Titel:
White Satin
Kapitel: 1?
Autoren: Lillith & watery (wobei
die Hauptidee von mir stammt, watery schreibt einzelne Szenen, die
ich eingliedere)
Pairing: HP/DM
Warnungen: slash, Lime, Lemon
(?)
Raiting:
16 Kapitel 1
Unerwünschter Besuch
There's a shadow hanging over me
Zwei Monate konnten verdammt lang sein.
Nicht, dass Harry James Potter das nicht schon vor dem Sommer in dem er 16 werden würde gewusst hätte.
Aber er stellte es für sich wieder einmal fest.
Es wäre ihm lieber gewesen, die Ferien mit seinen Freunden zu verbringen.
Denn im Ligusterweg hatte der Schwarzhaarige viel zu viel Zeit um über den Tod seines Paten nachzudenken
Dumbledore konnte ihm hundertmal sagen, dass er keine Schuld daran hatte, dass Sirius gestorben war, Harry machte sich trotzdem Vorwürfe.
Wäre er nicht so leichtsinnig gewesen, wäre es wahrscheinlich nie dazu gekommen.
Ihm war jedoch auch der Gedanke gekommen, dass, wenn er nicht ins Ministerium gegangen wäre, auch Voldemort nicht, oder zumindest nicht so schnell, dort aufgetaucht wäre.
Und somit hatte die gesamte Zaubererwelt endgültig von Voldemorts Wiederkehr erfahren.
Harry erschien der Preis für die Engstirnigkeit Fudges dennoch viel zu hoch.
Zumal er ihn hatte bezahlen müssen. Nicht der unfehlbare Zaubereiminister.
Der Stolz der Zaubererwelt lag tief in Gedanken versunken auf seinem Bett.
Träge wanderte sein Blick zur Wanduhr. 22Uhr.
Morgen Nacht um dieselbe Zeit wäre er fast 16.
Seine Augen streiften den Eulenkäfig auf seinem Schreibtisch. Er war leer, Hedwig war auf der Jagd.
Und wieder würde er, wie jedes Jahr, seinen Geburtstag hier bei seinen Verwandten verbringen.
Hatte er gedacht, dass sich seit letztem Sommer, in dem seine Tante sich so seltsam benommen hatte, etwas an ihrer Beziehung geändert hatte, hatte er sich gründlich geirrt.
Sie waren so unfreundlich wie eh und je.
Sämtliche Haus- und Gartenarbeiten wurden auf ihn abgewälzt.
Er hatte auch kaum Hoffnung, dass irgendetwas passieren würde.
Er hätte lieber mit einer ganzen Kompanie Todesser gekämpft, als diese schreckliche Untätigkeit zu ertragen.
Zumal er nicht einmal davon überzeugt war, dass er hier sicherer war, als anderswo.
Warum sollte ihn das Blut seiner Tante schützen?
Und doch – ein Rest Vertrauen in seinen Schulleiter ließ ihn im Ligusterweg ausharren.
Fragte sich nur, wie lange noch.
Als sich die Luft verdichtete, bemerkte er es zuerst gar nicht.
Dann wurde es schlagartig kälter und er setzte sich mit einem zutiefst verwirrten Gesichtsausdruck auf.
‚Dementoren', schoss es ihm durch den Kopf.
Aber schon wieder Dementoren im Ligusterweg?
Wohl eher nicht.
Die Lampe begann zu flackern.
Harrys Muskeln waren angespannt und seine Hand schloss sich verteidigungsbereit um seinen Zauberstab.
Das, was dann allerdings tatsächlich auftauchte, übertraf seine Erwartungen bei weitem.
Kurz wirbelten ein paar schwarze Schwaden vor ihm in der Luft, die im nächsten Augenblick schon wieder verschwunden waren.
Stattdessen saß ein seltsames Wesen auf Harrys Bett.
Es sah aus wie eine unglückliche Mischung aus Katze und Fledermaus.
Das Gesicht war das einer Katze, mit mandelförmigen bernsteinfarbenen Augen, die Harry interessiert zu mustern schienen.
Der Körper glich auch noch dem einer Katze. Das schwarze Fell sah sogar recht weich aus.
An den Schultern saßen allerdings momentan zusammengefaltete ledrige Flügel.
‚Bei Merlin, was ist denn das?', fragte sich Harry stumm, unfähig etwas laut zu äußern.
Just in diesem Moment teilten sich die Lippen der Kreatur und eine lange, vorn gespaltene Zunge glitt heraus.
Während Harry sich fragte, ob das Tier irgendwie gefährlich war, und Voldemort es geschickt hatte, um ihn zu töten, entwich ein zischender Laut der Kehle des Wesens .
Harry jedoch hörte seinen Namen:
„Harry Potter!"
Irritiert sah er sich im Zimmer um, dann glitt sein Blick zurück zu dem Wesen, das Unglaubliche akzeptierend.
„Du…?", fragte er mit erstickter Stimme.
Eine Schlangenzunge! Das Tier hatte wohl auch noch etwas von einer Schlange mitbekommen und sprach Parsel!
Der Schwarzhaarige fixierte das Tier vor ihm.
„Wer bist du?", fragte er zischend.
„Das ist nicht von Interesse", kam die kühle Antwort. „Verschwinde von hier! Er wird her kommen!"
„Er? Meinst du Voldemort?"
Selbst diese Kreatur schien beim Klang des Namens zu erschaudern.
„Jahh. Geh in die Winkelgasse!", zischte das Wesen.
„Wann? Wann wird er kommen?", fragte Harry. Er fühlte Panik in sich hochsteigen.
„Zu schnell, als dass du etwas unternehmen könntest! Sieh zu, dass du hier wegkommst!"
„Was ist mit dem Orden-", setzte Harry an, doch er kam nicht weiter.
Das Wesen hatte die Flügel entfaltet und fauchte ihn mit entblößten Zähnen an.
Kurz sah Harry auch Krallen aufblitzen, mit denen er lieber keine Bekanntschaft machen wollte.
„Ich mach ja schon!", beschwichtigte er die Kreatur, die sich daraufhin wieder setzte.
Harry glitt von seinem Bett und begann seine Sachen in den Koffer zu packen.
„Benutz deinen Zauberstab! Wir haben KEINE ZEIT!"
„Und die Verordnung zur Beschränkung Zauberei Minderjähriger?", fragte Harry verblüfft.
„Wenn du tot bist interessiert keinen mehr, ob du gezaubert hast oder nicht!", zischte das Wesen bedrohlich ruhig.
Harry resignierte und schwang seinen Zauberstab.
Er hatte das am Ende des letzten Jahres sogar geübt, seine Sachen stapelten sich zwar nicht besonders ordentlich in den Koffer, aber es passte alles hinein.
Die Kreatur auf dem Bett richtete sich auf, flatterte zu Boden, nahm kurz Anlauf und flatterte auf Harrys Schulter.
Der taumelte kurz überrascht, immerhin war die Katze ziemlich schwer, nahm dann aber seinen Koffer zur Hand.
„Geh' von meiner Schulter runter!", fauchte er ärgerlich. Was bildete sich dieses Wesen eigentlich ein? Hatte irgendeinen Grund ihm zu vertrauen? Nein.
Außer vielleicht, dass das Wesen das sagte, was er selbst schon seit 4 Wochen befürchtete.
Aber woher wusste es, dass der dunkle Lord kommen wollte?
Harry konnte sich keinen Reim darauf machen, aber er konnte die Warnung der Kreatur auch nicht einfach in den Wind schlagen.
Ja, man konnte tatsächlich sagen, dass Harry bedächtiger geworden war. Er war nicht mehr der leichtsinnige, aufbrausende Junge, der seinen Paten in den Tod getrieben hatte.
Er packte Hedwigs Käfig und verließ das Zimmer.
Im Wohnzimmer lief der Fernseher so laut, dass keiner der drei dort Sitzenden Harry bemerkte.
Er verließ ungehindert das Haus.
Als er auf den Gehweg trat, spürte er wieder ein Gewicht auf seiner rechten Schulter.
Er wollte das Wesen schon erneut anknurren, sah aber aus den Augenwinkeln, dass es keine Flügel mehr hatte.
„Wie...?", fragte er fast sprachlos.
Die Schlangenzunge glitt wieder hervor und das Wesen antwortete zischend: „Die sind zu auffällig."
Harry schüttelte den Kopf und hob seine rechte Hand, in der er immer noch seinen Zauberstab hielt.
Zum Glück kannte er den Fahrenden Ritter, womöglich sogar besser, als es ihm lieb war, und wusste, wie man diesen rief.
Und prompt erschien mit einem Knall ein purpurfarbener Dreidecker.
Und wie Harry erwartet hatte, sprang Stan Shunpike heraus.
„Oh! Harry!", rief er überrascht. „Was-", setzte er an, doch der Schwarzhaarige unterbrach ihn.
„Nach London, Winkelgasse", sagte Harry energisch und bahnte sich den Weg an Stan vorbei.
„Eh – gut, Harry", meinte Stan überrascht und half ihm pflichtbewusst, den Koffer in den Bus zu hieven.
„Hallo, Ernie", begrüßte Harry den Fahrer des Ritters, der mit einem Nicken und einem breiten Grinsen antwortete.
„Wiedermal in die Winkelgasse, was?", fragte Ernie und erntete ein zustimmendes Nicken des Schwarzhaarigen.
Stan hatte Harrys Koffer bereits unter ein freies Bett geschoben und bekam jetzt von dem Gryffindor 13 Sickel in die Hand gedrückt. Harry hatte sogar daran gedacht, etwas Geld aus seinem Koffer einzustecken, sonst hätte er jetzt in diesem kramen müssen.
„Nu denn Harry", sagte Stan und ging wieder vor zu Ernie. Nicht ohne die Katze auf Harrys Schulter mit einem seltsamen Blick zu bedenken.
Harry setzte sich auf das Messingbett und besagte Katze sprang augenblicklich von seiner Schulter und rollte sich auf ganz und gar kätzische Art zusammen.
Mit einem Knall setzte sich der Bus wieder in Bewegung.
Harrys Gedanken schweiften ab, ließen ihn zum etwas tausendsten Mal den Tod seines Paten erleben.
Inzwischen konnte er das alles vor seinem inneren Auge abspielen lassen, ohne dass er irgendeine Regung nach außen zeigte. Aber er bekam auch nichts von seiner Umwelt mit.
Nicht einmal Stan, der ihm seine heiße Schokolade brachte, die er ja mit bezahlt hatte.
Mit einem Seufzen stellte der Schaffner sie schließlich auf ein Schränkchen neben Harrys Bett.
Allerdings ließ die Busfahrt dem Schwarzhaarigen gar nicht viel Zeit, seinen Gedanken ausgiebig nachzuhängen, denn sie war relativ schnell zuende.
„London, Winkelgasse! Harry, wir sind da!", rief Stan auch schon, und riß Harry damit aus seinen Gedanken. Er schnappte sich erstaunlich schnell seinen Koffer und Hedwigs Käfig und hievte beides mit Stans Hilfe aus dem Bus. Dass das Katzenwesen wieder auf seiner Schulter saß, bekam er gar nicht mit.
„Danke", sagte Harry zu Ernie, als er die Stufen des Buses heruntersprang.
Auf dem Gehweg stand Stan neben seinem Koffer.
„Auf Wiedersehen", murmelte Harry ihm zu.
Stan nickte nur und kurz darauf verschwand der Fahrende Ritter mit einem Knall.
Harry atmete kurz tief durch und setzte dann eine ausdruckslose Maske auf sein Gesicht, die ihm nach wie vor viel Selbstbeherrschung abverlangte.
Zumindest in Augenblicken wie diesem, in denen er aufgewühlt und voller Fragen war.
Sonst war es dank der Melancholie, in der er versunken war, eigentlich ganz einfach.
Der Schwarzhaarige betrat mit Koffer und Eulenkäfig den Tropfenden Kessel.
Der Anblick, der sich ihm bot, war der gewohnte: Ein dunkler, schäbiger Pub, mit ein paar Gästen, die tranken und sich unterhielten.
Kaum einer hatte sein Eintreten bemerkt und wenn, dann interessierte es denjenigen nicht.
Harry lenkte seine Schritte an die Bar, an welcher Tom, der Wirt, stand.
„Hallo, Tom. Ich würde gerne für die nächsten vier Wochen ein Zimmer hier mieten", sagte Harry gedämpft, aber laut genug, als das der Wirt ihn verstand.
Tom sah auf.
„Kommen Sie mit, Mr.Potter", meinte er, kam hinter seiner Bar hervor und führte Harry die Treppe hinauf. Harry wunderte es nicht, dass der Wirt ihn erkannt hatte. Immerhin war er in der Zaubererwelt bekannt wie ein bunter Hund. Ob nun im positiven oder im negativen Sinne.
Zu seiner Überraschung bekam Harry wieder das Zimmer 11, wie schon vor seinem dritten Jahr in Hogwarts, als er auch einen Teil der Ferien in der Winkelgasse verbracht hatte.
Tom stellte seinen Koffer ab, den er für Harry getragen hatte.
„Dann wünsche ich Ihnen einen angenehmen Aufenthalt hier", sagte Tom.
„Danke", antwortete Harry schlicht.
Tom nickte mit einem freundlichen Lächeln und verließ das Zimmer.
„Puh, wir haben's tatsächlich geschafft", zischte plötzlich eine Stimme an Harrys Ohr, die den Jungen überrascht zusammenzucken ließ.
Ihm wurde bewusst, dass die Katze schon die ganze Zeit auf seiner Schulter saß.
Er wurde unvermittelt an ein Märchen erinnert, in dem eine Hexe vorkam, die immer eine schwarze Katze auf ihrer Schulter sitzen hatte. Nicht dass Harry jemals Märchen vorgelesen bekommen hatte. Vielleicht hatten ihm Lily oder James vorgelesen, aber daran konnte er sich nicht mehr erinnern.
Die Durselys hätten wohl eher Dudley zu besagter Hexe geschafft, als ihm irgendetwas vorzulesen.
Aber er hatte allein Geschichten und Märchen gelesen.
Harry ließ sich auf das weiche Bett fallen, die Katze sprang wieder sofort von seiner Schulter, rollte sich diesmal jedoch demonstrativ genau auf seinem Kopfkissen zusammen.
Harry fiel auf, dass er nicht einmal gefragt hatte, wie ihr Name war. Vielleicht war es auch ein Kater.
Ein dumpfes Klopfen vom Fenster her ließ den Jungen, der gerade dabei gewesen war weg zu dämmern, wieder hochfahren.
‚Hedwig', schoss es Harry durch den Kopf. Er sprang auf, ging zum Fenster und öffnete es.
Eine nasse, da es zu regnen begonnen hatte, und ein wenig verstimmte Hedwig flatterte auf seinen Arm.
Harry kehrte zu seinem Bett zurück. Hedwig warf der schlafenden Katze einen misstrauischen Blick zu, beruhigte sich aber zu Harrys Überraschung recht schnell.
Gedankenverloren streichelte er sie und sie schuschute ob dieser seltenen Aufmerksamkeit dankbar.
Als er schließlich irgendwann gähnte, schien Hedwig ihm einen fast missbilligenden Blick zu zuwerfen, und flatterte auf den Schrank, wo sie die Augen schloss.
Harry nahm gerade noch mit einem Lächeln seine Brille ab, dann sank er neben der Katze in die Kissen.
0
Am nächsten Morgen wurde Harry ziemlich unsanft von einem schrillen Schrei Hedwigs aufgeweckt. Gleichzeitig versenkte die Katze ihre Krallen in seinem Unterarm.
Harry war schlagartig wach.
Und sah sofort den Grund für die Aufregung seiner tierischen Mitbewohner: Neben Hedwig hatte sich eine fremde braune Eule niedergelassen.
Harry wunderte sich ein wenig, denn der Schulbrief kam bekanntermaßen immer erst am 31. Juli, morgen also.
Sein Blick wanderte weiter zum Fenster. Er hatte es offen stehen gelassen. Und dass wo er doch wusste, dass Hedwig so misstrauisch auf fremde Eulen reagierte.
Mit einem Seufzen stand der Schwarzhaarige auf und ging zu den zwei Eulen hinüber.
Die Unbekannte kam augenblicklich auf seinen Arm geflattert, als er diesen ausstreckte.
Hedwig beobachtete das ganze skeptisch.
Harry befreite derweil die braune Eule von de Brief, den sie trug.
Die Eule plusterte sich kurz auf, dann hob sie ab und verschwand durch das offene Fenster in der kühlen Morgenluft.
Während er den Brief mit der einen Hand öffnete, schloss Harry mit der anderen das Fenster, da er in dem kalten Luftzug leicht fröstelte.
Dem Umschlag nach war es tatsächlich der alljährliche Hogwartsbrief.
Also würden ihm die Ergebnisse der ZAG-Prüfungen beiliegen.
Bei dem bloßen Gedanken daran wurde Harry nervös und seine Hände feucht.
Er entfaltete den ersten Bogen Pergament.
Es war ein kurzer Brief von Dumbledore persönlich, wie Harry an der Handschrift eindeutig erkannte.
Lieber Harry,
Ich weiß nicht, was Dich dazu bewogen hat, den Ligusterweg No. 4 zu verlassen.
Ich muss gestehen, dass wenn Du es nicht getan hättest, mit Sicherheit Voldemort dort aufgetaucht wäre. Da Du allerdings nicht da warst, kam auch der dunkle Lord nicht, er schickte nur ein paar seiner Todesser, mit denen der Orden leicht fertig wurde.
Ja, auch Wir wurden gewarnt, aus zuverlässiger Quelle, allerdings zu spät, als dass wir Dir hätten helfen können.
Aufgrund der gestrigen Geschehnisse erhältst Du den Hogwartsbrief auch eher, als die anderen Schüler. Alles weitere dann, wenn du wieder in Hogwarts bist.
Alles Gute zum Geburtstag!
Albus Dumbledore
Harry schaute gedankenverloren noch eine Weile auf den Brief.
Dann legte er ihn mit einem Kopfschütteln zur Seite.
Er würde gründlich über die Ereignisse der letzten nacht nachdenken müssen, aber nicht jetzt.
Außerdem würde er natürlich eine Erklärung von seinem Schulleiter verlangen.
Er nahm die restlichen Briefbögen zur Hand.
Die nächste Seite listete auch schon die gefürchteten ZAG-Ergebnisse auf.
Nervös überflog er das Pergament und atmete schließlich erleichtert auf.
In Verteidigung gegen die dunkeln Künste hatte er ein O, in Verwandlung das von Professor McGonagall erwartete E, allerdings in Zaubertränke auch nur ein E.
Die Zauberkunstprüfung hatte er ebenfalls mit einem O bestanden, in Pflege magischer Geschöpfe und Kräuterkunde hatte er zwei A's.
Durch Geschichte der Zauberei war er wie erwartet durchgerasselt, ebenso durch Wahrsagen, Astronomie hatte er mit einem A noch bestanden.
Alles in allem konnte er wirklich zufrieden mit sich sein.
Er las die nächste Seite, auf der seine Fächer für das nächste Jahr und die dafür erforderlichen Bücher und Materialien aufgelistet waren. Verteidigung gegen die dunkeln Künste, Zauberkunst, Verwandlung, Zaubertränke und Pflege magischer Geschöpfe oder Kräuterkunde oder Astronomie (bitte wählen Sie aus den 3 letzten 1-3 Fächer aus) standen da.
Harry starrte eine geschlagene halbe Minute auf sein viertes Hauptfach.
Zaubertränke? Hatte Snape nicht gesagt, er würde nur Schüler in seinen UTZ-Kurs aufnehmen, die ein O in den ZAG's hatten? Was war denn mit seinem allerliebsten Tränkemeister los? Ließ der etwa nach?
Wahrscheinlicher war wohl eher, dass Dumbledore auch hier seine Finger im Spiel hatte.
Es folgte noch die übliche Notiz von Professor McGonagall, dass das Schuljahr am 1.September beginnen würde, und der Hogwartsexpress am Bahnhof King's Cross um 11Uhr am Bahnsteig 9 ¾ abfahren würde.
Harry legte den Brief beiseite und ging mit gehobener Laune zum Frühstück.
Die Katze sah ihm aus bersteingelben Augen nach.
Nach einem recht ausgiebigen Frühstück kam er schließlich wieder in sein Zimmer, eigentlich nur, um seinen Zauberstab zu holen.
Er spürte, kurz nachdem er eingetreten war, einen vorwurfsvollen Blick im Rücken.
„Was denkst du dir eigentlich dabei, mich hier allein auf dem Bett sitzen zu lassen?", kam die beleidigte zischende Frage.
„Äh, wolltest du etwa mit zum Frühstück...?", fragte Harry und hatte wenigstens den Anstand etwas schuldbewusst zu klingen.
„Naja, was kann man eigentlich von jemandem erwarten, der gerade mal ein A in Pflege magischer Geschöpfe bekommen hat?", murmelte das Wesen.
„Ich weiß ja noch nicht mal, was du eigentlich bist!", ereiferte Harry sich.
„Hast du denn gefragt?", entgegnete die Katze sarkastisch.
Harry musste sich eingestehen, dass er das nicht getan hatte.
„Also, was bist du?", fragte er.
„Verrat ich dir nicht. Aber meinen Namen kannst du wissen. Und dass ich im weitesten Sinne ein Kater bin. Keine Katze."
Harry stutzte. Er hatte nie dem Kater gegenüber erwähnt, dass er ihn für eine Katze hielt.
„Kannst du meine Gedanken lesen?", fragte er misstrauisch.
„Ich dachte du hättest letztes Jahr etwas von Professor Snape gelernt. Gedankenlesen sagen nur die Muggel. Der Geist ist viel komplizierter!" Der Kater scheiterte kläglich daran, Snapes ölige Stimme nachzuahmen.
„Woher-"
„Ich habe meine Quellen", antwortete der Kater nur.
Harrys Augenbrauen hoben sich skeptisch.
„Kannst du nun Gedankenlesen und wie ist dein Name?", fragte er kühl.
„Nicht immer. Manchmal gelingt es mir, manchmal nicht. Und Cion, um dir deine zweite Frage zu beantworten. Aber du kannst mir auch gerne einen anderen Namen geben. Er hat im Prinzip keine Bedeutung", antwortete der Kater.
Harry sah Cion etwas verwirrt an.
„Aha. Behalt den Namen ruhig. Mir soll's recht sein", meinte er schließlich und zuckte mit den Schultern.
Er nahm seinen Zauberstab, Cion sprang schnell auf seine Schulter.
„Warte gefälligst auf mich!", zischte er Harry böse an.
Ein abfälliges Schnauben war die einzige Antwort.
0
Nicht wenige Zauberer in der zugegebenermaßen recht menschenleeren Winkelgasse drehten sich nach Harry um, manche deuteten sogar mit dem Finger auf ihn und Cion.
Der Kater schien sich in der allgemeinen Aufmerksamkeit direkt zu sonnen.
Harry ging sie wie immer auf die Nerven. Er konnte tun was er wollte – sie würden sich immer umdrehen, mit dem Finger auf ihn zeigen, über ihn reden. Ob nun positiv oder negativ.
Nach einem kleinen Einkaufsbummel, der die Besorgungen für das neue Schuljahr einschloss, setzte sich Harry in ein Café. Es war ein kleines, sehr gemütliches Café. Die Tische waren rund, und meist standen nur zwei Stühle gegenüber darum herum.
Die Einrichtung war längst nicht so aufdringlich wie in Madame Puddifoots Lokal.
Helle Farben dominierten, überall standen Topfpflanzen.
Harry machte sich einen Moment lang Sorgen, als er hinter einer mit langen schmalen Blättern ziemlich nah am Eingang platz nahm. Wer wusste schließlich ob sie ihm sonst was ins Gesicht spritzte oder ihn – eine böse Erinnerung stieg in ihm hoch – erwürgte?
Aber er sagte sich, dass das hier ein Café war. Kein Grund zur Sorge also.
Harry wollte gerade die Bücher, die er bei Flourish & Blotts gekauft hatte, auf den freien Stuhl ihm gegenüber ablegen, Cion kam ihm allerdings zuvor und rollte sich auf besagtem Stuhl unschuldig schnurrend zusammen. Es waren nicht nur die, die er kaufen sollte, sondern auch ein paar, die er lesen wollte. Mit einem inneren Lächeln dachte er, dass Hermine ihn wohl für krank halten würde, wenn sie das wüsste.
Mit einem Seufzen legte Harry die Bücher auf den Boden.
Kurz darauf kam auch schon eine Kellnerin und erkundigte sich nach seinen Wünschen.
Harry bestellte einen Eisbecher.
Vanilleeis mit heißen Himbeeren.
„Lecker", meinte Cion, als die Frau gegangen war.
Der Schwarzhaarige schreckte hoch. Er hatte gedacht, dass der Kater tatsächlich schlief.
„Du bekommst nichts ab. Und jetzt sei ruhig, es fällt nämlich überhaupt nicht auf, wenn hier Harry Potter mit einer seltsamen schwarzen Katze Parsel spricht", rügte Harry den Kater mit einem zynischen Lächeln.
Viele Gäste hatte das Café zwar nicht, und Harrys Ecke war besonders leer, aber man konnte ja nie wissen.
Ein paar Minuten später stand Harrys Eis vor ihm und der Schwarzhaarige konzentrierte sich eine Zeit lang völlig darauf.
Er sah erst wieder auf, als sich die Tür des Lokals quietschend öffnete, was seit einer knappen halben Stunde nicht mehr der Fall gewesen war.
Fast wäre Harry vom Stuhl gefallen, ob dem Anblick der zwei Personen, die das Café betraten.
Es waren Narzissa Malfoy und ihr Sohn Draco.
Das leichte Glücksgefühl, das Harry seit heute Morgen verspürt hatte, schwand.
Warum konnte er nicht einmal in der Winkelgasse seine Ruhe –
Seine Gedanken verliefen ins Leere, denn ihm brannte sich ein Bild ein.
Ein Bild eines aufrichtig lächelnden Draco Malfoys.
Harry sah mit einer gewissen Faszination, wie dieses Lächeln das Gesicht des Blonden um vieles sanfter und weicher machte.
Er blinzelte und schaute ein zweites Mal hin.
Das Lächeln stand immer noch auf dem Gesicht seines Erzfeindes.
Malfoy hatte ihn anscheinend noch nicht bemerkt, sonst wäre er wohl kaum so ruhig und zu allem Überfluss auch noch lächelnd in das Café spaziert.
Harry wandte sich verwirrt seinem Eis zu.
0
Narzissa Malfoy blieb abrupt vor einem kleinen Café stehen.
Sie wandte sich ihrem Sohn neben sich zu.
„Was meinst du?", fragte sie mit einem Lächeln.
Ihr Sohn, der wohl tief in seinen Gedanken versunken gewesen war, sah irritiert auf, dann erhellte sich auch sein Gesicht durch ein Lächeln.
„Ja, unbedingt!", antwortete Draco.
„Gut."
Schwungvoll drückte Narzissa die Klinke herunter und trat ein.
Draco folgte ihr, immer noch lächelnd.
Nach außen zeigte sich seine Mutter wie immer, doch Draco wusste, dass es sie ziemlich mitnahm, dass Lucius in Askaban war.
Immerhin gab es dort jetzt keine Dementoren mehr. Diese Tatsache erleichterte sie doch.
Das Lächeln des Blonden wurde eine Spur sanfter.
Den Schwarzhaarigen hinter seiner Grünpflanze, der ihn einigermaßen ungeniert anstarrte, bemerkte er nicht.
Auch Draco und Narzissa bestellten Eis. Sie einen Bananensplitt, er einen großen Schokobecher.
Dracos Augen wanderten derweil durch das Café.
Bei der riesigen Grünpflanze mit den langen schmalen Blättern verharrten sie kurz, denn er sah schwarzes Haar aufblitzen.
Konnte es denn sein – nein, wohl eher doch nicht. Bei Merlin und Morgana, war er denn so sehr auf dieses elenden Gryffindor fixiert, dass er ihn schon hinter einer Grünpflanze in einem Café vermutete?
Wie sollte Potter ausgerechnet hier her kommen?
Aber Draco musste sich eingestehen, dass die Aussicht auf einen deftigen Streit mit seinem Erzfeind schon sehr verlockend war.
„Draco? Hallo?" Seine Mutter bewegte ihren Löffel vor seinem Gesicht hin und her, was den Blonden schließlich aus seinen Gedanken riss.
„Ja?", fragte er.
„Hast du jetzt eigentlich alles, was du brauchst?", fragte Mrs. Malfoy.
„Ja, ich denke-"
Draco stockte. Aus den Augenwinkeln hatte er flüchtig eine Bewegung wahr genommen und automatisch seine Aufmerksamkeit auf besagte ‚Bewegung' gerichtet.
Nun, eben beschriebene Bewegung besaß schwarzes Haar, intensiv grüne Augen (wie immer verunstaltet durch das ewige Brillengestell) und eine blitzförmige Narbe auf der Stirn.
Ach, und er wurde von allen Gästen, seine Mutter ausgenommen, angestarrt, als er mit einer schwarzen Katze auf der Schulter und einem Stapel Bücher unterm Arm das Café verließ.
‚Wo hat er denn die Katze aufgegabelt?', schoss es Draco durch den Kopf, aber er verschwendete keinen weiteren Gedanken an das Tier.
„Entschuldige mich kurz, Mum", sagte Draco und stand auf.
Ohne ein weiteres Wort folgte er dem Schwarzhaarigen auf die Straße.
Narzissa sah ihm irritiert nach.
Dann wandte sie sich mit einem Achselzucken wieder ihrem Eis zu.
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„Das Narbengesicht in der Winkelgasse. Haben dich die Weasleys rausgeschmissen, weil du zu gefährlich bist, Potter?"
Als Harry diese zwei Sätze, gesprochen von einer Stimme, die er nur zu gut kannte, hörte, war er erst versucht, Malfoy vollständig zu ignorieren.
Dann aber drehte er sich sehr langsam um.
‚Ruhe, Harry, Ruhe', ermahnte er sich im Stillen.
„Nein, Malfoy, ich bin hier, weil es keinen Ort mehr gibt, an dem ich sicher bin. Also ist hier genauso gut wie anderswo." Harrys kühle Antwort wurde von einem Lächeln begleitet, das fast unheimlich war. Es hob lediglich seine Mundwinkel ein Stück erreichte aber nie seine Augen. Er drehte sich um und ließ einen einigermaßen verblüfften Draco Malfoy zurück.
Der verbarg seine Überraschung rasch und lief hinter Harry her.
Der Schwarzhaarige ignorierte ihn mit beinahe stoischer Gelassenheit.
Langsam wurde Draco richtiggehend sauer.
Was bildete sich dieser Kerl denn bitteschön ein, dass er Draco Malfoy einfach schlichtweg mit Ignoranz begegnete?
„Wie geht's eigentlich deinem Hund, Potter?", fragte der Blonde schließlich.
Hinterher fragte er sich immer wieder, warum er das in diesem Moment gefragt hatte.
Wahrscheinlich hatte er nicht, aber überhaupt gar nicht nachgedacht.
Eigentlich war ihm klar, dass er Harry damit aufs Äußerste reizte, aber es war ihm in diesem Augenblick egal. Niemand, nicht einmal Harry Potter, durfte ihn ignorieren!
Und doch war es ein Fehler gewesen, Harry gerade das zu fragen.
Der junge Gryffindor war so schnell herumgewirbelt und hielt seinen Zauberstab in der Hand, dass es Draco fast übermenschlich vorkam.
„Noch ein Wort, und du bist wieder ein Frettchen, Malfoy", zischte Harry gefährlich leise.
Draco verging bei diesem Ton jegliches ironisches Grinsen. Die Aura Potters hatte sich völlig geändert. War düsterer, bedrohlicher geworden.
‚Was ist denn mit dem los?', fragte sich der Blonde entsetzt.
Er registrierte gerade noch, wie die Katze von Harrys Schulter sprang.
Die Situation hätte wohl schlimm eskalieren können, da keiner der beiden Kontrahenten bereit war, nach zu geben.
Aber in diesem Moment zwängte sich eine junge Frau zwischen Harry und Draco.
Sie sah kurz von einem zum anderen, während sich eine ihrer Augenbrauen skeptisch hob.
Die beiden jungen Männer starrten die Person zwischen ihnen unverhohlen an.
Sie hatte langes schwarzes Haar, das zwar im Nacken von einem Haargummi zusammengehalten wurde, nichtsdestotrotz hatte sich eine Vielzahl Haarsträhnen daraus gelöst und umrahmte ihr Gesicht.
Die helle Haut stand in einem interessanten Kontrast zu den dunklen Haaren, den tiefblauen Augen (die die zwei immer noch eingehend musterten) und den rot geschminkten Lippen.
Aber das eigentlich ungewöhnliche an der jungen Frau war ihre Kleidung.
Sie trug ein seltsames Gewand, das irgendwie nicht nach London und erst recht nicht in die Winkelgasse passte. Das Oberteil ließ die Schultern frei, und lief an den Armen in weiten Trompetenärmeln aus. Der Rock war lang und betonte ihre schlanke Figur, und hoch geschlitzt.
Er war leuchtend dunkelrot, das Oberteil gelb und dunkelorange.
Weiter kamen die beiden nicht mit ihrer Betrachtung, zumindest Harry nicht, denn die Frau wandte sich immer noch wortlos ihm zu und fixierte sein Gesicht, wobei sie ihm so nahe kam, dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten; dann zog sie ihm die Brille von der Nase (die Welt um Harry verlor einiges an Schärfe) und besah sich seine Augen.
Eine kleine Falte bildete sich zwischen ihren Augenbrauen.
Als nächstes legte sie ihre Hände auf die Schultern des immer noch ziemlich perplexen Schwarzhaarigen und wanderte flink weiter an seinem Oberkörper hinab zu den Hüften.
Ein zufriedenes Lächeln zierte ihr hübsches Gesicht, als sie Harry die Brille wieder aufsetzte.
Draco wollte gerade zu einem bösen Kommentar ansetzten, als die Frau herumwirbelte und ihn der gleichen Prozedur unterzog. (lediglich die Brille ab - und wieder aufsetzten fiel weg, dafür verwuschelte sie seine Haare, die sie zuvor mit einem skeptischen Blick bedacht hatte)
Dann trat sie einen Schritt zurück.
„Entschuldigt bitte meine Unverfrorenheit. Um mich erst einmal vorzustellen, mein Name ist Liluye Brooklyn", sagte sie fröhlich. „Ihr zwei wollt nicht zufällig Models werden?"
Ende Kapitel 1
(A/N: Liedtext by „The Beatles", „Yesterday")
