Aber eben, weil das mit Ryan nichts Richtiges bedeutet, trifft sie sich weiter mit Marc. Beinahe jeden zweiten Tag lädt er sie zum Essen ein in einem schicken Restaurant, er hat schließlich die Kohle. Calleigh bewundert ihn irgendwie. Er ist so reif und elegant. Was nicht heißt, dass Ryan nicht reif ist. Nur in manchen Situationen kommt er ihr eher wie ein Kind vor. Dann wirkt er so...zerbrechlich und unsicher.
Aber Marc wirkt nie so. Er bewahrt immer seine stolze Haltung, seinen aufrechten Gang. Calleigh könnte sich ihn gut als einen Chauffeur eines Rolls Royce vorstellen. Er hat Stil. Er spricht wie ein Butler, wenn er sie fragt, ob sie noch etwas Champagner möchte, oder einen Sekt.
Am gestrigen Abend hat er ihr gesagt, dass er ihr mal seine Kindern vorstellen möchte. Er war schon vier mal verheiratet gewesen und aus jeder Ehe hatte er ein Kind mitgebracht.
„Sie werden dir bestimmt gefallen, meine vier Töchter.", hatte er gesagt und sie angelächelt, dabei seine blitzweiße Zahnreihe entblößt.
Sie hatte sein Lächeln erwidert und schnell einen Schluck aus ihrem Sektglas genommen. Ehrlich gesagt, ist sie nicht besonders erpicht darauf, seine Kinder kennen zu lernen. Sie fände es schön, wenn es einfach so weiter gehen könnte. Jeden zweiten Tag holt er sie von zu Hause ab, dann fahren sie irgendwo hin und reden. Aber Marc will anscheinend mehr. Sie quasi in seine Familie miteinbeziehen. Es ist ihr ein bisschen unangenehm, wenn sie daran denkt.
Er hatte versucht sie auf den Mund zu küssen, als sie sich verabschiedeten, aber sie drehte gerade noch rechtzeitig ihren Kopf zur Seite, so dass er nur ihre Wange traf. Dann ging sie nach einem „Bis bald." Schnell in ihre Wohnung, winkte ihm noch kurz zu, bevor sich die Tür hinter ihr schloss.
Ryan hatte tatsächlich an die CD gedacht, bessergesagt, an die CDs. Er hatte ihr vier Stück mitgebracht und dabei so lieb gegrinst, dass sie ihm am liebsten einen Kuss auf die Wange hatte drücken wollen. Was sie selbstverständlich nicht getan hatte, aber das Bedürfnis war da gewesen.
Er ist fröhlicher geworden. Seit dem Spaziergang erwischt sie ihn immer öfter dabei, wie er sie beobachtet, wieder mit seinem speziellen Blick. Sobald er entdeckt, dass sie seinen Blick bemerkt, senkt er ertappt den Kopf nach unten und betrachtet seine Hände.
Sie sagt ihm nicht, dass sie sich weiter mit Marc trifft. Na ja, wieso sollte sie eigentlich auch? Außerdem weiß sie nicht, wie er reagieren würde. Falls es denn wirklich stimmen sollte, wäre seine gute Laune bestimmt auf der Stelle weg. Und das will sie ja schließlich nicht. Es macht viel mehr Spaß mit einem glücklichen Ryan zu arbeiten, als mit einem mies gelaunten.
Diesmal holt er sie direkt beim CSI ab. Ganz plötzlich steht er da, vor ihr, im Flur und lächelt sie an. Sie kommt gerade aus dem DNA Labor, will eigentlich zu Ryan, um ihm ihre Ergebnisse vorzulegen. Sie arbeiten gerade gemeinsam an einem schwierigen Fall, aber auf einmal taucht Marc auf.
„Hi Calleigh. Freust du dich, mich zu sehen?"
Nein, tut sie nicht. Ehrlich gesagt nervt es sie gerade ziemlich. Warum muss er ausgerechnet hier her kommen, dabei haben sie überhaupt nichts ausgemacht. Na ja, höchstens, dass sie wegen eines weiteren Abends telefonieren werden. Sie hatte ihm beim letzten Mal versprochen anzurufen und hatte es heute Abend vorgehabt. Aber nun ist er höchstpersönlich, ganz von selbst, erschienen.
Sie antwortet nicht auf seine Frage, schaut ihm nur kühl ins Gesicht. „Was machst du hier?"
Marc macht einen Schritt auf sie zu und lacht. „Ich will dich einfach nur sehen."
Calleigh wird heiß. Aber nicht vor Freude, sondern vor Wut. Als dann auch noch Ryan um die Ecke biegt und auf sie zu kommt, scheint es perfekt zu sein. Achtung Ironie.
„Hey Cal!", begrüßt er sie ziemlich außer Puste. Er muss vorher gerannt sein „Ich hab dich schon gesucht, ich muss dir unbedingt was zeigen, Alexx hat was am Körper des Opfers gefunden, sieht komisch aus und..." Er hält inne. Erst jetzt scheint er Marc bemerkt zu haben, der ihm freundschaftlich seine Hand hinhält.
„Hi, ich bin Marc. Calleighs Freund, falls sie es noch nicht wissen."
Scheiße, denkt Calleigh. Was sagt der denn da? Sie spürt, wie ihr Gesicht heißt wird. Sie sieht zu Boden, beißt sich auf die Lippen. Überall hinsehen, nur nicht in Ryans verletztes Gesicht.
„Hi.", hört sie Ryan neben sich sagen. Seine Stimme klingt belegt und aus den Augenwinkeln sieht sie, wie seine Hand zögernd die von Marc ergreift. „Ryan. Ähm, Ryan Wolfe."
„Freut mich sie kennen zu lernen. Calleigh hat schon viel über sie erzählt.", flötet Marc, so dass sie ihm am liebsten eine Ohrfeige gegeben hätte. Der tut ja grad so, als wären sie verheiratet!
Sie sieht ihm ins Gesicht, kein Versuch, ihre Wut zu verstecken. Aber er scheint das gar nicht zu merken, lächelt sie nur an und fragt: „Wie es aussieht bist du gerade etwas beschäftigt."
„Ja.", antwortet sie knapp, sein Lächeln nicht erwidernd. Sie sieht aus den Augenwinkeln, wie Ryan stumm neben ihr steht. Wieder sind ihre Hände nur ein paar Zentimeter voneinander entfernt.
„Tja, dann..." Marc streicht über seine zurecht gegelten Haare und grinst verlegen. „Wie wär's, wenn ich dich nachher einfach abhole? Dann lade ich dich zum Essen ein."
„Okay.", sagt Calleigh, eine Spur zu kalt, als sie eigentlich beabsichtigt. Sie will nur, dass er geht.
„Schön." Marc strahlt, macht noch einen Schritt auf sie zu und drückt ihr einen Kuss auf die Wange. Die Stacheln seines Drei-Tage-Bartes stechen sie. Außerdem stinkt er nach Rauch.
Dann geht er endlich und Ryan und sie stehen alleine da. Schweigend. Aber diesmal ist es eine andere Stille. Calleigh weiß, mit jedem Wort, das sie jetzt hierüber sagt, würde sie nichts besser machen. Nein, vielleicht eher noch schlimmer. Deshalb sagt sie gar nichts darüber, nur: „Dann geh ich mal zu Alexx."
Auch sie geht und lässt Ryan hinter sich. Sie brauch sich gar nicht erst umzudrehen, um zu wissen, welches Gefühl sich nun in Ryans Augen wiederspiegelt.
-R-
Scheiße. Damit ist das Gefühl, das er in diesem Moment in sich spürt, am besten zu beschreiben.
-C-
Ryan sieht sie im Laufe des Tages nicht mehr an. Gibt ihr nur Antworten, wenn es unbedingt sein muss und diese sind sehr bissig. Er tut ihr Leid. Sie fühlt sich schrecklich, aber was soll sie machen?
Reden?
Aber wie? Außerdem ist hier der definitiv falsche Platz dafür.
Dann eben abwarten, wie es sich weiter entwickeln wird. Vielleicht legt es sich ja wieder. Aber vielleicht reicht nicht, wispert eine Stimme in ihrem Kopf. Sie will Ryan nicht verlieren. Nicht jetzt. Niemals. Sie waren sich so nah wie nie, sie hatte sich richtig gut gefühlt und Ryan auch, und dann soll das ein klitzekleiner Besuch von Marc und dessen kleine Lügen das alles einfach so zerstören?
Bei nächster Gelegenheit, entschließt sie sich, wird sie mit ihm reden. Alleine.
Marc kommt herein, streckt die Arme aus und drückt sie an sich. Er riecht nicht mehr nach Rauch, sondern nach Hugo Boss Parfum. Sein Bart ist immer noch da, aber diesmal sieht er nicht so ungepflegt aus wie vorhin. Diesmal scheint er zum Gesamtbild zu gehören. Doch sein Mittelscheitel ist immer noch da. Er selbst findet ihn höchstwahrscheinlich unwiderstehlich. Oder er denkt, dass sie ihn unwiderstehlich findet. Wie auch immer. Tatsache ist, dass sie ihn schrecklich findet. Also, den Mittelscheitel.
„Hallo, mein Häschen."
Häschen, wie kindisch! Sie runzelt die Stirn, als er ihre Hand nimmt, diese zum Mund führt und schließlich küsst.
„Gehen wir, Milady?"
Als Antwort nickt sie nur schnell. Sie fühlt sich unwohl. Irgendwas hat er vor. Nur was?
Sie verlassen das Gebäude, stehen nun direkt davor. Es dämmert bereits, aber diesmal gibt es keinen Sonnenuntergang. Keine zirpenden Grillen und kein Rauschen des Windes.
Marc hält sie am Arm fest, so dass sie stehen bleibt. Er sieht ihr tief in die Augen und nimmt ihre Hände in seine. Gegen seine wirken ihre winzig und zierlich, wie die einer Elfe im Vergleich zu denen eines Bären.
„Ich liebe dich.", sagt er einfach so, ohne Vorwarnung. Sie ist wie erstarrt, spürt, wie sie sich verkrampft, als er sie zu sich zieht. Er fasst eine Stelle an, wo nur jemand hinfassen darf, dem sie es offiziell gestattet. Sie versucht sich aus seinen Armen zu befreien, ihn zu schlagen, aber sein Griff ist zu fest. Sie schafft es nicht.
Eine Sekunde später drückt er seine Lippen auf ihre. Sein Bart kratzt sie, sein Atem riecht nach Aschenbecher. Ihr Herz klopft ihr bis zum Hals, das Blut rauscht in ihren Ohren und sie denkt nur noch an eins: Weg.
In diesem Moment fällt ihr nicht ein, wann sie das letzte Mal so eine Angst verspürt hatte. Sie hat tatsächlich Angst. Marc hört nicht auf sie anzufassen. Es ist einfach nur eklig und sie kann nicht schreien, weil er ihr seine nasse, glitschige Zunge in den Hals steckt. Zunge. Die einzige Möglichkeit, ihm zu entrinnen, ist diese.
Marc hatte wahrscheinlich noch nie in seinem Leben solchen Schmerz verspürt. Wie denn auch, wenn man täglich im Reichtum aufwächst, nie in Berührung mit Gefahren und Abenteuer.
Laut und schmerzvoll schreit er auf, nachdem ihm Calleigh fast seine Zunge abgebissen hatte. Aber jetzt ist sie frei. Sie steht vor dem sich in Schmerzen krümmenden Mann, keuchend und versucht sich einigermaßen wieder zu beruhigen. Ihre Beine sind unfähig sich von der Stelle zu bewegen, weil ihre Knie zittern.
Marc hält sich den Mund, sieht sie hasserfüllt an. „Spinnst du?", schreit er sie plötzlich an, macht schnelle Schritte auf sie zu.
„Komm, du willst es doch auch!"
Er packt sie am Arm, zieht sie an sich ran. Sie schreit. „Lassen sie mich los!" Unbewusst siezt sie ihn. Aber irgendwann hatte sie mal gehört, dass die Leute eher hinhören, wenn man seinen Gegenüber in so einem Fall siezt.
„Ich sehe es dir doch an!"
Nichts ist mehr da. Nichts mehr, von dem alten, charmanten Marc. Nichts von seiner Eleganz, seinem Stolz. Er ist furchteinflößend.
Und ganz plötzlich ist er da. Sie nimmt ihn erst als einen dunklen Schatten wahr, der sich auf Marc stürzt, so dass dieser Calleigh loslassen muss, um seinen Angreifer abzuwehren.
„Lass sie in Ruhe, du Mistkerl!"
Ryan.
Sie schließt vor Erleichterung die Augen, nur für einen Moment. Ihr Herz macht einen riesigen Freudensprung, sie kann förmlich spüren, wie ihr die Angst langsam von den Schultern rutscht und ihr ist es egal, woher Ryan gerade kam, wie er aus dem Nichts aufgetaucht war. Hauptsache ist, dass er jetzt da ist.
Auch wenn Marc für einen Moment irritiert ist, weil er nicht mir Ryan gerechnet hatte, trotzdem ist er fast einen ganzen Kopf größer als er und ihm damit ziemlich überlegen.
Marcs Faust trifft Ryan hart, mitten ins Gesicht. Taumelnd geht Ryan zu Boden, beide Hände vor dem Gesicht, vor Schmerz keuchend.
„Ryan!" Calleigh ist plötzlich wie aus ihrer eisigen Starre erlöst, eilt zu dem am Boden sitzenden Ryan. „Ryan, steh auf!" Doch er stöhnt nur, will die Hände nicht von seinem Gesicht nehmen, auch wenn sie versucht sie weg zu zerren.
Sie hebt den Kopf. Marc steht da, sieht fassungslos auf seine Hand, als könne er nicht glauben, was er hier eben getan hatte. „Was habe ich nur getan?", hört sie ihn murmeln.
„Verschwinde einfach.", zischt sie. Mehr Hass kann man gar nicht in seine Stimme reinbringen. Sie zittert vor Wut und Erregung. „Und wage es ja nicht, dich noch einmal in meiner Nähe blicken zu lassen."
Für einen Moment denkt sie, er würde nicht gehen, weil er sie nur anstarrt, wie in Trance, immer noch beide Hände vor dem Gesicht erhoben. Doch dann rennt er weg, stolpert die Stufen runter. Sie beobachtet, wie sein Schatten zu einem der Autos stürzt und dieses wenig später mit quietschenden Reifen davonfährt.
„Ryan!" Sie kniet sich zu ihm nieder, legt beide Hände auf seine Schultern und schüttelt ihn sanft. „Ryan, steh auf."
Er nimmt die Hände vom Gesicht, den Mund geöffnet. Vor Schmerz, das kann sie in seinen Augen sehen. Sein Brustkorb hebt und senkt sich, als würde er nur schwer Luft bekommen. Wahrscheinlich wegen des Schocks. Seine Nase blutet sehr stark. Trotzdem hört er auf sie. Er steht auf.
„Geht's?", fragt Calleigh, nimmt seine durch sein Blut rot gewordene Hand, um ihm aufzuhelfen, stützt ihn und kramt gleichzeitig in ihren Hosentaschen nach einem Taschentuch, findet aber keins. Ryan nickt, hält sich den Kopf, als hätte er Kopfschmerzen und stöhnt, so dass es ihr tatsächlich vor Mitleid fast das Herz zerreist.
„Es tut mir so leid."
Eigentlich will sie ihm in diesem Moment noch so viel mehr sagen, aber er würde sowieso nicht richtig zu hören. Er beugt sich im Stehen nach vorne, hält sich mit einer Hand die immer noch blutende Nase, schwer atmend. Ihr fällt auf, dass er ihre Hand mit seiner anderen Freien immer noch festhält, als brauche er sie als Stütze um nicht umzufallen. Und sie lässt ihn. Ihr ist es egal, ob seine Hand blutig ist. Er tut ihr so verdammt leid. Nur wegen ihr. Nur weil sie mit diesem Marc ausgehen musste. Er war ein totaler Reinfall gewesen.
„Ich kann dich so nicht heimfahren lassen." Ihr Mund macht sich selbständig. Ihre Lippen sprechen schneller, als sie nachdenken kann. Aber in diesem Moment versucht sie nicht dagegen anzukämpfen. Sie lässt sie einfach weiter sprechen. „Du fährst jetzt mit mir heim."
Ryan sieht auf, die Hand immer noch seine Nase bedeckend, so als könne er nicht glauben, was er da eben gehört hatte. Dann richtet er sich ganz auf und stöhnt. „Es tut so scheiße weh."
Wie er da so steht, die Nase nach oben gestreckt, dass sie nicht so stark blutet, die Hand darunter wie eine Schale haltend, um sein Hemd und den dunkelgrauen Blazer vor roten Flecken zu schützen, muss sie beinahe schon wieder lachen. Es ist aber kein böses Lachen, sie lacht ihn nicht aus. Es ist eher ein Mitleidslachen. Schwer zu definieren, aber irgendwie sieht er in diesem Moment wieder so...süß aus.
„Das ist nicht witzig! Ich rette dich vor diesem Monster und zum Dank werde ich ausgelacht.", empört er sich. Dennoch hört sie seinen gespielten Tonfall raus. Anscheinend scheint er wieder seinen Humor gefunden zu haben. Sie an seiner stelle wäre wahrscheinlich ziemlich sauer gewesen. Wenn er sich mit einer anderen getroffen hätte, ohne ihr davon was zu...Moment mal! Sie will doch gar nichts von ihm! Eigentlich.
In diesem Moment, merkt sie, dass ihre Hände sich immer noch halten. Er merkt es auch und zieht seine aus ihrer.
„Oh, tut mir leid." Er näselt ein bisschen.
„Macht doch nichts." Sie lächelt ihn an, sieht kurz auf ihre Hand, die ganz rot ist. Aber es ist ihr wirklich egal. Sie kann immer noch seine darin spüren.
„Hast du vielleicht ein Taschentuch, oder so?" Die leise Hoffnung in Ryans Stimme lässt sie aus ihren Gedanken erwachen. Er steht immer noch so da, versuchend das Blut abzufangen. Sie erinnert sich daran, dass Ryan in manchen Dingen fast schon neurotisch sein kann. Bestimmt ist dies hier eines seiner Lieblingshemden und er kann es einfach nicht verkraften, es nicht sauber zu sehen.
„Nein." Sie schüttelt den Kopf. „Komm mit." Sie dreht sich um, steigt die Stufen runter, in Richtung, in der ihr Auto steht. Sie hört an seinen Schritten, dass Ryan ihr folgt.
Und plötzlich sitzen sie beide in Calleighs Wagen, sie am Steuer, er auf dem Beifahrersitz. Wieder mal schweigend, während draußen die Dunkelheit die Landschaft in den Schatten hüllt. Während schwarze Bäume an ihnen vorbeifliegen. Hin und wieder kommt ein anderes Auto ihnen entgegen mit hellen Schweinwerfern. Er sitzt genauso da, wie er vorhin gestanden hatte. Die Hand nicht von seinem Gesicht nehmend.
Sie sind auf dem Weg zu Calleigh nach Hause. Keine Ahnung, wie es da weiter gehen soll...Also, natürlich hat sie ihn nur mitgenommen, weil er bestimmt nicht selbst fahren hätte können, in diesem Zustand. Bei ihr daheim wird er sich einfach ein bisschen frisch machen und dann wird sie ihn wieder zurück fahren, da wo sein eigenes Auto steht. Mehr nicht. Natürlich nicht!
Sie sind angekommen, Ryan steigt ächzend aus dem Wagen. Es ist nicht gerade einfach, sich nur mit einer Hand abzuschnallen und die Tür aufzumachen und dann auch noch aussteigen. Sie steigt auch aus, definitiv leiser als er, aber schließlich wurde sie ja auch nicht von Marcs Faust mitten im Gesicht getroffen.
Sie gehen nebeneinander auf ihr Haus zu, das bedrohlich und groß im Schatten liegt. Sobald sie die ersten Stufen erreicht hatten geht das Licht über der Tür an. Als sie oben angekommen ist, kramt sie in ihrer Hosentasche, steckt den Schlüssel ins Schloss, dreht ihn. Es klickt und die Tür springt auf. Sie dreht sich um. Ryan sieht sie an. Erwartungsvoll, aber da ist noch was anderes. Sie sieht ein bisschen Angst in seinen Augen. So, als wüsste nicht, was ihn erwartet. Die Hand hatte er nun runtergenommen, seine Nase blutet nicht mehr ganz so stark, nur noch ganz wenig.
Sie lächelt ihn aufmunternd an, nimmt ihn am Arm und zieht ihn langsam und sanft mit sich in die dunkle Wohnung.
