Chania, Creta, 20. Mai 1941

Thomas hatte ihnen Zuflucht in einem alten Haus verschafft. Es war so chaotisch auf der Insel, mit den vielen Menschen, die dorthin flüchteten, dass Thomas die Gelegenheit ergriffen hatte. Bei der Flucht von dem Festland waren sie nicht aufgefallen.

Katarina war extrem gut und effizient darin geworden, ihnen Essen zu beschaffen. Nach ein paar anfänglichen Versuchen von Thomas musste er sich eingestehen, dass er die Muggelwelt nicht so gut navigieren konnte. Außerdem half Katarina ihre Magie, obwohl sie noch sehr jung war, durch das Kriegsgebiet zu navigieren.

Thomas hielt Ausschau auf dem Gebäude. Für ihn war es ein wenig einfacher als für sie, weil er ein feineres Gefühl für Auren hatte. Das hieß aber nicht, dass er alleine ihre Sicherheit übernehmen konnte, denn er war für manche Dinge einfach zu abgestumpft. Katarina war feinfühliger und warnte ihn, wenn etwas nicht stimmte.

Sie waren im Süden der Stadt und er schickte Katarina normalerweise ungern in die Mitte, um Menschenmengen zu vermeiden. Leider hatten sie nach ein paar Wochen keine Wahl mehr und mussten darauf zurückgreifen. Es war insgesamt nun sehr schwer für sie geworden und sie würden bald weiterziehen müssen. Thomas hatte nur langsam das Gefühl, dass sie keine Möglichkeiten mehr hatten.

Gegen acht Uhr wurde er langsam nervös. Er spähte durch die Straßenzüge, die er sehen konnte, und tastete nach ihrer Aura. Da war aber nichts. Als Sirenen ertönten, hörte es auf, eine normale Verspätung zu sein.

Um Thomas herum wurde es augenblicklich lauter – Sirenen erschraken jeden Menschen.

Er wandte sich um und spähte auf den Ozean hinaus, doch er sah nichts. Ein Luftangriff sollte sichtbar sein – und wenn er nicht sichtbar war, wieso lösten die Sirenen aus? Thomas war verunsichert, was das hieß aber er wollte, dass Katarina so schnell wie möglich wieder zurück war.

Glücklicherweise ertönte im unteren Teil des Gebäudes endlich das vereinbarte Klopfen. Thomas spürte zusätzlich ihre Aura, doch das Klopfen galt der Beruhigung.

Thomas hangelte sich vom Dach und ließ sich auf das Stockwerk darunter fallen. Sie hatten die Treppen weggelassen, da auch Katarina sehr gut im Klettern war. Es war vielleicht Sicherheitstheater, aber auch Thomas fühlte sich mit dieser Lösung ein wenig besser.

"Thomas?", rief Katarina von unten, "Ich habe Essen, aber ich bin an englischsprechenden Soldaten vorbei gelaufen die meinten, es gäbe einen Angriff!"

Thomas lugte über das teilweise zerstörte Geländer des oberen Stockwerkes.

"Ich habe nichts gesehen. Weißt du mehr?", hakte er nach.

Sie schüttelte den Kopf. Mit etwas Schwung warf sie die Tüte auf ihn und Thomas ließ sie sachte zu Boden schweben. Sie versuchten, Magie zu vermeiden, aber im Fall von Lebensmitteln war etwas Hilfe die Gefahr wert.

"Ich habe nur Angriff gehört. Du weißt, dass ich mich mit den Sprachen schwertue.", erwiderte sie niedergeschlagen.

"Alles gut.", sagte Thomas mit ein wenig Verunsicherung, "Weißt du, wo sie waren? Dann kann ich sie ganz kurz ausspähen."

Katarina sprang eine kleine Distanz nach oben, um an die Oberkante der Holztäfelung zu greifen. Sie zog sich hoch und ergriff seitlich die Kante des Stockwerkes, um sich nach oben zu ziehen.

"Auf der Straße die auf den Hügel führt, die mit der Kirche. Bitte mach schnell.", forderte sie dann, etwas außer Atem.

Thomas nickte und ließ sich in das Stockwerk darunter fallen. Würde er von hier aus springen, dann war er sich sicher, dass ihr Versteck auffiele. Immerhin ertönte noch immer die Sirenenwarnung.

Aus der Tür hinaus trat er auf die Nebenstraße, in der sie lebten. Die Straße hier war auch nicht asphaltiert. Thomas bewegte sich sachte über den staubigen Weg, ehe er in die nächstgrößere Straße einbog.

Viele Leute hier liefen in ihre Häuser und sprachen durcheinander. Thomas konnte kein griechisch und versuchte, die verschiedenen Stimmen auszublenden. Er musste Militär finden. Das Wichtigste in dem Moment war ja eigentlich, genug Informationen zu bekommen. Konnten sie bleiben?

In der Ferne waren Soldaten zu sehen. Thomas spürte weit und breit keine magischen Auren. Da die Männer in Eile waren, entschied sich Thomas, das Risiko einzugehen. Er sprang auf eines der Dächer in der Nähe.

Ein schnell gesprochener Zauber erlaubte Thomas, die Geräusche von den Männern deutlicher hören zu können. Das hieß im ersten Schritt allerdings nur, dass die Schritte durch Thomas Kopf dröhnten wie Trommelschläge neben seinem Ohr.

Bald gesellten sich Stimmen dazu. Thomas war erleichtert, als sie anfingen, Englisch zu sprechen.

"Weiß irgendjemand, um wie viele es sich handelt? Wieso haben sie nicht mit Flugzeugen angegriffen?", rief der eine im Lauf.

"Sie werden die Luftabwehr erwarten. Ich verstehe nur nicht, was die Gleiter sollen. Die Neuseeländer schießen die ab wie Tauben.", antwortete der andere.

"Haben sie auch... du weißt schon?", fragte der eine nun, "Ich habe nichts gehört was Unterstützung des Commonwealth mit solchen Leuten angeht."

Der andere schüttelte den Kopf, "Ich auch nichts. Ich denke wir werden davon ausgehen müssen, dass wir keine zur Verfügung haben. Werden alle auf dem Festland sein."

Thomas verfolgte die beiden nicht weiter. Der eine hatte die Frage so seltsam gestellt, aber Thomas hatte mittlerweile gelernt, dass der Soldat nach magischer Unterstützung gefragt hatte. Im Krieg konnte man die Magie vor den Muggeln nicht mehr verheimlichen und es war ein offenes Geheimnis.

Keine magische Unterstützung klang für Thomas aber sehr bedrohlich. Er war sich sicher, dass die Deutschen Schatten oder Gefolgsleute seines Vaters schicken würden. Was sollte man tun? Es war überhaupt nicht Thomas Aufgabe, den Menschen hier zu helfen und doch – wenn er das nicht tat, dann hatten sie keinen Vorsprung mehr vor den Schatten, die sie suchten. Die letzte Begegnung mit ihnen war zu knapp gewesen, zu gefährlich.

Thomas war für solche Entscheidungen überhaupt nicht gemacht! Er befolgte nur Befehle! Alleine zu sein, und auch noch verantwortlich für ein anderes Leben, war anstrengend!

Versteckte er sie, und eliminierte mögliche Magier oder verschwanden sie und schlugen woanders Quartier auf? Mit einer neuen Ration wäre das sogar möglich. Aber was taten die Deutschen, wenn ihre Magier einfach durch die Insel fegen konnten, ohne Widerstand? Die Menschen – oder eher die Feinde seines Feindes - waren schutzlos.

Thomas sprang in die Seitenstraße und lief den Rest zu ihrem kleinen Versteck. Als er um die letzte Ecke bog, spürte er bereits die Auren. Schattenmagier.

Fünf insgesamt. Das waren nicht so viele, aber dennoch sehr gefährlich, wenn man alleine war. Konnte er sie überraschen? Sie durchsuchten das Erdgeschoss. Thomas spürte Katarina nicht – sie musste irgendwie ihre Aura unterdrücken.

Thomas sprang und ergriff den Vorsprung, der zu dem Haus gehörte und wohl mal ein Balkon gewesen war. Er zog sich hoch und versuchte dann, durch das kaputte Fenster zu spähen. Katarina war in einer Ecke gekauert. Sie blickte kurz zu ihm herüber und machte kurz ihre Hand auf, um ihm die Gegnerzahl zu signalisieren.

Thomas nickte. Er konnte die Schatten von oben überraschen, würde aber dann ihre tatsächliche Position preisgeben.

Vielleicht war es besser, so zu tun, als wäre Katarina überhaupt nicht da. An das Mädchen gewandt machte er eine Geste, die sie hoffentlich als halt dich fest verstand und hangelte sich wieder auf den Boden der Straße hinunter.

Thomas machte einen kleinen Bogen um das Haus und sandte dann einen Explosionsfluch durch den Eingang. Er traf auf die Wand gegenüber der Treppe, die sie nicht zum Hochklettern benötigten. Ein Stück der Mauer explodierte nach außen und eine Staubwolke verschluckte den Raum.

Thomas sprang direkt in die Mitte der Staubwolke. Mit einer Handgeste gab er jedem kleinen Partikel ein wenig schattenmagische Kraft. Die plötzliche Einwirkung seiner Aura aus so vielen Richtungen verwirrte die Kaltmagier. Das ließ sie zögern.

Thomas gefror einem Kaltmagier den Hals. Er vernahm das leise Röcheln des Wesens und nach ein paar Sekunden verlor dieser das Bewusstsein. Seine Resistenz nahm ab. Mit einer wurfähnlichen Handgeste entriss er dem Kaltmagier die Rippen. Sie brachen am Brustbein und zerrissen die Hautschicht, bevor sie mit hoher Geschwindigkeit zwei anderen Kaltmagiern in die Hälse stachen.

Der vierte und der fünfte hatten nun beide Zeit zu reagieren und wurden hektisch. Einer von ihnen sprang direkt neben Thomas. Dieser spürte den Anflug der Aura bereits und brachte seinen Körper in eine Hocke. Als sich der Schatten materialisierte, stieß Thomas ihm die Beine weg. Im Fall versuchte der Kaltmagier sich aus der Ebene zu lösen, doch Thomas beschwor einen Eissplitter und rammte den in das Auge des Wesens.

Der Fluch von der Seite war einen Sekundenbruchteil zu schnell und Thomas wurde von einem starken Verwesungszauber getroffen.

Schmerz breitete sich an seiner Seite aus und ein fauliger Geruch stieg ihm an die Nase. Der Schatten näherte sich nun. Ein entfernter Schrei breitete sich in Thomas Ohren aus.

Bald kam ein zweiter dazu. Ein gellendes Kreischen tauchte hinter seiner Stirn auf und das Brennen in seiner Seite versiegte. Thomas hatte Mühe sich zu konzentrieren. Stimmen, Wörter, Laute, breiteten sich um ihn herum aus und nahmen zu. Frische Seelen, hatte sein Vater gesagt, hatten noch viel Kampf in sich. Es würde mit der Zeit aufhören.

Thomas richtete sich auf und sprang hinter den Schatten. Er war in die Wolke der Partikel getreten. Er wandte sich einen Moment zu spät um und Thomas packte das Wesen am Hals und mit schattenmagischer Kraft drückte er seine Hand zu einer Faust, die Muskeln am Hals zerquetschend und er spürte wie die Wirbel von seiner Kraft wegrutschten. In dem Moment war das Wesen schon längst gestorben.

Nun begann der wirklich zeitkritische Teil. Sie mussten ihre Stellung räumen. Thomas sprang direkt in das nächste Stockwerk. Die Luft hier war noch klar – der ganz Staub war unten versammelt und starr von seiner Magie. Katarina kauerte noch immer in der Ecke. Diesmal starrte sie die Wand sich gegenüber an, während sie ihre Ohren zuhielt.

Diese Reaktion hatte sie oft, wenn er sie verteidigte. Vielleicht fand Thomas irgendwann heraus, woran das lag.

"Es ist nicht besser. Es ist nicht besser.", flüsterte sie.

"Was?", fragte er zurück. Er wollte sie zur Eile bewegen, aber er wusste, dass sie in solchen Momenten einfach ein paar Minuten benötigte.

"Wieso ist es nicht besser? Es fühlt sich immernoch so an. Ich kann nicht hinsehen. Ich kann nicht zuhören. Wieso kann ich das nicht?", fragte Katarina schließlich.

Thomas warf kurz einen Blick über seine Schulter. Katarina hatte nicht viel sehen können, wenn es daran lag. Außerdem war es nicht so, als hätte Thomas jemand von Bedeutung getötet.

"Vielleicht wird es ja nie besser.", gab er dann zu bedenken. Immerhin war es möglich. Sie hatte sich nach einem Jahr noch nicht daran gewöhnt. Weiter sagte er, "Du weißt, dass ich anders bin."

Katarina legte ihren Kopf auf ihre Knie und atmete tief. Thomas konnte das manchmal nicht von Hyperventilieren unterscheiden, aber er würde ja merken, wenn sie in Ohnmacht fiele.

Schließlich stand sie auf und blickte ihn ruhig an, „Müssen wir hier weg?"

Thomas nickte, „Es wäre wahrscheinlich besser. Sie werden nicht aufgeben und uns haben Kaltmagier jetzt bereits gefunden. Ich kann aber dafür sorgen, dass wir uns so bald nicht wieder bewegen müssen."

Jetzt war sie skeptisch, „Wie willst du das Bewerkstelligen?"

Wir können nach England gehen. Dort sollten wir sicher sein.", erwiderte Thomas, „Ich kann Englisch also kommen wir auch so klar."

Aber wie willst du uns durch das ganze Kriegsgebiet schleusen?", fragte Katharina dann.

Thomas schüttelte den Kopf, „Vielleicht muss ich das garnicht."

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„Mister Weasley, was ist ihre Meinung?", fragte der Direktor nun. Der Direktor der Strasburger Zentrale, wohlgemerkt. Doch Ron stand nicht nur vor ihm, nein, Ron war auf einem Stuhl inmitten des hohen Rates der IVZ.

Dumbledores Platz war leer. Es hatte keine Neuwahlen gegeben und der Direktor saß nun als Vertretung auf dessen Platz. Die erste Vertretung war anscheinend ebenfalls verstorben.

„Ich glaube, dass wir kurzfristig keine Probleme haben werden.", antwortete Ron, „Unsere Probleme werden starten, sobald die Muggel Fragen stellen und ihre Unzufriedenheit an dem Punkt wird der größte Einfluss darauf sein."

Eines der Ratsmitglieder, eine ältere Dame, fragte nun, „Wir haben nicht die Möglichkeit vorauszusehen, wie unzufrieden die Muggel sein werden."

Ron strich sich durch die Haare, „Ich glaube es würde reichen, so viele von ihnen am Leben zu erhalten, wie irgendwie möglich. Die Todesser werden nicht so zimperlich sein, wenn sie angegriffen werden. Sie sind in der besten Position, die Nichtmagier gefangen zu halten oder zu bedrohen, sollten sie sich selbst bedroht fühlen."

„Wie sollen wir das Ihrer Meinung nach bewerkstelligen?", hakte die Frau weiter nach, die Ron gerade etwas unsympathisch wurde. Ron war doch kein Stratege.

„Ich dachte meine Sache wäre, ihnen zu sagen, was das Richtige ist. Ihre Sache ist dann eher, das umzusetzen, oder sich absichtlich für das Falsche zu entscheiden.", erwiderte Ron trocken. Er hatte das schon ein paar Mal von anderen Unsäglichen hören müssen und es war ihm langsam ein wenig alt. Er wollte, dass Großbritannien endlich befreit wurde. Es war schon viel zu lange unter der Macht von Voldemort.

„Mister Weasley, was Ratsmitglied Kirchhoff sagen möchte ist, dass wir Probleme damit haben Anforderungen zu erfüllen, die zu grob sind.", sprach der Direktor, „Ich möchte kurz zu Protokoll geben, dass Unsäglicher Thomas bereits zehn Minuten zu spät ist."

Die Tür wurde aufgestoßen, als hätte Thomas darauf gewartet, dass man eine Bemerkung macht. Ron drehte sich um und sah, wie Thomas gefolgt von ein paar uniformierten Muggelmilitärs in den Raum trat und den weg sich in die Mitte bahnte, während die Muggel auf einer hinteren Bank platznahmen.

„Ich entschuldige die Verspätung.", erklärte Thomas vor den Versammelten, „Die Ratsmitglieder werden aber Verständnis dafür haben, dass ich mich nicht zweiteilen kann."

Konnte er doch, aber Ron wollte das in dem Moment natürlich nicht anbringen.

„Unsäglicher Thomas, ich bitte um eine kurze Beschreibung der Aktivitäten.", erklärte ein junges Ratsmitglied, „Wir hätten gerne Rückmeldung des Auserwählten, ob wir korrekt vorgehen."

Thomas sah kurz zu jedem der Ratsmitglieder, bevor er sich Ron zuwandte, „Die Aufklärer haben die in London lebenden Todesser leise aus ihren Wohnungen entfernt. Sie haben berichtet, dass das Zaubereiministerium größtenteils verlassen ist – es ist den Todesser wohl nicht geheuer. Wir planen daher, die NATO-Streitkräfte vom Festland durch London fahren zu lassen, um humanitäre Hilfe zu leisten."

Ron nickte, „Das wäre glaube ich gut."

Thomas hob die Augenbrauen, „Leise?"

Das war kniffliger. Ein leises Einrücken war für die Muggel natürlich sicherer, aber Ron hatte das akute Gefühl – wegen seiner Gabe – dass es besser wäre, wenn sie mit Sirenen und britischen Flaggen einfahren, damit die Leute sie wahrnahmen.

Aber die unmittelbare Gefahr war größer. Ron musste sich aber selbst entscheiden. Sie erwarteten von ihm keine moralischen Dilemmas, sondern direkte Entscheidungen.

„Laut. Fahnen, Sirene, Blaulicht.", erwiderte Ron.

Thomas nickte. Ron wusste, dass Thomas wahrscheinlich aus seiner Antwort alle Informationen entnehmen konnte, die Ron vor den Ratsmitgliedern geheim hielt.

Thomas blickte kurz die hinten sitzenden Muggel an. Darauf fuhr er fort, „Wir müssen die neuen Nester zerstören, die sich in England angesiedelt haben. Aufgrund der besonderen Lage in Großbritannien, mussten diese Nester ein Jahr lang nicht bedeckt agieren. Ist es notwendig, die Nester vorher zu durchkämmen?"

Ron wusste genau, was das für eine Frage war. Aber Ron wollte überhaupt nicht über eine Notwendigkeit nachdenken, denn was in dem Moment zählte, war die Tatsache, dass eine Aufklärung in den Nestern gerade unmöglich war. Eine Selbstmordmission ohne Gewinn. Das war das, was ganz praktisch zählte. Ron musste sich wirklich nicht ausmalen, wen sie womöglich in den Nestern zurücklassen würden.

Ron schüttelte den Kopf, „Keine Unsäglichen sollten in die Nester eindringen. Das würde uns nichts bringen."

Die Ratsmitglieder tuschelten. Mit einem Blick auf die Muggel zog Thomas einige Bilder aus seinem Umhang. Mit einer magischen Kamera aufgenommen zeigten sie einen uniformierten Menschen, der mit einem Hebewerkzeug einen riesigen Metallzylinder in eine Kiste ablässt. Auf dem Bild bewegte sich im Hintergrund ein Mann in einer Robe. Ein Unsäglicher.

Ein weiteres Bild zeigte mehrere ältere, uniformierte Männer, die um einen Unsäglichen versammelt waren. Es war Jason. Eine der Metallzylinder war halbiert und in einer seltsamen, schaumartigen Einbettung leuchteten viele kleine Kristalle. In der Mitte war ein sehr großer Kristall zu sehen.

Metallene Drähte waren durch die Kristalle gestochen und Ron wurde bei dem Anblick ein wenig übel. Thomas wirkte in seinem Element.

„Das ist Munition für Feldhaubitzen. Aufgrund von technisch-magischen Störungen verwenden wir keine Panzerhaubitzen. Die Munition wurde in Sankt Petersburg entwickelt. Es handelt sich um eine Abwandlung der von den Aufklärern genutzten Speicherkristallen. Die hier haben zusätzlich einen Auslösespeicher, der nur einen kleinen Puls abgibt. Die Reichweite der Feldhaubitzen beträgt 15 Kilometer. Wir werden damit die Standorte der Nester beschießen und sie mit Dämonenfeuer zerstören.", schloss Thomas.

Das ging etwas über Rons Kopf hinaus. Er hatte weder Ahnung, was eine Haubitze war, noch, was das sollte, aber in seinem Kopf spielte sich unweigerlich die Szene ab, in der Hogwarts, der verbotene Wald, der See, und vermutlich auch Hogsmeade von Flammen verschluckt werden.

Und die andere Seite schwieg.

Ron wollte den Mund öffnen, doch er wurde urplötzlich ganz trocken. Mit einem Mal war ihm wieder klar, wie jung er im Vergleich zu den anderen Anwesenden war. Ratsmitglied Kirchhoff war mindestens 120!

„Das bedurfte keiner Antwort. Ich vertraue in dem Fall der Gefahrenbeurteilung. Ich entschuldige mich für die Art und Weise, in der ich es dir mitgeteilt habe. Unter diesem Gesichtspunkt, jedoch, muss ich fragen: Wäre es richtig, euch davon fernzuhalten?"

Da gab es überhaupt keine Diskussion. Am Ende würde einer von ihnen ausflippen und irgendetwas Dummes tun.

Thomas konnte seine Reaktion wohl ablesen, also sagte er, „Wenn es so weit ist, dann solltet ihr euch um eine Störung der Zauber in der Mysteriumsabteilung kümmern. Ich denke, eine gründliche Suche durch diese Räume könnte euch genug ablenken."

Ron nickte. Das war dann wohl ein Befehl und Ron schluckte das schlechte Gefühl herunter, was er dabei hatte.

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Hermine traute kaum ihren Ohren. Fassungslos starrte sie zwischen Aberforth und Remus hin und her, um zu verstehen, was geschah. Die beiden waren über einen Plan gebeugt, der die Ländereien von Hogwarts zeigte.

„Wir haben uns das auch nicht ausgesucht.", erwiderte Remus, „Aber das ist der aktuelle Plan und um ehrlich zu sein, mittlerweile stimme ich der Zentrale zu was die Schatten anbelangt. Hogwarts zu verlieren wird ein schwerer Schlag sein, aber wenigstens können wir so sicherer sein, dass wir eine friedliche Zukunft haben."

„Aber es muss doch andere Möglichkeiten geben! Wieso glaubt die Zentrale nicht, dass eine ordentliche Suche nichts bringen würde?", fragte Hermine nun aufgebracht.

Remus lächelte ihr Müde entgegen, „Ich verstehe dich doch. Ich habe die Fragen auch alle gestellt. Der Grund für die so extreme Maßnahme ist die Tatsache, dass die Informationen über das Nest unter Hogwarts bisher sehr schlecht aussehen. Die Zentrale glaubt, dass es dort extrem mächtige Schatten gibt und unter der Annahme halte ich Dämonenfeuer für gerechtfertigt."

„Auch wenn das den Verlust eines Jahrhunderte alten Gebäudes zufolge hat?", erwiderte Hermine nun skeptisch, „Ich möchte mal wissen, wie gut und sicher diese Informationen über Hogwarts denn sein sollen."

Remus seufzte, „Auch diese Frage habe ich gestellt."

Aberforth meldete sich zu Wort, „Ich habe mir Hogwarts mit eigenen Augen angesehen. Es ist verloren. Selbst wenn wir es komplett befreien könnten, wäre es nie wieder dasselbe und vermutlich lange nicht verwendbar."

„Es wäre mir trotzdem lieber, wenn…", setzte Hermine an, doch Aberforth unterbrach sie, „Potter war schon dort. Er würde dir dasselbe sagen. Ron redet jetzt gerade mit dem hohen Rat darüber, es würde mich wundern, wenn es jetzt abgeblasen würde."

Remus sagte darauf, „Was wir von dir brauchen sind die Standorte aller Einwohner von Hogsmeade und irgendwelchen umliegenden Dörfern. Wir brauchen die Standorte der magischen Kreaturen."

Hermine schluckte den Klos herunter, der sich in ihrem Hals gebildet hatte, und nickte. Es war viel Arbeit. „Wo wollt ihr die magischen Kreaturen hinbringen?", fragte sie dann.

Aberforth erwiderte, „Hagrid kann uns helfen. Außerdem wird Charlie auch da sein. Viele der Dinge, die wir brauchen, kann er mitbringen oder weiß, wie man sie bauen kann. Drachen sind immerhin auf dem gefährlicheren Ende der Skala."

Hermine nickte. Remus lächelte traurig, „Wir wollen die Unsäglichen im Gang vielleicht nicht länger warten lassen."

Sie wurden aus der Zentrale begleitet und verwendeten Portschlüssel nach Hogsmeade. Der Ort war noch immer sehr leer. Es lag vermutlich an den geflohenen Einwohnern. Wenn Hermine auch nur ein Bisschen ihr Gespür anstrengte, dann nahm sie sehr deutlich das Nest wahr, was unter Hogwarts entstand.

Die Unsäglichen entfernten sich sofort von ihnen und suchten das Dorf ab. Sie hatten ein eigenes System dafür. Hermine fragte sich, ob Harry diesen Weg einschlagen würde. Sie fragte sich auch, welchen Weg Ron nehmen würde. Sie hatte absolut keine Ahnung. Ron hatte immerhin durch seine Gabe auch eine gewisse Verantwortung, die in Zukunft sicher auch ihr eigener Beruf sein könnte.

Hermine nahm auch wahr, dass sich hier niemand im Dorf befand. Die Unsäglichen waren verstreut und Hermine stand mit Aberforth und Remus inmitten des Dorfes, doch von den Bewohnern war keine Spur. Wenn Hermine sich lange genug auf einen Laden konzentrierte, nahm sie feine Spuren des Inhabers wahr. Des Personals. Jedem, der mit diesen Orten verbunden war und irgendeine Emotion mit ihnen verband. Madame Rosmerta war geflüchtet – und sehr weit weg, wie es den Anschein hatte. Hermine machte sie irgendwo in Bulgarien aus.

In Hogsmeade gab es auch einige Straßen, in denen beinahe nur Wohnhäuser standen. Die Besitzer waren aber geflüchtet und in alle Himmelsrichtungen verstreut.

Sie liefen in Richtung des Randes von Hogsmeade, dort, wo der Pfad durch den Wald begann, der mit Kutschen gefahren werden sollte. Am See vorbei und bei den Anlegestegen. Hermine konnte die Erinnerung nicht unterdrücken, aber das in Erinnerungen schwelgen war ihr sowieso nur noch an dem Tag vergönnt.

Der Wald selbst war allerdings sehr ruhig. Hermine machte ein paar Schritte über den Wegesrand hinaus in den Wald hinein. Es mochte vielleicht komisch klingen, aber so bekam sie ein besseres Gespür für den Wald und noch viel wichtiger – für die Kreaturen, die darin lebten.

Die Zentauren waren weitergezogen. Man hatte sie kurz nach dem Zerfall freigelassen und sie waren von selbst nach Süden gezogen, wo sie an anderen Magiequellen zehren konnten. Es hatten nicht alle von ihnen den Weg geschafft, doch sie waren angekommen und hatten sich anscheinend ein Leben aufgebaut. Hermine war etwas unsicher, wie das vonstattengegangen war, aber sie spürte, dass die Zentauren nun sicher waren.

In der Ferne war ein Bellen zu hören. Hermine war sich zunächst nicht sicher, ob es ein Eindruck ihrer Gabe war, oder vielleicht eine Erinnerung. Als das Bellen allmählich lauter wurde, war ihr klar, dass es echt war.

Hermine wandte sich um und sah, wie Fang in Richtung des Waldes lief und sie mit großen enthusiastischen Bögen umkreiste.

Mit der Ankunft suchte Hermine den Weg ab und brauchte nicht lange, bis sie die große Gestalt von Hagrid wahrnahm, der sich mit schweren Schritten den Weg zu ihr bahnte.

Hermine rannte auf den ehemaligen Wildhüter zu, um ihm eine Umarmung zu geben. „Hagrid! Wie geht es dir?"

Hagrid wiegte kurz seinen Kopf hin- und her, ehe er antwortete, „Ich habe für den Orden im letzten Jahr diese Sachen gemacht – mich überall um die Tiere gekümmert, die vielleicht Hilfe brauchten. War eine echte Umstellung für sie, aber ich glaube viele von ihnen sind übern Berg."

Hermine war überrascht – „Was meinst du mit überall?"

Remus meldete sich zu Wort, „Hagrid war der Einzige, der überhaupt eine Ahnung hatte, was wir mit den magischen Kreaturen in Europa tun sollen. Er hat ein paar Leute vom Orden bekommen und von den Ministerien."

Hermine blickte kurz zu Remus und wieder zu Hagrid, „Das ist eine große Verantwortung, Hagrid! Ich hoffe du bekommst auch etwas als Gegenleistung!"

Aberforth wandte sich um und war urplötzlich sehr interessiert an den Bäumen.

Hagrid lachte laut und erwiderte, „Na weißt du Hermine, ich mache doch schon das, was ich möchte. Dann lass uns mal den alten Aragog zu seinem neuen zu Hause bringen!"

„Ich sollte uns etwa so eingeplant haben, dass wir zeitgleich mit Charlie ankommen, aber ich kann mich natürlich auch um eine halbe Stunde vertan haben.", kommentierte Remus, „Lass uns einfach erstmal vorgehen."

Hagrid nahm das als Einladung, in die Tiefen des Waldes hineinzustapfen. Hermine war nie bei Aragog gewesen – sie war zu der Zeit, als Ron mit Harry dorthin gegangen war, leider mit anderen Dingen beschäftigt.

Hagrid schien genau zu wissen, wo er hinlief und das, obwohl der Weg, den er nahm, Hermine vollkommen willkürlich vorkam. Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht sich darauf zu konzentrieren, wo diese Spinne war, wenn es Hagrid sowieso wusste.

Fang lief fröhlich durch den Wald und schien viel mehr Energie zu haben, als Hermine vermutet hätte.

Remus und Aberforth liefen hinter ihnen und schienen wohl zur Absicherung da zu sein.

Es war ein seltsamer Kontrast. Hermine kannte eine Begleitung der Unsäglichen und es war dabei ein ganz anderes Gefühl, als wenn der Orden alleine arbeitete.

Hermine ließ sich etwas zurückfallen, bis sie mit Remus auf einer Höhe war, „Wie wollen wir Aragog überhaupt von hier wegbringen? Hat er nicht sehr viele Kinder?"

Remus lächelte, „Wir haben keinen eleganten Plan, wenn du das fragen möchtest. Unser Plan basiert nicht darauf, dass wir ihn bitten, mit uns zu kommen. Aberforth wird die Spinnen betäuben, bis wir sie transportieren können."

„Betäuben?", hakte Hermine nach, mit einem gewissen Maß an Skepsis.

Remus lachte kurz, „Im kurzen und ganzen ist Gewalt die Lösung."

Hermine erwiderte darauf nichts, musste sich aber eingestehen, dass das wohl die Lösung für die meisten der Evakuierungen an diesem Tag sein würde. Sie liefen sicherlich eine halbe Stunde durch den Wald, ehe Hermine die erste Spinne bemerkte. Sie hatte das Gefühl, dass es mehr sein sollten.

Langsam streckte sie ihr Gefühl doch nach Aragog aus und spürte, dass die Spinne durchaus am Leben und im Wald war. Der restliche Weg sollte noch wenige Minuten dauern.

„Jetzt war ich lange nicht hier – ich hoffe Aragog nimmt mir das nicht übel.", rief Hagrid vorne, „Wenn er es tut, wissen wir das glaube ich direkt."

„Das klingt vielversprechend.", erwiderte Remus. Dieser schien Hermine etwas jovialer als üblich zu sein, aber es war eine positive Veränderung, da wollte Hermine nicht nachhaken.

Aberforth wirkte wie immer.

Urplötzlich nahm die Dichte an Spinnen zu. Erst sah Hermine vielleicht alle zehn Meter eine Spinne, aber dann stieg es an und ein paar Schritte weiter schienen die Baumstämme voller kleiner schwarzer Punkte, die wild durcheinander huschten.

Größere Spinnen, mit haarigen Beinen, balancierten auf den Gräsern und Sträuchern und schienen sie zu beobachten.

„ARAGOG!", rief Hagrid laut. Seine Stimme schien mehrfach durch den Wald zu schallen.

Es lösten sich viele der Spinnen von den Baumstämmen und einige der Spinnen von den Sträuchern sprangen herunter und liefen alle in eine Richtung. Das war hilfreich.

Sie folgten dem aufgeregten Strom an Spinnen und fanden sich bald im Angesicht einer riesigen Spinne, welche in den Baumwipfeln hing und auf sie herabblickte.

„Hagrid?", fragte eine raue Stimme.

„Aragog! Schön dich zu sehen! Ihr habt euch zurückgezogen!", rief Hagrid.

„Hagrid. Es ist so kalt um mich herum geworden. Ich weiß garnicht, wann ich dich zuletzt zu Gesicht bekam.", kam die Stimme von oben.

„Nunja, das…", sagte Hagrid nun, ein wenig betreten, „Aber wichtig ist, dass wir jetzt hier sind! Ich wollte dir nur vorher sagen, dass du keine Angst haben musst, weil wir dir ein neues zu Hause gefunden haben!"

Die Spinne zog sich etwas höher in den Baum zurück und sprach aufgebracht, „Ein neues? Was ist falsch mit diesem zu Hause?"

Hagrid breitete kurz seine Arme aus, aber ließ sie wieder an seine Seite fallen, „Tja, weißt du… Das ist schwer zu erklären. Ich wollte nur nicht, dass du dich erschrickst."

Es knackte unter ihnen als wäre ein Feuerwerkskörper explodiert. Kleine leuchtende Fünkchen tanzten in der Luft, die wie Glühwürmchen wirkten. Helle grüne Schimmer erschraken erst die umliegenden Spinnen, bis sie sich auf sie setzen und die Spinnen still hielten.

Aragog machte noch ein geschocktes Geräusch, bis zwei laute Knalle die Bäume hochschallten.

Unzählige leuchtende Punkte tanzten durch die Luft und schwebten langsam durch die Luft. Der Wald wurde in einen blaugrünen Schimmer getaucht als die Helligkeit so stark zunahm.

Aragog wollte die kleinen Lichter erst abschütteln, doch auch seine Bewegungen wurden langsam lethargischer, bis schließlich seine Kraft aufgab und er von Remus sachte zu Boden levitiert wurde.

Hermine wandte sich zu Aberforth um, welcher mit erhobener Zauberstabspitze da stand und gerade noch ein paar Worte gemurmelt hatte.

„Das sollte für drei Tage reichen. In der Zeit müssen sie nicht essen. Ich würde Weasley aber raten, die Zeit nicht zu sehr auszureizen.", knurrte Aberforth.

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Emilia schritt langsam durch den Flur, auf dem Jason lebte. In dem auch Alexander gelebt hatte. Sie wusste nicht so richtig, was sie sagen sollte. Sie waren alle traurig, hatten alle geweint. Doch außer Jason hatte sich von ihnen niemand dazu entschlossen, aufzuhören.

Emilia verstand seine Entscheidung – das tat sie wirklich. Sie hatte dieselbe getroffen, doch sie hatte Sorge, dass Jason seine Entscheidung bereuen würde. Die Zentrale hatte ihn nicht gerade auf das Leben außerhalb des Dienstes als Unsäglicher vorbereitet. Er würde von Null starten müssen.

Als sie die Tür erreichte, hielt sie kurz inne. Sie musste auch mit der richtigen Einstellung an Jason herantreten, um ihm helfen zu können. Es war für sie beide nicht hilfreich, wenn sie nur von ihm frustriert sein würde.

Schließlich klopfte sie an seine Tür.

„Es ist offen.", antwortete Jason von innen.

„Packst du?", fragte Emilia.

Jason wandte sich mit gerunzelter Stirn um, „Ich habe schon längst gepackt. Viele von meinen Sachen haben die Kisten überhaupt nicht verlassen, in denen ich sie hierher gebracht habe."

„Jetzt erzähl mir nicht du hättest es hier noch nie gemocht. Ich weiß, dass das nicht stimmt.", entgegnete Emilia darauf, „Du versuchst nur dir die Entscheidung einfacher zu machen."

Jason zuckte mit den Schultern, „Und was wenn? Es ist wirklich keine leichte Entscheidung, aber es ist überall besser als hier."

„Das ist ja die Sache. Das weißt du nicht. Immerhin ist die Welt gerade nicht sonderlich freundlich.", erwiderte Emilia. Ihre Eröffnung war vielleicht nicht die Beste, aber ein argumentativer Jason war vielleicht produktiver als ein trauriger Jason.

Jason seufzte und wandte sich um, „Ich habe noch immer sehr viele Möglichkeiten. Ich werde nicht das Gefühl haben, dass ich hier etwas verpasse. Ihr könnt mich immernoch erreichen. Ich werde auch nicht den Einsätzen hinterhertrauern. Und ich werde erst recht nicht dem ganzen bürokratischen Apparat hier nachtrauern, der es einem unmöglich macht, sich von einem dieser Einsätze zu erholen!"

Emilia hob die Hände, „Ich wollte ja nicht sagen, dass du das nicht durchdacht hast. Aber ich wollte dich nur nochmal fragen, ob du nicht Probleme mit Menschen anstatt mit der Institution hast."

Jason legte das hin, was er gerade in der Hand hatte und sah sie grinsend an, „Ich kann verstehen, was du für mich tun möchtest. Aber glaub mir, wenn ich dir sage, dass das jetzt schon die langsame und bedachte Weise ist, in der ich das hier abziehe. Ich hätte einfach auf die Bahamas apparieren können und ihr hättet nie wieder etwas von mir gehört. Ich nehme mir extra Zeit hierfür. Sei jetzt nicht noch langsamer als es sein muss."

Emilia kreuzte die Arme, „Na dann lass mich auf deine Geschwindigkeit kommen. Was möchtest du jetzt machen? Deine letzte Qualifikation außerhalb der Zentrale war dein Hogwartsabschluss."

Jason zuckte mit den Schultern, „Wo ich immerhin vier Ohnegleichen bekommen habe. Außerdem könnte ich, als Muggelgeborener, ja auch in die Muggelwelt."

Emilia hob skeptisch die Augenbrauen, „Jason du hasst Technik. Ich bin sicher, dass du dort früher oder später einen Computer benutzen musst."

„Ich hätte jetzt ‚wetten nicht' gesagt, aber ich weiß überhaupt nichts darüber.", murmelte Jason darauf, „Alles was ich weiß ist, dass ich das hier nicht mehr aushalte. Was glaubst du, wenn ich auf der nächsten Mission war, dann komme ich zurück und wir haben dasselbe Spiel schon wieder. Ich verstehe auch überhaupt nicht, wieso du mich hiervon abbringen möchtest. Du hasst die Zentrale."

Emilia hob den Finger, „Okay das habe ich nie gesagt. Ich fand nur nicht, dass es der richtige Ort für mich ist. Wenn man meine Natur betrachtet, wollte ich auch einfach gerne etwas Anderes tun. Wenn der Krieg vorbei ist, werde ich im Leben nie wieder jemanden töten."

„Dann weißt du aber nicht, ob der richtige Ort für mich vielleicht woanders ist.", erwiderte Jason, „Die Zentrale hat mich direkt aus der Schule rekrutiert. Ich war in der Akademie und habe von vorneherein gelernt, ein Aufklärer zu werden, weil es für mich logisch wirkte. Was sonst sollte ein Metamorphmagier denn schon werden?"

Emilia seufzte, „Reden wir nicht um den heißen Brei herum – ich möchte wissen, ob du nur gehst, weil du um Alex trauerst. Was ich auch verstehen kann, immerhin…"

„Nein, dahin gehen wir nicht.", schnitt Jason dazwischen, „Und ich verstehe auch nicht, wieso du davon ausgehst, dass ich mich in ihn verliebt habe, immerhin sind wir alle erwachsen und man kann auch normal Kollegen sein."

Emilia hob abwehrend die Hände und erklärte, „Ich entschuldige mich nochmal für vergangene Missverständnisse und wollte aber nur sagen, dass ich es verstehen könnte, wenn das dein Grund ist. Ihr wart ja zusammen in einem Büro, obwohl ihr nicht so viel zusammengearbeitet habt."

Jason hob die Augenbrauen, „Das gilt aber für alle Aufklärer, die Büros werden extra so gelegt."

Emilia seufzte, „Du wirst mir fehlen, Jason."

Jason schmunzelte, „Du kannst Thomas ja auch mit auf die Bahamas nehmen dann besucht ihr mich."

„Dafür, dass du vermutlich nicht weißt, wo die Bahamas sind, versteifst du dich darauf.", erwiderte Emilia schnippisch.

Jason machte eine Box zu und sammelte sein Abzeichen ein. Mit einem Seitenblick auf Emilia sagte er, „Wenn du möchtest, kannst du mit mir das Abzeichen abgeben. Damit ist mein Arbeitsverhältnis noch nicht beendet, aber es ist ja das symbolträchtigste."

Emilia machte einen Schritt aus dem Raum heraus, „Klar doch."

Sie schlossen Jasons Zimmer ab und liefen in Richtung der Aufzüge.

„Eine eigene Wohnung wird auch nett.", kommentierte Jason, „Und die Tatsache, dass ich diese Aufzüge nicht mehr benutzen muss."

„Ich wäre ja immer dafür, dass man die mit Schattenmagie betreibt und den Leuten nach der Reise einen heißen Tee anbietet.", kommentierte Emilia.

Jason betrat mit ihr den Raum, „Ich würde Kälte wirklich der Übelkeit vorziehen. Verwaltung."

Sie wurden in einen anderen Raum zwangsappariert und befanden sich bald in einem holzgetäfelten Gang, an dem in regelmäßigen Abständen Stühle vor den Büros standen.

Jason schritt zur Mitte des Ganges und klopfte an eine Tür. Ohne auf eine Antwort zu warten, trat er ein. Der Mann am anderen Ende des Schreibtisches sah auf und erkannte Jason sofort – in dem Fall war es aber auch nicht schwierig.

„Bist du für die Abgabe hier?", fragte der Angestellte und Jason präsentierte nur das Abzeichen.

Der Angestellte öffnete eine der Schubladen und suchte in der hervorstehenden Markierungen nach Jasons Namen. Dann zog er eine Akte heraus und blätterte einige Seiten, bevor er das Dokument herausholte, mit dem Jason das Abzeichen ursprünglich erhalten hatte.

„Rückgabe ist jetzt der 20. Mai 1998.", kommentierte der Angestellte, „Bitte unterschreib hier."

Jason nahm einen der Kugelschreiber und hob ihn stolz in die Luft. So stand er einige Momente da, bis der Angestellte kommentierte, „Unsäglicher Green, ich bitte Sie."

„Japp, tut mir leid.", erwiderte Jason und unterzeichnete schnell das Dokument.

Er unterschrieb und gab das Abzeichen ab. Der Angestellte steckte seine Akte diesmal woanders hin. Das entlockte Jason nochmal ein Grinsen.

Außerhalb des Büros atmete Jason einmal tief durch und wirkte tatsächlich zufriedener.

„Ist das nicht eine schöne Freiheit?", fragte Jason darauf.

„Wir werden sehen, was du in sechs Monaten sagst.", erwiderte Emilia.

„Wenn ich im Kampf gegen Voldemort gebraucht werde, kann ich für den Orden kämpfen.", erwiderte Jason, „Die IVZ ist ja, obwohl das anders wirkt, noch nicht in einer offenen Kriegssituation. Immerhin hat kein Land den Krieg erklärt."

„Was ja auch schwierig ist, wenn Terroristen das Problem sind.", kommentierte Emilia.

Sie liefen zurück zu den Transporträumen.

Jason hielt nochmal inne, ehe er erzählte, „Weißt du, die Einsätze mit Thomas waren immer recht entspannt. Mein Brot war aber immer das Aufklären gewesen, und ich kann dir nicht sagen wie viel Scheiße ich mitmachen musste. In meinen ersten zwei Jahren, wo wir dich auch gefunden haben, wurde ich einmal gefoltert und einmal lebendig begraben. Jedes Mal ging das Spiel mit der Internen wieder von vorne los. Ich brauch das nicht mehr. Eingangshalle."

Sie wurden weggezogen. Sie liefen in der Eingangshalle Harry über den Weg, der sich seinen Weg in die Zentrale bahnte.

„Jason!", grüßte Harry, „Bist du jetzt weg?"

Jason zuckte mit den Schultern, „Nein, wir wollten nur einmal raus, ich bin wieder da für den Rest von meinem Zeug."

Harry nickte, „Ich nehme an, dass du erstmal bei der AAW unterkommst?"

Emilia wandte den Kopf nach Jason um – sie hatte davon gar nichts gehört – und Jason grinste, „Schlauer Potter. Mir wurde das angeboten, ja."

„Was steht bei dir an, Harry?", fragte Emilia nun. Sie konnte Jason darüber später noch ausquetschen, aber Harry wirkte in Eile.

Harry seufzte, „Wir haben Todesser aus London entfernt. Ich habe mir nochmal die Nester aus der Nähe angesehen. Ich weiß nicht, was als nächstes ist, aber ich denke, dass die NATO vermutlich in Stellung gehen möchte. Vielleicht könnte ich-"

Harrys Abzeichen pfiff und er schlug darauf. Warntöne erklangen in den Gängen und nun konnten weder Emilia noch Jason die Durchsage hören. Lediglich Harry nickte grimmig und sprintete zu den Transporträumen, ohne sich zu verabschieden.

Jason sah ihm kurz nach und wandte sich dann Emilia zu. Er hatte in dem Moment wohl dasselbe gedacht wie sie.

„Das ist das was ich nicht mehr möchte. Harry weiß überhaupt nicht, wie er das alles in seinen Kopf bringen soll. Es ist jetzt vielleicht unfair, weil er Auserwählter ist und so, aber es ist einfach nicht das Leben, was ich möchte.", sprach Jason schließlich.

Emilia seufzte nochmals, „Jetzt hast du mich auch überzeugt. Lass uns was futtern gehen."

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Harry stieß zu den Truppen von Unsäglichen in der Halle. Es war ein Durcheinander und Harry konnte auch schnell sehen, woher das Durcheinander kam:

Amelia Bones mit einer Ansammlung von sicherlich zwanzig Zauberern in Aurorenuniform stand an der Seite der Halle. Es war ein seltsamer Anblick. Doch die Auroren wirkten ruhig und gefasst. Harry hatte erwartet, ein gewisses Maß an Blutrünstigkeit zu sehen.

Der Verlust ihrer Nichte hat nicht das mit Amelia Bones gemacht, was du denkst, sprach die zweite Stimme, Vielmehr hat es sie in ihren Überzeugungen bestärkt.

Harry hatte in dem Moment keine Ahnung, ob das etwas Gutes oder etwas Schlechtes war.

Thomas betrat die Halle, gefolgt vom Direktor der Zentrale, und die Unsäglichen reihen strafften sich deutlich.

„Die Einnahme des Zaubereiministeriums wird zuerst erfolgen.", rief Thomas in die Halle, „Wir benötigen Informationen, wie viele Schatten auf Abruf sind, und das geht nur so. Das heißt auch, dass den Anweisungen der Unsäglichen Gruppenführer unbedingt folgegeleistet werden muss! Die Aurorenuniformen sind hier wertlos."

Die Auroren zeigten keine Reaktion. Der Direktor zog seinen Zauberstab und eine magische Projektion schwebte vor ihnen, die das Ministerium zeigte, mit allen Ebenen, bis auf die Mysteriumsabteilung.

Thomas erklärte nun, auf leuchtende Punkte in der Projektion deutend, „Die Gruppen von Potter und Moulin werden, wenn möglich, direkt in das Atrium apparieren. Die Portschlüsselgruppen werden jeweils in den umliegenden Straßen ankommen. Wir hoffen, dass das mögliche Hinterhalte verhindert. Die Gebäude werden standardmäßig durchsucht. Da wir London im Vorfeld durchkämmt haben, erwarten wir keine große Gegenwehr. Was wir in jedem Fall im Auge behalten müssen ist Aktivitäten der Schatten."

Der Direktor räusperte sich, „Insbesondere müssen wir vorsichtig sein, da diese Einnahme ein symbolträchtiger Akt ist, der eine Quasiregierung in Großbritannien herstellt."

Thomas ergriff wieder das Wort, „Das heißt absolute Vorsicht, Personenschutz für die Auroren und von Seiten der Auroren absolut keine unvorhergesehene Handlung. Wir apparieren in einer Minute. Die Auroren werden nachkommen, mit einem Portschlüssel nach innen, wenn die Rückmeldung der beiden Primärgruppen vorliegt."

Es rührte sich keiner. Harry hätte schwören können, dass diese Minute in absoluter Stille verging. Schließlich wurden die Schutzzauber heruntergefahren und Harry löste sich unmittelbar aus der Ebene. Die anderen Unsäglichen waren im Begriff, zu apparieren, so sprang Harry nach England in das Ministerium.

Auch hier war nach wie vor die Magie aus den Hallen verschwunden. Das Atrium war dunkel und kalt. Harry sah sich um und erspürte keine Aura.

Die Apparationsgeräusche ertönten hinter ihm. Letztendlich tauchte Moulin neben ihm auf. Der Unsägliche war schon etwas älter, aber war leidenschaftslos bei der Sache und schien sich nicht daran zu stören, dass Harry aktuell eine leitende Position innehatte.

„Wie wäre es mit etwas Licht, Potter?", sprach Moulin und entflammte die Fackeln, die an den Wänden des Atriums hingen.

Das Licht tat der Halle nicht gut. Ohne die Magie hier war es kalt und nass geworden, und man sah das auch an den Wänden. Harry wandte sich um und sah, dass der Schaden beachtlich war.

Hier ist keine magische Präsenz im Gebäude. Der Mangel an Magie ist aber gefährlich., sprach die zweite Stimme.

Harry versuchte nach den Zaubern zu spüren, die hier ursprünglich auf dem Gebäude lagen. Alte Zauber, die nicht nur das Gebäude stützten, sondern ebenfalls diverse alltägliche Aufgaben erledigten.

Harry war vermutlich nicht stark genug, diese Zauber wiederherzustellen. Eine andere Idee hatte er jedoch.

„Potter, was hast du vor?", unterbrach Moulin seine Gedanken, „Deine Gruppe wartet auf deinen Befehl."

Harry wandte sich um und überblickte die kleine Gruppe von Eingreifzauberern in Staffelgröße, die geduldig warteten. „Wir gehen zur Halle des Zaubergamots. Wir setzen ein paar der Zauber wieder in Gang, die auf dem Gebäude lagen. Moulin, kannst du die Halle halten?"

Moulin erwiderte, „Mit Freuden."

Harry wandte sich zu seinen Unsäglichen um, „Wir brauchen in jedem Fall Verbindung zur anderen Gruppe, egal, was sonst geschieht. Im Notfall versuchen wir zueinander zu stoßen. Wir apparieren."

Damit löste sich Harry aus der Ebene und mit seinen Unsäglichen sprang er direkt in die Mitte des Zaubergamots. Der Raum war groß, leer, und stank ein wenig nach feuchtem Holz.

Das wäre das ideale Zentrum für Feldzauber., sprach die zweite Stimme, Hier war ursprünglich das Zentrum. Es gibt immernoch Rückstände von alten Geistern, die ursprünglich der Magie des Ministeriums innewohnten. Du kannst vielleicht eine Brücke zu ihnen herstellen.

„Ich brauche einen Moment, die Feldzauber zu erstellen. Ich benötige Schutz und irgendwen, der mich unterbricht, wenn die Situation für euch gefährlich wird.", kommentierte Harry.

Das wird kurz wehtun., kommentierte die Stimme. Der Raum entflammte in weißem Licht.

Stühle, Bänke und die Steine an der Wand glühten und Harry hörte mit einem Mal ein Flüstern. Leise, und aus jeder Richtung.

„Ich dachte, wir wären tot.", kommentierte eine alte Stimme neben Harry. Harry wandte sich um, doch sah nur mehr weiße Schemen.

„Nicht tot, nur in einen Schlaf gelegt.", sagte die zweite Stimme, nun wie eine Person, als würde sie vor Harry stehen.

„Aber… Wieso? Zu welchem Zweck? Wir erfüllen unsere Aufgabe treu, ohne jemals zu protestieren. Und es gab ab und zu mal Gründe des Protests.", erklärte sich der Geist.

Harry versicherte, „Großbritannien war mit sich selbst im Krieg. Es lag nicht an euren Diensten, sondern an einem Konflikt, der viele Opfer gefordert hatte."

Die zweite Stimme schnitt ein, „Wenn ihr euch stark genug dazu fühlt, würden wir euch gerne wieder in den Dienst nehmen."

Das Flüstern nahm zu und im Hintergrund nahm Harry einige weitere Wörter wahr, aber keine laut genug, als dass er sie verstehen konnte.

„Jahrhunderte von Dienst, nur um am Ende das durchstehen zu müssen, was uns angetan wurde.", erwiderte die Stimme.

„Die Magie, die die Zauber vernichtet hat war böse. Wir versuchen immer, dass solche Magie nie gewirkt wird. Wir kannten das Ritual nicht. Jetzt kennen wir es aber und werden dafür sorgen, dass so etwas nie wieder geschieht.", versuchte Harry zu beschwichtigen.

„Das Versprechen von diesem Menschen ist viel wert", kommentierte die Stimme.

Der Geist des Ministeriums machte ein abschätziges Geräusch, „Es gibt viele wie ihn."

„Aber nicht Erfolgreiche.", erwiderte die Stimme, „Es gab viele und alle sind sie vorher gescheitert. Diese Person ist weiter gekommen als die vor ihnen."

„Ihr könnt uns aber nicht versprechen, dass in fünf hundert Jahren es nicht wieder passiert.", zischte der Geist, „Anders oder nicht, kein sterblicher kann uns Versprechungen machen, die uns interessieren."

Kleine Farben tauchten in dem Weiß auf. Harry hatte das Gefühl für den Raum verloren. Er hoffte, dass die anderen Unsäglichen nicht blind wurden.

Eine kalte und befehlende Stimme tauchte hinter ihnen auf, „Was ist mein Versprechen dir wert, Geist?"

Harry konnte sich nicht umwenden, um zu sehen, aber er würde sowieso nichts erkennen.

„Wer bist du?", forderte der Geist.

„Ich bin Freyja, Göttliche des Nordens, mit der Macht über einer Hälfte der gefallenen Helden.", brauste die Stimme auf, „Ein Mann kam als Stellvertreter zu mir und hat um Hilfe gebeten. Als Test haben sie Gaben erhalten. Wie ich sehe, seid ihr mit unseren Stellvertretern nicht zufrieden."

Der Geist antwortete, „Wir haben wirklich lange genug gedient, um nun…"

„Ich habe nicht um Antwort gebeten.", stellte die Freyja fest und unterbrach den Geist damit, „Ich mache ein Angebot, über das ich nicht verhandeln werde. Ich kann euch eine Freyja geben, die als Stellvertreterin das Versprechen symbolisiert, dass ihr von nun an geschützt seid."

„Ich weiß nicht, ob wir uns so einfach einer Kraft unterwerfen wollen, die über uns bestimmt!", herrschte der Geist auf.

„Ich werde nicht verhandeln.", zischte die Freyja.

Mehr Farben mischten sich langsam in das Weiß. „Hallo, Harry Potter.", ertönte die Stimme der Freyja, die Harry aus Hogwarts kannte.

Die Göttliche fuhr harsch fort, „Diese hier ist bereit, ihre Rolle aufzugeben, um als Versprechen zu dienen. Nimm das Versprechen an, Geist, oder siech dahin mit all deinen Mitstreitern."

Der Geist schnaubte abfällig, doch sagte er schließlich, „Wir willigen ein, dieses Versprechen anzunehmen. Gebrauche unsere Kraft gut, Auserwählter."

Die weiße Welt zerplatzte in Scherben und urplötzlich brannte Harrys Hand, sein Arm, seine Brust, und sein ganzer Körper mit einer starken Kraft auf.

Lass mich dich in der Erstellung der Zauber leiten., kommentierte die zweite Stimme und Harry gab die Kontrolle auf. Mit einem Mal zischte die Kraft aus ihm heraus.

Worte, Funktionen, Regeln, aber auch Kraft und Geister zischten am Rande seiner Wahrnehmung und blendeten seine Sinne. Die zweite Präsenz arbeitete mit einer viel höheren Geschwindigkeit, als Harry sie verstehen konnte.

Die Fackeln an der Wand flammten auf. Der Raum wurde mit einem Mal warm. Harry hatte Mühe, zu verstehen, was getan wurde. Die Wände und das Gebäude wurden wieder lebendig.

Im Hintergrund nahm Harry leise wahr, dass Moulin einen seiner Unsäglichen anfunkte und zu wissen verlangte, was Harry da tat.

Eine letzte Welle an weißer Magie flutete den Raum und für einen weiteren Moment sah Harry nichts.

Harry Potter, ich freue mich auf die neue Aufgabe., sprach die Freyja in seinen Kopf.

Damit blitzte es ein weiteres Mal, bevor Stille in den warmen Raum einkehrte.

Harry wandte sich um und sah seine Gruppe an Unsäglichen an.

Als sich zunächst keiner rührte, sagte er, „Ich bin nicht in Ohnmacht gefallen! Das verbuche ich als Gewinn!"

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