Harry wachte in seinem Bett in Thomas Haus auf. Es klopfte dreimal laut an der Tür, bevor eine melodische Stimme „Aufstehen!" rief.

Es ging ihm eigentlich überraschend gut. Er musste den meisten Scherzen von Fred und George entgangen sein.

Er richtete sich auf und zog sich um. Er hatte mit Emilia während seiner Ausbildung eine kleine Variation an Kleidung gekauft, damit er sich Kleiden konnte, wie er sich fühlte.

Im Flur roch es etwas nach Keksen.

„Möchtest du schon etwas probieren?", fragte Emilia in der Küche. Ihrer Stimme nach zu urteilen war es unwahrscheinlich, dass sie Thomas fragte.

Er näherte sich und sah, dass Thomas am Esstisch saß und eine deutsche Zeitung las. Harry nahm sich den Stuhl Thomas gegenüber und langte nach einem der Brote.

„Neuigkeiten?", fragte Harry an den Mann gewandt. Im Hintergrund lief ein kleines Mädchen von der Ecke des Raumes zu Emilia um sich einen warmen Keks abzuholen.

„Nicht wirklich. Das ist auch eine Lokalzeitung und kein größeres Blatt. Das einzige, was hier sonderlich seltsam ist, ist wahrscheinlich dieses Haus. Das können die Menschen hier allerdings nicht sehen.", antwortete Thomas neutral.

Er warf einen Seitenblick auf das Mädchen, welches seinen Keks aß.

„Hast du nicht letzte Woche erst mit ihr gebacken?"

„Ich dachte, dass es eine gute Therapie für die Kleine ist. Außerdem kann sie so ein normales Weihnachten mitmachen, bevor sie zu den Kindern nach Amerika kommt. Es ist doch schön, nochmal ein Fest mit normalen Bräuchen mitzumachen."

„Du scheinst ja keine hohe Meinung von unseren Verbündeten zu haben.", bemerkte Thomas belustigt.

„Ich brauche sie ja nicht zu mögen um mit ihnen zu arbeiten.", erwiderte Emilia. An das Kind gewandt sagte sie, „Komm, wenn du noch einen Keks möchtest, hol vorher bitte die Geschenke für die Beiden."

Das Mädchen verschwand und Harry wurde genau in diesem Moment klar, dass er ihren Namen nicht kannte und auch nie danach gefragt hatte.

„Wenn du dein Geschenk möchtest,", sprach Thomas dann, „Schau einfach unter dem Tisch nach. Ich danke, ich mache einfach schon mal einen gewissen… Startschuss."

Emilia drehte sich zum Tisch um, wo eine Box stand. Harry war sich sicher, dass diese eben nicht da gewesen war. Außerdem hätte Emilia sie ja auch bemerkt.

Mit hochgezogenen Augenbrauen machte Emilia ihr Geschenk auf.

Oben auf war ein weißer Stoff und Harry streckte sich etwas, um mehr sehen zu können.

„Ein Kittel?", fragte Emilia belustigt.

Thomas zuckte mit den Schultern, „Nunja, wo du ja bald als Heilerin tätig sein wirst. Ich ging davon aus, dass du vielleicht eine Kleinigkeit möchtest um durchzustarten."

Emilia entfernte den Kittel aus der Box und legte ihn beiseite. Darunter lagen Dokumente. Doch Emilias Lächeln verstarb, als sie sie erblickte.

„Die Besitzurkunde des Hauses.", presste sie hervor und starrte Thomas an.

„Ich dachte ich gebe dir eine kleine Vorbereitung auf die kleine Umverteilung die unabdinglich stattfinden wird.", sprach Thomas beinahe beiläufig.

Das Mädchen unterbrach sie indem es wieder in den Raum schritt und auf dem Arm ein paar Pakete balancierte.

„Sehr gut! Dann gib Thomas und Harry mal ihre Geschenke."

Vor Harry wurde ein großes Paket gestellt und er hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache. Das letzte Mal hatte Thomas ihm eine Schusswaffe geschenkt. Thomas erhielt einen Brief und noch ein kleineres Paket.

Er hob die Augenbraue bei dem Umschlag, den er in der Hand hielt, doch dankte dem Mädchen trotzdem.

„Danke Lynn.", murmelte er und Harry musste schmunzeln. Ihren Namen rauszufinden war einfacher gewesen als er dachte. Nun durfte er ihn nur nicht vergessen. Lynn. Lynn. Lynn.

„Harry fängt an.", sagte Emilia und ließ sich auf ihren Stuhl fallen, „Dann Thomas."

Harry machte sein Paket auf. Das Paket war schlicht, aber farbenfroh eingepackt. Wenn Lynn Emilia geholfen hat, die Pakete einzupacken, merkte man das überhaupt nicht.

Das Paket ging sehr einfach auf und ihn grüßte der Geruch von Pergamenten und Papier. Irritiert sah er in die Box. Es sah aus wie Formulare, die oben drauf lagen. Auch Bücher waren da drin, obwohl der Karton nicht sonderlich schwer war.

„Federzauber, du weißt schon. Solltest du dir vielleicht tatsächlich ansehen.", sagte Emilia belustigt.

„Was ist das? Sind das die Papiere zur Untermiete des Zimmers?", fragte Harry irritiert.

Emilia schüttelte lachend den Kopf, „Nein. Sieh genau hin."

Harry schielte nach unten.

Prüfungszulassung zur allgemeinen höheren Abschlussprüfung

Harry wusste nicht, was das bedeuten sollte, aber er wusste sehr wohl, was sein Geschenk war. Unter den Formularen befanden sich Schulbücher. Transfiguration. Zaubertränke. Geschichte.

Sie hatte ihm irgendwie einen Schulabschluss geschenkt und irgendwie auch nicht.

„Naja dafür lernen musst du ja trotzdem.", stichelte Emilia.

Harry war wirklich gerührt. Er wusste auch, dass es ein gemeinsames Geschenk von Thomas und Emilia war. Thomas Unterschrift war auf manchen der Formulare.

„Dankeschön.", flüsterte er.

Als Harry die Formulare wieder in das Paket legte, sah Emilia bereits erwartungsvoll Thomas an. Dieser seufzte und öffnete den kleinen Umschlag.

Als er ihn bis zum Ende aufgerissen hatte, spähte er hinein und sah darauf Emilia ein wenig verwirrt an.

Diese schmunzelte, „Ich wusste schon, dass das wohl ein wenig Erklärung bedarf. Da du ja der festen Überzeugung bist, dass du sterben wirst, habe ich ein paar Aktivitäten für uns beide geplant. Du weißt schon. Bevor du abtrittst."

„Ich weiß nicht, wie gut man damit planen kann, Emilia, aber nun gut.", murmelte Thomas und sah sich die erste kleine Karte an.

„Das ist eine Eintrittskarte fürs Kino in… zwei Wochen.", sprach er dann neutral. Harry wusste, wie angespannt die Lage war. Er hatte keine Ahnung, wann Voldemort seinen nächsten Schritt machen würde. Es könnte beinahe jeden Moment passieren. Zwei Wochen fand er ein wenig mutig.

„Eine Eintrittskarte für ein Theater in… zwei Monaten. Emilia, was soll das?"

„Pack ruhig weiter aus.", antwortete sie schnippisch, Arme verschränkt. Das Mädchen stand neugierig neben Thomas. Harry wusste nicht, ob Kinder normalerweise so ruhig waren, aber das Kind konnte es sich vermutlich nicht abgewöhnen.

„Ein Gutschein für einen Vergnügungspark, den wir erst in sechs Monaten einlösen können.", sagte Thomas kühl bei der nächsten Karte.

„Wer stellt sowas aus?", fragte Harry Emilia schmunzelnd.

Emilia grinste hämisch, „Es grenzt fast an Magie, dass ich an so etwas rankomme."

„Eine Stadtrundfahrt durch Paris im Jahr 2020?", rief Thomas aus.

Harry musste lachen. Er konnte sich das überhaupt nicht vorstellen und obwohl er wusste, dass die Jahrtausendwende in ein paar Jahren kommen würde, so kam ihm eine Jahreszahl wie 2020 absolut seltsam vor.

Nicht nur das – Emilia würde dann auf die fünfzig zu gehen und Thomas wäre dann auch nicht mehr der Jüngste. Nicht, dass er das aktuell wäre.

„Emilia ich weiß, was du aussagen möchtest, aber du glaubst doch nicht, dass das etwas ändern wird, oder?"

„Du wirst nicht gefragt. Du hast die Karten gelesen, jetzt musst du die Sachen mit mir machen."

„Wie du meinst.", erwiderte Thomas ruhig und steckte die Karten wieder in den Umschlag. Resigniert legte er den Umschlag auf den Tisch.

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Luna hatte seit zwei Wochen kein ordentliches Gespräch mit ihrem Vater geführt. Es war mehr als an der Zeit. Sie hatte früher immer Zeit dafür gefunden. Doch ihr Vater war sehr lange in London beschäftigt gewesen.

Er war ein wenig durch den Wind wieder in dem Versteck erschienen und Luna wusste erst nicht, wie sie ihn ansprechen sollte. Sie erwischte sich sogar bei dem Gedanken, ihn zu meiden.

So ein Quatsch war das. Sie und ihr Vater vertrauten sich absolut und sie konnte ihm schon immer alles erzählen.

„Hallo Papa, seit wann bist du wieder da?", fragte sie als sie sein Zimmerbetrat.

Er stand an einem provisorischen Schreibtisch. Er arbeitete immernoch an Artikeln. Sie konnte ihn gut verstehen – es machte keinen Sinn, nun damit aufzuhören. Dass sie nicht drucken konnten, war sowieso nicht das größte Hindernis.

„Seit gestern Abend. Ich wollte dich nicht stören."

„Du hättest mich nicht gestört. Hat sich etwas Neues bei deiner Reise ergeben?"

Ihr Vater schüttelte den Kopf, blieb aber gutmütig, „Ich nahm an, dass du etwas Zeit mit deinen Freunden verbringen möchtest, da wollte ich euch nicht mit Gerede über Zeitungen langweilen."

Luna lächelte traurig, „Du würdest dich wundern, was die Abwesenheit solcher Kleinigkeiten mit einem macht. Ich glaube, selbst das letzte Tratschblatt würde hier jeden interessieren. Einfach, weil es etwas Normalität in die Sache bringt."

Ihr Vater lächelte ebenfalls, „Nunja, aber Normalität ist ja nicht unser Geschäft."

Luna wurde etwas ernst. Sie hatte diese Frage schon oft gestellt.

„Wieso reden wir nicht darüber? Es wäre viel einfacher, wenn wir uns normal unterhalten könnten."

Ihr Vater seufzte, „Ich glaube, dass du nicht neutral an die Sache herangehst. Du verstehst nicht, was geschieht, wenn ich eingezogen werde."

„Aber was bringt deine Freiheit wenn ich mich über Umwege mit dir unterhalten muss?"

„Umwege? Luna, wir verwenden einfache Substitutionen. Ich würde das nicht Umweg nennen. Außerdem glaube ich, dass du… beobachtet wirst."

„Ich habe mit Mama reden können. Auch rückblickend bereue ich nicht, diese Entscheidung getroffen zu haben. Vor allem, wenn man bedenkt, dass ich ja ganz klein war."

„Das ist genau der Punkt. Weder das was du bekommen hast, noch was du dafür hergeben musst, war den Handel wert. Man redet nicht einfach mit den Toten. Es gibt einen deutlichen Grund, wieso Menschen das nicht können. Man kann nicht verstehen, wie es für einen Toten dort ist, wo er hin ist. Niemand kann das. Wir können Theorien aufstellen. Wörter wie unendlich und gleichzeitig und auch Konzepte wie allwissend können wir besprechen, aber niemand kann sich vorstellen, was das eigentlich beinhaltet. Besonders ein Kind nicht. Dass du diesen Eindrücken ausgesetzt warst, ist bereits schlimm genug. Doch dass du dafür noch etwas von dir offenbaren solltest, war unverzeihlich.

Dir ist vermutlich nicht klar, dass man sich als Eltern vorstellt, was für ein Leben das Kind einmal haben könnte. Egal, was wir uns ausgemalt haben, darin kam immer vor, dass du dir dein Leben selbst gestalten kannst. Und ich habe nicht das Gefühl, dass du das kannst. Selbst die Entscheidungen, die du aus freien Stücken zu tun glaubst, sind nicht deine Eigenen. Ich kann es nur immer wieder wiederholen."

„Soll ich mich jetzt an jeder Entscheidung hinterfragen?", rief Luna ihrem Vater entgegen.

Dieser seufzte nur.

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Am nächsten Tag musste Emilia Lynn in der Zentrale abgeben. Harry wusste, dass ihr nichts mehr zuwider war als das, doch am Ende hatte Voldemort gewonnen. Niemand, der so nah am Kampf war wie Emilia konnte ohne schlechtes Gewissen sein Kind bei sich behalten, wenn es eine friedliche Alternative gab.

Der Angestellte der Jugendversorgung war ein älterer Mann mit freundlichem, aber neutralem Gesicht.

Harry war sich sicher, dass es für den Mann unangenehm sein musste. Immerhin war das Mädchen ein Schatten und im Töten trainiert. Obwohl es jetzt schon einige Zeit her war. Außerdem war es wohl sehr unangenehm zu wissen, wie das Kind aufgewachsen war.

Harry hatte nicht erwartet, dass Emilia eine große Show abzog, aber die Stimmung war doch bedrückend sachlich und neutral. Als wäre das Mädchen ein Paket. Wenn er darüber nachdachte, musste sich Harry eingestehen, dass es so jedoch viel einfacher für sie alle war.

Emilia drückte das Mädchen noch einmal an sich, bevor der Mitarbeiter mit ihr die Portschlüsselreise nach Amerika antrat.

Emilia drehte sich schließlich wieder zu ihnen, mit einer steinernen Miene.

„Wir müssen Voldemort umbringen.", zischte sie dann und verschwand im Gang in Richtung der Transporträume.

Harry konnte verstehen, wie sie sich fühlte. Voldemort hatte vielen Leuten Dinge genommen. Aber ihn umzubringen war nicht die einzige Hürde, die sie zu überwinden hatten.

„Wie ist es eigentlich dazu gekommen, dass es die Schatten noch gibt?", fragte Harry, als er mit Thomas alleine in dessen Büro war.

„Die Geschichte ist nicht sonderlich überraschend. Wir müssen ein Nest übersehen haben. Von dort aus hat es sich ausgebreitet wie ein Krebs."

„Aber woher haben die Schatten gewusst, dass die anderen Nester zerstört wurden? Haben sie Boten geschickt? Wäre so etwas nicht auffällig?"

„Du überschätzt die Kommunikation unter diesen Wesen. Sie haben keine Regierung oder so etwas in der Art. Es gilt das Überleben des Stärkeren. Die Nester agieren organisch, wenn sie alleine gelassen werden. Genauso teilen sie sich von selbst irgendwann auf. Meistens aufgrund eines Konfliktes innerhalb der Schatten. Was glaubst du, wieso es so eine große Herausforderung wird, sie zu töten? Wir beschäftigen uns seit Jahrzehnten damit. Seitdem ich denken kann, war es mein Ziel. Irgendwann wird es mal jemanden geben, der sie alle vernichtet und dann wird der letzte Schatten sterben."

„Du rechnest nicht damit, dass du das miterlebst.", kommentierte Harry beiläufig. Es war aber durchaus unangenehm, mit Thomas zu reden, wenn er so etwas einfließen ließ.

Vielleicht konnten ihn ein paar andere Themen etwas ablenken.

„Emilia hat sich viel Mühe gegeben mit all den Geschenken."

„Das hat sie wirklich. Aber sie hatte auch einen besonderen Anlass.", kommentierte Thomas.

„Was glaubst du, wie die Stadtrundfahrt durch Paris wird?", stichelte Harry.

„Ja genau, wenn ich 60 bin. Ich weiß nicht genau, was sie vorhat, aber ich werde nicht anfangen, sie zu bestärken.", grummelte Thomas.

Er nahm sich selbst jung wahr. Harry wusste, dass nicht zu altern seltsame Dinge mit einem machte. Thomas war im Großen und Ganzen etwa so alt wie Dumbledore, jedoch war er trotzdem jünger. Harry konnte sich das nicht erklären, aber es wäre töricht zu behaupten, vor ihm stände ein alter Mann in einem jungen Körper.

„Und was, wenn doch?", fragte Harry nun, „Was ist, wenn Emilia recht hat, alles funktioniert und du auch in 30 Jahren noch lebst?"

Thomas atmete durch und starrte kurz gegen die Wand.

„Denken wir mal jetzt nicht darüber nach. Ich werde mich wohl entschuldigen müssen.", antwortete er dann mit einem seltenen Lächeln. Wenn er vielleicht etwas öfter lächelte, würde es nicht mehr so angestrengt wirken.

Sein Blick glitt zur Seite auf eine schwarze Kugel zu seiner Linken. Sein Lächeln erstarb und seine Miene floss wieder in ihre gewohnt kalte Grundhaltung zurück.

Es dauerte einen kleinen Moment, bis Harry registrierte, dass es nicht etwa eine schwarze Kugel war, sondern der Indikator, der mit dichtem schwarzen Rauch gefüllt war. Als Harry wieder zu Thomas blickte, war dieser auch schon verschwunden.

Ein kleiner Moment von angespannter Stille verging. Harry stand auf und ging in Richtung der Tür, bereits mit einer hohen Anspannung im Körper. Ein Knacken und ein darauffolgendes Zischen ertönte, als wäre eine Wasserleitung geborsten. Aus einer Schwade dichten dunklen Rauches stand Thomas plötzlich wieder vor ihm und blickte ihn kühl an.

„Bereit machen. Mach alle bereit.", zischte er ihm zu und mit einem schnellen Sprint war er den Gang hinunter.

Harry wollte ihm erst etwas hinterherrufen, aber plötzlich ertönte Thomas Stimme in seinem Kopf und nach dem Aufschrecken des Nebenbüros nach zu urteilen, nicht nur in seinem.

ALLE UNSÄGLICHEN ZUM ALARM VORBEREITEN! ALLE KAMPFEINHEITEN SOFORT EINSAMMELN! ALLE AUFKLÄRER EINSAMMELN! CODE ALPHA ZERO! KEINE ÜBUNG!

Nervöse Köpfe wurden aus ihren Büros gestreckt und sahen ebenfalls den Gang entlang. Harry hastete hinter Thomas her.

Bürotüren wurden aufgestoßen und in Harrys angespannten Ohren dröhnten die Stimmen vieler verwunderter Unsägliche.

„Wie viele Ermittler sind im Feld?"

„Müssen wir wieder alles abriegeln?"

„Ist das Potters Schuld?"

Die Geräusche wurden von dem Pfeifen aller Abzeichen unterdrückt. Es war wieder ein derartiges Durcheinander, doch diesmal waren die Leute nervöser. Sie hatten die letzte Alarmierung noch gut im Kopf, jedoch kam sie diesmal aus einer anderen Richtung. Die Stimme von Thomas, die sie alle gehört hatten, half bei der Anspannung nicht.

"Achtung, Achtung!", tönte die Stimme durch die Gänge. Es war kein gelangweilter Disponent, sondern der Direktor selbst, der gesprochen hatte.

„Zentralgesamtalarmierung Alpha Zero. Gefängnisausbruch aus Nurmengard."

Voldemort hatte also geschafft, was er schaffen wollte. Harry konnte sich nicht vorstellen, was der dunkle Lord sich davon versprach, war es doch so offensichtlich eine Bedrohung für beide Seiten. Diejenigen die sehr gut wussten, um was es sich hierbei handelte, brachen in geschocktes Gemurmel aus. Harry kämpfte sich an den Unentschlossenen vorbei. Er kannte sein Ziel.

„Alle Unsäglichen haben sich gemäß Ausrückeordnung auf ihre Positionen zu begeben. Zur Erinnerung in absteigender Priorität. Erstens: Alle primären Eingreifzauberer haben sich, unabhängig von anderweitiger Affiliation sofort in Halle 1 einzufinden.

Zweitens: Alle Unsäglichen, die nach Paragraph 4 der Dienstordnung fähig sind, Erinnerungszauber zu sprechen, haben sich zum Briefing in Halle 2 einzufinden."

Harry war sich nicht sicher, ob man so viele Erinnerungszauber würde sprechen können.

„Drittens: Alle nach Paragraph 5 der Dienstordnung tauglichen Unsäglichen haben die Rettungswache in Zugstärke zu besetzen. Aufklärer mit gültigem Schein haben die Leitstelle zu besetzen, in einer halben Stunde werden die Leitstellen des Bundeslandes Bayern zu uns geschalten. Der Bundesnachrichtendienst wird unterstützend tätig sein.

Viertens: Heiler finden sich augenblicklich in Halle 3 ein.

Fünftens: Alle weiteren Unsäglichen, einschließlich der nach Paragraph 2 tauglichen sonstigen Angestellten, finden sich bei ihren direkten Vorgesetzen ein.

Die Zentrale ist ab sofort für den öffentlichen Verkehr gesperrt. Alle Besucher haben sofort das Gebäude zu verlassen. Alle Taschen und mitgebrachte Gegenstände sind aus dem Gebäude zu entfernen. In einer Stunde werden die Schutzzauber hochgefahren und das Gelände abgeriegelt."

Die Stimme verstummte, doch sie hatte ihr Ziel bereits erreicht, denn langsam kam Ordnung in das Chaos. Die Strömungen aus Unsäglichen bündelten sich etwas, und Harry folgte dem Strom der Eingreifzauberer, welche zu Halle 1 strömten. Viele Unsägliche waren eigentlich im Urlaub und transfigurierten ihre Kleidung in Kampfkleidung.

Beim Vorbeigehen sah er, wie manche Unsägliche ein paar Gegenstände verschwinden ließen, bevor auch sie sich in Eile aufmachten. Der Strom aus Unsäglichen war gedrängt und eng und Harry konnte irgendwann nicht mehr kontrollieren, wo er hinlief, bewegte sich allerdings weiter geradewegs auf Halle 1 zu.

Der Unsägliche, der die Leute in Empfang nahm, hielt ihn an, hinter Emilia in der Einsatzgruppe Stellung zu nehmen, was Harry augenblicklich tat und sich straffte. Emilia wandte den Kopf für einen Moment um, und an ihrem Blick wusste Harry, was es bedeutete.

Sie nickte ihm zu. Die nächsten Stunden würden zeigen, ob ihr Plan funktionierte. Der Direktor stürmte von dem Seiteneingang auf die Empore und sprach zu ihnen, „Höchste Vorsicht ist geboten! Die Gruppen haben sich bei Kontakt zurückzuziehen! Schutz von Menschenleben ist erste Priorität! Ich erinnere nochmal daran, dass dies ein Alpha Zero Einsatz ist!"

Harry wagte sich zwei Schritte nach vorn und flüsterte Emilia zu, „Was soll das bedeuten?"

Diese jedoch schüttelte den Kopf, „Alpha: Hohe Eigenverluste zu erwarten. Zero: Übermächtiges Schadensereignis. Konzentrier dich und du wirst es selbst erleben und, wenn wir Glück haben, davon erzählen können."

„Das Ziel ist eine Kreatur von instabiler normalmagischer Energie.", erklärte Thomas laut, „Egal, was ihr sehen werdet, ihr sollt nicht der Annahme verfallen, dass es sich um einen Menschen handelt. Zieht euch bei Kontakt sofort zurück! Ich werde versuchen müssen, es zu bannen! Sobald ich das geschafft habe, werde ich außer Gefecht sein."

Die Verharmlosung ging an niemanden in der Halle vorbei und die Unsäglichen regten sich unbehaglich.

Das ist wenig beruhigend.', kommentierte die Stimme, ‚Folge Miss Brown zum Wegpunkt. Thomas wird sich von den Unsäglichen trennen und versuchen, das Geschöpf in eine andere Richtung zu lenken.'

Das Geschöpf?

Es ist in der Tat einfacher, wenn du es selbst siehst.'

Ist Erick keine Person? Viele halten ihn zwar für gefährlich, aber so sehr, dass er gleich als Kreatur zählt?

Kreatur ist vielleicht der falsche Begriff, aber es ist gerade der Einzige, der passend erscheint.', sprach die Stimme neutral.

Der Apparationsbefehl erfolgte sehr schnell. Die Momente nach dem Eintreffen waren oft die Gefährlichsten. Thomas hatte deutlich gemacht, wie vorgegangen werden solle – doch das stand in großem Konflikt zur üblichen Praxis. Die Unsäglichen gingen normalerweise nicht in Einsätze mit der Erwartung, dass einer von ihnen ein überstarkes Monster bannte und sich mit ihm vernichtete.

Harry verließ die Halle und folgte der starken Spur, die Thomas hinterließ. Der Mann traf einige Meter entfernt von den anderen Unsäglichen auf. Harry war vor den anderen da – aber nur, weil er Thomas gefolgt war, statt den Koordinaten.

Thomas sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an und bedeutete ihm mit einem Kopfnicken, zu den anderen zu stoßen.

Es war ruhig. Harry wusste, dass sie nicht zu einer Schlacht gesprungen waren, doch irgendwie war es unheimlich, wenn es so still um sie herum war. Die Landschaft sah etwas karg aus, da der Wald nur aus braunen Bäumen bestand und ein Nebel über der Landschaft lag. Der Nebel war auch erstaunlich dicht und für einen Moment wusste Harry nicht, ob es natürlicher Nebel war.

Eine Flamme erschien in der Distanz und die Brüder Dumbledore erschienen. Darauf erschienen mit unterschiedlicher Lautstärke die restlichen Mitglieder des Ordens. Ron und Hermine erspähten ihn relativ schnell und Harry war sich unsicher, ob sie wussten, wobei er Emilia helfen würde. Er hatte noch keine Ahnung, wie das alles aussehen würde und um ehrlich zu sein, hatte er gewisse Zweifel.

Er spürte es schon sehr bald darauf. Es war nicht etwa die Kreatur, die sie suchten. Es war auch nicht die Einwirkung des Gefängnisses, welches an sich sehr beeindruckend war. Nein, von dem Gebäude ging eine bedrohliche, brennende Macht aus.

Harrys Haare stellten sich auf. Es war wie neben einem Feuer zu stehen. Es war wütend und aggressiv und er spürte genau, dass es der dunkle Lord sein musste. Er erspürte ihn aus einer unglaublich großen Entfernung. Was wollte Aberforth gegen ihn ausrichten?

„Wir werden uns nicht nähern.", sagte Thomas, „Ich habe Grund zur Annahme, dass der dunkle Lord versuchen wird, auf die Kreatur einzureden. Er wird damit nicht erfolgreich sein. Wir werden gegen Todesser vorgehen, die hier sind, aber das oberste Ziel muss die Vernichtung der Kreatur sein. Ihr kennt eure Anweisungen. Meidet die Kreatur und um Himmels Willen verwickelt Voldemort nicht in ein Feuergefecht."

Thomas verschwand in einer mächtigen Rauchschwade. In der Entfernung konnte Harry sehen, dass er ruhig in das Gebäude hineintrat. Was in den nächsten Momenten passieren würde wusste Harry nicht. Aber er hatte ein sehr ungutes Gefühl. War Erick explosiv? Jemand, der so lange eingesperrt war, war sicherlich nicht Herr seiner Gefühle. Wenn sie ihn wütend machten… Doch Harry wusste einfach nicht, wie das aussehen würde.

„VERTEILT EUCH!", rief einer der Gruppenführer. Harry stieß schnell zu Emilias Gruppe und sie gingen näher an das Gebäude heran. Die Hoffnung war, dass das Geschöpf fliehen wollte und sie es Einkesseln konnten.

Dazu musste eine Gruppe näher heran, um das Geschöpf ein wenig zur Flucht zu überreden. Wie man sich das vorstellen sollte, wusste Harry noch immer nicht. Jeden Moment erwartete er irgendeine riesige Explosion.

Hinter Emilia näherten sie sich immer weiter dem Gebäude. Harry spürte immer stärker die bedrohliche Kraft von Voldemort. Man sollte Angst in seiner Nähe empfinden und nichts Anderes.

Er hoffte nur, dass alle seine Freunde heil aus diesem Kampf kommen würden. Er würde es sich nicht verzeihen können, wenn sie verletzt würden und er wäre nicht da.

Ich kann dir zeigen, wie du ein Auge auf sie werfen und ihnen helfen kannst. Aber es kommt nicht ohne Kosten.

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Die Aura brannte sehr stark. Thomas ignorierte das Gefühl auf der Haut, das man in der Nähe des Mannes spürte. Voldemort machte das absichtlich. Es war eine Energieverschwendung, doch die Quelle dieser Aura war schier unerschöpflich, sodass es eigentlich egal war.

Er fand den Mann im Gang, in dem die Erinnerung von Erick sich noch immer abspielte. Die Kreatur war noch immer hier gefangen und Voldemort war durch alle Zauber hindurch gekommen.

Die Stimme von Erick zog vorbei.

„Erfolgreicher Besuch?", fragte Thomas ruhig. Er hatte sich nie ruhig mit dem dunklen Lord unterhalten und war nun etwas unvorbereitet an die Sache hinan gegangen.

„Ein Bruder. Natürlich. Es ist zu offensichtlich gewesen.", erwiderte das hohle Zischen von Tom Riddle.

„Zugegeben, normalerweise dichtet man dem Feind keine Familie an, die sie entgegen aller Gesetze am Leben erhält.", erwiderte Thomas ruhig.

„Es ist beinahe enttäuschend. Etwas so Einfaches, dass wir selbst diese Idee hätten haben sollen."

„Es ist ja nicht absichtlich geschehen. In deiner Vorstellung ist das alles geplant und es gibt ein großes Geheimnis, dass dir von uns vorenthalten wird. Aber dem ist nicht so. Wenn du schaffst, es zu replizieren, bist du weniger klug als bescheuert.", gab Thomas zu bedenken.

„Fragst du dich niemals ob es hätte anders kommen sollen? Wenn du Grindelwald nicht verlassen hättest, wären wir nun nicht bei der Krise, der wir entgegen sehen. Wir wären nicht so hoffnungslos in der Unterzahl gegenüber den Muggeln.", gab Voldemort zurück.

Thomas schnaubte abfällig, „Ich bin nicht aus moralischen Gründen geflohen. Moral war mir vollkommen egal. Ich bin geflohen, weil ich ein anderes Leben wollte und nicht, weil ich es falsch fand, Menschen zu töten."

„Und nun? Was bist du jetzt? Unmoralisches Werkzeug oder Priester von Dumbledores hohen Werten?"

„Man sollte meinen, dass dir das egal ist. Aber man sollte ja auch meinen, dass du schlau genug wärst, nicht hierher zu kommen."

„Du denkst, dass du wüsstest, wie das Spielfeld aussieht. Doch das Spielfeld ist deutlich größer und gewaltiger, als du es dir vorstellen kannst. Was nun unsere Strategie sein mag, entzieht sich gänzlich deines bedrückend limitierten Verstandes. Manchmal geht es um mehr als um das bloße Schlachtfeld. Ein Herrscher muss sich etablieren."

„Ist es das, was du beweisen willst? Dass du der Herrscher der Welt sein kannst? Normalerweise würde man ja vermuten, dass sich ein Herrscher durch guten Führungsstil etabliert."

Thomas wusste genau, dass er sich in Gefahr gebracht hatte, sobald er in dieses Gebäude betrat. Doch so schnell hatte er nicht damit gerechnet.

Es krachte in der Luft. Der Gang war in grünes Leuchten getaucht und Thomas konnte den formlosen Todesfluch nur spüren, aber nicht ausweichen.

Es riss an ihm. Eine Macht hielt ihn am Platz. Es krachte im Raum und es brummte durch den Gang als die Luft um sie bebte. Das Geräusch war ohrenbetäubend. Als wären starke Metallträger gegeneinander geschlagen.

Ein unmenschlicher Schrei tönte aus dem hinteren Gang. Thomas hatte es tatsächlich noch nie selbst miterlebt.

„Faszinierend. Es ist beinahe schade, dass du wirst sterben müssen."

„Ich weiß nicht, wieso du glaubst, mich töten zu können und dennoch an Erick experimentieren zu können.

„Ein guter Mechaniker kann eine Uhr betrachten und von ihr lernen, indem er sie auseinander nimmt."

„Das klingt ganz danach, als hättest du in deinem Leben noch nie etwas repariert."

Es war anstrengend, noch zu stehen. Doch er konnte sich keine Pause leisten. Er durfte nicht schwach werden. Magie floss durch seinen Körper und er ließ sie für sich arbeiten. Seine Müdigkeit verpuffte und der Schmerz, den ihm der Todesfluch zugefügt hatte, wurde nur noch eine Unannehmlichkeit.

Mit der Magie kehrte auch Kälte in seinen Körper und Thomas spürte, wie sein Körper unter der Last Schaden nahm.

Wenn er konnte, würde er Voldemort mit sich in den Tod reißen.

Nun machte der dunkle Lord seinen Zug. Thomas spürte, wie die Schutzzauber zerbarsten und Erick frei war. Die Erinnerungen auf dem Bewusstsein der Kreatur zerbarst und Thomas musste reagieren. Der Rest seines Lebens hatte begonnen.

X

X

X

Ron hatte Hermine für einen kurzen Moment aus den Augen verloren. Seine Freundin war nach vorn geeilt, um gegen Todesser zu kämpfen, die dabei waren, Remus Schwierigkeiten zu machen. Ron spähte schnell über das Feld und sah, wie Emilia irgendetwas vorzubereiten schien. Jedenfalls schritt sie mit einer unglaublichen Sicherheit in Richtung des Waldes, ohne auf die Todesser zu achten.

Plötzlich wurde er umgerissen und er riss seine Arme vor seinen Körper, damit er seinen Kopf nicht stieß.

Ron wandte sich um und versuchte, die Quelle des Angriffes zu erspähen, doch er sah sie nicht.

Er stand langsam auf und war verwundert. Was hatte ihn getroffen? Ein Streufluch? Hatte er so wenig aufgepasst?

Ein Flüstern ertönte hinter ihm.

„Ich habe einen gefunden."

Ihm sträubten sich die Haare. Als er sich umwandte, sah er in braune Augen, die wie zur Grimasse aufgerissen waren. Als wären sie im Freudenrausch.

Ihm wurde die Luft aus den Lungen gepresst, als eine Hand ihn erwischte und nach hinten schlug. Ron fiel wieder um und mit einem Zauber katapultierte er sich selbst einige Meter von der Frau weg.

„Ein Weasley auch noch!", sagte Bellatrix ruhig.

Es war unheimlich, sie ruhig zu erleben. Es schien auf einmal viel gefährlicher. Sie schien nicht zu spielen. Die Mordlust stand ihr in den Augen.

Rons Augen zuckten zu seinen Seiten und er war sich nicht sonderlich sicher, wie nahe die nächste freundliche Person war. Er konnte das nicht alleine. Sie war zu stark.

Bellatrix peitschte ihren Zauberstab und ein Blitz zuckte auf Ron zu, welcher sich wegduckte und Staub in die Luft peitschte. Er wusste, dass sie das nicht aufhalten würde, doch vielleicht traf er ihre Augen.

Ron hechtete weg. Bellatrix machte lediglich einen genervten Laut. Es war noch immer still, die fernen, kleinen Explosionen im Hintergrund das einzige Geräusch.

Sie brauchte keine Augen um ihn zu finden. Ron war das sehr wohl klar. Daher musste er irgendwie weg und zu jemand anderem stoßen.

Den Staub wirbelte herum und Ron schielte, ob er Bewegungen von Bellatrix wahrnahm. Sie schien sich nicht zu bewegen.

Er versuchte zu apparieren. Es spürte das Bekannte ziehen in der Bauchgegend und für einen kurzen Moment wirbelte seine Wahrnehmung herum, doch ehe er einen einzelnen Gedanken fassen konnte, schlug er schon wieder auf dem Boden auf.

Der Staub verschluckte alles um ihn herum. Sie hatte ihn für sich genutzt. Er hätte sich nicht die Sicht nehmen dürfen.

Etwas raschelte neben ihm. Etwas klapperte leise. Ron sah zur Seite und starrte auf die haarigen Beine einer Spinne. Fluchend rollte er sich zur Seite und rappelte sich auf. Ein leises Lachen ertönte um ihn herum.

Bellatrix Aura strahlte ab auf ihn und er musste sich überhaupt nicht konzentrieren, um sie zu spüren. Irgendwie war ihre Aura beunruhigend.

Er spürte es, bevor er irgendwie reagieren konnte. Es brannte an seinem Bein und ein lautes Reißen ging von seinem Umhang aus. Ein Schneidezauber.

Er musste sich schneller bewegen. Er ignorierte den Schmerz in seinem Bein und rannte los, möglichst an Bellatrix vorbei. Auch er musste sie nicht sehen, um gegen sie zu kämpfen.

Incendio!, kommandierte er und sein Zauber ergriff ihre Kleidung. Ein überraschter Laut verriet ihm, dass er Erfolg hatte. Incendio!

„Crucio!", schrie Bellatrix darauf und Ron ließ sich auf den Boden fallen um dem Zauber zu entgehen. Der ganze Staub leuchtete kurz rot auf und er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Er sollte viel schneller sein.

Der Boden war hart und es war nicht einfach, von dort aus wieder in eine gute Position zu kommen. Eine Kurzschlussentscheidung. Der nächste Schneidezauber erwischte ihn an der Schulter. Der Schock des Schmerzes zuckte durch ihn. Es brannte, obwohl es kein tiefer Schnitt war.

Ron rollte sich weg und federte sich auf die Füße. Bellatrix Aura war deutlich zu spüren. Doch sie schien sich zu bewegen. Umkreiste sie ihn? Irgendwie konnte er es nicht genau sagen. Die Staubflocken färbten sich langsam schwarz und er war sich nicht sicher, was geschah.

Er kommandierte Licht aus seinem Zauberstab, doch der Staub schien das Licht aufzufressen. Er hätte sich die Sicht nicht nehmen dürfen. Er war mehr darauf angewiesen als er gedacht hatte.

Ein fremdes Licht brannte durch den Staub und Ron machte instinktiv einen Schritt zur Seite. Es war unglaublich hell. Als hätte sich der Staub entzündet. Aber es war keine Hitze, die ihm einen stechenden Schmerz in die Seite trieb.

Er wurde zurückgeschleudert und kam hart auf dem Rücken auf. Seine Seite brannte und ihm wurde die Luft aus der Lunge gepresst. Sein nächster Atemzug schmerzte. Die Partikel in der Luft waren wie kleine Messer.

Er musste sich die Seite halten. Sein Umhang war feucht und warm. Blut lief ihm über die Hand.

Neben ihm schritt Bellatrix aus dem Schleier in der Luft und wie eine Blase wurde der Staub zurückgedrängt.

Ihr Zauberstab hing locker an der Seite. Sie sah ihn mit einer Mischung aus Belustigung und Freude an.

Ron kroch zurück. Sein Zauberstab war in seiner freien Hand.

Sie stand weiterhin dort. Lächelnd. Sie nahm sich Zeit, erkannte Ron. Sie war sich sicher, dass sie ihn töten konnte.

Ron schwang seinen Zauberstab und heißes Feuer sprühte hervor. Ron spürte, wie es an seiner Magie riss. Wie es seine Umgebung verschlingen wollte. Es war ein gefährliches Wagnis. Er wusste, er würde das Dämonenfeuer nicht komplett kontrollieren können.

Der Staub zerbarst wie eine Glaskugel. Er wurde nach außen geschleudert. Ron versuchte direkt, den Zauber zu unterbrechen. Er spürte den Griff der dunklen Magie. Ein Rausch wie von unglaublicher Macht. Er war sie nicht gewohnt. Sie hatten sie nicht gelernt. Er wusste sehr wohl, wie man mit Magie tötete, jedoch nicht, wie man boshaft zerstörte.

Bellatrix verschwand vor ihm. Ron rang für ein paar Momente mit der Magie doch schaffte es, sie zu unterbinden.

Das Feuer war ohne Wirt. Nun schlug es um sich, doch auf dem freien Feld gab es nicht viel Nahrung, weder magisch noch nichtmagisch.

Endlich hatte Ron sein Ziel erreicht. Er wurde bemerkt.

„Ron!", schnappte Alexander neben ihm. „Zurück!"

Bellatrix tauchte wieder auf doch ihr nächster Zauber wurde von dem Unsäglichen pariert, der im Shirt vor ihm stand und eine Haltung hatte, die vielleicht ein Fechter zu haben vermochte.

Zauber rissen sich aus Bellatrix Zauberstab und sie verwickelte Alexander in ein offenes Duell.

Ron hielt sich weiter seine Seite doch rief ein paar starke Schockzauber dazwischen. Gefolgt von einem Todesfluch. Es riss wieder an ihm, als sich der Fluch löste.

Doch Bellatrix schwang ihren Zauberstab und riss sie Beide von den Füßen, ehe sie dem Todesfluch auswich. Alexander war beinahe sofort wieder auf den Beinen. Ron war etwas langsamer.

Bellatrix fixierte ihn und grinste breit.

Ein greller Blitz leuchtete erneut und Ron schoss Angst in den Bauch. Es übertönte beinahe seine Wunde.

Es kreischte hinter ihm und ein Rabe war im Sturzflug. Er lenkte Bellatrix kurz ab und ihr Zauber änderte sein Ziel. Ein tiefer Schnitt halbierte den Raben und eine Wolke aus rotem Blut wurde erst braun, dann schwarz, dann verpuffte das Geschöpf.

Sie zögerte zu lange. Das Kreischen vervielfältigte sich.

Raben stürzten sich auf Bellatrix und Alexander warf einen Schneidezauber auf sie, der sie umwarf. Einige der Raben waren Blut bedeckt. Sie hörten aber nicht auf.

Alexander apparierte mit Ron weg, als die Raben anfingen, mit ihren Schnäbeln in den Wunden von Bellatrix zu stochern. Blutige Rabengesichter sahen sich um und speisten dann weiter. Bellatrix zuckte noch ein bisschen, doch das bekam Ron nicht mehr mit.

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Harry sprang hinter Emilia her. Aus irgendeinem seltsamen Grund war sie nicht besorgt, von Streuflüchen getroffen zu werden. Harrys Ziel war es dennoch, sie ein wenig zu schützen. Insgesamt waren knapp drei Dutzend Schatten in der Umgebung, dazu zwanzig Todesser.

Die Schatten hatten sie bemerkt. Ein kleiner Trupp von vier Schatten kam auf sie zu. Harry griff in seinen Umhang und machte seinen Dolch falsch herum fest.

Dann löste er sich aus der Ebene. Er sprang inmitten der Schatten, die das bereits erwartet hatten.

Einer von ihnen schoss ihm eine Faust in den Rücken und versuchte, ihn zu entwaffnen. Der Schatten brüllte, als er das Silber anfasste.

Harry schwang herum und krachte seinen Arm gegen dessen Hals. Er riss seinen Dolch heraus und schnitt in einen weiteren Schatten.

Die beiden anderen hatten nun realisiert, dass er nicht tot war. Sie hatten wohl erwartet, dass Harry ein leichtes Ziel war.

Harry löste sich aus der Ebene und materialisierte sich neben dem nächsten Gegner. Ein mächtiges Aufflackern von Magie und Harrys Hand steckte in seiner Brust. Der Schatten röchelte als sich seine Lunge mit Blut füllte.

Der letzte Schatten erwischte ihn mit einem Gefrierzauber am Bein. Harry schüttelte den Schmerz ab und streckte auch diesen nieder. Emilia war voran gegangen.

Harry folgte ihr schnell. Sie brauchte nicht viel Platz. Doch sie musste sehr nahe sein.

Eine bedrohliche Präsenz breitete sich von Nurmengard aus. Thomas war verschwunden, doch Harry nahm seine Präsenz war. Sie hatte einen starken Einfluss auf die Präsenz von Erick, und Thomas wollte seinen Bruder von dem Kampf weg locken.

Thomas wusste vermutlich selbst nicht, was genau er tun sollte. Das war der Fehler seines Planes gewesen.

Ein Todesser näherte sich, doch Harry warf ihn mit einem Kraftstoß einige Meter nach hinten.

Thomas wusste nicht, was er tun sollte, weil Dumbledore es ihm auch nicht erklärt hatte. Dumbledore hatte ein doppeltes Spiel getrieben. Nun lag es an Thomas und Emilia und beide hatten wohl eine ähnlich vage Idee, was sie tun sollten.

Dumbledore hatte sie zwar angeleitet. Er hatte ihnen Ideen und Ideale in den Kopf gesetzt, aber sie ohne Lenkung gelassen. Nun würde Dumbledore ernten, was er gesät hatte. Wer wusste, wie diese Sache ausgehen würde.

Die Aura des dunklen Lords war in der Entfernung zu spüren. Harry fühlte ihn deutlich. Sie sprangen nun beide. Emilia und er landeten auf einer Anhöhe, welche ein kleines Tal übersah.

Der Waldrand bäumte sich in der Entfernung auf. Ein großer schwarzer Schatten lag über dem Land, als würde die Sonne dort verdrängt werden.

Thomas war zu sehen.

Voldemort war zu sehen. Harry wollte beinahe wieder umdrehen.

Erick würde so lange entkommen können, wie Voldemort dabei war, Thomas abzuwehren.

Es krachte einmal sehr laut und der Boden schwankte.

Harry war sich nicht sicher, was die Ursache dafür war.

Thomas verschwand und ein Sturm breitete sich langsam aus. Von überall her kam ein Kreischen.

Als er wieder auftauchte, war der dunkle Lord bereits Erick zugewandt. Er schien fasziniert zu sein. Harry versuchte, Emilia möglichst dicht zu folgen.

Voldemort schien zu sprechen. Thomas wiederrum war nur konzentriert. Harry machte überhaupt nicht aus, wo Erick war.

Plötzlich brach es wie aus der Erde heraus. Schwarze Schemen, eine starke Präsenz, die alles verschluckte. Es war wie ein Erdbeben. Es zog sich durch die Landschaft.

Schwarze Schemen bewegten sich in Richtung des Waldes.

Thomas versuchte zu folgen, doch er wurde von einem mächtigen Fluch von Voldemort wieder in dem Zweikampf gefangen.

Es blitzte hell. Harry legte sich die Hand über die Augen. Emilia neben ihm spannte sich stark an.

Aberforth stand auf der anderen Seite der Anhöhe, den Wald überblickend.

Ein weiterer Blitz zuckte aus dessen Zauberstab und schlug wenige Zentimeter neben Voldemort ein.

Der dunkle Lord wandte sich um, von Thomas weg, welcher augenblicklich verschwand.

„Wir müssen uns beeilen.", zischte ihm Emilia zu, „Wir haben nicht viel Zeit!"

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Der Wald war dunkel. Unnatürlich dunkel. Harry ließ Magie durch seine Augen strömen, um mit dem wenigen Licht auszukommen. Dunkle Schemen wurden deutlicher. Irgendwann inmitten der Eindrücke spürte er, dass Bellatrix gestorben war. Ihre Leiche lag unweit vom Waldrand im Feld.

Emilia schritt voran und ihre Gleichgültigkeit gegenüber dem Kampf machte sie zu einem auffälligen Ziel. Doch das war wohl ihre Absicht.

Die Todesser würden gereizt reagieren. Es dauerte wirklich nicht lange, bis sie jemand angriff. Harry konnte nicht ausmachen, wer sich da näherte und er erkannte auch dessen Aura nicht. Es war ein Unbekannter. Das hieß aber nicht, dass diese Person ungefährlich war.

Emilia setzte sich schneller in Bewegung als Harry es für möglich gehalten hätte. Sie rannte auf den Todesser zu. Der Mann war verunsichert. So griffen Zauberer normalerweise nicht an. Emilia sprang und rammte den Mann mit den Füßen zuerst. Der Mann krachte hart auf den Boden und schrie.

Emilia landete auf Höhe seines Kopfes und trat ihm auf den Hals. Der Mann blieb still liegen. Ohne Maske hätte Harry vermutlich Schock, vielleicht auch Angst in seinen Augen gesehen.

Emilia zog einen Silberdolch aus ihrem Umhang und mit einem Schwung stak die Klinge bis zum Schaft in der Brust des Mannes. Harry wusste nicht, ob es nötig war, genau das Herz zu durchstoßen aber er würde jetzt nichts hinterfragen.

Er wusste nicht genau, was sie tat. Vor ihm explodierte ein Baum im Wald.

„Vorsicht, Potter.", sprach Thomas ruhig.

Erick war wütend. Was immer Thomas tat, es war nicht angenehm für das Wesen. Ein Schmerz breitete sich hinter Harry Augen aus.

Ich gebe dir hiermit das Geschenk, Dinge zu sehen, die sonst kein Mensch zu sehen vermag. Die Seele selbst., sprach die Stimme in seinem Kopf.

Der Wald verschwamm für den Bruchteil einer Sekunde. Als Harry wieder einigermaßen klar wurde, bemerkte er, dass er auf den Knien war. Er richtete sich schnell wieder auf.

Ein Schimmer, mehr war es nicht. Der Schimmer der von Emilia ausging. Die Abwesenheit desselben in der direkten Umgebung des Todessers.

Doch Harry bemerkte die technischen Details von Emilias Plan. Der Schimmer breitete sich in den Speicherkristallen aus, die sie am Gürtel trug. Es schien nicht inne zu halten. Harry wusste nicht, was das für Eindrücke waren.

Es sind keine wahrhaftigen Bilder. Du kannst nicht verstehen, was vor sich geht. Doch nun hast du von allen Menschen den besten Blick dafür., sprach die Stimme weiter.

Thomas war grell. Ericks Energie war grell, ihre Fäden erstreckten sich in alle Richtungen und liefen zusammen in einem sich windenden Ball. Es schien nicht durch den Wald, aber der direkte Augenkontakt tat beinahe weh. Harry ließ die Magie aus seinen Augen fließen, doch es änderte wenig. Die Welt um ihn herum wurde nur etwas dunkler, doch das Aufflammen wie von kleinen Sonnen war noch immer vor ihm.

Todesser näherten sich. Es waren mehrere. Harry wandte sich ruckartig um, doch Emilia war bereits zwischen sie gesprungen und hatte beiden den Zauberstabarm gebrochen.

Sie schrien auf und in schneller Folge drückte Emilia beiden den Dolch in die Brust. Sie hätte das nicht schaffen dürfen, doch Harry sah, wie die Magie ihr Stärke verlieh.

Harry selbst sprang und bewegte sich schnell durch die Ebene.

Als er sich wieder sammelte war Emilia dabei, gegen einen Schatten zu kämpfen. Thomas stand vor Erick, die Arme ausgebreitet und das Gesicht in gefasster Konzentration.

Er glühte ein wenig.

„Potter du sollst wissen, dass ich schon lange wusste, wie das hier ablaufen wird. Es war bereits vorbestimmt, wenn ich es mal so formuliere.", sagte Thomas ruhig, als wäre er nicht angestrengt. Doch Harry spürte, dass der Mann das vermutlich Schwierigste tat, was er je getan hatte.

„Wir reden später darüber. Irgendwie passt der Aberglaube nicht zu dir.", widersprach Harry und sprang wieder zu Emilia zurück. Erick wirkte wütend. Harry war sich nicht sicher, wie viel das Wesen fühlen konnte.

Unerwartet wurde sein Sprung beendet und er landete sanft aber überrascht auf dem Waldboden. Emilia war zehn Meter entfernt.

Ein Kindergesicht starrte ihn an. Für einen Moment wusste Harry nicht, wie er reagieren sollte.

„Was bist du?", fragte er unverzüglich. Er musste ein Auge auf die Schatten und Todesser haben.

„Ich bin Erick. Ich bin Liam. Ich bin Babara. Ich bin Frank. Ich bin Uwe. Ich bin…"

„Ist ja gut! Du scheinst mir ja sehr beschäftigt mit dir zu sein, daher werde ich dich mal in Frieden lassen."

„Halt.", sprach das Kind und ein Schatten ergriff Harrys Arm.

Wenige Momente später verfestigte sich der Schatten wieder zu einem Kinderarm.

Als der Kopf des Wesens sich bewegte, bewegte sich nicht alles mit. Risse entstanden. Pechschwarze Wunden. Klebrig fügte sich schwarze Masse wieder zusammen, wo sie sich bewegte.

Der Torso zeigte noch von Harry weg. Der Arm und das Gesicht krampften unnatürlich nach hinten.

„Freiheit."

Harry sah das Inferno, dass Thomas gerade bannte. Man konnte Erick nicht so einfach „Freiheit" schenken. Harry sah es deutlich. Irgendwie schien sein Geist zu verstehen, was Erick war, nur, indem er es sah.

„Du weißt, dass du die Seelen in dir nicht voneinander trennen kannst. Ihre menschlichen Geister sind zu einem riesigen Klumpen vereint und es gibt wenig Aussicht, dass du darüber Kontrolle bekommen könntest. Für dich gibt es nur den Tod.", erwiderte Harry ruhig.

Er bemerkte den Todesser, als dieser den Todesfluch formulierte. Emilia schien zu konzentriert, auch wenn Harry nicht wusste worauf, und rührte sich nicht.

Harry wandte sich um und sandte eine Welle seiner Magie aus und gefror dem Mann vollständig die Haut.

Als hätte er sie gerufen, tauchte wenige Momente später Emilia auf um Besitz von dessen Seele zu ergreifen.

Erick war ein wahrhaft gewaltiges Wesen. Doch irgendwie hielt Thomas stand. Harry wusste nicht, wie er das schaffte.

Der Prozess war noch unnatürlicher, wenn Harry sah, was Emilia tat.

Todesser um Todesser starb und Harry sah wie die Seelen alle zu Emilia wanderten. Sie versuchte zwischendurch etwas, doch er bemerkte erst nicht, was sie wirklich vorhatte.

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Es schien absolut sinnlos. Emilia leitete so viel Energie des getöteten Todessers in den Stein wie sie konnte, doch irgendwie wollte das alles nicht so funktionieren, wie sie es gedacht hatte.

Emilia machte einen Schatten aus, der mit Harry im Gefecht war. Er stand einige Meter abseits und Emilia wartete auf eine günstige Gelegenheit.

Harry verschwand und tauchte hinter dem Schatten wieder auf. Dieser zog einen Dolch aus seinem Umhang.

Da war er. Emilia ließ ihre Magie auspeitschen und versetzte dem Mann einen kräftigen Stoß, der ihn in ihre Richtung schleuderte. Das gab Harry den Wink, den er brauchte.

Eine Druckwelle breitete sich aus und der Schatten wurde zu ihr geworfen. In einer trainierten Bewegung wandte sich Emilia um und mit einem magisch verstärkten Stich glitt die Klinge glatt in den Brustkorb des Schattens. Viel zu kämpfen hatte er nicht.

Etwas löste sich aus dem Wesen und Emilia ergriff es fest. Es war nichts Materielles. Es war der Moment, in dem ein Mensch starb, der ausschlaggebend war. Man musste wissen, wonach man suchte. Sonst konnte man es nicht spüren.

Emilia leitete die Energie mit ihrem Dolch in einen der Kristalle an ihrem Gürtel. Sie sollte beinahe bereit für den nächsten Versuch sein. Die Kraft der Seelen zog an ihr. Das Problem war nicht, präzise zu arbeiten, sondern, die unglaubliche Kraft zu trennen, die die Brüder zusammenhielt.

Plötzlich übermannte sie eine Welle der Magie und schien ihre Anstrengungen anzuhalten. Die Splitter der Bäume hielten in der Luft an und das Atmen fiel ihr auf einmal schwer.

„Sie waren wieder fleißig. Obwohl ich ihre akademischen Anstrengungen mehr geschätzt habe als ihren Versuch, Seelenenergien zu sammeln.", sprach Dumbledore ruhig von hinten. Sie wandte sich schnell um.

Harry war im Kampf mit einigen Schatten, doch auch er war eingefroren. Als wäre die Welt stehen geblieben.

„Wie machen Sie das?", fragte sie unsicher, doch der Mann schritt nur an ihr vorbei und sah auf die bedrohliche Präsenz des Wesens vor ihnen.

„So viel Zerstörung. Spüren Sie, dass ein so starkes Ungleichgewicht entstanden ist, dass es sich in alle Fasern der Realität ausbreitet und festkrallt?"

Emilia blickte auf Ericks beinahe normale, kindliche Form.

„Thomas ist nicht oft gestorben in seinem bisherigen Leben, doch wenn er gestorben ist, hat sich in Erick die Zerstörung angestaut. Thomas ist so fest mit ihm verbunden, dass bloße Energie sie nicht trennen kann."

„Sie sagen mir, dass es nicht funktioniert?", rief sie aus, „Jetzt? Nachdem ich bereit war, alles zu tun? Für was?"

„Ich sagte das nie. Ich sprach lediglich davon, dass wir bereit sein müssen, die Konsequenzen zu tragen. Ich sprach davon, dass der Zusammenhang nicht unbedingt kausal sein muss. Bloße Energie ist nicht allein wichtig, damit die Trennung der Brüder gelingt.", widersprach der alte Mann ruhig.

Wir neigen in diesen modernen Zeiten dazu zu vergessen, dass wir Menschen mehr sind als mit Logik zu erklären ist, dass es gerade die unlogischen Emotionen sind die uns ausmachen. Daher glaubte ich durchaus, dass sie Erfolg haben könnten. Doch Sie gingen die Sache falsch an, zu gierig im gewissen Sinne. Sie wollen von anderen nehmen um das ihrige zu schützen, was durchaus verständlich ist. Dennoch bin ich mir sicher, dass diese Situation eine andere Art von Handel erfordert"

Emilia verstand gar nichts mehr. „Wovon zur Hölle reden Sie?"

„Ich habe seit einem Jahr mit dieser Entscheidung gerungen. Ich wusste nicht, ob es an der Zeit war und ich wusste auch nicht, was danach geschehen würde. Ich hatte immer geglaubt, dass ich es im richtigen Moment wüsste. Jetzt ist dieser Moment gekommen und ich bin nicht weiser geworden."

Es grollte um sie herum. Für einen Moment konnte Emilia nichts mehr hören. Albus schien unberührt und wandte sich langsam um. Seine Robe flatterte ein wenig, obwohl es absolut windstill war.

„Die Zeit mag Eingriffe nicht. Ich benötige aber noch einen Moment, dann lasse ich sie wieder frei. Ich möchte, dass Sie wissen, was Sie gleich zu tun haben. Thomas erwartet, dass er stirbt. Das ist in der Tat der Plan, den ich mit ihm besprochen habe. Ich gebe Ihnen die einmalige Gelegenheit, es zu verhindern."

Alles war an Ort und Stelle eingefroren und sie konnte die Speicherkristalle nicht mehr mit Energie versorgen. Sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte.

„Es gibt etwas, dass ich von Ihnen möchte. Sie sollen gut mit der Welt umgehen, die ich Ihnen hinterlasse.

Und richten Sie meine Entschuldigung an Thomas aus, dass ich ihn im Dunkeln ließ, immerhin kannte ich meine Entscheidung selbst noch nicht. Doch Sie, Ms. Brown und auch Thomas selbst haben mir gezeigt, dass ich ihn unterschätzte, obwohl ich nun schon so viele Jahre kenne, war mir nicht bewusst zu welcher Entwicklung er fähig ist. "

Emilia blickte auf und dem Mann in die Augen. Dumbledore wirkte freundlich und offen auf sie. Er wirkte zufrieden. Sie wusste nicht, was er vorhatte, doch sie spürte plötzlich alle Sorge von ihr abfallen, als hätte man sie ihr entrissen. Es würde schon werden. Sie würde es schaffen.

„Seien Sie achtsam.", sprach er dann und sie spürte augenblicklich, was er meinte. Von Erick aus ging plötzlich eine Welle der Magie, die sich ausbreitete. Langsam bewegten sich die Holzsplitter wieder.

Es krachte und rumorte. Die Welt um sie herum ging auf einmal viel zu schnell und um sie war plötzlich eine große Energie. Beinahe wäre sie ihr durch die Finger geglitten. Sie sammelte sich schnell wieder und erspürte die enorme Kraft, die sie auf einmal in ihrem Speicherkomplex hatte. Es war unglaublich und für einen Moment hatte sie Sorge, es könnte zu viel sein. Sie war von Albus Dumbledores Aura umgeben.

Sie fühlte genau, wo sich Erick befand und wie seine Magie geartet war. Er verbreitete sich beinahe in der Luft. Nun musste sie handeln. Sie musste die Verbindung kappen. Sie würden beide getrennt sein.

Es brannte um sie herum, als die Magie des Opfers sich mit der ihrigen verband und sie war beinahe blind, als sie den Zauber ausführte.

Todesser näherten sich aber kamen in dem Sturm überhaupt nicht voran. Energie aus dem Speicher und in den Tunnel. Harry kam ein wenig näher, ebenfalls sichtlich bemüht.

Nach der Verbindung mit Erick suchend. Nach der großen Macht und dem großen Ungleichgewicht suchend, das herrschte. Dann die Verbindung angreifen.

Plötzlich zerbarst die Energie um sie herum. Erick schien zu kreischen und ein großer Tumult brach aus dem Schattengeschöpf hervor. Die Kristalle zerbarsten und sie spürte den brennenden und stechenden Schmerz in ihrem Bauch, als die Splitter sich unter ihre Haut bohrten.

Ein Todesser versuchte zu ihr vorzudringen, doch der Todesfluch erstarb auf seinen Lippen als er von einem im Sturm mitgerissenen Ast getroffen wurde. Der Ast traf ihn von hinten und durchstach durch die Wucht seinen Hals. Blut quoll hervor und er sackte zusammen und schrie gurgelnd.

„Emilia!", rief Harry von hinten, „Hat es funktioniert? Wir müssen hier weg!"

„Ist Thomas noch da?", rief sie zurück und wandte sich schnell wieder um. Ihre eigene Magie war erschöpft. Sie hatte den Übergang nicht mitbekommen. Die Verbindung war nicht mit großem Knall gestorben und sie sah auch kein grelles Licht, das von Erick oder Thomas ausging. Es war subtiler als das und das machte ihr zu schaffen.

„Thomas ist da! Ich spüre ihn ganz genau! Er muss noch leben!", rief Harry, nun näher dran.

„Aber…", setzte Emilia an. Es war noch etwas da. Das Ungleichgewicht. Es war nicht vergangen. Eine Trennung müsste es doch zugeschnürt haben. Es war als wäre da eine klaffende Wunde und der wütenden Energie nach zu urteilen, spürte Erick sie genau.

„Es ist etwas falsch! Irgendwas ist falsch!", rief Emilia zurück. Hatte sie Thomas nicht abtrennen können? Hatte es am Ende einfach überhaupt nichts gebracht? Ihre Kiefer knallten aufeinander, als sie sich nochmal umwandte und mit ihren Händen nach der Magie um sich herum spürte. Ein Zauber zur Enthüllung von Magie. Ein Zauber zur Enthüllung von Personen. Sie waren da. Sie waren beide da. Doch irgendwie war die Macht der Verbindung nicht verschwunden.

Es war alles noch da. Wo war Thomas? Thomas lag einige Meter weiter. Wahrscheinlich bewusstlos, sie hatte sie beide auch spürbar angegriffen. Erick war jedoch unkontrolliert wie zuvor. Sie musste Thomas helfen.

Es war eine Macht zu spüren. Woher sie kam, war klar. Die Präsenz war noch immer so stark wie vorher, doch warum verging sie nicht?

„Emilia, wir müssen weg!", rief Harry abermals.

„Ich muss es prüfen! Ich muss… Ich muss es wiederholen! Ich weiß nicht, was geschehen ist!"

„Verrenn dich doch jetzt nicht darin! Wenn wir nicht verschwinden, werden wir sterben!"

„Aber woher weiß ich ob es funktioniert hat?", schrie sie gegen den Wind.

„Du sollst dich selbst retten und dich nicht verbeißen hat er gesagt!", zischte Harry sie an und sie wandte sich um.

Er starrte sie genervt an.

„Woher…", setzte sie an.

„Jetzt komm! Wir müssen zu den Anderen! Wer weiß, wer es überlebt hat!", zischte Harry nochmal. Geschockt nickte Emilia einfach und mit einem letzten Blick auf Thomas ließ sich von ihm aus der Ebene reißen.

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Ob es funktioniert hatte? Hermine war sich nicht sicher, was sie von Emilias Plan hatte halten sollen. Doch sie kannte ihn auch nicht so gut, dass sie sich ein Bild darüber machen konnte.

Irgendwie war alles langsamer als normal. Sie wusste nicht, wieso.

Vielleicht lag es an der Gewöhnung.

Sie drehte sich aus der Bahn eines Fluches und transfigurierte den Ärmel des Todessers zu Stein.

Dieser schrie genervt auf. Zu lange. Der Fluch von Hermine traf ihm am Hals und er erstickte.

Es war ein Gefrierzauber. Dunkle Magie lag Hermine nicht. Sie versuchte, sie nicht zu verwenden. Ron ging es vermutlich genauso.

Ron stieß irgendwann wieder zu ihnen. Er schien etwas lädiert zu sein. Er nickte ihr zu, um ihr zu zeigen, dass sie sich keine Sorgen machen musste.

Alexander stieß ebenfalls zu ihnen. Es war eine Sache, die der Orden und die Unsäglichen den Todessern meist voraus hatten. Die Todesser waren extrem gute Einzelkämpfer aber waren in so einem großen Kampf eher ineffektiv. Ganz im Gegensatz zu den Unsäglichen.

Alexander übernahm ganz natürlich das Kommando über ihre kleine Gruppe.

Die Präsenz war immer noch da, doch Hermine ignorierte ihre Anwesenheit. Der Dunkle Lord war abgelenkt und sie dankte Gott dafür.

Sie hatten bald die Todesser übermannt. Diese wurden unkoordinierter, wenn sie in Bedrängnis gerieten. Einer von ihnen konnte entkommen bevor Alexanders Fluch ihn traf.

Harry tauchte neben ihr auf, Emilia am Arm.

„Wir müssen uns zurückziehen!", rief Harry ihnen zu.

Sie hatte nur einen Augenblick nach hinten gesehen, aber als sie sich wieder umdrehte, bemerkte sie die Präsenz der Schatten. Es waren so viele.

Als würden sie etwas sichern. Oder jemanden. Voldemort stand noch immer da, gebannt mit einem kleinen Jungen im Dialog und doch wusste Hermine, dass sich hinter dem kindlichen Antlitz etwas Schreckliches verbarg.

„RÜCKZUG!", schrie Alexander nun und riss seinen Zauberstab hoch und Erde türmte sich vor ihnen zu einem Wall auf.

Sie hasteten alle in Deckung. Plötzlich wurde die Situation so viel bedrohlicher.

Von der Seite sah Hermine etwas. Die Reihen der Schatten wurden von einer anderen Kraft angegriffen. Aberforth bahnte sich wieder seinen Weg zurück zu Voldemort. Er machte erstaunlich kurzen Prozess mit den Schatten und in Sekunden war er wieder beim dunklen Lord.

Die Schatten vor ihnen schritten näher heran. Sie konzentrierte sich.

Es kostete deutlich mehr Kraft, einen Zauber in die Vergangenheit zu senden.

Einige der Schatten waren inmitten der dichten Gruppe in irgendeiner Formation.

Sie traf fünf von ihnen mit dem Zauber und ihre Roben fingen an zu brennen. Die Schatten stoben auseinander.

Alexander traf drei von ihnen und der Rest wurde schnell von den Anderen ausgeschaltet.

Sie gruppierten sich.

„DER ORDEN ZIEHT AB!", brüllte Remus laut in die Menge, der Harrys Warnung gehört hatte. Sofort disapparierten einige Ordensmitglieder, vermutlich glücklich, verschwinden zu dürfen.

Hermine sah sich schnell um. Sie zählte viele der Ordensmitglieder, die sie nicht gut kannte.

Sie hielt Ausschau. Sie hatte Remus schon gehört, doch suchte noch jemanden. Sie fand Ron. Darauf erspähte sie den Vampir und Bill.

Im Hintergrund verschwand Draco Malfoy. Er war nicht evakuiert worden. Hermine registrierte das nur nebenläufig.

Jemand wichtiges fehlte.

Emilia legte ihr die Hand auf die Schulter.

„Er… Albus ist nicht mehr da.", sprach sie schließlich.

Hermine nickte schwach und disapparierte.

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Harry stieß zu Aberforth, der versuchte Voldemort von Thomas und Erick fernzuhalten. Erick war nicht nur frei, sondern wurde zunehmend wütender. Voldemort schien ihn einkesseln zu wollen.

Aberforth sah nicht gut aus. Der Mann hielt sich magisch auf den Beinen und ihm fehlte der rechte Arm. Ein dunkler Fluch zehrte an der Wunde.

Harry sandte eine Welle seiner eigenen Magie aus als eine Flamme den Zauberstab des dunklen Lords entströmte.

Die Flamme wurde zur Seite geschlagen. Sie war aber noch immer sehr stark und zuckte schnell wieder zurück.

Harry hatte überhaupt nicht vor, ein Gegner für den Dunklen Lord zu sein. Doch Aberforth benötigte etwas länger als vorher um zu reagieren.

Schatten näherten sich von hinten. Harry machte Seelenschimmer in drei von zwölf aus.

Abbilder, dachte er dann.

Es handelte sich um erwachsene Schatten. Es klang herzlos, aber das machte sie gefährlicher.

Aberforth parierte eine Druckwelle von Voldemort. Die magischen Wellen zischten an seinen Schilden hoch und rissen Schneisen in den Boden.

Die Schatten wurden etwas zurückgeworfen, fingen sich aber sofort wieder.

Harry drückte sich mit den Beinen ab. Mit seiner Magie katapultierte er sich mehrere Meter in die Luft und landete mit den Stiefeln zuerst auf dem Kopf eines der Schatten. Dieser brach augenblicklich zusammen.

Harry schlug dem nächsten hinten in den Hals und der Schatten wankte. Er stieß ihm seinen Dolch in die Seite.

Die Schatten hatte begriffen, was von sich ging. Vielleicht hatten sie seinen Sprung nicht erwartet doch nun sammelten sie sich.

Harry wurde von einem Schneidefluch erwischt, der ihn am Arm traf. Der Schmerz flammte kurz auf doch der Einfluss seiner Magie machte die Stelle taub.

Harry reagierte mit einem Todesfluch. Der Fluch durchschlug das magische Schild und erstickte den Schatten an Ort und Stelle.

Sein Kraftstoß tötete nun zwei weitere Schatten. Früher wäre er nicht so stark gewesen.

Harry hielt die Hände vor sich.

Von der Präsenz geleitet formten sich Raben vor ihm. Dutzende Tiere attackierten die restlichen Schatten und machten sie beinahe handlungsunfähig. Harry warf sie mit einem weiteren Kraftstoß um.

Die sich windenden Kreaturen wurden von den Raben gepickt und schrien als die Tiere ihnen die Augen ausstachen. Die Abbilder der Schatten verpufften in der Luft.

Harry ging durch die Reihen und versenkte seinen Dolch in den Hälsen der übrigen Schatten. Er versuchte ruhig zu atmen.

Du kannst die Magie nun loslassen.

Harry entspannte sich und alle seine Geschöpfe verpufften. Sie hatten sieben Todesser und einige Schatten getötet.

Ein Schrei ertönte, der alles unterdrückte. Harry wankte und seine Sinne brannten. Instinktiv versuchte er zurückzuweichen.

Voldemort hatte geschrien. Eine Welle von brennender Magie verließ den dunklen Lord und Harry konnte nur knapp Aberforth nehmen und mit ihm wegspringen.

Sie landeten direkt neben Thomas und Harry spürte den starken Drang, zurück zu springen. Der verletzte Mann nickte Harry grimmig zu und Harry überließ es ihm, Thomas und sich selbst in Sicherheit zu bringen. Erneut sprang er.

Voldemort war in der Ferne, umgeben von einer starken Energie.

Erick war noch immer da. Harry sah, wie aufgebrachte Seelen umherschwirrten. Er war instabil. Voldemort musste das doch wissen!

Der dunkle Lord stand vor dem Wesen. Als Harry sich näherte, schien er ihn zunächst nicht zu beachten.

„Faszinierend. Sie sind getrennt, nicht wahr?", sagte Voldemort vermutlich mehr zu sich.

Harry gab keine Antwort. Doch es war auch gar nicht nötig.

„Euch ist wohl nicht klar, was ihr damit getan habt. Ihr dachtet, wir müssten die beiden irgendwie gefangen nehmen oder testen. Doch die Trennung der Beiden führte nur dazu, dass wir nun… wissen. Vielen Dank, Harry Potter. Vielleicht wächst in den nächsten Jahrhunderten ein würdiger Gegner für uns heran. Ihr seid es jedenfalls nicht."

Harry glaubte ihm nicht. Voldemort müsste sich an etwas binden. Von der Verbindung an Erick hatte Harry gesehen, dass Thomas die untergeordnete Rolle spielte. Voldemort müsste seine Autonomie aufgeben und sich von jemanden abhängig machen.

Hoffentlich war Voldemort nicht verrückt genug, sich nach den Horcruxen auch noch darauf einzulassen.

„Dumbledore ist für nichts gestorben.", flüsterte Voldemort nun erfreut.

Ein Schreck riss eine Schneise in seine Bauchgegend. Harry wusste nicht, was er davon halten sollte.

Augenblicklich streckte Harry seine Fühler nach der Aura von Dumbledore aus. Er fand Aberforth, lebend, aber nicht Albus.

Eine Präsenz war um sie herum, doch wenn Harry sich auf sie konzentrierte, erspürte er nichts mehr.

„Es nützt nichts. Er ist weg. Verpufft in einem Akt der selbstlosen Liebe. Ein törichter Schachzug. Auf Basis einer törichten Annahme. Glaubt ihr wirklich, dass euch Grindelwald nun mehr nützt als ein Dumbledore? Glaubt ihr, er wäre fähig, in dessen Fußstapfen zu treten? Ein Mann, dessen Grausamkeit euch gar nicht gewahr ist? Ihr vernichtet euch selbst, aber das soll uns nur recht sein. Denn es gibt nichts, was uns lieber ist, als unserem Feind dabei zuzusehen, wie er sich selbst zerfleischt."

„Ich glaube, dass du es viel schlechter einschätzen kannst.", widersprach Harry bissig, „Du hast keine Ahnung was es heißt, Menschen zu lieben oder für sie da zu sein. Du hast in deinem Leben wahrscheinlich noch nie zu deinem Wort gestanden."

Der dunkle Lord drehte sich um und grinste bösartig, „Das Versprechen an die junge Ginny Weasley, dass wir sie töten würden, haben wir sehr wohl gehalten."

Die Geste war beinahe unbemerkbar. Die Energiewelle jedoch nicht. In der Sekunde bevor Harry reagierten konnte, zerstörte Voldemort das lebendige Seelengefäß in Erick. Wie eine Seifenblase zerbarst die zehrende Macht und ein Schwall von Seelen quoll blutend hervor, sich nach dem Jenseits sehnend.

Harry verschwand im kalten Wind. Doch er spürte die Macht nach ihm greifen. Sie mussten sofort alle verschwinden. Es war viel größer, als es sich Harry hatte vorstellen konnte. Ein klaffendes Loch in der Magie und Voldemort hatte es befreit.

Er landete zwischen den Anderen. Sie hatten es auch gespürt. Einige waren bereits verschwunden. Emilia hatte den Arm um Thomas gelegt und hielt ihn aufrecht. Sie machte kurz Augenkontakt mit ihm, bevor sie mit seinem Mentor verschwand.

„Du musst dich jetzt konzentrieren.", knurrte Aberforth dann, „Nimm dich jetzt zusammen, das ist das Wichtigste. Versuch alle Verletzten in die Zentrale zu bringen. Wir reden später."

Es war Harry erst gar nicht klar gewesen. Er weinte.

Ron und Hermine waren bereits verschwunden. Harry spähte über das Feld. Er erkannte ein paar vereinzelte Roben. Blutbeflecktes Gras.

Harry verstand nicht, was geschah, doch drückte alle Gedanken nach unten.

Er nahm sich einen Bewusstlosen in einer offiziellen Robe und verschwand mit ihm. Er fesselte einen Todesser und verschwand auch mit ihm.

Die Reise zur und von der Zentrale dauerte nicht mehr als zehn Sekunden.

Irgendwann tauchte er im Feld auf und auch der letzte Verletzte wurde weggebracht. Ein Heiler nickte ihm zu ehe er disapparierte.

Es war still. Zerstörung im Wald und auf der Ebene. Ein dünner Nebel. Sonst war alles leer und ruhig.

Es war Wahrheit in Voldemorts Worten und nun spürte es Harry auch. Als die Ruhe eingekehrt war, spürte er noch die Präsenz einer Aura im Hintergrund. Eine unglaubliche Kraft musste gewirkt haben.

Die Präsenz von Albus Dumbledore war schwach, dann verblasste sie und verschwand mit den letzten Sonnenstrahlen.


A/N: dieses Kapitel war schwierig zu schreiben.