Titel: White Satin – Black Silk
Kapitel: 4?
Autoren: Lillith & watery (wobei die Hauptidee von mir stammt, watery schreibt einzelne Szenen, die ich eingliedere)
Pairing: HP/DM
Warnungen: slash, Lime, Lemon (?),

Rating: P-16

Kapitel 4

Etwas völlig Neues...

Wer im Leben selbst kein Ziel hat,

kann wenigstens das Vorankommen anderer stören.

Benjamin Franklin

Der Weckzauber, mit dem Harry sich am letzten Abend vorraussehend belegt hatte, riss ihn am nächsten Morgen unsanft aus dem Reich der Träume. Verwirrt blinzelte er in das noch dunkle Zimmer, in das sich zögerlich ein paar erste Sonnenstrahlen wagten.

Wo war er?... Ach ja, in diesem Apartment in der Winkelgasse.

Er schlief hier aus unerfindlichen Gründen so tief, dass er sich beim Aufstehen erst einmal orientieren musste!

Was war bloß mit den sonst so zuverlässigen Alpträumen passiert? Aber was machte er sich darüber überhaupt Gedanken? Grübelte, warum die schlechten Träume nicht kamen, anstatt sich zu freuen, dass sie nicht kamen.

Wie spät war es überhaupt? Harry warf einen Blick auf seine Armbanduhr, die auf seinem Nachtschränkchen lag: Um sieben. Normale Zeit zum Aufstehen für ihn.

Allerdings rief diese Zeit heute etwas in sein Gedächtnis zurück. Was hatte Liluye gestern noch gesagt?

‚Und morgen früh erwartet euch Joel in seinem Studio Nummer 2...', ja, genau das war es!

„Bei Merlins Plüschpantoffeln!", japste Harry und sprang mit einem Satz aus den warmen Tiefen seines Bettes.

Ein Fehler, wie sich herausstellen sollte. Von der schnellen Aufwärtsbewegung noch etwas schwummrig im Kopf, stolperte der Schwarzhaarige über die Teppichkante und konnte sich gerade noch so auf Dracos Bett abfangen, bevor er auf dem Boden aufgeschlagen wäre. Ebenjener Blondschopf fand das Ganze absolut nicht lustig, denn hatte er bis eben noch friedlich geschlummert, wurde jetzt aber ziemlich unsanft von einem Schlag in die Magengrube geweckt.

„Was...!", war das einzige Wort, das er wegen Luftmangels in der Lage war hervorzubringen.

Noch ein wenig nach Luft japsend sank Draco wieder zurück in die Kissen. Kein böses Wort fiel. Kein böser Blick wurde abgeschossen. Das war wiederum Harry nicht recht – schließlich waren sie nahe daran zu spät zu kommen. Mit deutlich vernehmbarer Ungeduld in der Stimme herrschte er den Blondschopf an:

„Stell dich nicht so an! Wir müssen gleich bei Joel antanzen!"

Draco, der sich normalerweise so einen Ton und schon gar von Harry, nicht gefallen ließ, murrte etwas von „...halt doch die Klappe und lass mich in Ruhe...", drehte sich auf die andere Seite und vergrub sich tiefer in den Kissen.

Harry zog amüsiert eine Augenbraue in die Höhe. War der Slytherinprinz etwa ein Morgenmuffel?

Mit einem Grinsen packte Harry einen Zipfel von Dracos Bettdecke und zerrte sie mit einem Ruck aus dem Bett.

Einen Moment lang passierte nichts. Mit geschlossenen Augen und angezogenen Knien lag der Blondschopf da, hatte mit einem Arm das Kissen umklammert und tastete mit dem anderen blind umher.

Als er nicht das fand, wonach er suchte, öffnete er unwillig ein Auge und erblickte... Harry Potter. Breitbeinig vor ihm stehend. Grinsend. Mit SEINER Bettdecke in der Hand!

„Was fällt dir ein, Potter!", brauste Draco auf und saß wie der Blitz.

Harry meinte nur ruhig: „Raus aus den Federn!"

Draco grummelte irgendetwas, ließ sich wieder auf die Matratze sinken und drehte Harry demonstrativ den Rücken zu.

„Komm schon, Draco, wir haben nur eine Viertelstunde Zeit!", sagte Harry jetzt fast flehend.

„Was?" Draco saß wieder aufrecht.

„Wir müssen in einer knappen Viertelstunde bei Joel sein", wiederholte Harry ungeduldig.

„Warum hast du mich nicht eher geweckt?", fragte Draco entgeistert.

„Ich brauch nicht mehr Zeit, also steh' jetzt endlich auf!", sagte Harry fröhlich.

„Ahh... Potter, du bist unmöglich..."

„Waren wir nicht schon mal bei ‚Harry'", fragte der Schwarzhaarige und konnte im nächsten Moment gerade noch ein Kissen abfangen, dass der Blonde in seine Richtung geworfen hatte.

Dann stand Draco aber endlich auf.

In Rekordtempo zogen sich die Jungen an, Draco bestand noch auf einer kurzen Dusche (A/N: Ja, sie haben sich zusammen im Bad angezogen. Aber so weit sind wir noch nicht. Geduld )und trotz der Tatsache, dass er zu wenig Zeit gehabt hatte, sah er genauso aalglatt aus, wie am Tag zuvor. Das Frühstück ließen sie, wieder mal, ausfallen und rannten zu Studio 2, wo schon die Mädchen warteten.

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„Guten Morgen, ihr Süßen!"

Überschwänglich wurden die vier von Joel begrüßt. Zuerst umarmte er Fleur und Mihaéla und drückte beiden einen Kuss auf die Wange, dann tat er das Gleiche mit den Jungs. Perplex ließen die beiden Letzteren das über sich ergehen, bevor sie ihn dann entsetzt anstarrten und etwas Abstand nahmen. Doch Joel schien das nicht zu bemerken – er war in seinem Element.

Während Fleur und Mihaéla neugierig durch das Studio wanderten und die Frisiertische in Augenschein nahmen, standen Harry und Draco etwas unschlüssig im Raum. Der Visagist flitzte von einer zur anderen Stelle, schaute hier etwas, prüfte dort etwas, bis er wieder auf die Jungen zukam und das Maßband, das um seinen Hals hing, zur Hand nahm. Die zwei mussten die Arme waagerecht vom Körper wegstrecken und Joel wurde von Sekunde zu Sekunde begeisterter, je mehr er vermaß. Man konnte zwischen seinem Gemurmel Worte wie „Perfekt" und „Grandios" und „Himmlisch" vernehmen.

Zwar wunderten sich die beiden Jungen etwas, weil Lily doch schon ihre Maße abgenommen hatte, aber Joel würde schon wissen was er tat, oder...?

Als der schließlich mit der Arbeit mit seinem Maßband fertig war, bugsierte er Harry und Draco zu den Frisiertischen und ließ sie Platz nehmen.

Dort ging's dann auch schon weiter.

Harrys Hände entsetzten Joel schlichtweg, so von Hornhaut und Schwielen überzogen wegen all der Hausarbeit bei den Dursleys waren sie. Auch die Nägel ließen in seinen Augen arg zu wünschen übrig.

Harry verstand nicht ganz, was der andere wollte, schließlich hatte er in letzter Zeit nicht seiner nervösen Macke nachgegeben und auf den Nägeln gekaut.

Joel wuselte aufgeregt herum und notierte sich auf seinem Notizblock, Harry unbedingt eine Maniküre zu verpassen (natürlich auf magischer Basis). Währenddessen hatte Draco ein klein wenig gehässig grinsend daneben gesessen – er konnte eben doch nicht ganz aus seiner Haut – und schließlich gelangweilt seine gepflegten Hände betrachtet.

Doch dann hatte sich der Visagist ihm zugewandt und das Grinsen verschwand mit einem Schlag. Mit seinen Händen war Joel zufrieden gewesen, aber...

„Jungchen, deine Haare! Wir leben doch nicht nach der Mode von vor zwanzig Jahren!", hatte er gerufen und dem Slytherin dann einen Vortrag über Hair-Styling-Mittel gehalten und ihre Wirkung auf die Haarstruktur. Seine Haare wären kaputt und er könne sie noch so sehr pflegen, doch wenn er sich weiterhin diese Unmengen an Gel in die Haare schmiere, wäre alles für die Katz'. Jetzt war es an Harry zu grinsen.

Doch beiden Jungen entgleisten die Gesichtszüge, als sich Joel ihren Beinen zuwandte. Mit einem Quieken fiel der Mann auf den Hosenboden und schien einer Ohnmacht nahe, als er nur einen kurzen Blick auf die zwei Paar Schienbeine geworfen hatte.

„Meine Süßen, nehmt es mir nicht übel – eure Körper sind einfach göttlich! – aber eure Beine... wie konnten die nur all die Jahre so bewaldet bleiben! Nein, so kann man euch nicht der Öffentlichkeit präsentieren!"

Während Joel aufsprang und erneut durch das Studio flitzte, musterten Harry und Draco äußerst verwundert ihre Beine.

Was hatte der bloß? Sahen doch normal aus...

Ihren Gedanken wurde schnell Abbruch getan, als der Joel mehrere Schächtelchen mit bunten Aufdrucken auf den Frisiertisch eines jeden stellte.

„Was bevorzugt ihr? Heißwachs? Kaltwachs? Creme? Oder doch den probaten Rasierer?"

Verständnislos sahen die beiden jungen Männer den Visagisten an.

„Bitte was!", fragte Harry nach.

Joel rollte theatralisch die Augen und unterstrich mit ‚dramatischem' Händegefuchtel seine nächsten Worte:

„Schätzchens, stellt euch doch nicht so dumm – dieser Urwald da an euren Beinen muss weg!"

Langsam dämmerte es in den Köpfen... sie sollten ihre Beine enthaaren!

Draco reagierte als Erster.

„Ohne mich – ich geh nicht unter die Transen!", zischte er und sprang auf.

Gerade war er an der Tür angelangt, als diese vor seiner Nase zuschlug und sich verschloss. Hektisch durchsuchte er seine Taschen – natürlich, seinen Zauberstab hatte er in der Eile auf seinem Nachtisch liegen lassen.

„Lassen Sie mich raus!", knurrte er in Richtung des Visagisten.

Dieser wirbelte jedoch nur lässig seinen Zauberstab zwischen den Fingern und erwiderte in spöttisch-bedauerndem Tonfall:

„Tut mir Leid, Süßer, aber du hast einen Vertrag unterschrieben. Und Lily hat mir den Auftrag erteilt, euch einen perfekten Look zu verpassen. Und nun hab dich nicht so und setz dich wieder hin!"

Ein paar Sekunden lang funkelte Draco Joel noch wütend an, kam dann jedoch zu dem Schluss, dass er diesen Raum entweder mit ‚nackten' Beinen oder gar nicht verließ und setzte sich Todesblicke verteilend wieder auf seinen Stuhl.

Joel begann die Anwendung und Vor – und Nachtteile der einzelnen Mittel zu beschreiben, wurde aber nach einer Weile wieder von Draco unterbrochen.

„Gibt es denn keinen Zauber dafür!"

Mit blitzenden Augen sah ihn der Braunhaarige an und erwiderte mit Amüsement in der Stimme:

„Natürlich, aber die wirken nur bei Frauenbeinen. Bei euch müssen wir erst mal Grund in die Sache bringen, bevor wie die anwenden können."

Harry hatte sich schnell entschieden, was er anwenden würde:

„Ich glaube, ich nehme den Rasierer. Damit kann ich wenigstens umgehen."

Draco entschied sich für das Wachs.

„Bist du sicher? Das geht zwar schneller als Rasieren, tut dafür aber höllisch weh!", sagte Joel besorgt.

„Ein Malfoy kennt keinen Schmerz", erwiderte Draco und warf ihm einen hochmütigen Blick zu.

Damit war die Sache entschieden und sie machten sich ans Werk. Draco wurde dann doch etwas nervös, als er die klebrige Masse auf seinen Beinen hatte und trocknen ließ.

Als die Zeit des endgültigen Entfernens gekommen war, zitterte seine Hand kaum merklich. Doch er griff entschlossen zu und riss sich einen Streifen mit einem Ruck herunter. Einen Moment blickte er auf das sich betäubt anfühlende haarlose Stück Bein, als plötzlich der Schmerz mit vielfacher Wucht auf ihn einstürmte.

Zischend atmete er ein.

Eine Weile schien er vom Schmerz überwältigt zu sein, doch dann bewegte er sich wieder und versuchte den nächsten Streifen vorsichtiger abzulösen. Was allerdings noch mehr wehtat, denn so wurden alle Härchen nacheinander und einzeln rausgerissen, was jedes Pieksen verdeutlichte.

Dann wurde seine Hand beiseite gedrängt und eine dunklere ergriff den Streifen und riss ihn mit einem Ruck herunter.

Mihaéla hatte dem Elend nicht länger zusehen können und eingegriffen. Dankbar lehnte sich Draco zurück und überließ dem Mädchen die für ihn nervenaufreibende Arbeit.

Kein Ton kam dabei über seine Lippen, doch bei jedem abgerissenen Streifen zuckte Draco zusammen.

Harry erging es nicht viel besser. Er war zwar die Handhabung des Rasierers gewöhnt, jedoch hatte er ihn bis jetzt ja nur im Gesicht anwenden müssen. Die gleiche Prozedur am Bein bereitete ihm arge Schwierigkeiten. Ständig musste er sich drehen und wenden, damit er an die zu rasierenden Stellen herankam und am Schienbein rutschte er ständig ab. Schon mehrmals hatte er sich geschnitten. Schließlich wurde ihm das Gerät aus der Hand genommen und Fleur hockte sich vor den Schwarzhaarigen.

„Lass misch, 'Arry!"

Harry lehnte sich genau wie der Blonde zurück, musste jetzt aber keine Schmerzen mehr ertragen, denn Fleur ging mit dem Rasierer sehr vorsichtig und geschickt um.

Das endgültige Ergebnis waren geschundene Beine; zerschnitten bei Harry und rot und gereizt bei Draco.

Joel seufzte nur, und ließ beide beruhigende Feuchtigkeitscreme auf ihre Beine schmieren.

Dann wandte er sich für eine halbe Stunde den beiden Mädchen zu. Auch sie wurden vermessen und er zupfte hier und da etwas an ihnen herum und notierte sich ein paar Kleinigkeiten.

„Ach, Draco, komm mal bitte her!", rief er dann, als mit den beiden Mädchen fertig war und deutete auf einen Stuhl vor einem der anderen Frisiertische.

Draco knurrte irgendetwas, leistete der Aufforderung aber Folge.

Joel warf ihm einen Umhang über (den wir alle vom Frisör kennen...) und trat einen Schritt zur Seite um eine Art Waschbecken auf Rädern heranzuholen. (Welches wir auch alle kennen...)

Ehe Draco richtig reagieren konnte, hatte der Braunhaarige seinen Kopf in den Händen und wusch mit kräftigen Handgriffen seine Haare.

Selbst Harry, der einige Meter entfernt saß, hörte das Zähneknirschen des Blonden.

Schließlich waren die Haare gewaschen und Joel griff zum Fön und ein paar Fläschchen, aus denen er ab und an etwas auf das platinblonde Haar sprühte.

Als Dracos Haare trocken waren, fielen sie überraschend weich. Und Draco musste, nachdem er sich im Spiegel eingehend betrachtet hatte, zugeben, dass es besser aussah, als zuvor.

„Jaja, das hab ich dir gleich gesagt. Und wehe, ich erwische dich mit Gel in den Haaren! Du kannst das Zeug eigentlich gleich wegschmeißen", ermahnte ihn Joel und damit war er entlassen.

Als nächstes schnitt Joel Mihaéla die Haare ein klein wenig anders, da ihr die Frisur seiner Meinung nach nicht einhundertprozentig stand.

Harrys Versuche, währenddessen ein Gespräch mit Draco anzufangen, prallten an dessen eiskaltem Schweigen ab. Harry zuckte die Schultern, ließ ihn in Ruhe und unterhielt sich mit Fleur.

„Wie kommt es eigentlich, dass du bei so einem Himmelfahrtsunternehmen mit machst?", fragte er die junge Blonde irgendwann.

Sie lachte ein wenig. „Die Wahr'eit ischt, dass isch in Paris schon mal von einem Muggel gefragt wurde, ob isch nischt Interesse hätte, Model zu werden. Damals wusste isch nischt, was das über'aupt ist – und es war ein Muggel! Isch le'nte also ab, aber meine Neugierde war geweckt. Naja, und als Lily misch fragte, 'abe isch sofort zugesagt. Es ischt ein faszinierender Job", erklärte sie immer noch lächelnd.

„Nimm mir die Frage bitte nischt übel, 'Arry, aber wie kommt es eigentlisch, dass du 'ier ganz ruhig neben Draco Malfoy sitzen kannst und ihr nischt aufeinander losgeht? Isch ' atte damals das Gefühl, ihr könntet euch nischt ausstehen", sagte Fleur dann mit einem fragenden Blick in Harrys Richtung.

„Wir haben sozusagen Frieden geschlossen. Ich bin schlicht und ergreifend zu faul, mich vier Wochen lang ununterbrochen zu streiten", antwortete Harry ehrlich und mit einem Lächeln auf den Lippen.

Fleur klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter.

„Ihr werdet also tatsächlisch erwachsen."

„Hey, natürlich werden wir das! Aber es ist schon nicht ganz einfach, eine jahrelange Feindschaft einfach so zu vergessen!", verteidigte Harry sich.

„Pass auf, dass du nischt deine Gegenwart und Zukunft verpasst, wenn du so fest in der Vergangen'eit verankert bist und zu sehr in ihr lebst." Fleur lächelte, während sie sprach, aber ihre Worte waren sehr ernst.

Auch Draco hatte sie gehört und sah nachdenklich in ihre Richtung.

„Na, hast du dich beruhigt?", fragte sie schnippisch und erntete auch nur ein Schnauben des Slytherin, der auch sofort den Kopf in die entgegengesetzte Richtung drehte. Er starrte weiter stur vor sich hin.

„Aber sein Charakter 'at sisch nischt verändert", stellte Fleur resigniert fest.

„Nein, wie auch? Aber es wäre direkt unheimlich, wenn er sich tatsächlich verändert hätte."

„Auch wieder wa'r."

Das Gespräch verlief im Sand und Harry hing seinen Gedanken nach.

Er lebte zu sehr in der Vergangenheit?

Was brachten ihm denn Gegenwart und Zukunft.

Seine Zukunft sah sowieso ganz besonders glücklich aus. Er würde entweder Voldemort ermorden oder sich von diesem ermorden lassen.

Und seine Gegenwart – na ja, es war erträglich, aber er hatte nichts, was ihm besonders wichtig gewesen wäre. War es da so verwunderlich, dass er der Vergangenheit nachhing?

Dass er sich in sie flüchtete?

Das Einzige, was ihn zur Zeit in seinem fesselte, waren zum Ersten Draco, wie er sich ein wenig widerwillig eingestehen musste und diese ganze Modelaktion hier.

Schließlich war Mihaéla fertig und Joel wandte sich kurz nochmals Fleur zu, bei der aber nichts zum Verbessern zu finden schien, nichtsdestotrotz schlich er etwa eine halbe Stunde um sie herum und suchte nach etwas.

Auf ihren Platz neben Harry ließ sich Mihaéla fallen und schloss sich dem angenehmen Schweigen der beiden Jungen an.

Nach Joels zwecklosem Versuch etwas an Fleurs Aussehen zu verbessern, folgte Harrys Maniküre und dann zupfte Joel noch hier und da ein bisschen an allen vieren herum, gab ihnen Tipps, damit er nicht so viel Arbeit hatte, wie er lachend sagte, und entließ sie dann mit einem zufriedenen Grinsen um etwa 15Uhr.

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Draco war auch noch nach dem späten Mittagessen, das wieder folgte, ungewöhnlich still, aber Harry tat das einzig Richtige und ließ ihn in Ruhe.

Der Blonde war auch nur kurz mit nach oben gekommen, hatte sich seinen Mantel geschnappt und war nach draußen gegangen, da sie den Nachmittag wieder frei hatten.

Draco trat aus dem Haus. Langsam schlenderte er die Winkelgasse entlang, tief in Gedanken versunken.

Kein Mensch außer Narzissa mochte es sehen, aber der blonde Malfoysproß war zutiefst verunsichert und verwirrt. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wie das alles gestern passieren konnte. Er hatte von einem Moment auf den anderen alle Mauern, alle Barrieren, alle Masken fallen gelassen und war er selbst gewesen. Ohne dass er es bemerkte, ohne, dass er es wirklich wollte. Das letzte Mal, dass ihm etwas Vergleichbares passiert war, lag Jahre zurück.

Ein einziger Tag, an dem er keine Maske trug und schon hatte er Harrys Freundschaft errungen.

Er lachte bitter auf, als er die nahezu menschenleere Winkelgasse entlang ging. Der Himmel war wolkenbedeckt und dunkel, es sah nach Regen aus und irgendwie roch es auch danach.

Am Anfang seines ersten Jahres in Hogwarts hatte er diesem ganz besonderen Jungen seine Freundschaft angeboten und fast im selben Atemzug den Menschen schlecht gemacht, den Harry als einen seiner Freunde auserkoren hatte. Er, Draco, war verdammt noch mal eifersüchtig gewesen und war es heute noch. Für seine damaligen Begriffe hatte er aber völlig richtig gehandelt. Es hatte lange gedauert, bis er sich eingestand, dass es zu großen Teilen sein Fehler gewesen war. Neid und Missgunst, aus denen schnell Hass gewachsen war, hatten das lange erfolgreich verhindert.

Aber er war erwachsener geworden und damit war auch seine Einsicht gekommen.

Nicht, dass er sich deswegen Harry gegenüber anders verhalten hätte. Warum auch?

Sein Angebot stand noch, aber im Prinzip hatte er nicht mehr erwartet, dass der Schwarzhaarige jemals darauf zurückkam.

Verwirrt schüttelte Draco den Kopf, während er die Schaufensterauslagen betrachtete.

Er war zwar froh, dass alles so gekommen war, wie er es sich immer gewünscht hatte, aber er wusste auch, dass er sich Harry gegenüber nicht so verhalten konnte, wie allen anderen.

Und das verunsicherte ihn mehr, als er sich wohl jemals eingestehen würde.

Konnte er denn so einfach seine Maske des eiskalten Malfoys ablegen? Was würde dann aus ihm werden? War er wirklich bereit, sich so zu akzeptieren, wie er wirklich war?

Draco verscheuchte diese Gedanken vorerst erfolgreich aus seinem Kopf und widmete sich einem unmittelbarerem Problem. Er wusste nicht, was er Harry zum Geburtstag schenken sollte.

Diese und die Frage wie er sich verhalten sollte, hatten ihn heute Morgen so still sein lassen. Außerdem hatte er zu wenig Zeit zum Aufstehen gehabt und war unsanft geweckt worden und hatte nicht gefrühstückt und hatte sich die Beine rasieren müssen und – eigentlich war es ein Wunder, dass er nicht schon längst explodiert war. Aber irgendwie fühlte er sich trotz allem wohl. Woran auch immer das lag.

Er dachte nicht weiter darüber nach, denn ihm war ein Gedanke gekommen.

Vielleicht... er betrat ein winziges Juweliergeschäft, in dem er immer einkaufte, wenn er schon einmal Schmuck kaufte, was selten genug vorkam. Er trug auch kaum welchen, abgesehen von einer Silberkette mit einem kleinen Schlangenanhänger und einem schlichten silbernen Armband.

„Oh, Mister Malfoy!", begrüßte ihn der Ladenbesitzer, ein kleiner energischer Mann, „Was brauchen Sie denn?"

Draco löste das Armband von seinem Handgelenk und hielt es dem Juwelier hin.

„Haben Sie davon vielleicht noch eines?", fragte er.

Der Mann nahm das Schmuckstück entgegen und fixierte es kurz.

„Genau dasselbe nicht", sagte er, nach kurzem Überlegen, „aber meine Tochter hat neulich meinen Entwurf für dieses hier etwas verändert und ein Ähnliches angefertigt, warten Sie einen Moment." Er gab Draco das Armband zurück und wuselte davon.

Kurz darauf kam er auch schon wieder und reichte Draco das andere Armband.

Bei einem flüchtigen Blick wäre der Unterschied zwischen beiden nicht einmal annähernd aufgefallen. Bei eingehender Betrachtung konnte man aber feststellen, dass die Metallflechten des neuen Bandes fast noch filigraner und komplizierter ineinander verschlungen waren. Draco fand es wunderschön.

„Das nehme ich", sagte er entschlossen.

Die Augen des Juweliers leuchteten merklich auf.

„Meine Tochter wird sich freuen", meinte er, während Draco das Armband bezahlte.

Draco lächelte ihm zu. „Es ist wirklich wunderschön. Auf Wiedersehen!", rief er noch und verließ das Geschäft.

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Harry saß derweil im Wohnzimmer und las. Kurz fragte er sich, was Hermione wohl dazu sagen würde, wenn sie ihn jetzt sähe. Er hatte vorhin mit einigen knappen Worten ihr, Rons und Hagrids Geburtstagskarten beantwortet. Wo er war, hatten sie nicht gefragt, also musste Dumbledore ihnen davon erzählt haben. Harry verlor in den Briefen kein Wort über sich oder darüber wie es ihm ging.

Im Prinzip hätte er auch einfach „danke" und „bis zum 1.September" auf einen Fetzen Pergament schreiben können. Aber er hatte es geschafft, diese simplen Aussagen auf 4 Sätze zu strecken.

Dann hatte er sich in dem Buch von Mihaéla vergraben.

Als Draco wiederkam, schaute Harry kurz auf, als er das Geräusch der sich öffnenden Tür hörte.

Er lächelte dem Blonden zu, der ein wenig verwirrt zurück lächelte.

„Geht's dir wieder besser?", fragte Harry vorsichtig, nachdem Draco seinen Mantel ausgezogen hatte und jetzt neben ihm auf dem Sofa saß.

Draco sah ihn verwundert an.

„Wieso?"

„Na, du warst heute den ganzen Tag über ein bisschen komisch", meinte Harry.

Eigentlich ein paradoxer Gedanke. Draco kam ihm komisch vor, wenn er so still war. Aber wie verhielt sich der Slytherin denn nun ‚normalerweise'?

„Ah, na ja, ich habe nachgedacht", sagte Draco daraufhin verlegen. Er war krampfhaft darum bemüht, dem anderen nicht in die Augen zu sehen.

Harry hob nur eine Augenbraue, zuckte dann die Schultern und griff wieder nach seinem Buch, das er auf dem Sofatisch abgelegt hatte.

Draco sah überrascht zur Seite. Alles hätte er vermutet, aber nicht, dass Harry die Angelegenheit einfach so auf sich beruhen ließ. Warum hakte er nicht nach?

Dann fiel ihm auf, dass Harry das Buch verkehrt herum hielt und sein Blick durch die Seiten und den Buchdeckel hindurch zu gehen schien.

Draco lächelte. „Du solltest das Buch vielleicht richtig herum halten, könnte das Lesen maßgeblich erleichtern", sagte er mit fast neutraler Stimme, ein wenig hineingerutschter malfoyscher Zynismus, aber auch deutliche Belustigung waren trotzdem heraus zu hören.

Harry seufzte und legte das Buch wieder auf den Couchtisch.

Dann sah er Draco erwartungsvoll an und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Ich weiß ja, dass ich nicht von heute auf morgen vollstes Vertrauen von dir erwarten kann, aber ein bisschen was könntest du ja schon erzählen, oder?", sagte der Schwarzhaarige.

Der Blonde erwiderte seinen Blick nur skeptisch.

„Na los, du willst doch was loswerden", sagte Harry jetzt eindeutig amüsiert.

„Seit wann bist du so scharfsinnig?", fragte Draco ironisch.

Harry hob nur unbestimmt die Schultern und dachte sich seinen Teil.

Draco schnaubte.

„Eigentlich wollte ich dir dein Geschenk geben", sagte er dann und zog das schmale Schmuckkästchen aus seiner Tasche.

Harry nahm es überrascht und erfreut entgegen.

„Mach auf!", forderte Draco dermaßen ungeduldig, dass Harry ihn belustigt angrinsen musste.

Seltsamerweise wurde ihm der sonst so unfreundliche Slytherin immer sympathischer.

Mit einem kleinen Kopfschütteln öffnete er die Schatulle. Behutsam nahm er das Armband heraus und betrachtete es perplex.

„Das... das ist wunderschön, Draco, aber das kann ich nicht annehmen", sagte er schließlich und sah den anderen entschuldigend an. Kurz registrierte er das beleidigte Aufblitzen in den stahlgrauen Augen.

„Musst du ja auch nicht, wenn du nicht willst", knurrte Draco unfreundlich.

„Nicht weil ich es nicht will! Aber das war ganz bestimmt nicht billig und - "

„Was und? Hast du schon vergessen wer ich bin? Draco Malfoy, Harry, das steht für potentieller Todesser, Geld wie andere Leute Heu, Arroganz und noch einiges anderes. Und selbst wenn ich mich in irgendwelche Unkosten dafür gestürzt hätte, wäre es auch egal!"

Das war mit einigem Abstand einer der ehrlichsten und offensten Sätze, die Draco jemals zu Harry gesagt hatte.

Der Schwarzhaarige schaute den anderen zweifelnd an.

„Na gut, dann nehm' ich's", meinte er unsicher.

Draco rollte nur mit den Augen, lächelte ihm dann aber zu.

Im nächsten Moment wurde er von zwei Armen überrascht, die sich um seinen Nacken schlangen und ihn kurz drückten.

„Danke, Draco", murmelte Harry an seinem Ohr, dann ließ er den Blonden wieder los.

Der lächelte nur und strubbelte Harry durchs Haar.

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Der Abend verlief wie die zwei vorherigen.

Lily sagte ihnen beim Abendessen Bescheid, dass sie am nächsten Tag (ein Samstag) um acht in Studio 3 zu sein hatten, um wie angedroht das Laufen auf dem Laufsteg und das Posieren vor der Kamera zu lernen.

Lilys leicht funkelnde Augen verursachten wohl nicht nur bei Harry ein ungutes Gefühl in der Magengegend...

Harry trug die ganze Zeit mit einem gewissen Stolz sein neues Armband.

Die Hausherrin in spe sah's natürlich, gelobt sei ihre gute Beobachtungsgabe, und dachte sich wie so oft ihren Teil.

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„Denk daran, dass du einen Weckzauber über dich sprichst, sonst muss ich morgen noch zu härteren Mitteln greifen!", erinnerte Harry Draco kurz bevor die beiden zu Bett gingen.

„Ja Mama", kam prompt die ironische Erwiderung.

„Seh' ich deiner Mutter wirklich so ähnlich?", flachste Harry grinsend.

Draco sah ihn mit hochgezogener Augenbraue und einem Blick, der schon wieder ziemlich viel von der gewohnten malfoyschen Arroganz hatte an.

„Überhaupt nicht. Pass du lieber selber auf, dass du nicht verschläfst."

Trotz dieser kleinen Wortgefechte, die nicht seltener aber doch freundschaftlicher geworden waren, wünschten sich die beiden wieder eine gute Nacht und schliefen schnell ein.

Wieder legte sich Stille über das große Haus in der Winkelgasse.

Einzig seine Hausherrin war noch auf den Beinen.

Sie saß, das Kinn aufgestützt an ihrem Schreibtisch und sinnierte vor sich hin.

Schließlich schrieb sie zwei recht kurze, aber sehr herzliche Briefe und dann einen dritten an Albus Dumbledore.

A/N: Hm, das war's mal wieder. Ein bisschen kürzer als bisher, aber ich konnte nicht später aufhören, dann wäre es zuviel gewesen. Für die, die interessiert, dieser Tag war Freitag, der 1.August 1996 (für den Wochentag garantiere ich nicht, nach meiner Rückrechnung ist's ein Freitag)

z.Z. bin ich ganz groß am Planen bis Kapitel 13.

Langsam aber sicher kristallisieren sich Einzelheiten heraus. hehe

Achja, ich weiß, dass das Haare Entfernen mittels Wachs eigentlich nicht weh tut. Zwar nicht aus eigener Erfahrung sondern weil ich den Film „Was Frauen wollen" samt Making of geguckt hab. (der rasierte sich doch auch und schrie wahrscheinlich das ganze Haus zusammen, sagte aber, dass es eigentlich nicht weh tat, es aber nicht lustig gewesen wäre, hätte es nicht weh getan) Na ja, für unsere Rasier – Szene zeichnete sich watery verantwortlich, ich hab zwar alles überarbeitet, aber eigentlich nicht viel geändert.

Hat sie doch gut gemacht, oder? viv mal lob und knuddel

Ich für meinen Teil bin ja gespannt, wie lange... ah, nichts verraten, Lil, wirst du wohl!

Naja, lasst euch nicht von meinem fröhlichen und kitschigen, ich weiß ja, Anfang täuschen, es wird hart für die beiden.

Hm, gleich 2 neue kapitel hier auf Dank auch hier an meine revi-Schreiber. lächel

LG Lil