Hallo, ihr alle, falls ihr noch da seid...
hüst Ich trau mich ja beinahe nicht, das neue Kapitel reinzuschmeißen...
Zur Erklärung: Ich habe erst eine relativ kurze Geschichte geschrieben (5 Kapitel + Epilog), die mir aber sehr wichtig war, übrigens auch eine HP-ff mit Harry/Draco. Und dann lag meine freie Zeit am Boden und meine Motivation erst recht... na ja, seht es mir nach, ja! --
Es wird jetzt regelmäßiger weitergehen, das verspreche ich hoch und heilig.
Und falls doch mal was schief gehen sollte, empfehle ich „Weil nur das Heute zählt" (besagte ff). Oder Geschichten von Luthien. Alle sehr schön. Oder ihr lest meine Kurzgeschichten „Schnee" und „Bambus". Zu beiden spuken mir Fortsetzungen im Kopf rum, und vielleicht regt das ein oder andere Revi eine Idee an.
So. hüst
Nach diesen allg. Verbraucherinfos (sprich: Werbung! ) kommen wir zu euren etwas lange zurückliegenden Revis:
Soma Belenus: Ich werde diese ff zuende bringen... und wenn ich dabei drauf gehe. Verzögerungen muss man mir allerdings nachsehen, ich arbeite an einem guten Abitur. (will nämlich Tiermedizin studieren). Wenn du das bisher schon originell fandest, dann bin ich gespannt, was du von diesem Kapitel hältst... Danke, ansonsten.
Noire: Also, da in den Warnungen „slash" drin steht, nehme ich an, es ist auch slash. Hm. Dankeschön für das Lob.
Yuy: Lily und Co müssen in den Vordergrund rücken, denn zumindest Lily ist meine dritte Hauptperson. nick Und sie verkörpert mich nicht allzu sehr, hat aber einige ähnliche Züge, das geb ich zu. Trotzdem... ich könnte nicht tun, was sie tut. Aber ausdenken kann ich's mir. hehe
Danke, für das Lob.
So, jetzt aber ENDLICH das Kapitel an sich. Viel Spaß!
Titel:
White Satin – Black Silk
Kapitel: 7?
Autoren: Lillith &
watery (wobei die Hauptidee von mir stammt, watery schreibt einzelne
Szenen, die ich eingliedere)
Pairing: HP/DM
Warnungen: slash,
Lime, Lemon (wohl nur andeutungsweise)
Rating: P-16
Kapitel 7
Träume sind Schäume!
dreams are more fragile
and fleeting than
a glass rose.
(engl. Übers. "Scarlet" – Ayashi no Ceres)
"Die
das Dunkel nicht fühlen, werden sich nie nach dem Licht
umsehen."
(Henry Thomas Buckle)
Der Mond leuchtete nur als hauchdünne Sichel und durchdrang kaum die Tintenschwärze der Nacht. Er stand mitten auf einem Friedhof im Nirgendwo. Und doch kannte er diesen unscheinbaren Friedhof. Hinter einer großen Eibe waren die Umrisse einer kleinen Kirche zu sehen.
‚Nein', dachte er. ‚Nicht schon wieder!' Panisch sah er sich um. Warum musste er sich das hier immer wieder ansehen? Reichte es nicht, dass es einmal passiert war?
Da – dort stand er selbst. Mit gezücktem Zauberstab und neben ihm... Cedric. Der in den nächsten paar Sekunden sterben würde.
Er musste nicht hinsehen, um zu wissen, dass sein früheres Ich gerade von Schmerzen gequält zusammenbrach und er brauchte auch das ‚Avada Kedavra' nicht zu hören, das Wurmschwanz in die Nacht hinaus schrie, um sich dessen bewusst zu werden, dass Cedric wieder einmal gestorben war. Man mochte denken, dass er irgendwann abgestumpft war, so oft, wie er das alles nun schon erlebt hatte, aber eher das Gegenteil war der Fall. Es wurde von Mal zu Mal schlimmer. Und er konnte nicht das Geringste tun. Außer zusehen. Immerhin, er steckte nicht in seinem alten Körper, den Alptraum aus dieser Perspektive zu erleben, war fast unerträglich für ihn.
Trotzdem machte er alle Schmerzen dieser Nacht, psychische sowie physische, noch einmal durch. Er verfolgte das Ritual, das ihm so oft in seine Träume gefolgt war, den Kampf gegen Voldemort... und zerbrach beinahe an dem Anblick seiner toten Eltern... dann folgte Schwärze.
Hätte er noch Tränen gehabt, hätte er geweint. Hätte sich diesen kurzen Augenblick der Schwäche gegönnt. Aber er hatte keine Tränen mehr und der Alptraum war auch noch nicht zuende.
Ruckartig fand er sich in der Mysteriumsabteilung des Zaubereiministeriums wieder.
Er sah Bellatrix gegen Sirius kämpfen. Sah das Lachen seines Paten, als er seine Cousine verhöhnte, dann seinen entgeisterten Gesichtsausdruck, als ihr Stupor ihn direkt auf die Brust traf und das Entsetzen in seinen Augen, als er fiel. Durch den Schleier und fort von ihm. In den Tod.
Wieder kam die Schwärze.
In ihm war nur noch die Leere, zurückgelassen von den drei Personen, die er bisher am meisten geliebt hatte und die ihn verlassen hatten. Die wegen ihm selbst gestorben waren. Leere, Schuldgefühle, Angst... aber auch der Willen, weiter zu machen, sich nicht einfach unterkriegen zu lassen. Aber jetzt war dieser Wille nur ein winziges Licht im Dunkeln. Jetzt gönnte er sich einen Moment der Schwäche. Er zog die Beine eng an seinen Oberkörper und schlang die Arme darum. Er wollte einfach eine Weile ausruhen. Sich in seinem Selbstmitleid vergraben.
Aber immer wieder drängten Bilder in seinen Geist. Gesichter. In schneller Folge tauchten sie auf, verschwammen, wirbelten durcheinander, rissen ihn mit... seine Eltern, die Dursleys, Hagrid, Dumbledore, Hermione, Ron, Voldemort, Lily, Joel, Mihaéla, Fleur, Draco.
Urplötzlich wurde er aus den wirbelnden Bildern heraus in eine neue Vision geworfen.
Er sah sich selbst, wie er Draco im Klo der Maulenden Myrte mit gezücktem Zauberstab gegenüberstand. Überrascht registrierte er noch das tränenverschmierte Gesicht des Blondschopfs, dann sprach sein anderes Ich einen Zauber, den er nicht einmal kannte.
Er schrie zu Tode erschrocken auf. Draco war auf seinen Zauber hin blutend zusammengebrochen!
Was sollte denn das? Würde er Draco etwa umbringen? War das hier etwa eine Zukunftsvision oder eine seiner tiefsten Befürchtungen?
Seine Augen klebten beinahe an dem entsetzten, blutverschmierten Gesicht Dracos.
Das nächste, was er sah, war wieder Schwärze und nebenbei spürte er einen scharfen, brennenden Schmerz auf seiner linken Wange.
„Harry?"
Die Stimme, die ihn da beim Namen nannte, klang besorgt. Aber warum denn? Es war doch nur einer seiner altbekannten Alpträume gewesen! Er lachte leicht hysterisch auf.
Dann wurde er geschüttelt. „Harry, wach auf!" Seltsam, das klang fast flehend. Harrys benebeltes Hirn begriff nur in Ansätzen, was da vor sich ging, aber als sich schützende Arme um ihn schlossen und ihn in liebevoller Wärme geborgen hielten, beruhigte er sich langsam wieder. Die Hand, die ihm sanft über den Rücken streichelte tat ihr übriges und schließlich erkannte Harry, wer ihn da in den Armen hielt.
„Draco!", keuchte er und rückte reflexartig ein Stück von dem anderen weg.
„Merlin sei Dank, du bist wieder wach." Draco sah ihn erleichtert an.
Die Erkenntnis traf Harry wie ein Schlag in die Magengrube. Vielleicht hätte er diesen furchtbaren Alptraum vergessen können, einfach vergraben, so, wie das meiste andere auch... aber jetzt war jede einzelne Erinnerung wieder da. Er begann unkontrolliert zu zittern.
„Harry... alles okay?", fragte Draco ihn und berührte Harry vorsichtig an der Schulter.
Der Schwarzhaarige riss sich zusammen und nickte. „Jaja, alles in Ordnung!"
„Bist du sicher? Du hast geschrien im Schlaf. Ich dachte, ich wecke dich lieber..." Mit einem entschuldigenden Ausdruck in den Augen beugte sich Draco ein Stück vor und strich vorsichtig über Harrys linke Wange. „Das war ich. Tut mir leid."
„Schon gut."
„Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?", fragte Draco nochmals.
„Ja, verdammt!", fauchte Harry gereizt und erschrak selbst über die Aggressivität, die er so plötzlich an den Tag legte. Schnell ließ er sich von Draco abgewandt wieder in die Kissen sinken. Der Blondschopf sah ihn lediglich etwas überrascht und nachdenklich an.
„Ich habe keine Ahnung, was du genau geträumt hast, aber es war ein Alptraum... oder?", fragte er schließlich leise und, wie Harry fand, überraschend einfühlsam.
„Und?", entgegnete er unfreundlich.
„Vielleicht willst du darüber reden?"
„Warum sollte ich? Damit du mit diesen brühwarmen Neuigkeiten zu deinem Vater oder gleich zu Voldemort rennen kannst? Den Weg kannst du dir sparen, Voldemort hatte ein Jahr lang Zeit, sämtliche Träume von mir auszuspionieren."
Draco seufzte. Behutsam legte er Harry eine Hand auf die Schulter und drehte ihn mit sanfter Gewalt zu sich herum, sodass er ihm ins Gesicht sehen konnte. Er verstand zwar nicht, was Harry zuletzt gemeint hatte, schob diesen Gedanken aber erst einmal zur Seite.
„Denkst du wirklich so von mir?", fragte er und Harry meinte eine gewisse Traurigkeit aus seiner Stimme herauszuhören.
Er drehte sein Gesicht weg. Nein, er dachte nicht so. Und? Was änderte das? Er ignorierte die kleine ehrliche Stimme in seinem Inneren die „Alles" antwortete. Es verwirrte ihn selber zutiefst, aber was er in der letzten Woche von Draco Malfoy gesehen hatte, ließ sich einfach nicht mit seinem Bild desselben als potentiellen Todesser in Einklang bringen.
Er schüttelte schließlich mit einiger Verzögerung den Kopf.
Draco registrierte diese winzige Bewegung zwar, reagierte aber nicht darauf, sondern schwieg. Als Cion angetapst kam – wie sollte ein normaler Kater bei diesem Radau mitten in der Nacht auch schlafen können – und sich an den Oberschenkel des Blonden gelehnt hinlegte, streichelte der gedankenverloren durch das Fell des Tieres. Das darauffolgende Schnurren ließ Harry wieder aufschauen. Draco sah nicht mehr zu ihm, sondern aus dem Fenster, durch das der Mond ins Zimmer schien. Aber der Junge sah weder den Mond noch die scherenschnittartigen Bäume, sondern schien den Blick auf etwas anderes, unfestes gerichtet zu haben.
Leise setzte Harry sich auf und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Kopflehne seines Bettes.
„Willst du's wirklich wissen?", fragte er.
Draco wandte sich wieder ihm zu und sah ihn nachdenklich an.
„So, wie du fragst, könnte man denken, es wäre besser, wenn ich es nicht wüsste." Er lächelte kurz, dann nickte er. „Erzähl's trotzdem."
„Ich habe von meinen Eltern geträumt", fing Harry an. Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Nicht davon, wie sie starben, sondern wie sie beim Trimagischen Turnier aus Voldemorts Zauberstab kamen." Der Schwarzhaarige verstummte kurz und seine Augen wurden glasig.
Draco sah ihn erstaunt an. „Sie kamen aus seinem Zauberstab?"
Harry nickte. „Wir haben den gleichen Zauberstab. Deswegen hat meiner seinen gezwungen, alle Flüche, die er ausgeübt hat, in umgekehrter Reihenfolge noch einmal auszuspeien... und Voldemort hat keine Frösche in Vasen verwandelt..." Er schloss kurz die Augen und fuhr sich mit der rechten Hand übers Gesicht. „Und Cedric habe ich sterben sehen."
Draco schluckte. „Hast du diesen Traum öfter?"
Harry lächelte zynisch. „Natürlich. Und er ist auch damit noch nicht zuende. Im allgemeinen kann ich anschließend immer noch meinem Paten Sirius beim Sterben zusehen."
„Sirius?", hakte Draco nach. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass er diesen Namen eigentlich kennen sollte, aber er wusste partout nicht woher.
„Sirius Black. Der angebliche Massenmörder, der aus Askaban geflohen ist."
„Oh."
„Aber er war kein Mörder. Und erst recht kein Anhänger Voldemorts..." Harry konnte nun nicht mehr verhindern, dass ihm die Tränen in die Augen stiegen, aber er schluckte sie hinunter. „Er war der letzte Rest einer liebenden Familie, die ich hätte haben können. Aber Voldemort hat alle äußerst gründlich umgebracht." Harry verstummte.
Draco wusste nicht recht, was er von all dem halten sollte. Nur eines wusste er auf alle Fälle: Dass er nicht mit Harry tauschen wollte. Er hatte durch das, was Harry ihm erzählt hatte, eine leise Ahnung bekommen, was es bedeutete, Harry Potter zu heißen. Er konnte den immensen Druck, der auf dem Jugendlichen vor ihm lastete, förmlich sehen.
Dann fiel ihm etwas auf. „Du sagtest, du hast keine Familie mehr, aber irgendwer holt dich doch immer am Schuljahresende vom Bahnhof ab, oder?"
„Das waren mein Onkel, meine Tante und ihr missratener Sohn. Bei denen bin ich aufgewachsen. Es sind Muggel, die Zauberei wie eine ansteckende Krankheit behandeln", antwortete Harry leise. Dann hob er seine Stimme ein wenig. „Aber immerhin haben sie mich zehn Jahre bei sich wohnen lassen, auch wenn ich mein Zimmer im Schrank unter der Treppe hatte. Inzwischen ist der aber zu klein und ich hab für die Ferien ein eigenes Zimmer." Er lachte zynisch. „Eigentlich kann ich ihnen dankbar sein, oder?"
Draco war sprachlos. Zum einen schockte ihn die Tatsache, dass Harry Potter, seines Zeichens Stolz der Zaubererwelt bei Muggeln groß geworden war und dass er in einen Schrank unter einer Treppe verfrachtet worden war. Zum anderen die Verbitterung, die trotz seiner gerade mal sechzehn Jahre aus der Stimme und den Worten des Jungen sprach.
Einen Moment lang herrschte ein unangenehmes Schweigen zwischen den beiden.
Schließlich fragte Harry gespielt munter: „Und deine Kindheit?"
Leicht überrascht zuckte Draco die Schultern. „Erwartungsgemäß denk ich. Verzogener Rotzbengel reicher Eltern. Mal abgesehen davon, dass mein Vater es nicht für nötig erachtete, seinem Sohn eine eigene Meinung zu lassen, hatte ich eine herrliche Kindheit."
Aufseufzend ließ Draco seinen Oberkörper neben Harry auf das Bett fallen. Der Schwarzhaarige rückte automatisch ein Stück zur Seite, um ihm Platz zu machen. In einvernehmlichen Schweigen sahen die beiden hinauf zum Betthimmel und während ihre Augen den zahlreichen Falten im lindgrünen Stoff folgten, beruhigten sich ihre Gedanken und irgendwann konnte Harry gerade noch das Licht ausschalten, ehe Morpheus beide wieder in sein Reich trug.
Cions Bernsteinaugen ruhten noch einen Moment lang auf den beiden Jungen, die nun zusammen in Harrys Bett schliefen. Nicht unbedingt aneinandergekuschelt, obwohl sie sich Harrys Bettdecke teilten und so eng nebeneinander liegen mussten, aber doch unleugbar vertraut. Dann rollte sich auch der Kater zusammen und gönnte auch sich noch ein paar Stunden Schlaf.
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Etwas Kühles, Feuchtes berührte ihn an der Wange. Irritiert schlug Harry die Augen auf und blinzelte in das helle Sonnenlicht, von dem das Schlafzimmer bereits erfüllt war. Es hatte gestern keiner die Vorhänge zugezogen.
„Guten Morgen", schnurrte es neben ihm unvermittelt.
Harry drehte den Kopf und sah direkt in funkelnde bernsteinfarbene Katzenaugen. „Cion...", stellte er wenig geistreich fest.
„Das ist mein Name." Der Kater schien äußerst zufrieden mit sich und der Welt und rieb sein Köpfchen verschmust an Harrys Wange.
„Warum hast du mich geweckt?", fragte Harry gähnend.
„Ich hab Hunger."
„Ach? Jetzt plötzlich?" Cion hatte bisher noch nie irgendetwas zu Fressen verlangt, deshalb überraschte seine Antwort Harry einigermaßen.
„Ich hab die meisten Mäuse im Garten gefressen, so viele gab es nicht... und eh ich verhungere, probiere ich doch lieber dieses seltsame Katzenfutter. Kathy hat welches mitgebracht, es steht in der Küche im Schrank unter der Spüle", erklärte der Kater.
Harry seufzte. „Ich komm gleich."
Cion gab sich damit zufrieden, maunzte seinen Besitzer nochmals auffordernd an, dann sprang er vom Bett und stolzierte in die Küche.
Der Schwarzhaarige kniff die Augen zusammen und drehte sich ein wenig verzagt auf seine linke Seite. Sollte er die schöne Wärme seines Bettes jetzt wirklich schon aufgeben?
Ergeben öffnete er die Augen wieder – und dann setzte sein Herz vor Überraschung einen Schlag lang aus. Da lag doch tatsächlich Draco Malfoy höchstpersönlich neben ihm in seinem Bett! Wie kam der denn hierher?
Harry atmete tief durch. Er hatte einen Alptraum gehabt. Draco hatte ihn aufgeweckt, sie hatten geredet... er hatte ihm von seinen Eltern und Sirius erzählt... dann waren sie anscheinend eingeschlafen... im selben Bett.
Kein Wunder, dass es so schön warm gewesen war. Harry beobachtete den Blondschopf neugierig. Er lächelte im Schlaf. Es war ein seliges, verträumtes Lächeln wie man es zuweilen bei schlafenden kleinen Kindern sah. Irgendwie süß. Im nächsten Moment schüttelte Harry über sich selbst den Kopf. Ging er jetzt etwa schon dazu über Draco süß zu finden?
Aber es war so und außerdem – der Blonde war schließlich Model, also konnte man ihn auch getrost als süß bezeichnen.
Trotzdem immer noch leicht schockiert von seinen höchst eigenen Gedanken stand Harry nun doch auf. Draco grummelte und sein Kinderlächeln verzog sich zu einem unzufriedenen Ausdruck. Er rutschte hin und her, bis er die Stelle gefunden hatte, auf der Harry bis gerade eben noch gelegen hatte. Der Schwarzhaarige lächelte nur amüsiert und tapste möglichst leise um den anderen nicht zu wecken ins Bad.
Nachdem er sich ein paar Hände voll eisig kalten Wassers ins Gesicht geklatscht hatte, betrachtete er nachdenklich sein Spiegelbild. Das Wasser perlte von seiner Haut und ein paar der immer wirren Haarsträhnen waren an den Spitzen ebenfalls etwas feucht geworden.
Unter seinen grünen Augen lagen dunkle Ringe.
Die Augen seiner Mutter. Wie oft hatte er das schon gehört? Egal. Er durfte sich von diesen Alpträumen nicht immer so mitnehmen lassen. Das war ja armselig. Er erlebte es ja nicht einmal selbst mit, er war nur ein Beobachter! Und trotzdem ging es ihm jedes Mal erbärmlich an die Substanz. Es benötigte nicht viel, um das, was sein Unterbewusstsein nur notdürftig vergraben hatte, an die Oberfläche zu bringen. Kleine Anstöße genügten völlig. Das was er nicht sah, spielte sich mit hundertfacher Genauigkeit in seinem Kopf ab. Er brauchte nicht nahe am Geschehen zu sein, er brauchte nicht alles zu sehen. Er ging auch so jedes Mal beinahe kaputt daran. Sein Unterbewusstsein wusste verdammt genau, wie es ihn am wirkungsvollsten quälen konnte.
Es war vielleicht nicht die beste Art und Weise damit umzugehen, indem er all diese Ereignisse die meiste Zeit seines Lebens verdrängte (war es möglich, dass die Erinnerungen dann in seinen Alpträumen mit umso größerer Intensität zuschlugen?), aber die einzige, die ihm gelang. Er kam sich manchmal selbst erbärmlich vor, weil er zu schwach war, sich zu jedem Zeitpunkt seinen Erinnerungen zu stellen. Aber es ließ sich nicht ändern.
Harry seufzte. Energisch rubbelte er sich mit einem der Handtücher das Gesicht trocken.
Dann ging er in die Küche um jetzt tatsächlich Cion zu füttern.
Ein kühler Luftzug drang in Dracos morgendlichen Halbschlaf. Der Blonde grummelte und wälzte sich auf die andere Seite. Vorsichtig blinzelte er in die Welt um sich herum. Das Fenster stand sperrangelweit offen – kein Wunder, dass es so kalt geworden war, trotz der warmen Decke. Leicht desorientiert tastete Draco nach seiner Armbanduhr, die gewohnheitsmäßig auf seinem Nachtschränkchen liegen sollte. Nichts. Auf seiner rechten Seite stand nicht mal ein Nachtschränkchen.
„Häh...?", murmelte der Blonde verwirrt.
„Das ist mein Nachtschränkchen, Draco. Was auch immer du suchst, ich bezweifle stark, dass du es finden wirst."
Überrascht schlug Draco endgültig die Augen auf und fuhr hoch.
Gegenüber dem Fußende seines Bettes stand Harry vor einem geöffneten Schrank und war gerade dabei sich ein ärmelloses schwarzes Shirt über den Kopf zu ziehen.
Schlagartig setzte sich Dracos etwas morgenfaules Gehirn in Gang und nun wusste er auch, in wessen Bett er da lag. Errötend fiel er auf die Matratze zurück.
Harry, ein wenig besorgt ob der plötzlichen Stille, beugte sich neugierig über ihn.
„Geht's dir nicht gut?", fragte er.
„Mir geht's blendend", brummelte Draco.
Harry seufzte. ‚Morgenmuffel', dachte er, innerlich grinsend. „Sieh' zu, dass du aus den Federn kommst, es gibt gleich Frühstück."
„Wie spät?"
„Nach 10."
„Da gibt's noch Frühstück?"
„Du hast gestern nicht zugehört, oder?", fragte Harry resigniert.
Draco sah ihn nur fragend an.
„Die drei Damen wollten – ich zitiere Lily – einen lustigen Weiberabend machen und weil Vivian ja noch morgenmuffeliger ist, als du, gibt's erst halb 11 Frühstück."
„Aha."
Leise lachend schüttelte Harry den Kopf und ließ Draco allein.
Der schälte sich aus den fremden Decken. Oha... er hatte doch tatsächlich eine Nacht (ja gut, eine halbe) mit Harry im selben Bett geschlafen... und das, wo sie erst seit einer Woche halbwegs miteinander auskamen. Gut, eigentlich kamen sie schon ziemlich gut miteinander aus... zumindest besser, als man vermutet hätte.
Draco beschloss, dass es wohl besser war, diese Gedanken nicht weiter zu vertiefen und tapste zu seinem Kleiderschrank.
Minuten später kam der Blondschopf gähnend ins Wohnzimmer. Harry saß auf dem Sofa, das seltsame Katzenviech auf dem Schoß. Es schnurrte laut, da der Schwarzhaarige gedankenverloren immer wieder über sein Fell streichelte.
Draco beugte sich über die Sofalehne.
„Wo hast du dieses Viech eigentlich her?", fragte er.
„Zugelaufen. Und er heißt Cion. Viech mag er nicht sonderlich", antwortete Harry.
„Soso. Bin übrigens fertig", stellte Draco fest.
Harry konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
„Was?", fragte Draco leicht gereizt.
Harry hob nur fragend eine Augenbraue.
„Warum grinst du so?", konkretisierte Draco seine Frage ungeduldig.
„Och...", war alles, was er als Antwort bekam.
Draco sah ein, dass er hier wohl nicht weiter kam und stapfte aus der Wohnung.
Harry lächelte vor sich hin. Irgendwie fand er diese Morgenmuffeligkeit sehr knuffig. Äh... nein, knuffig war ein schlechtes Wort... Naja, jedenfalls war's ja auch egal. Etwas hektisch sprang er auf und folgte Draco, woraufhin Cion ihn vorwurfsvoll anmaunzte und sich dann auf dem Sofa zusammenrollte.
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Als Harry und Draco die Küche betraten, wuselte Kathy noch um den halb gedeckten Tisch herum. Sonst hatte noch keiner den Weg nach unten gefunden.
„Guten Morgen!", rief Kathy den beiden Jungen zu und konzentrierte sich dann wieder völlig auf das Küchenmesser, das dünne Scheiben von einem großen Schinken absäbelte und die Saftgläser, die auf ihren Platz neben den Kaffeetassen schwebten.
„Guten Morgen", antwortete Harry freundlich. Draco brummelte nur irgendetwas undeutliches, woraufhin er von Harry einen vorwurfsvollen Stoß in die Rippen verpasst bekam. Trotzig schwieg der Blonde weiter und Harry kam der Gedanke, dass ‚kleines Kind' vielleicht nicht die unpassendste Bezeichnung für den Malfoyspross war.
Grinsend ließ er sich auf seinen Platz plumpsen und sah sich in der Küche um. Draco hatte sich neben ihm niedergelassen und lümmelte, den Kopf mit dem Gesicht nach unten auf seinen Armen, auf dem Tisch.
Eigentlich hatte er diesem Raum noch nie größere Beachtung geschenkt, stellte Harry fest. Und das, obwohl er hier beinahe täglich frühstückte und zu Abend aß.
Jedenfalls sah man Lilys guten Geschmack auch hier sehr deutlich. Die Möbel waren allesamt aus hellem, gepflegt aussehendem Holz. Die Wände waren zwar lediglich weiß tapeziert, aber ab und an zierte sie ein Bild. Gerade wollte Harry sich in die Betrachtung eines solchen vertiefen, als sein Blick beinahe magisch von dem Zeitungsstapel in der Ecke der Anrichte angezogen wurde. Er hatte seit über einer Woche in keinen Tagespropheten mehr gesehen. Und vor einer Woche war noch alles relativ ruhig gewesen. Die Zaubererwelt war natürlich groß über Voldemorts Rückkehr informiert worden und die Vorbereitungen auf mögliche Angriffe liefen auf Hochtouren, aber passiert war bis letzte Woche nichts. (Wenn man von ein paar kleineren Begebenheiten, die aber meist Muggel betrafen, und gar nicht in den Blick der magischen Welt gelangten, absah) Aber falls jetzt etwas passiert war, hätte Lily ihnen doch Bescheid gesagt... oder?
Harry wurde unweigerlich von seiner angeborenen Neugierde gequält und schließlich erhob er sich.
Draco sah auf und ihn fragend an, doch der Schwarzhaarige ignorierte ihn vorerst und trat zu dem Zeitungsstapel.
Flüchtig überflog er die Schlagzeilen und griff dann mit leicht zitternden Fingern nach dem Tagespropheten. Seine Augen klebten förmlich an den Worten. Es waren dieselben, die auch schon Lily und Joel in Sorge versetzt hatten.
Just in diesem Moment platzte Lily in den Raum.
„Einen wunderschönen guten Morgen miteinander!", rief sie – anscheinend bester Laune – in den Raum.
Harry konnte nun endlich seine Augen von den Schlagzeilen des gestrigen Tagespropheten losreißen. Lily ließ sich derweil auf ihren Stuhl sinken.
Dann sah sie auf und begegnete Harrys erstarrtem Blick.
Sie hatte die Zeitung in seiner Hand registriert und schalt sich einen Moment lang selbst eine Närrin, dass sie geglaubt hatte, sie könnte die Jugendlichen schützen, indem sie ihnen einfach die Vorgänge draußen verheimlichte. Aber das es so schnell schief gegangen war, kratzte gehörig an ihrer Ehre.
Sie war allerdings kein Mensch, der so schnell aufgab, und als Harry jetzt den Tagespropheten vor ihr auf den Tisch knallte und sie fragte, warum sie ihnen davon nichts erzählt hatte, atmete sie einmal tief ein.
„Wir reden später darüber, jetzt gibt es erst einmal Frühstück", bestimmte sie und klang dabei so endgültig, dass Harry spürte, dass jeglicher Einwand auf Granit stoßen würde.
Inzwischen hatte sich auch Draco vorgebeugt und versuchte einen Blick auf das Titelblatt zu werfen.
„Was'n das?", fragte er.
Unwirsch legte Lily die Zeitung beiseite.
„Später."
Bei ihrem eisigen Ton hob Draco überrascht eine Augenbraue.
Er wollte schon etwas erwidern, aber die Küchentür öffnete sich wieder und die zwei Mädchen, Vivian, Ilanna und Joel betraten den Raum.
Lily warf den beiden Jungen einen mahnenden Blick zu und kurz darauf erfüllte lebhaftes Geschnatter die Küche.
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Harrys Unruhe war während des Essens stetig gewachsen. Die Schlagzeilen drehten Kreise in seinem Kopf. Emilia Bones ermordet... Todesser außer Kontrolle... Warum hatten sie davon nichts erfahren?
Sein Blick glitt zu Lily. Bisher hatte die junge Frau keinen Anlass gegeben an ihrer Aufrichtigkeit zu zweifeln.
„Ich warte immer noch auf eine Erklärung!", zischte er ihr über das Klappern von Besteck und Geschirr hinweg zu.
Lily wandte sich zur Seite und sah ihn erst verärgert an, dann seufzte sie.
„Was willst du denn hören?"
Harry blickte ihr verwirrt ins Gesicht, in dem er nichts, aber wirklich gar nichts an irgendwelchen Regungen ablesen konnte.
„Warum hast du uns nicht gesagt, was da draußen vorgeht? Dass Voldemort so offen aktiv ist, ist es doch wohl wert, zumindest erwähnt zu werden, oder!"
Inzwischen folgten alle anderen Anwesenden ihrem Gespräch.
„Ja, natürlich. Aber ihr und auch du, Harry, habt mich nie danach gefragt. Dass ich es euch verschwiegen habe, geschah zu eurem Schutz. Dieses Haus ist wahrscheinlich sicherer als Hogwarts, seine Existenz ist den Todessern nicht einmal bekannt, geschweige denn, dass sie über seine Schwelle treten könnten. Übrigens wollte Dumbledore, dass ich dich, Harry, hier aufnehme." Lily sah den Schwarzhaarigen durchdringend an.
„Dumbledore?", hakte Harry irritiert nach.
„Ja. Ich habe doch eben die besonderen Sicherheitsvorkehrungen dieses Hauses erwähnt, oder?" Ungeduld schwang in Lilys Stimme mit.
„Also sind wir nur hier, weil Dumbledore das so wollte?"
Lily nickte, vorläufig wortlos. „Dass ich damit meine eigenen Ideen verwirklichen konnte, hat ihn nicht gestört. Außerdem weiß er die Wirksamkeit von Medienbeeinflussung durchaus zu schätzen." Sie zuckte die Achseln. „Übrigens hätte ich euch vier auch so ausgewählt. Mihaéla und Fleur sind tatsächlich lediglich darum hier, weil ausschließlich ich es so wollte."
„Hast du... irgendeinen Beweis dafür, dass Dumbledore will, dass ich in diesem bin?", fragte Harry langsam.
Zwischen Lilys Augenbrauen bildete sich eine steile Falte.
„Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass du misstrauisch bist, aber wenn ich tatsächlich böse Absichten hätte, die man mir als ehemaliger Slytherin durchaus unterstellen könnte, dessen bin ich mir bewusst, wäre ich schön blöd gewesen, so lange zu warten, bevor ich handle?"
Sie schüttelte den Kopf und verschränkte die Finger ihrer auf dem Tisch liegenden Hände ineinander. „Aber du kannst dich natürlich auch gern mit Dumbledore persönlich unterhalten – falls er Zeit für dich finden sollte.
Lily verfiel in Schweigen und goss sich eine Tasse Tee ein.
„Ich verstehe ehrlich gesagt nicht ganz, wo das Problem liegt...", murmelte Draco, aber er sprach doch so deutlich, dass ihn in dem lastenden Schweigen alle verstanden.
„Wir wussten doch alle, dass nachdem einmal klar war, dass er wieder da ist, Voldemort kaum allzu lange mit offenen Aktionen warten wird. Ich bezweifle ehrlich gesagt, dass Lily dir deine abonnierten Tagespropheten entrissen hätte, das mit dem Lesen solltest du ja inzwischen hinbekommen, auch wenn Snape manchmal anderer Meinung zu sein schien. Und gefragt haben wir alle nicht. Du kannst also nicht nur Lily einen Vorwurf aus all dem basteln, Harry", meinte er an den Gryffindor gewandt. Dieser schenkte ihm nur einen arg angesäuerten Blick.
Draco hatte ja prinzipiell recht, das wusste Harry. Er hatte tatsächlich in den vergangenen eineinhalb Wochen nicht einen Gedanken an Voldemorts aktuelle Pläne verschwendet.
„Wie wär's mit einem gegenseitigen Kompromiss?", fragte Fleur schließlich deutlich genervt.
„Ihr wart beide nicht unschuldig, vertragt euch wieder."
Lily lächelte ihr zu, erhob sich und hielt Harry die Hand hin.
„Entschuldige."
„Ja, du auch. Besonders, dass ich dich so angefahren hab", murmelte Harry, während er die ihm hingehaltene Hand ergriff.
Die schwarzhaarige junge Frau grinste unverschämt und wuschelte dem vor ihr sitzenden Jugendlichen durch die Haare.
„Na also." Fleur seufzte. Mihaéla lächelte nur versonnen.
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Vivian und Ilanna saßen noch in der Küche, als alle anderen bereits gegangen war. Lily hatte für Nachmittag einen Probe-Fotoshooting angesetzt und bis dahin hatten die vier Models Freizeit und Joel... befand sich außer Haus.
„Ich würde irgendwann paranoid werden, an Lilys Stelle", seufzte Ilanna.
Die kleine Rothaarige nickte. „Ja, irgendwie schon. Aber vielleicht ist sie das schon immer? Ich meine, schau dir dieses Haus an. Es ist praktisch nicht aufzufinden, außer sie will es."
„Muss in den Genen liegen..."
Vivian zuckte nur die Achseln.
„Wir können nur hoffen, dass er wie bisher nichts von dem mitbekommt, was hier passiert. Das könnte nicht nur Lily den Kopf kosten", sagte Ilanna düster.
„Tja, wir leben eben in gefährlichen Zeiten, meine Liebe", erwiderte Vivian, süffisant lächelnd.
„Die man bedeutend gefahrloser verbringen könnte..."
„Wo ist Lily eigentlich?", fragte Vivian, ohne auf den letzten Satz ihrer Freundin sichtbar einzugehen.
„Sie hat heute früh einen Brief von Cissa bekommen. Wer weiß, was sie wollte."
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Lily saß in ihren Räumlichkeiten und studierte besagten Brief.
Bobby und Arnie saßen in einer großen Voliere, wo ehemals Lilys Bett gestanden hatte. Selbiges stand jetzt unten bei denen ihrer Freundinnen. Sie hatten sich viel zu erzählen.
Arnie krächzte auffordernd und Lily erhob sich und gab ihm ein Stückchen trockenes Brot zum Knabbern. Bobby beäugte das Backwerk nur misstrauisch und fuhr dann fort, sein Gefieder zu putzen.
Lily seufzte tief, dann trat sie an den Kamin und streute eine Prise Flohpulver aus einer Schmuckschatulle auf dem Sims hinein. Dann steckte sie den Kopf in die smaragdgrünen Flammen und rief: „Malfoy Manor, Narcissas Schlafzimmer."
Sie schloss die Augen einen Moment, als sie sie wieder öffnete blickte sie in Narcissa Malfoys Schlafzimmer, in dem die Besitzerin an einem massiven Schreibtisch saß. Die blonde unzweifelhafte schöne Frau sprang auf, als sie Lilys leises Rufen vernahm.
„Liluye!" Narcissa klang erleichtert.
„Ich habe einen Moment Zeit für dich, du kannst rüber kommen", erwiderte Lily mit einem besänftigenden Lächeln.
Dann zog ihr noch in der Winkelgasse Nr. 100 verweilender restlicher Körper ihren Kopf zurück und sie verschwand aus Narcissas Schlafzimmer.
Sekunden später loderten die Flammen ihres Kamins nochmals smaragdfarben auf und Dracos Mutter kam ins Zimmer gestolpert.
Sie schloss Lily in die Arme und drückte sie kurz aber herzlich an sich.
Lily bedeute ihr, sich zu setzen.
„Nun erzähl, was ist passiert? Dein Brief war ja nicht sehr aussagekräftig", forderte Lily die ältere Frau auf. Deren blasses Gesicht war immer noch frei von jedem Makel, ein paar Kummerfalten hatten sich eingegraben. Lily hätte lieber behaupten wollen, sie stammten vom Lächeln. Doch ihre eisblauen Augen zeigten ihren ungebrochenen Willen und harmonierten herrlich mit dem blauen schlichten Kleid, das sie trug. Das hellblonde Haar, das dem ihres Sohnes so ähnelte, hatte sie kunstvoll hochgesteckt.
„Ich weiß nicht, ob meine Post kontrolliert wird", begann Narcissa. Sie schüttelte ärgerlich den Kopf. „Lucius sitzt zwar im Gefängnis, aber ich konnte mich bisher gegen seine Kumpanen wehren. Aber dass sie meine Post abfangen, kann ich nicht verhindern, also bin ich vorsichtig gewesen."
Lily nickte verstehend.
„Ich habe vor drei Tagen eine schriftliche Aufforderung des dunklen Lords erhalten. Nicht etwa für mich sondern für Draco. Er soll vor ihm erscheinen, weil er einen Auftrag für ihn hat."
Lily verschlug es einen Moment die Sprache und sie sah Narcissa geschockt an.
„Gibt es eine Möglichkeit, ihn davon abzuhalten?"
Narcissa zuckte die Achseln. „Ich vermute nicht. Aber ich will nicht, dass Draco in den Kreis seiner Dienerschaft gerät. Es genügt, dass der dunkle Lord Lucius in den Ruin und letztendlich ins Gefängnis getrieben hat!"
Lily lächelte ein wenig. „Immer noch dieselbe Kratzbürste, wenn es um deine Familie geht?"
„Ich liebe Lucius und Draco. Lucius habe ich nie vor Voldemort retten können, wir haben uns ja erst nach seiner Initiierung kennen gelernt, aber ich lasse nicht zu, dass Draco gegen seinen eigenen Willen Todesser wird!"
„Und wenn er dem dunklen Lord dienen will?", entgegnete Lily ernst.
Narcissa sah sie entgeistert an.
Lily seufzte. „Lucius hat eurem Sohn seine Ideologie jahrelang eingetrichtert. Vielleicht glaubt er sie."
„Gegen Lucius Ideologie ist im Grunde auch nichts einzuwenden, aber so wie der dunkle Lord kann man bei der Verwirklichung einfach nicht vorgehen."
„Hältst du Muggelgeborene tatsächlich für minderwertig?"
Narcissa seufzte tief. „Ich persönlich? Nein. Aber diese Sichtweise ist die der reinblütigen Familien und wird wohl aussterben, weil sich die reinblütigen Familien nicht erhalten können. Aber ich kann nichts an ihr ändern und habe sie akzeptiert, besonders, da die Grundsätze durchaus nicht so abwegig sind. Aber ich wollte keine Grundsatzdiskussion mit dir führen, Lily."
Die schwarzhaarige junge Frau nickte. „Ich denke auch nicht, dass Draco Tendenzen in dieser Hinsicht zeigen wird. Immerhin freundet er sich gerade mit Harry Potter an..."
„So?", Narcissa sah Lily überrascht an. Die lächelte nur.
„Aber zurück zum eigentlichen Problem. Draco kann also dem Zusammentreffen nicht entgehen?"
„Ich denke nicht, nein. Ich werde es natürlich versuchen..."
„Gut, dann kümmere ich mich um einen Trank um Dracos Kopf vor unerwünschtem Eindringen zu schützen. Damit habe ich ja Erfahrung... und dann sehen wir weiter."
Narcissa nickte betrübt. „Da habe ich dich extra gebeten, Draco in den Sommerferien bei dir aufzunehmen und dann das!"
Lily lächelte gequält. „Wir können nur hoffen, dass Draco ablehnen kann."
Ende Kapitel 7
Plauderecke fällt aus, hab keine Zeit und liest eh keiner... TT
