Anmerkung: Das Kapitel ist schon etwas älter, ich hatte aber ca. 2 Monate kein I-net. TT
Jetzt geht's glücklicherweise wieder.
Titel:
White Satin – Black Silk
Kapitel: 6?
Autoren: Lillith &
watery (wobei die Hauptidee von mir stammt, watery schreibt einzelne
Szenen, die ich eingliedere)
Pairing: HP/DM
Warnungen: slash,
Lime, Lemon (wohl nur andeutungsweise)
Rating: P-16
Kapitel 6
Drei Freundinnen
I fall asleep with my friends around me
Only place I know I feel save
I'm going to call this home
(Jimmy Eat World)
A/N oder das Dilemma eines ff-Autors:
Tja, oben benanntes Dilemma ist im Großen und Ganzen wohl das Original an sich. Ja, die Grundlage einer jeden ff bezeichne ich unverfroren als Problem.
Gerade bei einer laufenden Romanreihe wie „Harry Potter". Da hat man (frau wohl eher) sich ein hübsches Konzept zurechtgelegt, hat eine geniale Idee gehabt, gut, ich hatte mich hingesetzt und darüber nachgedacht, was wohl der wahrscheinlichste Grund für Voldemorts Überleben nach dem Avada Kedavra sein könnte und war auf das schlichte „Seelenspaltung" gekommen. Ernsthaft! Ich hatte diese Idee, kurz nachdem ich angefangen hatte über WS-BS nachzudenken und das war... puh, ich würde sagen Anfang des Jahres. Und dann hab ich „Harry Potter and The Half-Blood Prince" auf meiner Busreise durch Norwegen gelesen und kam denn zu der Stelle mit den Horcruxes und dachte mir „Nee, oder! Doch jetzt nicht wirklich... Mist!"
So, eigentlich heißt das alles für mich und euch, meine lieben Leser, lediglich folgendes:
Es ist nicht schlimm, wenn ihr WS-BS weiterlest, ohne den 6. Band gelesen zu haben. Ich werde den 6. Band als lockere Vorlage nehmen (keine Angst, Harry wird nicht mit Ginny zusammenkommen, obwohl ich das Pairing wirklich mag), z.Bsp. Professor Slughorn wird definitiv nicht vorkommen. Was das alles de facto heißt weiß ich selber bis jetzt nur in Ansätzen, das meiste wird sich wohl entwickeln. Mal schauen.
Ja, soviel an dieser Stelle mal wieder persönlichst von mir. Allen, die den 6. noch nicht durch haben, oder ihn erst auf Deutsch lesen wollen, wünsch ich viel „Spaß" beim Lesen. Ich hab mir eigentlich permanent nur Sorgen gemacht... Darcoooo, schnief... Harrrry... seufz
Liebe Grüße an euch alle
Lil ;p
Mißmutig starrte Madame Malkins aus ihrem Wohnzimmerfenster im ersten Stock, direkt über ihrem Laden. Nebel grenzte ihr Blickfeld stark ein, was ihre morgendliche Beobachtung auch nicht spannender machte. Schwere Regentropfen schlugen platschend auf dem Kopfsteinpflaster auf. Der Wind wirbelte ein paar vereinzelte Blätter umher, sofern diese noch trocken genug waren. Es war noch immer dunkel, obwohl die Sonne sich schon längst hätte blicken lassen sollen.
‚Und das nennt sich Sommer', dachte Madame Malkins verzagt. Ein typischer Londoner Sommer mit viel Regen eben.
Eigentlich hätte sie unten im Laden sein sollen, aber bei dem Wetter kam eh keiner und so hatte sie sich kurz entschlossen frei genommen und ein ‚closed' – Schild an die Tür gehangen.
Gerade ließ ihre Aufmerksamkeit nach und sie sah mehr oder weniger blicklos nach draußen, als sich zwei schwarz gekleidete Gestalten aus der Dunkelheit schälten.
Sofort wurde sie wieder aufmerksamer und beobachtete mit Argusaugen die Gestalten.
Wer trieb sich denn bei so einem Wetter auf der Straße herum? Das Ziel der schwarz Gekleideten schien beruhigenderweise nicht hier im vorderen Teil der Winkelgasse, wo sich die Geschäfte befanden zu liegen, sondern weit hinten, dort, wo ein paar vermögende Familien große Häuser besaßen.
Was Madame Malkins neben der schwarzen Kleidung der Gestalten auffiel, die eigentlich so untypisch für Hexen und Zauberer nicht war – aber im Sommer, selbst wenn es gerade regnete erregte es doch Madame Malkins fast ängstliche Aufmerksamkeit – war der Größenunterschied der beiden. Die eine Person überragte die andere um fast einen Kopf.
Kurz bevor die Gestalten wieder in die Dunkelheit und den undurchdringlichen Nebel Londons eintauchten, hob die Kleinere den Arm und ein großer schwarzer Vogel stieß förmlich aus dem Nichts zu der Gestalt herunter und ließ sich auf deren Arm nieder.
„Ein Kolkrabe", zischte Madame Malkins missbilligend.
Wer besaß denn heutzutage noch so ein Tier? Sie schauderte. Die Intelligenz dieser Vögel in allen Ehren, aber welcher anständige Zauberer hielt sich einen Kolkraben? Das war verdächtig. Allerdings – selbst wenn die zwei da unten, nun ja, Todesser sein sollten, dann konnten weder sie noch sonst irgendwer viel gegen sie unternehmen. Wenn sich Todesser sicher genug fühlten, an solchen Orten wie der Winkelgasse aufzutauchen, dann hatten sie mit Sicherheit kaum Probleme, sich mit ein paar Worten und Bestechungen ganz schnell aus der Affäre zu ziehen, sollten sie erwischt werden.
Madame Malkins seufzte. Was waren das nur für Zeiten? Manchmal kam es ihr vor, als würde sie nur darauf warten können, dass der Sturm endlich losbrach. Ja, es war wie die oft und gerne zitierte Ruhe vor dem Sturm. Und keiner konnte sicher sagen, wie lange diese Ruhe dauern würde.
Zumindest aber verschwanden die zwei Gestalten jetzt wieder aus dem Bereich, den Madame Malkins von ihrem Fenster aus überblicken konnte ohne, dass die Dame etwas unternahm.
Was auch gut so war, denn es waren keineswegs Todesser, die da durch den Regen stapften...
Ihre Schritte lenkten sie allerdings tatsächlich zu dem von Madame Malkins vermuteten Ziel: einem der großen Wohnhäuser.
Das Haus, vor dem sie schließlich Halt machten, trug die Nummer 100.
Von außen sah es relativ unspektakulär aus.
In dem Moment aber, in dem die beiden Gestalten vor die Tür traten, schwang diese knarrend wie von Geisterhand bewegt auf.
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Lily hatte sämtliche Bewohner ihres Hauses am Montagmorgen eigenhändig aus den Betten geholt, indem sie schlicht magisch verstärkte Musik in die Schlafzimmer hexte. Es sollte ja schließlich keiner die Ankunft ihrer herzallerliebsten Freundinnen verpassen!
Allerdings war Lily kein Unmensch und so hatte sie mit dem Wecken gewartet, bis ein gewisser Kolkrabe in ihr Schlafzimmer geflattert war, das neuerdings eh zum Vogelschlag mutiert zu sein schien.
Jetzt standen die vier Jugendlichen jedenfalls ein gutes Stück von der Eingangstür entfernt, Joel hatte sich mit säuerlichem Lächeln daneben gestellt.
Knarrend öffnete sich die Tür.
Fast orkanartige Windböen peitschten Regen ins Haus – nebst zwei schwarz gekleideten Personen, die wohl die zwei lang erwarteten Damen waren.
Außer Joel sahen alle gespannt zur Tür, sodass auch niemandem außer ihm Lilys breites Grinsen auffiel. Und ihn überraschte es nicht sonderlich. Er kannte die beiden ja – leider.
„Bah, furchtbar, dieses Wetter...", murmelte die eine Gestalt vernehmlich und schüttelte das Wasser von ihrem Umhang.
Jetzt setzte sich auch Lily in Bewegung und kam gemäßigten Schrittes auf die beiden zu.
Als sie genau vor ihnen stand, grinste sie und im nächsten Moment lagen sich die drei in den Armen.
„Endlich seid ihr da, ich dachte schon, ich müsste die Kinder noch drei weitere Wochen allein aushalten!", begrüßte Lily ihre beiden Freundinnen lachend.
„Tsss, na danke. Aber sag', wie geht's dir?", fragte die eine, die jetzt ihre Kapuze abnahm unter der ein roter Wuschelkopf zum Vorschein kam.
„Och, außer, dass Joel nervt, wie immer, und die Kinderchen anstrengend sind, geht's mir gut. Ich lebe noch."
„Na dann können wir ja wieder gehen...", meinte die Größere, die braunes Haar hatte, das ihr gerade bis zu den Schultern reichte und in dem einzelne Strähnen geflochten und mit bunten Perlen versehen waren.
„Nix da, Ina! Los, gebt mir eure Umhänge, in der Küche steht schon heißer Kakao und ja, auf Wahl auch Tee, Viv, ich denke an so etwas!", fügte Lily hinzu, als sie den geschockten Blick der Rothaarigen bei den Worten heißer Kakao sah.
Die Jugendlichen hatten nur Teile des Gesprächs mitbekommen, starrten jetzt aber wieder entgeistert auf die Vivian und Ilanna, die jetzt ihre Umhänge ablegten. Was darunter zum Vorschein kam, hatte wohl noch keiner der vier jemals gesehen. Anscheinend hatte Lily sich bisher in der Wahl ihrer Kleidung noch zurückgehalten...
Die kleine Rothaarige trug ein in extremen Kontrast zu ihrem Haar stehendes grellgrünes Top und einen schwarzen Rock, der bis knapp übers Knie reichte, dazu schwarze transparente Strümpfe mit Netzmuster und schwarze Lederstiefel, die zu allem Überfluss auch noch geschnürt waren. Ein komischer Rabe, der den Jugendlichen erst jetzt auffiel, auf der Schulter der jungen Frau vervollständigte das ungewöhnliche Bild
Ilanna war auf ihre Art das genaue Gegenteil: Sie trug zwar ebenfalls einen schwarzen Rock, doch ihrer war mehrschichtig und um einiges länger, fast bodenlang. Die Schichten hatten außerdem unterschiedliche Längen und waren schief geschnitten. Dazu hatte sie ein fliederfarbenes Oberteil mit langen Trompetenärmeln an, die am Ende geschlitzt waren. Harry fiel auf, das sie an der linken Hand einen Lederhandschuh trug. Er fragte sich, warum.
Allerdings wurden seine Überlegungen unterbrochen, denn die beiden jungen Damen wandten ihre Aufmerksamkeit den vier werdenden Models zu.
„Das sind also die Kinder", stellte die Rothaarige fest.
„Ja, das sind sie", bestätigte Lily, obwohl das nicht nötig gewesen wäre und man konnte deutlich ein Quäntchen Stolz aus ihrer Stimme heraus hören. „Das sind Fleur, Mihaéla, Harry und Draco." Lily machte jeweils eine kurze Handbewegung in Richtung der entsprechenden Personen sowie sie die Namen nannte. „Und das sind meine allerliebsten-"
„Und einzigen!", unterbrach die Braunhaarige sie.
„Freundinnen!", beendete der rote Wuschelkopf.
„Ilanna Hawke", stellte sich die Größere jetzt vor und gab den Jugendlichen nacheinander die Hand und lächelte ihnen freundlich zu. Joel umarmte sie kurz und klopfte ihm wegen seines jetzt noch säuerlicheren Gesichts beschwichtigend auf die Schulter, verkniff sich aber jeglichen Kommentar.
„Und ich bin Vivian Wintson." Die Rothaarige schüttelte ebenfalls Fleur, Mihaéla und Harry die Hände und grinste breit durch die Gegend, bis sie schließlich bei Draco ankam, der sie abschätzend musterte.
„Ach Gottchen, der ist ja süß!"
„Was zur Hölle ist denn das für ein riesiges Federvieh da auf Ihrer Schulter?"
Dadurch, dass beide gleichzeitig gesprochen hatten, hatten die anderen nicht ganz mitbekommen, was sie nun ganz genau gesagt hatten, aber das Federvieh ließ diese Beleidigung nicht auf sich sitzen und stürzte sich krächzend und hackend auf Draco.
„Ahhh!", schrie der und flüchtete – hinter Harry, der nichts Böses ahnend neben ihm gestanden hatte.
„Arnie!", wies Vivian ihren Kolkraben scharf zurecht. Das Tier erkannte den vorwurfsvollen Ton seiner Besitzerin, schlich eben noch mal zu Draco herum und versetzte ihm noch einen kräftigen Schnabelhieb gegen den Arm und kehrte dann in einer Mischung aus Flattern und Hüpfen zu Vivian zurück und nahm wieder auf ihrer Schulter platz.
„Entschuldige bitte, Draco, aber du hättest ihn nicht beleidigen dürfen, er ist ein sehr intelligenter Kolkrabe", erklärte sie ein wenig besorgt. Der Blonde hatte seine Deckung inzwischen aufgegeben, aber Harry nahm sich vor, seinen Mitbewohner mit dieser kleinen Episode demnächst noch ein wenig aufzuziehen.
Draco grummelte nur beleidigt etwas in seinen nicht vorhandenen Bart.
Im nächsten Moment fühlte er sich arg geknuddelt.
Entgeistert starrte er das rothaarige Etwas an, das da an seinem Hals hing. Samt Kolkraben, der jetzt aber brav wie ein Lamm war.
Vivian räusperte sich etwas verlegen und ließ Draco dann los.
„Sorry, aber du bist so süß, wenn du schmollst, da musste ich dich einfach knuddeln", entschuldigte sie sich grinsend.
„Du bist unmöglich, Viv. Erschreck doch den armen Draco nicht so!" Lily lächelte bei ihren Worten und klang überhaupt nicht vorwurfsvoll.
Die Zerknirschte spielend trollte sich Vivian und steuerte auf Joel zu, der gottergeben ihre Umarmung über sich ergehen ließ und es sogar fertig brachte ein wenig zu lächeln – wenn auch etwas gequält.
„Oh Viv, bitte lass Joel leben, kommt lieber endlich alle in die Küche!", rief Lily theatralisch.
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„Wie lange sind Sie schon befreundet?", fragte Fleur neugierig als sie schließlich alle Kakao beziehungsweise Tee schürfend in der Küche saßen. Frühstück würde es erst geben, wenn Kathy auftauchte, und der hatte Lily gesagt, sie solle nicht allzu zeitig kommen.
„Du kannst ruhig du und Viv und Ina sagen. Lily duzt ihr ja auch", bemerkte Vivian, ehe sie die Frage beantwortete: „Wir sind schon seit unserer Schulzeit auf Hogwarts befreundet."
Alle ignorierten Joels Einwurf „Viel zu lange!".
„Lily und Viv waren in Slytherin", erzählte Ilanna weiter.
„Ihr wart was?", hakte Draco geschockt nach.
„In Slytherin. Und wir sind immer noch stolz darauf, nicht wahr, Lily?"
Lily lächelte nur still und nickte.
Draco lachte ein wenig hysterisch. „Niemals! Entschuldigt bitte, aber solche Leute wie ihr in Slytherin... das hätte kein Hauslehrer jemals geduldet!"
„Na na na, Jungchen, immer langsam mit den jungen Pferden, du kennst keine von uns dreien wirklich. Und gerade du als Malfoy müsstest dich doch mit Masken derweil recht gut auskennen, oder?" Vivians Ton war kühl, ihr Gesicht aber immer noch freundlich.
So schnell ließ sich Draco aber nicht überzeugen. „Trotzdem, das übersteigt meine Vorstellungskraft."
„So?" Vivians Lächeln verschwand und wich einem gefährlich eisigen Blick unter einer hochgezogenen Augenbraue.
Dem Blonden wurde zu seiner eigenen Erschütterung verdammt unwohl unter diesem Blick, zumal die zwei anderen des Trios immer noch unverbindlich lächelten.
Dann gab Lily auf und ließ das Lachen heraus, welches sie schon die ganze Zeit krampfhaft unterdrückt hatte.
„Herrlich, meine Liebe, wirklich gut." Sie drückte Vivian, die neben ihr saß kurz an sich. „Ein Glück guckst du mich nie so böse an!"
„Das kann ich ja nicht!", stöhnte Vivian auf.
„Stimmt, du musst dann immer grinsen..."
Ilanna warf den beiden einen undefinierbaren Blick zu und fuhr damit fort, den neugierigen Kinderchen die komplizierte Situation des Trios innerhalb Hogwarts zu erklären:
„Tja, der Hauslehrer hatte schon seine Gründe, die zwei zu behalten, keine Sorge. Ich war übrigens in Gryffindor. Insgesamt kann man wohl sagen, dass es eine Menge im Nachhinein amüsanter Situationen gab." Sie lächelte. „Sagen wir es so: wir wurden oft unterschätzt. Aber die meisten haben aus ihren Fehlern gelernt. Und wir wurden auch oft völlig falsch eingeschätzt. Einer der Nachteile, wenn man sich eine Maske zulegt, nicht wahr, Draco? Aber warum Draco - ich könnte euch wahrscheinlich alle ansehen, die ihr hier sitzt. Die wenigsten Menschen verhalten sich tatsächlich so, wie sie sind, wie sie sich fühlen."
Ilanna sah in die Runde. Auch Lily und Vivian hatten ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Gespräch gerichtet und lächelten jetzt bestätigend.
„Sag mal, hast du mir was mitgebracht, Ina?", fragte Lily und entspannte mit dieser Frage die etwas drückende Atmosphäre wieder.
Die Angesprochene sah sie einen Moment lang verwirrt an, dann sah man förmlich den Kronleuchter, der ihr aufging.
„Ach ja, hab ich."
„Was'n?", fragte Vivian neugierig.
„Klamotten!", antwortete Lily. „Von Ina designt."
„Ach so."
„Was hast du denn erwartet?", fragte Ilanna mit einem seltsamen Ton in der Stimme.
„Nichts bestimmtes..." Vivian hob die Schultern und sah betont unschuldig drein.
Alle lachten und die Stimmung war endgültig wieder ausgelassen und fröhlich.
Lily warf betont einen Blick auf ihre Uhr.
„Wir treffen uns in einer halben Stunde in Studio 3", sagte sie an die Jugendlichen und Joel gewandt. Allseitiges Nicken.
„Also dann, was haltet ihr davon, wenn wir drei uns jetzt eure Wohnung anschauen?", fragte Lily ihre Freundinnen.
„Hast du sie eingerichtet?", fragte Ina neugierig.
Lily sah sie mit gespielt leidendem Gesicht an. „Wer denn bitte sonst?"
Lachend und weiter flachsend erhoben sich die drei jungen Damen und waren kurz darauf aus der Küche verschwunden.
Kaum fünf Minuten nachdem sie weg waren, tauchte Kathy endlich auf und es gab Frühstück.
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Aus der Sicht eines unwissenden Beobachters passierte an diesem Montag in Studio 3 nichts anderes als an Samstag zuvor. Gut, Vivian schoss die Photos und Lily konnte sich deshalb ganz auf die Jugendlichen konzentrieren. Und auch Joel und Ilanna waren anwesend, auch wenn sie nur still von einer ruhigen Ecke aus alles beobachteten. Außerdem ließ Lily Musik laufen, während die vier das richtige Laufen und Posieren übten.
Und doch – Lily war zufrieden, als sie um vier Uhr in die Hände klatschte und die Arbeit damit beendete. Auch, wenn sich ein paar kleine Sorgen in ihr eingenistet hatten.
„Ihr wart gut, wenn das so weitergeht, können wir bald die ersten professionellen Photos machen", lobte Lily und bald darauf trollten sich die vier Models, denn dass sie so gut waren lag zum Größten Teil an Lily, die den ganzen Tag über immer wieder ihr Fehler korrigiert hatte, sie ermahnt hatte und hundertmal dieselbe Pose, dieselbe Schrittfolge hatte üben lassen.
Kurz und bündig: Sie waren alle ziemlich k.o.
„Und? Was meint ihr?", fragte Lily in den Raum hinein, als die Jugendlichen draußen waren.
„Verdammt gut", antwortete Vivian und Ilanna nickte bestätigend.
„Sicher?" Lily seufzte. „Sie sind ja tatsächlich gut. Mein Gott, dafür, dass sie erst am Samstag angefangen haben, sind sie direkt genial! Aber sie machen eben immer noch Fehler..."
„Die keiner außer dir sieht, meine Liebe. Und außerdem hast du hier in der Zaubererwelt doch alle Zeit der Welt. Und du bist eine großartige Lehrerin!"
„Trotzdem. Irgendwie hab ich ein ungutes Gefühl."
„Weswegen?", fragte Ilanna alarmiert.
„Nicht deswegen, keine Sorge. Das läuft bestens, so wie immer." Lily lächelte mit einer Mischung aus Trauer und grimmiger Genugtuung.
„Einfach nur so?", fragte Vivian nach.
„Einfach nur so", bestätigte Lily. „Da fällt mir ein, Harry hatte letzte Woche Geburtstag und der arme Junge kommt so gut wie nie zum Shoppen. Hättet ihr nicht Lust auf meine Kosten -"
Lily hatte geschickt das Thema gewechselt und Vivian und Ilanna wussten, dass es besser war nicht nachzubohren. Außerdem klang das, was sie sagte nach viel Spaß.
„Wir sollen mit ihm shoppen gehen?", unterbrach Vivian ihre Freundin. Ihre Augen bekamen bei dieser Vorstellung einen seltsamen Glanz.
„Ich komme natürlich auch mit!", sagte Lily schnell.
„Ina?"
„Hm, ja, okay, ich auch." Lily klopfte ihr begütigend auf die Schulter. Ilanna war nicht der Shoppingfan schlechthin und es freute sie, dass sie trotzdem Ja gesagt hatte.
„Joel?"
„Vergesst es. Erstens halten meine Nerven das nicht aus und zweitens-" Er brach ab und hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt.
„Was zweitens?", fragte Ilanna neugierig und auch Vivian hatte den Braten sofort gerochen und sah den Visagisten prüfend an.
Der schüttelte verkrampft den Kopf.
„Bitte!", kam es flehend im Chor von Vivian und Ilanna.
„Nun lasst mir mal meinen armen Joel in Frieden!", rief Lily amüsiert.
Joel bedachte sie mit einem misstrauischen Blick. Lily verteidigte ihn? Da war doch was im Busch, oder?
Joel hatte natürlich vollkommen recht, aber seine Scharfsinnigkeit nützte ihm nicht das Geringste, denn Lily fuhr schon fort: „Wenn er doch nicht will, dass sein allerliebster Daniel sieht mit was für peinlichen Leuten er befreundet ist..."
Joel sah aus, als würde er Lily demnächst einen Avada Kedavra auf den Hals jagen.
„Oh", kam es wieder im Chor von den zwei anderen.
„Dein Freund arbeitet in einer Boutique in Muggellondon?", fragte Vivian. Es war eher eine Feststellung als eine Frage.
War ja auch logisch: Sie wollten shoppen gehen und Joel wollte nicht mit, weil dieser Daniel ihn dann mit ihnen sehen würde. Also musste er wohl in einem Kaufhaus oder einer Boutique arbeiten.
Joel antwortete ihr nicht, sondern sah sie nur finster an.
„Ja", übernahm Lily diese Aufgabe für ihn. „Und zwar lustigerweise in meinem Lieblingsladen. Nicht dass Joel uns einander irgendwann mal vorgestellt hat" – vorwurfsvoller Blick ob dieser Unhöflichkeit zu dem schwulen Visagisten – „aber wir sind auch so ins Gespräch gekommen, er ist sehr nett." Sie grinste Joel an. „Es hat dann aber schon ein Weilchen gedauert bis ich seinen Joel mit meinem teuren Visagisten in Verbindung gebracht hatte."
Vivian und Ilanna grinsten sich vielsagend an. Da gab es doch anscheinend tatsächlich jemanden dessen Bekanntschaft zu machen sich lohnen würde...
0
Am nächsten Morgen saßen die vier Jugendlichen, Joel und Ilanna bereits am Frühstückstisch, als Lily mit Vivian im Schlepptau die Küche betrat.
Die Rothaarige sah furchtbar verschlafen aus und gähnte unverfroren vor sich hin.
Mit leicht genervtem Gesicht drückte Lily ihre Freundin in deren Stuhl, seufzte dann leise und setzte sich ebenfalls.
„Guten Morgen, allerseits."
Alle murmelten ebenfalls ein ‚Morgen' und wandten sich dann wieder ihrem Frühstück zu.
Lily griff nach dem Nutellaglas, schraubte den Deckel ab und knallte das offene Glas auf Vivians Teller. Durch den Lärm öffnete diese ihre gerade eben wieder im Zufallen begriffenen Augen, die auch sofort das Glas vor ihr erspähten.
„Oh...", murmelte sie. „Danke."
„Kein Problem. Solange du wenigstens wach wirst", brummte Lily.
„Das", stellte Ina fest und deutete mit dem Finger auf Vivian, „ist Morgenmuffeligkeit im ausgewachsenen Stadium!"
„Kenn ich", murmelte Harry beinahe unhörbar. Beinahe.
„Ach?"
„Von dir selbst?", fragte Mihaéla neugierig.
Harry warf Draco einen Seitenblick zu, doch der aß äußerst konzentriert sein Brötchen.
„Aha", Mihaéla nickte wissend. „Sehr schlimm?"
„Nein, nein, es ist auszuhalten." Harry grinste. Draco hatte nun doch von seiner Semmel aufgeschaut und warf dem Schwarzhaarigen einen bitterbösen Blick zu – den dieser geflissentlich ignorierte.
Lily hatte mit Bedacht so lange gewartet, bis alle außer Vivian, die immer noch an ihrem letzten Brötchen knabberte, fertig gefrühstückt hatten, um mit ihrem Vorhaben herauszurücken.
„Sagt mal, was haltet ihr davon, wenn wir heute mal Laufsteg Laufsteg und Photos Photos sein lassen und statt dessen Harry eine neue Garderobe zusammenkaufen? Als Geburtstagsgeschenk. Erinnert ihr euch, ich hab ihn doch letzte Woche vertröstet, weil ich auf Ina und Viv warten wollte. Ich schlag mich doch nicht allein mit vier Jugendlichen herum!" Sie grinste.
Die Reaktionen auf ihre Worte waren... durchwachsen (und amüsierten sie herrlich).
Mihaéla und Fleur sahen sie erst überrascht, dann grinsend an und tauschten einen verschwörerischen Blick.
Draco sah Lily mit einer hochgezogenen Augenbraue an und fixierte dann fragend Harry.
Joel hatte sich mit seinem Schicksal abgefunden und ertrug es mit Fassung. Vivian und Ilanna lächelten still vor sich hin.
Harry... war erst mal baff. Und dann lief er rot an vor Verlegenheit.
„Aber... aber du kannst doch nicht - "
„Und ob ich kann!", ereiferte Lily sich. „Ich hab mich so darauf gefreut, Papas Geld mit beiden Händen ausgeben zu können!"
Vivian klopfte Harry mitfühlend auf die Schulter. „Ich glaube nicht, dass du irgendeine Chance hast, ihr das auszureden. Sie hat sich nie sonderlich mit ihrem Vater verstanden und allein der Gedanke, dass sie sein hart erarbeitetes Geld mal richtig ausgeben könnte, bereitet ihr eine perfide Freude." Sie machte ein abfälliges Geräusch. „Nicht dass sie es sonst nicht ausgeben könnte, aber sie hat zuviel Anstand um es einfach so aus dem Fenster zu schmeißen. Du bist sozusagen eine äußerst willkommene Gelegenheit."
Harry nickte, obwohl er eigentlich zutiefst verwirrt war. Reiche Leute waren eben doch nicht ganz normal... Er gab sich geschlagen und nickte auch Lily noch einmal zu.
Zufrieden verschränkte die ihre Arme vor der Brust.
Inzwischen hatte sich Gemurmel ausgebreitet, das seinen Ausgangspunkt in einer angeregten Diskussion zwischen Mihaéla und Fleur, welche Farben Harry nun standen und welche nicht, hatte. Lily schüttelte amüsiert den Kopf. Diese Kinder! Sie warf einen Blick auf die Uhr.
Kurz nach halb neun. Resolut warf sie die Jugendlichen hinaus, damit diese sich anzogen und man in einer knappen Viertelstunde aufbrechen würde können.
„Lily!" Joels Stimme hinter ihr klang ernst und angespannt, als er ihren Namen rief.
„Hm?" Lily drehte sich herum und sah ihn erwartungsvoll lächelnd an. Kein normaler Mensch hätte die leise Besorgnis in ihren Augen tatsächlich wahrgenommen.
Der Visagist hielt ihr wortlos die neuste Ausgabe des Tagespropheten hin. Die Schlagzeilen sprangen Lily förmlich ins Gesicht.
AMELIA BONES IN EINEM VON INNEN VERRIEGELTEM ZIMMER ERMORDET
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DEMENTORENANGRIFFE AUF ZAUBERER UND MUGGEL
Überall in England häufen sich Übergriffe von Dementoren auf Zauberer und Muggel
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Lily sah von der Zeitung auf und tauschte einen ernsten Blick mit Joel.
„Also hat es angefangen...", murmelte sie.
Joel nickte.
Lily sah die stumme Frage in seinen Augen und schüttelte leicht den Kopf.
Er seufzte hörbar.
„Denkst du, dass es unter diesen Umständen gut ist, wenn wir mit den Kindern nach Muggellondon gehen?", fragte er und fuhr sich verzagt durch die Haare.
Lily sah ihn vorwurfsvoll an. „Du zweifelst doch nicht etwa an meinem Können?"
„Nein, nein. Aber ist es nicht vielleicht ein bisschen leichtsinnig - "
„Bei Merlin! Ich bin da, du bist da und Ina und Viv ebenfalls! Dumbledore und das Ministerium wären froh, könnten sie Harry einen solchen Schutz dauerhaft zur Verfügung stellen!"
„Ist das der Grund, warum du den alten Kauz überreden konntest, dir ein paar seiner Schüler zu ‚leihen'?", fragte Joel scharf.
„Unter anderem, ja." Sie grinste. „Vertrau' mir Joel und zieh nicht so ein miesepetriges Gesicht!"
Der Braunhaarige seufzte. „Ich bewundere immer wieder deinen unzerstörbaren Optimismus..."
Lily lachte nur, drehte sich um, rief ihm über die Schulter noch ein „Beeil dich!" zu und verließ die Küche.
Joel seufzte nochmals, legte den Tagespropheten achtlos auf den Tisch und folgte ihr.
Keine zehn Minuten später standen alle neun in einer kleinen, dreckigen Seitengasse von Londons City. Sie waren hier her appariert; Harry und Draco – die einzigen, die ihren Appariertest noch nicht abgelegt hatten – waren zusammen mit Lily und Viv appariert.
Draco schien diese Prozedur schon gewohnt zu sein, Harry fand sie einfach nur furchtbar. Fliegen, auf was auch immer, war sehr viel angenehmer.
„Los, kommt schon!", drängelte Lily und zog Harry kurzerhand hinter sich her.
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Daniel Morgan stand an diesem Vormittag des 5. Augusts gut gelaunt hinter der Kasse der recht großen – weil sowohl Herren -, als auch Damen - und Kindermode führenden – Boutique „Butterfly", in der er jetzt seit eineinhalb Jahren arbeitete. Und er war durchaus zufrieden mit seinem Job. Seine Wohnung lag nicht weit entfernt und er fühlte sich in der pulsierenden City Londons wohl. Zwar war sein Domizil nicht besonders groß, eher winzig, aber er brauchte auch keine riesige Wohnung.
Und außerdem hatte er hier in London Joel kennen – und lieben – gelernt. Seit etwas mehr als einem Jahr waren sie jetzt fest zusammen. Obwohl Daniel ebenfalls ein Zauberer war, hatte er mit dieser Welt nicht mehr viel am Hut. Seine Familie besuchte er immer noch regelmäßig, aber ansonsten ließ er Zauberei Zauberei sein. Dass er sich ausgerechnet hier in London in einen der wenigen Zauberer verliebt hatte, die sich frei und sicher in der normalen Welt bewegten, konnte man wohl getrost Ironie des Schicksals nennen. Er seufzte. Aber er war unbestreitbar glücklich. Mit Joel, mit sich und der Welt, mit seinem Leben.
Unvermittelt riss ihn die Türklingel aus seinen Grübeleien. Er schaute auf und direkt in ein ihm gut bekanntes, grinsendes Gesicht.
„Lily!"
„Hallo Daniel, mein Lieber!" Sie umarmte ihn überschwänglich und ließ sich von dem dunkelhaarigen Mann auf beide Wangen küssen. Erst jetzt bemerkte Daniel, dass seine Kundin und gute Freundin nicht allein gekommen war, wie sie es normalerweise zu tun pflegte. Hinter ihr kamen vier Jugendliche, von denen einer ihm merkwürdig bekannt vorkam, zwei junge Frauen und – zu seiner maßlosen Überraschung – Joel in das Geschäft.
Ein einziger prüfender Blick ins Gesicht seines Freundes verriet Daniel, dass dieser mit der Situation mehr als unzufrieden war. Er schenkte Joel ein warmes Lächeln, trat schnell hinter der Kasse hervor und gab seinem Liebsten einen kurzen Kuss auf den Mund.
„Hallo!", hauchte er noch, dann wandte er sich wieder Lily zu.
„Wen hast du mir denn heute mitgebracht?"
Amüsiert registrierte er die verunsicherten Blicke, die ihm die beiden Jungen zuwarfen. Da hatten wohl zwei noch nie einen Kuss zwischen zwei Männern gesehen.
„Also, das sind meine Freundinnen Ilanna Hawke und Vivian Wintson und die vier jungen Leute dort sind meine Nachwuchsmodels Fleur Delacour, Mihaéla Retfeld, Draco Malfoy und Harry Potter", stellte Lily ihre ‚Nachhut' vor.
Bei Harrys Namen ging Daniel ein Kronleuchter auf. Klar, dass ihm dieses Gesicht irgendwie bekannt vorgekommen war.
„Und was kann ich für euch tun?", fragte Daniel weiter, die Tatsache, dass er gerade die Berühmtheit der Zaubererwelt in seiner Boutique stehen hatte gekonnt überspielend.
Lily erklärte ihm ihr Anliegen.
„Und warum sind dann die anderen alle hier? Als moralischer Beistand?" Daniel lachte.
„Gewissermaßen. Ich denke, sie können sich auch umschauen, ihr habt ja genug Zeug da", erwiderte Lily ungerührt.
Daniel nickte. „Dann los!"
Harry sah sich unvermittelt von Lily am Arm gepackt und hinter Daniel hergeschleift. Irgendwie war ihm überhaupt nicht wohl bei dieser Sache. Er seufzte.
Dass Draco und Joel ihnen folgten, während die Mädchen, Viv und Ina in die entgegengesetzte Richtung verschwanden, bekam er nur am Rande mit.
„Fangen wir mit Unterwäsche an?", fragte Daniel gerade und riss Harry damit unsanft von seinen Befürchtungen in die böse Wirklichkeit.
Lily nickte bestätigend.
„Harry, was willst du für Farben?", fragte sie den Schwarzhaarigen.
Wollten die ihm etwa Unterwäsche aussuchen?
„Ähm, ich würd' gern erst mal selber-"
Lily sah ihn amüsiert grinsend an. „Klar, mach nur, wir warten."
Harry, froh, der allgemeinen Aufmerksamkeit entkommen zu können, verschwand in die Unterwäscheabteilung und sah sich in aller Ruhe Boxershorts und Slips an. Ab und an nahm er ein paar heraus, die in seine näherer Auswahl kamen.
Er hatte inzwischen eingesehen, dass es wohl wenig Sinn hatte, sich zu wehren oder zurückzuhalten, es würde nur darin enden, dass Lily oder Daniel ihm irgendetwas aussuchten... und gerade Daniels Geschmack traute er nicht hundertprozentig über den Weg. Nicht dass er dazu neigte, alle Schwulen über einen Kamm zu scheren, aber Joel hatte ihn gelehrt, vorsichtig zu sein. Er erinnerte sich mit Schaudern an seine rasierten Beine. Nein, lieber suchte er seine Sachen selber aus und außerdem machte es ihm irgendwie sogar Spaß.
Er fragte sich, ob Daniel wohl ebenfalls ein Zauberer war. Er war schließlich anscheinend mit Joel zusammen, also lag es nahe... dass die zwei sich einfach so vor allen anderen küssten. Irgendwie beschäftigte Harry dieser Kuss, fast gegen seinen Willen, und wühlte ihn beinahe auf.
„Sag mal, willst du noch lange diesen Slip hin und her schieben?", fragte urplötzlich eine Stimme belustigt ganz nah an seinem Ohr.
Harry fuhr herum und sah sich unvermittelt Draco gegenüber, der ihm bis gerade eben noch über die Schulter gelinst hatte. Lily, Daniel und Joel hatten sich zu ein paar gemütlichen Sesseln vor den Umkleiden zurückgezogen und plauderten angeregt.
„Hä?", sagte Harry wenig geistreich.
„Du schiebst jetzt schon geraume Zeit diesen einen roten Slip auf der Kleiderstange hin und her. Hat das einen tieferen Sinn, den ich nur nicht verstehe?" Draco sah ihn fragend an.
„Äh, nein, nicht dass ich wüsste", antwortete Harry errötend. Anscheinend war er sehr tief in Gedanken versunken gewesen!
„Zeig mal, was du ausgesucht hast!", forderte Draco Harry auf und nahm dem Schwarzhaarigen das halbe Dutzend Wäschestücke, das er bis jetzt ausgewählt hatte, aus der Hand. Überrascht wollte schon protestieren, wurde sich aber rechtzeitig darüber bewusst, wie blöd das aussehen würde und wandte sich verlegen wieder den Kleiderstangen vor sich zu. Draco sah sich derweil die zwei Boxershorts und vier Slips an, die Harry ausgesucht hatte. Der Blondschopf musste seinem Mitbewohner widerwillig Geschmack zugestehen. Die Unterwäsche war zwar meist schlicht einfarbig gehalten, aber aus hochwertigem, eng anliegendem Material und schön geschnitten. Draco würde selbst nichts anderes kaufen. Nur die Farben waren nicht ganz die von ihm bevorzugten. Schwarz und Dunkelrot. Naja.
Er griff ein paar Mal an Harry vorbei und fügte dessen Unterwäscheauswahl noch einige Stücke hinzu.
„Was tust du da?", fragte Harry irritiert und drehte sich um, als Dracos Arm zum wiederholten Male in seinem Blickfeld aufgetaucht und mit einem Slip in der Hand wieder verschwunden war.
„Unterwäsche für dich aussuchen", antwortete Draco unverblümt und grinste.
Kopfschüttelnd nahm Harry dem Platinblonden die Unterwäsche aus den Händen und verschwand mit seiner Last in Richtung Umkleiden. Draco hatte natürlich Grün für ihn ausgesucht. Dunkelgrün! Brummelnd zog er den Vorhang der Umkleide zu und schlüpfte aus seiner Jeans.
Draco gesellte sich währenddessen zu den drei Erwachsenen, denen Harry nicht mal einen Blick gegönnt hatte. Vivian und Ilanna kamen jetzt ebenfalls dazu und nahmen kurzerhand auf dem Boden platz, da nur die Sessel da waren.
„Ein wirklich hübsches Geschäft", stellte Ina fest.
„Danke." Daniel grinste.
„Habt ihr zwei was gefunden?", fragte Lily Draco.
Draco griente. „Doch, ich denke schon. Mit denen, die ich ausgesucht hab, müssten's wohl an die 20 Stück sein."
„Also hat er es aufgegeben, sich zu sträuben. Schön", meinte Lily erfreut.
Sie konnte sich lebhaft vorstellen, warum der schwarzhaarige Gryffindor so schnell einsichtig geworden war.
„Er hat wohl nicht vor, sich uns in seiner neuen Unterwäsche zu zeigen, oder?" Lily lächelte bei ihren Worten amüsiert.
„Wohl eher nicht", bestätigte Draco. ‚Würde ich aber auch nicht machen', dachte er.
Plötzlich kam dem Blonden eine Idee und mit einem leicht maliziösen Lächeln auf den Lippen erhob er sich und kurzerhand den Kopf in Harrys Umkleide.
Der Schwarzhaarige stand gerade mit nichts mehr bekleidet als einem dunkelgrünen Slip vor dem Spiegel. Dracos Augen glitten kurz über den ebenmäßigen, straffen Körper, den er im Spiegel sogar von vorn sah. Sein Mitbewohner war wirklich attraktiv, stellte er fest. Aber eigentlich hatte er ja nicht vorgehabt, Harrys Körperbau zu bewundern (oder doch?).
„Ich wusste doch, dass dir Dunkelgrün steht!"
Zum zweiten Mal an diesem Tag durch Dracos Stimme hinter sich erschreckt fuhr Harry herum.
„Geht's noch?", fauchte er. „Sag wenigstens Bescheid, wenn du reinkommst!"
Der Junge bescherte ihm noch einen Herzkasper. Musste er aber auch so seinen Kopf in die Umkleide stecken, dass er ihn nicht im Spiegel sehen konnte?
„Aber sonst stört's dich nicht, wenn ich dich beinahe nackt sehe, fragte Draco provozierend.
„Sollte es? Wir sind doch beide Jungs und der Anblick eines halbnackten männlichen Körpers dürfte nichts Neues für dich sein." Harry sah den Blonden prüfend an.
Der zuckte ausweichend die Schultern.
Harry wandte sich wieder dem Spiegel zu uns stellte fest:
„Passt."
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Um 14.00Uhr war Harry um 20 Slips und Boxershorts, fünf Hosen, acht Hemden, zehn T-Shirts, sieben ärmellose Shirts, sechs Pullover, drei langärmelige Shirts, zwei Paar Schuhe und eine kleine Menge Accessoires reicher. Zudem hatte Lily einen warmen Winterumhang als Sonderanfertigung getarnt in Auftrag gegeben. Harry hatte keine Ahnung, was sie sich da ausgedacht hatte, jedenfalls wirkte sie sehr zufrieden, als alles geklärt war.
(Fleur hatte übrigens nicht wiederstehen können und ein hellblau – silbernes Abendkleid erstanden, das „wirklich se'r hübsch" war und Vivian hatte sich spontan in ein schwarzes Oberteil mit geschickt platziertem Netzstoff verliebt. Lily dagegen hatte einen großen an der Krempe ästhetisch ausgefransten Strohhut gekauft.)
Am Abend spürten jedenfalls alle die Anstrengungen des Shoppings und fielen mehr in ihre Betten, als dass sie sich hinlegten. Und Morpheus nahm sie wie immer zuverlässig in seine Arme...
Ende Kapitel 6
1. ist mir kein gescheiterer Name als „Butterfly" eingefallen und 2. ist's doch eine nette, kleine Anspielung auf den Manga „Kleiner Schmetterling". Übrigens sehr empfehlenswert. hach Schööön!
A/N: Danke, danke, danke für eure lieben Worte! Ich weiß, ich bin furchtbar, dass ich so lange für ein neues Kapitel brauche, aber ich schreib erst alles handschriftlich auf und tippe es dann ab und lese nochmal Korrektur... und dann bin ich hoffentlich zufrieden. (Vorher denk' ich laaange über das Kapitel nach) Perfektionistin. seufz
