Es war ein magisches Dorf in dem Hermine mit ihren Freunden ankam. Natürlich war es ein magisches Dorf – Gott bewahre, dass sie Muggeln halfen, das wäre ja wohl das Höchste. Hermine machte es ein mulmiges Gefühl, dass sie auf Wunsch eines offenbar schlechten Menschen hier waren. Hermine hatte für viele Dinge Verständnis, wirklich, allerdings war ihr der Kontext der Nazikarriere des Mannes herzlich egal. In diesem Fall war der Kontext hinfällig, insbesondere, da der Mann ja nicht zufällig zu der Zeit in Deutschland gelebt, sondern aktiv dort mitgearbeitet hatte.
Die Häuser waren allesamt etwas krumm und es wirkte ein wenig farbenfroher als in den angrenzenden Muggelsiedlungen. Es war trübes Wetter und man konnte kaum hinter die Grenzen der Siedlung schauen.
Ron kam als Letzter an. Thomas blieb wohl noch ein klein wenig zurück und Hermine hoffte, dass er nicht noch mehr zwielichtige Gestalten an Land holte.
„Wenn wir Glück haben, dauert das Ganze nur wenige Stunden. Wo wir die Kreaturen hinbringen sollen, weiß ich allerdings nicht.", sagte Ron statt einer Begrüßung.
Harry kam aus einem der Häuser heraus und sah Ron verwirrt an, „Wieso hinbringen?"
Ron machte nun ebenfalls einen verwirrten Gesichtsausdruck, „Was meinst du… Achso. Ja, also, ich weiß du denkst da anders, aber mein erster Plan wäre nicht gewesen, die magischen Kreaturen zu töten."
Harry antwortete nicht, sondern wandte nur den Blick ab. Rons Kommentar war sicherlich nicht als scharfe Kritik gemeint, aber in dem Witz war ein Fünkchen Wahrheit. Ron war immerhin dazu da, die ethische Stütze des Gespannes zu sein.
Ron schien denselben Gedanken zu haben, denn er klopfte Harry aufmunternd auf die Schulter, „Aber ich mach mir da keine Sorgen, immerhin bist du Luna sonst Rechenschaft schuldig!"
Harry ging nicht auf die Stichelei von Ron ein, sondern verwies nur auf das leerstehende Haus, dass sie beschlagnahmt hatten. Hermine folgte ihm, doch Ron wandte sich nochmal kurz zu Luna um, um ihr eine Daumen-Hoch-Geste zu zeigen.
Ron hatte für sie das Notwendigste verwandelt, aber sie hatten auch nicht vor, viel Zeit an diesem Ort zu verbringen. Immerhin drängte die Zeit, auch wenn Hermine keine Bewegungen oder Aktionen von Voldemort spürte.
Harry schien denselben Gedanken zu haben, „Ist es überhaupt sinnvoll, hier so lange auszuharren? Was hält uns denn wirklich davon ab, einfach den Mann zu schütteln, bis er uns gibt, was wir von ihm möchten?"
„In jedem Fall ist es nicht schlecht, auf dem Laufenden zu bleiben, was die Zerstörung durch Voldemort anbelangt. Solange er nicht gefunden hat, was er sucht, bewegen wir uns näher auf ihn zu, auch wenn das heißt, dass wir Umwege einschlagen müssen.", kommentierte Hermine.
„Kannst du Voldemort nicht direkt finden?", hakte Harry nach.
Hermine zögerte. Wenn sie es versuchte, konnte es durchaus sein, allerdings wagte sie nicht, sich so intensiv in ihre Gabe zu begeben. Beim letzten Mal war sie in einem Nest der Schatten umhergeirrt und war beinahe nicht entkommen.
Ron antwortete für sie, „Voldemort hat mittlerweile gemerkt, dass wir eine Methode haben, ihn zu verfolgen. Immerhin haben wir seinen letzten größeren Plan vereitelt, oder zumindest hast du das getan, Harry."
Harry verschränkte die Arme und lehnte sich gegen die Wand, „Ich halte das hier trotzdem für Zeitverschwendung."
„Das mag sein, allerdings ist es dennoch richtig. Außerdem habe ich das starke Gefühl, dass hier mehr falsch ist als nur ein paar Kreaturen im Wald."
„Wie wäre es mit Voldemort?", entgegnete Harry schnippisch.
Luna legte ihm die Hand auf die Schulter.
„Wir kommen alleine leider nicht weiter. Wir haben keine genaueren Informationen darüber, was Voldemort möchte und es scheint mir als gäbe es keine einfache Möglichkeit auf diese Insel zu kommen, von der wir gehört haben.", führte Ron aus, „Also hoffen wir, dass der Mann aus Thomas Vergangenheit zumindest jemanden kennt der etwas wissen könnte."
„Die Alternative ist eine Sackgasse.", warf Hermine ein.
Harry seufzte, „Na gut. Dann müssen wir versuchen, die Kreaturen von dem Dorf fortzuhalten."
Luna meldete sich zu Wort, „Vielleicht kann man sie weglocken."
„Unwahrscheinlich. Magische Kreaturen fangen nicht einfach so an, gegen Menschen zu kämpfen. Wenn es an Voldemort liegt, dass sich etwas verändert hat, dann kann man nicht mit dem Wesen verhandeln.", erwiderte Harry, aber in einem viel sanfteren Tonfall. Hermine fragte sich in dem Moment, ob er sich nicht etwas vormachte, doch ertappte sich dann und bemerkte, dass das ein sehr gemeiner Gedanke war.
Thomas Aura machte sich seit dem Ableben von Erick noch immer deutlich bemerkbar. Er erschien außerhalb des Gebäudes und schritt schnell hinein. Obwohl seine Aura deutlich zu spüren war, hatte sie nicht mehr diese absolut seltsame Qualität, die davon gekommen war, dass er mit Erick verbunden war. Dafür hatte er wohl mehr Probleme sie zu kontrollieren. Er war sehr mächtig.
Harry schien im Vergleich nun der Seltsame zu sein. Seine Fähigkeit, andere Magieformen zu verwenden, machten ihn zu seinem sehr merkwürdigen Eindruck. Doch Hermine sah keine Auren, spürte sie stattdessen nur auf der Haut, und so konnte sie nicht so genau sagen, was es war. Es war einfach seltsam.
„So stelle ich mir eine Eingreiftruppe normalerweise nicht vor, aber ich arbeite mit dem, was ich kriegen kann.", kommentierte Thomas trocken.
Harry setzte sich gerade auf und erwiderte, „Ich bin auch normalerweise in deinem Eingreifteam!"
Thomas zuckte mit den Schultern und gestikulierte, um sich einen Sitz zu erschaffen. Als hätte er gewusst, über was sie sich unterhalten hatten, erklärte er sich, „Der Mann, von dem ich euch erzählt habe, ist viel öfter außerhalb seines Hauses, als er der Regierung weißmachen möchte. Wenn etwas so auffälliges wie Voldemort in diesem Land ist, weiß er Bescheid. In seinem Alter ist er zudem fast sicher resistent gegenüber… Überzeugungstaktiken. Es gefällt mir genauso wenig wie euch, aber aktuell ist das hier unsere beste Chance."
Ron strich sich nervös durch die Haare und sagte, „Dann wäre das ja geklärt! Wie gehen wir mit Luna um?"
„Was ist mit mir?", fragte Luna herausfordernd.
„Bevor Sie sich verteidigen wollen, Miss Lovegood, müssen Sie zugeben, dass Sie nicht die gleiche Erfahrung haben wie Miss Granger und Mister Weasley, und besonders nicht die Gleiche wie Unsäglicher Potter.", kam Thomas Luna zuvor, „Ich schlage vor, dass Sie ihre Anstrengungen fürs Erste auf das Dorf konzentrieren. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass wir Sie später bei einer Offensive brauchen werden, allerdings denke ich, dass dafür sowieso hauptsächlich Harry und ich infragekommen."
Hermine versuchte auszumachen, was Harry dachte. Es war wahr. Harry war von ihnen am Besten im Kampf und vermutlich von ihnen auch am skrupellosesten. Dieses Mal war es kein gemeiner Gedanke, es war einfach sein Kampfstil. Dieses Abschrecken und Einfangen, was Ihnen eingebläut wurde, weil es auch die Anderen vom Orden anwandten, war nicht Harrys Sache. Von Thomas hatte er gelernt, den Gegner so schnell es ging auszuschalten. Daher konnte er auch in Nester eindringen und dafür brauchten sie ihn auch. Thomas mit Harry zusammen kämpfen zu lassen würde sicherlich Zerstörung mit sich ziehen.
Sie hoffte, dass es nicht dazu kam.
„Haben wir irgendwelche verlässlichen Aussagen darüber, was es ist?", fragte Hermine nun.
Luna und Harry schüttelten beide den Kopf. Luna sagte schließlich, „Es gibt ein paar Jugendliche hier, die zu Besuch bei ihren Eltern sind. Sie sprechen Englisch, wenn auch nicht sonderlich gut. Aber sie haben keine Ahnung. Die Wesen sind wohl zu schnell."
„Wir müssen aber auch vorsichtig sein. Es wird vermutlich nicht einfach sein, die Dorfbewohner davon abzubringen, selbst mit den Wesen zu kämpfen. Das wird eine Aufgabe für dich Schatz.", sagte Harry mit einem Seitenblick auf Luna, welche nur kurz seine Hand als Antwort tätschelte.
„In der Tat nicht gerade das, was ich mir unter einem Eingreifteam vorstelle.", kommentierte Thomas nochmals trocken.
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Als Hermine Alarm schlug, hatte sich Ron gerade zur Ruhe gesetzt. Er hatte sich in eine halbwegs gemütliche Position gebracht und die Augen geschlossen. Die angenehme Schwere seiner Lider war schon zum Greifen nahe, als…
„Es sind mehr als wir dachten.", zischte Hermine urplötzlich und Ron schreckte mit Harry zusammen auf. Luna und Hermine hatten sich noch unterhalten und waren nicht bereits weggenickt.
„Was heißt mehr? Wir wussten von keiner Anzahl. Wie viele können es schon sein?", hakte Harry unruhig nach.
Hermine schüttelte sich als wolle sie sich sammeln, „Wir haben es mit Werwölfen zutun. Ich weiß nicht. Ein paar Dutzend."
Luna zog scharf die Luft ein und Ron hatte das gleiche Gefühl. Ein paar Dutzend waren vielleicht etwas mehr, als sie handhaben konnten. Draußen fing Geschrei an, als ein Bote ins Dorf zurücklief. Sie hatten die Dorfbewohner bisher nicht abbringen können.
Ältere Männer sammelten sich auf der Straße zum Dorf und berieten sich in einer hohen Lautstärke. Harry und Ron richteten sich sofort auf, gefolgt von Luna und Hermine.
„Wir bleiben auf den Dächern und kundschaften. Es bringt nichts, wenn wir uns unter das Volk mischen. Wenn wir Glück haben, sind wir vor denen da.", wies Harry an und verschwand, bevor einer etwas erwidern konnte. Ron fluchte leise und apparierte neben Harry. Das Dorf war in Aufruhr.
Ron apparierte auf eines der Dächer, gefolgt von den Anderen. Es war schwer zu sagen, was die Bewohner des Dorfes in Unruhe versetzt hatte, aber sie waren definitiv auf dem Weg, sich kampfbereit zu machen.
Thomas erschien auf dem Dach neben ihnen. Er machte ein paar Handgesten mit Harry, und wies Ron und Hermine dann an, die von der Straße abgewandten Seiten des Dorfes zu sichern. Gemeinsam mit Harry verschwand er.
Die Menschen zündeten Fackeln auf der Dorfstraße an. Ron war ein wenig verwundert davon, aber Zaubererdörfer waren ja normalerweise sehr komisch. Sie hatten irgendwie nicht den Bedarf, mit dem Rest der Welt zu kommunizieren. Hermine würde nun jetzt in diesem Moment sicher sehnsüchtig an Taschenlampen denken.
Oder zumindest eine Öllampe. Da wickelten tatsächlich ein paar Leute Tücher um Stöcke und Äste und tränkten sie in Alkohol. Ron schüttelte den Kopf und apparierte zu Hermine an den Waldrand, noch immer auf dem Dach eines der krummen Dorfhäuser.
Eine bedrohliche Präsenz breitete sich langsam im Wald aus. Für Ron fühlte es sich ein wenig an als würde er vor einem Abgrund stehen und es war ein klein bisschen desorientierend. Für Leute mit magischer Sicht musste es noch schlimmer sein.
Harry erschien wieder, mit stoischer Miene. Ron schielte ihn kurz an und forderte darauf, „Und? Hatte Hermine Recht?"
Harry sah ihn kurz an und grinste schief. Ron seufzte, „Natürlich hatte sie das ich weiß überhaupt nicht, wieso ich gefragt hatte. Aber was machen wir denn jetzt?"
„Wir versuchen, sie davon abzuhalten, Menschen zu töten.", sagte Harry, „Ich würde vorschlagen, dass ihr euch möglichst auf Flammenzauber konzentriert. Das mag sehr dumm klingen, in der Nähe eines Waldes, allerdings hatte das bei schattenmagischen Thestralen auch funktioniert, also weiß ich ja nicht."
Aus den Schatten des Waldes sprang eine riesige Kreatur und krachte mit ihrem ganzen Körpergewicht in eines der Gebäude. Die Balken, die das Haus zusammenhielten, krachten bedrohlich, hielten jedoch stand.
Das Wesen schrie. Es war ein seltsam schriller Schrei, der überhaupt nicht zu der massigen Statur des Werwolfs passte. Harry hatte bereits reagiert und war vor das Wesen gesprungen. Aus dem Nichts bildete sich vor Harry eine Flammenwand und das Wesen schrie erneut auf.
Es rannte zurück in den Wald und es war ein Heulen in der Ferne zu hören. Darauf folgten mehr tierische Stimmen, die langsam die Nacht um sie herum füllten.
„Er hat versucht, uns in den Tod zu schicken.", sprach Thomas und erschrak Ron beinahe zu Tode.
Ron apparierte von dem Dach, als er mehr Bewegung aus dem Wald wahrnahm und tat es Harry gleich. Eine Wand aus Feuer erschien vor Ron und ihre Hitze glühte in der sonst extrem kalten Nacht. Der Boden zischte.
Der Kopf eines Werwolfs streckte sich durch die Flammenwand, ungeachtet der Tatsache, dass das Feuer das Fell versenkte und die Haut verbrannte.
Mit einer Grimasse schrie der Werwolf laut und zog seinen Kopf wieder zurück und schien im Wald zu verschwinden. In der Ferne schrie Luna etwas zu den Dorfbewohnern. Thomas war noch immer auf dem Dach und schien zu beobachten. Tolle Hilfe.
Hermine stand auf der anderen Seite von Harry und hatte sich ebenfalls bereit gemacht. Es war noch einmal still.
Das nächste Heulen kam von der anderen Seite des Dorfes. Diesmal verschwand Thomas von seiner Position und das Heulen brach schlagartig ab.
Ron hatte das starke Gefühl, dass sie getestet wurden. Doch die Werwölfe hatten eigentlich keinen Grund dazu. Vielleicht war ja ein wenig Menschlichkeit in diesen Wesen drin. Der Gedanke machte Ron direkt ein unwohles Gefühl
Hermine spürte die Werwölfe deutlich und wusste, von wo sie angreifen würden. Ron wusste es, weil Hermine es wusste. Es war schwer zu begreifen, doch plötzlich war ihm ein klein wenig klar, was Hermine um sich herum sah.
Es war dann Harry, der auf den Ruf reagierte und verschwand. In der Ferne war ein Leuchten zu sehen, gefolgt von einem tierischen Schrei. Der Schrei brach ab.
Im Süden des Dorfes. Drei Werwölfe. Ron disapparierte sofort. Als er erschien sah er ein Trio von dunklen Gestalten langsam durch das Gras schleichen, das Dorf immer im Blickfeld.
Ron peitschte seitlich und machte einen großen Bewegung nach oben. Als er mit dem nach oben zeigendem Zauberstab seine Hand nach unten brachte, erschütterte der Boden unter ihm und kleine Risse entstanden.
Leuchtende kleine Blitze stiegen den Rissen empor und um Ron breitete sich eine Druckwelle aus, die die drei Werwölfe hochhob und nach hinten schleuderte. Sie richteten sich auf, aber flohen tatsächlich in die Gegenrichtung.
Der Erfolg war nur sehr kurzlebig. Eine Reihe gelber, beinahe leuchtender Augen folgten den anderen drei Wölfen aus dem Wald heraus, und Ron zählte neun weitere Wölfe.
„Das ist ja wie bei einer Hydra, meine Güte, ähm HILFE?", rief Ron darauf. Schattenmagische Kraft formte sich neben ihm und Harry stand ihm zur Seite.
Harry verschwand sofort wieder und tauchte über den Werwölfen auf. Irgendetwas glitzerte in der Luft, bevor vier der Werwölfe zu Boden gingen und die anderen sich in den Wald zurückzogen.
Ein menschlicher Schrei kam aus dem Dorf. Ron wandte sich um als könnte er sehen, woher der Schrei kam, statt nur in die Dunkelheit zu starren.
„Ron, Vorsicht!", zischte Harry neben ihm. Als Ron sich umwandte sah er, wie ein Werwolf im Sprint auf ihn zu raste.
Harrys Hand schnellte hervor und schwarzer Rauch wurde aus seiner Handfläche gepustet. Der Werwolf stieß einen Schrei aus. Urplötzlich schlug Ron der Geruch von Verwesung entgegen.
Nun war viel mehr Bewegung im Wald. Aus Harrys Händen strömten noch immer schwarze Rauchschwaden und das Gebüsch am Waldrand und sogar manche Bäume wackelten.
Dann kam der deutliche Eindruck von Hermine, dass die Werwölfe sich zu einem Herdenangriff von der anderen Seite sammelten.
Harry verschwand augenblicklich und auch Ron setzte zum Apparieren an. Die andere Seite vom Dorf war voller Dorfbewohner. Dort hatte man eine Kutsche umgekippt und sich dahinter verbarrikadiert. Luna versuchte, aus einem Haus ein paar Kinder wegzubringen. Die Seite des Hauses war deutlich mitgenommen. Ron konnte erkennen, dass sie blutete, doch nicht zu sehr verletzt war.
Ein schriller Schrei ertönte und eine der Kreaturen warf sich wie im Wahn gegen das Holzgestell der Kutsche. Die Wucht warf einige der Menschen dahinter um. Ron hörte laute Flüche, gefolgt von gerufenen Zaubern. Die Dorfbewohner warfen wie wild mit Flammenzaubern um sich, hatten aber nicht viel Erfolg.
Hermine schnitt tiefe Schneisen in den Boden. Thomas war nachgerückt und lauerte zunächst auf einem Dach, wo auch Harry stand. Dann verschwanden beide.
Ron stellte sich neben Hermine, ein Bein hinter dem anderen. Mit einer peitschenden Bewegung feuerte er die herumliegenden Erdbrocken auf die Werwölfe. Wütende Laute erklangen.
Den Aufwärtsschwung nutzte Ron, um einen versenkenden Flammenstrahl zu beschwören. Mit beiden Händen hielt er seinen Zauberstab vor sich. Eine grelle Linie brannte eine Schneise ins Gras und in Werwölfe.
Harry erschien in einer kauernden Pose zwischen den Werwölfen und mit einer Handgeste warf er drei von ihnen magisch um. Sein Dolch glühte grell auf und er erstach eines der Wesen. Ein heller Schrei gefolgt von einem dunklen Donner ertönte und der Werwolf explodierte.
Thomas erschien daneben und mit einer Handgeste zerfetzte er mehrere Werwölfe. Erneut ertönten laute Schreie. Vier Werwölfe sprangen über die Schneise in der Erde. Einer davon rannte so schnell auf Ron zu, dass er nicht reagieren konnte und eine massige Pranke schlug Ron zu Boden.
An das Krachen der eigenen Knochen würde sich Ron nie gewöhnen.
Weitere sprangen hinter die Kutsche hervor und bissen einen der Dorfbewohner direkt im Hals. Von zwei Kreaturen geschützt, schüttelte der erste Werwolf seinen Kopf bis der Hals des Dorfbewohners nachgab.
Die Kreatur, Dorfbewohner noch immer im Maul, zog sich mit den Anderen zusammen in den Wald zurück, begleitet von panischen Schreien der Dorfbewohner und Flüchen von Harry und Thomas.
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„Verletzte?", hörte Harry Thomas laut fordern.
„Wir haben fünf Verletzte, einen… habt ihr gesehen und noch jemand ist gerade seinen Verletzungen erlegen.", rief Luna. Sie war außer Atem und schien sehr mitgenommen. Harry eilte auf sie zu und sie ließ sich von ihm kurz in den Arm nehmen.
Ihr Arm war verletzt. Harry wollte erst seinen Zauberstab ziehen, doch die Stimme in ihm hielt ihn davon ab, Ich glaube in diesem Fall gibt es einen besseren Weg.
Harry zögerte, doch schließlich steckte er seinen Zauberstab weg und brachte seine Hand in die Nähe ihres Armes. Luna beobachtete ihn mit neugierigem Blick.
Die zweite Präsenz in ihm war keine eigene Sache. Es war nur eine Verbindung. Irgendwo war eine unfassbare Quelle einer Kraft, über die Harry nicht verfügte, die ihm aber helfen konnte. Es war schwierig zu erfassen und der Gedanke, diese Magie zu verwenden, war an sich bereits falsch. Doch schließlich floss weiße Magie und seine Handfläche glühte. Er brachte sie in Richtung ihres Armes und sie heilte die Wunde durch Auflegen. Es war ein komisches Gefühl und auch eines, was er nicht oft haben mochte.
Luna lächelte ihn an und das komische Gefühl machte der Wärme Platz.
Es war sehr laut im Dorf und Luna wandte sich wieder ein paar Jugendlichen zu, die scheinbar auch Englisch sprachen.
Thomas ignorierte die Aufruhr um sie herum und drehte sich zu Harry, „Wir schlagen direkt zu, solange die Werwölfe beschäftigt sind. Wir brauchen die Anderen dafür. Normalerweise würden wir darauf warten, dass sie sich zurückverwandeln, aber es ist überhaupt keine Vollmondnacht."
„Aber wir sind nahe dran.", widersprach Harry, „Vielleicht flaut die Wirkung ab."
„Nahe dran davor. Das ist der zunehmende Mond. Wir können uns nicht leisten, das Schicksal herauszufordern. Wir brauchen die Anderen zur Sicherung des Waldes, angrenzend an die anderen Orte und wir beide werden vordringen.", wies Thomas scharf an.
Thomas Kommentare über Schulabbrecher hatten wohl aufgehört als Harry sein Weihnachtsgeschenk erhalten hatte. Wobei diese Prüfung natürlich noch ausstand.
Harry nickte und mit einem Seitenblick sah er, dass Ron und Hermine sich näherten und bereits begriffen hatten, was sie nun tun mussten. Harry wusste aber bereits, dass es Ron nicht gefallen würde, aber gerade fiel ihm keine andere Lösung ein.
„Wie machen wir das?", fragte Ron nun nervös, „Es sind so viele!"
„Wir treffen sie so, dass sie keine Chance haben. In diesem Fall zusammenpferchen und gemeinsam vernichten. Wir werden ihnen die Möglichkeit nehmen, zu entkommen.", erwiderte Thomas.
„Können wir sie dann nicht eingeschlossen lassen und warten bis es vorbei ist?", fragte Ron, doch Thomas winkte ab.
„Noch immer sind wir vor der Vollmondnacht. Außerdem ist es sehr gut dokumentiert, dass Werwölfe sich gegen Andere und ebenso gegen sich selbst richten, wenn sie im Wahn sind.", kommentierte Thomas trocken, „Tut nicht so als würde es mir Freude bereiten."
Mit diesen Worten wandte er sich ab und lief geradewegs auf die Dorfbewohner zu, die anscheinend in einer hitzigen Debatte miteinander waren und Luna mehr oder weniger am Rand stehen ließen.
Wenige Worte wurden gewechselt, doch die Worte, die gesprochen wurden, waren anscheinend ausreichend, um die Dorfbewohner in ihre Häuser zu schicken.
Ron wirkte noch immer im Konflikt mit sich. Harry ging ein paar Schritte auf seinen Freund zu und flüsterte, „Ich werde mir etwas überlegen, versprochen."
„Vielleicht können wir sie isolieren. Es sind immer noch Menschen.", flüsterte Ron zurück.
Harry nickte, „Mal sehen. Ich kann natürlich nichts versprechen."
Ron grinste, „Das reicht mir schon."
Luna tauchte neben ihnen auf und auch Thomas schritt auch zurück zu ihnen, „Wir rücken sofort aus. Ihr sichert die Umgebung und Harry und ich werden die Werwölfe in ein Gefecht verwickeln. Es könnte nicht einfacher sein. Ihr baut Erdwälle, oder Flammenwände, ist mir egal, aber lasst sie nicht aus diesem Wald heraus."
Mit diesen Worten verschwand Thomas. Harry blickte seine Freunde entschuldigend an und sprang ebenfalls.
Thomas lag im Wald auf der Lauer. Die Anzahl an Malen, in der Harry in irgendwelchen Baumspitzen saß, wollte er überhaupt nicht zählen. Hoffentlich starb diesmal niemand.
Die Werwölfe stritten sich. Dass diese Geräuschkulisse nicht im Dorf wahrnehmbar war, verwunderte Harry. Der Wald schluckte so Einiges.
Die Situation war schwer zu überblicken und Harry konnte unmöglich wissen, was Thomas dachte.
Für einen kurzen Moment ertönte Thomas Stimme in seinem Kopf, „Wir müssen…", doch er brach ab.
Harry versuchte, Blickkontakt mit Thomas aufzunehmen, doch es war sehr dunkel. Ein paar Sekunden vergingen, bis er nochmals Thomas Stimme wahrnahm, „Sie hören meine Worte. Auf das Signal deiner Freunde."
Das war ein wenig gruselig, aber Harry musste sich eingestehen, dass die Werwölfe noch unruhiger wurden.
Ein Schrei eines Werwolfes ertönte, als er einen anderen angriff.
Die zweite Präsenz sprach zu ihm, Die Schattenmagie macht sie empfindlich gegenüber ihrer Außenwelt. Sie müssen sich gegenseitig im jetzt und hier halten und Wut ist eine Möglichkeit. Werwölfe halten viel mehr Abstand zu ihren Artgenossen als das. Ihre menschliche Seite jedoch weiß, dass sie nur zusammen überleben.
Harry sah skeptisch in die Menge an Kreaturen, die sich gegenseitig angriffen und um den Körper des Mannes kämpften.
Die Präsenz kannte natürlich seine Gedanken und sprach weiter, Sie sind ganz und gar überwältigt von der Energie des dunklen Lords, doch da sie ohne diese Energie nicht verwandelt wären, ist das Menschliche noch in ihnen drin. Zwei Kräfte, die in einer Seele um die Oberhand kämpfen.
War das der Hinweis? Konnte Harry sie vielleicht bekämpfen, ohne sie zu töten? Er hatte es Ron versprochen.
Ich weiß nicht, ob dieses Vorhaben erfolgreich sein würde. Deine Gabe unterstützt deine Motivation, nicht die deiner Freunde., kommentierte die Stimme.
Jetzt auf einmal ging es um ihn, obwohl sie eng miteinander verbunden waren? Harry war ein wenig frustriert. Die Stimme war sonst doch immer die Abkürzung.
Harry konzentrierte sich auf die Seelen, die hier wirkten. Der Wald begann zu leuchten. Unzählige Kreaturen mit zwei Auren tummelten sich. Die Schattenmagie war wirklich übermächtig gegenüber den normalerweise menschlichen Werwölfen.
Ein dumpfes Grollen von sich bewegenden Erdmassen beendete die Wartezeit.
Harry sprang vom Baum, als die erste Welle an Werwölfen aus der Menge ausbrach, um zur Quelle des Geräusches zu gelangen.
Harry erschuf eine Wand aus Feuer und die Werwölfe wichen zurück. Einer von ihnen, jedoch, brach einfach durch die Wand aus Feuer hindurch und machte einen Satz auf ihn zu.
Harry ließ weiße Magie in seinen Dolch einfließen. Eine Lenkung der Geister, die im direkten Kampf mit der umgebenden Schattenmagie war. Harry blieb jedoch unberührt.
Harry sprang zur Seite und der massige Körper des Werwolfes war ein wenig zu träge, um seiner Bewegung zu folgen. Harrys Hand war im falschen Winkel, doch er schaffte es, den Werwolf zu schneiden. Es zischte, als das Silber und die weiße Magie das Fleisch berührte.
Die Bestie schrie und die Wunde leuchtete. Für einen Moment hatte Harry den Eindruck einer älteren Frau, die sich in Schmerzen auf dem Boden wand.
Na toll, jetzt machte Ron ihn auch noch irre. Hinter ihm krachten Äste und es raschelte. Die Werwölfe waren unruhig. Sie waren von einem von ihnen abgeschnitten. Auf der anderen Seite vom Wald krachte es so laut, dass es von Thomas stammen musste.
Harry wirkte einen Kraftstoß auf die Werwölfe. Die Druckwelle seiner Magie brach durch das Feuer und die Flammenwand explodierte nach Außen und hob drei Werwölfe von ihren Füßen. Einer von ihnen war direkt dahinter und wurde von der Kraft gepackt und zerrissen.
Es versetzte Harry einen Stich ins Herz. Aus Versehen laut rief er, „Jetzt HILF mir endlich!"
Die zweite Präsenz schwieg, doch Harry hatte mehr Werwölfe auf sich aufmerksam gemacht. Eine weitere Welle an Kreaturen brach aus der Menge heraus und sie rannte auf ihn zu. Harry konnte ihre Auren sehen. Ohne Magie wäre es nur ein dunkler Wald mit gehetzten Geräuschen gewesen.
Eissplitter brachen aus seinen Handflächen und die Geräusche der Schritte wurde mit Schreien ersetzt.
Weiße Magie war launischer, als er dachte. Harry war es in dem Moment aber egal, ob mit Hilfe oder ohne, er würde einen Weg finden. Als Hilfe, oder vielleicht um selbst etwas ruhiger zu sein, zog Harry seinen Zauberstab mit dem Kern aus Phönixfeder.
Dumbledore hatte sicherlich weiße Magie angewandt, um den Drachen in London zu bekämpfen. Was bei einem Drachen wirkte, musste bei Werwölfen erst recht helfen.
Ohne zu wissen, was genau er tun musste, stach er seine Hände nach vorn und ein Brennen erfüllte seine Sinne.
Es grollte unter der Erde und Lichtsäulen griffen nach drei der Werwölfe. Wie Seile wickelten sich Lichter um die Werwölfe. Die Menge wurde nun unruhig. Mehr Werwölfe kamen auf ihn zu.
In der Ferne spürte Harry, dass Thomas seine Kampfhandlungen für einen kurzen Moment stoppte.
Ein Grollen und Zischen ertönte im Wald und ein mächtiger Sturm aus Eiskristallen erschien um sie herum und verschluckte das wenige Licht, dass von der Magie abgestrahlt wurde, und Harry war komplett abgeschlossen von der Außenwelt – mit dutzenden Werwölfen zusammen.
Sehr gut, Auserwählter., sprach die Stimme in seinem Kopf, Ruhe bewahren.
Aufgeregte Werwölfe liefen unruhig hin und her und kreischten in seine Richtung. Sie trauten sich aber auch nicht, der hellen Energie zu nah zu kommen.
Einer der Werwölfe wollte fliehen und sprang direkt in den Nebel der Eiskristalle. Ein Geräusch wie ein Reißen ertönte und die Silhouette des Werwolfes wurde hochgehoben und verschwand wenige Augenblicke später.
Das Menschliche in den anderen Werwölfen übernahm für einen winzigen Bruchteil einer Sekunde die Führung und sie bekamen Angst. Es war deutlich zu spüren.
Harry ging an den drei gefesselten Werwölfen vorbei und ließ grelle peitschende Fesseln seinen Handgesten folgen. Werwölfe wurden zu Boden gerissen und schrien. Die Strahlung der weißen Magie verletzte die dunklen Kreaturen und Harry musste die Schreie ignorieren.
Es waren viele, sehr viele Werwölfe. Thomas Stimme war in seinem Kopf zu hören, „Potter, ich hoffe, du weißt, was du tust. Lange werde ich das hier nicht können."
Harry berührte geistig die Quelle dieser Magie und bat um Hilfe. Ein lautes Grollen ertönte und unzählige leuchtende Stränge schossen aus der Erde empor und wie Puppen wurden die Werwölfe zu Boden gerissen. Ein See aus leuchtenden Kreaturen erhellte den Wald und klar war der Eissturm zu sehen, den Thomas verursachte.
Dieser ebbte langsam ab als Thomas sah, dass die Werwölfe gebunden waren. Thomas erschien neben ihm und musterte ihn, „Alles okay? Das ist sehr viel Magie."
Harry nickte, „Es ist mehr eine Beschwörung als dass ich tatsächlich so viel Magie verwende, da glaube ich nicht, dass es mir schaden wird."
„Ich hoffe du hast einen guten Plan. Wenn du nicht weiter als jetzt gedacht hast, sind wir in Schwierigkeiten.", sagte Thomas ruhig.
Im Hintergrund spürte Harry deutlich, dass seine Magie mit der Magie der Werwölfe kämpfte und eine starke Aura im Hintergrund mit der Einwirkung der Geisterwelt kämpfte. Es strengte Harry nicht an, doch er spürte genau, dass da ein verbitterter Kampf tobte. Die Schreie der Werwölfe erfüllten die Luft.
„Wolfsbanntrank?", fragte Harry hoffnungsvoll. Thomas machte ein abschätziges Geräusch, berührte aber sein Abzeichen.
Eine ferne und metallische Stimme antwortete auf Russisch. Thomas antwortete auf Englisch, „Unsäglicher Thomas, Zentrale Straßburg."
Es herrschte ein Moment Stille, ehe der Disponent antwortete, „Unsäglicher Thomas! Was führt sie so weit in den Osten?"
Thomas seufzte, „Mir ist klar, dass diese Frage verrückt klingt, aber wir benötigen 26 mindestens doppelte Dosen von Wolfsbanntrank."
Wieder herrschte ein Moment Stille. Dann fluchte der Disponent und brach darauf in lauthalses Lachen aus, welches er aus irgendeinem Grund mit ihnen teilte.
„Sofort, bitte.", forderte Thomas ungeduldig. Der Disponent hörte auf zu lachen und erwiderte, „Ich werde sehen, was ich tun kann. Geben Sie mir drei Minuten, dann schicke ich ein Eingreifteam vorbei."
Die Verbindung endete und Thomas sah Harry nochmals skeptisch an. Als Harry Anstalten machte, den anderen das vereinbarte Zeichen zu geben, hob Thomas die Hände, „Noch nicht. Wenn wir sie gleich frei lassen müssen, oder töten, dann benötigen wir die anderen genau da, wo sie gerade sind."
Die Geräusche von Apparationen ertönten darauf. Fünf vermummte Gestalten in der Uniform der Unsäglichen erschienen um sie herum. Einer davon trug eine hölzerne Box.
„Ihr habt Glück. Wir haben einen neuen Zaubertränkemeister, der alles etwas beschleunigt hat.", sprach der eine Unsägliche. Seine ruppige Art war sicherlich einschüchternd, wenn man am falschen Ende des Zauberstabes des Mannes war.
„Sind es wirklich genug?", fragte Thomas erstaunt.
Der Mann nickte, „Japp. Aber wie ich sehe, ward ihr auch sehr fleißig. Der Trank hält bis zu 24 Stunden, hier wahrscheinlich nur zwölf. Wir müssen uns etwas überlegen, was wir in der Zeit mit den Leuten hier machen."
„Distanz oder eine verdammt gute Sicherung sind die einzigen Möglichkeiten.", sprach Thomas, mit einem erneuten Seitenblick zu Harry.
Jemand rief etwas im Hintergrund. Der Mann wandte sich plötzlich um und drückte dem Nächstbesten die Box in die Hand. Verwundert folgten Thomas und Harry den Schritten der russischen Unsäglichen.
Durch die leuchtenden Fesseln war der Wald sehr Hell und Harry sah bereits auf Entfernung, was der Ruf zu bedeuten hatte. Einer der Werwölfe war wieder ein Mensch. Es war ein Mann um die Vierzig, der nun auf dem Waldboden lag. Harrys Magie, von der anderen Seite, hatte gegen die Schattenmagie gewonnen, die diese Menschen vorzeitig in ihre Form gebracht hatte.
Thomas sah mit gerunzelter Stirn zunächst auf den Mann und sah dann Harry an. „Deine Magie hat sich als stärker erwiesen als die klaffende Wunde von Erick, die Tom aus Versehen in sich aufnahm."
„Das klingt wie ein Kompliment.", erwiderte Harry leise, bevor er nochmal in Thomas' Richtung sah, „Ist bei dir alles in Ordnung? Das war eine große Menge an Schattenmagie, die du aufgebracht hast."
Die Augen von Thomas verengten sich zu Schlitzen, „Wenn du kein zertifizierter Heiler bist, halte dich mit solchen Aussagen gefälligst zurück."
Harry fühlte sich von dem bedrohlichen Ton überhaupt nicht eingeschüchtert. Mit einem Lächeln erwiderte er, „Zum Glück ist Emilia genau das. Ich funke ihr und sie fragt dich dann das Gleiche nochmal. Und zwingt dich, auf der Couch zu schlafen."
„Wir schlafen nicht in einem Bett.", war Thomas kühle Antwort.
„Das hat nichts damit zu tun.", stichelte Harry.
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Es wurde immer stiller im Wald und Luna hatte bald das Gefühl, nichts mehr hören zu können. Nur ihr eigener Atem rauschte ihr in den Ohren. Es war ruhig und sie nahm auch keine Bewegung wahr. Die Werwölfe hatten auch das andere Leben in diesem Wald vertrieben, als sie sich verwandelt hatten. Anscheinend waren sie ja nun schon mehrere Tage in dieser Form.
In der Ferne leuchtete ein Licht, als wäre es das Signal eines Zauberstabes. Luna verließ ihren Posten und lief auf das Signal zu.
Links und rechts war es unheimlich still. Man konnte überhaupt nicht weit sehen. Sie vermutete, dass es daran lag, dass es nun sicherlich so sehr Nacht war wie es nur sein konnte.
Ihre eigenen Schritte hörten sich etwas dumpf an und die Bäume in der Entfernung verschwanden.
Nun war auch das Licht weg. Luna sah sich um und verspürte urplötzlich ein wenig Unruhe. Sie hatte sich im Wald noch nie so seltsam gefühlt. Sie schritt schneller, doch es war schwer auszumachen, ob sie sich überhaupt bewegte.
Als sie wieder am nächsten Baum angelangt war, war sie sich sicher, dass sie sich im Kreis drehte.
Es wurde dunkler um sie herum und bald war nur noch der Baum zu sehen. Luna konnte hier nicht bleiben. Sie beschwor den stärksten Lumos Zauber den sie konnte und rannte in eine zufällige Richtung los.
Doch sie entfernte sich nicht weit, bevor ihr Schritt ins Leere ging und sie fiel. Ein Schrei entkam ihrem Hals, als sie auf etwas Hartem aufkam, was kein Waldboden war. Ihre Seite brannte auf und sie war sich sicher, dass sie sich irgendetwas gebrochen haben musste.
Der Baum war verschwunden, obwohl sie nicht lange gefallen war. Um sie herum war es dunkel und der Boden war grau.
Eine Version von ihrer Mutter stand vor ihr und musterte sie abschätzig. Luna musste sie sich nicht näher ansehen, um zu begreifen, dass es sich um einen Irrwicht handelte. Es war immer dasselbe Bild. Doch die Präsenz des Irrwichtes war auch nicht das, wovor sie sich fürchtete. Hinter den Augen ihrer Mutter wirbelte zu viel Macht.
„Riddikulus!", rief sie, ihren Zauberstab in der Hand, doch der Irrwicht zuckte nicht einmal.
„Deine Angst. Sie lebt an einem seltsamen Ort. Eine andere Welt, oder nur eine andere Version. Doch es gibt in dieser Welt wirklich genug, wovor du dich fürchten solltest."
Das Licht wurde greller und Luna spürte den Boden unter ihren Füßen nicht mehr. Eine starke Macht wirkte auf sie ein und der Irrwicht griff ihren Geist an. Sie versuchte sich zu wehren, ihre Gedanken frei zu machen, oder etwas zu tun, um ihn zu bekämpfen, doch der Irrwicht war um so vieles mächtiger als sie.
Als Luna wieder halbwegs orientiert war, war sie ein Kind.
Es war so seltsam, dass sie sich zunächst nicht einmal traute zu atmen. Sie wusste, dass Ron das mitgemacht hatte, aber sie wusste keinen Grund, wieso sie auf einmal dasselbe…
Nein, es war nicht die andere Seite, die sie hierhin gebracht hatte. Denn die schattenmagische Präsenz war noch immer um sie herum. Und mit der Kälte drang auch auf einmal der Hunger in sie hinein und sie spürte den riesigen Knoten in ihrem Magen. Mit einem kleinen Seitenblick auf das Bett, dass Luna früher ihr Bett genannt hatte, wusste sie genau, wo sie war.
Und sie wusste auch, was sie tun musste. Sie wurde nicht gezwungen. Sie war nicht gefangen oder hatte irgendeine Lektion zu lernen. Das Wesen wollte, dass sie es noch einmal erlebte. So lief sie selbst zur Tür und ging auf wackeligen Beinen die Treppe hinunter. Sie hatte vergessen, dass sie so hungrig gewesen war.
Ihr Vater lag nicht ansprechbar im Wohnzimmer und Luna schlich zur Tür hinaus. Das Familienhaus der Weasley schien viel zu weit entfernt und Luna glaubte in dem Moment irgendwie nicht, dass sie es schaffen würde. Ob ihr das damals auch so gegangen war? Luna konnte sich nicht mehr so genau erinnern. Es war alles zu viel gewesen.
Meter um Meter lief Luna auf wackeligen Beinen in Richtung des Weasley-Hauses. Sie hatte als Kind viel zu lange gewartet, weil sie nicht hatte einordnen können, was geschehen war.
Also konnte sie natürlich auch nicht wissen, wie es für Außenstehende klang, als sie anschließend die Frage stellte, die sie gestellt hatte.
Die Weasleys hatten keine Klingel, so hatte Luna einfach so laut geklopft, wie es ihre Arme erlaubt hatten. Es dauerte einige Momente, bis eine stämmige Frau mittleren Alters die Tür öffnete. Ihr verwirrtes Gesicht, machte schnell einer freundlichen, aber traurigen Miene Platz. Molly Weasley hatte natürlich gewusst, dass ihre Mutter gestorben war, allerdings war sie vielleicht nicht auf den kleinen Schock vorbereitet, den sie erleben sollte.
„Missus Weasley.", fing Luna an zu sprechen. Es klang furchtbar klein und schwach, „Könnten Sie mir etwas zu essen geben?"
Dass sie hineingebracht werden würde und dort Ginny kennenlernen würde, das bekam Luna überhaupt nicht mehr mit, denn das Wesen wollte nicht, dass sie das sah. Es wollte, dass sie den hungrigen Weg von ihrem Zuhause zum Zuhause der Weasleys antrat. Nun, da sie da war, löste sich alles in Schatten auf und Luna verlor wieder die Orientierung.
Diesmal kehrte zuerst der Ton wieder zurück. Ein entferntes, dumpfes Murmeln, als würde es von hinter einer Wand kommen. Es näherte sich nur langsam und als Luna die Augen öffnete, saß ihr Vater ihr auf einem Stuhl gegenüber.
Noch immer sehr desorientiert, wusste Luna zunächst überhaupt nicht, was sie tun sollte.
Sie war unter einem Fluch. Oder einem Zauber. Sie wusste es in dem Moment nicht und es war ihr auch egal.
Ihr Vater hielt den Zauberstab auf sie gerichtet und murmelte einige unverständliche Dinge. Plötzlich war es wieder da, als könnte sie in dem Moment an nichts Anderes denken. Der Tod ihrer Mutter spielte sich vor ihrem inneren Auge ab. Wieder und wieder.
Als Kind hatte Luna bis zu diesem Zeitpunkt geglaubt, ihre Mutter heimlich beobachtet zu haben. Doch seitdem wusste sie, dass ihre Mutter sie gesehen und angesehen hatte. Es machte keinen Sinn, und mittlerweile tröstete sie sich auch mit dem Fakt, aber für die kleine Luna machte es den Tod ihrer Mutter umso schlimmer.
Ihr Vater stand auf und legte den Zauberstab an ihre Schläfe. Ein Leuchten entstand und blieb an dem Stab, als er ihn von ihrem Kopf entfernte.
Entfernt spürte Luna die Einwirkung des Irrwichtes. Langsam begann sie zu spüren, wo sie war.
Ihre Orientierung verschwand mit ihrer Umgebung. Urplötzlich war sie in ihrem Zimmer.
Sie saß auf dem Boden und hielt die Armkette ihrer Mutter in der Hand. Sie bemerkte, dass sie weinte.
Sie murmelte dieselben Worte immer wieder. Sie glaubte nicht, dass es das war, was den Zauber letztendlich ausgelöst hatte, aber es hatte in jedem Fall nicht geholfen. Als die Armkette begann, grell zu leuchten, ließ Luna sie fallen als hätte sie sich verbrannt.
Die Hitze katapultierte sie in die nächste Erinnerung. Sie stand neben ihrem Vater, verzweifelt. Dieser hatte sich dazu entschieden die Dinge ihrer Mutter zu verbrennen. Sie war gerade aus Hogwarts gekommen und wegen ihrer Neugier der Forschung ihrer Mutter gegenüber hatte ihr Vater diese Entscheidung getroffen. Sie hatte es verstanden, aber es war dennoch schwer gewesen.
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Hermine fühlte sich als hätte sie in eine Steckdose gefasst. Das Gefühl strömte urplötzlich auf sie ein und sie erschrak. Sie fühlte sich plötzlich taub am Körper.
„Alles gut?", fragte Ron. Harry, der sich bereits nach Luna umgesehen hatte, ahnte wohl bereits, was sie dachte. Es war dunkel, kalt, und gefährlich. Sie waren außerdem zu viert statt zu fünft.
Hermine machte eine hektische Handgeste, die Thomas bedeuten sollte, näher zu kommen. Der Mann versuchte wieder, mit den Dorfbewohnern zu reden, diesmal von russischen Unsäglichen unterstützt.
Als er in Hörweite war rief Hermine, „Luna ist in Gefahr! Sie hat nicht zurückgefunden!"
Thomas fragte nicht erst nach, sondern nickte nur verstehend, bevor er forderte, „Wo haben Sie sie hingeschickt? Südlicher Wald?"
Harry starrte Hermine gespannt an, und als sie nickte, war er auch bereits verschwunden. Thomas fluchte und verschwand ebenfalls.
Hermine konnte nicht spüren, wo Luna war. Sie hatte es auch nie versucht, aber irgendwie ging sie einfach davon aus, dass es funktionieren würde, sobald sie sich darauf konzentrierte. Dem war anscheinend nicht so. Abgesehen von dem vagen Gefühl, dass das Mädchen in Gefahr war, war alles dicht vernebelt.
„Wie gehen wir vor? Ich wollte das eigentlich Thomas fragen, aber Harry musste ja unbedingt schon los.", fragte Ron nun sie. Er schien sich nicht sonderlich viel Sorgen zu machen.
„Ich… Wir müssen sie erstmal finden, denke ich, aber ich glaube auch, dass das, was sie angreift, sehr mächtig ist.", antwortete Hermine, „Ich kann irgendwie nicht sagen, was es ist."
„Na dann, südlicher Wald.", sagte Ron und bot ihr seinen Arm an. Mit einem Grinsen nahm sie an und Ron apparierte sie beide an den Waldrand.
Es war schwer zu sagen, wo Thomas nun hingegangen war, aber Hermine glaubte, dass er versuchte, zu Harry aufzuschließen. Der wurde möglicherweise von seiner zweiten Präsenz geleitet und war dann zu schnell für sie alle. Sie teilten sich auf, blieben jedoch in Hörweite, als sie in den Wald liefen.
„Vielleicht kann ich versuchen, Harry zu erspüren.", rief Ron zu ihr.
„Mach das.", rief Hermine. In der Ferne waren Geräusche zu hören. Geräusche eines Streits.
Der wurde jäh unterbrochen, als neben Hermine ein Krachen zu hören war und Harry neben ihr stand, sichtlich aufgebracht. Er hatte appariert.
„Seid ihr euch sicher, dass sie hier war?", forderte er. Hinter ihm erschien sofort Thomas und legte ihm, nicht gerade feinfühlig, die Hand auf die Schulter.
„Hey!", rief Ron von der Seite, „Ihr habt sie also nicht gefunden. Warst du überhaupt überall? Weißt du überhaupt, wie man einen Wald ordentlich durchsucht? Nachher wurde sie von einem der Wölfe angegriffen und du übersiehst die Spuren!"
„Er hat Recht.", herrschte Thomas darauf, „Du musst dich beruhigen und wir suchen sie systematisch."
Harry atmete durch und nickte. Hermine versuchte noch einmal, nach Luna zu spüren. Es entglitt ihr so einfach, als würde sie blockiert werden. Entweder sie konnte es generell nicht, oder etwas Mächtiges blockierte sie. Dennoch, Luna war scheinbar nicht in Todesgefahr.
„Ihr beide.", sprach Thomas dann, auf Ron und Hermine zeigend, „Ihr werdet euch nicht aufteilen, sondern zusammen gehen. Wenn es etwas ist, was Menschen anfallen und Magier überwältigen kann, dann seid ihr alleine nicht sicher."
Harry machte schon wieder Anstalten zu gehen und Thomas verstärkte seinen Griff auf ihn, „Potter, du wirst hier bleiben und nicht von meiner Seite weichen. Wir gehen langsam vor. Wir starten innen und arbeiten uns nach außen. Achtet vor allem auf aktive Auren. Das ist in der gesamten Belastung durch die Magie schwierig, aber es müsste aus der Umgebung das Einzige sein, was sich verändert, wenn man sich bewegt. Ich gehe grob rechts und ihr nehmt die linke Seite."
Mit diesen Worten verschwand Thomas zusammen mit Harry in einer Rauchwolke. Für Hermine klang es ein wenig wie ein kurzer, aber sehr starker, Wasserstrom.
Ron lief zu Hermine herüber und zusammen apparierten sie in die Mitte des Waldes. Die Werwölfe aus der Mitte des Waldes waren von der Sankt Petersburger Zentrale weggeschafft worden. Nun waren nur noch die Spuren des Kampfes zu sehen.
Luna musste im südlichen Wald gewesen sein. Sie war danach nicht wiedergekommen, also war sie vermutlich angegriffen worden. Aber sie waren sich so sicher gewesen, dass sie alle Werwölfe in der Mitte des Waldes zusammengepfercht hatten. Doch wo war Luna?
„Glaubst du, dass sie vielleicht einfach abgedriftet ist?", fragte Hermine dann, „Gott weiß, dass sie nicht immer so klar bei Verstand ist."
„Hey, wir wollen mal nicht übertreiben. Ich glaube, dass sie eine ungemütliche Begegnung mit einem magischen Wesen hatte, und wir uns nicht zu viele Sorgen machen sollten. Was für magische Wesen leben überhaupt in diesem Gebieten?", fragte Ron darauf.
Hermine fühlte sich ein wenig ertappt, weil sie absolut keine Ahnung hatte, „Ich weiß es nicht… Aber ich habe nicht das Gefühl, dass sie wirklich in Todesgefahr ist."
Ron schaute sie etwas verwundert an, „Wolltest du Harry das nicht sagen?"
Hermine schüttelte den Kopf, „Schau ihn dir doch an. Ich weiß nicht, ob ihn das beruhigt hätte und selbst wenn sie in Todesgefahr wäre, Harry muss doch damit umgehen lernen."
Ron machte ein skeptisches Geräusch, „Ob das die Art von Lektion ist, die er haben sollte, weiß ich ja nicht. Außerdem…"
„Sag mir jetzt nicht, dass das falsch war.", erwiderte Hermine erschöpft.
Ron legte ihr kurz die Hand auf den Rücken, „Ich will nur sagen, dass die Abwesenheit von Todesgefahr nicht unbedingt heißt, dass eine Situation nicht schlimm ist."
Der Wald war bedrückend. Hermine lief unbewusst ein klein wenig enger neben Ron, welcher noch immer den Arm um sie gelegt hatte.
Magische Einflüsse waren natürlich überall. Doch nach der Sache zu suchen, die ortsabhängig war, war ein sehr guter Punkt. Für Hermine wurde es allerdings nicht einfacher, auch wenn sie das wusste. So genau war ihre magische Wahrnehmung einfach nicht. Sie fühlte vielleicht eine Richtung, aber ob etwas schwach war und nahe dran, oder stark und weit weg, da hatte sie keine Ahnung.
„Vielleicht haben wir Glück.", sprach Ron, „Und sie ist einem Einhorn gefolgt, was Hilfe braucht oder so."
Hermine musste schmunzeln, „Das klingt wirklich wie etwas, was Luna passiert."
Ein Krachen und ein Zischen ertönten und die Anderen erschienen wieder neben ihnen. Ron hatte aus Schreck seinen Zauberstab auf die Quelle der Geräusche gerichtet.
„Wir haben eine Spur.", sprach Thomas knapp und bot seinen Arm an. Ron nahm Thomas' Arm und Harry hielt seinen Arm für Hermine hin. Harry apparierte schonwieder, obwohl er überhaupt nicht darin trainiert war.
Als sie ankamen erklärte er, „Ich weiß, was du denkst. Aber meine Schattenmagie gehorcht mir gerade nicht."
Hermine nickte verstehend. Harry war zu aufgewühlt. Schattenmagie reagierte ganz schlecht auf Emotionen.
Es war wirklich da. Eine kleine Einwirkung von Schattenmagie inmitten eines Waldes, der sowieso schon voll davon war.
„Wir wissen nicht genau, um was für ein Wesen es sich handelt.", sprach Thomas, „Ich kann es nicht genau genug spüren und Harry ist sich nicht sicher. Es ist allerdings definitiv schattenmagisch beeinflusst. Damit auch von Voldemort."
„Was es stärker macht.", schloss Ron, „Wir müssen uns beeilen. Kann es sein, dass es nur eine Illusion ist, weswegen wir Luna nicht sehen?"
Thomas schüttelte den Kopf, „Es kann sein, allerdings ist die Illusion dann verdammt gut."
„Es ist aber hier!", rief Harry, „Ich weiß nur nicht, wo genau es ist, oder was es ist, aber es ist definitiv hier! Können wir nicht andere Unsägliche holen?"
„Wir haben sie schon genug belastet und ob du es glaubst oder nicht, mit deiner Gabe bist du aktuell in der besten Position, Lovegood zu finden, wenn du dich nicht so verfahren würdest.", erwiderte Thomas kühl.
Harry stieß Luft zwischen seinen Zähnen aus, was ein wenig panisch klang, und griff ein paar Büschel Haare mit seinen Händen.
„Wir suchen definitiv ein magisches Wesen. Was sind die Wesen, die durch Voldemorts Schattenmagie beeinflusst werden können?", fragte Harry nun an alle gewandt.
Es dauerte einen Moment, bis Thomas schließlich antwortete, „Gehen wir mal ganz pragmatisch ran. Wir wissen von Lethifolden und Dementoren, die natürlich beeinflusst werden. Du bist einem Thestral begegnet und wir wissen, dass Werwölfe ebenfalls beeinflusst werden können. Welche Wesen haben noch diese Interaktion mit dem Menschen?"
„Sind die Wesen auf der Liste nicht schon schlimm genug?", fragte Ron nun unsicher.
Thomas nickte, „Wir haben nur absolut keine Ahnung, was die verstärkten Pendants dieser Wesen anrichten können."
„Hermine meinte, dass Luna wohl nicht in Lebensgefahr ist, also können wir vielleicht alle 5 Stern Wesen da ausschließen.", warf Ron dann ein. Harry fixierte sofort Hermine, allerdings sagte er nichts.
Thomas erwiderte, „Gut, dann beschränkt das die Auswahl ein wenig, aber das hilft uns nicht, wenn wir sie nicht finden. Ein Wesen, dass dazu noch ein Meister der Illusion ist, wäre wohl das Naheliegendste."
„Irrwichte sind Illusionisten!", rief Hermine aus.
„Ich dachte die wären gut in Verwandlung?", fragte Ron nun.
„In dem Fall eher Illusion", sagte Thomas, „Man kann den Irrwicht in seiner Form nicht berühren und an der Stelle bemüht sich das Geschöpf, eher den Eindruck und die Aura nachzuahmen."
„Ein besonders mächtiger Irrwicht könnte den ganzen Geist gefangen nehmen.", sprach Harry dann mit einer hohlen Stimme, „Er könnte die ganze Welt formen und jemanden in seinem eigenen Kopf gefangen halten."
„Dann sollten wir Luna wohl schnell finden.", sprach Ron dann, „Wir gehen wir das am besten an?"
„Wenn es eine Illusion ist, dann brauchen wir gute Sicht und auf jeden Fall ein genaues Gespür.", antwortete Thomas.
„Wieso verwenden wir nicht die Zauber, die man sonst immer bei Tatorten verwendet?", fragte Hermine nun. Bei Jason klang das immer wie die offensichtlichste Möglichkeit.
Thomas zeigte nochmals auf Harry, „All das kann er bereits sehen. Und wenn wir den Spruch überall drauflegen, verzerrt das auch die Informationen."
Harry lief unruhig auf und ab, „Aber was soll ich denn machen?"
„Ruhig bleiben.", erwiderte Thomas, „Mir sagen, was du siehst."
„Ich…", setzte Harry an, blieb kurz stehen, doch fing wieder an auf und ab zu laufen, „Ich sehe Schattenmagie. Irgendwie auf dem Boden verteilt. Ich weiß doch nicht, das ist alles irgendwie verwirrend."
Thomas forderte weiter, „Theorie magischer Spuren, was weißt du?"
Harry strafte seinen Mentor mit einem bösen Blick, ehe er antwortete, „Magische Spuren fließen in Richtung der Neusten. Gilt das auch für Schattenmagie?"
Thomas nickte darauf und verwies dann vage auf die Luft, „Die ganze Wolke, die Voldemort hinter sich herzieht, ist sehr homogen. Das soll dich aber nicht stören. Konzentrier dich nur auf die neuen Spuren. Sie bewegen sich und sie sollte auch etwas schneller fließen."
„Mächtigere Spuren fließen langsamer?", fragte Hermine nun neugierig.
Thomas winkte ab, „Das hat etwas mit der Stärke der Einwirkung zu tun. Wir wollen aber jetzt auch keine Diskussion darüber veranstalten."
Harry hörte nun langsam auf, so nervös zu sein. „Schnelle Spuren sollte doch helfen, oder? Vielleicht…"
Nun schritt er zielstrebig an ein paar Bäumen vorbei und Thomas' Seufzen war zu hören, weil Harry nun beinahe schon wieder außer Sichtweite war. Sie eilten ihm hinterher und sahen, wie er zielstrebig lief, während er etwas unter seinem Atem murmelte.
„Potter.", rief Thomas aus und Harry drehte sich kurz um und machte ein paar Handzeichen, die Hermine nicht verstand. Thomas nickte und schielte zu ihnen rüber, ehe er übersetzte, „Er folgt einer Spur, aber er hat keinen Sichtkontakt."
„Dankeschön, das hätte ich mir sogar denken können.", murmelte Ron dann neben ihr und Hermine musste schmunzeln.
Die Bäume schienen dichter zu werden und als Hermine sich umsah, konnte sie irgendwie nicht mehr sagen, wo sie hergekommen waren. Sie konnte nur hoffen, dass Harry wusste, wohin er trat und lief. Hinter ihm lief Thomas dicht hinterher.
So richtige Sorgen hatte Hermine nicht, aber die magische Präsenz um sie herum nahm zu und sie wusste auch, dass das Wesen sicherlich mächtiger als Luna war.
Am Ende eines kleinen Weges, vor einem großen Baum, kam Harry schließlich zum Stehen. Der Wald war in komplette Dunkelheit getränkt und man konnte absolut nichts mehr sehen. Hermines Zauberstab gab Licht ab, doch das wurde auch schnell von den Bäumen verschluckt.
„Der ganze Ort hier ist eine Illusion.", murmelte Thomas, „Wer weiß, ob wir überhaupt noch im Wald sind."
„Revelio!", rief Harry laut aus, doch der Zauber hatte keinen Effekt.
„So wird das wohl nicht funktionieren.", erwiderte Thomas darauf und begann, um den großen Baum herumzulaufen und unverständliche Dinge zu murmeln. Seine Präsenz wurde urplötzlich viel kälter und stärker und Hermine hatte das Gefühl, dass starke Magie gewirkt wurde.
Es war als würden sich die Bäume zurückziehen. Doch es half nicht nur gegen die Illusion, sondern machte ein unsichtbares Wesen auch sehr sehr wütend. Der Wind zwischen den Ästen entwickelte sich zu einem bösartigen Zischen als ein kalter Wind sie erfasste und schwarzer Rauch sich am Baum sammelte.
Eine junge Version von Thomas saß auf dem Baum, komplett in Uniform bekleidet mit einem Hakenkreuz auf dem Arm.
Der Junge zischte etwas Bösartiges, was nur dadurch verstärkt wurde, dass er Deutsch sprach.
Thomas hob die Augenbrauen und starrte das Wesen an. Laut, und auf Englisch, sagte er, „Ich war etwas früher dabei und habe so eine Uniform nie getragen. Ich weiß gar nicht, wem du hier Angst machen möchtest. Gib den Menschen frei, den du in deiner Gewalt hast, und ich lasse dich vielleicht am Leben."
Nun wandte das Kind ruckartig den Kopf zu Ron um und verwandelte sich sofort. Molly Weasley stand nach ein paar Sekunden vor ihnen, erschöpft und verletzt, und sah mit gebrochenem Blick auf Ron. Schließlich flüsterte sie, „Ihr macht mir keine Angst. Ich habe eure Herzen im Griff."
„Mhm.", murmelte Ron und mit erhobenem Zauberstab wirkte wortlos einen Riddikulus. Ein kurzes Aufleuchten und ein bösartiges Zischen katapultierten das Wesen auf die andere Seite des Baumes, wo Harry nun war.
Bei diesem hatte das Wesen einiges zu hadern, da es für einen Moment verschwunden war, bis es scheinbar von ihm zurückgeworfen wurde und nun vor Hermine stand.
Viele leuchtende Fäden explodierten aus der Form des Irrwichtes und Hermine ahnte bereits, was sich formen würde.
Bevor es sich jedoch formen konnte, murmelte Thomas noch ein paar Wörter und das Kreischen vervielfältigte sich, bis schließlich das Wesen wieder als Thomas in Uniform vor Thomas stand.
„Wie wollt ihr sie retten, wenn ihr sie nicht finden könnt?", zischte das Wesen nun. Thomas zeigte sich noch immer unbeeindruckt.
„Korrektur. Du wirst erst sterben und dann werden wir sie retten.", erwiderte Thomas.
Auf das Zeichen von Thomas griffen sie zusammen das Wesen an.
X
X
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Luna saß in der Ecke ihres Zimmers. Die Kette ihrer Mutter glühte noch immer mit einem leichten Schimmer.
Sie starrte in die Leere. Die kleine Luna konnte damit noch weniger umgehen und jetzt noch hatte Luna Probleme, daran zu denken, was sie gesehen hatte.
Sie hatte mir ihrer Mutter gesprochen, auf eine Art, die sie nicht verstanden hatte. Sie hatte später in vielen Büchern Theorien gewälzt, was denn wohl wäre, wenn man einen Einblick in das Jenseits bekommen könnte. Wenn man sich selbst dorthin versetzen könnte, um mit den Seelen zu kommunizieren. Immer gingen die Gelehrten davon aus, dass die Fähigkeit, zu verstehen und zu begreifen sich schon irgendwie anpassen würde.
Dass der Geist auf die neue Situation reagieren würde und die Fähigkeit entwickeln würde, mehr zu verstehen. Dann gab es Berichte von Nahtoderfahrungen, die behaupteten, plötzliches Verstehen zu erleben.
Tatsache war am Ende dennoch, dass der Mensch es nicht verstehen konnte. Unendlichkeit war kein Begriff, der dem Menschen gut tat und Luna hatte noch immer Schwierigkeiten, sich damit auseinanderzusetzten. Für die kleine Luna war es einfach nur erdrückend gewesen.
Es hatte wochenlang ihr ganzes Bewusstsein ausgefüllt. Ihre Erfahrung, die sie mit der anderen Seite hatte, ohne Führung mit dem Jenseits zu kommunizieren, hat ihr für eine ganze Zeit die Fähigkeit genommen, mit der Außenwelt zu kommunizieren.
Ihr Vater hielt es für Bockigkeit. Er hatte es ignoriert. Luna wollte nicht glauben, dass er das aus Bosheit getan hatte, doch er hatte sich nicht bemüht, Luna aus diesem Zustand heraus zu holen.
Es wirkte kurz, als rufe man nach ihr. Doch unter dem Rauschen und dem Dröhnen ihres eigenen Kopfes ging es unter. Als wäre sie in einer kleinen Zelle in die keine Geräusche hinein oder hinausdrangen.
Auch hier hatte Ginny ihr geholfen und Molly Weasley. Es waren grundgute Menschen gewesen und Molly hatte immer gehofft, dass ihr Vater die Kurve kriegen würde. Er hatte es geschafft, und irgendwie auch nicht. Er wurde sehr feindselig der anderen Seite gegenüber und hatte begonnen, gegen sie zu arbeiten. Doch es war von Anfang an zum Scheitern verurteilt.
Die Wand verschwand einen kurzen Moment und die Umgebung flackerte wütend auf.
Ihr Vater hatte sich die Möglichkeit genommen, mit Luna über ihre Erfahrung zu reden, um nicht von der anderen Seite beeinflusst werden zu können. Angst oder Wut mochte dazu geführt haben, aber es war trotzdem schlimm für Luna gewesen.
In dem Moment wurde Luna, mehr als alles andere, erstmal richtig klar, was sie zwar schon im Unterbewusstsein gewusst hatte, aber trotzdem nie auszusprechen gewagt hatte.
„Ich hatte keine schöne Kindheit.", flüsterte die kleine Luna in den Raum.
Wieder war es, als würde jemand aus der Ferne rufen. Es kam langsam näher. Gierig nach irgendeinem Kontakt außerhalb dieser Illusion, versuchte Luna aufzustehen. Doch sie war in ihrer Erinnerung nicht aufgestanden und schaffte es auch jetzt nicht.
„Luna!", rief nun eine ferne Stimme. Diesmal konnte Luna ganz klar verstehen, dass es sich um einen Menschen handelte, der nach ihr rief. Und dieser Mensch gehörte nicht zu ihrer Illusion.
„Luna! Wenn du kannst, versuch dich von der Illusion zu lösen.", sprach nun eine andere Stimme, „Es mag sich sehr real anfühlen, aber du musst dich von dem Körper lösen, den du in dieser Welt hast."
Von ihrem Körper lösen? Wie sollte Luna das bitte verstehen? Doch irgendwie machte es auch ein wenig Sinn. Sie war nun schon so lange in unterschiedliche Erinnerungen gedrückt worden, dass sie vergessen hatte, dass ihr Körper ja woanders war. Er musste noch immer in diesem Wald liegen.
Der Wald, in dem auch Harry sein müsste. Das war die erste Stimme gewesen! Und Hermine war die Zweite!
„Luna, versuch dich zu lösen und denk daran, dass die Illusion ein geistiger Angriff ist.", sprach nun wieder Harry aus der Ferne.
Etwas kreischte wütend und mit einem Mal war Luna wieder bei ihrer Mutter, in ihrem letzten Moment. Das hatte sie eben nicht gesehen. Doch das Spiel war vorbei. Luna merkte, wie ihr Geist gelenkt wurde, und wie das Wesen unterschiedliche Erinnerungen fokussierte und sie dorthin brachte. Es machte die Erinnerung in ihrem Kopf real, doch nun merkte Luna, wie es arbeitete.
Und sie klärte ihren Kopf, bevor sie mit aller Kraft dagegen drückte. Es kreischte nochmals und die Welt wurde in schwarze Schatten getaucht, ehe plötzliche Kälte ihr einen Schock in die Glieder jagte und sie die Augen öffnete.
Sie sah in Harrys Augen. Besorgt und neugierig starrten sie die drei anderen Jugendlichen an und Luna konnte nur schwach „Hey.", flüstern.
„Sie braucht einen Wärmezauber.", kommentierte Unsäglicher Thomas von der Seite und Harry ergriff ihre Hand.
Durch die Berührung durchströmte sie urplötzlich ein Gefühl der Wärme und sie war binnen Sekunden komplett aufgewärmt.
Luna musste lächeln, „Das hast du von mir."
„Grenzt fast an Magie, nicht wahr?", flüsterte Harry zurück.
