3. Kapitel

Tess hatte Claire in Rekordtempo ins Krankenhaus gefahren und parkte direkt vor dem Notfalleingang. Sie war zutiefst in Sorge, denn Claire war immer noch bewusstlos. Panisch schnappte sich Tess den erstbesten Pfleger und schrie ihn beinahe zusammen. Der arme Mann verstand nur, Schwester... Ohnmächtig... Wagen. Schnell reimte er sich den Rest zusammen, schnappte sich eine Rolltrage und ging zum Ausgang. Vorsichtig hob er Claire aus dem Wagen und schob sie ins nächste freie Behandlungszimmer.

Tess hatte das Gefühl das die Untersuchung Stunden dauerte. Die anderen waren inzwischen auch angekommen und nun warteten sie gemeinsam auf weitere Informationen. Endlich kam ein Arzt auf sie zu.

"Ich suche die Angehörigen von Miss McLeod" fragte er.

"Ich bin ihre Schwester!" beantwortete Tess seine Frage.

"Wer von den anwesenden Männern, ist der Partner von Miss McLeod?" fragte er weiter. Alex und Nick sahen sich bestürzt an.

"Keiner!" sagte Jodi vorlaut.

"Ok, dann würde ich sie bitten mit mir mit zukommen" wandte sich der Arzt an Tess und ging voraus. Tess folge ihm zögernd.

"Warum wollte er wissen, wer Claires Partner ist?" wunderte sich Nick. Ratlos sah er Alex und Jodi an.

Jodi fing an zu grinsen "Ja wer weiß, vielleicht ist Claire ja schwanger!" witzelte sie.

Alex und Nick sahen sie zweifelnd an.

"Ist doch war, möglich ist alles!" rechtfertigte sich Jodi Schulterzuckend.

Tess saß dem Arzt gegen über und sah ihn erstaunt an.

"Sind sie sicher?" fragte sie ihn leicht schockiert. Dieser nickte "So sicher wie es nur geht." antwortete er ernst.

"Huuuu, und ich soll es ihr beibringen?" wollte sie weiter wissen.

"Normalerweise nicht, aber in Anbetracht der Umstände, denke ich, es wäre so am Besten" antwortete der Mediziner.

Tess nickte "Ok, ich mache es, kann ich zu ihr?"

"Wenn sie wollen, ich bleibe in der Nähe, falls etwas sein sollte." bot er ihr an. Tess nickte dankbar.

Er stand auf und zeigte ihr den Weg, vor Claires Zimmer ging er zur Seite und liess sie eintreten.

Claire lag auf dem Bett und starrte die Decke an. Sie hörte wie jemand eintrat und grinste verlegen als sie Tess sah.

"Na, so ein Ende hätten wir uns beide nicht vorgestellt." begrüßte sie ihre Schwester.

Tess sah sie ernst an und versucht zu lächeln.

Claire sah sie nun Stirnrunzeln an.

"Was ist los? Was hat der Arzt gesagt? Was fehlt mir?" fragt sie nun beunruhigt.

"Nichts, ehrlich, dir fehlt nicht. Eigentlich hast du was zuviel!" meinte Tess leise.

"O Gott, was ist es? Ist es sehr schlimm?" panisch sah Claire Tess an.

Tess schmunzelte. "Nun Claire, es ist nicht schlimm..." Claire sah sie erleichtert an "... du bist nur ein bisschen schwanger!" endete Tess.

Claire blieb der Mund offen stehen.

"Was? Nein! Nicht das! Alles andere! Nur nicht das!" Claire konnte nicht verstehen was sie so eben gehört hatte.

Nick, Jodi und Alex hörten Claires Stimme, die immer lauter wurde und folgten dem Lärm.

"ICH...NEIN... DIESER... VERDAMMTE MISTKERL...ICH BRING IHN UM!"

Alex kam ins Zimmer und sah sie erstaunt an. Nick und Jodi folgten ihm und sahen das gleiche.

Claire sass im Bett und war ausser sich! Tess stand daneben und hatte Mühe ein Lachen zu verkneifen. Der Arzt stand etwas abseits und wusste nicht genau was er davon halten sollte.

"Was ist hier eigentlich los?" wollte ein sichtlich irritierter Alex wissen.

Claire sah mit wütend funkelnden Augen an.

"WAS LOS IST!... DU FRAGST WAS LOS IST... DU UND DEINES GLEICHEN!... ZWEI MINUTEN SPASS UND WIR FRAUEN DÜRFEN ES 18 JAHRE AUSBADEN!... DAS IST LOS...! DU...DU...DU... MANN DU!" warf sie Alex an den Kopf.

Nick begann zu grinsen während Alex sie entgeistert ansah.

"DU LACH NICHT!.. DU BIST JA AUCH SO EINER!" schrie Claire nun Nick an. Tess konnte sich nun auch nicht mehr halten. Jodi blickte verwundert hin und her...und begriff! Sie stimmte in das Lachen von Tess und Nick ein.

Claire sah die drei wütend an und dann zu Alex. Sein Anblick liess ihre Wut verschwinden. Sie begann nun ebenfalls leise zu lachen.

Alex stand da und sah so verzweifelt aus. Claire erinnerte sich, was sie ihm in ihrer Wut an den Kopf geworfen hatte und musste nun lauter lachen.

"Was ist hier eigentlich los? Warum lacht ihr?" Alex war nun auch wütend. Er hasste es wenn man Witze auf seine Kosten machten.

Mitleidig sah ihn nun Claire an.

"Es war wohl etwas zu viel heute. Tja Schwangere sollten sich da vielleicht etwas schonen."

Alex sah sie verdattert an "Von dem bisschen Tanzen?" fragte er trottelig, der nicht ganz verstanden hatte, was ihm da gerade mitgeteilt wurde.

Nun konnte der Arzt auch nicht mehr das Lachen verkneifen.

Alex brauchte einen Moment, bevor er seinen Fehler bemerkte.

"Oh... sorry...ich..wollte...ich mein...ich... weiss wie... nur wir..." Alex stotterte und wusste nicht wie er aus dieser Nummer kommen sollte.

"Alex,... Peter! Er ist der Vater!" Claire konnte Alex Versuche nicht mehr mit ansehen. "Aber bei der nächsten Gelegenheit erkläre ich dir gerne, wie das mit den Babys geht. Eins kann ich dir versichern, es hat nichts mit Tanzen zu tun!" Claire konnte sich diesen Seitenhieb nicht verkneifen.

Alex sah sie an und stimmte nun ins allgemeine Lachen ein.

Claire dachte spät in der Nacht darüber nach, was sich heute so ereignet hatte.

Nachdem der Arzt sie ermahnt hatte, sich etwas zu schonen, hatte er sie entlassen.

Schwanger! Von Peter! Ihr Leben war als Single bereits kompliziert. Wie sollte es allein erziehende Mutter werden? Claire wusste nicht genau was sie nun machen sollte. An Schlaf war nicht zu denken. Sie stand auf und zog sich an. Leise schlich sie aus dem Haus und ging zu den Pferdeställen. Beim Reiten hatte sie immer die besten Ideen.

Claire ritt nicht lange, sie wollte nur zu ihrem Lieblingsplatz gehen und nachdenken.

Als der Tag sich ankündigte machte sie sich auf den Weg zurück. Sie hatte eine Entscheidung getroffen.

Tess war bereits aufgestanden und machte sich etwas Sorgen. Sie hatte bemerkt, dass Claire weg war und konnte sich denken wo sie war. Aber sie wollte noch etwas warten. Sie atmete befreit auf als sie Claire ankommen sah.

"Hey da bist du ja! Ich hatte mir etwas Sorgen gemacht" begrüßte sie Claire.

Diese stieg am und sattelte da Pferd ab.

"Ich musste so übereiniges nachdenken." sagte sie, während sie ihr Pferd abtrocknete.

"Das kann ich mir denken. Ist was dabei raus gekommen?" fragte Tess vorsichtig.

"Ich werde es Peter sagen. Er hat ein Recht es zu erfahren. Ich will nicht, dass mein Kind aufwächst ohne zu wissen wer sein Vater ist." Claire sah Tess ernst an. Diese nickte verständnisvoll.

"Gehst du zu ihm zurück?" wollte Tess weiter wissen.

"Nein, Peter und ich das ist vorbei" sagte Claire.

"Gut, komm las uns rein gehen. Meg macht dir sicher ein Mordsfrühstück." Tess sah sie erwartungsvoll an. Claire lachte auf "Oja, sie wird mich sicher mästen wollen."

Sie legte ihren Arm um Tess Schulter und so gingen beide zusammen ins Haus.

Mittlerweile waren drei Wochen vergangen und Claire hatte mit Peter alles besprochen. Er hatte zwar gehofft, dass Claire zu ihm zurückkommen würde, aber nichts was er gesagt hatte, konnte sie umstimmen. Nicht einmal die Tatsache, dass er die Scheidung eingereicht hatte konnte sie überzeugen. Er akzeptierte widerwillig ihre Endscheidung.

Alex wurde ihr gegenüber so richtig fürsorglich, den Anblick der bewusstlosen Claire in dieser Diskothek, hatte er nicht vergessen. Er hatte sich vorgenommen ein wachsames Auge auf Claire zu werfen.

Aus diesem Grund war er heute mit ihr unterwegs. Sie wollten gemeinsam die Zäune an der gemeinsamen Grenze kontrollieren.

Sie waren schon einige Zeit unterwegs und sie unterhielten sich über vieles.

Als sie den letzten Pfahl ausgewechselt hatten, luden sie ihre Materialien ein.

Claire fühlte sich auf einmal nicht so gut.

"Alex können wir zurückfahren? Ich glaub ich hab für heute genug." fragte sie Alex.

Er sah sie besorgt an "Alles ok?"

"Ja, ich denke nur, dass es für heute zuviel war." beruhigend lächelte sie ihm zu.

Er verlud noch die restlichen Sachen und fuhr los.

Claire wurde es immer übler. Sie hatte Schmerzen und ihr war schwindlig.

Claire krümmte sich plötzlich, eine Schmerzwelle erfasste sie.

Alex sah besorgt zu ihr rüber. "Claire was ist los?"

"Alex, irgendetwas stimmt nicht! Das Baby! Ich glaube ich blute!" ängstlich sah sie ihn an.

Alex verstand und wendete den Wagen. "Ich fahre nach Killarney, da kann ich dich mit dem Hubschrauber schneller ins Krankenhaus bringen" informierte er sie.

Claire krümmte sich immer weiter.

Nach wenigen Minuten erreichten sie Killarney. Harry stand am Weg und besprach er etwas mit einem seiner Arbeiter. Besorgt sah er zu Alex und Claire rüber.

Alex stieg aus und rannte um den Wagen. "Dad ist der Hubschrauber voll getankt?" rief er dabei seinem Vater zu.

Alarmiert ging Harry rüber „Was ist los, ist was mit Claire?"

"Ja, sie hat Schmerzen und wurde kurz bevor wir ankamen ohnmächtig." klärte Alex seine Vater auf. "Ruf im Krankenhaus an und gib denen Bescheid. Könntest du auch Tess bescheid geben und Peter auch."

Harry nickte und sah zu wie Alex Claire aus dem Wagen hob und zum Helikopter rüber lief. Er war geschockt Claire so zu sehen, aufmunternd winkte er Alex zu, der nun im Begriff war abzuheben.

Harry griff zum Mobiltelefon und wählte die Nummer des Krankenhauses. Während er das tat kam er bei Alex Wagen an. Er wollte bereits weiter gehen, als er Blut auf dem Beifahrersitz sah. Ihm stockte der Atem. Zutiefst beunruhig teilte er dem Krankenhaus mit, was geschehen war. Anschließend Informierte er Tess, die sich gleich auf den Weg machte.

Alex tigerte ungeduldig im Wartezimmer auf und ab und wartete, dass ihm jemand etwas mitteilen würde. Tess kam in Nicks Begleitung an. In wenigen Worten erklärte er ihr was geschehen war. Tess suchte Trost in seinen Armen. Alex wog sie sanft hin und her.

Peter, der von Harry informiert wurde, traf ebenfalls ein. Nick erzählte ihm was Alex ihnen mitgeteilt hatte. Geschockt setzte er sich hin. Die anderen taten es ihm nach.

Ausser Alex, der tigerte weiterhin auf und ab.

Endlich kam ein Arzt, es war der derselbe wie vor drei Wochen.

"Guten Tag zusammen, Miss McLeod ihrer Schwester geht es den Umständen entsprechend gut. Sie schläft im Moment." begann er.

"Was ist mit dem Baby?" fragte nun Peter.

Der Arzt sah ihn betreten an "Leider konnten wir nichts mehr machen, Miss McLeod hatte eine Fehlgeburt. Das ist nicht ungewöhnlich, jede 4. Schwangerschaft endet vor der 12. Woche." sagte er.

Tess sah ihn geschockt an. "Warum?.. Kann... sie..." stotterte Tess.

Der Arzt sah sie verständnisvoll an "Nun es hat viele Gründe, Überarbeitung, Stress doch in diesem Fall lag es anscheinend am Fötus. Etwas stimmte nicht, er war unterentwickelt. Mutternatur hat nur ihre Arbeit getan und es ausgetrieben.

Dank Mr. Ryans schnellem Handeln hat ihre Schwester hat keine Schäden davongetragen. Sie kann weiterhin schwanger werden und gesunde Kinder bekommen" endete er seinen Bericht.

Betreten sahen sich nun alle an! Tess fasste sich als erste „Weiss sie es schon?"

„Ja, aber ich denke sie wird jetzt jede Menge Zuwendung brauchen, um den Verlust zu verarbeiten" antwortete der Arzt.

„Dürfen wir zu ihr" fragt Peter.

„Ja sicher, aber nicht alle auf einmal." sagte der Arzt.

„Tess und Peter, ich denke ihr solltet zuerst gehen." sagte Alex bestimmend.

Die zwei angesprochenen nickten und gingen dem Arzt nach.

Alex und Nick sahen ihnen traurig hinterher.

Bei Claires Zimmer angekommen, lies der Arzt sie eintreten und ging wieder weg.

Claire sah zu ihnen hin, irgendwie schien sie merkwürdig. Tess hätte eine weinende Claire erwartet, aber sie schien sehr gefasst zu sein.

„Hey. Wie fühlst du dich?" fragte Tess vorsichtig.

„Gut, ich denke der Arzt hat euch bescheid gesagt. Ich mein das mit dem Baby." erwiderte Claire. Beide nickten.

„Es tut mir Leid Peter, dass das geschehen ist. Ich weiss nicht, vielleicht hätte ich weniger arbeiten sollen mehr Gemüse essen..." Claire sah ihn traurig an.

„Claire es war nicht deine Schuld. Der Arzt hat gesagt, dass etwas nicht in Ordnung war. Mach dir bitte keine Vorwürfe." tröstete Peter sie.

Tess setzte sich zu Claire aufs Bett und hielt ihre Hand, dankbar drückte diese zu.

Die beiden brauchten keine Worte um sich zu verständigen.

Peter füllte sich überflüssig. Er ging zu Claire gab ihr einen Kuss auf die Stirn und flüsterte leise „Leb wohl Claire!" Er wusste dass es vorbei war, nur das Baby hatte nochmals zusammengeführt.

Claire sah ihn an und nickte ihm zu „Ich wollte wirklich nicht, dass es so zu Ende geht. Danke für die schöne Zeit." flüsterte sie eben so leise. Peter sah sie traurig an, nickte und ging hinaus. Für immer!

Tess sah ihre Schwester erstaunt an. „Das war's? Du lässt ihn so gehen?"

„Tess wir hatten ja vorher bereits alles geklärt. Unsern Streit hatten wir schon begraben. Das Baby war die einzige Verbindung die wir noch hatten. Ich bin froh, dass wir es so friedlich beenden konnten." bestätigte Claire.

Tess sah sie fassungslos an „Claire du hörst dich so an, als währst du glücklich über das was geschehen ist!"

„Nein Tess, natürlich nicht! Ich wollte das Baby nicht verlieren. Aber dass ich es verloren habe, haben sich doch jede menge Probleme in Luft aufgelöst.

Sei ehrlich, wie wäre das ausgegangen? Ich und ein Baby, ohne richtigen Vater.

Wir schaffen es auch so kaum über die Runden. Ich wäre für längere Zeit nicht so Einsatzfähig gewesen. Ich will Kinder Tess, aber ich will es richtig, mit einem Ehemann an meiner Seite, der mir hilft und mich unterstütz.

Es tut weh, glaub mir. Ich hab mich langsam auf das Kleine gefreut, aber so ist es besser, glaub mir" traurig aber bestimmt sah Claire ihre Schwerster an.

Tess verstand was ihr Claire da sagen wollte, irgendwo hatte sie ja auch Recht.

Sie umarmte sie und Claire war froh das Tess es verstand. Lange blieben die beiden so umarmt.

TBC