Hier ist mal wieder eine kleine Kurzgeschichte von mir. Hoffe, dass euch das erste Kapitel gefällt. Es werden vielleicht noch zwei oder drei folgen.

Liebe Grüße

Tanja


Himbeerdauerkaugummi

Als ich heute Morgen meine Augenlider auseinander zwang und meine Iris von grellem Sonnenlicht geblendet wurde, wusste ich schon, der Tag kann nichts Gutes bringen.

Habt ihr auch manchmal dieses Gefühl, gerade wenn ihr wach geworden seid? Es nagt sich langsam empor. Aber was rede ich da? Dieses Gefühl beschleicht mich dann immer mehr, wenn ich in den Spiegel schaue. Hattet ihr schon mal einen Störrische-Haare-Tag? Wo ihr alles mit euren Haaren anstellen könnt und sie fallen trotzdem nicht wie ihr wollt? Den Tag habe ich jeden Tag. Also trage ich sie in einem Zopf. Niemand hat mich je ohne gesehen. Außer vielleicht die Mädchen in meinem Schlafsaal, aber egal.

Also, wie jeden dieser Tage schleppe ich mich in Begleitung meiner Freundinnen hinunter in die Große Halle. Natürlich lasse ich niemanden merken, wie beschissen ich mich fühle und ich höre viele wispern - Oh Lily sieht wieder so gut aus. Und ach, ihre Haare... dafür könnte ich töten.

Denkt auch mal jemand daran, dass ich für andere Leute Haare töten würde? Nicht dieses rot. Nein, wie wäre es mal mit braun, oder schwarz? Aber ich beklage mich nicht.

Also trabe ich neben meinen Freundinnen in die Große Halle, wir werfen wie jeden Morgen einen giftigen Blick zum Slytherin- Tisch. Schwingen kunstvoll unser Haar über unsere Schultern und schweben erhobenen Hauptes zum Gryffindor-Tisch.

Wenn wir nun das allmorgendliche Ritual hinter uns haben setzen wir uns und beginnen grazil zu frühstücken.

Grazil gilt aber nicht für alle Gryffindors. Schon mal die Marauderer beim Essen beobachtet? Das ist ungefähr so, als sieht man bei einer Raubtierfütterung zu.

Hey, was macht Potter da? Er blickt zu mir! Er wird doch wohl nicht etwa... er winkt mir! Moment mal, ER WINKT MIR?

„Hey Evans!"

Jetzt grüßt er mich auch noch! Erwähnte ich schon warum jeder Tag in Hogwarts für mich automatisch ein schlechter Tag ist? Mal abgesehen von den störrischen Haaren usw? Potter. James Horatio Potter. Habe ich schon gesagt, dass ich wegen seinem Mittelnamen ständig lachen muss?

Dieser große, muskulöse, dunkelhaarige, leicht gebräunte, witzige und charmante Zauberer ist der Nagel zu meinem Sargdeckel. Ha, ihr dachtet wohl ich schwärme gerade, oder?

Ich sehe die Dinge realistisch und so sieht er nun mal aus.

Aber was macht meine Hand da gerade? Sie wird doch nicht etwa...? Nein, Hand! Bitte nicht! Nur nicht winken, Hand, ich bitte dich! Ich tue alles für dich, ich maniküre mir auch mal wieder die Nägel, aber bitte, bitte nicht winken!

Meine Hand bewegt sich höher, höher, noch höher und streicht nicht vorhandene deplatzierte Haare glatt. Oh, Glück gehabt. Ich dachte schon meine Hand würde ihm zurück winken. Das hätte auch schief gehen können. Ich hätte gesehen werden können! Aber ich will jetzt nicht in Hysterie verfallen.

Oh, James sieht niedergeschlagen aus, kann ich aus dem Augenwinkel sehen. Aber nur kein Mitleid zeigen, das lässt sein Ego anschwellen.

Zurück zu mir, Augen und gerade über den Tisch sehen! Alice erzählt gerade irgendetwas.

„... und Frank hat gesagt..."

Oh, sie erzählt nur von Frank. Also nichts Weltbewegendes. Aber ich werde jetzt weiter von diesem Tag erzählen. Ihr wollt bestimmt nichts von Alice und Frank hören.

Also, wir gehen nach dem Frühstück aus der Großen Halle, nur nicht den bösen Blick in Richtung Slytherin vergessen und -ihr dachtet jetzt, jetzt kommt wieder der Haar Flip- plötzlich bricht unerklärlich ein Tisch zusammen.

Emmeline hat so lange an diesem Trick getüftelt, ist nämlich nicht einfach Dinge in der Großen Halle zu verzaubern.

Oh, ich glaube ein Sechstklässler hat sich den Zeh gebrochen. Eigentlich hätte ich meine Pflichten als Schulsprecherin wahrnehmen müssen, als ich Wind von Emmelines Streich bekommen habe... aber ach, ich will nicht kleinlich sein.

Aus der Großen Halle draußen und auf dem Weg zu Kräuterkunde beglückwünschen wir Emmeline und verneigen uns ehrfürchtig.

„Wer das nur war?", frage ich gespielt.

„Na das müsstet ihr ja am besten wissen.", ertönt eine Stimme.

Sirius Black, der andere Nagel zu meinem Sarg! Wie schaffen es diese vier Kerle immer uns unbemerkt zu folgen? Sind wir zu sehr mit uns beschäftigt? Ich werde es wahrscheinlich nie herausfinden.

„Keine Ahnung was du meinst, Black.", klimpert Emmeline mit ihren Wimpern.

„Das war ziemlich offensichtlich.", flirtet Black.

Ich hasse es, wenn er seinen Charme spielen lässt. Dann wickelt er selbst McGonagall um den Zauberstab.

„Nur für den, der sich damit auskennt.", gebe ich besserwisserisch zum besten.

„Autsch, der traf mich hart.", antwortet Sirius und fasst sich ans Herz, strauchelt und fällt gegen Remus.

„Pass auf wo du hin strauchelst, Padfoot.", sagt mein Sonnenschein, Remus- ich kann ihn jedoch kaum verstehen, weil er auf etwas rum kaut. Es ist groß, rosa und riecht verdächtig nach Himbeere.

Okay, wir beenden unsere wahnsinnig gehaltvolle Konversation und gehen ins Gewächshaus 12.

Ihr werdet jetzt denken, Hey was erzählt sie uns da? Klingt doch alles nach einem ganz normalen Tag. Ich komme gleich zu dem Moment meiner Befürchtungen.

Die Kräuterkundestunde endet meistens damit, dass wir uns gegenseitig aus den Fängen von Teufelsschlingen und Octodigitales retten müssen. Geplagt von Adrenalinschüben und Hitzewellen nach diesem Kampf entledigen wir uns unserer Umhänge und laufen aus dem Gewächshaus. Wir schweben an den Marauderern vorbei und plötzlich habe ich das Gefühl, ich wurde mit etwas getroffen. Und zwar genau... am Po!

Erstaunt drehe ich mich um und versuche mein Hinterteil zu begutachten und da ist es! An meinem Rock, an dem Platz wo meine linke Poback ist, klebt... der Himbeerdauerkaugummi!

Mein Blick wandert langsam und bedrohlich von meinem Po zu den Marauderern hinüber. Remus steht der Schock ins Gesicht geschrieben. Pettigrew blinzelt erwartend. Black hat ein fettes Grinsen im Gesicht und Potter hat die Stirn in Falten. Steht ihm nicht besonders, muss ich nebenbei erwähnen. Aber er kommt so zu mir rüber, während meine so genannten Freundinnen da stehen und ebenfalls grinsen. Danke auch! Ich brauche Hilfe! Ich habe ein Kaugummi in der Größe eines Trollpopels an meinem Hintern kleben.

Black folgt Potter auf dem Fuße. Wollen die mir etwa helfen? In großen Schritten kommen sie zu uns, doch plötzlich bleibt mein Ritter in schimmernder Rüstung stehen. Sein Hofnarr rempelt ihn an, mein Ritter strauchelt nach vorne, dreht sich irgendwie zu seinem Hofnarr um und stößt mich um. Ich falle kerzengerade nach vorne, denn eine Rüstung wiegt ziemlich viel und mein Ritter liegt auf mir drauf. Rücken an Rücken.

Könnt ihr euch vorstellen, welches Körperteil bei diesem Fall noch berührt wurde? Richtig, unsere Hinter haben sich auf magische Weise berührt!

„Oh, Merlin! Lily, das wollte ich nicht!", keucht James erschrocken und versucht aufzustehen.

Nur leider klappt das nicht. Er müht sich ab wie eine kleine Ameise mit einem übergroßen Keks. Wo liegt das Problem, frage ich mich? Ich werde immer wieder tiefer in den Dreck gedrückt. Hallo! Ich brauche Luft!

„Kann jemand mal endlich J. Horatio P. von mir runter holen?", rufe ich verzweifelt.

„Du sollst mich nicht so nennen!", grummelt James. „Außerdem bemühe ich mich gerade.", faucht er. „Padfoot! Jetzt hilf mir gefälligst!"

Es erfolgte ein Ruck...

„Moony, hilf mir mal..."

Ein zweiter Ruck...

„Wormtail, hilf uns mal..."

Was wiegt Potter? Hat er die Ausmaße eines Wals?

Ein dritter Ruck und ich stehe auf meinen Füßen.

Alice und Emmeline kringeln sich vor lachen. Schön, wenn sich meine Freunde auf meine Kosten amüsieren. Die Weihnachtsgeschenke sind gestrichen! Gestrichen, sage ich euch.

Mit der Würde, die mir noch geblieben ist, schnappe ich meine Tasche und meinen Umhang. Ich muss unbedingt ein Bad aufsuchen. Ohne ein Wort zu verlieren will ich flüchten, doch ich kann nicht. Hat mich eine plötzliche Lähmung heimgesucht? Was bin ich, festgewachsen?

Ja, so könnte man es nennen. Ich drehe mich etwas und stoße mit der Schulter an die von Potter.

„Kannst du mich nicht gehen lassen?", frage ich ihn.

„Würde ich gerne, aber ich kann nicht."

„Warum nicht?", will ich wissen.

„Weil du an mir klebst."

Frechheit! Was glaubt der wer er ist? Ich klebe nicht an ihm! Aber als ich mich weiter verrenke und mir mit meinem Rock bald die Blutzufuhr meiner Beine abquetsche, kann ich es sehen!

Der Himbeerdauerkaugummi hat mich zu einer Gefangenen gemacht! Ich klebe an James Horatio Potters Hintern fest!