Kapitel 17
Rachel
lächelte Harry entgegen, dieser nahm daraufhin die Sonnenbrille
ab und funkelte ihr mit seinen grünen Augen zu. Dann nahm er sie
in den Arm, drückte ihren gut riechenden Körper fest an
sich und schloss seine Arme um sie. Rachel wartete einen Moment lang,
hoffend Harry würde was sagen, doch als nach einigen Sekunden
kein Laut über Harrys Lippen gekommen war, gab sie nach, löste
sich aus seiner Umarmung und sagte: "Ich liebe dich!"
"Ich
dich auch!", antwortete Harry, wie er es schon oft gesagt hatte,
und bemerkte nicht, wie Rachel den Blick senkte. "Harry... Du sagst
mir nie, dass du mich liebst."
"Was? Und was war das
soeben?"
"Du sagtest: ´Ich dich auch´"
"Rachel...
Bitte!"
"Nein wirklich... Du hast diese drei Wörter, Ich
liebe dich, noch nie zu mir gesagt."
"Rachel, ich versteh dich
nicht. Wieso zweifelst du immer noch? Nach fünf Jahren!"
Rachel sagte nichts, sondern strich sich verlegen und gleichzeitig
enttäuscht eine Haarsträne nach hinten. In ihren blauen
Augen sammelten sich Tränen an, in denen Harry wenig später
sein Spiegelbild sah, sich in diesem Moment unglaublich schlecht
fühlte und nichts besseres raus brachte als: "Wir sind doch
verlobt..."
"Jaah... Ganz genau, Harry!", seufzte sie. "Ich
habe etwas bei dir gefunden. In deiner Schublade!" Harry starrte
sie ungläubig an, wusste nicht, wovon sie sprach und konnte
gleichzeitig einfach nicht glauben, dass sie ihm nicht vertraute,
dass sie immer wieder Zweifel überkamen. Zweifel, die alles in
den Schatten stellten, was sie sich während den letzten Jahren
aufgebaut hatten. Alles, was Harry nie wieder verlieren wollte. Denn
ein zweites Mal alles zu verlieren würde ihn innerlich
auseinander reissen. "Was hast du gefunden?" Rachel wischte sich
Tränen aus dem Gesicht, kramte kurz in ihrer Handtasche und
holte ein Stück Papier hervor. Schnell entfaltete er es und las:
This
is for the ones who believe their lives won't change
Hoping that
someday things will meant and be the same
And this is for the
ones who have lost it all and all that's left to gain
Is a simple
reminder that the things that were blind to slip away...
How
can I say?
Say I'll be okay...
And if I fall through these
days that go by without cause
Just a painful mistake has left me
here on my own
And if I fall through these nights I can't seem to
go on
Just a sign that you're with me gives me the strength to
hold on
Now that the lines been broken
I'm too afraid to
just look back
The pages have left an empty space
You were
all I had
Why does it have to be this way
These things
they'll never change
Still I'm left with knowing, content and
happy, this is all I need...
And if I fall through these days
that go by without cause
Just a painful mistake has left me here
on my own
And if I fall through these nights I can't seem to go
on
Just a sign that you're with me gives me the strength to hold
on
Amber Pacific- If i fall
„Das-
das ist doch bloss ein Songtext- nichts weiter!", verteidigte sich
Harry locker und wollte sie mit einem leichten Lächeln
beruhigen, doch Rachel schien nicht überzeugt genug. „Ein
Songtext, der nicht zufälligerweise deine Gefühle
widerspiegelt!"
„Man, Rachel das liegt doch schon Jahre
zurück!", sagte Harry und fuhr sich nervös durch die
Haare. „Es bedeutet mir nichts, absolut gar nichts!" Sie schwieg
beträchtlich, sah ihm in die Augen und erkannte da etwas, was
ihre Unsicherheit milderte: Wärme und Geborgenheit.
Hermine
schloss die Augen, atmete tief ein, versuchte ihre Gefühle zu
definieren, doch es gelang ihr nicht. Tausend Gedanken schossen ihr
durch den Kopf, tausend Gefühle sammelten sich in ihrem Bauch
an. War es richtig, jetzt zurück zu kommen? War es überhaupt
richtig, jemals wieder zurück zu kommen? War es nicht zu viel
verlangt von ihm, dies einfach zu akzeptieren.? Sie könnte immer
noch umkehren... Sie könnte immer noch zurück und niemand
wüsste, dass sie jemals wieder hier war...
Ein lautes Hupen
riss sie ruckartig aus ihren Gedanken. Schnell riss sie ihre Augen
auf, sah nach rechts, wo ein blonder, junger Mann laut vor sich hin
schrie, und den Autofahrer vor sich verfluchte, da dieser offenbar
soeben eine Vollbremse hingelegt hatte. Hermine wollte ihn für
einen Augenblick lang ignorieren, wollte ihre Gedanken wieder
sammeln, doch da drehte er sich schon ihr zu: "Ich verstehe diese
Europäer nicht! Die fahren Auto, als ob die Strassen ihnen ganz
allein gehören würden!"
"Mmh...", meinte Hermine
dazu nur und sah stumm aus dem Fenster. Die Regentropfen schlugen nur
so gegen die Glasscheibe und übertönten das Radio, aus dem
irgendeine Ballade drang. Hermine blickte kurz nach hinten auf die
Rücksitze und stellte erleichtert fest, dass die Kleine immer
noch schlief. Zusammengekrault lag sie auf dem Rücksitz, das
Kissen fest umklammert und atmete leicht und regelmässig ein und
aus. Ihr braunes Haar fiel ihr in die Stirn, die roten Lippen waren
leicht geöffnet, so dass man einen kleines Bisschen ihre
strahlend weisse Milchzähne sehen konnte.
--- Etwa Fünf Jahre früher ---
Die
junge Hexe sass auf ihrem Badetuch am Strand von Newcastle, war
versunken in ihrem Liebesroman und schenkte der Umgebung nur wenig
Beachtung. Dazu war sie viel zu fertig, viel zu erschöpft von
ihren Gefühlen, die sie jede Nacht und jeden Tag in Anspruch
nahmen. Deshalb tat es gut, sich mit einem Buch ablenken zu können.
Schon früher konnte ein Buch sie aufmuntern, trösten oder
einfach mal abtauchen lassen. Aber gerade weil es ein Liebesroman
war, lenkte es ihre Gedanken immer wieder zurück nach London, zu
Harry, den sie mehr vermisste als alles andere, obwohl sie sich hier
in Australien schon einleben konnte. Einen kurzen Moment lang sah sie
von ihrem Buch weg, lenkte ihren Blick auf einen jungen,
braungebrannten Mann vor ihr, der soeben mit seinem Surfbrett aus dem
Meer kam. Sein blondes, etwas längeres Haar, fiel ihm in die
Stirn und brachte seine knallgrünen Augen schön zur
Geltung. Sein Blick fiel ebenfalls kurz auf Hermine, die ihn ruhig
ansah, sich dann aber eines besseren besinnte und wieder weiter las.
Dann dauerte es nicht mehr lange, bis sich der Blondschopf von seinen
Kumpels überreden liess, das Mädchen doch mal anzusprechen.
Lässig setzte er sich neben Hermine, spritzte sie mit dem
salzigen Wasser einbisschen an, entschuldigte sich dann aber gleich
bei ihr und dachte, nach ihrer Reaktion zu urteilen, es sei gelaufen,
noch bevor es angefangen hatte. Sie hatte nämlich genervt mit
ihren Augen gerollt, dann die Seiten des Buches wieder trocken
gewischt und erst jetzt schaute sie nach links, wo er immer noch sass
und versuchte, es mit einem Hundeblick wieder gut zu machen. "Tut
mir Leid, ehrlich...", sagte er. Hermine brachte erstmal nichts
raus- seine zu grünen Augen zogen sie magisch an, sie konnte nur
nicken. "Ich wollte dich nicht nass machen!", sagte er.
"Ist
schon in Ordnung!", sagte Hermine trocken und sah, wie erleichtert
er nun war. "Ich bin Ryan!"
"Hermine..."
"Eigentlich
wollte ich diese Aktion jetzt total cool rüberbringen und nerve
dich jetzt stattdessen höchstwahrscheinlich nur!"
"Welche
Aktion?", fragte Hermine lächelnd und kniff ihre Augen
zusammen, weil sie das Sonnenlicht blendete.
"Na ja... Diese
Anmachtour hier..."
Hermine lachte drauflos, brachte Ryan in
Verlegenheit und meinte schliesslich: "Na wenn das alles ist, was
du draufhast, sollten wir noch miteinander üben..."
"Jaja..
Mach mich nur fertig!", sagte er, gespielt beleidigt. "Wie auch
immer. Ich kann nicht mehr tun, als hoffen, dass du auf mein Angebot
eingehst!"
"Na, dann lass mal hören!"
"Heute Abend
steigt bei mir zu Hause eine Party. Hättest du Lust
hinzukommen?"
Dann ging alles viel zu schnell...
