Titel: White Satin – Black Silk
Kapitel: 5?
Autoren: Lillith & watery (wobei die Hauptidee von mir stammt, watery schreibt einzelne Szenen, die ich eingliedere)
Pairing: HP/DM
Warnungen: slash, Lime, Lemon (?),

Rating: P-16

Kapitel 5

Bewegung mal anders betrachtet

Er hat Stil,

ist delikat,

bedient sich Gesten so zart,

das leichte Leben dieser Welt ist seine Art.

Er ist so sehr auch das, was er nicht zu sein vermag.

(Xavier Naidoo, „Sie sieht mich nicht")

Es war kurz nach halb acht und die Sonne schickte schon seit einigen Stunden ihr Licht auf diesen Teil der Welt, der gemeinhin als Europa bezeichnet wird.

Inzwischen hatten ihre Strahlen auch einiges an Kraft gewonnen. Genug Kraft jedenfalls um einen ganz bestimmten schwarzhaarigen Teenager, der soeben von einem Weckzauber aus den Tiefen von Morpheus' Reich gerissen worden war, an der Nase zu kitzeln.

Wiederwillig öffnete Harry die Augen und blinzelte kurz. Aufseufzend fuhr er sich mit einer Hand übers Gesicht und streckte sich. Mit der anderen Hand tastete er nach seiner Armbanduhr. Eigentlich war es Zeit aufzustehen...

Mit einem zweiten Seufzen setzte er sich auf und schwang die Beine aus dem Bett.

Die unschönen Schnittwunden vom Vortag waren fast verschwunden, Harry dankte im Stillen der schnell wirkenden Magiesalbe.

Er sah sich um, entdeckte denjenigen, den er suchte, jedoch nicht.

War Draco etwa tatsächlich schon aufgestanden?

Gähnend tapste Harry in die Küche und ließ sich auf einen Stuhl fallen.

Das Rauschen der Dusche beantwortete seine Frage von vorhin. Draco war also tatsächlich bereits auf den Beinen und duschte gerade.

Kurz darauf verstummte die Dusche und noch ein wenig später kam Draco mit noch etwas feuchten Haaren aus dem Bad. Der Blondschopf trug lediglich ein Handtuch um die Hüften geschlungen.

Harrys Augenbrauen hoben sich bei diesem Anblick um ein paar unmerkliche Millimeter, aber er sagte nichts dazu sondern wünschte Draco nur grinsend einen Guten Morgen.

„Guten Morgen", antwortete der Blonde ebenfalls grinsend.

„Scheint, als würden wir heute direkt pünktlich zum Frühstück kommen", sagte Harry trocken.

„Klar, wenn du dich beeilst."

Der Schwarzhaarige wünschte sich irgendetwas, was er werfen konnte.

Er war nicht wirklich sauer, eher im Gegenteil. Diese fast ständigen Wortgefechte erfrischten ihn ungemein.

Er warf Draco noch einen säuerlichen Blick zu und verschwand im Bad.

Keine zehn Minuten später waren beide Jungen fertig und machten sich auf den Weg nach unten.

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„Sag mal, Lily, wann kommen die beiden eigentlich?", fragte Joel.

Er saß ihr gegenüber am Tisch, die Jugendlichen ließen noch auf sich warten.

„Übermorgen", antwortete die Hausherrin grinsend.

Joel nickte mit leidendem Gesicht.

„Was?", fragte Lily lachend. „Sie kommen zum Arbeiten, nicht um dich über dein Liebesleben auszuquetschen!"

„Pah... von wegen. Wie kann man als Frau und noch dazu ganz normale heterosexuelle Frau Schwule interessant finden?", regte sich Joel auf.

„Joel, wäre es dir lieber, ich würde dich verachten und dich eklig finden? Was willst du eigentlich?", fragte Lily jetzt doch leicht verärgert. „Die beiden werden dich genauso ausfragen, wie sie mich ausfragen werden, nur dass du wahrscheinlich bedeutend mehr zu erzählen haben wirst. Wie läuft's eigentlich mit Daniel?", fragte Lily grinsend.

Aber bevor Joel sich weiter über das Eindringen Lilys in seine Privatsphäre aufregen konnte betraten die vier Teenager den Raum.

Joels gerade noch geöffneter Mund schloss sich wieder.

„Ach, übrigens, ich habe Sonntag Abend, also morgen, eine Verabredung mit jemandem wegen der Photos, die im Tagespropheten veröffentlicht werden sollen", sagte Lily als alle saßen. „Ihr müsstet euch dann mal selbst um das Abendessen kümmern, Kathy hat Sonntag frei."

„Gut", sagte Mihaéla und damit war die Sache für die zwei Mädchen anscheinend erledigt.

„Moment mal", fiel Harry ihr ins Wort. „Bilder im Tagespropheten? Seit wann denn das?"

„Oh, hatte ich vergessen, euch das zu erzählen?", fragte Lily überrascht.

„Ich weiß auch nichts davon", sagte Draco mit etwas säuerlicher Miene.

„Entschuldigt bitte. Dann hab ich's wohl nur den Mädchen erzählt. Ja, wir werden ein paar Photos von euch im Tagespropheten veröffentlichen. Aber hoffentlich nicht allzu lange. Dann hatte ich eigentlich eine eigene Zeitschrift im Sinn...", erklärte Lily versonnen.

Irgendwie schwante Harry Böses.

Aber vorerst herrschte ausgelassene Stimmung während alle frühstückten.

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Eine Viertelstunde später standen die vier Jugendlichen und Lily vor deren Studio 3.

„Na dann woll'n wir mal, was?" Lily grinste aufmunternd in die Runde und betrat den Raum als Erste.

Harry hatte noch nie ein Photostudio von innen gesehen, aber dieser Raum sah genauso aus, wie er sich ein solches vorgestellt hätte.

Überall standen Scheinwerfer, jetzt allerdings ausgeschaltet; Lily hatte mit Betreten des Raumes lediglich ein paar an den Deckenverstrebungen angeschalten.

An einer Wand stand eine große weiße Leinwand. Allerlei Kameras und Photoapparate lagen herum.

„Stellt euch einfach mal da hin!", forderte Lily die vier mit einer unbestimmten Geste in Richtung Leinwand auf.

Kommentarlos stellten sich alle vier in einer Reihe auf.

Lily grinste in sich hinein, während ihr Blick über sie glitt: Mihaéla stand in deutliche unsicherer Haltung, die Arme hinter dem Rücken und die Finger ineinander verschränkt da, Fleur hielt die Arme vor der Brust, was auch nicht wirklich einladend aussah; die beiden Jungen waren allerdings auch nicht besser, Harry hatte seine Hände glatt in den Hosentaschen vergraben und Draco wusste anscheinend nicht so richtig wohin mit seinen und so ließ er seine Arme einfach hängen, nestelte aber mit den Fingern am Hemdsaum seiner Ärmel herum.

„Also, Kinder. Erstens, wenn ich sage, ihr sollt euch irgendwo hinstellen, muss von euch erst einmal die Frage kommen, wie ihr das machen sollt. Zweitens – wenn ihr euch tatsächlich einfach nur ganz normal hinstellen sollt, dann macht das Draco an sich schon ganz gut, wenn er seine Finger stillhalten würde." Lily grinste und auf Dracos Wangen erschien ein Hauch von Rosé und er grummelte irgendetwas unverständliches in seinen nicht vorhandenen Bart.

Die anderen drei folgten jetzt seinem Beispiel und ließen die Arme hängen.

„Ja... na ja, gut...", murmelte Lily und musterte alle gründlich. „Damit kann man arbeiten."

Sie griff nach einem der Photoapparate und schoss von jedem ein Bild.

„Okay, jetzt kommt mal alle auf mich zu, und zwar so, als würdet ihr auf dem Laufsteg stehen", wies sie die Jugendlichen an.

Drei verständnislose Blicke trafen sie.

„Ach", stöhnte sie gespielt gequält auf. „Jetzt sagt nicht, dass ihr nicht wisst, was ein Laufsteg ist!"

„Wir wissen aber leider nicht, was ein Laufsteg ist", sagte Mihaéla ungerührt.

Harry befand, dass es besser war, für sich zu behalten, dass er eigentlich schon mehr oder weniger wusste, was ein Laufsteg war.

„Der Laufsteg ist so etwas, wie eine erhöhte langgestreckte Bühne, auf der bei Modenschauen die Models die Kleider präsentieren. Sie laufen einmal hin, bleiben kurz stehen, drehen sich um und gehen wieder. So läuft eine Modenschau im allgemeinen und ganz kurz erläutert ab", erklärte Lily.

Alle nickten, zum Zeichen, dass sie verstanden hatten.

„So – und jetzt lauft mal, als würdet ihr auf dem Laufsteg stehen, so wie ihr euch das vorstellt."

Ein wenig unsicher setzten sich alle in Bewegung, Fleur und Draco deutlicher sicherer als Harry und Mihaéla und wie Harry fand auch deutlich eleganter als er selbst.

Das Ergebnis spiegelte sich sehr schön auf Lilys Gesicht:

Eine Augenbraue hatte sich skeptisch gehoben und ihre Stirn war so gerunzelt, dass sie dem Himalaja Konkurrenz machte, zumindest, was die Anzahl der Falten betraf.

„Also, Kinderchen", fing sie an, „Füße in einer geraden Linie aufsetzen."

Sie machte es vor und kam eleganten Schrittes auf die Jugendlichen zu.

Draco, Harry, Mihaéla und Fleur bemerkten überrascht, dass ihre natürliche Fröhlichkeit sofort von ihr abfiel und stattdessen ein professionelles Modellächeln ihre Mundwinkel hob. Nicht dass dieses Lächeln nicht ehrlich gewesen wäre, es war lediglich anders.

Ihre Bewegungen strahlten in hohem Maße Erfahrung, Kraft und Eleganz aus.

„Ihr zwei dürft dabei natürlich ausgiebig mit den Hüften ‚wackeln', Mädchen. Harry und Draco sollten das eher vermeiden, könnte ein bisschen komisch aussehen", fügte Lily mit einem Grinsen hinzu.

Lily blieb stehen und befahl die vier mit einer ungeduldigen Handbewegung zurück vor die Leinwand.

„So – und jetzt noch mal das ganze. Ihr kommt bis zu mir und geht dann ganz normal zurück. Der Rest kommt dann später!", rief sie laut.

‚Naja', dachte sie bei sich während sie die Jugendlichen beobachtete, ‚es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und Übung macht den Meister, nicht wahr?'.

Sie seufzte und griff nach dem Photoapparat.

„Macht einfach weiter und lasst euch nicht von mir stören!", rief sie den vieren zu, dann konzentrierte sie sich voll und ganz auf das Photografieren.

Sie machte ein paar Bilder von den Mädchen und Draco, bis sie schließlich bei Harry ankam.

Dessen schon beinah verzweifelte Versuche rissen Lily dann doch hinter ihrem Photoapparat hervor.

„Harry", sagte sie und der schwarzhaarige junge Mann sah sie erwartungsvoll – bang an, blieb aber nicht stehen, was Lily zumindest als einen kleinen Lichtblick wertete.

„Entschuldige bitte, aber du bewegst dich elegant wie eine Gazelle", sagte Lily mit Grabesstimme.

Vier verständnislose Blicke.

„Hieß dieses große graue Tier mit Rüssel nicht Gazelle?", fragte Lily unschuldig.

Mihaéla und Fleur verkniffen sich das Lachen und übten grinsend weiter.

Draco dagegen blieb stehen und lachte unverblümt.

Er trat zu Harry und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

„Ich muss zugeben, mir lag ein ähnlicher Kommentar auf der Zunge, aber ich hab's mir verkniffen", meinte er von gelegentlichem leisen Lachen unterbrochen und klopfte Harry versöhnlich auf die Schulter.

„Kannst du von deiner Selbstbeherrschung gewissen anderen Leuten ein bisschen was abgeben?", fragte Harry säuerlich und sah die breit grinsende Lily vorwurfsvoll an.

Harry fühlte sich bei der ganzen Sache überhaupt nicht wohl. Er kam sich dämlich vor, wenn er stur geradeaus gehen sollte. Und er musste sich wiederwillig eingestehen, dass er das so nicht erwartet hätte – und das, wo er am besten bescheid wissen hätte sollen.

Dem war aber nicht so. Harry hatte gedacht, dass es um einiges weniger professionell zugehen würde, eben Anziehen, Photo machen, fertig. Mit Lilys Enthusiasmus hatte er nicht im geringsten gerechnet.

Harry grummelte etwas, ließ sich dann aber doch vom Lachen der anderen anstecken.

Dracos Hand lag immer noch auf Harrys Schulter und die beiden grinsten sich gut gelaunt an. Draco hatte mit dem Laufen keine Probleme. Es unterschied sich nicht groß von einer High – Society – Party. Und mit denen hatte er mehr Erfahrung als ihm lieb war.

Lily klatschte in die Hände.

„Hört mal alle kurz auf und mir zu!"

Harry und Draco verschluckten die letzten Gluckser, die ihnen im Hals steckten und wandten ihre Aufmerksamkeit wieder Lily zu.

„Damit ihr nicht immer wieder normal zurückgehen müsst, üben wir jetzt die Drehung am Ende des Laufstegs und den Abgang. Denkt ja nicht, dass euch niemand mehr zusieht, wenn ihr zurücklauft", erklärte sie und demonstrierte dann, wie sie es machen sollten.

Die vier Jugendlichen begannen wieder zu üben und Lily sah zufrieden zu.

Harry ging jetzt sehr viel entspannter an die ganze Sache heran, nachdem sich die Anspannung in ihm, die man ihm förmlich angesehen hatte, durch Lilys Bemerkung und das Lachen ein wenig gelöst hatte. Er wurde besser und Lilys Sorgen verschwanden größtenteils.

Es würde zwar noch eine Weile dauern, bis sie es wirklich beherrschten, aber es würde funktionieren. Sie hatte die vier richtig eingeschätzt und war froh.

Mit einem Seufzer ließ sie sich auf einen Klappstuhl sinken und beobachtete die Jugendlichen weiter.

Ja, Harry wurde wirklich besser. Zwar hatte sie das Gefühl, dass er nicht wirklich in sich ruhte, aber was für Probleme er auch immer mit sich herum trug, in dieser Hinsicht vertraute sie der Zeit und diesem Haus.

Was hatte sie damals gestaunt, als sie erfahren hatte, dass es ganz von sich aus um Harmonie besorgt war und zum Teil manchmal sogar die Fassaden von Menschen bröckeln ließ. Aber es zwang niemandem irgendein Gefühl auf, dass er nicht hatte, es brachte nur hin und wieder Unterdrücktes zum Vorschein.

Letztere Fähigkeit war eine, die sie immer wieder vor falschen Entscheidungen bewahrt hatte. Zumindest vor manchen. Sie seufzte wieder. Das Geheimnis dieses Hauses war nur ihrer Familie bekannt und es gab lediglich ein kleines Büchlein in der hauseigenen Bibliothek in dem ihr Vater das ein oder andere notiert hatte.

Sie fragte sich, wann einer ihrer neuen Mitbewohner und Schüler darauf stoßen würde und wer es sein würde. Sie lächelte wieder und griff zum Photoapparat.

Irgendwann um die Mittagszeit machten sie eine Pause und Lily holte Sandwiches aus der Küche herauf.

Derweil die vier jungen Leute aßen verschwand sie in einem kleinen Nebenzimmer.

Als sie wieder eintrat, saßen Harry, Draco, Fleur und Mihaéla in einem kleinen Kreis auf dem Boden und unterhielten sich angeregt.

Lily setzte sich im Schneidersitz dazu und reichte Draco einen Packen Photos.

„Schaut sie euch mal an, ich hab sie gerade entwickelt."

Draco warf einen Blick auf das erste Photo. Sein Kopf schoss wieder nach oben und entgeistert sah er Lily an.

Fleur beugte sich hinüber und rief überrascht: „Wir bewegen uns nischt!"

Lily verdrehte theatralisch die Augen.

„Ja, bei Merlin, das sind Photos, die ich mit einer Muggel - Kamera gemacht habe. Ich wollte uns eigentlich nur den Anblick der gesamten Bewegung ersparen und habe deshalb nur den Moment photografiert", erklärte sie geduldig.

„Irgendwie schon unheimlich", murmelte Draco.

„Nicht unheimlicher als Zaubererphotos, wenn man nur Muggelphotos kennt", meinte Harry trocken.

Lily lächelte. „Wie auch immer, schaut sie euch an, dann könnt ihr gehen. Schließlich ist ja Samstag und es ist schönes Wetter, wenn ihr wollt, könnt ihr gern mal in den Garten gehen. Ein Lob auf die treue Seele von Gärtner, die dort für Ordnung sorgt..."

Die vier Jugendlichen nickten und beugten sich wieder über die Photos.

„Ach, und ihr wart wirklich nicht schlecht für's erste Mal", lobte Lily noch, doch irgendwie hörte ihr keiner mehr zu.

Sie zuckte die Achseln und zog sich in ihr Atelier im ersten Stock zurück.

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Harry war durch Lilys Worte von dem Garten doch neugierig geworden.

Als Draco in ihrem Apartment dann irgendetwas von „meine Ruhe haben will" murmelte, ins Schlafzimmer ging und die Tür hinter sich mittels Magie verschloss, zuckte der Schwarzhaarige nur die Schultern, schnappte sich sein neues Buch und einen Apfel und verließ die Wohnung.

Unten in der Eingangshalle traf er auf Mihaéla, die gerade im Begriff war, in die Küche zu gehen. Dort befand sich nämlich auch der Hinterausgang, der in den Garten führte.

„Willst du auch nach draußen, Harry?", fragte das braunhaarige Mädchen lächelnd.

„Ja", antwortete Harry gedehnt.

Mihaéla sah kurz an ihm vorbei. „Allein? Wo ist Draco?"

„Oben", antwortete er etwas maulfaul. „Er wollte wohl seine Ruhe haben."

Mihaéla nickte. „Gehen wir ein Stück zusammen?", fragte sie.

„Okay", meinte Harry zustimmend und so verließen sie zusammen das Haus – und betraten den Garten.

Garten war meilenweit untertrieben. Park hätte es eher getroffen.

Vor ihnen schlängelte sich ein Kiesweg zwischen hohen Laubbäumen und gepflegtem Gebüsch hindurch. Man sah zwar das menschliche Einwirken auf das Wachsen und Gedeihen der Pflanzen, aber irgendwie war es geschickt in den Hintergrund gedrängt, sodass man beinah den Eindruck hatte, durch einen Wald zu wandern.

Harry fragte sich flüchtig, wie ein solcher Garten in die Winkelgasse passte, aber wenn es magisch vergrößerte Koffer, Autos und Merlin wusste, was sonst noch, gab, warum sollte man dann nicht auch Gärten so vergrößern können?

Langsam schlenderten die beiden Jugendlichen den Weg entlang, genossen vordergründig die Stille, nur unterbrochen von dem Zwitschern der Vögel in den leicht im Wind rauschenden Baumkronen und dem knirschenden Geräusch des Kieses unter ihren Füßen und hingen ihren Gedanken nach.

Nach einiger Zeit kam doch tatsächlich eine kleine Holzbrücke in Sicht, die sich über einen Flusslauf streckte.

Mihaéla und Harry sahen sich einen Moment lang überrascht an, lächelten dann aber.

„Irgendwie überrascht mich langsam nichts mehr wirklich", meinte Harry.

„Das alles passt wunderbar zu Lily, nicht wahr?" Mihaéla lachte leise.

Harry nickte.

Nebeneinander betraten sie die Brücke und stellen fest, dass der Flusslauf sich links zu einem recht großen See hin verbreiterte.

Sie überquerten die Brücke und standen unvermittelt auf Steinplatten, die Platz für eine kleine Sitzecke schufen.

Da stand in der Mitte ein großer Tisch und darum herum gruppierten sich gemütliche Korbstühle.

Aufseufzend ließ sich Harry auf einem nieder - Mihaéla setzte sich ihm gegenüber - und ließ seinen Blick schweifen. Über ihnen bot ein kaum mehr sichtbares Holzgestell Halt für roten Efeu, der gerade genug und nicht zuviel Sonnenlicht hindurch ließ.

An den Seiten hingen die Ranken noch herunter und wanden sich um die vier Eckpfeiler, was eine sehr dekorative Wirkung hatte. Vervollständigt wurde der Eindruck noch von drei Terrakottalampen auf dem Boden.

„Also man kann wirklich viel über Lily sagen, aber Geschmack hat sie definitiv", sagte Mihaéla.

„Ja, da hast du wohl recht", bestätigte Harry. „Auch im Haus merkt man das." Er lachte ein wenig. „Unser Apartment ist mir allerdings ein wenig zu grün."

„Ach so? Unseres ist eher in Orange und Braun gehalten", sagte Mihaéla leicht überrascht.

Harry wollte gerade zu einer Antwort ansetzten, als etwas Schwarzes auf das braunhaarige Mädchen zugelaufen kam – und auf ihren Schoß sprang.

„Cion!", rief Harry entgeistert. Er hatte das Wesen sofort erkannt.

Mihaéla betrachtete derweil die Kreatur, die sie da so unverschämt als Kissen benutzte.

„Es heißt Cion?", fragte sie.

„Er. Ja."

„Was ist das für ein Wesen? Eine Katze ist das nicht, versuch's erst gar nicht mit dieser Ausrede, Harry", fügte sie lächelnd hinzu, als der Schwarzhaarige schon zu einer Antwort ansetzen wollte.

„Ich weiß es selber nicht", gab er zu. „Und verraten wollte er's mir auch nicht."

Er wollte es dir nicht verraten?" Mihaéla sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Oh, ja, er spricht. Parsel. Als ich ihn das erste Mal gesehen hab, sah er aus, wie eine wilde Mischung aus Katze, Fledermaus und Schlange."

Mihaéla musste nicht einmal etwas sagen, Harry sah den Unglauben und die Fragen förmlich in ihrem Gesicht. Er fuhr sich verzagt mit der Hand über die Stirn.

„Er hat manchmal wirklich Flügel", beharrte er.

„Okay." Mihaélas Stimme klang gedehnt.

„Du glaubst mir nicht", stellte er fest.

„Nicht wirklich."

Harry seufzte. „Cion?", wandte er sich an das Katzenwesen.

Mihaéla sah gelinde geschockt aus, als sie die Zischlaute aus seinem Mund vernahm, die den Namen des Wesens bildeten. Ja, es war allgemein hin bekannt, dass Harry Potter ein Parselmund war, aber das einmal live zu sehen, bescherte ihr doch ein kleines Schaudern.

„Schön, dass du mich auch endlich eines Wortes würdigst. Deine Freundin ist ja wirklich nett, aber ein wenig Höflichkeit kann ich ja wohl auch erwarten, oder?", fragte der Kater zynisch.

„Entschuldige bitte." Harry gab sich redlich Mühe zerknirscht zu klingen.

Da Cion besänftigt den Kopf ein Stück senkte, schien es ihn überzeugt zu haben.

„Könntest du bitte deine Flügel zeigen?", fragte Harry vorsichtig.

„Du willst mich also vorführen", stellte der schwarze Kater fest.

Harry seufzte und erwiderte: „Nein, aber Mihaéla glaubt mir nicht, dass du welche hast."

Das Mädchen hatte der Unterhaltung bis jetzt still und fasziniert gelauscht. Jetzt wandten sich bernsteinfarbene Augen zu ihr und fixierten sie.

„Na meinetwegen."

Im nächsten Moment saß keine normale schwarze Katze mehr auf Mihaélas Schoß, sondern ein katzenähnliches Wesen mit ledrigen Fledermausflügeln.

„Zufrieden?"

„Danke Cion", sagte Harry liebenswürdig.

„Das ist... ungewöhnlich", meinte Mihaéla schließlich, als sie den ersten Schreck überwunden hatte. Vorsichtig streichelte sie mit den Fingerkuppen über das schwarze Fell Cions, wie um sich zu versichern, dass das wesen auf ihrem Schoß tatsächlich real war und keine Ausgeburt ihrer Phantasie. Das Fell war sehr weich und Cion begann zufrieden zu schnurren.

Er blinzelte kurz zu Harry hinüber.

„Vielleicht", zischte er. „Vielleicht sollte ich den Besitzer wechseln."

„Tu was du nicht lassen kannst", erwiderte Harry amüsiert.

„Was hat er gesagt?", wollte Mihaéla wissen.

„Oh, er hat darüber nachgedacht, ob du nicht die bessere Besitzerin für ihn wärst." Harry grinste.

„Tut mir Leid, Cion, aber Fleur hat eine Tierhaarallergie und wäre gar nicht begeistert von dir", sagte Mihaéla lächelnd zu dem Kater.

„Hast du sie verstanden?", fragte Harry.

„Ja, natürlich. Bis jetzt bin ich noch keinem Wesen begegnet, das ich nicht verstanden habe. Es ist nur immer die Frage, ob sie mich verstehen." Er drehte Harry den Rücken zu und rollte sich auf Mihaélas Schoß zusammen, die nicht aufgehört hatte, ihn zu streicheln.

„Hm, das heißt dann wohl ‚lasst mich ja in Ruhe'?", fragte Mihaéla leise lachend.

Harry nickte.

„Wie kommt man eigentlich an so ein Wesen?" Das braunhaarige Mädchen sah ihn neugierig an.

„Man sitzt nichts Böses ahnend in seinem Zimmer und dann taucht es urplötzlich vor einem auf. Und das ist die Wahrheit", setzte er hinzu, als er ihren Blick sah.

Mihaéla lachte.

Harry lächelte nur und fragte dann:

„Du sagtest doch, dass Fleur eine Tierhaarallergie hat. Kann man da mit Magie nicht irgendetwas machen?"

„Doch, doch, kann man. Aber sie müsste täglich eine Phiole von dem Zeug schlucken und das lohnt sich einfach nicht, weil es in ihrem Umfeld keine Tiere gibt", erklärte Mihaéla.

„Warst du eigentlich damals beim Trimagischen Turnier auch in Hogwarts?", fragte Harry unvermittelt.

Mihaéla lachte. „Du fragst, weil du dir nicht sicher bist, mich gesehen zu haben, nicht wahr?"

„Ja." Harry nickte.

„Ich war in Hogwarts. Allerdings nicht, um am Turnier teilzunehmen, sondern schlicht um Fleur zu unterstützen. Wir hingen damals zusammen, wie siamesische Zwillinge." Sie lächelte, ein klein wenig versunken in die angenehmen Erinnerungen von damals.

„Mich wundert es immer noch, dass sie bei der zweiten Aufgabe Fleurs Schwester Gabrielle als Geisel benutzt haben und nicht mich", fuhr sie fort. „Ich gebe zu, ein bisschen neidisch war ich schon, immerhin war Fleur meine beste Freundin. Aber sie sagte, sie hätten sich wohl aus Rücksicht für Gabrielle entschieden."

Harry sah sie fragend an. „Rücksicht worauf?"

„Auf mein leider etwas schwaches Herz", antwortete Mihaéla lächelnd.

„Weißt du, Harry, es ist immer so eine Sache, mit der Zauberei und dem Heilen von Krankheiten. Man kann in sehr kurzer Zeit Knochen neu herstellen, Wunden heilen, und Merlin weiß was sonst noch, aber bei bestimmten Dingen versagt Magie. Das Heilen eines Herzens gehört dazu. Ich kann dir die Gründe nicht nennen, es ist eben so. Fleur weiß da besser Bescheid, als ich", schloss sie schließlich.

Schritte ließen den Kies des Weges, der zur Sitzecke führte, knirschen.

Die Urheber dieses Geräusches waren Lily, die ein Tablett mit fünf Gläsern trug und Draco und Fleur, die widerwillig hinter ihr herstapften.

„Hallo, ihr zwei", sagte Lily an Mihaéla und Harry gewandt.

Harry warf Cion einen schnellen Blick zu, aber der Kater hatte reagiert und die Flügel verschwinden lassen.

„Hi." Mihaéla grinste. „Wie hast du die zwei denn nach draußen bekommen?"

„Oh, sagen wir mal, ich hatte einleuchtende Argumente", meinte Lily gut gelaunt. „Nicht wahr, ihr beiden?" Sie sah Draco und Fleur direkt an.

Das blonde Mädchen nickte nur mit säuerlicher Miene und setzte sich neben Mihaéla.

Lily nahm am Stirnende des Tisches platz und Draco ließ sich wie selbstverständlich neben Harry nieder.

„Du 'ast eine Katze auf deinem Schoß sitzen", stellte Fleur unvermittelt fest.

Mihaéla sah sie lächelnd an. „Es ist ein Kater. Er gehört Harry", erklärte sie.

„Hm", machte Fleur. „So lange sie sisch nischt in unserem Apartment 'erumtreibt."

„Er", berichtigte Harry automatisch.

Fleur verdrehte theatralisch die Augen. „So lange er sisch nischt in unserem Apartment 'erumtreibt. Zufrieden?"

„Ja, danke." Harry grinste sie an.

Fleur sah inzwischen immer mehr aus, als hätte sie in eine reife Zitrone gebissen. Sie griff nach einem der Gläser, die Lily auf den Tisch gestellt hatte. Skeptisch beäugte sie den gelb – grünen Inhalt.

„Was ischt das?", fragte sie Lily.

Die lächelte geheimnisvoll. „Mein Geheimrezept, koste einfach mal!"

Fleur sah sie misstrauisch an.

„Bei Merlin und Morgana, ich hab kein Gift reingekippt!", ereiferte sich Lily, die zum ersten Mal in diesen vier Tagen, die Harry sie jetzt kannte, wirklich ein wenig genervt schien.

„Komm schon Fleur, wir trinken auch", meinte Mihaéla jetzt und warf Harry und Draco einen bedeutungsvollen Blick zu. Die beiden verstanden und nahmen sich ein Glas.

„Prost!", rief Lily jetzt wieder versöhnt und das dumpfe Klingen von fünf gegeneinander schlagenden Saftgläsern erfüllte für einen Moment den Garten.

Harry meinte aus dem grün – gelben Zeug zumindest Limetten und Zitronen herauszuschmecken, aber ganz sicher war er sich keineswegs.

Irgendwann wurde auch Fleur ein wenig freundlicher, Draco dagegen blieb recht schweigsam.

Alles in allem war es ein schöner freier Samstagnachmittag.

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Normalerweise verbrachte Lily den Sonntagvormittag am liebsten im Bett.

Da lag sie auch um acht Uhr noch.

Und schlief tief und fest.

Bemerkte den großen Vogel, der durchs Fenster folg und auf ihrem Bettpfosten landete erst, als es dem Vogel zu dumm wurde und er auf ihren Bauch hüpfte.

„Was?", japste Lily und saß prompt aufrecht im Bett.

„Bei Merlin, Bobby!" Sie hatte den Falken erkannt.

Bobby neigte nur den Kopf und sah sie aus seinen gelben Augen neugierig an.

Dann streckte er ihr den Fuß hin, an dem ein kleiner Zettel befestigt war.

Wer auch immer das Fenster in ihrem Schlafzimmer geöffnet hatte – Lily vermutete stark Kathy – würde demnächst besser daran tun, ihr nicht über den Weg zu laufen.

Sie konnte es auf den Tod nicht ausstehen, so unsanft geweckt zu werden.

Lily nahm den Zettel ab und hielt dem Vogel den Arm hin. Der verstand die Aufforderung und kletterte auf ihre Schulter. Lily schwang die Beine aus dem Bett und entfaltete den Zettel.

Dass Ilanna aber auch solche seltsamen Vorlieben hatte, wenn es um Briefbotenvögel ging. Jeder normale Zauberer besaß schlicht eine Eule, einen Uhu oder irgendetwas in der Art. Wer kam schon auf die Idee einen Falken aufs Briefe Zustellen abzurichten? Lily antwortete sich selbst: Ihre Freundin Illanna Hawke.

Grummelnd las sie die Notiz und legte sie dann weg.

„Na los, du kannst mir bestimmt helfen", sagte sie dann an den Vogel gewandt.

Theoretisch war es eigentlich ganz gut, dass sie jetzt schon wach war, schließlich musste sie noch eine Wohnung für die beiden Damen herrichten und heute Abend traf sie sich mit den Leuten vom Tagespropheten. Lily weigerte sich sogar in Gedanken, diese Zauberer und Hexen Journalisten zu nennen.

Sie seufzte und stand endgültig auf.

Wenig später stand sie in schwarzer Hose und weiter, dunkelroter Bluse auf der Treppe, eine lange Schlange Mobiliar hinter sich, die mit dem Wingardium Leviosa in der Luft gehalten worden und ihr folgte. Bobby hatte sie doch in ihrem Apartment gelassen, der große Falke war ihr hier nur im Weg.

Ein lautes Poltern hinter ihr ließ sie herumfahren.

Ein Nachtschränkchen war doch tatsächlich aus der Reihe getanzt und heruntergefallen.

„Bei allen Heiligen, das darf doch nicht wahr sein", murmelte Lily genervt.

„Soll ich dir helfen?", fragte eine Stimme hinter ihr.

Lily drehte sich erschrocken um.

„Harry!" Sie wischte sich mit der einen Hand ein paar Haarsträhnen aus der Stirn. „Guten Morgen erst mal." Sie grinste. „Du könntest das Nachtschränkchen nehmen und in den großen Saal tragen."

„Klar, kein Problem", sagte Harry.

Lily sah dem Jungen einen Moment lang hinterher, als er die Treppe hinunterging und hinter der Ecke verschwand. Dann seufzte sie und wandte sich wieder ihren Möbelstücken zu.

Langsam schwebten sie hinter ihr her, als sie Harry in den großen Saal folgte. Dort ließ sie sie dann alle in einer Reihe auf dem Boden aufsetzen.

„Puh. Das hätten wir dann schon mal", murmelte Lily vor sich hin.

„Was tust du hier eigentlich?", fragte Harry neugierig.

Er hatte sich kurz in dem großen Saal umgesehen. Die Decke war kunstvoll mit Mustern und Ornamenten bemalt, der Boden mit Parkett ausgelegt.

„Ich will schnell noch ein kleines Apartment für die zwei Damen, die morgen kommen, herrichten. Sie könnten zwar auch bei mir oben schlafen, aber das wäre ein bisschen eng, auf Dauer", erklärte Lily ihm.

„Soso." Lily hörte amüsiert die Skepsis in seiner Stimme.

„Ich kenne mich mit solchen Zaubern aus, keine Sorge. Das hier ist das Haus der Familie Brooklyn, was denkst du, wie ich eure Apartments hier hinein bekommen habe? Mein Vater würde sich wahrscheinlich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, was ich mit seinem Haus anstelle."

Grinsend hob Lily ihren Zauberstab und murmelte etwas.

Das Ergebnis war beeindruckend.

Förmlich aus dem Nichts materialisierten sich neue Wände, das Deckenmuster verschwand, der Fußboden wurde in einem Raum mit Teppich, in einem mit Laminat und im dritten mit blauen Fliesen ausgelegt, Türen setzten sich von allein ein und schließlich rückten auch die Möbel an sinnvolle Stellen. In Sekundenschnelle waren Wohnzimmer, Schlafzimmer und Bad entstanden.

„Genial, nicht wahr?", fragte Lily.

„Allerdings."

„Ich hab den Spruch von einem Franzosen. Man muss nur einen ziemlich genauen Plan von der Wohnung im Kopf haben." Sie grinste ihn an.

„Wart ihr eigentlich schon frühstücken?", fragte sie dann.

„Nein", antwortete Harry.

„Na dann aber los, geh' deinen Mitbewohner wecken, oder ist der etwa schon wach?" Fragend sah sie Harry an. Der schüttelte den Kopf.

„In der Küche gibt's bis neun noch was zu Essen, dann räumt Kathy ab, und ihr müsst euch kümmern", sagte Lily und scheuchte Harry aus dem ehemaligen Saal.

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Harry weckte also Draco und die beiden frühstückten noch in aller Ruhe – Draco gab sich seiner Morgenmuffeligkeit hin und war tatsächlich ziemlich still und grummelte nur gelegentlich vor sich hin.

Den Vormittag verbrachten beide draußen im Garten, zeitweise zusammen mit Mihaéla. Fleur war in die Stadt gegangen, wie die Braunhaarige missbilligend berichtete. Harry war eigentlich sowieso ziemlich überrascht, dass Draco so bereitwillig mit nach draußen gegangen war, aber vielleicht hatte er gestern tatsächlich nur seine Ruhe haben wollen.

Damit kam er der Wahrheit ziemlich nahe und außerdem fühlte sich Draco seltsamerweise in der Nähe seines ehemaligen Rivalen wirklich wohl, auch dann wenn er nicht mit ihm stritt. Ein bisschen unheimlich war ihm diese Entwicklung schon, aber gut, sie hatten sich versöhnt und es konnte kaum schaden, wenn sie sich gut verstanden, immerhin würden sie noch drei Wochen aufeinander hocken. (A/N: Nein, nicht wie ihr denkt! g)

Lily richtete die Wohnung für ihre zwei Freundinnen ein und verschanzte sich dann in ihrem eigenen Apartment.

„Vorbereitungen für heute Abend", sagte sie grinsend.

Am Nachmittag tauchte Fleur dann auch wieder auf und half den anderen drei noch Schulpflichtigen, die aus Langeweile mit den Hausaufgaben begonnen hatten. Ganz nebenbei erfuhren Harry und Draco von Mihaéla, dass diese ihr letztes Schuljahr auf Hogwarts verbringen würde.

Von Joel sahen weder die Jugendlichen noch Lily auch nur ein Haar an diesem Sonntag.

Gegen 6 verabschiedete sich Lily schließlich gut gelaunt von den jungen Leuten, die sich daraufhin in ihre Apartments zurückzogen.

„Hunger!", krähte Draco und schreckte Harry damit ziemlich unsanft auf. Der Blondschopf hatte sich auf dem Sofa breit gemacht und bis jetzt gelesen, während Harry am Schreibtisch in einem Anflug von Arbeitseifer den am Nachmittag begonnenen Zauberkunstaufsatz beendet hatte.

„Müsste es nicht bald Abendessen geben?", fragte Harry leicht genervt.

Draco richtete sich auf und sah ihn verwirrt an.

„Ich dachte, wir müssen heute selber kochen, weil Kathy nachmittags frei hat."

Harry schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn und stöhnte auf.

„Nicht wirklich, oder?"

„Doch." Draco grinste. „Und? Wer kocht jetzt?"

„Ich hab keinen Hunger, also mach' dir selber was", knurrte Harry und beugte sich wieder über sein Pergament. Dumm nur, dass sein Körper gar nicht der Meinung war ihn unterstützen zu müssen, sondern sich stattdessen laut bemerkbar zu machen – mittels eines lauten Magenknurren.

„Nein, du hast keinen Hunger, wie komm ich nur darauf", meinte Draco ironisch.

Harry stand auf und trat ans Sofa und stützte sich mit den Unterarmen auf der Lehne auf.

„Du bist furchtbar", warf er dem Blonden vor.

„Ja."

Harry stöhnte und griff nach einem Sofakissen, welches er nach Draco warf.

Der wich dem Geschoss behände aus. „Was ist jetzt mit dem Essen?"

„Das werden wir zusammen machen. Wir wollen schließlich beide essen!"

Hätte Harry auch nur geahnt, was passieren könnte, er hätte wohl eingelenkt und allein gekocht. Aber zu diesem Zeitpunkt war er noch völlig ahnungslos und so zog er Draco hinter sich her in den Küchenbereich – und fiel beinahe über eine große bunt bedruckte Pappkiste, die mitten im Weg auf dem Boden lag.

Neugierig beugte sich der Schwarzhaarige herunter.

Wok – Set stand in großen Lettern auf der Kiste. Und ein gefalteter Zettel lag obenauf.

Draco schnappte ihn sich und las laut vor:

„Das ist ein Wok, ein asiatischer Kochtopf. Wenn ihr Lust habt, dann probiert am besten die gebratenen Nudeln aus, ein Rezept liegt in der Kiste bei. Zutaten findet ihr alle bereits in der Küche vor. Viel Spaß und Guten Appetit!"

Draco sah Harry fragend an. „Hast du so was schon mal gegessen?"

Harry nickte. Ein einziges Mal waren seine Verwandten mit ihm in einem chinesischen Restaurant gewesen. Da hatte er tatsächlich Nudeln gegessen. Und es hatte gut geschmeckt.

„Probieren können wir's!"

Damit war es sozusagen beschlossene Sache.

Die beiden Jungen machten sich auch gleich daran, die Kiste aufzureißen und den Inhalt strategisch auf dem Boden zu verteilen: Ein großer gusseiserner Wok, Stäbchen – mit denen man isst in Asien, erklärte Harry Draco als der mit großen Augen die Stäbchen anstarrte und nach deren Sinn fragte – ein kleines Rezeptbuch und ein Stövchen um den Wok auf dem Tisch warm zu halten.

„Also, hier ist ein Rezept für gebratene Nudeln mit Putenstreifen." Draco hatte sich das Kochbuch genommen und darin herumgeblättert und hielt Harry jetzt die entsprechende Seite unter die Nase.

„Gut. Was brauchen wir alles?"

„Eiernudeln, Mungobohnenkeime, Broccoli, Putensteaks, roten Paprika, eine Knoblauchzehe, Erdnussöl, Sojasauce und Sesamöl", zählte Draco auf und sah Harry erwartungsvoll an, auf das der mehr damit anzufangen wusste, als er selbst.

Harry seufzte und stand auf.

Keine drei Minuten später hatte er tatsächlich alles gefunden und auf die Arbeitsfläche neben den Herdplatten abgestellt.

„Bring mal den Wok und das andere Zeug hier her", wies Harry den Blonden an.

„Womit sollen wir anfangen?", fragte der Schwarzhaarige dann.

„Mit den Nudeln. Die musst du nur in einen Topf tun und mit kochendem Wasser übergießen und vier Minuten ziehen lassen."

„Das kannst du machen. Weiter?"

Draco schnappte leicht empört nach Luft, sah aber an Harrys bösem Blick, dass er wohl kaum etwas zu essen bekommen würde, ohne tatsächlich mitzukochen.

Also las er grummelnd weiter vor:

„Den Broccoli waschen, putzen und in Röschen - "

Harry unterbrach ihn. „Brauchen wir nicht, ist gefrosteter Broccoli."

„Unterbrich mich nicht." Dracos Stimme klang leicht säuerlich. „Den Broccoli müssen wir dann jedenfalls drei Minuten blanchieren – was auch immer das ist – dann die Putensteaks halbieren und in Streifen schneiden, die Knoblauchzehe würfeln, den Paprika ebenfalls in dünne Streifen schneiden. Das wären die Vorbereitungen."

Harry nickte verstehend, füllte Wasser in einen Wasserkocher und schaltete ihn an.

„Also machst du die Nudeln, ich schneide das Fleisch", bestimmte Harry und machte sich an die Arbeit.

Draco sah ihn erst ein wenig ratlos an, dann nahm er einen Topf aus dem Schrank neben ihm und tat die Nudeln hinein. Inzwischen kochte auch das Wasser und er schüttete es darüber.

Fasziniert rührte er darin herum und beobachtete, wie die Nudeln langsam weich wurden und das Wasser dabei zum Teil verschwand.

Erst als Harry ihm das Kochbuch aus der anderen Hand, die nicht den Löffel hielt, mit dem er die Nudeln rührte, nahm und selber weiter las, sah er hoch.

Der Gryffindor hatte das Erdnussöl zur Hand genommen und schüttete etwas in den Wok.

Neugierig sah Draco ihm zu.

Als nächstes nahm Harry das Fleisch und ließ es platschend – und somit auch spritzend in den Wok fallen.

„Ahhh!" Jetzt bereute Draco seine Neugierde, die ihn sich zu weit vorlehnen hatte lassen, sodass ein heißer Fettspritzer genau seine aristokratische Nase getroffen hatte.

„Ups. Entschuldige bitte", war Harrys einziger Kommentar, dann wandte er sich wieder dem Wok zu.

Draco grummelte beleidigt vor sich hin, beobachtete aber weiterhin, was Harry tat.

Als nächstes kam nämlich das Gemüse dazu. Vorsichtiger als vorhin gab Harry es in den Wok. Paprika, Broccoli, die Mungobohnenkeime und die gewürfelte Knoblauchzehe.

Dann verging einige Zeit in der Harry den Inhalt des Woks hin und her schob – mit einem Löffel sei hier angemerkt.

„Jetzt die Nudeln!", sagte er schließlich, was Draco richtiggehend als eine Aufforderung an ihn auffasste, Harry diese zu reichen. Was er auch tat, schließlich hatte er Hunger.

Harry tat also die Nudeln in den Wok, merkte aber dann, dass er nun mit seinem Löffel beim Umrühren nicht mehr weit kam. Ein wenig skeptisch nahm er die beiden Stäbchen in die Hand, eines in die eine, das andere in die andere Hand.

Das Ergebnis seines im nächsten Moment folgenden Umrührversuches war ein bedröppelt dreinschauender Draco, mit ein paar einzelnen Nudeln im Haar.

„Ohoh... das wollte ich nicht, 'tschuldige, Draco!" Harry zupfte vorsichtig die Nudeln aus dem Haar seines Mitbewohners, konnte sich dabei ein kleines Kichern aber nicht verkneifen.

Draco sah schlagartig noch ein bisschen düsterer aus.

Als Harry sich schließlich wieder dem Wok zuwandte – er hatte zwischendurch heruntergeschalten, sodass nichts angebrannt war – nahm Draco ihn die Stäbchen aus der Hand und legte sie beiseite.

„Man sollte vielleicht besser nicht versuchen, mit irgendwelchen Geräten umzugehen, von denen man nicht die geringste Ahnung hat", meinte er noch ein wenig knurrig.

Harry lachte ehrlich amüsiert. „Kannst's gerne selber mal versuchen."

„Mach ich ja jetzt!" Draco versuchte einen bösen Blick, den er aber nicht ganz aufrechterhalten konnte und der schließlich tatsächlich zu einem leichten Lächeln wurde.

Er nahm zwei Löffel und rührte in aller Seelenruhe und ohne die Nudeln in der ganzen Küche zu verteilen um.

Harry ließ ihm grinsend diesen Triumph und wenig später lümmelten sie gemütlich im Wohnzimmer auf dem Sofa und aßen ihre hart erarbeiteten Nudeln mit Gabeln.

Ende Kapitel 5

A/N: Gottchen, was hat mich dieses Kapitel Nerven gekostet. Ich hoffe es liest sich leichter, als es sich geschrieben hat. Die Idee zur Wok – Szene beruht übrigens auf waterys Mist.

Ah, ich verspreche euch, dass das 6te Kapitelchen nicht so lange auf sich warten lassen wird, ich hatte nur so wenig Zeit im letzten Monat... Wir waren in Rom, schöne Stadt, wirklich eine schöne Stadt, dann hatte ich eine polnische Schülerin hier, zu der ich morgen übrigens hinfahre und nebenbei musste ich eine Mucha – Repro malen, für meine Kunstabschlussarbeit, die mir ein Wochenende lang die Nerven geraubt hat. Ich war also durchaus beschäftigt. Demnächst stehen dann die Bilder meiner eigenen Arbeit an (Kunstabschlussarbeit 1. theoretische Abhandlung über Künstler  A.M. Mucha bei mir 2. Repoduktion des Künstlers 3. eigene Arbeit, an Künstler angelehnt) und ein shonen-ai Doujinshi... Naja, ihr seht also, langweilig wird's mir nicht. Da fällt mir ein, muss noch Ina und Lu je ein Geburtstagsbild malen! ahhhh

So ich beantworte jetzt mal alle eure Revis.

leah-chan01: Gestörte Geschichte mit komischem Kater... ich glaube, meine Liebe, das würde er dir übel nehmen. Und ich glaube weiterhin, dass dir das nicht wirklich gut bekommen würde... wenn ich so darüber nachdenke, nein, es würde dir nicht gut bekommen...

haha Nimm mich ja nicht ernst.

Mein Nick auf animexx: darkelveLillith

Babsel: Danke, dauert bei mir immer ein bisschen länger, sorry.

Cho: Oha. Nein, wöchentlich schaff ich das rein zeitlich nicht. Irgendwann geb ich mir bestimmt eh die Kugel... wer wollte in reichlich 2 Jahren studieren? Ich? Nein, woher denn...

ina-pichler: Versuch's schnell, geht aber nich. Bitte um Geduld. fleh

Roh-diamant: Keine Klischee-ff? Komisch, ich hatte bisher den Eindruck, es wäre eine... Naja. Danke.

floppy: Draco im Minirock... kicher Nee, nicht wirklich, er darf schon Hosen tragen. Aber schicke. Lily mit Dumbiwumby verwandt? Oh Gott, sie würde mich umbringen. Nein, Lily hat mit Dumbi nix am Hut. Ich verweise auf die nächsten Kapitel.

vava: Eine, die meinen Cion mag. In diesem Kapitel kommt er relativ oft vor, in der gesamten ff hat er aber eine ziemlich wichtige Rolle.

yvi: Man guckt MTV. Und hat ständig abschweifende Gedanken. Und verrückte Freundinnen. Ach und nen PC um das Ganze aufzuschreiben bzw. zu veröffentlichen.

Laufstege wohl auf alle Fälle... Eifersuchtsszenen? Hm, wohl erst später, zuerst werden die zwei mit sich, dann mit Homophobie und zum Schluss mit ... ! Ey, du verrät's schon wieder die halbe Story! Schluss! hüst Tja, lass dich überraschen...

Yuy: Schnell, na ja... s.o.

kosmiclady: Danke.

ayrana: Achja, die flüchtigen Gedanken... passiert selten, dass ich sie aufschreibe. Wenn doch, dann kommt so was raus. am Kopf kratz

Drängeln hilft nicht, muss von mir aus weiterschreiben und Zeit und Ideen haben.

Mmmel: Skeptisch gewesen? Warum denn? neugierig ist

Dankeschön!

Also denn, man liest sich, hoffe ich

Eure Lil

P.S.: schleichwerbung auf animexx gibt's Bilder zu „White Satin – Black Silk". Eigentlich fast alle HP-fanarts in meiner Zeichnergalerie... mein Nick: darkelveLillith, ich spar mir mal den Link schleichwerbung ende