10. Kapitel

"Was hältst du von dieser ganzen Geschichte?" fragte Tess Nick.

Sie lagen im Bett und ihnen lies der gestrige Vorfall mit Claire und Alex nicht in Ruhe.

"Ehrlich gesagt, ich weiss es nicht!" antwortete er nachdenklich.

"Ich hatte gehofft dass..." begann Tess, aber fuhr nicht fort. Sie hatte Bedenken ihre Gedanken laut auszusprechen.

"... dass sie zusammen kommen?" beendete Nick ihren Satz.

Tess nickte verwundert.

"Tess sieh mich nicht so an! Nur weil ich bei dir so lange gebraucht habe, heisst das nicht, dass ich keine Augen im Kopf habe. Irgendetwas läuft da zwischen den Beiden!" beantwortete Nick ihre stumme Frage.

"Stimmt, aber was?" bestätigte Tess.

"Wenn es nicht Claire und Alex wären, würde ich behaupten sie sind ineinander verliebt." gab Nick zu und sah dabei sehr nachdenklich aus.

"Warum schließt du es bei ihnen aus? Sieh uns an, wir waren Freunde und nun sind wir zusammen!" widersprach Tess sanft.

"Tess, ganz so war es nicht. Als ich dich zum ersten Mal sah hast du mir gefallen und ich wollte dich kennen lernen. Unsere Freundschaft war ein Resultat davon."

Tess sah in erstaunt an. "Was meinst du damit?"

"Tess, ich bitte dich! Ich hatte Interesse an dir und wollte in deiner Nähe sein. Dabei hab ich mich immer etwas mehr in dich verliebt. In deine verrückten Ideen, deine Gutgläubigkeit, deine Art, wie du mit den Leuten umgehst. Wie du dich in das Farmerleben rein gestürzt hast, hat mich fasziniert und deine Schrulle allen Tieren außergewöhnlichen Namen zu verpassen. Ich habe mich in dieses Gesicht verliebt, dass mich immer so neugierig und freundlich an gesehen hat. Dein Lachen, dein Humor, deine Gestik.

Bei Claire und Alex fehlte das. Sie kennen sich seit ihrer Kindheit. Sie kennen sich zu gut und die Vergangenheit des anderen. Ihre Freundschaft ist sehr stark und ihnen ist diese sehr wichtig. Vielleicht zu wichtig um sie für eine Romanze zu riskieren." Nick sah seine Freundin ernst an.

Tess musste schlucken. Sie kuschelte sich an ihn "Von der Seite hab ich das gar nicht gesehen. Ich finde nur, dass sie gut zusammen passen, genau aus den Gründen, die du genannt hast. Ich bin mit Claire nicht aufgewachsen, aber ich kenne sie, ich weiss was sie denkt und was sie fühlt. Ich sehe doch wie gern sie ihn hat, sie vertraut ihm. Immerhin hat sie ihn ausgesucht um an ihm zu üben, was sagt das über ihre Gefühle?" fragte Tess ratlos.

"Eben, dass sie ihm vertraut! Tess, du kennst Claire seit vier Jahren, ich mein ganzes Leben. Ich erinnere mich noch, wie sie war bevor du hier aufgetauscht bist. Claire war nie ein offener, spontaner, lebenslustiger Mensch. Erst durch dich wurde sie lockerer. Claire will sich nun ändern, insbesondere in punkto Männer. Klar, dass sie sich als Sparingpartner jemand aussucht, dem sie vertraut und sich auch blamieren kann, ohne dumm dazustehen. Alex hatte schon immer diesen speziellen Draht zu ihr in diesem Punkt, er weiss dass Claire ihn wegen seinen Frauengeschichten nie verurteilt und deshalb hat er mitgemacht." sagte Nicht vorsichtig.

"Ohh, es ist so kompliziert, können wir was tun?" murmelte Tess.

"Was willst du tut? Du kannst sie nicht zwingen sich ineinander zu verlieben, halte dich da raus und sei für sie da. Wer weiss, vielleicht überraschen uns die Beiden und werden doch ein Paar. Wir haben ja unseren Weg auch gefunden." schlug Nick vor.

Tess grunzte missbilligend, aber sagte nichts mehr, denn Nick hatte so eben angefangen sie sehr zärtlich zu streicheln. Sie wollte diese Berührung nun genießen und das was folgen würde.

Ein Monat war seit dem vergangen und Claire und Alex hatten nicht über das gesprochen, was geschehen war. Sie waren zur normalen Tagesordnung übergegangen und waren zufrieden, dass zwischen ihnen alles in Ordnung war. Zumindest schien es so doch in Wahrheit beschäftigten sich beide immer wieder mit diesem Kuss und was er in ihnen ausgelöst hatte.

Natürlich wollten beide die dabei hervorgerufenen Gefühlen nicht mit dem anderen in Verbindung bringen, sondern schoben es auf allerlei andere Dinge.

Claire auf ihre Sehnsucht, endlich als Frau wahrgenommen zu werden und Alex auf Claires vorhergehende anbagger Versuche und dass er eben auch nur ein Mann sei.

Trotzdem hielt er ein wachsames Auge auf Claire, ihm gefiel nicht das sie ein paar Mal mit Vince Lavise aus gewesen war.

Claire hatte ein paar Tage später von Vince ein Telefonanruf erhalten und er wollte den Abend wiederholen. Claire war überrascht dass er angerufen hatte. Sie hatte wirklich gedacht dass Vince kein Interesse an ihr hätte.

Sie waren ein paar Mal zusammen essen gegangen und es war immer sehr unterhaltsam gewesen, so wie auch diesen Abend.

Nachdem Vince Claire nach Hause gebracht hatte, bat sie ihn diesmal mit rein. Beide saßen auf der Veranda und tranken noch ein Glas Wein zusammen.

"Wissen Sie Claire, das Leben hier ist wirklich nicht einfach. Ich dachte tatsächlich ich käme hier her und spiele ein bisschen Cowboy. Doch stattdessen plage ich mich immer wieder mit irgendwelchen Tierkrankheiten, Heilung, Impfungen, Kauf und Verkauf der Tiere und dem üblichen Kram. In den Filmen zeigen sie einem nicht wie anstrengend es ist!" gab Vince zu. Claire grinste vergnügt.

"Oh ja im Film ist immer alles so romantisch, stattlicher Cowboy schnappt sie das unschuldige Mädchen vom Land und sie werden bis an ihr Lebensende glücklich und zufrieden. Umgeben von unangenehmen Gestank, Schweiss und harter Arbeit" foppte Claire ihn.

Vince lachte "Stimmt, doch immerhin hat er das Mädel."

"Vince, darf ich sie Fragen warum sie hierher gezogen sind? Sicher nicht wegen der Landluft und den Frauen!" fragte Claire wieder ernster.

"Ihnen kann man nichts vormachen, Claire. Sie haben Recht, deswegen habe ich das Stadtleben nicht aufgegeben. Ich bin geflüchtet!" gab er zu.

Interessiert sah ihn Claire an.

Vince griff zu seiner Brieftasche und holte ein Foto daraus. Er sah es sich einen Moment an und gab es dann Claire.

Neugierig betrachtete sie das Bild. Es zeigte eine Frau die ein Kind auf dem Arm hatte, beide winkten lachend jemandem zu.

Erstaunt sah Claire Vince an.

"Sie haben eine Familie?"

Vince sah sie traurig an "Hatte!" sage er leise " Sie waren Einkaufen als der Laden überfallen wurde. Einer der Räuber war nervös und auf Entzug. Meine Tochter hatte geweint und er fühlte sie dadurch provoziert und hat sie geschlagen. Meine Frau hatte ihn danach angeschrieen und er hatte die Nerven verloren. Er hat auf sie und meine Kleine geschossen. Beide starben auf der Stelle. Ich hätte dabei sein sollen, aber wie immer arbeitete ich länger." Vince nahm Claire das Foto wieder ab und betrachtete es wieder.

"Ich konnte nicht mehr da bleiben. Amy und Lauren waren mir das wichtigste und nur wegen meiner Arbeit sind sie gestorben."

Claire sah in mitfühlend an.

"Mein Beileid Vince, aber es war nicht ihre Schuld!" sagte Claire.

Vince sah sie nun wieder an "Ich weiss und doch kann ich es nicht akzeptieren. Deswegen kam ich her um zu vergessen und Frieden zu finden." gab Vince zu.

Lange sagte keiner der Beiden etwas und dann begann Vince von seiner Frau und Tochter zu erzählen.

Wie dankbar er war, Amy seit der Schulzeit her gekannt zu haben, dass sie sich so früh gefunden hatten und Eltern geworden waren.

Wie schwer er es danach hatte. Es tat ihm gut mit ihr zu reden und Claire hörte ihm zu.

Als er sich verabschiedete gab er Claire einen freundschaftlichen Kuss auf die Lippen.

"Verstehen sie mich nicht falsch Claire, ich mag sie und finde sie toll." sagte er dabei.

"Aber sie sind noch nicht so weit Vince, nicht wahr?" unterbrach Claire ihn.

Er nickte. "Gut, ich mag sie aber nicht so." sagte sie weiter.

Vince grinste sie an "Danke für den schönen Abend Claire, wir wiederholen das bald ok?" fragte er.

"Ja sehr gerne Vince, Gute Nacht"

Vince ging zu Wagen und fuhr weg.

Claire sah im noch nach und ging dann hinein.

Sie war zu aufgekratzt und war nicht müde. Sie entschloss sich etwas zu surfen, wer weiss vielleicht war ja Wildboy auch on line.

Wildboy: hey fremde auch mal wieder hier, hast dich ja rar gemacht diese Woche.

Begrüßte Wildboy Claire, sie hatte ihm erzählt, was damals mit Alex geschehen war und wie immer hielt sie sich dabei zurück. Sie hatte ihm nur erzählt, dass sie XYZ gefragt hätte und sie geküsst habe und ihr attestiert, dass es nicht an ihrem Küssen lege, dass sie noch solo sei. Nun im Grunde war es ja die Wahrheit, nur etwas abgeschwächt.

HorseWhisper: ja hatte viel um die ohren diese woche. und du? was machst du um diese zeit hier. hattest du nicht ein date?

Wildboy:ja schon, war aber langweilig, bin deshalb abgehauen. wie war dein date?

HorseWhisper: gut sehr gut

Wildboy:hah es wurde geküsst!

HorseWhisper: ja, aber mehr sag ich nicht

Wildboy: oh gemein! da machst du mich heiß und wenn's an eingemachte geht kneifst du!

HorseWhisper: wie bitte?

Wildboy: aber ja doch, komm erzähl! was war denn.

HorseWhisper: wir hatten einen sehr netten und interessanten abend. das muss reichen. der rest ist vertraulich.

Wildboy: ok! das vestehe ich. wie sehen deine weiteren pläne aus?

HorseWhisper: nun, ich fange an mich an diese dating sache zu gewöhnen. irgendwie macht es ja auch spaß.

Wildboy: heisst das du bleibst am ball!

HorseWhisper: ja das heisst es.

Wildboy: und schon einen in ausicht?

HorseWhisper: bis jetzt noch nicht, aber wer weiss.

Wildboy: genau! im schlimmsten fall kannst du ja mit mir ausgehen.

HorseWhisper: na wenn das kein angebot ist. wer weiss vielleicht komm ich darauf zurück.

Wildboy: das angebot steht, so ich muss nun ins bett, cu!

HorseWhisper: ja ich auch, bis demnächst.

Wildboy fuhr den Computer runter und streckte sich in seinem Stuhl. Er dachte an sein Angebot mit dem Date und grinste. Die Aussicht das ausgerechnet er mal ein Internet Date hätte war schon komisch. Eigentlich hatte er das ja gar nicht nötig. Er stand auf und ging schlafen.

Am nächsten morgen war Nick ziemlich nervös, er wollte endlich mit Alex sprechen und der schlief noch. Als er es nicht mehr aushalten konnte, machte er so viel Lärm, dass Alex tatsächlich davon wach wurde.

Müde und säuerlich stand er auf.

"Hey Nick, es ist Sonntag! Heute dürfen wir eine halbe Stunde länger schlafen als sonst." begrüßte er mürrisch Nick und staunte.

Nick hatte nicht umsonst so gelärmt. Er hatte Frühstück gemacht und alles schön bereitgelegt.

Alex sah sich verwirrt um.

"Wo ist Tess?" frage er.

"Tess? Na ich hoffe doch zu Hause" antwortete Nick. "Warum?"

"Na deswegen hier" Alex zeigte auf den Frühstückstisch.

"Das ist für dich!" sagte Nick zu Alex erstaunen.

"Für mich? Warum?" Alex war nun gänzlich verwirrt.

"Nichts ich dachte nur, dass wir uns mal wieder unterhalten sollten. Es ist ja so einiges geschehen." antwortete Nick ruhig.

"Ach ja und worüber wollen wir reden?" Alex setzte sich hin und griff zu einem Brötchen, neugierig sah er nun Nick an.

Der setze sich ebenfalls hin und sah ihn an.

"Nun du weisst ja, dass Tess und ich nun schon eine Weile zusammen sind." begann er.

Alex nickte.

"Du weisst ja wie verrückt ich nach ihr bin!" fuhr Nick fort, Alex nickte wieder.

"Nun ich wollte dich fragen was du..., nun was würdest du denken..., ich mein was hältst du... na du weisst doch!"

Alex sah seinen Bruder verständnislos an. Was brabbelte der nur da!

"Halten! Wovon? Was meinst du?" fragte er verwirrt, doch dann hatte er eine Eingebung!

"Nein! Du willst wirklich...! Echt...! Ihr seid doch gar nicht so lange zusammen. Bist du sicher?" erwartungsvoll sah nun Alex Nick an.

Dieser nickte glücklich.

"Huuu.. mein Bruder will heiraten und das freiwillig! Na da kann ich nur gratulieren!" übermütig umarmte er seinen Bruder.

"Aber warum das Ganze? Sollte es eine Generalprobe sein für Tess? Dann musst du den Antrag noch üben. Dieser Versuch war gelinde gesagt mies kleiner Bruder" lachte Alex verstummte aber, als er in Nicks Gesicht sah.

"Das war keine Übung, es ist ein Bestechungsversuch." gab dieser zu.

"Aha, Bestechung also! Wenn du glaubst ich frage sie für dich, vergiss es!" sagte Alex lachend.

"Nein keine Sorge das mache ich doch selber. Aber ich wollte dich um zwei Sachen bitten"

Alex sah ihn neugierig an.

"Nun ich wollte dich fragen, ob du mein Trauzeuge werden willst." fragte in Nick ernst.

Alex grinste breit, "Aber sicher doch!" Alex freute sich über Nicks Frage, "Gerne und das zweite?" fragte er weiter.

"Nun, ich möchte dich dabei haben, wenn ich es Mom und Dad sage." bat ihn Nick.

Alex wurde ernst "Oho, darum das Frühstück, du hast Schiss!"

Nick sah ihn zerknirscht an "Nun ich denke Dad freut sich, doch Mom wird sicher ein Problem!" gab er zu.

Alex sah ihn immer noch an. Er wusste, dass Nick Recht hatte. Aus irgendeinem Grund mochte seine Mutter Tess nicht. Liz hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie Claires Schwester nicht leiden konnte, während sie Claire dagegen liebte, wie eine eigene Tochter.

Nachdem sie erfahren hatte, dass Nick mit Tess zusammen war, hatte sie immer wieder versucht einen Keil zwischen die Frischverliebten zu treiben, dadurch wurde das Verhältnis zu Nick getrübt. Natürlich gab Liz Tess daran die Schuld, statt sie bei sich zu suchen. Alex verstand, dass Nick ihn dabei haben wollte.

"Dafür hast du ja einen großen Bruder. Klar begleite ich dich und versuche das mütterliche Biest in Mom zu bremsen. Wann fragst du Tess?" Alex sah Nick neugierig an.

"Heute Abend sie kommt hierher!" gab Nick nervös zu.

"Ohh das heisst ich muss mir für heute Abend was einfallen lassen wo ich meinen verbringe!" zwinkerten Alex ihm zu.

Nick grinste "Nun das sollte ja kein Problem werden oder?"

Alex grinste nun auch, denn er hatte eine Idee wo er heute Abend Asyl suchen wollte.

TBC