20. Mai 1940
Der Hausbesitzer war verschwunden und Thomas konnte ihn nicht erspüren. Der Junge näherte sich langsam dem Haus. Es war seltsam. Er spürte absolut nichts aus dem Haus selbst, als hätten sie keine Schutzzauber.
Es dauerte einen Moment, bis er sich in Erninnerung gerufen hatte, dass es vielleicht ja Muggel waren. Sein Unterricht darüber, wie viele es davon eigentlich gab, war nicht gerade genau gewesen.
Thomas sprang in das Haus hinein. Er landete in einem Esszimmer – ein großer Tisch mit sechs Stühlen. Er suchte fieberhaft nochmals nach Präsenzen in dem Haus. Der Eindruck von fast komplett nichtmagischen Wohngebieten war etwas desorientierend. Normalerweise spürte man immer irgendetwas. Doch hier war weit und breit kein Magier, den er spüren konnte.
Die Küche war einfach ausfindig zu machen. Nun begann der Teil, den er ebenfalls noch nie getan hatte. Was nahm er mit? Was konnte er lagern und was brauchten sie überhaupt?
Seine Nahrung in Nurmengard was mehr oder weniger immer gleich gewesen. Was brauchte man wirklich, um zu überleben? Außerdem war das Mädchen ja noch relativ jung. Thomas glaubte, dass sie dann ja viel essen musste weil sie wuchs. Es klang nur logisch.
Thomas machte sachte die Schränke auf und spähte überall hinein. Ganze Schränke mit Backzutaten halfen ihm nicht viel weiter. Etwas weiter hinten auf der Arbeitsfläche war Brot in ein paar Tüchern eingeschlagen, welches er mitsamt den Tüchern auf eine freie Fläche stellte und sich wieder umwandte.
Ein weiterer Schrank enthielt eine Art Notvorrat an Dosen und Büchsen. Verschiedene Aufdrucke, doch oft auch wieder Dinge die Thomas eher als Zutat denn als Mahl verstand. Er versuchte so schnell er konnte durch die Dosen zu sortieren bis er ein paar fand, die er als passend empfand.
Thomas stellte aber auch ein paar davon neben dem Brot hin und öffnete die Tür an der Seite, die in den Keller führte. Er fand den Lichtschalter schnell und neben kleinen Lampen durchstöberte er den Keller. Mehrere große Sandbehälter enthielten Möhren und unterschiedliche Obst- und Gemüsesorten. Er fand auch ein paar erstaunlich harte Äpfel. Alles vermutlich gute Sachen. Er hasste sich für seine Unentschlossenheit.
Schließlich fand er auch einen Leinensack, in den er alles hineinlegte, in einer Reihenfolge die hoffentlich Sinn machte, und verschwand aus dem Haus.
Er landete neben einer großen Straße, wo ein langes Haus stand. Ein Hotel mit vielen Zimmern, aber gerade sehr spärlich belegt. Der Krieg sorgte dafür, dass Thomas hier ein wenig freie Bahn hatte. Sie hatten sich immer das nächstleere Zimmer ausgesucht und sprangen dann in ein anderes, wenn jemand hinein wollte.
Als Thomas den Sack mit dem Essen öffnete, um dem Mädchen etwas anzubieten, stellte er fest, dass er nicht mit dem Sack hätte springen sollen. Die Lebensmittel hatten Frostflecken.
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Harry saß einem Nazi gegenüber. Es gab überhaupt kein darum herumreden. Der Mann vor ihm, ein Zauberer im ausgesprochen spätem Rentenalter, war Aufseher in Nurmengard gewesen und hatte dort gearbeitet, als Thomas ein Kind war.
Der Mann wirkte vollkommen klar. Er hatte wache Augen und erfasste jeden von ihnen schnell. Harry sah, dass die Augen des Mannes zu den Waffen der Anwesenden wanderten. Zudem saß und stand der Mann perfekt aufrecht, hatte keine Einschränkung in der Bewegung und war augenscheinlich voll in der Gegenwart orientiert.
Ein wacher und kluger Kopf. Zusätzlich zu diesen Dingen war der Mann außerdem ein Nazi. Wobei Nazi für Harry ein sehr zungenfremder Begriff dafür war, da das Wort im englischen Sprachraum einfach unverändert genutzt wurde. Der Mann war Mitglied in der NSDAP und war ebenfalls militärisch ausgebildet worden.
Außerdem war er geflohen und hatte sich mit seinen magischen Fähigkeiten versteckt.
„Harry Potter.", grüßte ihn der Mann.
Luna stand hinter ihm und hatte ihre Hand auf seine Schulter gelegt. Sie war nicht in der besten Verfassung, doch in diesem Moment merkte man absolut nichts davon. Harry konnte sich nicht vorstellen, dasselbe in dieser Situation tun zu können, doch er würde für sie natürlich sein Bestes geben.
Der Mann war von Harrys Schweigen nicht beeindruckt, „Ich möchte nicht unhöflich sein, daher stelle ich mich erst einmal selbst vor. Ich weiß ja nicht, was Thomas über mich erzählt hatte. Mein Name ist Konstantin Seidel. Geboren 1907 in der Nähe von Würzburg. Ich trat in die NSDAP ein, wie viele meines Alters ebenfalls. Ich war aktives Mitglied. Ich bin in Deutschland auf eine kleine Magierschule gegangen und als ich hörte, dass Nurmengard mehr Wachen sucht, habe ich mich dafür gemeldet."
Thomas meldete sich zu Wort, nachdem er seit dem Eintreffen so gut wie nichts gesagt hatte, „Dir ist klar, dass das etwas Anderes ist, als um Versetzung zu bitten?"
Der ältere Mann atmete einmal schwer ein und aus, „Ich werde mich alleine und in Ruhe vorstellen. Wenn du dazwischenfunkst, werde ich vielleicht etwas fallen lassen, was du nicht gesagt haben möchtest."
„Tu dir keinen Zwang an.", spöttelte Thomas. Seidel blickte Thomas kurz durch zu Schlitzen verengten Augen an, wandte sich dann wieder an Harry.
Dieser fühlte sich noch immer ein wenig komisch. Ron und Hermine waren im Hintergrund ebenfalls erstaunlich ruhig.
Schließlich fuhr der Mann fort, „Ich arbeitete in einem Judenghetto und danach in Nurmengard. Von dort aus bin ich geflohen."
Thomas schnitt nochmal skeptisch dazwischen, „Sei doch so nett und sage auch, wann du geflohen bist."
Der Mann schlug nun mit seiner Faust auf die Lehne des Stuhls und es hallte ein lautes Krachen in den Wänden des kleinen Hauses.
Mit den Augen auf Thomas zischte er, „Ich werde Zeit haben mich zu erklären."
„Wenn du mir sagst, was du damit bitte bezwecken möchtest, gerne.", sprach Thomas ruhig als Antwort.
Der Mann hielt für einen Moment inne, lächelte dann jedoch, als er nach irgendetwas auf Thomas Gesicht suchte, „Der Nachtschrecken hat Angst vor Worten. Er mag sich zieren und so tun als berühre es ihn nicht, doch er hat viel Angst."
Nun wurde es Harry ein wenig zu bunt, „Was möchte Tom Riddle in diesem Teil von Europa und was weißt du über seine Tätigkeit?"
„Nicht so hastig.", sprach der Mann, „Es ist ja nicht so, als würde er voran kommen. Nun, als ich schon einige Jahre in Nurmengard stationiert war, habe ich allerhand Dinge gesehen. Die Versuchsreihe der Zwillingspaare war generell nicht so erstaunlich, wenn man bedenkt, was vorher und danach gekommen war."
„Ich weiß darüber bereits Bescheid.", unterbrach nun Harry und versuchte, seinen Kopf frei zu halten.
Der Mann grinste hämisch, „Das mag sein, das mag sein. Allerdings denke ich, dass ich eine neue Perspektive bieten kann. Eine Perspektive, die man Rückblickend viel früher hätte einbringen sollen."
„Die Perspektive des Aufsehers ist besser als die des Experiments?", fragte Harry nun, wohl wissend, dass er sich Thomas gegenüber damit etwas unfair ausdrückte, jedoch wollte er dem Mann Informationen entlocken.
„In meinem Fall in der Tat. Ich war immerhin nicht irgendein Aufseher. Ich war auch… gewissermaßen… ein Lehrgehilfe.", erwiderte Seidel, „Vor Thomas waren es andere Kinder. Geglückte Experimente an Zwillingen, oder andere Instanzen, bei denen einer von ihnen gestorben ist. Bei Thomas war es nicht viel Anders, außer vielleicht, dass Thomas diese besondere Verbindung zu seinem Bruder hatte. Vielleicht war es ja die magische Stärke. Oder es war die Tatsache, dass…"
„Nein.", stoppte Harry den Mann, „Die Kinder waren gleichwertig und ihre Schicksale waren Gleichwertig. Die Tatsache, dass Thomas Eltern andere Familiengeschichten hatten, tut überhaupt nichts zur Sache. Die Wahrheit bitte."
Der Mann grinste nur, „Du weißt doch überhaupt nicht was die Wahrheit ist, mein Junge."
„In jedem Fall vielleicht nicht, aber hier bin ich mir sicher.", erwiderte Harry dann. Er wollte den Mann dazu bringen, ihm Informationen zu geben, aber nicht alles schlucken, was aus dessen Mund kam.
Seidel hielt einen Moment inne. Schließlich, mit einem erneuten Blick auf sie alle und insbesondere auf die Zauberstäbe der Anwesenden, sprach er weiter, „Du bist interessant, Harry. Deine Aura ist interessant."
„Was wollen sie von mir, bevor sie der Zentrale die Informationen geben, die wir möchten?", fragte Harry nun.
„Interessante Auren gab es in Nurmengard auch zu Hauf. Thomas war ein besonderes Exemplar davon. Vielleicht war er ja wirklich gebrochen, nachdem er von Erick getrennt wurde und im Glauben war, dass dieser tot war. Vielleicht hatte er aber auch erkannt, dass er lernen musste, um Rache zu nehmen. Jetzt, Harry Potter, ist die entscheidende Frage doch, ob er schon immer so war, oder ob er den Spaß am Töten erlernt hatte."
Harry war unsicher, worauf der Mann hinaus wollte, „Wenn ich jetzt aus persönlicher Erfahrung sprechen soll muss ich sagen, dass ein Teenager definitiv beeinflusst werden kann, die unaussprechlichsten Dinge zu tun."
Der Mann lehnte sich zurück und grinste schief, „Persönliche Erfahrungen, ja? Sag mir, wenn dir gesagt wird, du sollst niemanden am Leben lassen, durchsuchst du nochmal das Einsatzgebiet, sorgst dafür, dass es niemand verlässt, und apparierst dann zurück? Oder bist du ein treuer Diener des Reiches und verfolgst du die Familie bis ins dritte Glied, bis alle tot sind, die auch nur den Namen des Zielobjektes gehört hatten? Es gibt einen Unterschied zwischen Treue und Eifer, und der Umgang mit Befehlen ist genau der Punkt, an dem sich die beiden Wege scheiden."
Harry seufzte. Hinter ihm spannten sich seine Freunde an. Er wollte sich nicht so einfach hineinziehen lassen. „Wir leben in einer magischen Welt und Schatten sind in dieser Welt nochmal besondere Wesen. In einer magischen Welt sind die Dinge nicht so einfach. Es ist nicht bestreitbar, dass Thomas kein normaler Mensch ist. Muggel haben solche ethischen Dilemma nicht. Ein normaler Mensch mit dem gleichen Hintergrund wie Thomas wäre ein furchtbarer und verachtenswerter Mensch, doch um uns lebt Magie, die man nicht außer Acht lassen darf."
„Katharina Herrnhut.", sprach der Mann dann ruhig und rührte sich darauf nicht, als erwartete er, Harry würde diesen Namen kennen.
Als der Mann merkte, dass dem nicht so war, brach er in ein raues, stimmloses Lachen aus. Es verging etwas Zeit, ehe er sich fing, „Lass mich eine Geschichte beginnen, die du die so leicht vergessen wirst."
„Ist das wirklich nötig?", fragte Thomas nun. Der Mann lachte wieder stimmlos auf.
„Grindelwald hatte etwas Platznot, verstehst du, da hatte er sich in alle Ecken und Winkel eingenistet, die er finden konnte. Noch Monate bevor die ersten Massentransporte begannen wurden etliche muggelstämmige Familien des östlichen Reiches in Lager gebracht. Katharina Herrnhut war etwa fünf, als sie eingeliefert wurde. Nicht von irgendwelchen Zügen, sondern von Zauberern, die sie dorthin appariert haben. Die Eltern waren überhaupt nicht im Wissen, dass ihre Tochter magisch war, aber das war Grindelwald natürlich egal. Am Abend noch zu Hause eingeschlafen und am Morgen in ein Lager gebracht."
Harry unterbrach den Mann, „Diese Geschichte hat hoffentlich einen Zweck."
„Oh ja, wir wollen deine Überzeugungen ja nicht einfach so stehen lassen. Und keine Angst, ich führe die Geschichte nicht zu Ende. Es waren vielleicht fünf Monate gewesen, die Kleine ist sechs geworden, als ein hinreichend hohes magisches Potential bei ihr festgestellt wurde. Sofort wurde sie, mit ihrer Mutter, in ein Nest gebracht. Dann wird die Geschichte etwas undeutlich. Doch am Ende dieses unleserlichen Fleckes war das ganze Nest ausgelöscht, das Mädchen verschwunden und Grindelwald in grenzenloser Wut."
„Ist das die Geschichte, wie Thomas die Seiten gewechselt hat?", fragte Harry nun und wieder lachte der Mann.
Schließlich sagte er mit hämischen Grinsen, „Nein, nein. Aber ich glaube ich bin überhaupt nicht die richtige Person, diese Geschichte zu Ende zu führen. Das macht die Betroffene vielleicht lieber selbst."
Thomas versteifte sich und zum ersten Mal war pure Panik auf seinem Gesicht zu lesen.
Harry sprang auf und legte die Hand an seinen Zauberstab als Thomas blitzschnell hinter dem Mann war, mit einer Hand auf dessen Schulter. Bei Thomas war das schon immer eine bedrohliche Geste gewesen.
„Du hast bekommen, was du wolltest. Wir werden dieses Thema nicht vertiefen. Nun wirst du uns sagen, was du weißt. Es gibt schlimmere Dinge als den Tod, die ich dir antun könnte.", flüsterte Thomas sanft und Harry war sich sicher, dass er der Einzige in Hörweite war. Das war vermutlich auch gut.
Mit Thomas' bedrohlicher Hand auf der Schulter lachte der Mann nur. Ein weiteres lautloses Lachen was, wie Harry nun fand, absolut freudlos war.
Der Mann spielt ebenfalls ein doppeltes Spiel. Außerdem hat er einen Fehler begangen, indem er sowohl Thomas Menschlichkeit unterschätzt und seine Zurückhaltung überschätzt hatte., sprach die Stimme.
„Sie wissen, dass er es ernst meint.", verdeutlichte Harry dann, „Also sagen Sie uns bitte, was sie wissen."
Der Mann warf einen kritischen Blick auf Harry, ehe er sprach, „Nathan Cutler ist der Mann, den ihr sprechen wollt. Aus Großbritannien hierhin geflüchtet und lebt nun unter den Neopaganisten. Nicht unbedingt ein freundlicher Geselle, aber er ist wohl der, der euch am Meisten Informationen geben wird."
Harry spinkste zu Thomas, doch der hielt sich mit seinem Spott nun zurück. Es hatte ihn hart getroffen.
„Aber ihr dürft mit den Mitgliedern garnicht sprechen. Der einzige, mit dem ihr sprechen dürft ist der gewählte Kontakt. Fragt mich nicht, was das für eine idiotische Regel ist, aber da habt ihr sie. Wie ihr an dem Kontakt vorbeikommen wollt, weiß ich nicht.", sprach Konstantin dann mürrisch.
„Wo ist das Dorf von denen?", sprach Hermine dann. Harry glaubte, dass sie das Dorf vermutlich ausfindig machen konnte, aber Konstantin wusste das nicht und er würde es merkwürdig finden, wenn sie nicht nach dem Ort fragten.
„Nicht weit von hier. In der Nähe eines Sees. Ozero Dolysskre.", erwiderte der Mann.
Harry nickte, „Vielen Dank.", und stand auf.
„Ach und Thomas.", sagte Konstantin dann ruhig, „Ich weiß, es juckt dir in den Fingern die Untersuchungen und Akten von damals zu wälzen, aber du wirst dort nicht mehr finden, als du sowieso schon weißt."
„Wenn du das sagst, glaube ich dir natürlich.", erwiderte Thomas tonlos und explodierte förmlich in schwarze Rauchschwaden. Die Kraft des Sprunges warf den Mann von seinem Stuhl und Harry etwas nach hinten, wo er von Luna aufgefangen wurde. Ein Zischen und etwas wie ein entfernter Donner ertönten und einen Moment später war es wieder vorbei.
Der Mann hatte sich den Kopf angeschlagen und blutete ein wenig, doch er grinste und lachte wieder.
Harry ging hinüber und half dem Mann auf. Dann verließ er mit den anderen so schnell er höflich konnte die kleine Hütte.
Die kalte Luft war stechend aber dennoch irgendwie einladend für Harry, nachdem sich seine Nase an die Gerüche der Hütte gewöhnt hatte.
„Wie machen wir das denn? Wenn wir nicht mit dem Typen reden können, meine ich.", fragte Harry dann.
Hermine nickte, „Feststehende Regeln werden sie wahrscheinlich nicht brechen. Sollten wir uns einschleichen?"
„Das ist keine gute Idee, wir wollen sie uns nicht so offensichtlich zum Feind machen.", sprach Luna, „Aber ich sehe auch keine Alternative."
„Wir können den Kontakt ja ablenken.", gab Ron zu bedenken, „Wir wollen mit ihm alleine sprechen und dann, wenn er sich mit uns unterhalten möchte, bleibt jemand zurück und macht Nathan ausfindig."
„Einen Versuch ist es auf alle Fälle wert. Ich werde dann mit dem Kontakt sprechen. Es ist besser, wenn ihr mit dem anderen sprecht.", wies Harry an, „Und lass uns hoffen, dass sie uns schnell weiterhelfen. Ich habe genug von den lebensgefährlichen Zeitverschwendungen."
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Das kleine Dorf war ein seltsamer Anblick. Die Muggel hatten viel stärker als die Zauberer den Begriff Neuheidentum geprägt. Luna lief an einigen Holzhütten vorbei, in denen Leute hausten, die dem Leben der modernen Nichtmagier entsagt hatten und nun hier lebten. Das Traurige war nur, dass es keine Basis für die Riten und Bräuche dieser Menschen mehr gab. Alles war zerstört worden und die Dinge, die noch verborgen waren, sollten vermutlich auch verborgen bleiben.
Luna war hin und hergerissen. Auf der einen Seite schienen diese Leute eine sehr starke und bewundernswerte Bindung zur Natur zu haben, aber auf der anderen Seite hörte sie schon fast die Stimme von Hermine in ihrem Kopf, die ihr sagt, dass es beweislos und inhaltslos war. Luna wollte den Menschen eigentlich nicht das absprechen, was sie glücklich macht, immerhin verletzten sie keinen.
Das Gleiche konnte man wohl nicht von dem magischen Pendant dieser Menschen sagen. Wenn sie Konstantin Glauben schenken konnten, dann waren diese Menschen dafür verantwortlich, dass Voldemort schneller an sein Ziel herankommen konnte. Doch wie viel sie ihm wirklich geholfen hatten, wussten sie natürlich noch nicht.
Harry ging voran. Thomas war wieder weg und daher schritten Hermine und Ron nun langsam hinter Harry hinterher. Ron musste noch in seine Anführerrolle hineinwachsen, denn gerade schien es ein wenig so, als würde Harry ihn als Berater verwenden. Obwohl es wahr war, dass Harry das Handwerk eines Unsäglichen beherrschte, musste Ron sich diese Fähigkeiten ebenfalls aneignen. Er war immerhin der Auserwählte, auf der anderen Seite der Zeit – nach dem Fall von Voldemort – die Führung zu übernehmen.
Es klaffte noch eine große Lücke, nachdem Albus Dumbledore gestorben war. Doch Luna machte es nicht traurig. Der alte Schulleiter war nun an einem Ort, den er sicherlich zu schätzen wusste und ein neues Abenteuer beginnen konnte – egal, in welcher Form er in das Jenseits eingetreten war.
Einmal hatte Luna versucht, Harry klar zu machen, was sie fühlte und dass die Stimmen auf der anderen Seite nicht weg waren. Doch es war schwer zu begreifen und noch schwerer zu erklären. Man konnte es sich nicht vorstellen, bis man damit in Berührung gekommen war. Selbst dann war es noch immer zu viel für einen menschlichen Kopf.
Hermine löste sich von Ron, verlangsamte ihre Schritte und lief neben ihr. Es verging ein Moment in Stille, ehe Hermine sie brach, „Ist alles in Ordnung bei dir? Wenn du eine Pause brauchst, wäre das sicher kein Problem."
Luna schüttelte den Kopf, „Nein, aber vielen Dank. Ich brauche keine Pause. Ich bin mit euch sowieso viel glücklicher."
Hermine lächelte, „Das freut mich dann aber zu hören. Nur… Ich weiß ich war nicht immer so nett zu dir, aber wenn etwas ist, dann wäre ich auch da. Gott weiß, dass Irrwichte so schon keine angenehmen Kreaturen sind. Ich kann mir nicht vorstellen wie es ist, auch noch einem besonders Starken zu begegnen."
„Glaubst du?", unterbrach sie Luna nun, „An Gott, meine ich?"
Andere Menschen hätten das vielleicht nicht gefragt. Vielleicht sollte sich Luna so etwas abgewöhnen.
Hermine zögerte, ehe sie antwortete, „Ich weiß nicht. Ich meine… Macht es einen Unterschied? Wir haben gewissermaßen Beweise, dass… Naja, wir wissen, dass Seelen existieren und dass der Tod nicht das Ende ist. Ob es einen Gott gibt oder nicht, kann mir da ja irgendwie egal sein, oder?"
Luna nickte verstehend. Es war eine etwas vereinfachende Sicht auf Religion von Hermine, aber Luna musste in einem gewissen Sinne zustimmen.
„Es ist nicht so als hätte ich es verdrängt.", antwortete Luna schließlich auf Hermines erste Frage, „Es ist nur so… Jetzt, wo ich meine Kindheit noch einmal sehen musste, wird mir klar… Es war nicht sehr schön, aufzuwachsen. Zu sehen, wie mein Vater sich im Elend vergräbt und mich komplett ignoriert und dann erst wieder heraus kommt, wenn es schon fast Zeit für Hogwarts war. Deswegen war Ginny auch immer meine beste Freundin und… Es war einfach nicht schön, sich um meinen Vater kümmern zu müssen. Aber das soll uns gerade nicht ablenken. Wir haben wichtigeres zu tun."
Hermine stoppte sie und Luna sah in die besorgten und entschlossenen Augen der anderen Frau.
„Ich kann nicht verstehen, was du durchmachst, aber wenn du uns brauchst, dann werden wir alles stehen und liegen lassen und dir helfen, verstanden?"
Luna war gerührt und brachte nur ein leises, „Danke" heraus. Es war schön, Freunde zu haben.
Als sie weitergingen fragte Hermine dann noch, „Und mit Harry? Ist alles in Ordnung?"
Luna wandte sich erstaunt um, „Ron hat das auch schon gefragt. Ist das nicht etwas unfair Harry gegenüber?"
Hermine zögerte wieder. „Ich weiß nicht, ich denke nur…"
Luna unterbrach sie, „Du vertraust Thomas nicht und bist deswegen auch bei Harry manchmal unsicher, weil er von Thomas ausgebildet wurde?"
Hermine nickte, „Ja, genau. Ich… Ich weiß es ist nicht sehr fair von uns, aber es ist schon komisch."
„Oder ist es, weil Harry jetzt ein Schatten ist?", hakte Luna nach.
„Nein, auf keinen Fall! Es ist nur so, dass es manchmal kleinere Dinge sind, die uns auffallen. Herangehensweisen von Harry oder wenn er über sein Training oder über seine Arbeit als Unsäglicher spricht. Es klingt nur manchmal… bedrohlich."
Diesmal hielt Luna Hermine an, „Harry ist ein guter Mensch. Ihr wisst, dass er ein guter Mensch ist. Du musst dir wirklich keine Sorgen machen. Außerdem würde das doch auch dazu zählen. Wenn ihr das Gefühl habt, dass Harry mit etwas Dunklem oder Bedrohlichem in sich zu kämpfen hat, dann redet ihr doch besser mit ihm darüber."
Hermine grinste, „Du hast mir meine eigenen Worte schnell an den Kopf geworfen. Aber du hast Recht und es tut mir leid."
„Dankeschön. Wollen wir?", fragte Luna und sie schlossen wieder zu den anderen auf.
Sie waren versteckt unter den Versteckten. So hatte es Konstantin beschrieben. Harry war schon voran gegangen. Er ging sehr zielstrebig in dem Dorf auf ein bestimmtes Häuschen zu, als würde er sich in dem Dorf auskennen.
Luna hoffte, dass Harry niemanden würde wehtun müssen. Es war ein Fakt, der ihr ein wenig zu schaffen machte, doch sie wusste auch, dass er für so etwas auserwählt wurde. Spätestens bei Tom Riddle selbst hatten Gespräche keinen Sinn mehr.
Ein älterer Mann schlug Holz vor einer Hütte, die es in dem Muggeldorf nicht mehr gab. Sie war nicht sichtbar. Wieso die Magier hier so nah und dennoch so versteckt waren, wusste Luna nicht. Immerhin taten sie nichts offensichtlich Magisches. Der Mann arbeitet mit einer herkömmlichen Spaltaxt und trug Tierfelle.
Die Anwesenheit von ihnen wurde natürlich von allen bemerkt, doch niemand wollte so richtig mit Außenstehenden reden. Dieser Mann würde diesen Luxus nicht haben.
Ein vermutlich germanischen Stämmen nachempfundener, magischer Langstab stand neben dem Eingang und selbst der würde für die Muggel keine Bedeutung haben. Luna war sie sich nicht sicher, ob ein vergleichbarer Zauberstab nicht besser gewesen wäre. Auch die Zauberer wussten nicht mehr so viel aus den alten Zeiten und magische Artefakte nachzuempfinden konnte gefährlich sein. Lunas Vater konnte ein Lied davon singen.
Ein Paganus war ja kein nettes Wort an sich, doch Luna musste sich eingestehen, dass diese Leute das Ideal eines Landeis verkörperten.
„Konstantin Seidel hat uns zu Ihnen geführt.", sprach Harry statt einer Begrüßung, „Ich finde das sollten sie wissen."
Der Mann hielt für einen sehr kurzen Moment inne, fing dann aber wieder an, Holz zu schlagen. Harry war ebenfalls ruhig und für einen Moment regte sich keiner von ihnen. Vielleicht war es aber auch etwas unfair, wenn sich vier gegen einen tummelten.
„Tretet näher. Sonst werdet ihr gesehen, wie ihr mit der Luft redet und man möchte sich fragen, ob ihr zu viele Gase eingeatmet hattet.", sprach der Mann dann grantig. Im Einklang mit sich war er vielleicht ja nicht.
„Mein Name ist…", setzte Harry an, doch der Mann unterbrach ihn mit „Harry Potter."
Dann seufzte der Mann, „Fast dreißig Jahre habe ich nichts aus der Welt außerhalb dieses Dorfes gehört, wenn man den einen oder anderen Pilger mal nicht mitzählt. Doch es wurde die Angst ausgedrückt, du würdest Verderben über unser Dorf bringen. Da musste ich herausfinden, wer du bist. Doch nun, wo du hier bist, muss ich mir die Frage stellen, was du bist."
Harry präsentierte seine Handflächen in einer abwehrenden Geste, „Wenn wir uns kurz unterhalten könnten, klären sich sicherlich alle Fragen auf."
Für einen Moment hielt der Mann inne. Dann sah er zwischen ihnen hin und her, bis er schließlich mit einem schmutzigen Finger auf Ron zeigte, „Nur mit ihm. Mit niemanden sonst."
Das war nicht ganz das, was geplant war, aber Luna fand es nicht unbedingt schlimm. Harry und Ron sahen sich unsicher an, bis schließlich Ron nickte und mit dem Mann in sein Haus trat.
Etwas unsicher wandte sich Harry zu ihnen um und zuckte mit den Schulter, „Nicht das, was ich erwartet habe, aber es wäre ja komisch, wenn bei uns immer alles klappt."
„Wäre aber nett.", kommentierte Hermine trocken, „Lass uns Cutler suchen."
Luna streckte ihre Hand nach Harry aus und er nahm dankend an. Luna war sich nicht sicher, wie Harry das sah, aber sie hatte das Gefühl, dass sie es beide brauchten. Luna versuchte zu vermeiden, an ihre Kindheit zu denken. Es würde sie nur traurig machen.
Harry benötigte etwas Menschlichkeit in seinem Leben, vor allem, wenn er in die Gefahr lief, diese zu verlieren.
Sie wanderten weiter durch das kleine Dorf von Hütten und Ställen, bedacht darauf, sich nichts anmerken zu lassen während sie versuchten, die magischen Häuser auszuspähen.
Sie glaubte den Magiern nicht so ganz, dass sie ihre Existenz so geheim hielten. Magier verhielten sich anders und lebten auch anders. Das Haus des Mannes würde noch sehr lange stehen, würde immer wärmer sein. Man konnte unmöglich so tun, als wäre man kein Magier.
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„Setz dich hin.", forderte der Mann barsch von Ron. Ron hatte nicht direkt das Gefühl, dass der Mann unfreundlich war. Er schien vielmehr das zu tun, was man von ihm erwartete – und in diesem Fall war es, unhöflich zu Fremden zu sein. Vielleicht hatte er auch ein verstecktes Motiv, oder versteckte Ängste.
Ron seufzte. Genau aus diesem Grund sollte Harry das hier eigentlich machen. Ron wusste noch nicht, was in den Leuten vorging. Doch, wenn er ehrlich war, war Ron vielleicht ein bisschen geschickter.
„Wir möchten auch nichts als Informationen. Wir haben überhaupt kein Interesse daran, euch zu stören oder euren Lebensraum zu bedrohen.", versicherte Ron ungefragt. Es schadete sicher nicht, das zu verdeutlichen.
„Und das soll ich euch glauben?", fragte der Mann barsch.
„Ihr glaubt deutlich unfreundlicheren Magiern genau dasselbe.", warf Ron zurück. Immerhin war er sich relativ sicher, dass diese Leute bereits den Schaden angerichtet hatten.
Für einen Moment herrschte Stille. Der Mann ließ sich auf den alten Holzstuhl mit Stoffbezug sinken. Der Holzboden knarrte ein wenig, obwohl er aus dicken Dielen bestand. Das Feuer knisterte und durch Magie war die ganze wackelige Konstruktion standhaft und warm.
Ron seufzte, als die Stille sich etwas zu lange zog, „Ich weiß, was euer Standpunkt ist. Ihr wollt, dass euer Lebensstil erhalten bleibt und ihr wollt auch mehr über die Vergangenheit dieser Riten herausfinden. Ich kann das verstehen. Vieles ist verloren gegangen. Aber es macht absolut keinen Sinn, wenn ihr uns gegenüber feindselig seid, aber bereitwillig Informationen an viel ominösere Gestalten weitergebt. Informationen hin oder her, ihr könnt nicht erwarten, dass Tom Riddle euch etwas zurückgibt."
Der Mann schnaufte abfällig, „Ich lebe hier seit vielen Jahren. Es ist nicht immer ein leichtes Leben. Viele Dinge, die um uns herum passieren, verstehen wir nicht und wir werden häufig von Dingen überrascht. Die Welt verändert sich und wir nicht mit ihr."
Ron grinste, „Das geht uns in Großbritannien aber genauso. Der Unterschied zwischen der Muggelwelt und der Welt der Zauberer ist endlos."
Der Mann schüttelte den Kopf, „Magie ist keine Sache, die sich mit Fortschritt wettmachen lässt. Es ist Magie. Fantastik. Es sind arkane Abkürzungen, für die eine Gemeinschaft ohne Magie Jahre benötigt. Hier wissen sehr genau ausgewählte Menschen von der Magie und wir leben zusammen in Frieden. Es ist ein langer Prozess und langsam bilden wir ein gemeinsames Leben. Magier und Nichtmagier. Es ging früher auch und irgendwann ist etwas geschehen, was die ganze Geschichte herumgedreht hat. Doch statt uns zu verstecken sollten wir lieber herausfinden, was dieses Ereignis war."
Ron glaubte, dass das irgendwie zu einfach gedacht war, aber vielleicht erklärte der Mann es auch nur wie einem Laien. Ron war ein Laie in fast Allem. Außerdem vermied er das eigentliche Thema. Konstantin hatte ihnen gesagt, dass diese Menschen Voldemort womöglich geholfen haben. In jedem Fall war Voldemort hier gewesen.
Ron war vielleicht zu langsam für sowas, aber es war ja wohl eine Sache, die er lernen musste. Dumbledore hatte es hinbekommen, obwohl Ron zweifelte, dass Dumbledore so wie er gewesen war, bevor er seine Gabe erhalten hatte.
„Fangen wir doch mal anders an. Wieso glaubt ihr, Voldemort. Lord Voldemort. Der Typ, der aus seinem Namen ein Anagramm gemacht hat, könnte euch in irgendeiner Form weiterhelfen? Ihr seid euch ja so sicher, dass ihr aktiv versucht, uns hinzuhalten."
Der Mann sah Ron ungerührt an, „Wir suchen nach der Kette von Ereignissen, die dazu geführt hat, dass wir uns in der heutigen Zeit so verstecken. Es gibt Orte und Wissen, dass außerhalb unserer Reichweite ist. Wir wissen nicht, ob Tom Riddle es schaffen kann, diese Orte aufzudecken, aber von uns kann es auf keinen Fall jemand. Wir wählen aus einem sehr sehr kleinen Kreis von Menschen. Es ist keine schöne Wahl, aber wir treffen sie dennoch. Die Person muss willens sein, Dinge aufzudecken und darf nicht davor zurückschrecken, in gefährliche Gebiete vorzudringen."
Ron seufzte, „Okay vor Dingen zurückschrecken tut Voldemort wohl nicht. Aber was hält ihn davon ab einfach alles zu zerstören, was euch helfen könnte?"
„Wieso sollte er das tun? Sein Ziel ist es, zu überleben, und die Zerstörung alter magischer Orte herbeizuführen ist nicht in seinem Interesse und wäre auch zu gefährlich."
„Jagut aber selbst wenn er es nicht zerstört, was soll es denn bringen, wenn er es weiß?"
Der Mann stand wieder auf und schritt langsam durch die Hütte. Ron nahm das als Einladung, auch wieder aufstehen zu dürfen.
„Der Mann, der Tom Riddle ist, wird genug Spuren hinterlassen, damit wir folgen können. Wir haben bisher nichts erreicht, das heißt aber nicht, dass wir unfähig sind."
„Aber ist Spuren hinterlassen nicht auch irgendwie zerstören?", fragte Ron dann erschöpft. Diese Leute.
„Wir erwarten nicht, dass ihr es versteht. Aber wir können euch auch nicht erlauben, ihn aufzuhalten.", antwortete der Mann.
Ron fuhr sich mit den Händen durch die Haare, „Euch ist bewusst, dass es ein paar versteckte Welten gibt, die sehr wohl versteckt bleiben wollen? Weil dort Wesen leben, die sich vor Entdeckung fürchten und vor der Zerstörung, die diese Entdeckung mit sich bringt?"
Der Mann antwortete darauf nichts.
Ron wusste, dass versteckte Welten mit genug Kraft wohl diesen Leuten standhalten konnten. Doch Voldemort selbst? Daran zweifelte Ron, aber der Schaden war auch schon angerichtet. Die Aufgabe von Ron war es ja wohl, Voldemort von seinem Vorhaben abzuhalten. Was auch immer er wollte, so ganz klar war es Ron noch nicht.
„Wenn wir euch versprechen, euch zu den Orten zu führen, nach denen ihr sucht, verratet ihr uns dann, worauf ihr Voldemort gestoßen habt? Und bevor ihr sagt, dass wir das sowieso nicht können: Wenn ihr das glaubt, dann glaubt ihr sicher auch nicht, dass wir Voldemort aufhalten können, und es uns zu erzählen macht überhaupt keinen Unterschied! Ihr…"
Moment. Vielleicht war es ja eine emotionale Reaktion und keine… Was auch immer der Mann vorgab gegen sie zu haben. Viele befanden sich auf Voldemorts Seite nicht aus dem Wunsch für eine bessere Welt, sondern aus Angst. Und selbst die, die ursprünglich diesen Wunsch hatten, waren schnell entblendet.
„Ist etwas passiert?", fragte Ron nun.
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Als Harry die Leiche sah, ließ er die Tür zuschlagen bevor die anderen nachkommen konnten.
Von draußen erklangen automatisch Proteste, die Harry nur dumpf wahrnahm. Es war sehr dunkel in dem Haus und für einen Moment nahm Harry nur das leichte Knarzen des Seiles wahr.
Mit einer Handgeste entflammten die Fackeln und sie zischten kurz wütend aufgrund von Harry in dem Moment eher tollpatschiger Magie.
Das Blut war zwischen den Dielen durchgesickert und Harry konnte sehen, dass es nicht einmal lange her war, dass der Mann gestorben war.
Aber Harry war auch kein Ermittler und hatte bei so etwas keine Ahnung. Wenn er ein Ermittler wäre, dann würden ihm sicherlich sehr viele Dinge auffallen, die ihm gerade nicht durch den Kopf gingen. Irgendwie war es nicht weniger schlimm als das letzte Mal und Harry hatte das erstickende Gefühl, dass er auch beim letzten Mal hatte.
Er fluchte über sich selbst und darüber, dass er um Fassung ringen musste. Es war nur eine Leiche. Es war nur eine Leiche. Kingsleys Gesicht blitzte ihm nochmal durch den Geist und der geschockte und gebrochene Gesichtsausdruck auf Tonks, die sowieso schon mit sich zu Kämpfen hatte.
Er nahm einen tiefen Atemzug und zapfte die zweite Präsenz an. Weiße Magie durchströmte ihn und in seinem Kopf wurde das Gefühl verdrängt. Dafür taten sich andere Türen auf, Informationen und keine Details, die ihm vorher verborgen waren.
Das Blut war frisch. Es hatte noch keine sichtbare Reaktion auf die Außenluft gehabt und war wohl wenige Stunden alt. In der Menge dauerte es etwas, bis es sich verfärbte.
Nathan Cutler war an seinen Handgelenken in der Mitte des Raumes aufgehangen. Lippe und Zähne fehlten, die Haut am Kiefer war bis hinten zum Kiefergelenk aufgeschnitten. Kleidung schien nicht untypisch für dieses Dorf, allerdings gab es keine Spuren des Kampfes. Nur sein Oberteil war zerrissen und man hatte ihm in den Bauch gestochen.
Harry berührte sein Abzeichen. Es dauerte ein paar Momente, in denen er um den Leichnam herumging.
Eine Stimme meldete sich, die russisch sprach.
Harry schüttelte leicht den Kopf, obwohl das keiner sehen konnte, „Englisch, bitte. Hier ist Unsäglicher Harry Potter."
„In der Gruppe, die mit Thomas herübergekommen ist, oder?", fragte der Disponent.
„Äh, ja, genau. Wir wollten mit einem Zeugen sprechen, der vielleicht Informationen über den Aufenthalt von Voldemort gehabt hätte. Als ich in das Haus gegangen bin, war er aber schon tot."
„Eindeutig?", hakte der Mann nach.
Harry stockte, „Ähm ja, ich bin mir sehr sicher. Er hat viel Blut verloren. Mehr als eigentlich… Er wurde zudem erstochen und hängt schon ein paar Stunden hier. Er wurde an seinen Handgelenken aufgehangen und gefoltert. Ihm fehlen Lippen und Zähne und er wurde in den Bauch gestochen."
„Wissen Sie, wie man prüft, wie lange er da schon hängt?", hakte der Disponent nach.
„Ja, ich kann eben prüfen.", antwortete Harry und wirkte einen Zauber, den er von Emilia kannte. Vielleicht hatte sie den auch erfunden. Ein Leuchten umgab den Toten und die zweite Präsenz gab ihm die nötige Hilfe, eine Information zu lesen, für die er zu wenig Erfahrung hatte.
„Drei Stunden. Bisher hat ihn anscheinend niemand angefasst.", antwortete Harry, „Aber die Menschen im Dorf müssen davon wissen. Ich bin nur verwundert."
„Sehr gut, Unsäglicher Potter. Der Name war Nathan Cutler? Sind sie sich sicher, dass es diese Person ist?", fragte der Disponent dann.
Harry nickte, obwohl das schon wieder niemand würde sehen können, „Ja, wir sind uns sicher. Wir haben bestimmte… Gaben erhalten, die uns das verraten können."
Komisch, dass er das sagen konnte, aber Harry war in dem Moment dankbar.
„Okay, Unsäglicher Potter. Ich habe den Tod aufgenommen als Tod eines Zeugen. Dürfen Ermittler und Angestellte der Spurensicherung dort hin?", fragte der Disponent dann.
„Ähm wir sind in einer Siedlung von abgeschotteten Nichtmagiern und Magiern. Ich denke sie werden nicht willkommen sein, aber ich glaube nicht, dass es zu Problemen führen würde."
„Okay, die Kollegen sind unterwegs. Bleiben Sie in der Nähe aber verlassen Sie den unmittelbaren Ort. Ich nehme Ihr Abzeichen in das Register auf, dann weiß ich das nächste Mal, dass Sie es sind. Alles gut?"
„Ja, dankeschön, alles gut.", erwiderte Harry und der Disponent unterbrach die Verbindung.
Hermine und Luna standen noch immer draußen, wartend. Hermine wirkte etwas aufgebracht, aber Luna schien sie beruhigt zu haben. Harry nickte Luna dankbar zu.
„Was sollte das, Harry?", warf ihm Hermine vor, „Tu nicht so, als wärst du der Profi und wir nur irgendwelche Anhängsel. Wir haben zusammen gekämpft und es ist nicht so, als hätte ich im Leben noch nie einen Toten gesehen."
Harry atmete kurz durch und erwiderte, „Es tut mir leid. Ich habe mich nur daran erinnert, dass wir Kingsley gefunden haben und aus irgendeinem Grund fand ich das schlimmer als andere Male."
Hermine nickte, „Dachte ich mir schon. Auf deine Kurzschlussentscheidungen könnte ich aber verzichten."
Harry legte den Kopf schief, „Meine was?"
Hermine rollte nur mit den Augen.
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Sie waren wieder bei der Recherche. Zumindest waren das Luna und Hermine, während Harry und Ron eigentlich nur Strategien besprachen.
Das hieß eigentlich, dass sie Schach spielten. Harry fühlte sich aber nicht schlecht deswegen. Sie brauchten eine kleine Pause. Hermine fand vielleicht Entspannung in dem Wälzen von Büchern, aber Harry tat das nicht und auch von Ron schien die Anspannung langsam abzufallen.
Doch als sie Schach spielten, dauert es auch nicht lange, bis Ron die Frage stellte, die ihm schon die ganze Zeit auf der Zunge gebrannt haben musste, „Sag mal, Harry… Wie lange hast du eigentlich Zeit mit Thomas verbracht?"
Harry seufzte. Er wusste, dass dieses Gespräch kommen würde, aber er sah es eigentlich nicht als seine Aufgabe an, der Leumundszeuge von Thomas zu sein, „Mehrere Monate. Immer mal wieder, als ich in Hogwarts war. Seitdem Hogwarts gefallen war, auch wieder etwas Öfter. Hör mal, Ron, ich weiß, worauf du hinaus möchtest, aber ich weiß nicht, ob ich jetzt die beste Quelle dafür bin."
Ron nickte und war kurz still. Dann fing er wieder an, „Dumbledore hat mit mir geredet, weißt du."
Harry stockte kurz der Atem, doch Ron winkte ab, „Nein, nein, nicht an dem Tag. Vorher, auf der Weihnachtsfeier. Ich bin doch raus gegangen für frische Luft. Dumbledore war da. Wollte mir eine Geschichte erzählen. Ich glaube, er wollte nur abtasten, was ich für eine Empfindung habe bezüglich seiner Entscheidungen. Ich konnte ihm aber nicht helfen."
Harry musste grinsen, „Weil Albus vermutlich auch eine so vage Frage gestellt hatte, dass du überhaupt nicht antworten konntest."
Ron nickte und kniff seine Lippen zusammen, „Das ist ja der Punkt. Dumbledore hat sich in seiner Zeit total oft dagegen gestellt, was seine Gabe ihm gesagt hatte. Ich weiß, dass er nicht so… dass er sie nicht so gut wahrgenommen hatte, wie ich jetzt anscheinend, aber irgendwie fand ich es trotzdem komisch. Er hat Thomas gerettet, obwohl das definitiv keine gute Entscheidung damals war. Weder im Moment noch generell. Da frage ich mich doch, was seine Motivation war, und welche Zukunft er gesehen hatte."
Harry seufzte. Natürlich war Thomas ein bösartiges Wesen gewesen. Harry vertrat jedoch fest den Glauben, dass es nicht Thomas Schuld gewesen war, auch wenn Thomas selbst anderer Meinung war. Schließlich antwortete er, „Dumbledore hatte auch einen direkten Widersacher. Grindelwald ist nicht unbedingt ein einfacher Gegner gewesen. Er konnte vielleicht nicht sehen, was Albus machte, aber er hat definitiv gewusst, wie sich der Orden als Ganzes bewegt hat. Die Unsicherheit um Albus herum war kein so großer Faktor. Man muss dann auch mal gegen das gehen, was man als Gut und Richtig empfindet, wenn das auf lange Sicht heißt, dass man gewinnt. Grindelwald hat wahrscheinlich nicht damit gerechnet, dass Albus seinen Sohn am Leben lässt."
Ron nahm ihm noch einen Bauern weg. Harry hatte garnicht gewusst, dass der in Gefahr war. Den Läufer hatte er erst jetzt gesehen. Dann musste er jetzt auch noch seine Dame aus dem Weg bringen.
Ron fragte weiter, „Ich weiß ja auch, dass Emilia zum Beispiel sehr viel von Thomas hält. Es ist nur schwer, weißt du? Ich bin einfach nicht ein Mensch, der denkt, dass der Zweck die Mittel heiligt. Ich finde nicht, dass das Ziel so wichtig ist, dass es den Weg dahin in den Schatten stellt. Turm auf G5."
Harry seufzte. Er hatte keine Philosophische Debatte erwartet, wo er gerade seine Dame dann doch verloren hatte, „Das Ziel, Ron, ist es, Voldemort zu besiegen und Millionen Menschen aus seiner Gewalt zu befreien. Ich weiß nicht, welche Mittel du dafür als zu schlecht empfindest. Thomas hat sich nichts zu Schulden kommen lassen. Seine Vergangenheit ist gerade egal. Wenn du dieses Gespräch gerne führen möchtest, können wir uns unter zwei ganz bestimmten Umständen darüber unterhalten. Voldemort ist besiegt und Thomas versucht, mehr Einfluss zu gewinnen."
Ron grinste, „Den Einfluss hat er doch schon. Er befehligt Eingreifzauberer und auch Ermittler."
„Ja, aber… Ron weißt du ich glaube ich bin da nicht so der Richtige dafür. Ich bin doch auch nur dafür da, auf dich zu hören und auf Leute draufzuhauen.", murmelte Harry.
„Hast du nochmal mit Aberforth geredet?", fragte Ron dann.
Harry runzelte die Stirn, „Was… Nein, habe ich nicht, wieso?"
Ron setzte ihn Schachmatt und sah dann auf, „Wenn du lange genug denkst, dass du nur zum Töten da bist, wird es nachher sehr schwer für dich sein, etwas anderes zu tun. Aber ich denke, dass etwas anderes tun für dich auf lange Sicht wahrscheinlich gut wäre. Wann sind deine Prüfungen?"
Harry fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, „In einem Monat. Etwa."
„Wie viel hast du bisher dafür gelernt?"
Harry stockte und antwortete dann langsam, „Ich… Also ich war fünf Jahre in Hogwarts und da…"
„Sehr witzig. Ich lasse dich kurz alleine und du wirst irgendwas lesen was mit der Schule zutun hat.", sprach Ron nun resolut und stand auf, „Sag Thomas wir sind im Archiv wenn er uns sucht."
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Thomas war länger nicht mehr hier gewesen. Nicht unbedingt länger für ihn, aber ein normaler Mensch würde wohl behaupten, dass es schon einige Zeit her war.
Wenn man nicht die Mittel hatte, die richtige Frage an sich selbst zu stellen, dann stellte man Fragen an andere Dinge. In diesem Fall waren es Orte aus Thomas Vergangenheit, bei denen er wusste, dass er nichts Neues erfahren würde. Vielleicht war er ja nur an diesem Ort, weil er sich hier zwingen konnte, über Dinge nachzudenken, die er sonst beiseite schob.
Der plötzliche Strom an Magie, der sich in der Umgebung ausbreitete, erschrak Thomas so sehr, dass er einen Fluch in die ungefähre Richtung sandte.
Emilia parierte den Fluch zur Seite und richtete ihre Uniform – mehr als Geste als aus Notwendigkeit.
Thomas starrte sie an und in seinem Kopf liefen die Gedanken nur sehr langsam an. Er war überrascht. Er war seit vielen Jahren nicht überrascht gewesen. Ironischerweise war seine letzte Überraschung ebenfalls die Schuld von der Frau, die nun vor ihm stand.
„Wie bist du hierher gekommen?", fragte er dann.
Emilia grinste, „Ich habe dich erschreckt. Das ist etwas sehr Neues."
Thomas rollte mit den Augen, „Etwas neues für dich vielleicht. An das erste Mal kannst du dich nur nicht erinnern."
„Notiert. Also, was machst du hier?", fragte Emilia dann.
Thomas seufzte und antwortete nicht. Es war nicht direkt schwierig, aber es kostete ihm eine erstaunliche Menge an Energie.
„Ich dachte, wir hätten dadurch gearbeitet. Die Vergangenheit begraben.", hakte Emilia nach.
Thomas schüttelte den Kopf, „Sie ist noch am Leben."
Emilia machte große Augen. Thomas konnte es ihr nicht verübeln. Ihm ging es ja genauso.
„Oh.", sprach sie schließlich, „Das… Das ist definitiv neu. Konstantin?"
Thomas nickte. Er wusste, dass Emilia sich viele Details sehr genau eingeprägt hatte, um immer auf der Hut sein zu können, wenn er neue Informationen preis gab. Das zwang ihn wiederrum dazu, sich tatsächlich zu merken, was er ihr noch nicht verraten hatte. Eine Arbeit, der er jedoch sehr selten nachgehen musste, da er ihr mittlerweile alles erzählt hatte.
Doch Ehrlichkeit war natürlich keine Ein-Mal-Sache. Er erfuhr immer wieder neue Dinge und wenn er glaubte, es war wichtig für sie zu wissen, dann erzählte er es ihr. Nicht nur seine Erfahrungen, sondern auch, wenn er neue Gedanken zu etwas hatte. Oder Realisationen. Jetzt gerade… In dem Moment wollte er, dass sie ihm einfach sagte, was er zu fühlen hatte.
„Das ist problematisch, aber vielleicht etwas Gutes.", sagte sie schließlich. Thomas seufzte.
Emilia trat näher und legte ihre Hand auf seine Schulter. „Ich werde dir nicht vorschreiben, wie du damit umzugehen hast, aber ich finde doch, dass es generell etwas Gutes ist. Sie hat ja offensichtlich nicht das Bedürftnis, rechtlich gegen dich vorzugehen und sie hätte dich sicherlich auch irgendwie anschwärzen können. Sie hat es nicht. Vielleicht weiß sie auch, dass jeder solcher Versuch, ohne auch den Kontext dazu zu geben, eine Art Betrug wäre. Du weißt eigentlich überhaupt nicht, was sie für eine Person ist. Es ist viel Zeit vergangen."
„Für einen Menschen, der altert, sehr viel Zeit. Für mich kommt es nicht so lange vor.", sprach Thomas dann.
Da war es wieder. Sie hatten natürlich Bücher gewälzt. Menschen, die nicht alterten. Wie war es für Vampire? Klassisches Beispiel eines solchen Lebenslaufes. Doch psychische Probleme von Wesen, die unsterblich waren, waren nicht sonderlich gut dokumentiert. Immerhin hatten sie Jahrhunderte, sich dadurch zu kämpfen.
Wie es Thomas mit seinem Segen ging, war sicherlich eines der Punkte, über die er mit Emilia schon oft geredet hatte. Doch es war nun hinfällig, seitdem Emilia ihn von seinem Bruder getrennt hatte. Für Thomas war es eine Befreiung. Das gehörte zu den Dingen, die er Emilia noch nicht verraten hatte.
Schließlich sagte er noch, „Ich werde mit ihr reden müssen. Der Grund, wieso wir nicht wieder darüber geredet haben, war das Wissen, dass sie tot ist. Alle unsere hypothetischen Fragen, die wir ihr gestellt hatten, sind nun tatsächliche Fragen geworden."
Emilia schüttelte den Kopf, „Sind sie nicht. Was wir zusammen erreicht haben, ist nicht weniger wichtig. Doch du kannst neue Fragen formulieren, die du ihr nun wirklich stellen kannst."
Sie zwang ihn, sich zu ihr zu drehen, „Außerdem ändert es nicht, was du erreicht hast und auch nicht, was du noch erreichen möchtest."
Thomas nickte. Doch er musste den Blick von ihr abwenden, als er sagte, „Es ist mehr so eine… Angelegenheit des Seelenfriedens."
„Du kannst mit deiner Seele dann ja mal auf Tuchfühlung gehen. Immerhin wart ihr lange genug getrennt.", kommentierte Emilia dann.
Thomas sah sie an, „Wie bist du eigentlich hierher gekommen?"
Ohne mit der Wimper zu zucken verschwand Emilia. Kein Zischen, kein Geräusch war zu hören. Das plötzliche Verschwinden ihrer Umrisse desorientiert Thomas ein wenig. Fünf Meter neben ihm war sie auch schon wieder aufgetaucht.
Dasselbe wiederholte sie einmal und stand wieder vor ihm. „Weißt du, wenn ein Wesen nur von einem einzelnen Wunsch geleitet wird, dass das ganze Bewusstsein ausfüllt, dann findet es Mittel und Wege, sich zu helfen. Dein Abbild hat nicht nur Menschen getötet, sondern auch herausgefunden, wie es sich unbemerkt bewegen kann."
„Noch einmal.", sprach Thomas dann und Emilia machte es nochmal vor. Diesmal sah er wirklich hin und begriff, was geschah, „Das Abbild muss keine Sorge haben, seinen Körper zu verlieren, weil es kein echter Körper ist. Du wiederrum solltest das wahrscheinlich nicht so oft machen."
Emilia grinste, „Ich bin nicht fragil. Ich habe wahrscheinlich von allen die Beste Kontrolle über meine Magie. Die Schmerzen, oder die unterschwellige Gefahr, die du oder Harry immer beschreiben, kenne ich überhaupt nicht."
Thomas nickte, „Es wäre auch sehr zehrend gewesen, wenn ich mich nach dem Fall der Schutzzauber auch noch hätte Sorgen um dich machen müssen."
Emilia legte den Kopf schief, „Aber es gibt auch Nester auf anderen Kontinenten, wo die Schutzzauber nicht so stark sind. Wie läuft das?"
Thomas machte eine abwehrende Geste und antwortete, „Sie sterben häufiger. Was habt ihr noch herausgefunden."
Emilia zögerte, „Das Abbild… Es hat gemerkt, dass es Schattenmagie in sich aufnehmen kann."
Thomas sah auf, „Also will es zu Voldemort?"
Emilia nickte. „Es ist vielleicht schon da. Wir wissen nicht genau, da wir seine Spur verloren haben. Wir glauben, dass es einfach versucht, grob nach Voldemort zu suchen. Aber wenn wir Glück haben, findet es dich zuerst."
„Unwahrscheinlich, aber danke. Ich nehme an, dass es genug bei Verstand ist, dass es mich meiden wird. Stark magische Dinge haben immer ihren eigenen Kopf."
„Wie weit sind denn die Kinder?", fragte Emilia nun und bei der Formulierung hob Thomas die Augenbrauen.
Sie seufzte, „Wenn du jetzt das sagst, was ich denke was du sagen wirst, spar dir deinen Kommentar. Jetzt sag schon."
„Sie sollten bald soweit sein. Ich kann aber nicht vorhersagen, wie genau die Lösung aussehen wird. So wie ich denke, suchen wir einen tatsächlichen versteckten magischen Ort und müssen nur entweder die Verbindung zu ihm suchen oder den Punkt, von dem man ihn erreichen kann."
„Ich könnte vielleicht auch helfen.", erwiderte Emilia, „Immerhin ist unsere Aufgabe irgendwie mit deiner Aufgabe verschmolzen. Es sei denn, du möchtest mich nicht da haben, weil du irgendetwas Komisches geplant hast, bei dem du Voldemort ablenkst und stirbst."
Thomas blickte zu ihr, „Du scherzt, aber ich wäre von uns wahrscheinlich der beste Kandidat dafür."
„Jetzt werd nicht suizidal nur weil du sterben kannst."
Der Ton von apparieren unterbrach ihr Gespräch. Alexander erschien und sah etwas genervt aus.
„Alex!", grüßte Emilia, „Auch mal hier?"
Er schnaubte, „Weißt du ich musste zurück nach Frankreich, in die Zentrale, mir einen Portschlüssel nach Sankt Petersburg holen und von dortaus hierhin apparieren und ich war immernoch schneller, als wenn ich versucht hätte mit einer Irren mitzuhalten."
„Ich hoffe du hast daran gedacht dich anzumelden, sonst sind ein wenig zu viele Leute hier ohne Zustimmung des Direktors der Sankt Petersburger Zentrale.", kommentierte Thomas.
Alexander machte eine abfällige Handgeste, „Nicht mein Chef. Was ich eigentlich von euch wollte ist was zur Hölle hier los ist. Außerdem hat Harry die nächste Leiche gefunden."
„Das Abbild?", hakte Emilia nach, „Wie kann das sein?"
Alexander zuckte mit den Schulter, „Wurde wohl von Voldemort rausgeschickt. Das dürfte die einzige Erklärung sein."
Thomas ging in seinem Kopf die Möglichkeiten durch. Letztendlich musste er davon ausgehen, dass Voldemort glaubhaft dem Wesen hatte versichern können, dass er nahe genug an der Lösung sei. Das hieß, dass sie sich beeilen mussten.
„Emilia. Wir suchen nach einem Zugangspunkt zu dieser Insel. Tonks und Caroline durchsuchen den Wohnort, der zu der Leiche gehört. Alexander, du schnappst dir Jason und ihr versucht jetzt herauszufinden, wo Voldemort sich genau aufhält. Lasst euch nicht auf Einzelkämpfe ein.", befahl Thomas und zusammen mit Emilia verschwand er.
