Hey meine Lieben. Ich weiss, ich hab mal wieder lange auf mich warten lassen, aber hier ist dann doch das 18, Chap und gleichzeitig das LETZTE!
Ich möchte euch an dieser Stelle noch mals danken, dass ihr meinen FF-Versuch so gut aufgenommen habt und immer solch nette Kommis dagelassen habt. Hab euch alle arg lieb und jetzt noch viel spass!
Kapitel 18
"Gib
mir deine Hand!", sagte er leise, fast zu leise, denn seine Stimme
wurde vom Rauschen des Meeres übertönt. Hermine bewegte
ihre Hand einen Zentimeter weiter zu ihm, der sie stumm ansah und
dabei ein Lächeln auf seinen Lippen erscheinen liess. Sein
blondes Haar wehte im Wind und die knallgrünen Augen glitzerten
selbst jetzt in der Dunkelheit, die bloss von wenigen
Strassenlaternen weit hinter ihnen gestört wurde. Als sich die
beiden Hände berührten, durchbohrte Hermine für einen
kurzen Augenblick ein bekanntes und weit entferntes Gefühl, von
dem Hermine geglaubt hatte, es schon vergessen zu haben. Nun lächelte
er noch breiter, die weissen Zähne schimmerten. Hermine überkam
der Wunsch in zu küssen. Seine Schönheit faszinierte sie so
sehr, dass sie es für unwirklich hielt. "Ryan du bist..."
Beinahe wäre es ihr ausgerutscht... wunderschön.
"Danke für die Einladung zur Party, es war echt
toll!"
"Möchtest du wieder zurück?" Sein Gesicht
rückte dem Ihren näher.
"Nein...", hauchte sie,
ihren Blick fest an seine Lippen genagelt. Die Lippen formten sich zu
Wörtern, an die sie sich im Nachhinein nicht mehr erinnern
konnte. Nickend stimmte sie dem Gesagten zu, erinnerte sich im
gleichen Augenblick an Harry. An Harry und sein geprägtes Leben,
das sie ursprünglich mit ihm hätte führen sollen. Doch
warum? Warum sollte sie sich jetzt nicht auch mal von ihren Gefühlen
mitreissen lassen, und etwas tun, was vielleicht nicht so ihre Art
ist?
"Ryan- Ich...", sie hatte gar nicht gemerkt, dass sein
Gesicht mittlerweile ein erhebliches Stück näher gekommen
war. "Pssst...", flüsterte er, legte sanft seinen Finger auf
ihren leicht geöffneten Mund, den er kurz darauf mit seinen
Lippen versiegelte. Hermine schloss augenblicklich die Augen, verlief
mit nur einer Berührung ihrer beiden Zungen seinem Bann, legte
ihre Arme locker auf seine Schultern und liess ihre Finger an seinem
Nacken krausen, kurz darauf suchten sie sich ihren Weg durch sein
dichtes Haar. Als er sich leicht von ihr löste und damit dem
Kuss ein Ende setzte, wollte sie mehr. Sie wollte mehr, sie wollte
ihn, sie wollte seine Küsse... Sie sollten nie wieder enden.
+++
Rachel
hatte soeben die Wohnung verlassen, nachdem sie Harry mit der ewigen
Fragerei, welche Schuhe denn nun die passenderen wären, schier
wahnsinnig gemacht hat. "Ich muss mich beeilen, Schatz!", sagte
sie völlig in Eile, drückte dem genervten Harry einen Kuss
auf die Wangen, hinterliess da einen widerspenstigen Abdruck ihres
Lippenstiftes und bat ihn noch im Herauslaufen, doch bitte ihre
Schuhe wieder in den Schrank zu stellen. Harry belud seine Arme so
gut es nur ging mit Schuhen und watschelte ins Schlafzimmer, als es
gerade an der Tür klingelte. "Was hat sie denn nun wieder
vergessen?", fragte er sich und lächelte dabei über
Rachels typische Macken, an die er sich mit viel Mühe und
Nervenrauben gewöhnt hatte. Er öffnete die Tür, wollte
gerade zu einer Moralpredigt ansetzen, als es ihm mit einem Schock
die Kehle zuschnürte. Die beiden Gegenüber schwiegen sich
an. Keiner schien den Gedanken zu haben, die Stille zu durchbrechen.
Sie sahen sich an, prägten sich ihr Gesicht ein, welches sich
seit all den Jahren verändert hatte und versuchten sich daran zu
erinnern, wie es denn früher aussah. Dann endlich, überwand
sich Harry, öffnete seinen Mund und sagte: "Hermine..."
Hermine
wusste nicht so recht, was sie von dieser Tonart, mit der er ihren
Namen aussprach, halten sollte. Sie nickte bloss, bat ihn, sie
reinzulassen und folgte ihm wenig später in die Küche, wo
sie sich am Tisch niederliessen und das Schweigen erneut die Oberhand
gewann.
"Wo warst du?", fragte Harry nach einer halben
Ewigkeit Hermine, die Harry musterte, und dabei den Kussabdruck auf
seiner Wange entdeckte. Für ihn wird es auch schon längst
zu Ende sein, dachte sich Hermine. Es ist viel zu lange her und was
tue ich hier überhaupt?
"Ich bin nach Australien
gezogen."
"Und wieso hast du nicht auf meinen Brief
geantwortet?"
"Hab ich doch."
Harry zog die Augenbrauen
hoch, lachte dann spöttisch auf und erinnerte sich zurück
an einen Brief, falls dem diese Bezeichnung überhaupt gerecht
werden sollte, den sie ihm geschickt hatte. "Drei Wörter!"
"Was
hätte ich mehr schreiben sollen? Etwa, wie es mir ging? Was ich
die ganze Zeit über trieb? Was für einen Weg ich
eingeschlagen hatte? Ist es das, was du hören wollest,
Harry?"
"Soll ich ganz ehrlich sein?", Harry schrie schon
beinahe. "Ich hätte mir gewünscht, zu hören, dass du
mich liebst und dass du demnächst zurück kommen würdest!
Aber du hast nichts, ja absolut überhaupt nichts
gesagt."
"Harry, versteh doch-"
"Was soll ich
verstehen? Du bist einfach abgehauen, ohne ein Wort. Hast dich Jahre
lang auf der anderen Seite der Welt herumgetrieben, dabei
wahrscheinlich nicht mal eine Sekunde daran gedacht, wie schlecht es
mir zu diesem Zeitpunkt ging und jetzt kommst du einfach so zurück
und verlangst, dass ich dich verstehe! Ich kenne dich ja nicht einmal
mehr!"
In Hermines Augen sammelten sich Tränen an.
"Ausgerechnet du beklagst dich hier so lauthals! Dir geht es ja
anscheinend glänzend. Ein tolles Apartment, die Karriere läuft
bestimmt auch prima und noch eine Freundin, die einen äusserst
knalligen Lippenstift benutzt! Harry, verschone mich mit deinem
Selbstmitleid!" Harry wischte sich über die Wange um den
Lippenstift loszuwerden, schaute Hermine dabei tief in die braunen
Augen und hasste sie dafür, dass sie einfach so wieder in sein
Leben gekommen war. Ausgerechnet jetzt, da es ihm so gut ging. Das
schlimmste, wovor er sich fürchtete war, dass alles wieder von
neuem anfangen würde...
"Ich merke gerade, es war ein
Fehler hierher zu kommen!", Hermines Worte drangen trüb an
Harrys Ohren. Sie erhob sich, sah Harry noch mal in die Augen, mit
der Hoffnung da Tränen zu entdecken und ging aus der Küche.
Kaum war sie an der Haustür angekommen, da hatte sie Harry
eingeholt, drehte sie an den Schultern zu sich, mit feuchten Augen
und sagte: "Es tut mir Leid!"
"Ich weiss! Und mir tut es
noch mehr Leid, dass ich so dumm und naiv war und nicht mit der
Situation mit Alex umgehen konnte... Ich wünschte, ich könnte
die Zeit zurückdrehen. Zurück zu dem Abend, als du zu spät
gekommen bist und als ich meine Koffer packte und davonrannte.
Davonrannte von dir, von der Liebe... Es tut mir Leid!" Endlich
nahm sie Harry in den Arm, zog ihren Körper, der sich verändert
hatte, sich aber stets noch gut anfühlte an den Seinen ran,
drückte ihr tränenverschmiertes Gesicht an seine Brust und
strich durch ihr Haar. "Dann lass uns die Zeit zurückdrehen.
Es ist noch nichts zu spät!", sagte Harry, löste sich
einwenig von ihr, küsste ihre Stirn und wartete ihre Antwort ab.
"Doch es ist zu spät, Harry!"
"Nein. Warum? Warum
sollte es zu spät sein? Wir sind noch jung!"
Hermine
schüttelte verzweifelt den Kopf. Wie sollte sie ihm nur
mitteilen, dass es sehr wohl zu spät war? Dass sie nicht mehr
Halt machen konnte und da weiterfahren, wo sie als Jugendliche
aufgehört hatten... Dass ihr Weg schon vorbestimmt
war...
"Harry... In wenigen Augenblicken klingelt es an deiner
Tür und ich werde abgeholt..."
Harry verstand nicht was sie
meinte. "Ich geh dann wieder zurück."
"Zurück?"
"Na
ja zuerst gehen wir noch nach Frankreich und in die Schweiz...
Einbisschen Europa kennen lernen und so...!"
"Moment mal...
Was heisst hier, WIR?"
Gerade wollte Hermine zum Sprechen
ansetzen, als es an der Tür klingelte. Harry öffnete die
Tür, hinter ihm stand Hermine, lugte an ihm vorbei und wartete
ab, bis sie zwei bekannte Gesichter vor sich sah. Doch als Harry den
Blondschopf sah, wie er ihm mit seinen grünen Augen zufunkelte,
als ob nichts geschehen wäre, wusste Harry nicht wie ihm
geschah. "Hi!", sagte er, reichte Harry die Hand, der aber keine
Anstalten machte, ihn zu begrüssen. "Ich bin Ryan..." Nun
meldete sich Hermine zu Wort, ging an Harry vorbei, raus aus seiner
Wohnung und stellte sich neben Ryan. "Ja, und das ist Lilli!",
sie zeigte auf das Mädchen, das schüchtern neben Ryan
stand, seine Hand umklammerte und Harry ansah, als ob er von einem
anderen Planeten stammte. "Lilli, unsere Tochter!"
Harry
schluckte. Sah das Mädchen stumm an. Ihr braunes Haar, ihre zu
grünen Augen, die ohne Zweifel, diejenigen von Ryan waren und
dazu ihr verwunderlicher Blick. Konnte dies alles wahr sein? Konnte
solch ein kleines Mädchen, alle Hoffnungen, die Harry über
all die Jahre nie richtig aufgegeben hatte, mit nur einem Blick
einstürzen lassen? "Harry!", hörte er sich selbst
schliesslich sagen. "Ich bin Harry!"
"Freut mich, dich
kennen gelernt zu haben!", sagte Ryan mit dieser freundlichen
Stimme, die zwar perfekt war (und Harry dachte sich noch, er müsse
Sänger sein) und trotzdem konnte er Ryan nicht ausstehen.
"Gleichfalls!", sagte Harry matt, dabei den Blick fest auf
Hermine gerichtet, die ihren Arm um Ryans schmale Hüften gelegt
hatte, und es nicht wagte, Harry anzusehen. Sie versuchte bloss zu
lächeln und das beste aus dem zu machen. "Daddy, können
wir wieder gehen?", sagte Lilli, die Harry kaum älter als drei
Jahre schätzte. "Ja! Wollen wir Schatz?", Ryan blickte zu
Hermine, diese nickte lächelnd und sah erst jetzt wieder zu
Harry, von dem sie sich mit einem traurigen Blick verabschiedete.
Worte waren unpassend. Ryan, der vorausging und als erster die
Treppen hinab stieg sagte etwas zu Hermine, die dann mit einem
aufgesetzt fröhlichem Lachen antwortete, dabei Lillis Hand hielt
und ein letztes Mal zu Harry nach hinten sah, der immer noch perplex
an der Tür stand und der Familie nach sah. Hermine sah ihn an,
und sie lächelte.
Harry ging in sein Schlafzimmer. Kein Gedanke ging ihm durch den Kopf. Alles absolut leer. Wie von selbst suchte er sich den Weg zu seinem Nachtisch, wo er die Schublade aufriss, dann achtsam nach einem Stück Paper suchte und die drei Wörter las, mit denen sie Harry alleingelassen hatte. Close to you
+Ende+
