilisieren, können wir nicht davon ausgehen, dass er genau sieben erstellt hat. Das wäre ansonsten die nächste Möglichkeit."
Aberforth sah Thomas mit hochgezogenen Augenbrauen an, „Die magische Zahl sieben. Stabilität und Einklang. Garnicht so dumm von dir, Kreatur."
Hermine störte es ein wenig, wie Aberforth sprach, doch sie entschied sich dazu, es zu ignorieren. Man musste sich seine Kämpfe aussuchen.
„Wir wissen bisher von dreien. Es gibt einen Anhänger und einen Ring, den wir bisher nicht weiter identifizieren konnten, da er mit dem Versteck explodiert ist. Das Tagebuch ist im Grunde dasselbe Artefakt, das allerdings anders arbeitet."
„Aber wir haben wenige Anhaltspunkte und ich sehe uns nicht imstande, eine so große Suche durchzuführen. Vor allem, da Voldemort mittlerweile sicherlich in Hogwarts ist und dort sich viele Winkel präsentieren, solche Artefakte zu verstecken, direkt unter seiner Aufsicht. Nicht unmöglich, versteht sich, aber schwierig.", ergänzte Thomas.
„Sie könnten es finden, Miss Granger.", verkündete Dumbledore nun, mit dem Blick auf Hermine gerichtet.
„Nein, Albus.", knurrte Aberforth dazwischen, „Du bist vielleicht bereit, dieses Risiko einzugehen, aber ich werde das nicht tun!"
„Aberforth, die Situation ist gänzlich anders.", murmelte der Professor, „Ich kenne Miss Granger seit Jahren und habe miterlebt, wie sie sich…"
„Schwachsinn! Wenn er der Versuchung nicht widerstehen konnte, dann…", zischte Aberforth zurück.
„Man sollte meinen, dass sie ihre Methode geändert hätten, wenn sie sich damit selbst schaden.", schnitt Thomas dazwischen, „Immerhin ist jede der Gaben sehr mächtig und hat enormes Potential."
„Ich habe Gellert schon oft dabei zugesehen und auch sehr oft ihn selbst angeleitet, wenn er drohte, sich zu verlieren.", murmelte Dumbledore, während er auf Hermine zuschritt, die bei seinen Worten ein wenig zurück wich.
„Verlieren?", fragte Ron von der Seite.
„Miss Granger, machen Sie sich keine Sorgen. Hier sind eine Menge an fähigen Legilimentiker. Außerdem ist Mister Weasley da, der sie unterstützen wird.", sprach Dumbledore nun ruhig, „Entspannen Sie sich. Es ist wohl das Beste, wenn Sie sich setzen."
„Vielleicht sollten wir nach dem Kontakt schicken?", fragte Thomas, „Miss Lovegood hat wohl noch immer die engste Verbindung zur anderen Seite."
„Ich glaube, das wird in diesem Fall nicht nötig sein. Außerdem lassen wir sie vielleicht besser ruhen. Die Schüler sollten noch erschöpft sein von der… Unterbrechung gestern.", erwiderte Dumbledore ruhig. Eine seltsame Art über den Angriff eines Spähtrupps zu sprechen. Es hatte sie beinahe ein paar Schüler gekostet. Sie hatten gerade angefangen sich draußen sicher zu fühlen.
Hermine setzte sich langsam. Ein wenig nervös sah sie zu den Dumbledores auf. Ron stellte sich hinter sie und legte ihr die Hand auf die Schulter.
„Miss Granger, sie werden sicherlich schon mitbekommen haben, dass sie, wenn sie etwas sehen, es beinahe urplötzlich wissen. Als hätten sie etwas vergessen und plötzlich fällt es Ihnen wieder ein.", sprach Dumbledore und Hermine hatte tatsächlich das Gefühl, dass seine Erklärung eine Erinnerung in ihr auslöste. Sie hatte plötzlich gewusst, wo Tonks war und sie hatte keine Vorwarnung gehabt.
„Sie werden lernen müssen, dieses plötzliche Auftauchen der Information zu kontrollieren. Sie werden erfühlen, von wo in Ihrem Geist diese Informationen kommen.", erklärte Thomas von der Seite.
„Sie wird es nicht können. Niemand kann das kontrollieren. Es ist besser, wenn sie so wenig wie möglich damit in Kontakt kommt.", rief Aberforth nun giftig.
„Ich wage zu behaupten, dass wir gelernt haben. Wir müssen die Aufmerksamkeit von Miss Granger lenken und Mister Weasley wird dabei helfen können, sie zurück zu holen. Ihre Verbindung wird stark genug sein.", entgegnete Dumbledore ruhig.
„Wie kannst du dir da sicher sein?", brüllte Aberforth, „Nachdem du es bei Gellert nicht geschafft hast?"
Für einen Moment herrschte Stille.
„Ich habe mir nicht vertraut, Aberforth. Ich hatte niemals vertrauen in mich oder in meine Bindung zu Gellert. Doch nun, da ich etwas weiser geworden bin, erkenne ich eine starke Bindung, wenn ich sie sehe. Und Miss Granger und Mister Weasley haben diese starke Bindung.", flüsterte Dumbledore, „Darauf vertraue ich nun."
Hermine war unwohl. Sie wusste nicht so recht, was das alles bedeuten sollte, doch sie mochte die Implikation der Dinge nicht, die gesagt wurden. Aber sie versuchte dennoch, sich zu konzentrieren auf das unbestimmte Gefühl, dass sie irgendeinen Zugang zu Informationen hatte, die weiterhelfen könnten.
„Miss Granger, wenn ich es sage, werden sie an den Magiestrang denken, der sie mit der Welt verbindet. Diese kleine Verbindung zu ihrem Geist, durch die sie Informationen erhalten.", sprach Dumbledore zu ihr.
Hermine nickte und fasste den Direktor bestimmt ins Auge. Dumbledore wirkte irgendwie anders. Hermine konnte es gut nachvollziehen – immerhin war ein Teil von ihm gestorben. Mit Hogwarts war ein Teil von jedem von ihnen gestorben.
Sie atmete tief durch. In ihrem Geist herrschte Aufregung, doch sie verbannte alle Gedanken wie sie es gelernt hatte und konzentrierte sich auf diese Seelenfänger. Sie war einem von ihnen in der Höhle sehr nahe gekommen.
Wenn sie daran dachte, wo der Rest von ihnen sein könnte, bekam sie eine vage Ahnung, doch sie konnte es nicht richtig einordnen. Diese Präsenzen strahlten etwas aus, etwas… Böses.
Die Eindrücke waren noch immer fremd, doch nicht mehr ganz so anstrengend für ihren Kopf. Irgendwie war es wie, wenn man mit jemanden durch die Menge ging. Man hatte keinen Blickkontakt zu seinem Begleiter, aber man wusste trotzdem, dass diese Person noch da war. Als könnte sie bestimmen, wo sich Menschen aufhielten, oder wohin sie wollten. Ganz genau konnte sie niemanden festmachen, doch sie bekam einen Eindruck der Geschehnisse, vergangen und zukünftig.
Als würden alle möglichen Pfade sich vor ihr aufklappen und sie besah sich die Karte der Welt.
Es war nichts Visuelles, es war eine unbestimmte Ahnung. Als wüsste sie diese Dinge einfach.
Sie versuchte kategorisch nach den Seelenfängern, diesen Horcruxen zu suchen. Wie bei der Okklumentik baute sie Schicht für Schicht Informationen auf und konnte die Dinge eingrenzen.
Ein böses Artefakt, welches zum dunklen Lord gehörte…
Ein Versteck, das abgeschottet war, doch trotzdem verbunden mit der Welt…
Gequälte und gefangene Seelen und ihre Stränge in die Wirklichkeit…
Sie verstanden nicht, wieso sie gefangen waren…
Als Hermine die Augen öffnete, war sie nicht mehr bei den anderen. Als sie die Augen öffnete, war es dunkel und kalt. Ihr Atem stieg aus ihrem Mund empor.
„Hallo?", fragte sie zaghaft.
Die Stimme von Dumbledore kam von überall, „Sehr gut, Miss Granger, sie haben es. Sie sind in einem der Verstecke. Sagen sie uns, was sie sehen."
Hermine dachte an Licht, wie es wäre, wenn es hell würde. Und tatsächlich erhellte sich ihre Umgebung etwas, doch kaum zwei Meter von ihr entfernt war eine unüberwindbare Dunkelheit. Als sie sie ertasten wollte, konnte sie es nicht, und beinahe schmerzte es, in diese Dunkelheit zu greifen.
„Miss Granger, verlieren sie sich nicht zu weit in ihrer Umgebung. Was wir suchen, müsste in Ihrer Nähe sein.", sprach der Direktor ruhig und behutsam.
Hermine sah nach vorne und auf einem Haufen, mit allerlei Müll und Dreck, mit leeren Koffern und gebrauchten aber kaputten Stiften, Haltern, und Gefäßen, dort thronte es.
„Ein Diadem.", flüsterte sie leise.
„Beschreiben sie es.", sagte Dumbledore nun.
„Es ist… golden. Es strahlt eine… unheimliche Macht aus. Als wäre es nicht mehr es selbst sondern… verdorben."
Hermine näherte sich dem Diadem.
„Es strahlt… Verwesung aus. Als wäre etwas nicht in Ordnung. Die Koffer um es herum sind…"
„Ja, Miss Granger?"
„Alles zerfällt um es herum."
„Wo sind Sie, Miss Granger?", fragte diesmal die Stimme von Thomas.
„Ich bin… Es ist alles sehr voll hier, als wäre das ein Raum in dem… alles gelagert wird. Es ist aber so unheimlich dunkel, als wäre es Nacht. Sind wir…"
„Lassen Sie sich Zeit, atmen sie durch.", hörte sie diesmal wieder den Schulleiter.
„Ich glaube, wir sind in Hogwarts.", erklärte Hermine nun fest. Langsam zog sich die unterdrückende Dunkelheit von ihr zurück und das Licht wurde stärker.
„Ich kann vielleicht gleich sogar aus dem Raum heraus.", murmelte Hermine, doch die Stimme von Ron riss sie aus ihrer Konzentration.
„Hermine, ich glaube es ist Zeit, zurück zu kommen."
Eine Hand legte sich auf ihre Schulter und beinahe widerwillig öffnete sie erneut die Augen, obwohl sie schon offen gewesen waren, und sie saß wieder Dumbledore und Thomas gegenüber. Ron behielt seine Hand auf ihrer Schulter.
Der Schulleiter lächelte sanft, während Thomas gleichgültig wirkte.
„Sie haben vortreffliche Arbeit geleistet, Miss Granger.", meinte der Direktor.
„Na dann. Hogwarts soll es sein.", sagte Thomas kühl und verschwand augenblicklich. Da hatte er eben noch gesagt, dass es schwierig werden würde, und nun war er einfach verschwunden.
Jason schritt energisch voran und eine Reihe von Lehrern, Auroren und anderen Menschen, die allesamt evakuiert wurden, folgten ihm. Es waren die Mächtigeren unter den Magiern und da nun alles tot war, waren sie diejenigen, die die Zauberwelt erhalten mussten. Jedenfalls auf dem europäischen Kontinent – den Amerikanern ging es weiterhin gut. Allerdings sahen sie sich auch nicht in der Verantwortung, Hilfe zukommen zu lassen, was auch daran liegen mochte, dass sie sich nie so stark auf Feldzauber gestützt hatten. Es funktionierte dort einfach anders.
Sie erschienen schlussendlich im Trainingsraum und Jason fühlte sich sehr seltsam, da sich die Rollen getauscht hatten. Er erinnerte sich noch genau, als McGonagall ihn zu so manchen Begebenheiten belehrt oder angemeckert hatte.
„Hallo zusammen. Machen wir es kurz und prägnant. Wir sind hier, da die Zauberwelt in großer Gefahr ist, entdeckt zu werden, wenn es nicht um die notdürftigen Feldzauber wäre, die die Unsäglichen installiert haben. Doch auf Dauer ist das keine Lösung und zum Schutz der betroffenen Familien wurden sie ausgesucht, diese Zauber und Mechanismen zur Verteidigung zu erlernen. Ich bin Jason Green und arbeite als Aufklärer für die Unsäglichen und bin somit darin ausgebildet, temporäre und semi-permanente Stellungen zu sichern und zu besetzen. Ich bin aber kein Ausbilder und wenn ich Schwachsinn rede, stoppen Sie mich."
Er wartete einen Moment und einige der Lehrer – welche nicht alle aus Hogwarts stammten – wirkten ein wenig ungeduldig.
„Also, fangen wir einfach mit der Sicherung dieser Zentrale an. Sie werden sich sicher wundern, wieso die Aufzüge so funktionieren, wie sie es tun, und wieso die Zentrale nicht angegriffen wurde. Fakt ist, sie wurde angegriffen.", erklärte Jason nun, sogar ein wenig mit sich selbst zufrieden.
„Der Angriff konnte jedoch nicht bis zum Kern der Feldzauber vordringen, da diese Einrichtung nicht fußläufig zu erreichen ist. Die Empfangshalle, in der sie gelandet sind, hat keine Fenster, da sie komplett unterirdisch ist. Die dahinter liegenden Komplexe sind nicht physisch damit verbunden. Nach allem, was wir bisher studiert haben, kann die Verzauberung von Sie-Wissen-Schon-Wem nur magisch verschlossene Barrieren überwinden. Dazu zählt unter anderem auch das Tor von Hogwarts, welches magisch verschlossen war. Die Gegenzauber, die Unsäglicher Potter gesprochen hat, haben die Wucht der Verzauberung verstärkt. Doch durch Erdmassen getrennte, nur lose durch unser Transportsystem gekoppelte Bereiche scheinen standhaft zu sein.", erklärte Jason weiter.
„Unsäglicher Green, sie wollen uns sagen dass wir Erdwälle aufschütten sollen um die Todesser fern zu halten?", fragte McGonagall skeptisch.
Jason grinste unsicher, „Nicht wirklich, nein. Die wichtigere Verteidigung ist, dass der ganze Komplex der Zentrale sinnlos wird, sobald die Feldzauber fallen. Man wird hiermit nichts mehr anfangen können und womöglich werden einige Abteilungen verschüttet werden. Viel wirkungsvoller als nur Erdwälle."
„Sollten wir nicht viel eher unser Augenmerk darauf legen, die Schüler außer Landes zu schaffen? Egal, wo sie sich gerade aufhalten, Europa ist nicht sicher. Überall wäre es besser als hier.", gab Ponoma Sprout zu bedenken.
Jason nickte bedächtig, „Allerdings ist so etwas eine Aufgabe der IVZ. Wir reden mit dem magischen Kongress und die Schüler können nach und nach rüber geschafft werden. Amerika dürfte aktuell der beste Ort sein, da es sowohl in Asien als auch in Afrika schwierig sein dürfte. Vor allem, da wir auch sicherstellen müssen, dass an den Orten keine Nester sind. In den USA und Canada ist das am Einfachsten."
„Aber wie wollen wir sicherstellen, dass es den Schülern am Ende gut geht? Ich glaube nicht, dass sie dazu in der Lage sind. Das sollte doch die Aufgabe von uns Lehrern sein!", entgegnete McGonagall.
Jason hatte sich schon gedacht, dass das schwer werden würde.
„Bitte haben Sie vertrauen in uns und unsere Verbündeten. Wir versuchen unser Bestes und Sie sind hier. Der Fokus von Ihnen sollten jene Schüler und Familien sein, die noch hier sind oder tatsächlich hier bleiben wollen."
Die Lehrer ließen sich ein wenig besänftigen. Man konnte sich wohl schlecht vorstellen, dass Familien bleiben wollten. Es waren aber einige. Doch Jason war sich relativ sicher, dass sie überall anders sicherer waren als in England, egal, ob Lord Voldemort wütete, oder nicht.
Es war jedoch keine empörte Stimme, die sich ihm nach der Sitzung näherte, sondern eher eine freundliche Stimme.
„Mister Green.", sprach seine ehemalige Lehrerin für Verwandlung zu ihm.
„Professor, habe ich am Ende doch Schwachsinn geredet?", fragte Jason nun belustigt.
„Haben sie noch immer kein Vertrauen in ihre Fähigkeiten?", fragte McGonagall mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Das ist es nicht ich…", setzte Jason an.
„Sie wollten mir eine Eule zukommen lassen, Mister Green, wenn Sie sich ein wenig gesammelt haben.", erinnerte seine alte Lehrerin ihn sanft.
„Ich weiß, ich weiß. Doch dann kam die Akademie und es ging alles so unheimlich schnell. Die Zentrale lässt keinen Topf kalt werden.", erklärte sich Jason nun verlegen.
„Das haben wir ja mit Mister Potter gemerkt. Doch Sie haben es mir damals versprochen, Mister Green. Immerhin haben Sie mit ihrer Gabe, im Gegensatz zu Miss Tonks, viel weniger Schabernack getrieben."
Jason lächelte gequält, „Mein Aha-Erlebnis diesbezüglich kam ja auch mit der Dampfwalze an."
„Mister Green. Sie tragen keine Schuld an dem Tod, das sollten Sie mittlerweile begriffen haben.", erklärte McGonagall bestimmt und drehte sich zum Gehen um.
R&R
