Es war wirklich alles kaputt. Manchmal kam es Theodor Nott bedrohlich vor, doch er wusste, dass es längst überfällige Änderungen waren. Man betrachtete sie sicherlich alle als Verbrecher. Nun ja, mehr als sonst sowieso schon. Doch sein Vater meinte immer, dass der Buchstabe des Gesetzes notwendigen Veränderungen nicht im Wege stehen durfte und nun, da alles um sie herum zerfallen war, verstand Nott, was sein Vater damit ausdrücken wollte. Es war alles vergänglich. Die alte Ordnung musste nicht die neue sein und erst recht: Was gestern richtig war musste es am Folgetag nicht auch noch sein.
Der dunkle Lord konnte vorgeben, was er wollte, und sie würden ihm folgen. Sein Vater hatte ihm beigebracht, möglichst viel aus seiner Umgebung zu schließen, um möglichst wenige Fragen stellen zu müssen. Es waren elende Lektionen gewesen, doch nun konnte er mit Recht behaupten, dass er die Feinheiten seiner Umgebung aufschnappte und stets richtig einordnete.
Trotzdem hätte er fast nicht gemerkt, in welchem Gang er sich befand und wo er gerade langging. Es war einfach seine Gewohnheit, hier entlang zu gehen, im zweiten Stock. Doch es gab nun eine andere Ordnung in Hogwarts. Manche Gänge waren verboten und wurden von Schatten bewacht und andere Gänge waren… ungemütlich. Dazu zählte auch dieser Gang, in dem die höherstehenden Todesser wohnten.
Nott hatte es erst bemerkt, als er bereits fast am Ende des Ganges war.
„Lucius!", hörte er eine Stimme kreischen. Bei dem Tonfall konnte es sich nur um eine Person handeln und Nott lief ein Schauer über den Rücken. Er hatte wirklich nicht aufgepasst und er hoffte, dass er dafür nun nicht den Preis zahlen würde.
„Bellatrix. Hat dich der Drang nach frischer Luft auf einmal aus deinem Loch geholt? Oder ist es der Geruch nach verdorbenem Blut, dem du überdrüssig geworden bist?", erwiderte Lucius kühl. Der Mann genoss es in vollen Zügen, einer der erfolgreichsten Todesser zu sein. Nott wusste allerdings noch immer nicht, wieso er das war.
Nun sah er die beiden auch und Bellatrix sah genauso irre aus, wie sie sich immer gab. Sie schritt bedrohlich auf Lucius zu und Theo bewunderte den Mann dafür, dass er nur stehen blieb und sich nichts anmerken ließ.
Bellatrix zischte ihm irgendetwas zu und Lucius antwortete mit Gemurmel. Nott versuchte, sich davonzustehlen. Doch es gab ein Problem. Er wusste, dass er nicht nach oben durfte, aber die Treppe nach unten war auf der anderen Seite der Beiden.
Bellatrix würde bestimmt schnell weggehen. Es schadete mit Sicherheit nicht, zumindest auf den Treppenabsatz zu gehen.
Er stahl sich nach hinten und lief einige Stufen die Treppe hinauf.
„NOTT!", schrie Bellatrix plötzlich, „DU KLEINER WICHT KOMM SOFORT HER!"
Ein dicker Kloß blieb ihm im Hals stecken und wie von Sinnen stürzte Theo die Treppe hinauf.
Der Gang war leer.
Vielleicht hätten hier Schatten sein sollen, doch in dem Moment hatte Theo andere Sorgen. Zum Beispiel wie man am besten vor dieser Irren floh, ohne seinen Vater im Hintergrund zu haben, der auf einen aufpasste.
„Jetzt ist Daddy nicht da kleiner Nott! Komm raus zum Spielen!", zischte Bellatrix, als sie langsam die Treppe hinauf schritt.
Er konnte gar nicht so schnell reagieren, da hing sein Bein auf einmal fest und er flog nach vorn auf seine rechte Seite.
Doch er landete nicht dort, wo er dachte.
Seine Sicht war ein wenig verschwommen, als er auf dem Boden aufkam. Sie waren in einem Raum, den Theo nicht kannte. Berge über Berge von irgendwelchem Zeug und Müll. Es war als würde hier alles landen, was irgendwann einmal weggeworfen wurde.
„Bleib unten!", zischte ihm eine Stimme zu, die er auch nicht kannte. Er wandte sich um und neben ihm stand ein Mann im seltsamen schwarzen Oberteil, dass er auch schon bei Muggelgeborenen gesehen hatte.
Er war einem der Haufen zugewandt und schien etwas zu murmeln.
Er hatte ihn in Deckung gebracht. Vor Bellatrix gerettet. Doch das Abzeichen an seinem Gürtel verriet, dass er kein Freund war. Er war Unsäglicher.
„Wenn du still bleibst, merken sie vielleicht nicht, dass du da bist. Damit meine ich deine Kameraden, und nicht die Schatten.", sprach der Mann kühl, noch immer nur seitlich zu ihm gewandt.
„Warum haben Sie das getan?", fragte Theo unsicher. Es war nicht alltäglich, dass der Feind so mit einem sprach.
„Weißt du, nach all den Jahren…", antwortete der Mann ungerührt, „Bin ich mir noch immer nicht sicher. Sind es normale Gefühle, die im mir wohnen? Oder ist es nur Übung? Es ist nicht ganz einfach."
Die Tür wurde aufgerissen und Theo bemerkte, dass es in einiger Entfernung war. Der Raum musste riesig sein.
„Ergeben Sie sich.", sprach eine Stimme kalt. Doch der Mann machte nur eine beiläufige Handgeste. Plötzlich brach ein gewaltiger schwarzer Rauch aus ihm heraus und legte sich um den Schatten, der neben ihnen aufgetaucht war. Lautlos fiel der Schatten zu Boden. Er tobte und versuchte dagegen zu kämpfen, doch blieb nach wenigen Sekunden still liegen.
Der Rauch löste sich von der Gestalt und ließ sie ruhig und schlaff zurück. Er passierte die Berge von Gerümpel, bis er nicht mehr zu sehen war. Doch die Geräusche der Schritte wurden leiser, bis sie verstarben.
„Bald kommen noch andere, keine Sorge.", sprach der Mann neben Theo dann und Theo war vor Schreck still.
Er wollte nicht getötet werden.
„Hast du wirklich mehr Sorge, dass ich dich töte, als bei deiner Begegnung mit Bellatrix gerade?", fragte der Mann tonlos. Vielleicht ein wenig neugierig, doch Theo konnte es nur an der Frage, nicht aber am Tonfall ableiten.
„Sie sind der Feind.", erwiderte Theo tonlos.
„Nach der Logik warst du in Hogwarts ausschließlich von Feinden umgeben. Außerdem, was macht einen Feind denn schon aus? Es sind ja nur die Menschen, die dir schaden wollen."
Theo schüttelte den Kopf, „Mag sein. Doch ich habe es immer so verstanden, dass jeder Feind ist, der der Welt schaden will."
„Das ist aber sehr altruistisch.", murmelte der Mann.
Der Mann griff schließlich in den Berg und umschloss mit der Hand ein Diadem. Er steckte es sich in die Hosentasche. Erst jetzt bemerkte Theo, dass es das einzige normale Objekt in einem Berg an verrotteten Resten zu sein schien.
„Tom.", sprach er dann.
„DU!", kreischte eine Stimme durch den ganzen Raum und Theo stellte entsetzt fest, dass es die Stimme des Lords war.
„Nicht hier, Tom.", murmelte der Mann abwesend und augenblicklich verstummte die Stimme.
„Möchtest du mitkommen?", fragte der Mann nun. Theo wusste, was er ihm anbot. Er wusste auch, dass sich vermutlich der einfachste Ausweg bot. Er würde nicht mehr von Bellatrix rumgescheucht werden und vermutlich auch keinen Cruciatus einstecken müssen.
Er würde wieder in die alte Ordnung fliehen. Er würde zu schwach gewesen sein.
„Nein.", erwiderte Theo. In dem Moment war man vielleicht stolz auf ihn, doch er war dem Mitleid des Mannes ausgeliefert.
Was würde sein Vater wohl denken.
Der Mann nickte. „Ich werde dir, wenn wir uns das nächste Mal sehen, einen schnellen Tod bescheren."
Ehe Theo reagierten konnte, wurde er hinweggetragen und durch einen kalten Wind und dunkle Schleier vor den Augen schlug er auf seinem Bett auf. Sein Vater war nebenan.
Hermine, Ron und Harry standen in dem Trainingsraum der Zentrale. Nach Monaten hatten sie noch einmal ein normales Training, ohne Unterbrechungen und ohne Komplikationen. Es war nicht so, dass sie ungeübt im Kämpfen waren – Spähtrupps der Schatten sorgten dafür, dass niemand mehr als ein paar Tage Ruhe hatte. Sie sorgten dafür, dass sich niemand jemals sicher fühlte.
Doch es war Dumbledore, der darauf bestand Unterricht mit ihnen zu machen, und vor allem Harry war neugierig. Hermine hatte ihm erzählt, dass Dumbledore sie ein Einsatzbuch von ihm hatte finden lassen, letzten Sommer, als es Hogwarts noch gab.
Thomas war in der Zeit zur Absicherung eines der Zentren für die Evakuierung abgestellt. Nur sehr langsam konnten sie die Menschen in sichere Aufenthaltsorte bringen und nach Amerika war der Weg nicht nur weit; Der magische Kongress sträubte sich gegen jeden Neuankömmling, denn letztendlich mussten sie der Regierung der Muggel eine Begründung liefern, wieso so viele neue ins Land gekommen waren.
Caroline war gerade bei Ihnen und saß mehr an der Seite, sich bedeckt haltend. Ron und Hermine kannten sie noch gar nicht, schienen sie aber wiederzuerkennen.
Es kann gut sein, dass bestimmte Informationen zwischen euch geteilt werden. Ihr solltet weiterhin Kontrolle darüber haben, aber es ist eine der Wirkungsweisen eures Bundes., sprach die Stimme, was Harry seltsam fand.
„Ich möchte zuerst mit Harry üben.", sagte der Direktor langsam, „Dieselbe Lektion werdet auch ihr durchmachen müssen, aber bei Harry ist sie… kritischer Natur."
Ron und Hermine nickten und begaben sich an die Seite und nicht nur Hermine, aber auch Ron, sahen mit Neugier auf das Geschehen und klebten förmlich an dem, was der Direktor sagte.
„Ich habe geschrieben, dass ich weiß, wie man die Schatten überlistet. Ich wäre ein schlechter Lehrer wenn ich euch das, was der Kernpunkt dieses Krieges ist, vorenthalte. Mach dich bereit, Harry.", sprach Dumbledore.
Harry ging in Stellung. Er war ein wenig nervös, denn Dumbledore wurde von vielen als der mächtigste Zauberer der Welt betrachtet und er hatte das Duell gesehen, dass er sich mit Voldemort geleistet hatte.
„Das, worauf sich die Schatten stützen, was mehr als alles Andere in ihren Köpfen gebrannt ist, ist Kausalität.", erklärte der Professor, während er langsam seinen Zauberstab zog, „Auch wir Menschen sind diesem Konzept unterworfen, denn es beschreibt die Welt in der Art, wie wir sie erwarten. Doch es wäre nicht Magie, wenn sie Kausalität benötigen würde."
Harry war ein wenig in Sorge bei der Eröffnung. Er hatte mittlerweile das Gefühl bekommen, ganz gut zu sein, doch die Ansprache des Direktors machte ihm bewusst, dass man immer mehr zu lernen hatte.
„Auf drei, Harry. Eins, zwei, drei.", rief Dumbledore und Harry verlor keine Zeit, sondern beschwor ein Schild, dass jeden Fluch des Direktors zur Seite lenken würde und wirkte einen Fesselzauber. Aus schwarzen Rauchschwaden in der Luft formten sich Fesseln und der Direktor ließ sie mit einer Handbewegung verbrennen.
Darauf führte Dumbledore einige Stabbewegungen aus doch Harry konnte nicht ausmachen, was er tat. Statt der erwarteten Wirkung von Dumbledore aus, entstanden plötzlich um ihn herum kleine Gestalten. Sie formten sich aus den Steinen und Dumbledore hauchte ihnen Leben ein. Harry konnte gar nicht schnell genug hinschauen, da hatten sie ihn schon angegriffen. Sie konnten ihn nicht ernsthaft verletzen, doch sie waren lästig.
Mit einigen Schneidezaubern konnte er sie schnell dezimieren.
Dumbledore jedoch war längst nicht fertig.
Die zerstörten Teile gewannen plötzlich an Macht, und um sie herum wurde es heiß. Harry musste schnell handeln.
Er sandte einige Flüche in Richtung Dumbledore, welcher durch den plötzlichen Angriff abgelenkt wurde und seine Schöpfung verlor an Macht, und die Steine aus denen sie bestanden, blieben still liegen. Dumbledore beschwor ein Schild und bei seiner nächsten Zauberstabbewegung erschien plötzlich ein grelles Licht und Harry war gezwungen, die Augen zu schließen.
Mit seinen Sinnen spürte er, wie sich Kraft in seiner Nähe sammelte. Er konnte nicht so schnell reagieren, da spürte er schon die Wirkung. Urplötzlich wurde sein Oberteil schwer und es hörte nicht auf, schwerer zu werden. Erst als es mit Sicherheit zwanzig Kilo schwer war, konnte Harry den Zauber lösen und weiterkämpfen. Dumbledore hatte ihn in der Zeit nicht angegriffen. Es gehörte zur Demonstration.
Harry ging in die Offensive und versuchte, Dumbledores Taktik zu mimen. Der Schulleiter ließ ihn gewähren – er hätte es sicher verhindern können, und so schaffte Harry es, Schicht um Schicht an Stein abzutragen und den Schulleiter in dickem Staub zu hüllen. Der Schulleiter ließ den Staub nach wenigen Sekunden in Flammen aufgehen und die Hitze breitete sich bis zu Harry aus, welcher hastig ein Schild beschwor.
Was dann passierte, konnte sich Harry nicht erklären. Er spürte einen stechenden Schmerz in seiner Hüfte. Es war, als wäre er von einem Schmerzfluch getroffen worden, doch dort war keiner. Im nächsten Augenblick bildete sich ein Leuchten an Harrys Seite und Dumbledore schien es von ihm wegzureißen mit einem Schwung seines Zauberstabes.
Das Leuchten verschwand augenblicklich. Doch damit nicht genug. Harry spürte Schmerzen am ganzen Körper und jedes Mal erschien das Leuchten, und jedes Mal riss es Dumbledore von ihm. Harry verstand nicht, was geschah, und hob die Hände in stiller Ergebung.
Dumbledore hielt inne. „Alles in Ordnung, Harry?", fragte er dann.
Harry atmete schwer, „Alles in Ordnung. Ich verstehe nur nicht, was passiert ist."
„Was waren die drei Techniken, die ich angewandt habe?", fragte Dumbledore nun an alle gewandt.
„Sie haben mit Transfiguration angefangen, Sir. Sie haben um Harry herum kleine Golems beschworen.", antwortete Hermine sofort.
„Das ist richtig, Miss Granger. Dadurch bin ich auch nicht davon abhängig, Mister Potter zu sehen. Ich kann ihn aus dem Hinterhalt angreifen, ich muss nicht in unmittelbarer Nähe sein. Harry wird die Ansammlung von Magie gespürt haben, die sich um ihn gestreut hat. Es kann sein, dass die Schatten dadurch zumindest abgelenkt sind, da sie normalerweise erwarten, dass die Quelle der Magie, die sie angreift, der Zauberer selbst ist. Doch Magie muss so nicht funktionieren. Ich kann meine Magie entsenden und ich kann augenblicklich Veränderungen meiner Umgebung durchführen, ohne den Feind vorwarnen zu müssen. Das nächste, Mister Weasley?"
Ron kratzte sich am Kopf, „Sie haben seine Kleidung schwer gemacht. Mit einem Zauber, wenn ich nicht irre, da Harry ihn einfach zerstören konnte und seine Kleidung nicht zurückverwandeln musste."
„Ganz recht, Mister Weasley. Der Vorteil?"
„Auch da ist der Effekt instantan und der Gegner hat keine Vorwarnung, erst recht, wenn es plötzlich geschieht.", warf Hermine ein.
„Sehr gut! Sie werden mir sicher den Unterschied zwischen Fluch und Zauber erklären können!", rief Dumbledore fröhlich.
Hermine wirkte, als würde sie aufblühen. Es war schließlich eine Unterrichtsstunde.
„Ein Zauber wirkt sich sofort auf das Objekt aus, auf das man einwirken möchte. Ein Fluch benötigt einen Träger, eine Energie, die den dazugehörigen Effekt zum Ziel trägt. So ist der Entwaffnungszauber ein Zauber, da er sich auf den Zauberstab auswirkt und vom Träger mit genug Konzentration gebrochen werden kann. Stupor, der fälschlicherweise oft als Schockzauber bezeichnet wird, ist ein Fluch, da er auf den Menschen wirkt und einen Träger benötigt. Eine Energie, die wir als rotes Leuchten wahrnehmen. Ein Sonderfall ist der Kontrollfluch.", sprach Hermine.
„Moment mal.", unterbrach Ron, „Wieso ist der Imperiuszauber ein Zauber nach der Definition?"
„Da man seinen eigenen Geist projiziert und nicht direkt den Geist des anderen angreift. Es ist so, als würde man den Sonoruszauber für seine Gedanken verwenden.", erklärte Dumbledore freundlich. An Harry gewandt fragte er nun, „Was hast du als Letztes bemerkt?"
„Es war als… Ich wurde von diesem Schmerzfluch getroffen doch… ich verstehe nicht woher er kam. Es war als hätten sie ihn aus mir heraus getrieben.", antwortete Harry.
„Wie meinst du das, Harry?", fragte Ron nun verwirrt und Harry war verwirrt, dass Ron verwirrt war.
„Was meinst du?", fragte Harry verdutzt, „Ein Leuchten entstand an meiner Hüfte und kurz darauf flog es auf Dumbledore zu."
„Nein, nein, er hat einen normalen Schmerzfluch geworfen und du hast dich treffen lassen!", kam die ebenso verwirrte Antwort von Ron.
„Wenn ich die Verwirrung aufklären dürfte.", meinte Dumbledore nun an alle gewandt, „Der Zauber, den ich angewandt habe, hat die durchaus praktische Eigenschaft, dass er das Ziel mit einer kleinen Verzögerung trifft. Ich spreche den Fluch, und einige Sekunden vorher entsteht die Wirkung."
„Das ist es auch, was die Schatten nicht verstehen können, was für alle schwer zu begreifen ist.", fuhr der Schulleiter fort, „Magie muss keinen Sinn machen. Das Konzept von Kausalität muss nicht gelten. Ich kann instantan Effekte erschaffen, er kann sogar leichte bis mittlere Flüche um einige Sekunden in die Vergangenheit senden. Wirkung vor Ursache. Magie kann funktionieren wie eine Muggelpistole, aber es wäre nicht Magie, wenn sie es tun müsste."
„So habe ich seinerzeits die Schatten überlistet. Sie funktionieren am Besten, wenn sie ein Ziel haben, dass sie als Agressor identifizieren können.", erzählte Dumbledore, „Ihr werdet nun lernen, wie ihr sie effektiv bekämpft. Der Krieg ist nicht gewonnen, wenn nicht alle Schatten ausgeschaltet sind."
„Aber die Schatten konnten doch auch öfter schon untertauchen. Sie konnten nach dem Fall von Grindelwald nicht ausfindig gemacht werden. Wieso sollten wir jetzt mehr Erfolg haben?", gab Harry zu bedenken.
„Wie alt sind die Schatten nochmal eigentlich?", fragte Ron, der das natürlich nicht wusste.
Harry nickte bedächtig. Dumbledore seufzte ein wenig, ehe er erklärte, „Unsere besten Schätzungen belaufen sich auf das spätes Mittelalter bis frühe Neuzeit. Die Schatten wurden mit noch unbekannten Mitteln von einem dunklen Lord erschaffen, welcher jung gestorben war. Wir wissen nicht sonderlich viel aus der Zeit, doch was rekonstruieren werden konnte, ist Folgendes: Die Schatten waren auf sich alleine gestellt und wurden desorientiert. Daraus ergab es sich, dass einige von Ihnen, vor allem Jüngere, in die Zivilisation eingebunden wurden. Es muss so gekommen sein, dass ein paar von Ihnen auf der Suche nach ihrer… Heimat… sich wieder in die Nester begeben haben und dort die Arbeiten weitergeführt haben."
„Also haben irgendwelche Leute im Mittelalter aus Versehen Monster herangezogen?", fragte Ron.
„Vermutlich Muggel, die es nicht besser wissen konnten. Damals wurden viele Kinder in Kloster aufgenommen, wenn die Mönche davon ausgingen, dass sie Kinder von Aussätzigen waren.", warf Hermine ein.
„Ihr werdet nun lernen, die Gesetze der Logik und der Kausalität nicht zu ernst zu nehmen. Ihr werdet lernen, den Feind zu verwirren, und den Feind zu verunsichern. Die Schatten sind nach wie vor die größte Bedrohung von Voldemort.", verkündete Dumbledore und sie machten sich an die Arbeit.
Es war ein verlassenes Dorf von vielleicht zehn oder zwölf Häusern. Ein paar davon waren groß, doch ganz ohne Magie hatte es nicht geklappt. Sie lebten ausschließlich in den oberen Stockwerken. Ihnen wurde gestattet, die unteren Räume als Aufenthaltsräume zu verwenden, doch nur sehr begrenzt. Man durfte dort manchmal essen, aber auch nicht immer. Sie verstanden es nicht so sonderlich richtig.
Doch es war nicht nötig, es zu verstehen. An den Tagen, an denen sie raus durften, wurde ihnen immer mal wieder vorgeführt, was es kostete, sich nicht an die Regeln zu halten.
Draco hatte vage mitbekommen, dass Greengrass getroffen worden war. Schwer verletzt war sie nicht, aber vielleicht kam sie dadurch mal von ihrem hohen Ross runter.
Sie wussten es nicht besser und so sehr es Draco schmerzte, sich das einzugestehen, es war sicherer, hier zu bleiben. Als er noch in der Schule war, konnte er ein wenig Informationen für den Orden beschaffen. Doch damit war Schluss, nachdem Hogwarts und ganz England gefallen war.
Todesser waren gewissenlos und scherten sich um nichts als sich selbst. Wäre Voldemort nicht so mächtig, wie er war, hätten sie ihn schon längst in Stücke gerissen. Nur gnadenlose Gewalt hält die geballte Boshaftigkeit im Zaun. Bellatrix hatte seine Mutter gemocht.
Sie hatte ihm mal erzählt, wie sie früher, bevor das alles angefangen hatte, immer Fangen gespielt haben. Sogar Sirius hatte mitgemacht. Damals, als die reinblütigen Eltern sich regelmäßig zu irgendwelchen langweiligen Treffen verabredeten, hatte man sie alle friedvoll erlebt.
Hogwarts hatte sie alle verdorben. Malfoy konnte es sich nicht anders erklären, doch als sie aus Hogwarts heraustraten, waren sie alle Monster. Für eine solch grobe Rücksichtslosigkeit konnte er Dumbledore nicht vergeben. Er war nicht wegen des Schulleiters auf der Seite auf der er war, sondern trotz ihm.
Slughorn, McGonagall, sogar Flittwick. Sie alle hatten Mitschuld. Es waren schwache Menschen in einfachen Zeiten gewesen. Jetzt war seine Mutter tot, und das Blut klebte an den Händen des Schulleiters.
Kein normaler Mensch opfert seine Schwester im Kampf. Unsäglicher Williams hatte es ihm mitgeteilt. Nicht vorsichtig, aber freundlich und präzise. Er wusste, dass es seine Mutter schwer haben würde, doch er hatte noch einen Funken Hoffnung, dass er sie noch würde retten können. Dass er sie wiedersehen würde.
Draco hatte keine Hoffnung mehr. Doch die hatte vermutlich niemand. Er war sich nicht einmal sicher, ob Hoffnung überhaupt richtig war. Es war immerhin alles unwiederbringbar tot. Es gab keine so starken Magier mehr, dass sie England wieder zu dem machen könnten, was es mal gewesen war. Die Welt war jetzt anders.
Es war eigentlich ironisch. Magier hatten Jahrtausende vor den Muggeln Techniken entwickelt, mit denen sie um die Welt reisen konnten und dennoch waren sie so abgeschottet wie sie nur sein konnten.
Deswegen war es wohl so schwierig, sie außer Landes zu schaffen. Wenn sie sich damit nur beeilen könnten. Draco konnte das Aufplustern von dem einen oder anderen nicht mehr ertragen.
Manchmal hatte er das Gefühl, dass sie verdient hatten zu sterben. Immerhin waren es leichtsinnige Idioten die nicht verstanden, wieso sie hier waren. Entweder hielten sie sich für die größten Zauberer, die jemals auf der Erde wandelten, oder sie ignorierten, was um sie herum geschehen ist. Nur weil sie es nicht sind, die beim letzten Angriff getroffen waren, fühlten sie sich auf einmal unsterblich.
Aber es war ja auch nicht nur deren Schuld. Auch dafür hätten sie in Hogwarts ein wenig sensibilisiert werden können, und nun war es zu spät dafür. Wenn irgendeiner von diesen Idioten sich umbringt war auch dieses Blut an den Händen der Lehrer.
„Du gehst da jetzt hin. Es kann doch nicht sein dass du das ein halbes Jahr auf die hohe Bank gelegt hast also Mann ey.", murmelte Ron als er ihn zwang, ihm durch die Gänge zu folgen. Harry wusste nicht, wieso er so ruppig war.
„Es hat sich nicht ergeben! Immerhin hatten wir Dinge zu tun und inmitten dieses Chaos war es kein guter Zeitpunkt! Ron, wenn es dir nicht aufgefallen ist, wir sind nun wirklich nicht in der Position, uns jetzt so einen Luxus zu genehmigen!", zischte Harry zurück.
„Luxus? Wie die Tatsache, dass du mit der Frau reden musst, mit der du auf einer Verabredung warst? Herrgott Harry ich wusste nicht, dass du so ein Schisser bist!", rief Ron empört, „Außerdem ist es ja nicht so, dass du vorher angekündigt hättest, dass es nur eine Einmalsache wäre! Du meintest sogar, wenn ich dich zitieren darf, sie ist die Einzige, bei der ich mich wohlfühle!"
„Du wirfst mir auch immer alles wieder an den Kopf!", erwiderte Harry empört. Er war kein Schisser. Doch es schien ihm nicht wie ein guter Zeitpunkt, wenn sie keinen Tag Ruhe hatten. Wenn es jeden Tag irgendetwas gab, was sie daran erinnerte, dass es Krieg gab und dass sie keine Chance hatten, allzu bald wieder zur Ruhe zu kommen.
Doch Harry konnte nicht mehr antworten, denn sie waren schneller angekommen, als er dachte. Es war der Gang eines alten Heimes, jedenfalls ging Harry davon aus. Sie verwendeten nur die obere Hälfte, damit auch hier die fußläufige Begehung schwierig war. Andere Teile waren auch hier woanders, teilweise in anderen Gebäuden, ebenfalls ab dem ersten Stock, und teilweise unterirdisch. Die Verzauberung auf den mit den Galleonen kontrollierten Menschen würde ebenfalls die Magie eines Flugbesens angreifen, sodass keine Gefahr aus der Luft bestand. Die Feldzauber mussten zu Fuß angegriffen werden.
Das war einer der bewohnten Gänge. Stabil waren die Gebäude nicht sonderlich, doch Magie half ja bekanntlich bei allem.
„Jetzt steh da nicht rum, geh rein!", unterbrach ihn Ron erneut.
So klopfte Harry an die Tür und Ron wandte sich zum Gehen um. Unmittelbar darauf öffnete sich die Tür und Luna sah ihn erstaunt an.
„Oh Harry, ist es schon wieder Zeit für den Wechsel der Patrouille?", fragte sie vorsichtig. Die Schüler kontrollierten sich in den besonders schwierigen Zeiten auch gegenseitig. Niemand wollte, dass der andere starb, und man war manchmal dann doch etwas zu unvorsichtig, wenn man alleine war.
Harry schüttelte leicht den Kopf, „Nein, ist es nicht. Du bist auch gar nicht dran. Darf ich…", setzte er an, doch ihm kam der Gedanke, dass es vielleicht unhöflich war, sich in ihr Zimmer einzuladen.
Doch Luna lächelte nur leicht und machte die Tür weiter auf, damit er eintreten konnte.
Sie hatte doch tatsächlich ihre Wände gestrichen. Es sagte schon nichts Gutes über Harry aus, dass er das nicht gewusst hatte, doch irgendwie hatte er sich während der ganzen Zeit keine Zeit für sie genommen. Um fair zu sein hatte er sich auch keine Zeit für sich selbst genommen.
„Ich weiß, dass ich in der letzten Zeit nicht sonderlich viel da war, aber ich…"
Harry pausierte. Aber er was?
„Wir alle haben unseren Part zu spielen. Außerdem meintest du doch selbst: Es gibt viel zu tun, und das schaffen wir nur zusammen.", erwiderte Luna gutmütig. Sie war halt so.
Harry lächelte verlegen, „Ich glaube aber trotzdem, dass es wohl nicht fair dir gegenüber war. Immerhin bist du ja nicht nur eine Ablenkung gewesen."
Luna schritt von ihm weg und lehnte sich gegen die Wand.
„Du hast keine Verpflichtungen, Harry. Wir waren aus, und dann wurdest du zu größeren Aufgaben berufen.", sagte Luna dann wieder verträumt. Harry wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Sie machte es ihm so… schwierig einfach. Er konnte einfach gehen, aber es fiel ihm schwer, sich ordentlich auszudrücken. Zu erklären, dass er doch bleiben wollte. Wörter. Wo waren sie.
„Luna ich möchte nicht, dass du denkst, dass ich nicht mehr Zeit mit dir verbringen wollte. Es schien… nur fehl am Platz. Als könnte ich mir nicht den Luxus leisten, so etwas wie…", er stockte. Beinahe hätte er Freundin gesagt, doch der Fluch daran, sich ein halbes Jahr nicht richtig mit Luna zu unterhalten war auch, dass er keine Ahnung hatte, was passiert war. Sicherlich küssten sich Menschen auch, ohne danach zusammen zu sein, oder nicht? Zumindest klang das bei Seamus und Dean immer so. Harry war vollkommen verwirrt und es frustrierte ihn, dass er nichts wusste. Er hatte Menschen getötet. Er stand Voldemort gegenüber. Mit Luna zu reden konnte doch nicht so schwierig sein.
„Es tut mir leid, ist was ich damit sagen möchte. Wenn du es mir verzeihen kannst, würde ich gerne nochmal anfangen. Ich weiß, dass man mittlerweile nicht mehr so gut ausgehen kann, buchstäblich gemeint, doch wir finden sicherlich was.", sagte Harry nun resigniert. Worte waren überbewertet.
Luna lächelte ihn sanft an und überbrückte die Distanz, um ihn zu umarmen. Als sie ihre Hand in seinen Nacken legte, durchfuhr ihn wieder die Wärme, die ihn komplett aufzuheizen schien, und er machte einen geschockten Laut, als ihm zugleich etwas eingefallen war.
„Ich erinnere mich an was!", sprach Harry dann, „Kurz bevor…"
August war ja gestorben. Beinahe hatte er es vergessen.
„Kurz bevor einer der Unsäglichen gestorben war, wollte ich ihn zu Madame Pomfrey bringen. Doch man konnte ihn nicht bewegen ohne… ihn ein wenig aufzuwärmen. Ich habe dann mir sagen lassen, dass ich doch einfach die Wärme nehmen könne, die du in mir geweckt hattest…", Harry schweifte kurz ab, „Ist das irgendwie was, was ich abspeichern kann? Ich sollte regelmäßig herkommen, um mich aufzuladen."
Der war schlecht, aber Luna wurde trotzdem ein wenig rot.
„So gerne ich ja sagen würde, aber nein, dass ist nichts, was man speichern kann. Wenn du ihn aufwärmen konntest, dann kam das aus dir.", antwortete Luna nun.
„Aber das kann nicht sein. Ich bin ein Schatten. Ich durfte ihn nicht verzaubern, aber das konnte ich tun. Aber ich kann keine Magie wirken!", rief Harry verwirrt.
Luna tippte ihn gegen den Kopf, „Hier drin kannst du keine normale Magie wirken. Aber hier…", sie tippte ihn gegen die Brust, „Das ist eine ganz andere Geschichte."
„In meiner Lunge?", fragte Harry herausfordernd.
Luna kicherte, „Nein, Harry Potter, in deinem Glauben."
Harry versuchte sich zu konzentrieren. Nach dem unbestimmten Gefühl zu greifen. Tatsächlich wärmte sich seine Hand auf, und fing ein wenig an zu glühen.
„Ich habe es!", rief er erstaunt. Das konnte doch nicht wahr sein.
„Du kannst natürlich gerne trotzdem jeden Tag kommen um dich aufzuladen.", sprach Luna, scheinbar sehr zufrieden mit sich selbst. Harry nahm dankend an.
A/N: Es sind Teenager
Teenager sind ein bisschen cringy.
