Tel Aviv-Yafo, später Mai 1941

Katharina hatte die Reise überstanden. Es half, dass es warm war. Thomas war bedacht darauf, nicht zu lange Sprünge zu tätigen, da sich ihr Körper vermutlich während der Reise nicht selbsterhalten konnte. So legte er Pause ein, bis er sie schließlich direkt von Zypern nach Tel Aviv brachte.

Thomas hatte gelernt, ihre Vorräte nicht durch Magie zu beschädigen. Es war schwierig gewesen, aber die Notwendigkeit hatte es ihm letztendlich beigebracht.

Wo müssen wir hin?", fragte Katharina nun leise. Sie war nun wieder in der Phase, wo sie auf ihn hörte, aber er das Gefühl bekam, dass sie Probleme hatte, mit denen er ihr nicht helfen konnte. Er hatte auch keine Anhaltspunkte, was das für Probleme waren. Wenn er raten müsste, hatte es sicherlich etwas mit den Menschen zutun, die er tötete, aber das war so weit außerhalb seines Verständnisses, dass er es einfach dabei beließ.

Wir müssen nirgendwo hin. Meine Idee war, im Chaos der britischen Besatzung einem Magier seinen Portschlüssel zu entwenden.", erklärte Thomas ruhig. Es klang wie ein irrwitziger Plan, aber es wäre Selbstmord gewesen, sich wieder durch das deutsche Reich zu bewegen.

Werden wir angegriffen werden?", fragte sie dann.

Thomas hielt in einer Gasse an und drehte sich zu ihr um, „Ich weiß es nicht. Vielleicht. Wir bleiben einfach zusammen und versuchen, nicht zu sehr aufzufallen."

Wo gehen wir hin?", fragte Katharina nun. Thomas wies sie nur an, ihm zu folgen. Sie waren in der Nähe der Häfen. Es war nicht leicht, durch Tel Aviv zu laufen – die Spannungen zwischen den Bevölkerungsgruppen waren groß. Thomas konnte die Feindseligkeit in der Magie spüren. Muggel waren nicht befreit davon, ihre Emotionen in ihre Umgebung abzustrahlen.

Thomas war nicht so gut darin, diese Spuren auszumachen, aber er war alleine. Mit niemand sonst, der ihn unterstützen konnte, musste er in allem der Experte sein. Das hatte jedenfalls Aufseher Seidel gesagt.

Er leitete Katharina ein wenig durch die Stadt, bis sie an eine viel belaufene Straße gelangt waren. Thomas wurde ein wenig langsamer und sagte zu Katharina, „Eine Karte der Stadt wäre hilfreich, aber ich weiß nicht, wo man sich eine besorgen könnte."

Wir haben kein Geld.", kommentierte Katharina.

Thomas zuckte mit den Schultern, „Das war jetzt nicht meine erste Sorge."

In der Ferne wurde irgendwo Englisch gesprochen, doch die Stimmen verschwanden so schnell, wie sie gekommen waren, und Thomas konnte nicht ausmachen, wo sich die Menschen zu den Stimmen befanden.

Ein paar Straßenzüge weiter öffnete sich ihnen ein großer Platz. Palmenbäume, Grünflächen, Springbrunnen, und fein gekleidete Menschen.

Mit einem Seitenblick auf Katharina urteilte Thomas, dass sie wohl auffielen, aber nicht zu sehr. Sie wurden vermutlich wie streunende Hunde gesehen. Verloren, aber keine Bedrohung. Mit ein paar tiefen Atemzügen versuchte Thomas, seine Aura zu unterdrücken, doch er hatte keinen Erfolg damit. Langsam dachte er, er würde das nie können.

Sie liefen langsam um den Platz. Hier waren einige Magier. Thomas zählte duzende Magier unter den hunderten von Menschen, die sich hier tummelten. Das waren sehr viele. Normalerweise fand man einen Magier unter einem Meer an Nichtmagiern.

Thomas wollte sich nicht zu sehr nähern. Wenn einer der Magier Auren lesen konnte, dann hatte Thomas sehr schnell Probleme. Es war so schon eine sehr gefährliche Entscheidung gewesen.

Am Rande des Platzes befanden sich zwei weitere Magier. Sie schienen in einem Gespräch vertieft zu sein. Mit Katharina vorsichtig im Schlepptau, machte sich Thomas langsam über die Mitte des Platzes auf den Weg zu den Zauberern. Diese verließen den Platz in Richtung Osten.

Thomas hielt sich an den Straßenrändern. Die Vehikel der Nichtmagier brummten und brausten die Straße entlang. Dunkle Maschinen die stanken und teilweise zwei, teilweise sogar über zehn Personen in sich trugen.

Thomas wich einigen Passanten aus und versuchte, die Zauberer im Blick zu halten.

Wir müssen vorsichtig sein.", sprach Katharina leise.

Thomas hoffte, dass niemand bemerkte, dass sie Deutsch sprachen.

Die Hitze war stark und für einen kurzen Moment machte sich Thomas Sorge um ihre Vorräte. Doch idealerweise würden sie schnell zu einem Portschlüssel kommen und nach England geraten. Thomas plante nicht, direkt zu Albus Dumbledore zu gehen, doch das war der einzige Name, den er kannte. Sein Vater hatte sehr oft von ihm gesprochen.

Die Zauberer liefen geradeaus weiter in eine kleine Allee, mit kleinen Bäumen, die Katharina und Thomas gerade genug Sichtschutz boten. An der nächsten Ecke jedoch hielt Thomas an.

Die Zauberer betraten eine Synagoge.

Was ist?", fragte Katharina dann.

Thomas antwortete für einen Moment nicht. Durch seinen Kopf liefen viele Szenarien. Doch egal, was er tun könnte oder sollte, eine Sache war definitiv klar.

Ich werde sie nicht weiter verfolgen.", flüsterte Thomas zurück.

Wieso, was ist los?", fragte Katharina darauf. Sie war auf der anderen Seite der Verfolgung gewesen. Nicht auf der Seite, auf der Thomas war. Er wollte keine Synagoge betreten.

Wir suchen uns andere Zauberer. Lass uns gehen.", zischte Thomas darauf und wandte sich um. Ehe er wieder innehalten musste.

Kaltmagier am anderen Ende der Allee.

Thomas wandte sich nochmals um. Dort war ebenfalls ein Schatten. Neben dem Schatten trat Konstantin Seidel hervor und blickte ihn abschätzig an. Sie waren in Tel Aviv! Thomas konnte es nicht glauben. Und sie waren im Begriff, ihn auf dem Fuß einer Synagoge zu einem Kampf zu zwingen.

Sie hatten die Wege abgeschnitten. Sie hatten weitere, versteckte Kaltmagier. Sie waren mit genug Kämpfern gekommen, dass Thomas sie nicht einfach ausschalten könnte.

Er brauchte sofort eine bessere Kampfsituation. Er benötigte enge Räume. Er packte Katharina und löste sich mit ihr aus der Ebene – ohne Rücksicht auf irgendwelche Vorräte.

Eine Frau erschrak im Nebenraum als Thomas im Gang auftauchte. Wohngebäude, enger Flur. Augenscheinlich Wohnung einer Familie.

Das provisorisch mit Brettern versiegelte Fenster zersprang hinter Thomas. Katharina schrie ebenfalls auf. Er ließ sie sich unter der Küchenzeile am Ende des Ganges verstecken.

Ein leises Zischen verriet die Ankunft eines der Kaltmagier. Thomas ließ die Bretter aus dem Boden springen und die Splitter durchtrennten den Hals des Ankömmlings.

Thomas wusste, dass es noch mindestens ein Duzend weitere Gegner gab. Er brauchte schnell einen Plan.

Die Familia hatte sich an die Seite in einen Raum zurückgezogen und die Mutter versuchte, die Tür zu verbarrikadieren.

Ein weiterer Explosionszauber wurde gegen die Hauswand geworfen. Thomas war sich sicher, dass sie bald der Regierung auffallen würden aber nicht, ob das etwas Gutes sein würde.

Seidel musste der Ansicht sein, dass Thomas sich in eine Zwickmühle gebracht hatte, indem er in die Wohnung von Zivilisten gesprungen war. Doch wenn sie ihn nicht angriffen, dann konnte Thomas sich nicht wehren.

Ein Kaltmagier sprang in die Wohnung. Thomas machte die Präsenz direkt im Zimmer mit der Familia aus.

Dieser Feind war besonders mächtig. Thomas hatte schon befürchtet, dass es mal dazu kommen würde. Bisher wurde er nur von Fußvolk angegriffen.

Die Tür wurde aufgesprengt. Katharina schrie nochmal auf, einiger Splitter wurden auf sie drauf geschleudert. Sie hatte Kratzer, war aber nicht verletzt.

Ich werde die Familie töten, wenn du nicht kooperierst.", sprach der Kaltmagier monoton.

Thomas stach mit seinen Armen nach vorne und sandte seine Kraft in die Wände. Mit einem lauten Knarzten und Grollen riss sich die Wand frei.

Nun frei gesprengt ließ Thomas die Wand durch den Raum drücken, alles zerquetschend, was vielleicht im Weg war.

Mit Zufriedenheit stellte er fest, dass der Kaltmagier tot war. Thomas stellte mit einer Magiewelle noch sicher, dass er die Familie nicht schwerverletzt zurückließ. Der Anführer war nun tot.

Seidel stand noch immer draußen. Thomas sandte eine Druckwelle aus und die Außenwand des Gebäudes zerriss wie Papier. Staub breitete sich auf der Straße aus und Thomas sprintete vor.

Mit einem Satz und einer Landung auf der Außenwand sandte er die Bruchstücke nach unten. Es krachte laut, als die Steine auf dem Boden aufkamen und zwei der Kaltmagier zermalmten.

Seidel war auf das Dach der Synagoge appariert. Die Kaltmagier brauchten einen Moment, sich zu sammeln.

Thomas verschwand von der Wohnung und navigierte sich in der Schattenebene zu den anderen Kaltmagiern. Beim Wiedereintritt packte er ihre Arme und mit verstärktem Zug riss er sie aus dem Sockel, ehe er sie mit Todesflüchen niederstreckte.

Gegner stürmten jetzt die Wohnung. Thomas hätte sie nicht verlassen dürfen.

Thomas spürte, wie Seidel wieder apparierte. Zu den anderen in die Wohnung. Katharina schien noch immer ihre Aura zu verstecken. Doch Thomas musste sie nicht spüren. Seidel stand an der Kante der weggesprengten Außenwand und hielt Katharina am Arm, ein Zauberstab auf ihren Hals gerichtet.

Zusammen mit dem Mädchen apparierte er auf die Straße. Die Kaltmagier blieben oben.

Thomas konnte vielleicht die Kaltmagier angreifen, doch dann würde Katharina getötet werden.

Er musste aber allen voran Seidel loswerden. Dass er Katharina in seiner Gewalt hatte war ein unangenehmer Nebeneffekt des Kampfes.

Der Aufseher grinste ihn an, Katharina fest am Arm gepackt.

Thomas blickte kurz zu den Kaltmagiern hinauf. Sie schienen abzuwarten.

Möchtest du sie töten, Seidel?", fragte Thomas kühl, auf eine Antwort hoffend.

Seidel schnaufte. Der Mann machte einen Schritt auf Thomas zu, „Wir tun alles, was uns aufgetragen wird."

Tun wir das?", fragte Thomas, „Denn ich erinnere mich genau, wie du in einem Einsatz gekniffen hast."

Seidel wirkte für einen Moment unsicher. Da war es. Er würde nicht so reagieren, wie er vorgab zu reagieren.

Thomas peitschte seinen Zauberstab und die Kraft zerschnitt die Luft und das Bein von Seidel.

Katharina schrie entsetzt auf.

In nächsten Sekundenbruchteil disapparierte Seidel und Thomas stieß seine Hand in Richtung des Gebäudes.

Er wirkte einen so starken Kraftstoß, wie er konnte – so stark, dass er augenblicklich das Kreischen der Seelen in seinem Kopf wahrnahm.

Es Zischte laut in der Luft und die Kaltmagier wurden von der Druckwelle zerfetzt. Sie stieß auf das Gebäude und es krachte laut, als die Wände nachgaben.

Die Struktur stieß eine Welle an Staub nach hinten aus, ehe sie mit Knirschen und Krachen einstürzte.

Seidel war wieder zu spüren.

Dann gesellte sich eine starke magische Kraft dazu. Eine so blendende helle Aura, dass Thomas erschrak und instinktiv nochmal einen Kraftstoß sandte.

Der Zauberer parierte seine Magie beiläufig. Mit einer weiteren Handgeste schockte der Mann Seidel und Katharina schwebte sachte zu Boden, wo sie ihre Beine umklammerte und weinte.

Mit einem Blick auf das zerstörte Gebäude sagte der Zauberer schließlich, „Was für ein glücklicher Zufall, dass ich gerade in der Nähe war."

Thomas wich zurück und sah nach Katharina.

Er hatte ihr den Fuß abgetrennt. Sie schrie in der Gasse und hielt ihr Bein, welches bedrohlich blutete.

Dumbledore schritt um Thomas herum. Mit einem Seitenblick auf die schreiende und blutende Katharina sprach er ruhig, „Du bist am Anfang deiner Reise."

Das kommt mir sehr wie das Ende vor.", sprach Thomas darauf.

Wie fühlst du dich?", fragte Dumbledore. Katharina schrie weiter.

Thomas war unsicher, „Ich… wünschte, der Kampf wäre anders verlaufen."

Dumbledore nickte. „Das genügt mir. Ich entscheide mich, hier und jetzt, daran zu glauben, dass du einen Weg vor dir hast. Ich werde ihn mit dir zusammen gehen."

Dumbledore machte eine Handgeste, und Katharina sackte in sich zusammen. Thomas schreckt auf, spürte aber schnell, dass ihre Aura noch da war.

Bringen wir dich nach Hause.", murmelte Dumbledore und als er Thomas berührte, verschwanden sie alle von der Straße.

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Ron war froh, seine Freunde noch einmal zu Gesicht zu bekommen. Harry stand in dem kleinen Gesprächsraum an die Wand gelehnt und verkündete, „Die Wiedereinnahme des Ministeriums war ein Erfolg. Die Schutzzauber sind auf voller Stärker wieder da. Man sollte es sogar als Portschlüsselzentrum verwenden können."

Die Unsäglichen um Ron klopften aus irgendeinem Grund auf den Tisch. Thomas stand ebenfalls vorne und unter der Anzahl an Angestellten der Zentrale waren die Ordensmitglieder deutlich in der Minderheit – es waren ja auch nur Hermine und Ron.

„Sehr gut Arbeit, Unsäglicher Potter. Unsäglicher Moulin, gibt es Kommentare von ihrer Seite?", forderte nun Thomas.

Moulin zuckte nur mit den Schultern und gab nichts von sich. Effizienter Mann.

Thomas sagte darauf, „Hermine Granger ist hier vom Orden des Phönixes und hat an der Evakuierung der im Hogwartswald lebenden Wesen mitgewirkt. Bericht?"

Ron hatte gehört, dass Hermine Hagrid wiedergesehen hatte und er war ein wenig neidisch. Aber nicht neidisch genug, dass er mit ihr hätte tauschen wollen. Er mochte noch immer keine Spinnen.

Schließlich antwortete Hermine, „Wir haben die meisten Wesen aus dem verbotenen Wald entfernt. Wir haben uns auf die Tiere konzentriert, die nicht rechtzeitig würden fliehen können. Wir haben sonst keinen weiteren Handlungsbedarf in dem Bereich. Hogsmeade ist leer."

Wieder eine Welle an klopfenden Unsäglichen. Ron wollte noch einmal schauen, aber unter den Tischen saß niemand, der sie reinlassen könnte.

Thomas nickte anerkennend, „Auch hier gute Arbeit. Als letztes sind wir mit Ronald Weasley, Ordensmitglied, alle strategischen Entscheidungen durchgegangen und haben einige wichtige Eckpunkte des Planes vereinbart, der uns dabei helfen wird…"

Eine Welle von pfeifenden Abzeichen rang durch den Raum und langsam wurde es Ron ein wenig zu nervig – wieso waren alle Abzeichen hier so laut? Hatten die Leute Angst, etwas zu verpassen?

Ein Gong drang durch die Gänge, bis sich schließlich die Stimme eines Disponenten meldete. Ron glaubte, wegen seiner Verbindung zu Harry die Stimme hören zu können, aber es war ja egal, solange es klappte.

„Zentralgesamtalarmierung Kampfeinsatz. Todesserangriff in unmittelbarer Nähe der Zentrale. Kleberplatz. Einfall von mindestens achtzig Todesser. Sofort-Ausrückeplan ist durchzusetzen! Beachtet, dass die NATO Truppen schon in Stellung sind!"

Ron wusste nicht, was das hieß, aber im Raum war auf ein Mal ein unheimliches Gewusel.

Thomas dirigierte einige der Unsägliche in andere Richtungen und Harry stand schon mit gezogenem Zauberstab da, ehe er von Thomas angehalten wurde.

„Wir dürfen in der Hektik das Zaubereiministerium nicht verlieren! Hier sind genug Kräfte für diesen Angriff und der Orden stößt auch bald dazu! Ich wäre ja jetzt bescheuert, gerade euch in einen Verzweiflungsangriff seitens Voldemort reinlaufen zu lassen.", befahl Thomas

„Wir werden im Zaubereiministerium nicht mehr gebraucht!", erwiderte Harry.

„Ihr sichert auch nicht das Gebäude sondern die Mysteriumsabteilung.", zischte Thomas und zog einen Portschlüssel aus seinem Umhang, „Der führt euch direkt durch die Versiegelung durch. Dann könnt ihr da nach dem Rechten sehen. Das ist jetzt wichtiger."

Ron wusste, wieso Thomas das machte. Die Muggel waren wohl schon scharf darauf, die Artillerie zu zünden. Thomas wollte sie nicht dabei haben. Es wäre zu schwer für sie, wenn sie die Zerstörung von Hogwarts mitbekommen würden. Ron hatte kein gutes Gefühl bei der Sache, gestand sich aber ein, dass Thomas vermutlich Recht hatte.

Harry nickte und von Ron und Hermine gefolgt machte er sich auf den Weg zu den Transporträumen, von wo sie gemeinsam verschwanden.

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Remus war in einer seltsamen Uniform. Es war komisch, in derselben Front wie der Orden zu sein, aber nicht in der selben Mannschaft, wenn man es so ausdrücken konnte.

Remus war in weißer Robe mit schwarzen Streifen gekleidet. Es sollte ein gut sichtbarer Kontrast zu den Todessern darstellen. Delacour hatte diese Roben ausgesucht. Sie waren eine Truppe von zwanzig Kämpfern und Sebastian hatte die Leitung dieser Menschen Remus anvertraut.

Es war ungewohnt, aber Remus fühlte sich auf eine Weise wertgeschätzt, die er lange nicht mehr empfunden hatte.

Die Todesser waren auf dem Platz und hatten bereits ein Chaos angerichtet. Sie waren aufgetaucht und hatten allem Anschein nach einfach angefangen, Muggel zu töten.

„Auf die Dächer.", befahl Remus. Die anderen Kämpfer disapparierten und Remus folgte sofort.

Die Unsäglichen hatten auf der anderen Seite des Platzes die Todesser bereits in ein Feuergefecht involviert. Es waren sicherlich 5 Eingreifteams dort, die von der Seite hereindrückten und die Todesser von einer Seite des Platzes vertrieben.

Es waren noch Muggel hier, die sich in einem Kaffee verschanzten. Aus der Ferne machte Remus aus, dass sie alle in den Innenraum flohen. Remus mochte sich über die Ordnung wundern, aber sah er den Grund im nächsten Augenblick. Emilia Brown und Jason Green ließen die Muggel im Innenraum Deckung suchen, während sie Feldzauber vorbereiteten.

Die Unsäglichen auf der anderen Seite pressten gegen die Gewalt der Todesser. Damit waren die Zivilisten schutzlos.

„Bringt die Menschen in Sicherheit. Seitliche Blockade, Fluchtweg in den Hinterhof.", befahl Remus.

Jason bemerkte Remus zuerst, und verwies auf die andere Seite des Cafés. Remus apparierte hinter das Haus und bemerkte, dass der Besitzer die Hintertür geöffnet hatte.

Ein älterer Mann hielt die Tür offen, während Besucher aus dem Gebäude stürmten. Emilia rief von hinten beruhigende Worte zu. Remus wandte sich von dem Gebäude ab und sprach einige einfache Schutzzauber über den Hinterhof.

Die Muggel waren in Panik und liefen ein wenig unbeholfen. Es verletzte sich zum Glück niemand.

„Verteilt euch auf den Gebäuden. Sucht nach restlichen Auren.", rief Remus durch die Schutzzauber hindurch.

Emilia stieß zu ihm, als das Gebäude leer war.

„Schicke Uniform.", kommentierte sie, mit einem Unterton, den Remus als Spott identifizierte. Es wirkte vermutlich wirklich seltsam.

Jason bewegte sich zur Seite und mit gekonnten Handbewegungen sprach er einige zusätzliche Schutzzauber, die Remus nicht kannte.

Als sich Jason umwandte, stieß er zu ihnen und fragte, „Was hast du denn da an?"

Emilia verschränkte die Arme, „Er hat sich von Delacour weichbrabbeln lassen."

Jason zuckte mit den Schultern, „Mir soll es egal sein: Also was ist der Plan?"

Remus erwiderte, „Wir müssen sicherstellen, dass hier keine weiteren Nichtmagier sind. Dann können wir langsam anfangen, die Straßenzüge gegen Einmarschieren der Todesser zu sichern. Ich habe zwanzig Kämpfer."

„Ah das tolle Neukundengeschenk.", spöttelte Emilia.

Remus hob die Augenbrauen, „Tu nicht so als wäre ich ein Verräter. Ich möchte auch nur eine bessere Welt."

„Konzentrieren wir uns mal eben auf die Todesser auf dem Platz, bitte.", schnitt Jason dazwischen, „Die Unsäglichen bekommen das hin, aber ich sehe schon wie manche von ihnen versuchen, sich in den Gebäuden zu verschanzen. Remus, können deine Kämpfer Einbruchsschutzzauber sprechen?"

Remus war verwirrt, „Braucht man dafür nicht Wochen?"

Jason grinste, „Nicht für meine Zauber."

Remus nickte und apparierte aufs Dach. Die anderen hatten sich in kleine Trupps aufgeteilt und übernahmen einzelne Gebäude.

Remus hielt sie mit einer Handgeste an, die Stellung zu halten. Mit Jason apparierte er zu jeder Gruppe einzeln.

An der ersten Gruppe erschien Jason kurz nach Remus und verkündete, „Also ihr müsst jetzt sofort einen neuen Zauber lernen. Es ist ein Einbruchsschutzzauber, der physikalische Barrieren beschwört und nach einer Stunde abläuft. Keine Inkarnation, der Zauber wird von dem starken Wunsch getrieben, Sicherheit zu schaffen. Stellt euch vor, ihr würdet die Fenster zumauern, und das Gebäude wird sich verschließen als hättet ihr einen Maurer bestellt. Zauberstabbewegung wie folgt"

Jason richtete seinen Zauberstab auf den Boden unter ihnen. Darauf machte er einen Schwung von unten links nach oben rechts, einen engen bogen, einen Schlenker gerade nach links, bis er schließlich einen runden Bogen nach oben machte.

„Das Diagramm sieht etwa so aus:", sprach Jason und malte ein paar Symbole in die Luft. Ein paar Linien folgten. Die Kämpfer von Delacour nickten. Remus war sich nicht sicher, ob er so schnell den Zauber reproduzieren könnte.

Als Jason die Zeichnung verschwinden ließ, sagte er noch, „Gerne auch alle Gleichzeitig."

Die Kämpfer fingen prompt mit dem Zauber an. Remus spürte die Einwirkung des Zaubers und spürte ebenfalls, dass er wirkte, bevor sich etwas tat. Ein Krachen ertönte unter ihnen, als der Zauber seine Wirkung zeigte. Zwei der Kämpfer hatten es nicht auf Anhieb geschafft, aber in dem Moment reichte es aus, wenn es einer hinbekam.

Remus wies schließlich an, „Wir führen den Zauber sofort auf die umliegenden Gebäude aus. Ihr nehmt die Gebäude links von dieser Straße, etwa 6 Gebäude rein."

Jason kommentierte, „Drei sollten reichen. Der Zauber ist anstrengend und ihr werdet an magischer Erschöpfung sterben, wenn ihr die europäischen Zauber nicht mehr habt."

Remus nickte, „Jason hat Recht, man kann es wohl nicht oft genug sagen."

Sie disapparierten und führen das gleiche Spiel mit den anderen Gruppen aus. Insgesamt gab es nur eine Gruppe, aus der niemand den Zauber beherrschte. Remus hoffte, dass das noch werden würde. Es war aber 20 extrem fähige Kämpfer und Remus wunderte sich, wieso sie im selben Team geballt waren.

Auf dem letzten Gebäude sprang Emilia zu ihnen. Schwarze Schemen zischten wütend, ehe sie die Form der jungen Frau formten. An Remus gewandt sagte sie in kühlem Tonfall, „Unsägliche haben mittlerweile 30 der Todesser getötet. 10 sind geflohen. Die Todesser haben sich in die beiden Straßenzüge zurückgezogen. Bisher keine toten Unsäglichen. Etwa 60 tote Zivilisten."

Remus nickte. Er sah sich für einen Moment das Chaos auf dem Platz an. Ihre oberste Priorität waren die Nichtmagier und nicht der Kampf mit den Unsäglichen. Delacour war der Ansicht, dass der Übergang nicht so schlimm für die Muggel wäre, wenn sich frühzeitig hilfreiche Zauberer ihnen offenbarten.

Remus kommentierte schließlich, „Wir richten Sperren ein. Wir stationieren jeweils zwei Kämpfer für Straßenbarrikaden. Wir machen eine Evakuierungsempfehlung für die Nichtmagier."

Jason wandte scharf den Blick um, „Was wird das? Das ist Aufgabe der Rettungskräfte der Muggel."

Remus blickte Jason an und wiederholte einen Satz von Delacour, so seltsam er sich auch dabei vorkam, „Nicht in der neuen Welt."

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Die Mysteriumsabteilung war leer. Die Stille war unheimlich. Sie sprachen alle beinahe gleichzeitig Lumoszauber. Der Gang war leer. Dunkel. Die Schutzzauber reichten bis hier unten, aber Harry konnte spüren, dass die Zauber der ehemaligen Unsäglichenabteilung deutlich stärker wirkten. Es war wie ein abgeschnittener Teil, ganz anders als der Rest des Ministeriums. Im fünften Jahr war er auch leer gewesen und Harry konnte sich kaum vorstellen, wie viele Schatten dafür gesorgt haben mussten. Laut offiziellen Angaben der Zentrale mussten es hunderte gewesen sein.

„Wo gehen wir hin?", fragte Harry nun, an Ron gewandt.

Dieser zuckte mit den Schultern, „Ich glaube, das kannst du am Besten beantworten, aber ich würde auf jeden Fall nach dem Torbogen schauen. Wenn irgendwas die Zauber stört, dann wohl der. Weißt du, was hier alles herausgeschafft wurde?"

Harry zuckte mit den Schultern, „Ich weiß nicht, wie die Versiegelung abgelaufen ist. Ich glaube, Croaker hat die Gehirne nach Sankt Petersburg gebracht. Jason hatte die Zeitumkehrer mitgenommen. Ich weiß nicht, was alles versiegelt wurde. Susan Bones wurde für das Zerschlagen der Schutzzauber verflucht."

Hermine hielt an und sagte, „Irgendwas ist hier komisch. Wir sollten uns beeilen."

„Gefahr?", fragte Ron.

Hermine schüttelte den Kopf, wirkte aber besorgt, „Ich kann nichts spüren. Das ist irgendwie seltsam."

Sie liefen im schnellen Schritt den Gang entlang. Die Seitengänge waren still und Harry prüfte jeden von ihnen einzeln. Man konnte nie zu sicher sein.

Sie erreichten die Halle der Prophezeiungen. Mit kurzen Blicken hinein war klar, dass diese Halle zumindest nicht angerührt worden war. Regale über Regale mit aufgezeichneten Prophezeiungen waren noch immer hier zu sehen. Auf der Liste der Prioritäten hatte man sie wohl weit nach unten gelegt.

„Glaubt ihr hier ist noch irgendwas?", fragte Ron dann, „Vielleicht ist ja irgendwas hilfreich."

Hermine schnaufte abfällig, „Was steht in diesen Glaskugeln drin was du uns nicht auch sagen könntest?"

„Das ist sehr lieb von dir aber ich glaube Prophezeiungen sind nochmal was anderes – wir sind doch auch immer noch an so eine gebunden.", kommentierte Ron fröhlich.

Hermine rollte mit den Augen, „Ja, eine Prophezeiung die die Götterdämmerung vorhersagt. Kompletter Schwachsinn."

Harry schnitt dazwischen, „Der Raum scheint sicher. Die Signaturen hier stimmen mit denen in den Aufzeichnungen über diesen Ort überein. Mehr kann ich gerade irgendwie nicht sagen."

Ron wandte sich um und runzelte die Stirn, „Es gibt Aufzeichnungen darüber, welche magische Signatur dieser Raum haben muss? Als nächstes erzählst du mir, dass ihr einen Raumplan habt für die Regale hier."

Harry zuckte mit den Schultern, „Dann bekommst du den einfach nicht zu sehen, Ron."

„Was sollen wir noch prüfen, Harry?", fragte Ron darauf.

„Wir sehen uns noch den Planetenraum an. Die Versiegelung davon dürfte auch sehr wichtig sein.", sagte Harry darauf.

Der betroffene Raum war leer. Ohne Magie, die den Laden buchstäblich am Laufen hielt, bewegte sich hier nichts und anscheinend wurden die Zauber entfernt. Einzig eine große Steinplatte über der Vertiefung im Raum war Zeuge davon, dass hier einmal eine Abteilung der Unsäglichen gewesen war.

„Was ist da eigentlich drunter, Harry?", fragte Hermine nun.

„Wenn ich dir jetzt sage, dass das ein Portal in eine andere Welt ist, dann glaubst du mir wahrscheinlich nicht, aber ich würde sagen dass wir da schön die Steinplatte drauf lassen und weiterziehen.", kommentierte Harry trocken.

„Das klingt ja irgendwie auch wie eine von Lunas Verschwörungstheorien.", schmunzelte Ron.

Harry grinste, „Ist es noch eine Verschwörungstheorie wenn es in den Akten steht?"

„Wenn alle dran glauben, sicherlich.", erwiderte Ron.

Ein Leuchten zuckte durch die Halle und Harry hechtete instinktiv zur Seite um Deckung zu suchen. Rotes Leuchten. Der Energie nach zu urteilen ein Schockzauber. Auf die Decke gerichtet.

Hermine und Ron hatten ebenfalls Deckung gesucht.

„IDIOTEN!", knurrte eine laute Stimme. Harry suchte Blickkontakt zu den anderen um sicherzugehen, dass er nicht verrückt wurde. Aberforth stampfte genervt durch den Gang und ging Zauberstab zuerst in den Raum hinein, wütende Augen zu Schlitzen verengt.

„Seit wann ist es JEMALS eine gute Idee gewesen, die Personen, die den MEISTEN Schutz benötigen, einfach ohne Aufsicht WEGZUSCHICKEN?", knurrte Aberforth wütend.

Harry hatte keine Ahnung, was geschah, aber er versuchte, beruhigend zu wirken. Mit gehobenen Armen richtete er das Wort an Aberforth, „Thomas sagte, dass wir…"

„EINEN SCHEISS HAT GRINDELWALD ZU EUCH GESAGT! IHR SEID IDIOTEN DAFÜR DASS IHR DARAUF GEHÖRT HABT!", schnaufte Aberforth wütend.

Ron setzte an, „Es ist ja keine Mission, bei der…"

„DU!", brüllte Aberforth und schritt mit anklagendem Zeigefinger auf Ron zu, „DU HÄTTEST SPÜREN MÜSSEN, DASS DAS EINE SCHLECHTE IDEE IST!"

„ABERFORTH!", rief Harry entgegen, „Du hilfst uns nicht wenn du rumbrüllst statt uns zu sagen, was los ist!"

Aberforth schnaubte verächtlich, fing sich aber dennoch. Nach einem Moment fasste er sie einzeln ins Auge. Er stach mit dem Finger durch die Luft, auf Harry zeigend, „Du kannst hier nicht weg."

Nacheinander zeigte er auch auf die Anderen, „Du kannst hier nicht weg. Und du auch nicht!"

Besorgt blickten sich Ron und Hermine an, ehe Ron versuchte zu apparieren. Für den Bruchteil einer Sekunde verschwammen seine Umrisse, doch er blieb an Ort und Stelle.

Nun richtete sich Rons besorgter Blick nach Harry.

Harry aber wusste bereits, dass er sich nicht aus der Ebene lösen konnte. Die Frage war nun, ob auch…

Die zweite Stimme meldete sich. Leise und irgendwie entfernt, Du kannst nicht weg. Deine Verbindung zur Außenwelt und, viel wichtiger, zur anderen Seite, ist gekappt. Du kannst auch nicht den Strängen der Seelen folgen. Etwas unterdrückt jegliche Kommunikation.

Harry hatte nun ein wenig Angst. Er schüttelte den Kopf. Aberforth schnaubte nochmal, „Wohl nicht auf die Idee gekommen, dass so etwas passieren könnte, was? Seid direkt in eine Falle gelaufen."

„Aber wieso sollte man uns hier einschließen?", fragte Harry dann.

Aberforth schnaubte, „Was denkst du? Dass man aus Spaß möchte, dass die drei Auserwählten nicht da sind?"

Langsam machte sich Harry doch Sorgen. Wieso sollte man wollen, dass sie nicht dabei waren? Plante Voldemort etwas Größeres? Hatte es etwas mit dem Überfall auf Strasburg zu tun?

„Ron, was sollen wir machen?", zischte Harry.

Ron sah sich kurz um und sah dann hilflos wieder zu Harry, „Ich glaube wir können hier überhaupt nichts machen, sollten wir versuchen uns hier rauszusprengen?"

„Sehr witzig, Ron.", erwiderte Hermine. Ein entferntes Pfeifen mischte sich langsam unter die Geräusche in dem Raum.

„Ich möchte ja nur Vorschläge machen.", erwiderte Ron.

„Potter, alles okay?", fragte Aberforth darauf.

Harry hatte Mühe sich zu konzentrieren.

Bald bemerkte er auch den Grund dafür, denn ein brennender, reißender Schmerz breitete sich um seine Narbe aus und für einen Moment verlor Harry das Gleichgewicht.

Er musste sich an die Stirn gefasst haben. Ron und Hermine wandten sich augenblicklich zu ihm um. Ron murmelte schließlich, „Scheiße."

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Ein Einschlag unter Jason verriet ihm, dass das Gebäude unter stärkerem Beschuss war. Die Truppe von Delacour hatte ganze Arbeit geleistet und viele der umliegenden Gebäude waren abgesichert.

Emilia parierte einen Todesserangriff und ihr nächster Fluch traf den Mann an den Kopf.

Remus arbeitete einige hundert Meter entfernt an einer Barrikade. Jason musste zugeben, dass sie ganze Arbeit leisteten, das wie eine Barrikade der Muggel aussehen zu lassen. Durchsagen wie durch Lautsprecher ertönten aus der Ferne.

Dass dort offen von Zauberern gesprochen wurde, ignorierte Jason. Die Unsäglichen würden das eindämmen müssen. Vielleicht durfte Thomas dann ja mal bei Delacour klopfen gehen.

Streuflüche flogen zu Jason auf das Dach. Das war überhaupt nicht lustig.

Acht verzweifelte Todesser waren auf dem Weg zu ihm. Irgendwie hatte Jason das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmte. Es schien zu offensichtlich wie ein Ablenkungsangriff. Voldemort musste sich sicher sein, dass sein wahrer Angriff in Sicherheit und ohne Störung ablaufen würde. Jason hoffte, dass die Zentrale schnell genug von Begriff war um das zu merken.

Jason parierte einige Flüche, doch ehe er zum Gegenschlag ansetzten konnte, tauchte Emilia hinter den Todessern auf und sie alle starben beinahe gleichzeitig.

Der kalte Schimmer in Emilias Augen war zwischendurch komplett vergangen, doch in solchen Situationen war er wieder da.

Jason steckte seinen Zauberstab weg. In ihrer Nähe sollten das alle Todesser gewesen sein.

„Was glaubst du greift Voldemort an?", fragte Jason darauf, „Das hier kann unmöglich das Ziel gewesen sein."

Emilia zuckte mit den Schultern, „Ich weiß es nicht. Aber ich weiß auch nicht genau, was das hier bezwecken soll. Wenn es darum geht, Schaden anzurichten, waren die Todesser erfolgreich, aber irgendwie ineffizient. Vielleicht…"

Der Himmel verdunkelte sich für einen Moment und Jason spürte augenblicklich starke Auren unter den Todessern. Die Truppe hatte einen kleinen Schubs von sicherlich 8 Mann bekommen.

Einer von ihnen stand ohne Maske da. Lucius Malfoy war auf den Platz appariert und schaute direkt zu ihnen hoch.

„Glaubst du das ist eine Herausforderung?", fragte Emilia neben Jason.

Jason zog seinen Zauberstab, „Müsste ja für dich sein, ich bin nicht bei ihm eingebrochen um einen Hauselfen zu befreien."

„Na dann wollen wir ihn mal nicht warten lassen.", kommentierte Emilia und verschwand. Jason seufzte und disapparierte.

Autos brannten an den Straßenrändern. Meterhohe Flammen schlugen die Hausfassaden hoch. Hier und da ertönten Explosionsflüche als die Todesser versuchten, in die Gebäude einzudringen.

Die Zauber von Jason würden bald aufgeben, aber vielleicht waren sie bis dahin auch durch. Lucius Malfoy ging langsamen Schrittes auf sie zu, Avery im Schlepptau. Beide Todesser bewegten sich mit einer seltsamen Sicherheit. Sie konnten unmöglich erwarten, hier lebend wieder herauszukommen.

Vielleicht hofften sie auf Unterstützung durch die Schatten? Wenn Jason richtig rechnete, sollten die bereits in einem flammenden Inferno verreckt sein.

Malfoy zog seinen Zauberstab und machte einen ausgedehnten Schwung mit der Spitze. Tosendes Beben ertönte überall um Jason herum und die hohen Flammen der brennenden Autos schlugen nun doppelt so hoch und doppelt so laut gegen die Fassaden.

Die Straße wurde heiß und Jason stieß eines der Fahrzeuge direkt mit einem Stoßzauber auf den Platz. Metallisches Reißen gellte durch den Platz als das Auto vor Lucius zerfetzte und die Splitter direkt zurückgesandt wurden.

Emilia parierte mit einem steilen Schild. Die Splitter des Autos, teilweise in Flammen, platzten gegen die Hausfassade.

Jason schickte durch den Schutz einen Schneidefluch. Lucius ließ eine Leiche in den Weg fliegen und der Fluch erwischte den Torso. Die Haut riss auf und Lucius ließ die Leiche achtlos zur Seite fliegen.

Avery schrie etwas und dem roten Leuchten nach zu Urteilen fingen sie heute früh mit den Folterflüchen an. Jason rief gleich zehn der metallischen Kleinteile zusammen.

Schnell rotierend prasselten die Cruciatusflüche gegen das Metall.

Emilia entriss ihm eines der Teile und in feine Splitter zerspringend schnellten die Kleinteile nach Vorn. Malfoy parierte mit einem Schild, doch Avery konnte sein Bein nicht mehr retten und der Aufprall zerfetzte seine Wade. Ein wütender Aufschrei schallte durch den Platz.

Emilia sandte einen Kraftstoß aus und Jason nutzte den Magieschatten davon für einen Verwesungszauber. Avery hechtete zur Seite und entkam dem Kraftstoß.

Der Verwesungszauber packte Avery an der Seite und er wurde über den Platz geschleudert. Blut spuckend bleib der Todesser liegen.

Lucius hatte den Schneid auch noch zu Grinsen. Der schmierige Blondschopf nahm eine Duellhaltung an.

Jason befürchtete den nächsten Schritt bereits, bevor Lucius die Fluchkette begann.

Es zischte und leuchtete auf dem Platz als unzählige Zauber den Stab von Malfoy verließen.

Jason machte einen schnellen Aufwärtsschwung und tippte sich dann auf die Handfläche. Die Luft krachte in der Allee als Gesteinsblasen sich bildeten und sofort verfestigten.

Einfache Alchemie, aber sollte ihnen Zeit verschaffen. Emilia stieß gegen Jason und Jason wurde aus der physischen Ebene gedrückt. Durch die Gebäude hindurch landete er schräg hinter Malfoy, als Emilia hinter ihm auftauchte und ihn mit einem Griff wieder zurückholte.

Die Steine zerbarsten augenblicklich. Emilia presste einen Schneidefluch in den Augenblick, in dem Malfoy sie nicht sah.

Der Fluch traf und trennte den Arm des Todessers ab bevor dieser sich umgewandt hatte.

Das grelle Leuchten sah Jason ein wenig zu spät.

Emilia warf sich zur Seite. Ein grüner Schimmer raste über den Platz.

Im Sekundenbruchteil vor seinem drohenden Tod wurde Jason zur Seite gestoßen. Remus, in weißer Robe, streckte den dritten Todesser nieder und parierte einen Fluch von Malfoy mit einem beschworenen Metallschild. Emilia war in der Zeit aufgesprungen und verschwand augenblicklich.

Remus, ebenfalls in Duellhaltung, warf eine Fluchkette auf Malfoy zu. Die vielen grellen Lichter zwangen den Todesser in die Defensive.

Malfoy ließ sein Schild fallen und machte einen engen Schwung mit dem Zauberstab. Im nächsten Moment brach eine Klinge aus seinem Brustkorb heraus.

Es wurde still, als Emilia die Klinge wieder herauszog, und Malfoy zur Seite sackte. Emilia schwang einmal mit der Klinge und das stückige Blut wurde auf den Asphalt geschleudert.

Mit einem Seitenblick auf Remus und Jason deutete sie nur in Richtung der restlichen Todesser und verschwand.

„Dankeschön.", rief Jason über den Lärm.

„Keine Ursache.", erwiderte Remus, „Ist ja auch nochmal alles gut gegangen."

Jason raffte sich ebenfalls auf. Schließlich sagte er, „Glaub nicht dass ich deswegen bei eurer Franzosenrunde mitmache. Das kannst du vergessen."

Remus lächelte und disapparierte.

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Schmerzen in der Narbe.

Harrys Sicht verschwamm. So stark war es lange nicht mehr gewesen. Die brennende Aura von Voldemort erschien irgendwo in der Mysteriumsabteilung.

„Harry wir müssen hier weg.", drängte Ron.

Hermine wirkte einen Unbemerkbarkeitszauber. Harry spürte ihn deutlich um ihn herum. Er war sich nicht sicher, ob Voldemort das abhalten konnte.

Eine starke Energiewelle warf ihn fast um.

Ein schrilles Lachen hallte durch den Raum und in der Peripherie spürte Harry, wie sich Aberforth gegen Voldemort gestellt hatte.

Ich versuche so schnell ich kann den Angriff abzuwehren. Es ist erstaunlich schwierig., versicherte die zweite Präsenz.

Ron stieß ihn auf den Boden, als eine Explosion im Gang erhalte und die Wände in Fetzen riss. Das Laute krachen von Steinen ertönte um Harry herum und Hermine wirkte einen Kopfblasenzauber.

Schließlich war es etwas leiser, als sie Harry irgendwo platzierten. Irgendetwas besprachen seine Freunde, ehe Ron verschwand und Hermine ihn bewachte.

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Die Wände waren wie Papier zerrissen. Aberforth machte keine Scherze. Ron hechtete um die nächste Ecke herum. Sie hatten Harry in der Halle der Prophezeiungen auf eines der Regale buchsiert.

Hermine sollte bei ihm bleiben, doch Ron musste herausfinden, wie es um Aberforth stand. Die Geräusche waren laut und die Erschütterungen waren in der gesamten Etage zu spüren.

Voldemorts Lachen war zu Hören. Der dunkle Lord war belustigt. Ron hatte kein gutes Gefühl bei der Sache. Aberforth hatte Jahrzehnte mit der Gabe verbracht, die Harry nun seit vielleicht zwei Jahren innehatte.

Ron bog gerade rechtzeitig um die Ecke um zu sehen, wie Aberforth mit einem Verwesungsfluch getroffen wurde.

Die Zauberstabhand des Mannes schwärzte sich und ein klein wenig Qualm stieg aus den Bläschen hervor, die sich unter der Haut bildeten, als würde das Gewebe darunter kochen.

Aberforth beschwor eine heiße Flamme mit seiner gesunden Hand, die von Voldemort pariert wurde.

Ron wagte einen Todesfluch, die er im Windschatten der Flamme hindurchschoss.

Voldemorts Gelächter wurde nur lauter und in Rons Kopf vervielfältigte sich die kreischende Stimme des Monsters, als er seinen Geist angriff.

Mit einem Mal kam Ron Voldemorts Aura riesig vor. Das war doch nicht zu schaffen. Man konnte gegen so etwas nicht gewinnen. Sie hatten reines Glück gehabt, dass Voldemort sich noch nicht dazu entschlossen hatte, die Welt zu übernehmen.

Ron schüttelte sich und wich zurück, als ein dunkler Blitz durch den Gang zuckte.

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Hermine spürte, wie in Harry die Magie anstieg. Weiße Magie, mit der er versuchte, gegen den Angriff von Voldemort anzukämpfen. Es war schon viel besser, wenn sich etwas regte, doch es wurde mit jeder Sekunde gefährlicher.

Glaskugeln wurden hinuntergeworfen und Hermine sprang zurück. Neben ihr betrat ein Inferi den Durchgang.

Das schlaffe Gesicht hatte noch Hausfetzen, die noch an ein paar Ecken mit dem Gewebe verbunden waren.

Hermine hob ihren Zauberstab über ihren Kopf und mit einer Peitschbewegung beschwor sie Feuer. Der Druck der Flammenpeitsche drückte den Inferi weg. Wütendes stöhnen ertönte aus dem Mund des Wesens.

Hinter Hermine wurden Glaskugeln zerbrochen. Sie wandte sich um mit dem bedrückenden Gefühl, eingeengt zu sein. Sie streckte eine Hand heraus und mit der Zauberstabhand machte sie eine ziehende Bewegung. Die Regale platzten aus ihren Bodenfassungen. Mit einem lauten Knarzen schob sich das Ende des Regals gegen das, auf dem Harry lag.

Der Inferi hatte versucht, sich da durchzuquetschen und das Fleisch wurde von der Gewalt der Bewegung zerdrückt.

Weitere Inferi drückten sich nun willenlos gegen das Regal. Hermine hatte befürchtet, dass sie klettern konnten, doch so wandte sie sich nur um und schob auch auf der anderen Seite die Regale aufeinander. Tausende Glaskugeln zerplatzten dabei.

Nun streckten Inferi ihre Arme durch die Regale aus und stöhnten in impotenter Wut.

„Harry, bitte.", flüsterte Hermine, als sie einen weiteren Feuerzauber durch die Regalbretter hindurch jagte.

Es gab keine Richtung mehr, in der sie nicht Inferi sah.

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Schemen von weißer Magie tanzen hinter Harrys Augen. Flüstern war von allen Richtungen wahrzunehmen. Die zweite Präsenz hatte sich dem Angriff angenommen.

Voldemort muss sich sehr stark auf dich konzentrieren., kommentierte die Stimme.

Das half Harry nicht. Er hatte keine Kontrolle. Der Angriff von Voldemort war viel zu stark. Die Stimme war zudem auch dabei, in rasanter Geschwindigkeit Dinge in Harrys Kopf zu ändern, die ihn verwirrten und schwindelig machten.

Am Rande seiner Wahrnehmung bemerkte er die untoten Wesen. Inferi, auf die sich Voldemort gleichzeitig zu konzentrieren vermochte. Harry wusste, dass Voldemort ein guter Schüler gewesen war, aber er kannte nicht das Ausmaß seiner Überlegenheit – jetzt kannte er es.

Ein stechender Schmerz. Ein Blitz als würde er geblendet werden, obwohl er nichts sah. Dann, wie eine Flutwelle, krachte die Realität wieder auf Harry ein und mit einem Mal kam seine Umgebung in einen scharfen Fokus. Er rollte sich aus dem Regal raus.

Er wusste nicht, was die zweite Stimme getan hatte. Irgendwas war anders. Harry zählte über 300 Inferi. Sie drängten von außen gegen die Regale, die Hermine mit einem Geniestreich präpariert hatte.

Sie mussten alle weg, und zwar möglichst gleichzeitig.

Harry spreizte seine Arme und Finger und Schattenmagie strömte qualmend aus seinen Handflächen. Langsam bewegte er seine Hände als würde er nach einer Stange greifen. Die Magie bildete eine Klinge, direkt außerhalb der Regalflächen. Mit einem festen Griff packte Harry nach seiner magischen Verbindung zu dem Objekt und wuchtete herum. Das Knacken und Flatschen von durchtrennten Hälsen übertonte kurzzeitig das Stöhnen der Kreaturen.

Kein Blut floss über den Boden. Die Leichen waren schon alt gewesen.

Hermine peitschte ihren Zauberstab und Grollend schossen die Regale durch den Raum und drückten eine Lücke in die Leichenberge.

Harry schritt an ihr vorbei in die Richtung, aus der die Geräusche kamen. Doch die nächste Explosion zwang Harry zum Sprinten, mit einem ganz schlechten Gefühl in der Magengegend.

Eine Grelle weiße Wand kam an der nächsten Ecke in Sicht. Es war wie milchiges Glas.

Harry stand verunsichert und besorgt davor. Von der Wand ging keine Magie aus, obwohl sie magischer Natur war.

Ein Abwehrmechanismus von Aberforth. Er greift auf alle Register zu., kommentierte die Stimme.

Harry näherte sich der Wand und streckte seinen Arm aus, um sie zu berühren.

Das könnte für dich nicht gut ausgehen. Dahinter wirst du dich nicht zurechtfinden können., warnte die Stimme dann.

Harry entschied, dass es ihm egal war. Er machte einen Schritt nach vorn und bemerkte, dass die Wand nicht wirklich da war. Mit zwei weiteren Schritten, machte er den Sprung hindurch.

Der Gang zersplitterte. Als hätte man das Glasgefüge der Realität mit einem Hammer geschlagen. Harry konnte nicht mehr ans ich herunter sehen, da nach unten auf einmal eine Scherbe war, die ihn nach vorne sehen ließ. Sein Arm war irgendwo zwei Meter entfernt in einer Scherbe gefangen. Als Harry sich bewegte, tauchten seine Körperteile an beinahe zufälligen Orten auf, obwohl er sich noch ganz fühlte.

Als er sich umwandte, begrüßte ihn die Ansicht von seinem Hinterkopf. Harry schloss die Augen, damit ihm nicht schwindelig wurde.

Seine magische Umgebung war ebenso zersplittert.

Ich kann dir ein wenig helfen, aber ganz entfernen kann ich den Effekt nicht., schloss die Stimme.

Als wäre ein Schalter umgelegt worden, konnte Harry auf einmal erahnen, welcher Splitter zu welchen anderen gehörten. Ein ganz ganz entfernter Punkt in dem Gewebe des Raumes wurde von einem Hammer getroffen und die Reflektionen hatten Methode, aber der Raum selbst war wirr verteilt.

6 Splitter leuchteten auf. Harry war ein wenig zu langsam um zu erahnen, dass er in der Nähe war.

Er sah es erst neben sich, als in einem Splitter sein Arm getroffen wurde. Einen Sekundenbruchteil hatte er noch, um den Fluch als Cruciatusfluch zu identifizieren, ehe die Magie von ihm Besitz ergriff.

Harry wusste sofort, dass die Stimme ihm bisher die Schmerzen genommen hatte, damit er weitermachen konnte. Der Cruciatusfluch war aber nicht abwehrbar.

Ein magisches Reißen ging durch seinen Körper. Seine Haut entflammte. Seine Zähne splitterten. Sein Kopf wollte Platzen und seine Sicht verschwamm. Seine Gelenke verdrehten sich. Langsam schälte sich seine Haut ab. Sein Schrei schmerzte in seinen eigenen Ohren. Seine Fingernägel rissen an seiner Hand. Schließlich brannten seine Nervenenden.

HARRY POTTER, schrie das Zischen von Voldemort in seinem Kopf.

Der Fluch wurde von Harry genommen und im ersten Moment war sein ganzer Körper taub und er hatte Mühe, einen klaren Gedanken zu fassen.

Er war entdeckt. Viel früher, als er dachte. Wie hatte Voldemort ihn entdeckt? War es ein Versehen? Wo war Aberforth?

Sein Aurengespür war hier absolut unvertrauenswürdig. Er konnte sich nicht gegen die Verzerrung wehren.

Voldemort ließ eine starke Welle von Magie in alle Richtungen wirken und der Druck seiner Kraft ließ die Verzauberung von Aberforth zerplatzen. Splitter rasten durch den Gang und wie unter einem Zwang rasten die passenden Teile von Harrys Umgebung wieder aufeinander.

Das erste was er sah war die zu einer Grimasse verzerrte Visage von Voldemort.

Das nächste was er sah war Aberforth, dessen Bart Blutverschmiert war. Geplatzte Adern in den Augen und Blut aus der Nase, als die Verzauberung, auf die er sich konzentriert hatte, von Voldemort zerstört wurde.

Voldemort hielt für einen Moment inne. Harry sah, dass er im Begriff war, etwas zu sagen.

Harry sandte einen Todesfluch in Richtung von Voldemorts Gesicht. Der dunkle Lord riss den Arm hervor und die Fliesen der Wand flogen in den Weg.

Hinter Harry platzten Fliesen von der Wand. Es lenkte ihn für einen zu langen Moment ab.

Voldemort fixierte ihn und mit einem Mal verschwand wieder der Gang aus Harrys Sicht. Voldemort schloss Harry wieder im eigenen Geist ein.

„Harry Potter", erklang nun das Zischen von Voldemorts Stimme um Harry herum. Es war eine körperlose Stimme. Voldemort war in Harrys Geist eingedrungen. Die zweite Präsenz war wieder still, doch Harry spürte sie arbeiten.

Voldemort stützte sich auf die Verbindung zwischen Harry und ihm. Harry musste das irgendwie nutzen können.

„Wir sehen uns sehr ähnlich, findest du nicht?", ertönte eine menschliche Stimme neben Harry. Als er sich umwandte, stand ein Lebensgroßer Tom Riddle neben ihm. Kaum 20 Jahre alt. Ein Erinnerung, ein klein wenig älter als Harry.

Es blitzte in den dunklen nebelartigen Schwaden, irgendwo in der Ferne. Vermutlich eine Interpretation von Harrys Geist, da die zweite Präsenz mit Voldemort kämpfte.

„Ich glaube nicht dass wir uns ähneln.", erwiderte Harry ruhig. Tom Riddle anzugreifen würde nichts bewirken. Harry musste Voldemort finden.

„Nein?", sprach Tom, ehe er eine Handgeste machte.

Aus dem Boden erhoben sich Wände, Möbel, Teppiche. Das Haus der Dursleys trat aus den schwarzen Schemen hervor, und sie standen inmitten des Wohnzimmers. Die eine Wand war offen.

Langsam machten die schwarzen Schemen an der offenen Seite des Gebäudes einem dunklen Gang platz, in dem viele Türen eingelassen waren.

„Zwei Schicksale, die sich doch erstaunlich ähnlich sehen. Ein magisches Kind, zurückgelassen bei einer misshandelnden Muggelfamilie. Ein weiteres magisches Kind, zurückgelassen in einem Kinderheim, in dem viele andere Schrecken passiert sind. Ist es nicht erstaunlich, wie zwei Leben so ähnlich beginnen können, und dann einen so augenscheinlich anderen Weg nehmen?", fragte Tom darauf.

Harry hob die Augenbrauen, „Und doch ist es passiert. Wir sind anders. Trotz all der Steine die du mir in den Weg gelegt hattest. Fanatische Anhänger, die mich ins Exil in der Muggelwelt gezwungen haben, obwohl ich ein Kleinkind war. Wiederkehrende Versuche, einen Körper zu erlangen. Schatten, die mich entführten, folterten und meine Magie zerstörten. Trotzdem bin ich ein Mensch und du ein Ungeheuer."

Tom schmunzelte.

„Sehen das deine Freunde auch so?", sprach er. Die Wände verschwanden. Aus den Ecken tauchten Bilder seiner Freunde auf. Ron und Hermine, oder Hermine mit Luna, die miteinander redeten und tuschelten. Jedes Mal wenn Harry hinsah, dann verschwand das Bild, doch er könnte schwören, dass es hinter ihm wieder auftauchte.

„Meine Freunde unterstützen mich. Wir halten zusammen. Sie machen sich Sorgen und das kann ich verstehen.", widersprach Harry resolut.

„Sorge ist, wenn man das Gefühl hat, jemanden ginge es nicht gut. Angst ist das Gefühl eines Untergebenen, der die Rache seines Herren fürchtet.", sagte Tom. Diese Erinnerung hatte ein ekliges Gefühl der Überlegenheit.

„Du kennst dich mit Gefühlen überhaupt nicht aus.", erwiderte Harry. Der echt Voldemort war verborgen und der Weg aus dieser Illusion war auch nicht einfach zu identifizieren.

„Und doch… Ich erkenne Muster. Zusammenhänge. Viele der Fähigkeiten, die du gewonnen hast, habe ich erarbeitet. Solche Fähigkeiten zu erwerben muss sehr überwältigend sein. Du weißt praktisch nicht, wohin mit diesen Kräften. Der Gedanke, dass du vielleicht nicht in der Lage bist, diese Kräfte zu steuern, liegt sehr Nahe.", führte Voldemort aus.

Harry schüttelte den Kopf. Er hatte keinen weiteren Kommentar abzugeben.

„Glaubst du, es ist einfach so an ihnen vorbei gegangen, dass du in ein Nest eingedrungen bist, und alleine dich dort hindurchgekämpft hast?", fragte Voldemort nun.

Hinter Harry tauchten wieder Gestalten auf. Diesmal nahm er auch Wortfragmente wahr.

Harry sah über seine Schulter und sah Ron im Gespräch mit Luna.

Die überraschte Stimme seiner festen Freundin erklang im unendlichen Hall des schwarzen Nebels, „Er ist dein bester Freund."

Ron zuckte mit den Schultern, „Wir müssen doch zusammen halten. Niemand wusste vorher, was mit uns geschieht und man kann Harry wohl ohne schlechtes Gewissen als gefährlich bezeichnen. Ich weiß, dass er nach Außen normal wirkt, aber sollte doch mal irgendetwas sein, solltest du wissen, dass du nicht alleine bist."

Harry wandte sich so blitzschnell um, dass ihm schwindelig wurde, doch die Erinnerung verpuffte vor seinen Augen.

„Es ist, weil er jetzt ein Schatten ist, oder?", hörte er die Stimme von Luna verstehend fragen.

Hermines Stimme erklang daneben, irgendwo in der Ferne, umgeben von schwarzen Schwaden, „Es sind viele kleine Dinge, die uns auffallen. Seine Herangehensweise oder sein Training oder seine Arbeit. Es ist so bedrohlich."

Immer irgendwo in der Ferne ertönten diese Stimmen. Ausdrücke von Sorge, Ausdrücke von Angst. Und es klang alles absolut logisch.

„Du kannst dir sicherlich vorstellen", sprach Tom neben ihm, „Dass es bei meinen Todessern ganz ähnlich klingt. Die Unsicherheit. Die Zweifel. Das Gefühl, jeden Moment etwas Falsches machen zu können."

Natürlich würden seine Freunde auch darauf achten, dass sich Luna sicher fühlte, wenn sie mit ihm zusammen war. Natürlich würden sie sie darauf ansprechen. Wie lange hatten sie schon diese Zweifel? Hatte er es einfach nur nicht bemerkt? War er unter ihren Blicken zu etwas Bedrohlichem mutiert und hatte es selbst einfach nicht bemerkt?

„Wisse, dass du zu mir wirst, wenn du mich bekämpfst. Wisse, dass der Weg vor dir niemals etwas Anderes als Kummer beinhaltet. Es gibt den einen Ausweg, der nur durch mich Wirklichkeit werden kann.", sagte Tom.

In Harrys Kopf schwirrten die Gedanken. Er konnte sich nicht konzentrieren. Er verlor langsam die Kontrolle über seinen Kopf.

„Lass mich dir zeigen, was deine Freunde wirklich über dich denken.", flüsterte Tom nun sanft.

Harry zögerte. Alles in ihm schrie ihn an, doch er zögerte.

Tom bemerkte sein Zögern. „Legillimens."

Schmerz explodierte hinter Harrys Stirn und die schwarzen Schaden um ihn herum glühten heiß auf.

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Hermine lief hinter Harry hinterher, nur um zu sehen, wie er wieder gegen die Wand sackte. Voldemort hatte ihn wieder angegriffen. Es war ein mentales Kräftemessen und sie machte sich Sorgen, wer gewinnen würde. Sie wollte ihn wieder zurück in die Halle der Prophezeiungen schleifen, als sie sah, dass sich die Leichen dort langsam von selbst über den Boden schoben.

Langsam schossen Teile auf sie zu und Hermine beschwor ein Schild.

Die Leichen flogen knapp an ihr vorbei und kamen nass klatschend hinter ihr im Gang auf.

Hermine zog Harry mit sich aus dem Weg, nur um festzustellen, dass der Zauber nicht ihr galt und die Leichen noch immer in den Gang flogen.

Die ersten Schritte ertönten und ein nasses Grollen hallte durch die Halle der Prophezeiungen als mit einem Mal ganze Berge von Inferi mit Gewalt die Wand zertrümmerten und sich zu dem Geschöpf auf der anderen Seite der Tür formten.

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Die Gewalt von Voldemorts Magie verließ schlagartig Rons Kopf und er konnte wieder klar denken. Wie hatte er sich so überrumpeln lassen? Langsam glaubte er, dass die geistige Magie Voldemorts größte Stärke in diesem Kampf war. Aber was sollte man dagegen tun? Sie waren alle nicht so geübt in dieser Sache!

Ron lief langsam zurück zur nächsten Ecke. Aberforth schlug sich sehr gut. Dann spürte er Hermine durch ihre Verbindung in Panik geraten.

Ron dreht sich um und sprintete wieder den Gang zurück, in Richtung der Halle der Prophezeiungen.

Ein Krachen ertönte, gefolgt von einem Grollen.

Ron stoppte abrupt an der Ecke, als ein unförmiger Arm in Sicht kam, der aus Körperteilen gemacht zu sein schien.

Er suchte sofort Deckung hinter der Wand, bevor ihn die Kreatur zu sehen drohte.

Hermine?, rief er in seinen eigenen Geist hinein. Es dauerte nicht lange, bis die Antwort kam.

Ich habe auch keine Ahnung., antwortete die Stimme seiner Freundin, Es ist noch immer Nekromantie, aber ich weiß nicht, ob das noch ein Inferi ist.

Ich werde es locken und du versuchst es irgendwie umzuwerfen oder so., erwiderte Ron, eine vage Idee sich in seinem Kopf formend. Mehr als Vage würden die Ideen in seinem Kopf vermutlich nie werden.

Alles klar., sagte Hermine, Auf dein Zeichen.

Ron spinkste um die Ecke und sandte einen Schockzauber auf die Kreatur. Es dauerte einen Moment, in dem sich nichts tat.

Ron sandte einen Explosionsfluch, dessen Knall ein paar der Fliesen von der Wand splittern ließ. Ohne sich umzuwenden rannte das Biest auf Ron zu, mit schweren Schritten, die die Wände erbeben ließen.

Es sollte überhaupt erstmal um die Ecke kommen. Ron fühlte sich dabei in relativer Sicherheit.

Das Biest schnitt die Ecke und durch die Wucht der Bewegung wurden einige der Leichenteile an der Wand zerquetscht. Das Wesen verschmierte sich als wäre es aus Wachs.

Als es wieder Schwung aufnahm, krachte es laut und ein großer Block Gestein wurde aus der Wand gerissen und landete mit ohrenbetäubendem Krachen vor dem Biest. Der Schwung des Biests riss es ein Bein ab.

Das andere Bein war nicht mehr tragfähig und es war als wäre der Kleber verschwunden. Die Beine und Torsos an dem Stummel verrieben wie Wachs und mit einem nassen Grollen fiel die Kreatur nach hinten um.

Ron spürte Magie hinter sich und wandte sich um, bereits einen Schutzzauber auf den Lippen.

In Sekundenbruchteilen raste ein starker Explosionszauber auf den Leichenberg zu und ließ die Teile zerplatzen.

Mit einer steinernen Miene und mindestens 8 Zaubern im Schlepptau stand Amelia Bones hinter ihm, den Zauberstab drohend erhoben, als würde sich der Leichenberg jeden Moment erheben können.

„Ministerin.", grüßte Ron sie überrascht, „Ich bin verunsichert, wie sie reingekommen sind."

„Amelia.", korrigierte die Ministerin, „Die Zauber halten Personen innen fest und hindern nicht Menschen daran, die Räume zu betreten."

„Sie haben sich freiwillig eingeschlossen?", rief Hermine, die mit magischer Hilfe einen Weg in die Eingeweide schob.

„Wir werden das Ministerium nicht wieder hergeben. Zu viel ist passiert und zu viele Menschen haben ihr Leben an dieses Monster verloren.", erwiderte Amelia tonlos.

„Sichert die Umgebung. Begrenzt den Platz, den Voldemort verwenden kann. Wir treiben ihn in die Enge.", forderte Amelia von ihren Auroren, aber irgendwie fühlte sich Ron ebenfalls angesprochen.

Amelia lief an ihm vorbei und die Auroren schwärmten vor ihr aus, sicherten und verschlossen Räume mit starken Zaubern. Ron wusste nicht, wer diese Menschen waren. Er erkannte manche von ihnen. Tonks war nicht dabei. Kingsley war tot. Doch die Gesichter der Auroren waren streng und entschlossen. Ron hatte das ungute Gefühl, dass die meisten von ihnen diese Räume nicht wieder verlassen würden.

Mit einem Seitenblick auf Hermine vergewisserte er sich nochmal, dass es allen gut ging und zusammen stürmten sie hinter der Auroren hinterher.

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Harry war geblendet und seine Nerven standen in Flammen.

Er starrte gefühlte Stunden in sein inneres Auge. Flammen, Formen, Schmerzen, Gefühle, Magie, Präsenzen, Voldemort, die andere Seite. Konzepte rasten durch sein Bewusstsein und die zweite Präsenz arbeitete wieder schneller, als Harry denken konnte. Irgendwie hielt Voldemort ihr stand.

Es gab Harry etwas Zeit, die Magien zu beobachten, die sich hier tummelten. Er war ein Schatten. Zerstört, verkümmert. Um ihn zu brechen, wurde Ginny gebrochen.

Die wütende Magie von Voldemort. Die alles erdrückende Flamme der schwarzen Magie, neben der man es nicht lange aushielt, geschweige denn sie in seinem Kopf haben wollte.

Die weiße Magie der anderen Welt, die fieberhaft arbeitete und ihm diesen Moment der Ruhe ermöglichte.

Irgendetwas war seltsam. Harry glaubte, dass die Schemen irgendwie zu einem verschwammen. Es war seltsam. Als würden alles zu einer Masse werden, wenn er die Augen zusammenkniff.

Als wäre es alles dasselbe.

Harry machte sich keine Illusion darüber, was ihn hier hielt. Seine eigenen Zweifel über seine Freunde. Er hatte Voldemort die Möglichkeit gegeben, ihn einzuschließen.

„Wir habe nie darüber gesprochen, oder?", fragte Harry darauf, „Also richtig?"

Er glaubte erst nicht, dass jemand antworten würde.

Rons Stimme hallte von überall her, Das ist jetzt vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt. Wir versuchen, Voldemort zurückzuschlagen.

„Ich würde ja gerne helfen, aber ich denke ich müsste dazu nur wissen, ob ihr mich für ein Monster haltet oder nicht.", erwiderte Harry.

Dir ist klar, dass Voldemort dich vermutlich angelogen hat?, entgegnete Hermine skeptisch in seinem Kopf.

Harry du bist unser bester Freund., erwiderte Ron, Vielleicht haben wir dir das nicht genug gezeigt, aber wir machen uns um deinetwillen Sorgen und nicht weil wir Angst vor dir haben.

Außerdem solltest du aufwachen bevor die Ministerin wütend wird., sagte Hermine schließlich.

„Was meint ihr?", fragte Harry dann.

„MISTER POTTER!", rief eine Stimme weit in der Ferne.

Der Schleier des Schmerzes und der Bewusstlosigkeit umhüllten Harry beinahe vollständig. Wo kam diese Stimme her? Die zweite Präsenz war nicht zu spüren. Harry spürte beinahe Garnichts.

Ein brennender Schmerz holte ihn schlagartig zurück. Ein Gang kam in den Fokus.

Uniformen. Auroren. Kampfgeräusche in der Ferne.

Amelia Bones stand über ihn gebeugt. Harrys Wange brannte.

„Reißen sie sich zusammen und seien sie der Auserwählte, der uns versprochen wurde!", schimpfte Amelia Bones über ihm. Harry wandte sich kurz zur Seite um.

Der Gang war ein blutiges Schlachtfeld.

Voldemort stand am Ende des Ganges. Drei Auroren kämpften gegen ihn.

Harry spürte Aberforth nicht mehr. Er setzte sich schlagartig auf.

Hinten. An der Wand., flüsterte die zweite Präsenz, Niemand kann so lange einem Verwesungszauber standhalten. Es ist schwärzeste Magie.

Die Leiche des letzten Dumbledores war an der Wand in sich zusammengesackt, mit einem schwarzen, eingefallenen Gesicht.

Harry sprang mit einem Mal auf. Voldemort genoss den Kampf mit den Auroren. Bisher hatte Harry nie mit Voldemort gekämpft, ohne dass dieser den Kampf genossen hatte. Niemand wusste, wann Voldemort sich in der Enge fühlte. Niemand durchbrach die überlegene Miene des Mannes.

Mit tausenden Schatten im Hintergrund, wie könnte man auch. Harry spürte die kalte Kraft der Schattenmagie, irgendwo in der Ferne. Präzise. Emotionslos. Von nichts getrieben als kalten Kommandos und das so sehr, dass die reine Anwesenheit von Gefühlen Probleme verursachte. Doch die Art, mit der die Schattenmagie auf die Welt einwirkte, war nicht anders als bei den anderen Formen.

Auf der anderen Seite lag die Welt der Geister, des Jenseits, des unbegreiflichen. Eine Welt, in die man nicht als Mensch eintauchen konnte, ohne Schaden zu nehmen. Im Hintergrund lauerten Geister, Aufgabe von Selbstständigkeit, Aufgabe des Bewusstseins. Doch auch hier war es das wieso, und nicht etwa das wie, was diese Magie von den anderen unterschied. Es war tatsächlich alles das Gleiche.

Es war einfach nur Magie. Magie, die Harry das Leben ermöglichte und ihn von seinen Verwandten weggeholt hatte. Magie, die in ihm wohnte und in seinen Freunden. Magie, die Voldemort verdunkelte und pervertierte.

Als Harry das nächste Mal seinen Zauberstab hob, verband er die Magieformen zu einer.

Harry peitschte seinen Zauberstab und ein Fluch löste sich, der zwischen den Auroren hindurchschnitt und Voldemort am Arm packte. Kleine Schleier von Streumagie, drei Bänder, die sich umringten, eines hell, eines dunkel, und eines rot glühend, griffen nach Voldemort.

Der Dunkle Lord wich zur Seite und ließ mit einer Handgeste eine Welle von Magie durch den Gang brechen, die die Auroren wegfegte. Sie wurden hinten von anderen Auroren aufgefangen. Zusammen wurden sie sicherlich zehn Meter nach hinten geschleudert. Amelia stand dem magischen Wind entgegen und rührte sich nicht.

Harry lief Voldemort entgegen und sandte Flüche aus. Es war als könnte er sie in der Bewegung erfinden.

Voldemort peitschte weiße Magie weg, die seinen Arm gelähmt hätte. Er wich zwei normalmagischen Flüchen aus, die seine Zellwände hätten schmelzen lassen. Er duckte sich unter einem schattenmagischen Enthauptungsfluch weg.

Das Lächeln war von Voldemort verschwunden.

Harry sandte einen Kraftstoß durch den Gang, den Voldemort mit einem Schrei und einem Schutzzauber parierte. Der rote Schimmer glühte wütend im Gang auf, als Voldemort hinten gegen die Wand gedrückt wurde.

Voldemorts Hand löste sich von der Wand ab und ein Schleier von Rauch tauchte in der Bewegung auf. Harry erkannte das Dämonenfeuer, bevor es beschworen wurde.

Eine Grelle Flamme und eine Druckwelle wie von einer Detonation breitete sich durch den Gang aus und das Krachen trommelte gegen Harrys Ohren.

Es war die Magie selbst, die brannte, wenn das Dämonenfeuer angriff. Harry nahm seinen Zauberstab und schwang ihn nach oben. In dem Raumzeitgewebe des Ganges trennten sich die Fäden der Magie und das Feuer prallte gegen die Lücke, die entstand, und verstarb dahinter.

Voldemort kreischte am anderen Ende des Ganges den Gegenzauber. Durch den Schleier des Rauches sah Harry, wie der dunkle Lord seine Hand ausstreckte und nach Luft griff. Amelia Bones wurde von Voldemorts Magie erfasst und Harry wirkte mit derselben Handgeste den Gegenzauber.

Eine Barriere aus schützender Magie, die die Ministerin vor physikalischer Magie abschirmen sollte.

Doch Voldemort hörte nicht auf zu ziehen.

Harry spürte, dass der dunkle Lord starke Zauber auf die Ministerin ausübte, welche starr in der Luft hing.

„Harry!", rief Ron hinten, dicht gefolgt von Hermine.

Die Auroren feuerten an Harry vorbei auf Voldemort. Zwei von ihnen waren in der Gewalt der Zauber von eben verstorben. Harry kannte ihre Namen nicht, hoffte aber, dass sie Frieden fanden, da wo sie jetzt waren.

Voldemort zog noch immer an der Ministerin. Harrys Magie bot einen Schutz, wie eine Kuppel, um sie herum.

Wenn er losließe, war die Frau tot. Hermine peitschte einen Flammenzauber an beiden vorbei, der Voldemort am Arm packte. Der dunkle Lord ignorierte die Flammen, die nach seiner Haut leckten und sie schwärzten.

Der dunkle Lord lachte wieder.

Harry stand noch immer im Gang und machte ein paar Schritte nach vorn. Ron lief neben ihm, den Zauberstab erhoben.

„Nicht das Gleichgewicht stören.", kommentierte Harry ruhig, „Wenn du an ihr ziehst, stirbt sie. Die Kräfte sind zu groß. Stell dir den Hogwarts-Express vor."

„Okay, dann auf Voldemort, was?", kommentierte Ron.

Todesflüche verließen den Zauberstab von Ron und Voldemort parierte mit zertrümmerten Bodenfließen, die sich ständig wieder zusammensetzten, wenige Zentimeter vor Aufkommen der Flüche.

Harry hielt die Ministerin weiter. Wenn er seine Konzentration auf sie verlor, war sie tot.

In der Ferne seines Bewusstseins machte er eine Stimme aus, die zu ihm sprechen wollte. Die zweite Präsenz öffnete seinen Geist für die Gedanken, die nicht von ihm stammten.

Sagen sie Mister Weasley, er solle sich gut um das Ministerium kümmern., sprach Amelia Bones.

Harry verstand den Gedanken als das, was er war.

Aus seinem Umhang flog der Silberdolch in Harrys Hand. Die Schattenmagie war präzise, und machte nicht vor der Seele halt. Doch es war umso potenter, wenn die Opfergabe freiwillig geschah. Harry machte einen tiefen Atemzug.

Im nächsten Moment ließ Harry den Dolch nach vorne schnellen, und ab dem ausgestreckten Arm beschleunigte der Dolch durch die Luft, bis er mit einem Zischen den Brustkorb von Amelia Bones durchstieß und die Gabe ihrer Seele in Empfang nahm.

Voldemort ließ die Kraft auf den Körper frei und durch die einseitige Wucht zersprang der Körper der Ministerin und das Blut regnete auf sie herab. Voldemort peitschte seinen Arm aus und aus seinem Umgang löste sich Nagini, welche mit einem lauten Zischen schlagartig größer wurde.

Der Dolch traf zuerst Nagini im aufgerissenen Maul. Er durchbrach das Gewebe der Schlange als wäre es nicht da, und beim Auftrennen der Schuppen der Schlange glühten sie Weis auf. Die Schlange zerbarst im Gang und das Licht war blendend.

Der Dolch flog weiter und durchstieß den Brustkorb von Voldemort.

Der dunkle Lord schrie und Seelenmagie ergriff wie eine Krankheit von ihm Besitz.

Mit einem mächtigen Stoß sprach Voldemort einen Todesfluch. Harry stieß Ron zur Seite und entriss der Wand eine Steinplatte, um sich zu schützen. Der Todesfluch verfehlte Beide und packte einen Auroren an der Schulter. Er wurde zurückgeschleudert und landete zwischen seinen Kollegen.

Voldemort kreischte am Ende des Ganges. Voldemort schwang seinen Zauberstab einmal aufwärts und eine Welle der Magie schlug von seinem Ende des Ganges heraus.

Harry wich zurück hinter seinen Steinschutz. Ron beschwor einen starken Schild. Der Druck des Zaubers ließ Harrys Schutz zerplatzen und nahm ihm kurz die Sicht. Ron neben ihm schrie auf. Die Magie war zu stark und hatte ihm das Magieschild zerfetzt. Schnitte und Verletzungen tauchten auf Ron auf, welcher schrie und von Hermine in Sicherheit gezerrt wurde.

Voldemorts Aura flackerte wütend und verletzt. Die weiße Magie zehrte an Voldemort. Er konnte sie nicht abhalten, wie er einen Schattenzauber abhalten konnte. Der Geist von Amelia Bones riss an dem dunklen Lord.

Ein Blick auf das Gesicht von Voldemort verriet Harry, dass der dunkle Lord keinen Spaß mehr hatte.

Rote Cruciatusflüche flammten aus dem Zauberstab des Mannes heraus. Harry griff nach den Strängen, die die Zauber transportierten, und zupfte sie ein klein wenig anders. Die Cruciatusflüche bogen vor Harry um und schlugen in die Wand.

Voldemort griff nach seinem Geist, klaute nach seinen Gedanken und stieß zu seinen Sorgen.

Harry atmete einmal tief durch und blickte dem dunklen Lord direkt in die Augen.

„Ich glaube, was uns wirklich unterscheidet, ist der Respekt, den ich vor dem Leben habe. Ja ich töte und ja ich hasse ebenfalls. Aber um Grunde genommen möchte ich, dass alle in Frieden leben können.", sprach Harry.

Voldemort schwang seinen Zauberstab. Harry führte seinen in einer kleinen Kreisbewegung und sprach, „Avada Kedavra."

Der grüne Fluch ergriff den lebenden Körper des dunklen Lords und setzte die Seelen frei, die darin gefangen waren.

Der Geist von Amelia Bones huschte noch ein letztes Mal an ihm vorbei, ehe sie von den Schutzzaubern des Ministeriums in die Arme genommen wurde.

Der Geist von Voldemort kreischte weiter auf dem Weg in die andere Ebene. Tom Riddle war tot.

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„Feuer.", befahl Thomas ruhig.

Mit einem Knall schoss der Zylinder aus der Haubitze, eine Wolke aus Rauch und Feuer breitete sich kurz aus, ehe die Wucht verpuffte.

Die Zauber um Hogwarts hatten schon lange nachgegeben, als Neville Longbottom unfreiwillig für die Zerstörung der Schutzzauber geopfert wurde.

Das Schloss war in der Ferne zu sehen. Die Magie in dem Schloss war allumfassend. Ein großes Nest der Schattenmagie, ein ambitioniertes Projekt direkt in den Kellern und Kerkern der ehemaligen Schule.

„Ein letztes Schauspiel der Zerstörung.", ertönte eine sanfte Stimme von hinten. Thomas brauchte sich nicht umzudrehen.

„Sebastian. Ich freue mich, dass du kommen konntest.", erwiderte Thomas.

„Du hattest mich nicht eingeladen, Unsäglicher Grindelwald.", erwiderte Sebastian gut gelaunt.

Thomas lächelte schief, „Du verhältst dich ganz und gar wie jemand, der herbestellt wurde. Allen Anschein nach zu Urteilen, muss ich wohl vergessen haben, dass ich dich eingeladen habe."

Sebastian stand neben ihm. Der Mann würde sich nie abgewöhnen können, in perfekt makelloser Robe dazustehen. Thomas hatte noch immer ein paar Flecken und kaputte Stellen an seiner Kampfkleidung und wirkte damit deutlich näher auf der Ebene eines normalen Soldaten. Doch Sebastian verstand nichts von passiver Psychologie.

„Du wirst dich sicher wundern, wieso ich hier bin.", sprach Sebastian darauf.

Thomas schüttelte den Kopf, „Ich habe mir Mühe gegeben, dir die Möglichkeit zu geben, das Rätsel alleine zu lösen. Wieso glaubst du, dass ich dich dann nicht auch hier haben wollte?"

„Obwohl du meine Methoden nicht gutheißt", hakte der Franzose nach.

Thomas schmunzelte leicht, „Die Aufdeckung der Zauberwelt und unsere Offenbarung gegenüber den Nichtmagiern ist in der Tat nichts, womit ich so leichtfertig umgehen würde wie du. Mir ist klar, dass du einen Übergang schaffen möchtest, allerdings ist es wirklich nicht an dir, das zu entscheiden."

Sebastian straffte sich ein wenig und sah mit Thomas auf das Schloss von Hogwarts, „Jahrhunderte an Schülern. Jahrhunderte an Stärkung der Schutzzauber. Tausende kleine Schritte in diesen Hallen. Mit einem Mal ausgelöscht."

„Oh ich glaube, dass das Dämonenfeuer schon einige Zeit benötigt.", erwiderte Thomas.

„In diesem Fall meinte ich tatsächlich den Fall der Schutzzauber.", sagte Sebastian.

Es verging ein Moment in Stille, ehe Thomas das Auslösen des Geschosses spürte. Die große Patrone schlug in einem der Türme ein und die Wucht des Dämonenfeuers ließ in der Ferne den Turm zerspringen und in das Schloss darunter sacken, von hungrigen Flammen getrieben.

„Wie stellt ihr sicher, dass die Schatten dort bleiben?", fragte Sebastian darauf.

„Wir haben sie eingeschlossen. Es gibt alte Zauber, die sehr verwirrend auf Schatten wirken, selbst, wenn sie ein Bewusstsein haben.", erklärte Thomas, „Das wird sie lange genug aufhalten, bis das Dämonenfeuer die Magie zersetzt. Außerdem…"

Mit einem Mal explodierte es unter Hogwarts und in der Ferne war zu sehen, wie die Bäume etwas zurückgeweht wurden.

Einer der Unsäglichen, kaum fünf Meter von ihnen entfernt, kniete sich betrübt hin und nahm eine Haltung ein, die ein Christ vielleicht beim Beten einnahm.

Sebastian schenkte dem Mann einen kurzen Moment Aufmerksamkeit, ehe er sich wieder Thomas zuwandte.

„Eine erstaunliche Verwendung von magischem Genie. Eine Schande, dass die Bildung in dieses Projekt gesteckt wurde.", kommentierte Sebastian darauf.

„Die Auslöschung der Schatten ist wichtig. Das musst selbst du zugeben.", erwiderte Thomas.

Sebastian nickte, „Ich habe das nie abgestritten. Meine Kritik ist nicht praktischer Natur, sondern philosophischer."

Thomas seufzte, „Deine Kommentare sind selten praktischer Natur."

Sebastian machte ein paar Schritte um Thomas herum, „Wie wird die IVZ damit umgehen, England wieder aufbauen zu müssen?"

„Ich glaube die Frage ist viel eher, wie wirst du die Milizen der Muggel unter Kontrolle halten, während du ein Frankreich aus seinen Ruinen wieder aufbaust.", entgegnete Thomas.

Sebastian schüttelte den Kopf, „Du gibst also zu, dass die Zentrale nicht genug Kapazitäten hat, gegen mich vorzugehen?"

Thomas wandte sich um und runzelte die Stirn, „Das klingt gerade so als wolltest du eine militärische Bedrohung sein. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass dem so ist. In ein paar Monaten wirst selbst du einsehen müssen, dass die Geheimhaltung der Zauberwelt einen sehr wichtigen Zweck erfüllt. Sobald der Kampf überstanden ist und die Schatten tot, werden wir die Zugänge zu den anderen Welten versiegeln."

„Und die Magie verkümmern lassen?", erwiderte Sebastian, „Thomas, wo ist dein Sinn für das Große, für große Taten und noch größere Magier?"

„Mein Sinn dafür ist vergangen, als ich die Zerstörung gesehen habe, die eine große Kraft mit sich bringt.", sprach Thomas ruhig. Sebastian verstand das auch, da war Thomas sich sicher. Aus irgendeinem Grund bestand der Franzose darauf, ihm zu widersprechen.

Sebastian drehte sich wieder zu Thomas um und sah ihn direkt an „Es ist der Verlust, den du begreifen solltest. Die Kämpfe der magischen Welt ziehen sich in die Länge. Muggel sind pragmatisch, was so etwas anbelangt. Doch Magier sind nicht nur deutlich direkter in die Kämpfe involviert, da wir praktisch keine Zivilisten haben, sondern leben ebenfalls noch so lange, dass alle negativen Psychischen Einwirkungen noch weit in die Zukunft strahlen. Möchtest du dafür verantwortlich sein, dass die nächsten achtzig bis Hundertzwanzig Jahre eine solche Feindseligkeit gegenüber den Behörden herrscht, dass man sie nicht mehr überwinden kann?"

Thomas seufzte, „Ich verstehe deine Einwände. Aber ich kann sie nicht teilen. Ich bin nicht dafür verantwortlich, was die IVZ tut. Du stellst dir alles immer unter der Fuchtel eines einzelnen Herrschers vor, doch dem ist nicht so."

„In dem Punkt sehen wir die Strukturen vielleicht etwas anders, Unsäglicher Thomas, immerhin sehe ich hinter die Dinge, die nur auf dem Papier stehen.", erwiderte Sebastian.

Der Mann neben ihnen weinte.

„Wie wird sicher gestellt, dass alle Schatten gefunden werden?", fragte Sebastian nun.

Thomas seufzte erneut, „Es gibt einen Weg. Das letzte Mal hatten wir diesen Weg nicht beschritten, da wir Überläufer hatten, die in Frieden gelebt haben. Jetzt, wo du einige Schatten in Eigenregie befreit hattest, ist die Problematik noch schlimmer."

Sebastian runzelte die Stirn, „Ich werde mich mit meiner Phantasie zurückhalten, bis du weiter ausgeführt hast."

„Es gibt ein altes Familienritual. Nicht unbedingt noch in heutiger Zeit verwendet, es wurde verboten und alle Erinnerungen an dieses Ritual wurden gelöscht. Es ist eigentlich ganz Ähnlich zu den Zaubern, die Lucius Malfoy auf die Galeonen gelegt hatte."

„Ich erinnere mich an die Geschichte. Eine Menge Menschen wurden verzaubert. Aber wenn ich mich recht entsinne, gab es gar keine Unschuldigen Opfer.", erwiderte Sebastian.

Thomas schnaufte, „Das liegt auch an dem Löschen der Akten. Die Menschen, die betroffen waren, waren alle Familienmitglieder. Man konnte sie finden, überall, und jede andere Person die mit der Magie in Berührung gekommen ist funktionierte darauf wie eine Weiterleitung. Sobald jemand in deiner Nähe war, konnte man dich finden. Und wenn jemand von seiner Familie fliehen wollte, konnte man niemanden um Hilfe bitten und man konnte nicht einmal in die Nähe eines Menschen gehen."

„Sich dem Willen der Familie beugen oder absolute Einsamkeit riskieren.", kommentierte Delacour ernst.

Thomas blickte wieder auf das brennende Schloss von Hogwarts, „Es gibt eine Möglichkeit. Man kann nicht so einfach die Natur der Magie beeinflussen, aber Schattenmagie hat diese Einschränkung nicht. Zwei Teile diese Gleichung sind nötig. Jemand muss stellvertretend für die Schattenmagier einstehen, damit der Fluch übertragen wird und jemand muss stellvertretend für die Normalmagier einstehen."

Delacour wandte sich schlagartig um, „Du verlangst von mir, eine ganze Gruppe von Magiern auf ewig nachverfolgbar zu machen und das nur, weil sie Schattenmagier sind?"

Thomas nickte, „Das verlange ich von dir, ja."

Delacour wandte sich um, „Ich nehme an, dass du dir reiflich überlegt hast, mit dieser Bitte gerade an mich zu treten."

Thomas lief einen Schritt um Delacour herum, damit er auf dessen anderer Seite stand, „Nicht nur reiflich überlegt. Es ist die offensichtlichste politische Entscheidung."

„Dir ist auch klar, was ich im Gegenzug von dir verlange, oder?", fragte Delacour darauf.

Thomas sah hinaus auf das Schloss, dann auf den Auroren, der noch weinte. Schließlich sprach er, an Sebastian gewandt, „Ich kann mir mehrere Dinge vorstellen. Wenn das alles vorbei ist, werde ich vielleicht sogar genug Zeit haben, all diese Dinge zu erledigen."

Sebastian nickte zufrieden, „Dann starten wir doch mit einer ganz bestimmten Sache. Ich gebe dir eine Adresse, und du stattest dieser Adresse einen Besuch ab."

Thomas hob die Augenbrauen, „Das klingt nicht wie eine Sache, die du normalerweise verlangen würdest."

Delacour lächelte, „Mein lieber Thomas, das ist genau, woran du arbeiten solltest. Ich werde dir jetzt etwas geben, und du solltest es aufmerksam lesen."

Delacour zog ein kleines Stück Papier aus seinem Umhang, das er Thomas hinhielt. Dieser nahm es an.

Katharina Herrnhut lebt in 1705 Memorial Park Avenue, Martinsburg, West Virginia.